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cotopaxi

 
"Seit die Dancing-Stars im Fernsehen sind, geht keiner mehr in die Tanzschulen, will keiner mehr tanzen."

Fortbildungsseminar "Medienethik".

"Unsere Kinder werden von niemanden mehr erzogen - außer von verantwortungslosen Medien" lautet provokant mein einführendes Statement, das die moderierende Dozentin vom Publikum eingefordert hat.

Die übliche Reaktion: "Es gibt keine Beweise, dass die Medien an der Verrohung der Jugend schuld sind."

Bitte?

Die US-Army trainiert ihren Kämpfern mit brutalen Computerspielen die natürliche Schießhemmung ab. Zufällig (?) steuern unsere Kids die gleichen Avatare über die heimischen Monitore. Jetzt nutzen pikanterweise amerikanische Psychologen die selben digitalen Szenarien, um traumatisierte Irak-Soldaten aus ihrem Elend zu retten.

Die Wissenschaft kann keinen Zusammenhang zwischen Gewalt und Medienkonsum herstellen.

"Wenn man heute in einen Turnsaal voller Kinder schaut, sieht man vielleicht noch ein Kind, das sich gut bewegt, früher waren dicke Kinder die Ausnahme." (P.Haubner, Präsident der Sportunion Österreich; Kurier, 8.4.2008, S. 17)

Hat das nichts mit Computer und Fernsehen zu tun?

Die meisten Schüler gehören zu den visuellen Lerntypen, viel weniger sind auditiv bzw. motorisch veranlagt, predigen unsere pädagogischen Ausbildner und fordern seit Jahrzehnten den Einsatz multimedialer Unterrichtsmaterialien.
Bloß sind unsere heutigen SchülerInnen vom grenzenlosen Medienkonsum dermaßen übersättigt, dass sie motorische Beschäftigungen brauchen, um motiviert zu lernen. Die Medien haben unsere Kinder in wenigen Jahren völlig umerzogen, total umgeprägt.

Die Medienwissenschafter schlafen ruhig weiter.

In der Zwischenzeit denken unsere Kids wie die Simpsons, lieben wie in youporn und machen, was unsere TV-Stars vortanzen.

P.S.: Natürlich sind die Tanzschulen voll, der einleitenden Satz erstunken und erlogen.

Meine These: Die Medien erziehen uns. Verantwortungslos. Hemmungslos. Pausenlos.
maninmetropolis meinte am 10. Apr, 10:15:
Nicht sie erziehen uns... wir lassen uns erziehen, weil wir es gerne einfach und bequem haben.

Die Medien produzieren nur das was die Leute sehen wollen. Für den Konsum sind wir selbst verantwortlich. 
watch the word antwortete am 10. Apr, 10:38:
nope, so einfach würd' ich es mir nicht machen.

erstens ist eine wichtige differenzierung, was Du/ich/wir unter diesem allgemeinen "wir" in Deinem satz subsummieren.

aber nimm mal kinder & jugendliche. die werden wohl schon in einen hochspezialisierten riesigen und sie vollkommen umformenden apparat aus werbung und medienwelten hineingeboren. da wäre es zynisch, Deine sicht zu ende zu denken und zu schließen, ok., jede(r) ist selbst dafür verantwortlich, sich aus dieser intensiven umklammerung und jeweils lebenslangen prägung zu lösen. wie viel arbeit das ist und wie wahrscheinlich ein gelingen ist, kann sich jede(r) selbst vorstellen.

anderer zugang:
denken wir nur an diese meinungsindustrien (vlg. kulturindustrie, vlg. unterhaltungsindustrie), diese systeme der pr-industrie, der werbe-industrie, der film-industrie etc. etc. etc.
Du stellst als das einzelne individuum gg. diese apparate und sagst, sich gegen diese geballte organisation autonomie zu erhalten liegt ganz in der verantwortung der einzelnen?? 
PeZwo antwortete am 10. Apr, 10:42:
@maininmetropolis
Nein, das sehe ich nicht so.

Die Medien produzieren nicht was wir sehen wollen. Sie wecken in uns Bedürfnisse um diese anschließend auch gleich zu erfüllen. Davon leben sie und eine ganze Industrie. 
teacher antwortete am 10. Apr, 20:12:
Mir ist eigentlich egal, warum die Medien so viel gefährlichen Müll produzieren. Ich verlange, dass sie gegenüber Kindern Verantwortung übernehmen wie Eltern oder Lehrer (also andere Erzieher). Sie sollen wenigstens das Bewusstsein entwickleln, dass sie eine ganze Generation "verführen"! 
Jonas (Gast) antwortete am 16. Apr, 20:22:
Oder vielleicht übernehmen die Erziehenden Verantwortung für ihre Kinder und sorgen dafür dass sie durch gute Erziehung gegenüber "gefährlichem Müll" resistent sind.

Ein vernünftig erzogenes Kind kann seinen Spaß mit einem Ballerspiel haben und trotzdem niemals das Bedürfnis spüren jemandem etwas zu tun. Sollen die Medien Steigbügelhalter fauler Eltern sein? 
BIA (Gast) antwortete am 16. Apr, 21:27:
Mit dem Argument macht man sich's zu einfach. Es gibt ja Phasen im Leben, wo vernünftige Erziehung nur bedingt das Handeln bestimmt. Und die besten, vernünftigsten aller Eltern können ihren kleinen Liebling nicht 24/7 überwachen und verhindern, dass er/sie mit allerlei Zeug in Kontakt kommt, das in diesen Lebensphasen eine gewisse ATtraktivität entfalten kann. Ich möchte auch nicht, dass Drogen frei erhältlich sind, obwohl ich mein Kind dazu erziehe, keine zu nehmen. Man weiß ja nie... 
vbernd (Gast) meinte am 10. Apr, 10:23:
wirr
herr teacher, so gern ich ihren blog lese - dieser post ist eine wirre ansammlung von sätzen, ohne struktur und ohne plan.

was den satz mit der natürlichen schiesshemmung angeht: ich war in meiner jugend begeisterter "killerspieler" - als schüler kann man das ja bis zu 10 stunden am tag betreiben. trotzdem hatte ich beim heer so meine "hemmungen" als es ans schiessen mit scharfer munition ging.
den von ihnen assozierten zusammenhang kann ich einfach nicht nachvollziehen - und "die wissenschaft" auch nicht.
ich bitte bei solchen phrasen, auch wenn sie vielleicht nur zum nachdenken anregen sollten, um quellenangaben...

lg
vbernd 
teacher antwortete am 10. Apr, 10:32:
Es sind Blitzlichter in das Thema. Ausnahmsweise keine durchgängige Geschichte. 
watch the word meinte am 10. Apr, 10:31:
also falls wir 'erziehung' so verstehen, dass es in dieser sozialbeziehung 'erziehung' auch ein subjekt gibt, das erzieht (ein gesellschaftl. subjekt), so sind es wohl nicht die medien, die uns erziehen sondern DURCH die medien andere (gesellschaftl.) subjekte.

oder? 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 10:36:
hä? 
watch the word antwortete am 10. Apr, 10:46:
sorry ;-)

ad begriff:
medium: aus dem lat., aber erst in der aufklärung eingeführtes wort. begriff für: "vermittelt".
das medium "vermittelt" eine wirkung. à la: "luft ist das medium für schallwellen" oder "sie ist ein medium, durch das du kontakt mit deinen ahnen herstellen kannst". :-)

das mediensystem, nun das ist freilich komplizierter. es ist einerseits selbst "akteur" und will z.B. menschen zu fernsehkonsumenten erziehen.
andererseits schreiben wir den massenmedien z.B. auch die gesellschaftliche funktion zu, die menschen von wichtigen ereignissen zu informieren. usw. usw. usw. 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 11:10:
sorry ebenfalls, mein medienwisenschftliches studium ist schon eine weile her, ich beherrsche das universitätensprech nicht mehr. 
teacher antwortete am 10. Apr, 20:18:
Die Umwelt eines Kindes prägt ("erzieht"), dazu gehörten Freunde, Eltern, Lehrer ... auch die unbelebte Umgebung (Verkehrsmittel, Wohnung, Essen etc.) und natürlich alle Figuren und Inhalte aus den Medien. Weil heute Kinder unglaubliche lange vor dem TV, Computer etc. verbringen, ist deren Kraft die wirksamste. Die Ergebnisse habe ich oben angedeutet, sie werden einfach nicht ernst genug genommen. 
kittykoma meinte am 10. Apr, 10:36:
da stimme ich MiM zu. wir müssen nicht. genauso wie wir uns nicht jeden abend betrinken müssen oder fressen müssen, bis der arzt kommt.
massenmedien wurden schon immer für die verrohung der gesellschaft verantwortlich gemacht. ob holzschnittflugblätter, die lynchjustiz ausgelöst haben, ob bänkelsang von mord und todschlag oder groschenheftchen für dienstmädchen, die unkeuschheit produzierten.
ich halte eine sache, die teacher angesprochen hat, für wesentlich problematischer. wir bewegen uns nicht mehr. das bedeutet - auch wenn das jetzt ein riesiger gedankensprung ist - wir gehen mit aggressionen anders um. körperliches ausagieren ist etwas unmittelbares, es ist anstrengend und es ermüdet, aber es befriedigt. unser kopftheater hat immer weniger anschluß an den körper. wir stellen uns s*x vor wie bei you*prn und werden gnadenlos versagen oder enttäuscht sein. wir wollen durch die luft fliegen wie in matrix und heldenhaft alles niedermähen, was sich gegen uns stellt und wir prügeln nur rotsehend auf einen ein, der längst am boden liegt.
nächster gedankensprung: wir verlernen gerade den umgang mit körperlicher gewalt und aggression. aggressivität ist ein menschlicher trieb, genau wie hunger und durst. komplett gewaltvermeidende erziehung versucht, hunde vegetarisch zu ernähren. wer nie erfahren hat, daß schläge und tritte weh tun, der ahnt auch nicht, daß dieser weit ausholende tritt, der im film so cool aussieht, zähne kostet und rippen bricht.
es geht eher um die bewußte entscheidung, gewalt nicht als problemlöser zu verwenden. die läßt sich nur aus erfahrung fällen. (alles andere ist "faß bloß nicht die heiße herdplatte an!")
ich bin eher dafür, nicht jede schulhofkeilerei mit gesprächen zu befrieden. und wenn jungs die mädchen rempeln, die gierigen pfoten in höhe der grade wachsenden brüste, dann gibts halt eine ohrfeige als antwort und nicht den moralischen overkill: schon rempeln ist ein übergriff. 
Nachtblau meinte am 10. Apr, 10:53:
Wer sich und seine Kinder von den Medien erziehen lässt ist selbst schuld, man muss das nicht anschauen, keiner zwingt einen dazu. Kritisches Hinterfragen ist durchaus angebracht, und dann kann man sehr gut mit den Medien leben. 
loosy (Gast) meinte am 10. Apr, 11:57:
aber aber
schön und gut und wichtige gedanken... aber was ist falsch daran, wie die simpsons zu denken? ;) 
teacher antwortete am 10. Apr, 20:24:
Die Simpsons stehen allegorisch für respektlose, ungebildete, taktlose Großmäuler, die traditionelle Werte (Fleiß, Höflichkeit etc.) mit Füßen treten. 
steppenhund antwortete am 11. Apr, 00:08:
Nein, die Lisa ist brav und intelligent.
Und verkörpert damit ungefähr den Durchschnitt wie im wirklichen Leben:) 
teacher antwortete am 11. Apr, 09:00:
... als Kontrapunkt, damit die proletarische Dummheit der anderen schriller glänzen kann. 
kittykoma antwortete am 11. Apr, 10:13:
aber warum nicht? die simpsons sind überspitzte charaktere, die prototypisch für die amerikanische durchschnittsfamilie sind.
sieh dir mal die moliere-figuren an. tartuffe, harpagon, sind das edle menschen? die simpsons sind ein genre, das mit einer ähnlichen überhöhung arbeitet. 
steppenhund antwortete am 11. Apr, 11:04:
:) das stimmt. Ist ein guter Trick, nicht? 
teacher antwortete am 11. Apr, 14:24:
Einverstanden. Bloß will niemand wie Tartuffe&Co. leben, die Kids der heutigen TV-Generation übernehmen aber Sprache, Haltung und Handlungen aus den Simpsons. Das finden wir lustig, solange wir davon nicht betroffen sind. 
kittykoma antwortete am 11. Apr, 14:39:
ja und goethes werther hat eine selbstmordwelle ausgelöst und die lyrik der romantiker das zeitalter der empfindsamkeit eingeläutet. das ist einfach so. 
kaltmamsell meinte am 10. Apr, 14:12:
Vielleicht parallel zur Rolle, die früher Religion und Kirche in der Erziehung hatten? Die von klein auf ein großenteils unmenschliches Wertesystem einimpften, in vielen Ländern die Bildungshoheit besaßen? 
gulogulo meinte am 10. Apr, 14:53:
@ Die US-Army trainiert ihren Kämpfern mit brutalen Computerspielen die natürliche Schießhemmung ab.

lesetipp ... ist zwar etwas länger, aber durchaus interessant. 
teacher antwortete am 10. Apr, 21:28:
Danke für den link.
Ich hab da im "Standard" (vor Jahren) einen Artikel gelesen, der eindeutig dargestellt hat: Die Army hat Probleme mit ihren Kämpfern, die im Ernstfall einfach nicht abdrücken = töten können (bis zu 90 %) - mit Videospielen kann man hier ein routinemäßiges Verhalten einschleifen. Also habe ich geschlossen: Das Videospiel reduziert die Tötungshemmung.
Andere Effekt werden sicher auch genützt, z.B. Koordination und Kooperation. 
Andrea (Gast) meinte am 10. Apr, 18:45:
Wissenschaftliche "Ergebnisse"
Ich hab meine erste Seminararbeit zum Thema "Medien und Gewalt" verfasst. Das Ergebnis: Ja, Medien können (!) Gewalttätigkeiten hervorrufen, müssen aber nicht. Das hängt vom sozialen Hintergrund eines Jugendlichen ab, von seiner Persönlichkeit und so weiter. Aber es ist immer witzig zu sehen, wie wissenschaftliche Ergebnisse nach belieben uminterpretiert werden. Im Bereich der Geisteswissenschaft hat es bisher eher selten eine Untersuchung geben, in der man eine Frage ganz klar mit Ja hätte beantworten können. Aber die Antwort "Ja, es kann..." interpretiere ich als ein klares Ja. Es löst Gewalt aus, nur eben nicht bei allen. Schliesslich hängt es davon ab, ob man von den Eltern vernachlässigt wird, nur wenig deutsch kann, sich keine "coolen" Klamotten leisten kann und wegen all dem möglicherweise noch von den Schulkameraden ausgegrenzt wird - oder ob man der gutaussehende Sonnyboy mit zwei IPods und einem Handy ist, den alle bewundernd anhimmeln. 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 18:53:
der hat auch vor hundert jahren draufgehauen, als es kino und fernsehen noch nicht gab. damals hieß das männerehre und nicht "cool wie rambo". die orientierungen ändern sich nicht das gewaltpotential. 
teacher antwortete am 10. Apr, 20:26:
Jene Kinder (aus der bildungsfernen Unterschicht), die am meisten (Gewalt-)Videos schauen, sind am gefährdetsten, oder? 
teacher meinte am 10. Apr, 20:33:
BITTE sagt mir nicht, dass es früher auch einflussreiche Medien gegen hat. Keiner ist täglich stundenlang vor einem pornographischen Holzschnitt gesessen, hat sich am Abend 10 zerrissene Leichen angesehen und zum Wochenende 100e Gegner abgeschossen.

Unsere "digital natives" sind auch "criminal natives" - und wir schauen weg, weil sich angeblich nichts geändert hat. 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 20:44:
nein, man ist zu live-hinrichtungen und -folterungen gegangen. ist das schon vergessen? das waren anlässe zu volksfesten, wenn jemand aufs rad geflochten, verbrannt, geköpft oder gehängt wurde. die leichten unterhaltungen waren das öffentliche anpassen des spanischen stiefels oder der pranger.
körperliche gewalt beherrschte den öffentlichen raum und die nachrichten darüber wurden per flugblatt, später per zeitung weitergetragen. allerdings gab es kaum pornografie. im gegensatz zu gewalt war sex nichtöffentlich.
edit: nicht zu vergessen die alltägliche gewalt. prügelstrafe zu hause und in der schule. da ist es wesentlich harmloser, stundenlang "gesichter des todes" anzusehen.
das einflußreichste medium war sprache. einfach mal märchen vor der bereinigung durch die brüder grimm lesen. das waren horrorgeschichten und die wurden abends in der peer-group (d.h. beim gemeinsamen arbeiten der mädchen an der aussteuer unter geduldetem beisein der männlcihen dorfjugend) erzählt wurden. 
teacher antwortete am 10. Apr, 21:10:
Nein.
Solche Spektaktel waren aussergewöhnliche Attraktionen, heutige Mediengewalt ist ständig prägend (= völlig normal) präsent. Und das in schlimmsten Versionen - das hat es nie gegeben. 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 21:13:
aber das gewalt alltäglich war, läßt sich doch wohl nicht von der hand weisen. ebenso wie gewaltdarstellungen wie z.b. die martyrien in den kirchen.
ich halte diesen spruch von der verrohung der jugend für einen uralten allgemeinplatz seit sokrates. 
teacher antwortete am 10. Apr, 21:20:
Die Mächtigkeit, die Qualität, die Kraft der heutigen Medien ist mit den alten Darstellungen in keiner Weise vergleichbar.
Diese Vorstellung, dass sich seit Sokrates nichts geändert hat, macht mir deswegen Sorgen: Die heutigen Kinder kleben bewegungslos und ferngesteuert vor den Bildschirmen und sind mit den Kindern vor 20 Jahren nicht mehr zu vergleichen (s.o.), das hat sich eine Revolution abgespielt und wir haben sie nicht bemerkt! 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 21:41:
jedes medium hatte in seinem historischen kontext enorme wirkung. ein fahrender sänger, der in ein dorf kam, dessen bewohner kaum die nächste stadt kannten, und der dort von seeungeheuren und drachen erzählt, hat genau so eine wirkung wie heute die internetfilmchen. es gab ganze landstriche, die sind nach jerusalem aufgebrochen, um den heiland zu rächen. die schilderungen von höllenqualen und märtyrertoden, zusammen mit den bildern in den kerzenbeleuchteten kirchen (nicht vergessen, wir beten eine leiche an, die den foltertod gestorben ist), das hatte enorme wirkung. die größere qualität der heutigen bildlichen darstellungen kann eher ernüchtern, weil die phantasie kaum noch dazwischen kann.
ich habe das größere problem, daß heute fast alles nur noch im kopf passiert. die schläge, die angesehen werden, tun nicht weh. die vermeintlich lustigen "unfälle" hinterlassen keine blutenden toten, denn dann wird abgeblendet. jugenliche lernen nicht mehr einzuschätzen, was sie mit ihrer kraft anrichten können bzw. wo sie selbst versagen und verprügelt werden, statt wegzurennen. das sind essentielle erfahrungen, die kaum noch oder angeleitet durch den film im kopf gemacht werden.
und daß sich seit sokrates nichts geändert hat, halte ich für relativ normal. das ist der tierische anteil in menschen. der schwankt, der prägt sich mal hier mal da aus. es gab mal gladiatorenkämpfe, es gab mal duelle auf leben und tod wegen kleinigkeiten. es gibt s-bahn-surfer. es gibt illegale autorennen. ich glaube, es war in mitteleuropa noch nie so gewaltarm und friedlich wie heute (sehen wir jetzt mal von unseren türkischen und arabischen mitbürgern ab, die haben andere haltungen zu gewalt). und wenn männer älter als 23 geworden sind, steht ihnen statistisch nichts mehr in wege, das höchstalter zu erreichen. und wenn sie über die schwelle weg sind, fangen sie an, auf die verrohte jugend zu schimpfen ;)
aber um noch mal auf den ausgangspunkt der diskussion zurückzukommen. warum versucht ihr nicht mal, im unterricht eines der faszinierenden videos nachzudrehen? so was jackass-mäßiges, was sie alle cool finden, einen kampf oder so einen lustigen unfall. spätestens wenn einer deiner schüler mit dem bike gegen die wand fahren soll, wissen die leute, das das nur bescheuert ist, mehr nicht. 
teacher antwortete am 10. Apr, 21:55:
In keiner Zeit hat die Jugend so viel (Dummes, Gewaltätiges, Pornografisches ...) über so lange Zeit konsumiert. In keiner Zeit wurden die Kinder von so gewissenlosen Unbeteiligten (über Medien) geprägt wie heute. Da passiert etwas völlig Neues ... und die Wirkungen sind sichtbar.
P.S.: Ich mache Videos mit meinen SchülerInnen, wir haben damit auch schon Preise gewonnen. 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 22:07:
das ist der preis von zivilisation, wohlstand und freiheit. noch nie hat jugend so lange gedauert und war mit so viel freizeit verbunden. noch nie gab es so wenig gesellschaftliche und familiäre kontrolle. wenn familie und bildungsinstitutionen das nicht füllen können und wollen, dann entsteht ein problem.
du hast recht. der größte teil der eltern- und großeltern-generation hat den technischen anschluß verloren, die wissen weder noch können sie sich vorstellen, was jugendlichen im internet alles konsumieren können.
das war doch der größte lacher, daß in deutschland minister über die vorratsdatenspeicherung beschlossen haben, die nicht einmal in der lage sind, sich im internet zu bewegen, geschweige denn einen computer zu bedienen.
zum ps. kannst du mir vielleicht einen link schicken? das interessiert mich. 
teacher antwortete am 10. Apr, 22:16:
zum P.S.: Wenn Du unter www.netdays.at ins Archiv gehst, findest du zwar nicht die vollständigen Videos, aber du kriegst einen Eindruck. Mehr darf und will ich hier nicht verraten. 
kittykoma antwortete am 10. Apr, 22:20:
verstehe ich. 
steppenhund antwortete am 11. Apr, 00:16:
Wenn der Spruch von der Verrohung (seit Sokrates) wahr wäre, könnte man gebratene Kinder überhaupt nicht mehr essen, weil man sie so lange am Feuer halten müsste.
Also ich stimme hier ganz klar kittykoma zu. Gewalt war immer da - und dazu die "ungerechte Gewalt" durch dreißigjährige Kriege, durch Glaubenskriege. Dazu noch stetige Vernaderung und dazwischen mal eine kleine Hexenjadt.
Und wenn wir die so gemütliche Biedermeierzeit ansehen, war die halt eben von der Angst geprägt, dass hinter jedem ein Spitzel von Metternich stehen konnte.
Gefängnisaufenthalte waren auch nicht so das ganz Wahre.
Es stimmt schon, dass Gewalt in den Videos heute drastischer gezeigt wird. Am besten lässt sich diese Haltung ja im Film über Larry Flint (Herausgeber des Hustlers) sehen, der irgendwann seine Pornografie damit verteidigt, dass sie weniger Schaden als die Kriegsfotografie und - Hetze anrichtet.
Da stimme ich übrigens zu. Man kann zur Not ja auch ein bisschen Wilhelm Reich dazu lesen. 
steppenhund antwortete am 11. Apr, 00:27:
Ich bild mir ja schon ein, Internet-literat zu sein, aber auf der www.netdays.at-Seite finde ich nur Filme, die für Wettbewerbe eingereicht sind. Und wenn ich mal von "disconnected" absehe, finde ich Gewalt überhaupt beim ersten Hineinsehen.
Aber ich scheue mich ja auch nicht, einen Tarantino-Film anzusehen. 
teacher antwortete am 11. Apr, 09:04:
Wer selbst Videos gestaltet (mit oder ohne Gewalt), durchschaut die Mechanismen und ist quasi geimpft vor subtilen Abhängigkeitsmustern. 
BIA (Gast) antwortete am 11. Apr, 22:15:
Was wirkt wohl eindringlicher? Einmal am Sonntag ein vergammeltes Märtyrerbild unter einer dicken Schicht von schwärzlicher Patina ansehen oder täglich eine Stunde DIY-Ballern mit hyperrealistischer Bildgrafik? Wer glaubt, dass das denselben Effekt hat, lügt sich in die Tasche. 
teacher antwortete am 14. Apr, 09:12:
Mich wundert, dass solche Vergleich trotzdem immer wieder gezogen werden.
3 Stunden Fernsehen, 3 Stunden Radio, stundelang Computer und Videospiele - jeden Tag!!! Das wird dann so verharmlost ... 
Heavy Heavy Low Low (Gast) meinte am 10. Apr, 23:28:
Sorry, aber ich halte solche Aussagen für pure Polemik.

Erstens stört mich ganz gewaltig die Verallgemeinerung, mit der hier vorgegangen wird. "Die Kinder", "unsere Kids", "wir". Ich frage mich, wie viele Kinder du wirklich kennst, von wie vielen Jugendlichen du eine Ahnung über deren Wertesystem und Weltanschauung hast. 10? 20?
Der Rest ist wohl im Hirn "geschlussfolgerte" Meinung aufgrund von Einzeleindrücken, die du einerseits im Alltag, andererseits ebenfalls durch Medien konsumierst. Wow, zwei Jugendliche unterhalten sich über den neusten Streifen auf Youporn. Das sind bestimmt die zukünftigen Vergewaltiger und Frauenmissachter, die niemals aus dem Stadium der so genannten Pubertät hinauswachsen.

Zweitens ist es ebensowenig zu leugnen, dass diese Jammerei schon seit Jahrzehnten, ja, Jahrhunderten besteht. Und jede Generation von Erwachsenen ist jedes Mal erneut der Meinung, dass es "so schlimm wie noch nie" wäre und ein neues Extrem herangereift ist - wofür es selbstverständlich immer einen neuen Sündenbock gibt. Gottlosigkeit, Rock'n'Roll, Drogen, Killerspiele.

Höchst seltsamerweise bleiben gewisse Grundwerte immer noch vorhanden. Ja, aus jugendlicher Revolution entstehen sogar Dinge wie Feminismus oder künstlerische Freiheit, die ja nicht wirklich was Schlechtes sind.
Und erneut höchst seltsamerweise bleibt nach der pubertären Phase der zu kritisierenden Jugend kein strunzdummer und werteloser Haufen an Nichtsnutzen zurück, sondern sogar eine recht annehmbare Masse an Individuen, die leider Gottes ihrerseits wiederum die nächste Generation bzw. deren Idole kritisiert. Zumindest teilweise, ich will ja nicht verallgemeinern. 
teacher antwortete am 11. Apr, 09:21:
Gewalt (in und vor der Schule), psychische und physische Krankheitsbilder, Bildungs- und Ausbildungsmängel etc. sprechen eine deutliche Sprache.

Es gibt doch klare Untersuchungen, die zeigen: Je mehr TV zu Hause, desto schlechter die Schulleistungen. Da gibt es nichts zu beschwichtigen und beschönigen.

P.S.: Ich habe rund 150 Kinder in meinen Klassen sitzen, jedes Jahr. Ich kenne ein paar mehr als 20. 
Irrelevantius (Gast) antwortete am 11. Apr, 17:06:
1. Je mehr TV je weniger Zeit zum lernen... Je mehr Computer je weniger Zeit zum lernen. TV und Computer... immer was interesanteres zu tun als zu lernen was also will mir die Studie sagen ?

2. Ich bezweifle das man Kinder dadurch kennenlernt das sie in den Klassen sitzen. Und auch auf Klassenfahrten und Feiern werden sie selten Jugendliche so erleben wie sie sind wen keine Lehrkraft in der nähe ist bzw sie in ihrer gewohnten Umgebung sind. (von den Lehrern die glauben mich zu kennen, kommen mir auf jedenfall nur die wenigsten wirklich nahe)

3. Ja die Simpsons sind die Erzieher unserer Kinder. Was ich sehr gut finde, da die Simpsons gerade ein Paradebeispiel für wertevermittelnde Sendungen sind

4. Gewalt ist nunmal absolut Menschlich. Und da die Gewalt in unseren Breitengraden erfolgreich aus dem öffentlichen Leben verbannt wurde ist nur verständlich das sie sich dadurch in den Medien manifestiert hat.

5. Ja unsere Kinder sind fett, aber können sie mir erklären was ich heutzutage davon hab länger zu rennen als es nötig ist um die nächste Bahn zu erreichen. (sehr stark überspitze darstellung um zu verdeutlichen warum es für viele Jugendliche keine Gründe gibt Sport zu treiben) 
BIA (Gast) antwortete am 11. Apr, 22:26:
1. Die Frage ist, was bringt im Endeffekt mehr: mehr TV oder mehr Lernen? Bzw., mehr passiv Konsumieren oder mehr aktiv an etwas arbeiten, den inneren Schweinehund auch mal überwinden, Wissen konstruieren und sich aneignen...oder TV. (klar gibt's gute Sendungen, aber meine Schüler schwärmen mehr von Spongebob als von hochkarätigen Dokus).
2. Auch ohne jegliche Schüler-Seelenregung mitzubekommen, generalisiere ich hier, was ich beobachte: In der Klasse versuchen sie noch eher, sich zivilisiert zu verhalten. Prügeln (oder sich besaufen) tun sie sich eher, wenn sie unter sich sind - mit Ausnahmen, natürlich. (Und irgendwann werden sie dann trotzdem groß und vernünftig. :-) )
3. Bloß die Jüngeren finden an den Simpsons gerade das Anarchische toll, nicht die "Werte", die nicht wirklich von Vornherein zugänglich sind. (Als Unterhaltung sind sie natürlich grandios, viel besser als "wertvermittelndes" Zeug ``a la "Seventh Heaven")
4. Ich halt's mit Postman und ziehe vor, Kindheit als "Schonraum" zu gestalten, in dem Gewalt nicht als quasi normal und alltäglich präsentiert wird. Ich weiß, wie mich als Kind GEwaltdarstellungen geschockt haben und finde diesen Schock und Ablehnung "natürlicher" (und wünschenswerter) als Abstumpfung.
5. Und begrüßenswert daran ist jetzt was genau? 
deprifrei-leben meinte am 12. Apr, 12:58:
Ich denke nur den Medien die Schuld zu geben, ist ein bisschen zu einfach gegriffen.
Wo sind die Eltern, wenn das Kind Fernsehen guckt oder Counterstrike spielt?
Wo reden Eltern mit Kindern noch über ihre Mediengewohnheiten?
Warum gehen Eltern heute nicht mehr in der Schule, um sich dort vor Ort zu engagieren?
Elternabende bleiben meist leer.
Auch gibt es keine Fächer wie Medienkompetenz, damit Schüler mit den Medienangeboten dieser Zeit sinnvoll umgehen. 
teacher antwortete am 14. Apr, 18:33:
Viele Eltern sind maßlos überfordert, nicht anwesend (bes. am Nachmittag), schauen nicht in die voll ausgestatteten Kinderzimmer oder sind selbst TV-Junkies.
Medienpädagogik wird in der Schule nicht ausreichend angeboten, leider. 
schlafmuetze antwortete am 14. Apr, 21:21:
Hallo Teacher .. :-)
Ich möchte dir recht geben mit dem Satz "Viele Eltern sind maßlos überfordert". Aber du schreibst das ein bisschen abfällig. und das ist nicht okay.
Meine Kinder sind jetzt 21 j./23j./25j. alt.
Als sie jünger, also noch Kinder waren, kamen gerade die privaten Sender dazu. Es gab H-Man und all diesen Quatsch. Sollte man sie schauen lassen oder nicht? In regelmäßigen Abständen gab es irgendwelche Artikel zum Thema Fernsehen, die sich ebenso regelmäßig widersprachen.
Außerdem hatten die Kinder ein Nintendogerät. Selbst mein Mann und ich haben damit ab und zu bis in die Nacht Tetris gespielt. Auch hier gab es ein für und wider an Meinungen. Eine Entscheidung war schwierig, zumal die Freunde scheinbar alles durften. Es gab bis zum 6. Schuljahr (Ende der Orientierungsschule) zudem auch Mitschüler, die aus "gebildeteren" Familien kamen. Dort hatten die Kinder gleich alle Spielekonsolen, die auf dem Markt verfügbar waren. Und Markenklamotten, und Taschengeld ohne Ende.. und und und. Da gab es für uns "normalsterblichen Eltern" mit einem Einkommen noch das schlechte Gewissen gratis dazu.
Die Bücher, die unsere Kinder bekamen, wurden nicht gelesen, obwohl es immer wieder hieß: "Wenn Kindern Geschichten vorgelesen werden, entwickeln sie selber Freude am lesen." Das ist doch immer alles nur blanke Theorie. Woher sollen Eltern eigentlich das ganze Wissen bekommen??
2 unserer Kinder waren Pfadfinder, die Tochter auch Meßdienerin. Der Älteste und das Mädel bekamen außerdem Gitarrenunterricht für ungefähr 2 Jahre. Mehr Geld für Vereine hatten wir einfach nicht über.
Ich bildete mir immer ein, trotzdem das Beste für unsere Kinder getan zu haben.
Aus meiner jetzigen Sicht nicht, da wäre ich weitaus strenger und konsequenter.
Diese Überheblichkeit ist meiner Meinung nach nicht angebracht.
Liebe Grüße :-) 
teacher antwortete am 15. Apr, 09:21:
Überheblichkeit wäre wirklich nicht angebracht. Ich habe ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie du, ich habe als Vater auch keine heldenhafte Rolle gespielt - sondern Tetris und Pacman :-)

Ganz wichtig:
1. Die Freunde der Kinder durften "scheinbar"(!) immer alles, zumindest mehr als die eigenen, die Eltern werden permanent gegeneinander ausgespielt - habe ich alles miterlebt.
2. Man weiß nicht, wieviel und welche Medien gut sind und die Wissenschaften (Pädagogik, Medienwissenschaften etc.) haben einander widersprochen. Die Eltern werden alleine gelassen ...
3. Eltern können nicht ständig die Kinder überwachen und einschränken - deswegen fordere ich ja klare Verantwortungen und Grenzen für die Medien (wie für Drogen!). 
Schul-Kritik (Gast) meinte am 13. Apr, 12:53:
Partnerschaft
Wir betreiben den zu Ihrer Seite themenverwandten Blog www.schul-kritik.de und sind sehr an einem Linktausch bzw. an einer Partnerschaft interessiert.

Wenn Sie uns verlinken, integrieren wir Ihren Link umgehend in unsere Linksammlung.

Sollten Sie an weiterem interssiert sein (engere Partnerschaft) melden Sie sich bitte bei redaktion@schul-kritik.de , wir würden uns sehr darüber freuen, um zwischen dieser Art Blogs eine größere Verbindung aufbauen zu können.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg beim Bloggen,
Das Schul-Kritik Team 
teacher antwortete am 14. Apr, 09:17:
Liebe Kollegen, danke für die Einladung.
Wenn Sie sich auf dieser Seite umsehen, dann sehen Sie keine Links, keine Werbung, nicht einmal einen Blogroll. Das hat seine Gründe - vollkommene Unabhängigkeit: Ich schreibe, was ich will, ohne Rücksicht auf irgendwen.
Zusammenarbeit funktioniert in Blogs auf konkreter Basis: Kommentare.
Viel Erfolg mit Ihrem Blog - ich werde sicher wieder vorbeischauen. CU teacher. 
Jonas (Gast) meinte am 16. Apr, 11:04:
Als ich vor 20 Jahren in der Schule war hieß es dass Comics und Videos uns verdürben, unsere Lernfähigkeit herabsetzten und kultureller Schund seien. Heute gibt es Comics wie "Maus" von Art Spiegelman, die Preise gewinnen und sich auf ganz besondere Art und Weise mit dem Holocaust beschäftigen, ganz so wie viele andere Medien.

In 20 Jahren gehören Computerspiele und Internetmedien zum normalen Kanon, es wird Gute geben, die sinnvoll sind und Entwicklung fördern und es wird "Schlechte" geben, so wie es auch heute Filme gibt die weniger wertvoll sind.

Irgendwie neigen Menschen dazu Sündenböcke für ihr eigenes Fehlverhalten zu suchen, und das waren der Reihe nach Bücher (siehe Rezeption vom Werther), Radio, Comics, Fernsehen, Video... usw.

Irgendwo hatte ich mal sinngemäß gelesen "Erst wenn das letzte Spiel verboten, der letzte Film zensiert, die letzte Krachmusik beseitigt ist werdet ihr feststellen, dass ihr eure Kinder doch erziehen müsst."

DAS ist nämlich der Unterschied. Auch wir wollten damals zocken und glotzen wie blöde. Aber unsere Eltern haben uns noch rausgeschickt zum spielen und uns nur mit festem Kontingent fernsehen und videospielen lassen. Auch wir haben heimlich Horror- und Pornofilme gesehen, aber unsere Eltern hatten uns genug Werte und Informationen mitgegeben, dass uns das nicht in unserer Entwicklung beeinflusst hat.

Denn, lieber Teacher, du vergisst eines in dieser Argumentation: Diese Stellung, die du ihnen zuschreibst, können Medien nur dann gewinnen wenn Kinder nicht von Eltern Werte vermittelt bekommen. Zu denen schauen sie nämlich mehr auf als zu irgendwelchen Filmen. Und wenn das nicht stattfindet dann sind daran nicht die Medien schuld, sondern die Menschen. 
walküre antwortete am 16. Apr, 11:09:
Dieser Festsellung
stimme ich aus eigener Erfahrung sowohl als Tochter als auch als Mutter vorbehaltlos zu. 
schlafmuetze antwortete am 17. Apr, 22:08:
Hallo Jonas, ich stimme dieser Feststellung nicht vorbehaltlos zu...
denn so wird automatisch den Eltern der schwarze Peter zugeschoben.
Ich habe meinen Kindern auch Werte vermittelt (hoffe ich wenigstens), aber spätestens nach dem Tod meines Mannes, als ich wieder arbeiten gehen mußte, hatte ich keine Kontrolle mehr darüber, womit die Kinder wirklich ihre Nachmittage verbracht haben. Und es gibt viele Eltern, die in ähnliche schlechten Situationen sind, - weil alleinerziehend, - oder weil wegen schlecht bezahlter Jobs beide arbeiten müssen, - weil familienfeindliche Arbeitsbedingungen gelten usw. Es ist immer von sehr vielen Faktoren abhängig, wie sich der weitere Weg gestaltet. Freunde, die eigene Persönlichkeit, das Umfeld, indem man aufwächst.
Auch Bildung ist ein weiterer Faktor. Nicht jeder kann das System, den Sinn und Zweck von Medien, überblicken. Denn ohne Zweifel dienen die Medien schon lange den Götzen Geld und Macht. Viele Information dienen eher der Verdummung, denn der Bildung. Und ich behaupte, dass das gewollt ist. Denn es wird sehr viel Geld darin investiert, um uns Konsumenten zu täuschen.
Und wenn du mal gerade den guten, alte Goethe mit seinem Werther als Beispiel nimmst ...- Immerhin hatte der Roman eine Reihe von Selbstmorden junger Männer zur Folge und war vielleicht nicht ohne Grund umstritten. Und zu seiner Zeit war auch Bildung lange nicht so weit verbreitet und nur einer bestimmten Schicht zugänglich.
Sehr wohl sind Medien für das verantwortlich, was sie unters Volk bringen. Medien - dahinter stehen nämlich auch Menschen, die ein Schweinegeld mit der Volksverdummung verdienen. Letzendlich auf Kosten derer, die diesen Medien hilflos ausgeliefert werden.
Der Verursacher ist zweifellos mitverantwortlich.
Liebe Grüße :-) 
teacher antwortete am 18. Apr, 09:30:
Gute Worte, schlafmütze. 
Jonas (Gast) antwortete am 23. Apr, 11:33:
Nunja, nichts gegen Jugendschutz, manche Sachen gehören wirklich nicht in Kinderhände. Aber muss die Gemeinschaft bzw. Erwachsene darunter leiden, dass andere Kinder haben wollen und die Betreuung problematisch ist? Ich halte es für illusorisch durch Gesetze und Regeln alles böse von ihnen fern zu halten. Und wenn man ihnen all die Spiele und Filme nimmt fangen sie an Klebstoff zu schnüffeln oder ähnliches. Meinetwegen kann man fordern dass Ganztagesbetreuung flächendeckend für alle angeboten werden soll. Aber die Medien verantwortlich machen... das ist mMn Symptombekämpfung und keine Arbeit an den Ursachen. 
schlafmuetze antwortete am 23. Apr, 19:06:
Lieber Jonas ..
" .. darunter leiden, das andere Kinder haben wollen ... " ?????
Gratuliere, toller Satz.
Deine Eltern wollten sicher auch mal Kinder.
Ohne sie gibt es keine Zukunft. (Was für den Planeten Erde vielleicht die Rettung wäre.)
Meinetwegen bräuchte es diese Volksverdummung auch nicht für Erwachsene geben. Was für einen Wert soll es haben - auch für Erwachsene - , die Würde anderer Menschen öffentlich zu verletzen, wie es zum Beispiel in den ganzen Nachmittags-schund-programmen üblich ist? Was könnte schlimmes passieren, wenn es solche Sendungen gar nicht gäbe? ..
Warum muß es in vielen Spielen immer um gräßliche Gemetzel gehen? Was für einen Sinn macht es, diese überhaupt herzustellen? Es gibt auch spannende Spiele, in denen nicht nur der Spieler gewinnt, der am meisten tötet, der am meisten Grausamkeiten begeht.
Warum müssen Zeitschriften und Zeitungen in oft eklatanter Weise die Menschen vorführen, lächerlich machen, Peinlichkeiten verbreiten? Was passiert denn, wenn wir nicht erfahren, das Britney Spaers kein Höschen getragen hat?
Meiner Meinung nach stumpfen solche Sendungen, Filme, Spiele, Zeitschriften die Menschen sowohl geistig, wie auch emotional ab. Wir verlernen z.B. das eigene Denken, Mitgefühl haben, verantwortlich handeln... und und und.
Mag sein ich bin naiv, weil ich mir vorstellen kann, dass Verantwortliches handeln zum Wohle andere Menschen möglich ist.
Wie soll eine Gesellschaft sonst funktionieren?
Liebe Grüße :-) 
Lisa Rosa meinte am 17. Apr, 11:22:
"Die Medien erziehen uns. Verantwortungslos. Hemmungslos. Pausenlos."
Na klar! Wie denn sonst? Medien sind die Verbindung zwischen Individuum und Gesellschaft. Das war schon immer so - unabhängig davon, welche Sorte Medien es gab. Und es gibt gar keinen anderen Weg des Lernens als über Medien. Auch der Mensch, mit dem ich rede ist ein Medium - ein Tor zur Welt - für mich. Nun meinst Du mit Medien ja aber - genau: die schlechten Massenmedien und den Müll im Internet usw. Die gute Botschaft lautet: Medien und ihre "Inhalte" fallen nicht vom Himmel, sondern werden gemacht. Mit Web 2.0 auch von Dir! Na bitte! Was täten wir denn ohne Dein Blog als (einer der) Lehrererzieher? Bitte nicht falsch verstehen - ich meine es ernst. Schließlich habe ich Dich ja nicht aus Versehen auf meiner Blogroll! 
teacher antwortete am 17. Apr, 20:49:
Ich teile dein umfassendes Medienverständnis, nicht aber deinen Optimismus. Den kommerziellen Massenmedien ist jedes Mittel recht, Kasse zu machen - die alternativen Kanäle (inkl. meines völlig unabhängigen Blogs) müssen deren Methoden übernehmen (s. youtube&Co.) oder gehen unter. Auch in der Blogosphäre dominiert der Müll - aber wenigstens anarchisch :-)

P.S.: Als Lehrererzieher habe ich mich noch nie gesehen. Sollte ich? 
Lisa Rosa antwortete am 17. Apr, 22:15:
Wie Du Dich dabei selbst siehst, ist für das, was es tatsächlich ist, nicht so wichtig. Fakt ist, daß bei Dir als Medium interessante Fragen aufgeworfen und diskutiert werden - und das von nicht wenigen! Und dann denke mal, daß zu jedem Kommentator bei Dir mindestens 10 mal soviele kommen, die die Diskussion zwar nicht kommentieren, aber Deinen Beitrag und die Kommentare lesen und sich dazu so ihre Gedanken machen. Und wenn ich bei Dir kommentiere, kommt es schon auch mal vor, dass Deine Leser bei mir gucken, wer wohl diese Verrückte ist, die sowas schreibt. Und dann lesen sie bei mir vielleicht noch etwas anderes. Und? Gestalten wir zusammen dadurch nicht ein interessantes Lehrerfortbildungsmedium? Oder was glaubst Du, wie neues Wissen und Denken entsteht außer durch Kommunikation über die Gegenstände, mit denen wir arbeiten? Über das, was daraus zukünftig entsteht, habe ich mich ja noch gar nicht geäußert - also weder opti- noch pessimistisch. Ich habe nur darauf verwiesen, daß jeder seit Web 2.0 - Zeiten die Möglichkeit hat, die Medien mitzugestalten, also nicht bloß von ihnen erzogen wird, sondern selbst als Erzieher auftreten kann. Wie Du es ja tust. Und Du glaubst doch nicht wirklich, daß die Entwicklung beim heutigen Stand stehen bleibt? 
Udo (Gast) meinte am 17. Apr, 21:28:
Das Problem sind nicht die Medien.
Das Hauptproblem liegt in dieser Angelegenheit doch ganz woanders und hat zwei Aspekte: Zum Einen kann man nicht bestreiten, dass immer mehr Menschen Kinder in die Welt setzen, ohne sich im Vorhinein darüber Gedanken zu machen. In der Folge lassen diese Leute ihren Nachwuchs aufgrund ihrer eigenen Überforderung von den Medien erziehen. Es ist ja so viel leichter, die Kinder vor den Fernseher/den PC/die Playstation zu setzen, anstatt sich selbst mit ihnen zu befassen!
Der zweite Aspekt des Problems ist, dass vuele sich den ersten Teil nicht eingestehen wollen. Und so suchen die Leute dann nach Sündenböcken. Ich erinnere mich noch daran, dass in den 80er Jahren Rollenspiele ala "Dungeons & Dragons" verteufelt wurden, so wie es heute mit Computersoielen wie CounterStrike passiert (näheres hierzu gibt es in einer von mir verfassten Filmkritik zum Film "Labyrinth der Monster": [url]http://badmovies.de/index.php/Mazes_and_Monsters[/url]). Auch brutale Horror- und Actionfilme gibt es nicht erst seit gestern.
Die Hauptverantwortlichen dafür, was ihre Kinder bis zum 18. Lebensjahr sehen, sind die Eltern. Sie allein haben es in der Hand, eine Erziehung ihrer Kinder durch die Medien zu verhindern. 
Lisa Rosa antwortete am 17. Apr, 22:20:
ad Medienproblem: Zum Glück können weder die Eltern noch die Lehrer Erziehung durch Medien verhindern - denn dann könnten die Kinder leicht zu Kaspar Hausers des 21. Jahrhunderts werden. Und wie sollen sie denn dann unsere Zukunftprobleme lösen?
ad KinderindieWeltsetzen: Meinst Du wirklich, daß "früher" sich die Leute mehr Gedanken gemacht haben, wenn sie Kinder in die Welt gesetzt haben? Ist es nicht im Gegenteil so, daß man sich heute viel mehr Gedanken macht, bevor man es überhaupt tut? Oder woher haben wir - jedenfalls in der BRD diesen eklatanten Kindermangel? Früher (genauer gesagt um 1950 herum) kamen auf jeden Menschen über Fuffzich drei Menschen unter Fuffzich. Heute ist das Verhältnis 1:1. Das kommt doch nicht durch gedankenlose Gebärfreudigkeit? 
teacher antwortete am 18. Apr, 09:27:
Das wundert mich doch so sehr: Heute werden Kinder doch viel bewusster in die Welt gesetzt als vor 50 Jahren - dann aber sich selbst überlassen. Was ist da für eine (westliche!) Welt?

Aber selbst sehr engagierte Eltern können ihren Nachwuchs nicht von den unsäglichen Auswüchsen unserer Medienwelt schützen - daher fordere ich eine wirksame Gegenoffensive, legistisch und moralisch. Wir müssen von den Massenmedien Redlichkeit verlangen! 
 

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