Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
Unterrichtshospitation: Lehramtsstudierende gehen mit erfahrenen und speziell ausgebildeten LehrerInnen, sogenannten BetreuungslehrerInnen, in diverse Klassen mit und beobachten unterschiedliche Aspekte des Unterrichts, von der Körpersprache der Unterrichtenden bis zur Konzentrationsfähigkeit einzelner SchülerInnen.

Dann passiert das Unvorhergesehene und es wird spannend: Ein Praktikant, Junglehrer im ersten Dienstjahr, übernimmt die Klasse. Es herrscht Jubel,Trubel, Heiterkeit.

Einer der beobachtenden Studierenden schreibt schließlich in seinem Bericht:
"Ich habe das Gefühl, dass der Frontalunterricht oft der letzte Ausweg für verzweifelte Lehrer ist um den Unterricht geregelt durchführen zu können."

Das trifft nicht nur unerfahrene Jungkollegen.
"Ich habe in den letzten Jahren einige neue Methoden ausprobiert," erzählt ein hoch geschätzter Kollege im besten Lehreralter. "Offenes Lernen, Simulationen, Internet ... aber ich bin reumütig zum guten alten Frontalunterricht und zum Lehrer-Schülergespräch zurückgekommen."
"Warum?"
"Weil es funktioniert. Weil es hocheffizient ist. Weil ich viele Jahre Erfahrung habe und am besten weiß, was wichtig ist. Weil ich meine fachliche Ausbildung einbringen will, auch mein Interesse, meine Begeisterung. Weil die Schüler dabei am meisten lernen, das sagen mir besonders die, die das an der Uni brauchen. Weil ..."

Der Kollege ist kaum zu stoppen. "... weil ich so die beste Kontrolle über die Klasse habe. Den Überblick. Da herrscht Ordung und Disziplin - und das hilft allen."

Immer, wenn moderne Unterrichtsformen diskutiert werden, spüre ich bei vielen Kollegen die gleichen Vorbehalte: "Ich würde ja gerne, aber das geht nur in ordentlichen, disziplinierten Klassen."

Da beisst sich die Katze in den Schwanz.
Kat (Gast) meinte am 1. Nov, 18:36:
Wenn ich mich zurückerinnere an meinen Unterricht (noch nicht sooo lange her), dann muss ich sagen das ich Frontalunterricht auch immer lieber mochte, als Teamarbeitgruppegedöns. Letzeres hatte je nach Lehrer immer den Charme von Ringelpietz mit anfassen. Klassenkameraden die sich nicht leiden konnten, gefangen in einer Gruppenaufgabe die man eher selten gut fand. Dazu noch eine Prise "Kein Bock" und plötzlich hat man als einzelner die Arbeit von allen gemacht, um eine gute Note zu bekommen, und so Arbeitsverweigerer "mitgeschleppt".

Bei Frontalunterricht, bekommen immerhin die eine gute Note die auch mitarbeiten. 
teacher antwortete am 1. Nov, 19:00:
Diese Erfahrungen machen alle, Realisten nehmen sie zur Kenntnis und stimmen ihre Arbeit darauf ab. 
misswirtschaft (Gast) antwortete am 1. Nov, 19:27:
in dem fall waren die gruppenarbeiten entweder nicht gut vorbereitet (tips dazu finden sich haufenweise. z.b. http://greeninstitut.nuvvo.com/lesson/1150-erfolg-von-gruppenarbeit) und/oder nicht dem lerntyp (gewissheitsorientiert vs. ungesissheitsorientiert) der schülerInnen angepasst - was im prinzip dasselbe ist. 
BIA (Gast) antwortete am 1. Nov, 21:35:
Ist ja auch nicht verwunderlich.Im Normalfall trimmen wir Klassen auf "Funktionieren im Frontalunterricht". Es gibt feinsäuberlich Infos, man muss nicht viel machen außer mitschreiben und stillsein, und die feinsäuberlich mitgeschriebenen Infos lernt man dann für den Test. Alle anderen Arbeitsformen werden vorher nur minimal geübt und verlangen während der Durchführung viel mehr Denkarbeit seitens der Schüler. Oft sind Gruppenarbeiten etc. auch nicht gut vorbereitet.


Du hast recht, die Katze beißt sich in den Schwanz.
Die Schüler üben's nicht...
die Schüler können's nicht...
die Lehrer können's nicht (gut)...
Es funktioniert nicht...
Die Lehrer machen's nicht mehr...
die Schüler üben's nicht...
... 
Kinderlobbyist (Gast) antwortete am 2. Nov, 10:47:
Frontalunterricht
Wo führt Schule eigentlich hin, wenn später, im Berufsalltag die Fähigkeit zur Teamarbeit gefragt ist? Wenn es Lehrern zu umständlich ist, sich auf die Herausforderung einzustellen (sie also wenig Lernbereitschaft zeigen) sind sie ganz einfach fehl an ihrem Platz. Schließlich geht es nicht darum, ihnen einen bequemen Job zu schaffen, sondern die Schüler aufs Leben vorzubereiten und ihnen die dafür notwendigen Grundlagen zu vermitteln.
Und alle, die mit offenem Unterricht /Teamarbeit nicht zurecht kommen, bleiben dann im Schuldienst - oder wie sehe ich das??? 
BIA (Gast) antwortete am 2. Nov, 14:32:
@Kinderlobbyist
Genau, die bleiben alle im Schuldienst, weil im Schuldienst der Nutzen von offenem Unterricht/Teamarbeit durchaus umstritten ist.
Es ist ja nicht so, dass das große, weitgesteckte Ziel "Schüler soll im Leben zurechtkommen" stets uneingeschränkte Priorität genießt. Sehr oft werden so Etappenziele wie "Schüler soll mit minimalem Zeitaufwand Lerninhalt XXX behirnen" oder "Klasse soll möglichst leise sein, weil Kollege Hinterbauzinger hat sich schon dreimal beschwert, weil die so laut sind, also steh ich vorn und rede, da sind sie am Ruhigsten" vorgereiht. :-)
Ich wiederhole noch mal: die Praktiker (sprich Lehrer) sind sich NICHT einig, dass offener Unterricht/Teamarbeit das ist, was Schule und Schüler brauchen. Jeder diesbezügliche Versuch an einer Schule steht sehr auf dem Prüfstand. Der Frontalunterricht hingegen bedient die Schiene "Das haben wir immer schon so gemacht" und bedarf keiner besonderen Rechtfertigung. 
testsiegerin meinte am 1. Nov, 21:40:
Aus der Gehirnforschung
Wir behalten 20 % von dem, was wir hören, 30 % von dem, was wir sehen, 50 % von dem, was wir hören und sehen, 70 % von dem, was wir selbst sagen und 90 % von dem, was wir erleben.

Das ist für mich das einleuchtendste Argument gegen Frontalunterricht. Sonst bleiben von einer Unterrichtsstunde grad mal 10 Minuten hängen. Reicht das? 
BIA (Gast) antwortete am 1. Nov, 21:55:
Nein, aber für den Lehrer ist es bequemer, denn es fallen viele unvorhersehbaren Faktoren weg. :-/
(NB: Und die Schüler müssen auch tatsächlich selbst tun und erleben, damit mehr hängenbleibt. Eine Gruppenarbeit, bei der einer hackelt und drei sich ausruhen, ist auch nicht besonders effektiv.) 
testsiegerin antwortete am 1. Nov, 22:04:
Ja, das weiß ich. Frontalunterricht ist wesentlich weniger anstrengend (vor allem in der Vorbereitung), für mich als Lehrende aber auch ziemlich unbefriedigend.
Das Argument, dass SchülerInnen da mit welchen zusammenarbeiten müssen, mit denen sie nicht wollen (oder können), das zählt für mich nicht, denn das wird uns auch später in der Arbeit begleiten, dass wir gemeinsam mit Menschen an Projekten arbeiten müssen, mit denen wir nicht auf einen Kaffee gehen würden.
Und ich glaub schon auch, dass Kinder Lernen in der Gruppe lernen müssen. Dass das auch Thema sein muss, dass es eben nicht fair ist, wenn einer die Arbeit für alle macht. 
virtualmono antwortete am 1. Nov, 22:09:
TEAM - Toll, ein Anderer machts ;-) 
NRWler (Gast) antwortete am 2. Nov, 06:19:
Verzeihung, aber jeder vernunftbegabte Mensch wird diese Theorie aus der Gehirnforschung abweisen. Soll sich ein jeder selbst beobachten wie er lernt und prüfen, ob er der Gehirnforschung in diesem Punkt zustimmen kann.

Offener Unterricht samt seiner Schülerbezogenheit hängt meines Erachtens in seinem Erfolg sehr vom Schüler-Lehrer-Verhältnis ab. Basiert hier eine gescheite Basis, kann ich als Lehrkörper jeden Rotz in der Stunde durchführen, die SuS werden mitmachen, nicht murren und keine Revolution wagen. Ob sie dabei etwas gelernt haben, kann nur durch Lernkontrollen jedweder Art ermittelt werden. Dies wiederum widerspricht ja den Zielen des Offenen Unterrichts, denn jeder SuS soll ja sein Lerntempo und sein Lernmechanismen selbst bestimmen. Am Ende bildet sich jeder SuS ein eigenes Bild vom Lernstoff. Aber durch die Lernkontrollen müssen leider alle am Ende den gleichen Wissenstand haben. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. 
Lehrer (Gast) antwortete am 2. Nov, 10:29:
Untersuchungen und Ergebnisse aus der Forschung sind mit Vorsicht zu genießen. Vor allem solche, die von Generation zu Generation weitergetragen werden. Unterricht steht und fällt mit der Motivation der Schüler und den Bedingungen von Unterricht. Die Klassen sind zu voll, die Stundentafel zu umfangreich, die Lehrer durch überhandnehmende Blödsinnsarbeit demotiviert und die Motivation der Schüler nach 8 Jahren 45min-Takt auf einem Tiefpunkt. 
ela (Gast) antwortete am 2. Nov, 12:58:
Klar merke ich mir mehr von einem Thema, wenn ich 1h in Gruppe darüber diskutiere, als wenn mir ein Vortragender 10 Minuten darüber erzählt. Schon allein der Zeitaufwand für das selber Lernen ist deutlich größer.

Nur: der Unterrichtsstoff eines Schuljahres ist zu umfangreich um immer wieder ein Thema statt in 10 Minuten in mind. 1h (+ Auswertungszeit) zu behandeln. 
stichi antwortete am 2. Nov, 13:25:
Wer ist denn "die Gehirnforschung"?
Dieses Geschwätz wird nicht wahr, nur weil es dauernd wiederholt wird.
Egal, ob ich frontal unterrichte oder die Schüler ihre Chemieversuche selbst mit ihren eigenen Händen durchführen lasse, es ist immer dasselbe: 1/3 versteht alles, kann es sofort und merkt es sich auch für die Zukunft. 1/3 begreift es nach zusätzlicher Erklärung und merkt es sich eventuell. 1/3 kapiert nichts, interessiert sich für nichts, merkt sich nichts, egal, wie man an die Sache rangeht.
Außerdem gibt es durchaus ernstzunehmende Untersuchungen aus "der Lernforschung", die dem Frontalunterricht ein sehr gutes Zeugnis ausstellen, immer vorausgesetzt, dass der frontal Unterrichtende seine Sache gut macht.
Was ich schon an "modernen Unterrichtsformen" gesehen habe, war zum Teil haarsträubend, und die Schüler haben sich zu Recht darüber beklagt! 
BIA (Gast) antwortete am 2. Nov, 14:36:
@Stichi
Klar, Frontalunterricht kann super funktionieren und hat absolut seine Berechtigung, nur legen wir uns in der Regel viel zu sehr auf diese eine Methode fest, eventuell ergänzt durch die Methode "Unterrichtsgespräch". So läuft 80% der Unterrichts ab, den er bei seinen Inspektionen sieht, meint mein Chef.
Das Drittel, das alles sofort kann und das Drittel, das sich das meiste irgendwann doch merkt, sollte doch auch die Chance haben, mal andere Methoden kennenzulernen und das eigene Methodenrepertoire zu erweitern ("Ich kann zuhören und von der Tafel abschreiben" ist super, aber doch nicht alles, worauf es im Leben ankommt.)
Das dritte Drittel, um bei Deiner Argumentation zu bleiben, kapiert sowieso nix, egal was man macht. (Wobei ich das etwas differenzierter sehe.) 
stichi antwortete am 2. Nov, 15:45:
Ich habe das absichtlich so platt ausgedrückt, es ist genau so eine Behauptung, wie das "Argument" über die Gehirnforschung! 
teacher antwortete am 3. Nov, 16:39:
Das Argument von der Gehirnforschung ist uralt und in einigen Punkten widerlegt.

Est stimmt natürlich, dass man besser lernt, wenn man aktiv arbeitet.

Jeder, der in den letzten Jahren irgendeine (moderne) Fortbildung gemacht hat, weiß, was passiert, wenn es zur Gruppenarbeit kommt: Zurücklehnen, erholen, tratschen, Café holen ... und warten, dass jemand nervös wird und zu arbeiten beginnt. Schließlich arbeiten einige wenige das Minimalprogramm herunter, weil es sein muss ... ich habe das x-mal bei Fortbildungen (mit Erwachsenen, an der Uni) erlebt und ebenso häufig in den Klassen. Und da waren sehr gut vorbereitete und sehr interessante Themen dabei - ich war der Überstreber, wenn ich zu drängen begonnen habe.

Seien wir realistisch! Die hehren Ziele der Gruppenarbeit werden im großen Umfang massiv verfehlt. 
teacher antwortete am 3. Nov, 16:39:
Das Argument von der Gehirnforschung ist uralt und in einigen Punkten widerlegt.

Est stimmt natürlich, dass man besser lernt, wenn man aktiv arbeitet.

Jeder, der in den letzten Jahren irgendeine (moderne) Fortbildung gemacht hat, weiß, was passiert, wenn es zur Gruppenarbeit kommt: Zurücklehnen, erholen, tratschen, Café holen ... und warten, dass jemand nervös wird und zu arbeiten beginnt. Schließlich arbeiten einige wenige das Minimalprogramm herunter, weil es sein muss ... ich habe das x-mal bei Fortbildungen (mit Erwachsenen, an der Uni) erlebt und ebenso häufig in den Klassen. Und da waren sehr gut vorbereitete und sehr interessante Themen dabei - ich war der Überstreber, wenn ich zu drängen begonnen habe.

Seien wir realistisch! Die hehren Ziele der Gruppenarbeit werden im großen Umfang massiv verfehlt. 
testsiegerin antwortete am 3. Nov, 16:44:
ich mach sehr oft fortbildungen. einerseits als teilnehmerin und andererseits als trainerin. und ich kann das nicht bestätigen, weder aus der einen noch aus der anderen rolle. ich erlebe da zum großteil sehr tiefgehende diskussionen, sehr kreatives und lustvolles arbeiten und eine intensive auseinandersetzung mit den themen.
vielleicht ist das aber bei lehrern so ;-)

und in den feedbackbögen meiner teilnehmerInnen steht auch zum großteil (außer bei älteren teilnehmerInnen, die damit manchmal ein bisschen überfordert sind), dass ihnen die methodenvielfalt gut tut, sie aus den rollenspielen profitieren und das lernen (zum teil über durchaus "trockene" inhalte wie juristische grundlagen etc.)
nachhaltig erlebt haben. 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:11:
Ich bin froh, wenn es in anderen Kontexten funktioniert. 
BIA (Gast) antwortete am 3. Nov, 17:45:
Ich habe das nicht so erlebt, aber vielleicht gehe ich nur auf Fortbildungen, bei denen Überstreber gehäuft auftreten. Im Gegenteil, Gruppenarbeit war sehr produktiv, ich - und die Kollegen, soweit ich das weiß - waren sehr froh, sich selbst betätigen zu können und nicht beim Vortrag wegzupennen. Ich gehe aus jeder reinen Vortrags-Fortbildung mit einem neuen Verständnis für die Schüler, die irgendwann abschalten und nicht mehr aufnehmen, was ihnen der x-te Held am Pult erzählt. 
steppenhund meinte am 2. Nov, 10:36:
Ich würde es anders machen
Auf der Uni unterrichte ich frontal. Eine Woche lang, 3 Stunden pro Tag. Das ist auch für die Studenten ein harter Job. Gemildert wird er nur dadurch, dass sie Fragen stellen dürfen. Und durch die Übungen. J 3 zusätzliche Stunden sind praktische Übungen, da arbeiten sie in Dreierteams. Und irgendwie funktioniert das.
-
In einer Mittelschule würde ich es anders machen. Frontal unterrichten und dann ein Kind, immer ein anderes an die Tafel holen. Nicht, um es zu prüfen. Sondern, um erkennen zu können, was noch nicht verstanden wurde. Da sind schwächere Schüler sogar die besseren Kandidaten. Was der Schwache nicht versteht, habe ich offensichtlich nicht gut genug erklärt. (Ich spreche jetzt nur von Fächern wie Mathematik, Physik, Chemie, ...)
Anstatt jetzt das Kind an der Tafel runter zu machen, versucht man jetzt mit Fragen die Klasse einzubeziehen. Viele Kinder werden sich sagen, ohje, das hätte ich auch nicht verstanden. Beim 2. oder 3. Versuch klaptt es dann.
Ich gehe davon aus, dass etwas, was ich erkläre, nicht sofort verstanden wird. Ist unmöglich. Ich verstehe auch nicht alles auf Anhieb. Manchmal glaube ich es zu verstehen, weil der Professor so bestechend vortragen kann. Will ich es ihm dann nachhüpfen, stelle ich fest, dass ich an irgendeiner Stelle hänge.
Und man darf mir glauben, dass ich selber nicht "zu dumm" bin, etwas zu verstehen.
In den genannten Gegenständen, sollte das Verhältnis des Lehraufwandes zwischen Verständnis und Üben bei 1:5 liegen. Üben beinhaltet das Erklären der eigentlichen Schwierigkeiten.
Manchmal denke ich mir, die Kinder haben gar keine Chance, "Mathematik zu verstehen", wenn sie einfach frontal berieselt werden. Und wenn sie die Aufgaben zu Hause machen müssen, bedeutet es nur Bedarf an Eltern- oder fremder Nachhilfe.
In Fächern wie Geschichte oder Geografie kann ich mir Projektunterricht gut vorstellen. Da habe ich einmal Seminare besucht, die das Thema (allerdings auch für Fernuniunterricht) behandelt haben.
Allerdings gehört da viel soziales Einfühlungsvermögen des Lehrers dazu, die richtigen Gruppen zusammen zu stellen. Sonst endet es wirklich bei TEAM, toll, einer alles macht. 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:18:
Gerade die Uni-Didaktik hat den Ruf, den Frontalunterricht (VO) zu zementieren. Nicht selten hört man den bösen Witz (unter Lehrern), dass sogar die Vorteile der Gruppenarbeit frontal vorgetragen werden.

Gruppenarbeit an den Unis funktionieren (aus meiner Erfahrung)dann, wenn klare Ziele ohne Zeitbegrenzung zu erfüllen sind: Die Studis sitzen dann länger, wenn sie trödeln und fallen durch, wenn sie die Ziele nicht erreichen. D.h. Druck und Zeit motivieren.

In der Schule läutet die Glocke, und wer nichts abgibt, ist "ein cooler Typ". 
fedor (Gast) meinte am 2. Nov, 11:34:
Frontalunterricht ist wirksam,einfach zu erlernen und hilft den schwächeren Kindern.Nur-er ist nicht modern ,daher schlecht und abzulehnen,so argumentieren unsere Fortschrittsgläubigen. 
testsiegerin antwortete am 2. Nov, 12:16:
Argumente? 
BIA (Gast) antwortete am 2. Nov, 14:39:
Hat mit Fortschrittsgläubligkeit nichts zu tun, wird auch in der Forschung schon längst differenzierter gesehen: Frontalunterricht funktioniert in bestimmten Fällen hervorragend, hat absolut seinen Platz - muss aber NEBEN anderen Methoden stehen und nicht nur den King spielen.
Schwächeren Schülern hilft Frontalunterricht nur insofern, als es ihnen das schwierige Geschäft des Strukturierens von Lerninhalten abnimmt. Es könnte aber diesen Kindern auch helfen, zu lernen, wie man selbst Inhalte strukturiert. Kostet aber viel Zeit, und die ist rar. 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:20:
Danke BIA, hätte ich nicht besser sagen können.

Frage: Ist es bei Dir auch so, dass einfach viele Aufträge in der Gruppe weniger ernst genommen werden als bei der Individual- oder Partnerarbeit? Verantworung delegieren? 
BIA (Gast) antwortete am 3. Nov, 18:05:
@teacher
bitte :-)

Zu Deiner Frage: Hm, schwierige Baustelle.
Ich denke, das kommt ganz stark auf die Gruppenzusammensetzung an und auf den Stellenwert, den die Gruppenarbeit im Unterricht einnimmt.
Zur Zusammensetzung: Ich würde sagen, vorsichtig geschätzt 80% der Schüler in meinen recht "braven" Mittelstufenklassen nehmen die Aufgaben für die Gruppe ernst. Dann gibt es vielleicht 10-15%, die's einfach nicht freut und die versuchen, möglichst unauffällig mit möglichst wenig Einsatz durchzukommen. Die stören ihre Gruppe nicht beim Arbeiten, machen aber auch nicht mit. Denen muss ich ständig hinterhersteigen und stärker kontrollieren, eventuell kleinere Etappenziele vorgeben usw. Dann geht das auch. Dann gibt's den Rest, der nicht nur nicht arbeiten will, sondern auch den Rest der Gruppe ablenkt. Aber an sich nehmen die meisten die Arbeit schon ernst, vielleicht auch, weil ich vorher gut erkläre, warum wir was jetzt wie machen.
In der Oberstufe schaut es anders aus, hier habe ich bei manchen Klassen den Eindruck, dass sie in erster Linie berieselt werden wollen. Die "guten" Schüler nehmen alle Aufträge ernst, der Rest laviert so herum. Die sind auf Frontalunterricht gepolt wie ein Pawlowscher Hund auf's Klingeln der Glocke und sehen aber überhaupt nicht ein, warum sie ausgerechnet selbst einen schwierigen Text lesen sollen. Es reicht, wenn sie dann die condensed version des Lehrers auswendig lernen müssen! - zumindest meinen sie das. Dass sie beim Abitur IMMER schwierige Texte selbst bearbeiten müssen, ist für sie kein Argument. Ich muss aber auch sagen, dass ich in meinen Abiturklassen sehr viel Lehrervortrag halte, weil ich sonst die Stofffülle nicht bewältigen kann.

Das bringt mich zum 2. Punkt: Stellenwert.
Wenn der Stellenwert der Gruppenarbeit eindeutig hoch ist (z. B. durch vorherige Erklärungen, Benotung, Einbetten in den Kontext oder die Sequenz, Festmachen an methodischen Zielen, Übung für Schulaufgabe etc.), nehmen auch die oben erwähnten 10-15% Hab-keine-Lust-Schüler an der Arbeit intensiv/er teil.

Womit ich jetzt angefangen habe zu experimentieren ist die Gruppenzusammensetzung. Ich habe ganz gute Erfahrungen mit binnendifferenzierten Aufgaben für homogene Gruppen gemacht, die vom Niveau gut an die jeweilige Gruppe angepasst waren. Die Gruppen habe ich selbst zusammengestellt. Hat gut funktioniert, ist meines Erachtens den Aufwand durchaus wert. Im letzten Jahr haben wir auch mit Gruppenfunktionen experimentiert, sprich es gibt einen Schriftführer, einen Diskussionsleiter etc. etc. Das hat sich deshalb als schwierig erwiesen, weil die Gruppenmitglieder mitunter so sehr mit "Verwaltungsaufgaben" beschäftigt waren, dass sie die inhaltliche Arbeit nicht gut durchführten. An dieser Schraube kann man aber sicher drehen, und vor allen Dingen müsste man viel früher mit strukturierter Gruppenarbeit anfangen - also in Klasse 5. In Klasse 8 sollte diese Arbeitsform einfach schon gut "sitzen".

Ich glaube auch, dass Gruppenarbeit einfach schwieriger ist als Individual- und Partnerarbeit, weil Hansi mit Ramona zusammenarbeiten muss, die er nicht mag, und dann auch noch Alexander und Laura-Marie an der Backe hat, die ihrerseits viel lieber mit Klaus und Ingeborg...usw. usw.

War das jetzt recht aufschlußreich? :-( 
teacher antwortete am 3. Nov, 20:16:
Ja, sehr aufschlussreich und - wie immer - sehr fundiert.
Ich mache vorwiegend Abi-Vorbereitung - und da geht es um individuelle Leistungen, die verbessert werden wollen. Die 16-18jährigen sehen dann in Gruppenarbeit einfach Zeitverlust.

Aussserdem: Ich selbst habe eine komödiantische Ader und ich kann nur schwer 2 Stunden zuschauen, was ich in 20 Minuten qualitativ zumindest gleichwertig erlediget werden kann. Zu Gruppenarbeiten muss ich mich zwingen und das ist wohl ein Grund, warum ich mit den Ergebnissen nicht recht zufrieden bin.

Gerne mache ich es in netten Gruppen, wo ich in die Rolle des Beraters statt des Dompteurs schlüpfen kann - da geht es allen gut. 
weissauer michael (Gast) meinte am 2. Nov, 13:22:
"Weil es funktioniert. Weil es hocheffizient ist. Weil ich viele Jahre Erfahrung habe und am besten weiß, was wichtig ist."
weil WAS funktioniert? lehren oder lernen? ich denke nicht, dass lernen so funktioniert. lehren vielleicht - lernen sicher nicht. ich denke auch nicht, dass beides ident ist. das hängt zuallererst davon ab wie man denkt dass LERNEN funktioniert? wenn lernen "im schüler bzw. in der schülerin" abläuft ist die herangehensweise an den lern.prozess wahrscheinlich anders als wenn lehrerinnen denken, dass lehren und lernen ident sind und diesen lern.vorgang alleinig beeinflussen können und damit dafür haupt.verantwortlich sind. ich denke, dass nur der oder die lernende die haupt.verantwortung für lernen tragen kann. das hängt sehr stark vom weltbild der lehrerinnen ab. über das müsste man sich als pädagoge zuallererst klart werden: wie denke ich, dass LERNEN funktioniert? unterrichte ich so als ob meine schülerinnen eine BLACKBOX wären? und vor allem wird es von den LERN.ZIELEN abhängen? befinde ich mich auf niedirgen lern.ziel.niveaus - wie zb "inhalt wiedergeben können" wird ein lehrerinnen.vortrag wahrscheinlich ein probates mittel sein, oder? sollen schülerinnen etwas anwenden oder neues entwickeln können wirds wahrscheinlich frontal schon schwieriger - dh je näher wir einem wirklichen, höherwertigeren LERN.prozess kommen wollen desto schwieriger und unwahrscheinlicher wird er mit lehrer.orientierten methoden stattfinden, oder? was funktioniert da auf welcher lern.ebene also wirklich?

weil es hocheffizient ist? wie schon oben erwähnt wird das m E nach davon abhängen welche ziele man sich setzt? wenn ich meine schülerinnen zu selbständig denkenden, für ihren lern.prozess selbst verantwortlichen, eigenständigen menschen entwickeln lassen möchte.... wenn ich das möchte, das ist die frage? frontal.unterricht wird das nicht leisten können. sagt meine erfahrung und mein lern.welt.bild - was sagt ihres?

weil ich am besten weiß was wichtig ist?
das kann durchaus sein. das spricht ihnen und allen lehrerinnen auch keiner ab. aber google weiß auch viel und ist dadurch noch kein guter lehrer - provokant getextet. und macht auch fehler bzw. die texter deren seiten ausgegeben werden - und das ist gut so. aber google als system besitzt keine reflexions.fähigkeit - wir als leherinnen schon. ich denke die einstellung, dass man selbst alles am besten weiß - lässt wenig raum für anderes und ermöglicht anderen wenig entwicklungs.chancen in ihre richtungen - und ich meine ihre richtungen und nicht die richtungen die lehrerinnen gerne hätten. und - vor allem - zeigt es m E nach auch den sehr häufigen lehrerinne.drang nach kontroll.orientierung allgemein. "ich weiß alles, ich entscheide alles, ich weiß wie ihr gut lernen könnt, usw." - das lässt wenig raum für autonomie und selbst.verantwortung bei den schülerinnen und auch wenig fehler.toleranz und hemmt enwicklungsmöglichkeiten eher. es spricht nichts dagegen, dass wir lehrerinnen viel wissen - das ist gut so - aber auch die schülerinnen wissen viel, haben erfahrungen und in ihnen läuft lernen ab. das denke ich.

zusammengefasst: frontalunterricht kann gut sein um bestimmte ziele zu erreichen. aber ist sicher nicht gut um höhere lern.ziel.niveaus zu erreichen. also was wollen wir?

lg weissauer michael
ein lehrer 
stichi antwortete am 2. Nov, 14:08:
Frontalunterricht heißt ja nicht, dass ich lediglich etwas vortrage. Das altbewährte fragend-entwickelnde Verfahren hat durchaus was für sich und zwar genau da, wo es ums Verstehen geht! 
Roro (Gast) antwortete am 2. Nov, 19:33:
Was wir wollen? Ganz bestimmt keine "lern.ziel.niveaus". Derartiges Dummschwätzgeschreibsel ist ein Kennzeichen von Leuten, die sich lieber um den Schein kümmern als um die Tatsachen. Da wird versucht, mit vermeintlich kreativer Schreibweise Produktivität vorzugaukeln, um das persönliche Versagen zu übertünchen.

Und sowas von einem Lehrer – Mahlzeit. 
BIA (Gast) antwortete am 2. Nov, 19:44:
@roro
Laus über Leber gelaufen?

Oder geht's auch in weniger rüdem Ton? 
weissauer michael (Gast) antwortete am 2. Nov, 21:12:
anmerkung
wenigstens kann man jetzt gut erkennen wie polarisierend das thema ist. das find ich gut. wenn meine dumm.schwäzerei zum diskurs führt - auch gut. und wenn das wort "lern.ziel.niveau" nicht gefällt - auch gut. ich denke nur, dass die METHODE mit dem ZIEL zusammenhängen sollte, oder? wie man das auch immer ausdrückt. mir ist keine laus über meine leber gelaufen und meine sprichwörtliche katze beisst sich hie und da auch in ihren schwanz. und meine jüngsten scheine sind elf jahre alt. ich mache selbst alltäglich eine menge fehler, verwende teils falsche methoden etc. - und ich versuche mich mit dem was ich tue auseinanderzusetzen. aber ohne ein sich.einlassen.wollen auf neues wird es nicht gehen. weder in österreich noch in deutschland. und das braucht mut und auseinandersetzung mit der thematik - nicht nur dummschwätz.geschreibsel, wie Sie es so schön ausdrücken - da geb ich Ihnen recht. und wenns auch provokation braucht. dann gut. nichts für un.gut.

lg weissauer michael

ps: und ich erlaube es mir zu versagen und gestehe das auch meinen schülerinnen zu. es geht darum es zu versuchen - ohne angst vor dem versagen. fehler, irrtum - und in diesem sinne auch - versagen sind lern.quellen. ich habe keine angst davor. wie ich auch keine angst davor habe meinen vollen namen anzugeben.

und - tatsachen liegen im auge des betrachters. jedenfalls sehen meine tat.sachen anders aus als Ihre. und das sei uns beiden zugestanden. 
testsiegerin antwortete am 2. Nov, 22:49:
@ michael weissauer
sie sprechen mir aus der seele. 
misswirtschaft (Gast) antwortete am 2. Nov, 22:59:
@ michael weissauer
danke für deinen beitrag. für die klare unterscheidung lehren ist nicht gleich lernen. kaum zu glauben, dass es menschen (sogar "lehrer") gibt, die bei folgendem zitat noch nicht lachen:
"wer glaubt, dass ein klassenlehrer eine klasse lehrt, glaubt auch, dass ein zitronenfalter eine zitrone faltet." andreas müller. 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:27:
Ich kann da auch voll zustimmen.
Leider wird in der Öffentlichkeit der LERNerfolg der Schüler als LEHRerfolg der Lehrer bewertet. Wenn einmal klar gestellt ist, dass Lernen als aktiver Prozess in der Verantwortung der Lernenden bleibt, dann werden sich auch Lehrer trauen, sich zurückzunehmen und ihre SchülerInnen selbständig und selbstverantwortlich arbeiten lassen. Davon sind wir meilenweit entfernt. 
walküre meinte am 2. Nov, 16:21:
Vielleicht irre ich mich, aber mir scheint, dass in den Kommentaren zum Teil Äpfel mit Birnen verglichen werden, und zwar insofern, als ich meine, dass die möglichen Arten des Unterrichts sehr vom jeweiligen Alter der Kinder abhängen. Arbeiten in der Gruppe funktioniert nach meinen Beobachtungen im Kindergarten und in der Volksschule (=Grundschule) im Großen und Ganzen wunderbar, um dann, mit zunehmendem Einfluss der Pubertät weitgehend zu einem Ding der Unmöglichkeit zu werden. Erst ab der ungefähr neunten Schulstufe wird Gruppenarbeit wieder sinnvoll.

Ich kann mich erinnern, dass einige meiner Professoren eine gute Mischung aus Frontalunterricht und Gruppenarbeit praktiziert haben; ausgesehen hat das so, dass das eher trockene Grundgerüst (bei Sprachen beispielsweise) per Frontalunterricht gelehrt wurde, um dann zur Erarbeitung des Ganzen in Gruppen zu schreiten, was gleichzeitig eine Art Köder für uns Schüler darstellte, um die trockene Theorie konzentrierter und somit schneller durchzugehen. 
undiszipliniert (Gast) antwortete am 2. Nov, 20:18:
Wenn ich die Postings hier lese, frage ich mich: Was wollen/sollen wir als Schule zukünftig?
In Deutschland ist die Diskussion um die "Bildungsstandards" in den Mittelpunkt gerückt - fachliche Curricula müssen angepasst werden und damit auch Methoden und Sozialformen.
In einem überwiegenden Frontalunterricht in Mathematik, wird es zum "Kommunizieren" oder "Argumentieren" nicht kommen, wie auch - der lehrerzentrierte Unterricht lässt ja nur wenig Möglichkeiten.
Ich glaube wir alle, Schüler, Lehrer und Eltern müssen uns an eine "neue Kultur" in der Schule gewöhnen - das sagt eine, die schon 21 Jahre unterrichtet und viele "Trends" miterlebt hat. 
teacher antwortete am 3. Nov, 21:18:
Wie soll die neue Kultur ausschauen? Werden wir uns darauf einigen können? 
Lehramtsstudent (Gast) meinte am 2. Nov, 19:21:
Ich bin Student im 5ten Semester und gerade für 5 Monate an einer Schule. Hospitiere und halte zunehmend eignen Unterricht;
und ich nehme einfach folgendes wahr:
Will der Lehrer nicht nur über ein Thema drüberhuschen, muss er frontal unterrichten, für alles andere wird ihm keine Zeit gelassen. 4 Stunden Deutsch-Unterricht die Woche sind bei dem aktuellen Lehrplan einfach unsinnig. Ich habe gerade versucht eine Gruppenarbeit durchzuführen (und behaupte mal, dass die ordentlich vorbereitet ist :P ) und sehe einfach, dass da 2 Stunden dauert, was ich frontal in 30 Minuten gemacht hätte.
Ob die Schüler am Ende tatsächlich was gelernt haben? Weiß ich noch nicht, das wird der Test dannach zeigen.

Das Problem liegt ja irgendwie da:
Die Wirtschaft will toll ausgebildete, junge Leute (knackvoller Lehrplan, nur 12 Jahre Abi usw.)
Die Wirtschaft will toll teamfähige, softgeskillte Leute (Gruppenarbeiten, Expertengruppen, Selbststudium usw.)
Die Regierungen wollen Geld sparen und eine zu friedene Wirtschaft
(überfüllte Klassen, Gruppenarbeiten kaum sinnvoll durchführbar, im Frontalunterricht fallen die unauffälligen Schüler hinten runter, egal wie motiviert der Lehrer ist)

Die Gruppenarbeit, die ich gerade durchführe, hat 7 Gruppen á 4 Schüler, wenn ich jede Gruppe davon präsentieren lassen will (statt nur 4), wird nochmal eine Stunde zusätzlich fällig.
Der betreuende Lehrer gibt mir aber Recht: Ich hätte nirgendwo mehr Zeit einsparen können. Immerhin schuldet man den Schülern ja auch irgendwie etwas Tiefe.

Wenn es nach mir ginge, würde ich gern auf viele unterschiedliche Lern/Lehrformen zurückgreifen, aber wenn ich das täte, würde ich unter 50% des verlangten Stoffes schaffen, und dann rebellieren Schüler und Eltern (zu Recht). 
Bobo (Gast) antwortete am 2. Nov, 19:49:
> Die Wirtschaft will toll ausgebildete, junge Leute (knackvoller
> Lehrplan, nur 12 Jahre Abi usw.)

Die Wirtschaft wäre oftmals schon zufrieden, wenn die jungen Leute 1 und 1 zusammenzählen könnten (mach' in deiner Klasse mal einen Test mit den vier Grundrechenarten – ohne Taschenrechner wohlgemerkt). Einen knackvollen Lehrplan will die Wirtschaft nicht und ich behaupte, das Abitur nach 12 Jahren wollte die Wirtschaft auch nicht. Die Idee kam aus der Politik, die meinte, deutsche Jugendliche hätten einen Nachteil gegenüber ihren Altersgenossen aus anderen Ländern, weil sie ein Jahr länger zur Schule gehen (obwohl sie mit denen überhaupt nicht in Konkurrenz stehen).

> Die Wirtschaft will toll teamfähige, softgeskillte Leute
> (Gruppenarbeiten, Expertengruppen, Selbststudium usw.)

Mit anderen gut auszukommen wie auch das selbständige Lernen, war schon immer und sollte auch weiterhin eine selbstverständliche Grundlage für jeden gebildeten Menschen sein (lies: von der Familie im frühesten Kindesalter beibegebracht und vorgelebt werden).
Was du mit Expertengruppen meinst, weiß ich nicht. Kein Unternehmen verlangt von einem Berufsanfänger Expertenwissen. Jedes Unternehmen verlangt, siehe Eingangsbemerkung, Grundwissen und -fertigkeiten, auf die sich aufbauen lässt. 
o, klein (Gast) antwortete am 3. Nov, 01:27:
Einen schönen Kompromiss zwischen Frontalunterricht und selber tun habe ich bei einem Spanisch-Kurs in Spanien kennengelernt.

Dort teilte die Lehrerin für die erste STunde spanische Literatur kleine Zettelchen mit Gedichten aus, für jeden ein anderes. DAs konnte man erst selbst erarbeiten und dann darüber reden.

.... oder ein Gedicht in Verse zerschnippelt, und die Klasse muss sie wieder zusammenfügen...

Eine andere tolle Form des Unterrichts erlebte ich im selben Kurs in "Aufsatz-Schreiben". Dort wurde einfach jeden Tag ein Aufsatz geschrieben, und am nächsten Tag korrigiert zurückgegeben. Da habe ich wirklich toll gelernt. Die Leute maulen vielleicht am Anfang, aber da muss der Lehrer durch: es bringt echt viel.

Aber, nebenbei bemerkt, welcher Lehrer ist bereit, für jede Stunde 25 Aufsätze zu korrigieren (= 2 STunden ARbeit)? 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:35:
@Lehramtstudent: Ich betreue auch immer wieder junge Kollegen, die sich wirklich gut vorbereiten ... und dann Ihre beschriebenen Erfahrungen machen (müssen). Wenn man dann noch den Vorwurf hört, man hätte halt schlecht vorbereitet, stellen sich die ersten Nackenhaare auf. Ruhig bleiben, Abwechslung bieten.

@Spanischkurs: Wenn ich täglich einen Aufsatz schreiben lasse, bekomme ich ab dem dritten Tag nur mehr ein Lächeln von meinen Schülern: "Wir sparen Ihnen die Korrrekturarbeit, ok?" 
stephan (Gast) antwortete am 4. Nov, 17:56:
"Kein Unternehmen verlangt von einem Berufsanfänger Expertenwissen. Jedes Unternehmen verlangt, siehe Eingangsbemerkung, Grundwissen und -fertigkeiten, auf die sich aufbauen lässt. "

Und genau darum bilden immer weniger Unternehmen selber aus sondern erwarten fertig ausgebildete Mitarbeiter, nehmen sich in der "Ausbildung" nicht genug Zeit und sieben lieber 50% oder mehr der Azubis wieder aus. Lassen die verbleibenden Überstunden schieben, überlassen dem Azubi den ganzen Laden in der Spätschicht und wehe morgen ist nich alles tiptop vorbereitet.


"Aber, nebenbei bemerkt, welcher Lehrer ist bereit, für jede Stunde 25 Aufsätze zu korrigieren (= 2 STunden ARbeit)? "

wie wärs mit einem der gescheit dafür bezahlt wird. 
Marie (Gast) meinte am 2. Nov, 21:04:
Ich finde Frontalunterricht besser, aber das ist Ansichtssache. 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:35:
Für viele Schüler ist es auch bequemer. Besser? 
Marie (Gast) antwortete am 5. Nov, 16:12:
Ich persönlich lerne dadurch besser. 
o. klein (Gast) meinte am 3. Nov, 01:18:
Schüler tun nur so als wollten sie nicht lernen
an ihren Bemerkungen dürfte was dran sein. Ich habe als Schülerin Jubel, Trubel, Heiterkeit im Unterricht gehasst und war auch kein Fan von Chemie-Experimenten, wo einem was vorgezeigt wurde oder wo man sich in Grüppchen rund um irgendwelche Geräte amüsierte.

Allerdings habe ich es gerne, aktiv zu sein. Deshalb sollte man im Frontalunterricht auch öfters, besonders am Anfang, die Schüler selber was machen lassen, damit sie nicht nur passiv sind. Besonders in der früh ist es wichtig, dass sie aufwachen.

Vielleicht ist das grösste Paradox, dass die Schüler zwar immer behaupten, dass sie nichts lernen wollen und am liebsten untätig herumsitz, dass ihnen in diesem Fall aber in Wirklichkeit schrecklich langweilig ist.

Wahrscheinlich darf man sich nicht anbiedern, indem man die Leistungsforderungen herabsetzt. Ich glaube, in wirklich schätzen die Schüler es, zu Leistungen herausgefordert zu werden, auch wenn sie es - insbesondere in der Gruppe - nicht zugeben. 
teacher antwortete am 3. Nov, 17:39:
Stimmt. Schüler wollen aktiv sein, das passive Zuhören halten sie nicht lange aus. Bleibt noch der Unterschied zwischen Aktivität und Arbeit zu klären :-) 
Katarina (Gast) meinte am 3. Nov, 05:51:
Hm?
Manchmal frag ich mich bei den Kommentatoren hier doch, ob sie sich noch an ihre Schulzeit erinnern. Ich hab den ganzen Projekt- und Teamkram gehasst! Kann mich auch kaum erinnern dass es jemandem anders gegangen wäre. Die besten Lehrer an die ich mich erinnern kann, sind die, die vorne standen und ihr Thema so engagiert und begeistert rübergebracht haben, dass alle aufgewacht sind. Ich glaube das ist ein Talent, und das hat logischerweise nicht jeder. Ist schade für die Lehrer die es nicht haben, aber lehren ist glaube ich nichts was man nur mit Theorien betreiben kann, man braucht wie bei vielen anderen Dingen auch einen Funken natürliche Veranlagung. Ich hatte sogar einen, der das in BWL fertig gebracht hat, und das ist wirklich das langweiligste Fach das ich mir denken kann.
Und die Argumente dazu! Der Knaller ist ja: sie müssen im Berufsleben ja schliesslich auch in Teamarbeit arbeiten können, da müssen wir sie drauf vorbereiten. Hallo? Im Berufsleben werde ich dafür bezahlt und habe mir den Job ausgesucht, und ich bin mit anderen Leuten zusammen, die ebenfalls dafür bezahlt werden und sich das ausgesucht haben. Größer kann der Unterschied ja wohl kaum sein? Ja doch, ich bin bei der Arbeit teamfähig. In Fortbildungen nervt mich Teambildung noch immer. Ich hab mein eigenes Lerntempo, und für gewöhnlich hinken die anderen dann hinterher und ich mach das meiste. Nervt mich total! 
matthias (Gast) antwortete am 3. Nov, 09:34:
kann ich nicht bestätigen
In meiner Schulzeit waren die besten Lehrer die, die beides kombinieren konnten. Erklären mit sehr viel Gespräch mit den Schülern im Frontalunterricht abgewechselt mit Gruppenarbeiten.

Lehrer die nur Frontalunterricht machten waren meistens richtig schlecht die haben nie mal was anderes ernsthaft probiert. 
testsiegerin antwortete am 3. Nov, 11:38:
Ich bin ja auch mal in die Schule gegangen. Und eins meiner Kinder geht immer noch in die Schule. Und Lehrende bin ich auch, wenn auch für Erwachsene (aber auch für Erwachsene, die nicht immer freiwillig kommen).

Ja, es gibt den einen oder anderen großartigen, eloquenten Vortragenden, an dessen Lippen man hängt und von dem man viel lernt. Aber seien wir uns ehrlich, das ist selten. In der Schule und auf Kongressen. Die meisten langweilen.
Ich hab das meiste aus dem gelernt, was ich mir selbst erarbeitet habe. Lernen ist ja nicht nur Vermitteln von Wissen, sondern Reflexion, Überdenken von Haltungen, Bestätigen von etwas, das man schon weiß, Lernen besteht im besten Fall auch aus Irritation.

Wenn ich meine Tochter betrachte, dann lernt sie am meisten, wenn sie selbst aktiv wird. Wenn sie zum Beispiel selbst eine Stunde gestalten muss, im Rahmen von Projekten, Referaten, Dossiers etc.

Ich glaube, dass SchülerInnen unterschiedlich lernen und Lehrer unterschiedlich lehren. Und ich wünsche mir Vielfalt statt Einfalt. Theoretische Inputs, verbunden mit Aufgaben für die SchülerInnen, praktische Übungen, kreative Methoden, lebendiges Lernen... 
teacher antwortete am 3. Nov, 20:23:
Ja, Abwechslung ist das Zauberwort. 
Katarina (Gast) antwortete am 3. Nov, 23:01:
Ja, da stimme ich durchaus zu. Beim selbst erarbeiten bleibt am meisten hängen. Aber in Gruppenarbeit? Als Team? Nein. 
teacher antwortete am 4. Nov, 07:58:
Daher das neue Zauberwort in Österreich: Individualisierung. Die Gruppe tritt in den Hintergrund, die Klasse wird unbedeutend. Ob das sozial erwünscht ist? 
El Loco meinte am 5. Nov, 16:43:
Hm. In meiner Arbeit stelle ich fest: mit Mittelschülern ist Teamarbeit nur möglich, wenn das Team aus zwei Leuten besteht. Sind es mehr, kriegen sie sich in die Haare. Ansonsten ist hier in Frankreich allerdings auch sehr gefragt, nicht nur Fragen zu stellen, sondern die zu lernenden Antworten gleich mitzuliefern - selbst denken ist gefährlich!
Bei Erwachsenen ist es etwas anders; da sind Diskussionsgruppen und freie, nur leicht angeleitete Arbeit durchaus möglich.

Ich bin etwas erstaunt, wenn Lehrer im Internet auf einmal grundlegende Rechtschreibregeln vernachlässigen - oder schreibt man auch in der Schule jetzt alles klein? (nicht @teacher) 
NRWler (Gast) meinte am 6. Nov, 07:10:
Frontalunterricht hin oder her. Offener Unterricht hin oder her. Hilbert Meyer gibt doch wahrlich auf seine letzten Tage zu: "Die Über- oder Unterlegenheit bestimmter Unterrichtskonzepte lässt sich zurzeit empirisch nicht nachweisen. Deshalb halte ich es für sinnvoller, den Streit um das "richtige Konzept" ein Stück weit zurücktreten zu lassen und stattdessen zu fragen, wie sowohl der herkömmliche, eher lehrerzentrierte, als auch der eher offene oder schülerzentrierte Unterricht verbessert werden können." (Hilber Meyer: Was ist guter Unterricht?, Berlin 2004, S. 8) Das ist doch mal eine Aussage, oder nicht? Wobei schon der Titel des Buches von Hilbert Meyer meiner Meinung nach falsch ist. Da stimme ich eher Prof. Dr. Dollase (Uni-Bielefeld) zu, wenn er die Frage wie folgt formuliert: Was macht erfolgreichen Unterricht aus? Ich sage: Guter Unterricht kann schick aussehen, muss aber nicht erfolgreich sein. Erfolgreicher Unterricht kann beliebig gestaltet sein, er ist erfolgreich. 
testsiegerin antwortete am 7. Nov, 18:33:
Ja, dem kann ich so zustimmen. 
noch ein NRWler (Gast) antwortete am 9. Nov, 13:00:
Lernen ist immer immer immer eigenaktiv. Niemand kann für mich lernen und niemand kann mich belehren - höchstens dazu motivieren selbst zu lernen. Es mag sein, dass ich mir ein paar Dinge "merken" kann, wenn mir jemand einen Haufen erzählt. Mag auch sein, dass es reicht, um beim nächsten Test dafür eine realtiv gute Note zu bekommen, aber mit "Lernen" hat es nichts zu tun.
Ein Problem sind deswegen z. B. auch die sog. Lernerfolgskontrollen. Vernünftige Aufgabenformate würden Schüler vielleicht auch wieder mehr motivieren, ihre Gehirne zu gebrauchen. Häufig tut das System zu viel dafür, dass der Gebrauch eigenen Gehirnschmalzes gar nicht notwendig ist. Schade drum ... 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma