steppenhund meinte am 2. Nov, 10:36:
Ich würde es anders machen
Auf der Uni unterrichte ich frontal. Eine Woche lang, 3 Stunden pro Tag. Das ist auch für die Studenten ein harter Job. Gemildert wird er nur dadurch, dass sie Fragen stellen dürfen. Und durch die Übungen. J 3 zusätzliche Stunden sind praktische Übungen, da arbeiten sie in Dreierteams. Und irgendwie funktioniert das.-
In einer Mittelschule würde ich es anders machen. Frontal unterrichten und dann ein Kind, immer ein anderes an die Tafel holen. Nicht, um es zu prüfen. Sondern, um erkennen zu können, was noch nicht verstanden wurde. Da sind schwächere Schüler sogar die besseren Kandidaten. Was der Schwache nicht versteht, habe ich offensichtlich nicht gut genug erklärt. (Ich spreche jetzt nur von Fächern wie Mathematik, Physik, Chemie, ...)
Anstatt jetzt das Kind an der Tafel runter zu machen, versucht man jetzt mit Fragen die Klasse einzubeziehen. Viele Kinder werden sich sagen, ohje, das hätte ich auch nicht verstanden. Beim 2. oder 3. Versuch klaptt es dann.
Ich gehe davon aus, dass etwas, was ich erkläre, nicht sofort verstanden wird. Ist unmöglich. Ich verstehe auch nicht alles auf Anhieb. Manchmal glaube ich es zu verstehen, weil der Professor so bestechend vortragen kann. Will ich es ihm dann nachhüpfen, stelle ich fest, dass ich an irgendeiner Stelle hänge.
Und man darf mir glauben, dass ich selber nicht "zu dumm" bin, etwas zu verstehen.
In den genannten Gegenständen, sollte das Verhältnis des Lehraufwandes zwischen Verständnis und Üben bei 1:5 liegen. Üben beinhaltet das Erklären der eigentlichen Schwierigkeiten.
Manchmal denke ich mir, die Kinder haben gar keine Chance, "Mathematik zu verstehen", wenn sie einfach frontal berieselt werden. Und wenn sie die Aufgaben zu Hause machen müssen, bedeutet es nur Bedarf an Eltern- oder fremder Nachhilfe.
In Fächern wie Geschichte oder Geografie kann ich mir Projektunterricht gut vorstellen. Da habe ich einmal Seminare besucht, die das Thema (allerdings auch für Fernuniunterricht) behandelt haben.
Allerdings gehört da viel soziales Einfühlungsvermögen des Lehrers dazu, die richtigen Gruppen zusammen zu stellen. Sonst endet es wirklich bei TEAM, toll, einer alles macht.
teacher antwortete am 3. Nov, 17:18:
Gerade die Uni-Didaktik hat den Ruf, den Frontalunterricht (VO) zu zementieren. Nicht selten hört man den bösen Witz (unter Lehrern), dass sogar die Vorteile der Gruppenarbeit frontal vorgetragen werden.Gruppenarbeit an den Unis funktionieren (aus meiner Erfahrung)dann, wenn klare Ziele ohne Zeitbegrenzung zu erfüllen sind: Die Studis sitzen dann länger, wenn sie trödeln und fallen durch, wenn sie die Ziele nicht erreichen. D.h. Druck und Zeit motivieren.
In der Schule läutet die Glocke, und wer nichts abgibt, ist "ein cooler Typ".