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cotopaxi

 
"Sind Sie für ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen in Wien?"

Über unsere liebliche Hauptstadt schwappt in Vorwahlzeiten eine Marketing-Kampagne, die sich Volksbefragung nennt. Unter den fünf recht manipulativ formulierten Fragen betrifft mich die obrige so direkt, dass ich in meinen Klassen dem Auftrag zur "Politischen Bildung" nachkomme.

Unter 84 befragten Kindern (13-15 Jahre) stimmen sechs für die Ganztagsschulen.

"Warum seid ihr denn dagegen?" will ich wissen.
1. "Wir wollen nicht den ganzen Tag hier herumsitzen."
2. "Ich habe ein Privatleben!"
3. "Am Nachmittag bin ich frei."
4. "In der Schule darf ich nicht einmal mein Handy verwenden."
5. "Zuhause ist es viel bequemer."
6. "Ich möchte auch meine Freunde treffen."


Ich lese vom Amtlichen Stimmzettel den einleitenden/erklärenden Satz zur obigen Frage vor: "Internationale Studien zeigen, dass die Ganztagsschule der entscheidende Erfolgsfaktor für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie darstellt sowie das Bildungsniveau der Bevölkerung deutlich hebt."

Ich hänge an: "Da kann man doch nicht dagegen sein."

Die SchülerInnen bringen klar zum Ausdruck, dass solche Hinweise der Manipulation dienen. Das verstehen auch die Kleinen.

"Und was glaubt ihr, wie die Wiener abstimmen werden?"

"Na, DIE sind dafür. DIE wollen uns doch loswerden." - "Genau. Die schieben uns ab!"

Abschließend hake ich Bewusstsein schärfend nach:
"Was macht ihr so am Nachmittag?"

1. "Fernsehen." Ich ergänze: "... die dümmsten aller Sendungen laufen am Nachmittag."
2. "Facebook." Ich ergänze. "... also im Internet herumsurfen."
3. "Chillen." Ich ergänze: "... das heißt: herumhängen, Blödsinn oder gar nichts machen."

Meine Ergänzungen stoßen auf einen einzigen Widerspruch: "Mein Fernsehen ist nicht blöd." Aber gescheite Nachmittagssendungen nennt mir keiner.

P.S.: Ich bin gegen Ganztagsschulen, aber ich sehe deren unabdingbare Notwendigkeit. Das wird Milliarden kosten. Weil unsere Schulen niemals dafür gebaut wurden.

"Das ist wie Alcatraz!", fasst ein kleines Mädchen zusammen.
flyhigher meinte am 9. Feb, 11:38:
Die Jugend sieht das Leben als besch**** an, das wir führen - arbeiten bis abends. Da hat man keine Freizeit mehr. Auf die Frage, was sie denn mit der Freizeit anfangen würden, kommen eben genau die von dir oben genannten Antworten. Auf die Frage, ob sie denn das als tolles Leben bezeichnen, antworten sie mit JA. Da ist in den letzten Jahrzehnten einfach erziehungstechnisch viel schief gelaufen. (Ich kann leicht reden, ich habe keine Kinder). 
Mathias (Gast) antwortete am 9. Feb, 19:53:
Was ist so schlimm daran, wenn den Jugendlichen die genannten Aktivitäten eigenen Aussagen zurfolge Spaß machen? Bloß, weil es nicht dasselbe ist, was du unter sinnvoller - oder vielmehr erfüllender - Freizeitgestaltung verstehst?
Schlimm wäre es, wenn die Kinder auf deine Frage mit "Nein" antworten würden, denn das hieße, dass ihnen nicht einmal das Herumhängen Spaß macht (und die Schule natürlich erst recht nicht).
Also bitte: Jedem seine Freuden und Freiheiten lassen, egal wie komisch sie uns Erwachsenen vorkommen mögen. 
Mem (Gast) meinte am 9. Feb, 11:54:
Blöde Frage jetzt, aber...
...was ist so schlimm am "nachmittäglichen Abhängen"? Warum sollen Teenies das nicht genießen, solang sie noch können?
Und "Chillen" mit "Blödsinn machen" gleich zu setzen ist...nicht fair, aus meiner Sicht (zumindest sollte man das nicht so pauschal über einen Kamm scheren).

Die Sache mit den Ganztagsschulen sehe ich zwiegespalten. Eigentlich ist es doch traurig, dass sich unsere Gesellschaft in eine Richtung entwickelt (hat), in der Eltern nicht mehr möglich ist, am Nachmittag für ihre Kinder da zu sein, weswegen die Betreuung anders gesichert werden muss.

Und ich wäre mir da als Teenager ebenfalls wie eingesperrt vorgekommen, hätte ich den ganzen Tag in der Schule verbringen müssen. :-(
In dem Alter ist die Schule nunmal nicht der verlockene Ort, an dem man mehr Zeit als notwendig verbringen möchte, und selbst, wenn die Lehrer noch so gut sind (ich hatte tolle Lehrer, dennoch ist irgendwann mal...Freizeit).

Als Teenie wollte ich nach hause, in meine eigenen 4 Wände (aka mein Zimmer) oder wahlweise in die 4 Wände irgendeiner Freundin, mit der man dann "abhing" und "Blödsinn machte" (aka sich gemeinsam totlachen über Witze, die kein Erwachsener je verstanden hätte :P).

Kann man Kinder und Jugendliche diese Zeit nicht frei genießen lassen? *sfz* Das gibt einem niemals wieder jemand zurück, und ab 18 geht dann mit Pech sofort die Tretmühle los oder aber, mit einigen Jahren Verzögerung, falls man studiert. 
Der_Eisenschmyd antwortete am 9. Feb, 12:38:
"nd ab 18 geht dann mit Pech sofort die Tretmühle los oder aber, mit einigen Jahren Verzögerung, falls man studiert. "

Das ist ja der eigentliche Sinn der Ganztagsschulen.
Das man eben nicht erst mit 18 dem System angepasst wird, sondern schon mit 12.
"Die Gesellschaft" bzw. deren Mächtigen (Wirtschaftsbosse, Politiker, Kirchenfürsten) verlangt nach angepassten Arbeitern, und daher ist es doch recht, schon früh damit anzufangen....

...aber mal davon abgesehen, für bestimmte Schüler ist eine Ganztagsschule sicher wie ein Gefängniss, nämlich für jene die eher Aussenseiter sind und froh sind wenn sie um 13 oder 14 Uhr Schluß haben und ihre dämlichen Mitschüler von denen sie gemobbt werden nicht mehr sehen müssen.
Und nun? Jetzt müssen sie die Schwachmaten noch bis zum Abend aushalten......wunderbar...... 
flyhigher antwortete am 9. Feb, 13:54:
Aber genau das ist ja das Problem. Dass der Beruf als "Tretmühle" gesehen wird.
Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile, ob Ganztagsschule oder jetziges System. (So wie halt alles im Leben!) Aber solange wir Erwachsenen, die die Kinder erziehen sollen, alle "Pflichten" in unserem Leben als Tretmühle ansehen, werden das auch die Kinder so sehen.
Die Sichtweise, dass man in diesem System (ob jetzt Ganztagsschule oder Arbeit), keine Freizeit mehr hat, ist m.E. ein Produkt der Erziehung. 
Mem (Gast) antwortete am 9. Feb, 14:00:
Tschuldigung, flyhigher, aber die Zeiten, in denen man frisch fromm fröhlich frei und bestens gelaunt zu einer phänomenalen, motivierenden und wenigstens angemessen Arbeit gingen, sind ja wohl - zumindest für einen erschreckend großen Teil der Bevölkerung - vorbei?

Ich jedenfalls blicke zurück auf einen schlecht bezahlten Vollzeitjob ohne jedweden eigenen Einfluss, miesem Arbeitsklima, noch mieserer Geschäftsleitung, und täglich 2-3 Stunden Arbeitsweg.
Das war in der Tat Tretmühle. Freizeit? Fehlanzeige. Bis man sich abends ansatzweise akklimatisiert hatte, war wieder Bettgehenszeit. Und mir ging's quasi noch gut, weil es immerhin ein Festjob statt Zeitarbeit war.
Und ich höre nur von den wenigsten Bekannten anderes.

Und auch Eltern sind keine Marionetten, die ewig nur eine Maske aufsetzen und so tun können, als wäre das ein Traumleben... 
Mem (Gast) antwortete am 9. Feb, 14:03:
Korrektur: "angemessen *bezahlten Arbeit" meinte ich natürlich. 
flyhigher antwortete am 9. Feb, 14:06:
Wie ich schon sagte, eine Frage der Sichtweise. Mir macht meine "Tretmühle" natürlich auch nicht jeden Tag Spaß. Aber es gibt keinen Nachteil ohne Vorteil und keinen Vorteil ohne Nachteil. Ich kann mich auf alle Nachteile konzentrieren, dann werde ich hier in meinem Job sehr bald sehr unglücklich sein. Ich hätte weiß gott genug, worüber ich mich hier zu tode ärgern und aufregen könnte. Aber der Job hat auch gute Seiten. (Und sei es nur diese, dass er mich ernährt...). Und auf die konzentriere ich mich. Und versuche, das Negative auszublenden. Zen oder so ;-).
Ich glaube nicht, dass die Zeiten eines guten Jobs vorbei sind. Der Job ist genau so gut, wie ich ihn mir vorstelle. Ob nun Müllmann oder Chef. Und das, finde ich, wurde den Kindern zuwenig vermittelt. 
Mem (Gast) antwortete am 9. Feb, 23:30:
Jetzt, wo Sie es sagen...
...sehe ich auch draußen die rosaroten Wattewölkchen..

Zen oder so.

*tilt* 
teacher antwortete am 10. Feb, 10:23:
Ich verstehe die Haltung der Kinder sehr, sehr gut. Aber es muss uns klar sein, dass Kinder, die am Nachmittag vorm Fernseher abhängen gegenüber Kindern, die am Nachmittag in der Schule lernen einen Wettbewerbsnachteil erwirtschaften, der sich schon in PISA abzeichnet.
Wo setzen wir die Präferenzen? 
Nachtblau antwortete am 10. Feb, 11:03:
Pisa ist doch wohl wirklich kein Maßstab sondern ein Übel. 
Mem (Gast) antwortete am 10. Feb, 11:24:
Nichts für ungut...
....aber wenn im Zusammenhang mit 13-16 jährigen schon das Wort "Wettbewerbsnachteil" aufkommt, wird mir irgendwie ungut. :-| 
teacher antwortete am 10. Feb, 20:11:
@Mem: Mir auch. 
Atrazin (Gast) antwortete am 11. Feb, 17:53:
Beim Vergleich Fernsehen - Schule haben Sie Recht,
aber was ist mit meiner Tochter? Montag geht sie Nachmittags zur Jungschar, Dienstag ist sie am Nachmittag in der Musikschule, am Mittwoch hat sie Schisprungtraining, Donnerstag "chillt" sie und Freitags hat sie wieder Konditionstraining. Keinen einzigen dieser Fixpunkte will sie aufgeben - wir haben ihr das ab und zu schon nahegelegt - Stichwort "Freizeitstress". Am Liebsten würde sie auch noch zum Schitraining und Judotraining gehen und ein zweites Instrument lernen. Hätten wir eine Ganztagsschule, wär das alles Essig. Für uns als Eltern (beide berufstätig) wär die Betreuung natürlich bequemer, aber um welchen Preis ?? 
steppenhund meinte am 9. Feb, 12:21:
Die Jugend ist arm heute.
Wir waren im Park oder auf der G'Stätten Fussball spielen oder haben uns später darüber gefreut, wenn es den Freigegenstand Theaterspielen gab. Immerhin ging aus der Gruppe auch Michael Schottenberg hervor.
Und dazwischen wurde mit der elektrischen Eisenbahn gespielt oder mit unterschiedlichen Baukästen, von Matador bis Philips.
Fernseher gab es keine. Mein erster Fernsehfilm war "La Strada" bei Bekannten meiner Eltern, die einen Fernseher hatten.
Langweilig war uns nie und das Wort "chillen" war damals noch nicht erfunden. (Ein fürchterliches Wort, selbst wenn ich chill-out selbst manchmal verwende.)
Bevor jetzt jemand mit der sozialen Abstufung daher kommt: im Park spielten alle. Von den ganz armen bis zu den "besseren", von Proletenkindern bis zu den AHS-Mittelschülern.
Die Getränke waren Wasser, das manche Wirte freundlich, andere unfreundlicher ausschenkten.
Es gab keine Ganztagsschule bei uns. Doch der Nachmittag wurde genossen. "Geh doch in den Park spielen!" 
BIA (Gast) antwortete am 9. Feb, 12:34:
Statt der Ganztagsschule bräuchten die Kinder und Jugendlichen Ganztagsräume außer dem Kinderzimmer, also Wiesen, Wälder, meinetwegen auch Parks, und Ganztagsmenschen, die bei Bedarf Zeit für sie haben. Oh, und sinnstiftende Aufgaben - von Hentig spricht glaube ich davon, dass sie sich als "wirksam" erfahren müssen. Den Eindruck, dass sich Jugendliche als "wirksam" erfahren, habe ich nur selten.

Was für eine Aufgabe - die kann die Ganztagsschule allein gar nicht lösen. 
steppenhund antwortete am 9. Feb, 14:54:
100% Zustimmung. 
Mathias (Gast) antwortete am 9. Feb, 20:00:
Hachja, traurig, traurig! Würde sich der Mensch doch bloß nicht weiterentwickeln, dann wäre immer noch alles so super wie in den 70ern. Aber, oh Schreck, heute haben die Kids nicht mehr Spaß mit Baukästen und Fußbällen (obwohl ich letzteres jetzt mal anzweifeln würde), da muss man sie natürlich in Ganztagsschulen zwängen, weil die ja ansonsten ohnehin nichts Vernünftiges im Kopf haben. Das Freizeitverhalten einer einzigen Schulklasse ist ja auch unglaublich repräsentativ für die gesamte Wiener Jugend. 
teacher antwortete am 10. Feb, 10:29:
Ich habe nun ca. 90 SchülerInnen (3 Klassen) über ihre Nachmittage befragt: Ich habe ganz selten Sport, nie Musik machen und sehr oft Freunde, Fernsehen und Internet gehört. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, aber sehr aussagekräftig. Zwei Schüler haben von Hausübungen und Lernen gesprochen - das löst dann spontanes Lachen aus, es wird kaum ernst genommen. 
BIA (Gast) antwortete am 11. Feb, 12:44:
@mathias
Tatsache ist doch, dass Kindern und Jugendlichen die Art, wie sich der Mensch gerade weiterentwickelt, nicht so doll bekommt.

Das klassische Schulzimmer ist jedenfalls ebenso wenig "menschengerecht" wie der bewegungsfreie Nachmittag vor Computer und PSP. 
Alphager (Gast) meinte am 9. Feb, 12:51:
"Ganztagsschulen" gibt es nicht
Die Frage ist bescheuert, weil sie einen sehr wichtigen Aspekt außer Acht lässt: Was soll zusätzlich zum Vormittagsunterricht an der Schule passieren?

Ich bin in den Genuss von zwei verschiedenen Ganztagsschulkonzepten gekommen, die ungleicher nicht sein könnten:

An einer katholischen Privatschule in Deutschland war Vormittags normaler Schulbetrieb, danach eine Stunde Mittagspause inklusive Essen, 2 Stunden Freizeitgestaltung in Wahlpflichtfächern (Sport, Werken, Kunst, Musik), danach zwei Hausaufgabenstunden (selbstständige Bearbeitung der Hausaufgaben; ein Lehrer ist fest im Raum für Fragen da, andere Lehrer können in ihren jeweiligen Klassen besucht und um Rat gefragt werden. Bei Beendigung der Hausaufgaben ist es Möglich an verschiedenen AGs teilzunehmen bzw. individuelle Förderung zu bekommen).

Ergebniss ist, dass man als Kind gegen 16:30 Schulaus hat, alle Hausaufgaben bereits gemacht hat, individuelle Schwächen frühzeitig erkannt und behoben werden und man einen Großteil der üblichen Freizeitaktivitäten bereits abgefrühstückt hat.

Das Französische Model dagegen ist Alcatraz: Vormittags und Nachmittags ganz normaler Schulunterricht, Feierabend um 17:00 und danach och Hausaufgaben für ein bis zwei Stunden. 
Diana Loos (Gast) antwortete am 9. Feb, 13:14:
In England geboren, fühlte ich mich dort auf der Ganztagsschule sehr gut aufgehoben, da ich es nicht anders kannte. Wie alle anderen SchülerInnen ging ich von 9 bis 15.45 Uhr in die Schule, einschließlich Aktivitäten wie Chor, Orchester, Theater, Sport usw. in der Mittagspause oder nach Schulschluss, danach bis zu 3 Stunden Hausaufgaben. Jetzt bin ich seit 12 Jahren im deutschen Schuldienst und stelle fest, dass die deutschen Schulen immer längere Schultage planen (müssen), während die englischen Schultage immer kürzer werden. Im Gegensatz kürzen die deutschen Schulen die Gesamtschulzeit (Stichwort G8), während englische SchülerInnen immer länger auf die Schule gehen müssen. Was schließen wir daraus? Egal, was man macht, kann es nie allen passen ... 
teacher antwortete am 10. Feb, 10:35:
Zwei Schüler aus der Befragungskohorte haben bereits Erfahrung mit Ganztagsschulen gemacht - beide waren relativ positiv eingestellt: "mit Freunden getroffen", "keine Hausübungen mehr", "Hilfe von Erziehern" ...
Vieles ist einfach Gewohnheitssache. Unsere Kinder sind es gewohnt, am Nachmittag beim Ferseher/Comuter herumzuhängen - weil ihnen sonst fad ist. Wenn sie in einer guten (!)Ganztagsschule sinnvolle Freizeitaktivitäten betreiben könnten (Sport, Spiele ...), wären sie damit sicher auch zufrieden. In unseren momentanen Schulgebäuden können wir allerdings keine Freizeitaktivitäten anbieten, weil wir keine Einrichtungen dafür haben. Das wäre Alcatraz. Oder schlimmer. 
BIA (Gast) antwortete am 11. Feb, 12:47:
dieses "fad"
find ich bedenkenswert.
Warum ist ihnen fad, wenn sie nicht fernsehen? Was ist da schiefgegangen? Meine Schwester und ich haben pro Tag 30 min ferngesehen - bei guter Führung, lol. Computer gab's nicht. Der Rest war selbstgemachter Zeitvertreib, Basteln, Lesen, Playmobil, Hausbauen im Wald, whatever. Und war nicht mal an trübsten Regentagen im November fad.
Was ist denn da verloren gegangen? 
teacher antwortete am 12. Feb, 09:07:
Was verloren gegangen ist?
Vor allem eines: Eigeninitiative. Wir haben uns organisiert, um gemeinsam Fußball spielen zu gehen. Das muss jetzt ein Animateur übernehmen (wie im Urlaub) - sonst passiert nix. Aber beim Fernsehen und am Computer läuft immer was, ziemlich bequem. 
El Loco antwortete am 17. Feb, 13:33:
Das französische Alcatraz...
... ist noch dazu das perfekte Beispiel dafür, daß "Ganztagsschule" KEIN Wettbewerbsvorteil für die Absolventen ist.
Das staatliche französische Schulsystem produziert nämlich einen Analphabeten-Anteil unter den Abiturinhabern (!) von 10%, das ist höher als in meiner Schulzeit der Anteil unter der deutschen Gesamtbevölkerung (die allesamt nur Halbtagsschule hatte).
Ganztagsschulen werden propagiert v.a., um den schädlichen Einfluß der Elternhäuser von den Kindern fernzuhalten... da gehts nicht um bessere Ausildung, sondern um bessere Eingliederung ins vorgegebene Schema. Schönen Gruß von Aldous Huxley... 
Der_Eisenschmyd antwortete am 17. Feb, 13:39:
Man will nicht selber spielen man will bespielt werden.

Man will nicht selber lernen, man will bele(h)r-nt werden... 
Nachtblau meinte am 9. Feb, 13:18:
Ganztagesschule klingt immer ganz toll, bloß wehe, man hat jetzt Interessen, die an der Schule aus Mangel an geeignetem Personal nicht stattfinden können. Und ganz schlimm siehts für Kinder aus, die vom Rest gemobbt werden. Ich bin froh, dass für mich die Schule um 13 Uhr aus war und ich dann "mein" Leben führen konnte, wie und mit wem ich wollte. Nehmt euren Kindern alle Freiheiten, aber wundert euch dann nicht wenn ihr mit 70 ins Altersheim abgeschoben und ans Bett fixiert werdet. 
teacher antwortete am 10. Feb, 10:36:
Ganztagsschule widerspricht dem Trend zur Individualisierung. 
Nachtblau antwortete am 10. Feb, 11:12:
Und fördert die Gleichschaltung der Heranwachsenden, richtig. Wollen wir das wirklich? Wir als Gesellschaft meine ich. Wir sind doch jetzt schon soweit, dass der Einzelne nicht viel wert ist, siehe Arbeitsmarkt, siehe Politik. Wollen wir schon ab einem Jahr in der Krippe zulassen, dass Kinder und Jugendliche nur die Sicht- und Lebensweisen kennenlernen, die gerade erwünscht sind? Alle schön stromlinienförmig, dem Mainstream unterworfen? Dass sie schon von vornehereinl gar keine Möglichkeiten bekommen, irgendetwas anderes kennenzulernen? Andere Menschen außerhalb der Schule kennenzulernen? 
teacher antwortete am 10. Feb, 20:14:
Die praktische Frage lautet anders: Überlassen wir 1000e Kinder sich selbst (verwahrlosen) oder quetschen wir sie in ein Ganzutagesprogramm? 
Nachtblau antwortete am 10. Feb, 20:24:
Anders wird ein Schuh draus: wie schaffen wir es, dass das Erziehen von Kindern die gleiche Gewichtung wie ein ausgeübter Beruf bekommt, und dass die finanziellen Einbußen dadurch nicht zu groß werden. Aber auch: müssen wir jeden Konsumdreck mitmachen, oder kann man sich ein paar Sachen verkneifen und kümmert sich dafür besser um die Kinder. Die Kinder hätten davon viel mehr als von einer bescheuerten Ganztagesschule. 
teacher antwortete am 12. Feb, 09:25:
Wir können es uns aussuchen: Wenn wir Kinder wollen, dann haben sie ein Recht darauf, dass wir uns um sie kümmern. Zeit schenken. Das gilt nicht nur für LehrerInnen, sondern auch für Eltern. 
cypher (Gast) meinte am 9. Feb, 13:52:
Eine Fage der Gestalltung
Für einige Schüler dürfte eine Ganztagsbetreuung wirklich von Vorteil sein. Aber eben Betreuung und nicht Frontalunterricht. Und so wie die Budgets im allgemeinen aussehen wird da wohl kaum viel sinnvolles bei rumkommen. Ich rechne eher mit einer weitergehenden "Menschmaschinisierung". Arbeiter züchten die möglichst schnell einsetzbar sind.
So wie es an den Unis auch schon im Gang ist. An den Arbeitsmarkt angepasste "Human Recources" generieren. Da gehts nicht um Forschung sondern um Entwicklung.
Naja und gegen den Frust und die Trübsal gibts dann eben Tabletten.
"Nehmt Soma" ..schöne neue Welt. 
teacher antwortete am 10. Feb, 10:37:
Klar geht es dabei auch um die Produktion von angepassten Arbeitskräften für einen globalisierten Wettbewerb ...
Ganztagsschule ist kein primär pädagogisches Thema, es geht darum, den arbeitstätigen Eltern Raum zum Geldverdienen und -ausgeben zu schaffen und die Kinder in dieses System einzupassen. 
derbaron meinte am 9. Feb, 17:53:
Ich bin dafür, dass beides nebeneinander angeboten wird. Wenn beide Eltern Vollzeit arbeiten wollen oder müssen, dann sollten sie prinzipiell die Möglichkeit haben, ihr Kind den ganzen Tag betreut zu haben.

Wenn Eltern aber die Möglichkeit haben, sich um ihr Kinder am Nachmittag selbst zu kümmern (das gibts tatsächlich, auch wenns leider unmodern geworden ist), dann soll man sie nicht verpflichten, ihr Kind in die Ganztagsschule zu schicken. Ausserdem: Wie hätte zb ich in der Ganztagsschule meinen Hobbys nachgehen sollen, zb. Musikausbildung?

Und auch wenn das jetzt schrecklich reaktionär klingt, aber ich gelange immer mehr zum Schluss, dass das Substrat der heutigen Probleme darauf zurückzuführen ist, dass Eltern keine Zeit mehr für ihre Kinder haben. Ich halte es für kakastrophal für die Entwicklung des Kindes, wenn man es mit einem Jahr in die Kinderkrippe steckt und es dann nach 18 Jahren ganzstagsbetreut zurückerhält. Ich finde, wer Kinder will, der soll sie so sehr lieben, dass er auch sein Leben darauf ein- und umstellt. Und wer lieber Karriere machen will, der soll halt keine Kinder bekommen.

"Vereinbarkeit von Beruf und Familie" ist eine reine Zielsetzung für die Eltern, die ausschliesslich darauf abzielt, ein entsprechendes Zeitmanagement aufzuziehen. Erziehungsfragen, familiäre Geborgenheit usw. also "die Kinder" kommen dabei aber leider zu kurz.

Und ich persönlich bin heilfroh, dass die Schule nicht mein Elternhaus ersetzen musste. In der Schule gab es eine Menge von Feindseligkeiten untereinander, die ich am Vormittag ertragen musste, da war die ausgleichende Geborgenheit zu Hause für den Rest des Tages absolut notwendig. 
steppenhund antwortete am 9. Feb, 18:13:
Beide Möglichkeiten gibt es ja heute schon, zumindest für elitäre Schichten;)
Also meine Mutter war zwar zuhause, konnte sich aber wegen krankheitsbedingter Schwäche nicht um mich kümmern. Meine Schwester war sowieso 7 Jahre älter.
Ich fühlte mich deswegen aber nicht vernachlässigt und hatte viel Spass. (wie oben beschrieben)
Der Montagnachmittag war von Schulende bis zur Klavierstund um halb sieben mit Üben belegt. Eigentlich nahm ich mir immer vor, schon am Wochenende zu üben. Aber meine Faulheit war stärker. Aber im letzten Moment - mit Druck - übte ich dann ganz brav 4 Stunden in einem durch:)
Ich sehe das mit der Beschäftigung der Eltern mit den Kindern ganz ähnlich.
Zuerst fängt es damit an, dass Eltern den Kindern vorlesen statt sie vor den Fernseher zu setzen. Später hängt es mit der Erwartungshaltung ab, die den Kindern vermittelt wird. Zu meiner Zeit galt es als etwas erstrebenswertes, in die Schule zu gehen. Man fühlte sich unheimlich toll, wenn man mit 10 Jahren jede Stunde einen anderen Lehrer hatte.
Von Kinder- und Karriereplanung bin ich einmal von einem Kollegen recht nachhaltig belehrt worden. Er hatte mit seiner Frau ausgemacht, dass sie beide nur einen 30 Stunden-Job annähmen, damit sie Zeit für das Kind hatten. Für mich war das damals schlecht, weil ich ihn nicht als Führungskraft einsetzen durfte. Verstanden habe ich seine Haltung aber erst ein paar Jahre später. Dann habe ich sie auch bewundert.
Uber den Rest habe ich hier eh schon oft genug geschrieben. Ohne Unterstützung durch die Eltern sind die Lehrer chancenlos und die Kinder bleiben überhaupt auf der Strecke.
Aber es geht auch anders. 
teacher antwortete am 10. Feb, 10:43:
Ja zu Baron und Steppenhund: Die Kinder fühlen sich abgeschoben und sagen das auch, es stört sie aber nicht, wenn sie zuhause "sturmfreie Bude" haben. 
walküre meinte am 9. Feb, 19:05:
Eine Ganztagsschule stelle ich mir nach amerikanischem oder auch hier bereits beschriebenem (https://teacher.twoday.net/stories/6049928/) Vorbild vor - in einer Schule, die auch Freizeiteinrichtungen bietet,in der Erzieher/innen tätig sind, die Liebe zu und Freude an ihrem Beruf haben, weil das, was sie für die Gesellschaft tun, geschätzt wird. Der Staat budgetiert großzügig, denn schließlich handelt es sich bei den Kindern und Jugendlichen um jene Menschen, die den Staat später einmal tragen werden: Durch ihre Werte, ihre soziale Verantwortung, ihre Arbeitskraft. Geistiges Potenzial ist das Stichwort, Fördern das Gebot der Stunde, das Vermitteln menschlicher Werte eine Notwendigkeit. So müsste eine Ganztagschule für mich aussehen.



Aber diese Perspektiven zählen nicht hier in der Alpe-Adria-Bananenrepublik mit all den kurzsichtigen Kleingeistern in der Regierung, denen nichts näher steht als das eigene Wohlbefinden. Und deshalb stimme ich gegen die Ganztagsschule. 
walhalladada meinte am 9. Feb, 19:59:
off topic
Sehr geehrter Herr Teacher, ich weiß nicht, ob Sie's schon wissen, aber Sie haben - vielleicht sogar ganz unfreiwillig - gewonnen :) 
teacher antwortete am 10. Feb, 10:49:
Mann kann nicht oft genug gewinnen. Auch unfreiwillig nicht. 
daisee gell meinte am 10. Feb, 01:04:
vorerst: "Facebook ... also Im internet herumsurfen"
das ist nicht das Selbe!
Facebook ist leichte Unterhaltung und aber (!) Networking (immer gut!!)
im Internet herumsurfen jedoch ist absolut bereichernd!
Internet ist fast freie Bildung in Aktion, oder hat zumindest die Chance es zu werden.

grundsätzlich: Nachmittagsprogramm anbieten, ja bitte (der Eltern wegen)
ja ABER

die Kids schauen gern fern und chillen gern weil sie des ewigen Anspruchs müde sind.
Ich treffe sie 5 mal die Woche im Nachhilfeunterricht, ich schaue manchmal mit meiner Kleinen, die ich zur Betreuung habe, Super-RTL. Ich kenne die Kids.
Ich mache mir keine Sorgen um die Jugend. Ich freue mich auf die Zukunft!

Die intelligentesten Menschen, sind Schulabbrecher oder waren Schulschwänzer, hatten sich in ihrer Schulzeit nachmittags gern bekifft oder haben sich in der Pause manchmal sogar besoffen. kurz: sie schissen auf den Unterricht (nicht auf die Schule, 2 von ihnen waren aktive Schulsprecher). ABER sobald sie die Schule hinter sich hatten, nahmen ihr Leben selbst in die Hand, studieren jetzt und sind sogar unter den Jahrgangsbesten.
Die SchülerInnen brauchen MEHR Freiraum, nicht weniger.

Nachmittagsprogramm ja, wenn man den Unterricht umstrukturiert sodass das Interesse und die Motivation erhalten bleiben und ein freier Zugang (frei im Sinne von Freigeist, freie Rede, usw.) zur Bildung ermöglicht wird.
Ob das möglich ist, wenn man ja gleichzeitig den Schwerpunkt auf die Ökonomisierung der Bildung legt? ... so kommen wir nie zu einer aufgeklärten Gesellschaft!

Ganztagsschule ist notwendig, weil es für die Eltern notwendig ist, Vollzeit zu arbeiten (was aber nicht im Sinne der nächsten Generation steht). Es bräuchte also eine komplette System-Umstrukturierung. Natürlich würde das teuer, aber auf Dauer wohl sogar günstiger.
Aber es geht ja -wie auch bei den Uni-Protesten - nicht primär ums Geld. 
teacher antwortete am 10. Feb, 20:20:
"Die intelligentesten Menschen, sind Schulabbrecher oder waren Schulschwänzer, hatten sich in ihrer Schulzeit nachmittags gern bekifft oder haben sich in der Pause manchmal sogar besoffen."

Das ist ein fein gepfleger Mythos.
Die wirkliche Elite (Politik, Wirtschaft, Kunst ...) war schon in der Ausbildung Elite - das wirft man sogar dem (selektiven) Schulsystem vor. 
daisee gell antwortete am 12. Feb, 01:01:
mag sein
ich hab mein kommentar gekürzt da sind wohl ein paar worte zu viel mitgegangen, oops. der Originalsatz lautete "die intelligentesten Menschen die ich kenne und respektiere..." Ich spreche nicht von Leuten die es im Leben "einen Namen gemacht haben" sondern von Menschen, die potentielle Glieder einer aufgeklärten Gesellschaft sind ohne aus dem Gros der Gesellschaft herauszuragen.

Und die "wirkliche Elite" kommt entweder sowieso aus elitären Verhältnissen oder hatte elitäre Förderer. 
teacher antwortete am 12. Feb, 09:36:
OK 
testsiegerin meinte am 10. Feb, 19:48:
Ich bin für Ganztagsschulen. Weil auch sie ein Stück in Richtung mehr soziale Gerechtigkeit sind.
Es ist ja nicht so, dass die Realität jetzt die ist, dass Kinder aus fernen Bildungsschichten (ein schöner Euphemismus) am Nachmittag mit den Eltern Trivial Pursuit spielen und durch die Ganztagsschule davon abgehalten werden sollen, während die Kinder von wohlbestallten Familien zum Reiten oder im Geigenunterricht sind.

Ich fände es außerdem schön, wenn mein Kind, wenn es zu Hause ist, wirklich zu Hause ist, und nicht die ganze Zeit lernen und Hausübungen machen muss.
In anderen Ländern geht das ja auch. Warum also hier nicht?

(Und klar, dafür braucht es bessere Bedingungen in den Schule, für Kinder und Lehrer, aber wenn nicht mal ein erster Schritt gemacht wird, ändert sich nie etwas). 
teacher antwortete am 10. Feb, 20:17:
Die befragten Kinder waren jedenfalls dagegen und haben das eindeutig begründet. 
testsiegerin antwortete am 10. Feb, 21:26:
1. "Wir wollen nicht den ganzen Tag hier herumsitzen."

Dann sollte Sie den Kindern mal erklären, was das Konzept einer Ganztagsschule ist. Definitiv nicht ganzen Tag herumsitzen.

2. "Ich habe ein Privatleben!"

Mein Kind (7. Gym, keine Ganztagsschule sagt oft: Ich muss so viel lernen, ich hab überhaupt kein Privatleben.

3. "Am Nachmittag bin ich frei."

Wenn man das unter Freiheit versteht? Im Übrigen redet keiner davon, dass die Kinder bis 22 Uhr in der Schule sein sollen.

4. "In der Schule darf ich nicht einmal mein Handy verwenden."

In der Schule meiner Tochter darf man Handys verwenden. Außerdem Laptops und ähnliches.

5. "Zuhause ist es viel bequemer."

Das find ich auch oft, und geh trotzdem arbeiten.

6. "Ich möchte auch meine Freunde treffen."

Geht das nach 4 nicht mehr? Oder haben die Kider in Ihrer Schule tatsächlich am Nachmittag "frei", ohne etwas lerne oder vorbereiten zu müssen?

Mein Argument bezüglich mehr sozialer Gerechtigkeit haben Sie nicht entkräftet.

Noch eine Anmerkung: Es ist ja nicht so, dass Frauen nicht berufstätig sind, wenn es keine Ganztagsschulen gibt. Sie arbeiten trotzdem. Aber mit schlechtem Gewissend und mit Sorgen um ihre Kinder. 
ICh mal wieder (Gast) antwortete am 11. Feb, 11:47:
jaja
1. eine meinermeinung nach ansprechende ganztagsschule brächte eine Bibliothek, reichlich Internet Anschlüsse, Schalldichte Räume + Musikinstrumente, ein Fitnessstudio + eine Sporthalle (zur freien verfügung (immer), ein großes Außengelände uvm was natürlich nicht zu bezahlen ist. trotzdem finde ich das schülern nachmittags all diese möglichkeiten offen stehen müssen

2. wer wundert sich das die kinder in ihrer freizeit nichts mehr groß anfangen ? welcher erwachsene geht nach einem 8 Stunden arbeitstag noch Trainieren oder lesen.
Emails checken, essen kochen, tagesschau, ein glas rotwein/bier, bett.

Der durschschnittliche Arbeitstag eines Schülers dauert inzwischen von ca 8 - 15.30, Die Pausen rechne ich hier als Arbeit da das zurechtfinden in einem sozialen System für die Kinder durchaus auch belastend ist. Injedemfall also über 7 Stunden Belastung.

Selbst wen der Unterricht nur bis 1 geht bleiben mit Fahrwegen circa 5 Stunden + Hausaufgaben (die man natürlich nicht immer unbedingt erledigen muss)

3. Sollte der Wert von entspannung nicht unterschätzt werden, mir wurde mal vorgeworfen ich könne nur so gut jonglieren, weil ich mir soviel zeit zum "chillen" nehme und dann immer relaxed und produktiv arbeiten kann.

4. Auch heute haben die meisten Klassen ihre Computerfreaks (die ihr können sicher nicht aus dem IT-Unterricht haben) einige Musiker (die man im Musikunterricht leider nie spielen hört da stumpf theorie gelehrt wird), Sportskanonen usw... Fußball wird eben im Verein gespielt (da stört man auch keine ruhe)

5. ACh kein plan kein bock mehr aber noch genung zu sagen 
derbaron antwortete am 11. Feb, 11:55:
Soferne Eltern sich noch Zeit für ihre Kinder nehmen wollen,
bin jedenfalls gegen einen verpflichtenden Besuch der Ganztagsschule. Es gibt nichts, was man in der Schule an sozialer Kompetenz besser lernen könnte als in einer funktionierenden Familie und in einem ausserschulischen Freundeskreis.

Kinder sind keine Erwachsenen und Kinder haben auch andere Verpflichtungen, daher ist das Argument "ich will auch lieber zu Hause sein, geh aber trotzdem arbeiten" wohl ein bissl mehr als kindisch.

Und das mit der sozialen Gerechtigkeit:
Kinder, bei denen es mit der Familie und mit einer guten Erziehung klappt, nur aus Gründen der "sozialen Gerechtigkeit" zu einem ganztägigen Zusammensein mit Kindern aus Schichten zu verpflichten, bei denen man bei der Erziehung versagt hat, erachte ich als alles andere als gerecht den Kindern gegenüber, bei denen es eben funktioniert.

Darüberhinaus ist es wohl eine unerfüllbare duftrosane Blauäugigkeit, zu erwarten, dass sich damit das Schicksal der familiär benachteiligten Kinder zum besseren dreht. Nach 12 Jahren Ganztagsschule kommen diese Kinder auch nicht mehr oder weniger als edle Geschöpfe aus der Schule, die nach Weltfrieden und hehren Wissenszielen trachten. 
teacher antwortete am 12. Feb, 09:20:
@Testsiegerin: Ich werde das Argument der sozialen Gerechtigkeit nicht entkräften. Ich kenne allerdings ein paar private Ganztagsschulen (Theresianum etc.) - die sind wirklich gut ausgegestattet, weil reiche Eltern das bezahlen. Der Staat leistet sich aber für seine nichtzahlenden Schülerinnen kein Hallenbad und keinen Sportplatz. Sozial gerecht?

@Ichmalwieder: "eine meinermeinung nach ansprechende ganztagsschule brächte eine Bibliothek, reichlich Internet Anschlüsse, Schalldichte Räume + Musikinstrumente, ein Fitnessstudio + eine Sporthalle (zur freien verfügung (immer), ein großes Außengelände uvm was natürlich nicht zu bezahlen ist. trotzdem finde ich das schülern nachmittags all diese möglichkeiten offen stehen müssen"
Da würde ich sogar freiwillige Überstunden machen, also meine Freizeit verbringen wollen. Ein Traum.

@derbaron:
Familie und Freunde - das ist das wirkliche Geheimnis einer glücklichen und erfolgreichen Jugend. Schule kann (z.B. emotional) nur Ersatz sein. 
Der_Eisenschmyd antwortete am 12. Feb, 09:27:
"Der Staat leistet sich aber für seine nichtzahlenden Schülerinnen kein Hallenbad und keinen Sportplatz. Sozial gerecht?"

..................

So sollen die Finanziellen Probleme in FFB gelöst werden:

Problem:
Der Elternbeirat des Viscardi-Gymnasiums Bruck fordert eine Generalsanierung des Schulgebäudes noch in diesem Jahr. Der Gebäudezustand sei einer der schlechtesten im Landkreis. Die diesbezüglichen Schilderungen des Direktors lassen daran keinen Zweifel. Ein Gutachten vom Vorjahr bestätigt sie.


Lösung:
CSU-Stimmkreisabgeordneter Thomas Goppel nahm dazu Stellung und empfahl „unkonventionelle Lösungen“, nach denen die betroffenen Eltern selbst suchen könnten. Schließlich lebten im Landkreis viele „pensionierte Architekten und Beamte“, die helfen könnten, wenn es der Kreisbehörde daran mangele. Die Eltern könnten die Sanierung auch vorfinanzieren, indem sie Firmen beteiligten.

Kommentar:
Die Dreistigkeit, mit der diese Herren die Probleme auf die betroffenen Eltern abzuwälzen versuchen, zeigt glasklar, dass sie eine Spaltung der Gesellschaft in Klassen einem solidarischen Gemeinschaftspakt zur Bewältigung der Krisenfolgen bevorzugen. Das eigene Wohlergehen und die eigenen Privilegien bewerten sie höher als eine intakte Bürgergesellschaft.

aus:
http://www.ffb-aktiv.de/index.php?action=view&offset=15&id=0 
teacher antwortete am 12. Feb, 09:34:
... und das ist kein Einzelfall.
Wir könnten uns nicht vorstellen, dass Banken, Versicherungen, Kaufhäuser etc. so vernachlässigt werden wie Schulen. Da würde einfach keiner mehr hingehen (und sich wohlfühlen ...). So eine Gesellschaft sollte sich schämen - und die Reaktion der Kinder, die ja spüren, wie sie vernachlässigt werden, sind ganz verständlich: Ab in den Cyberspace, ab in die Disko, rein in den Alkohol, Spray back, Hass auf die Schule ... 
Der_Eisenschmyd antwortete am 15. Feb, 13:16:
Nachtrag zu meinem Beitrag oben...
...so gehts weiter.....

"Frechheit siegt, sagt sich der Landrat

Die Sparwut im Landratsamt macht keinen Halt vor den Schulen des Landkreises. Verständlich einerseits, miserabel in seiner Durchführung andererseits. Das Dach des Landratsamtes wird erneuert, die anstehenden Generalsanierungen der Germeringer und Brucker Gymnasien dagegen soll auf 16 Jahre gedehnt werden. Landrat Thomas Karmasin setzte sich wie gehabt verbal in die Nesseln. Laut FFB-SZ vom 13.2.10 sagte er: Es werde "kein einziger Schüler ein schlechteres Abitur machen" ..., "weil der Teppich so scheußlich ist".
Der Teppiche wegen ist keine Generalsanierung angesagt. Der ganze Bau ist marode. Die Bauqualität war schlecht, Reparaturen wurden andauernd verschoben. Nun muss die Haushaltslage dafür herhalten, dass eventuell zwei Schülergenerationen in Scheußlichkeiten und Baustellen "fürs Leben lernen" und ihr Abitur machen sollen. Sie lernen gewiss, wie Landrat Karmasin ihnen mit seinem Zynismus zeigt, dass ihm das Wohl und auch die Zukunft der Kinder reichlich wurscht ist. Sein eigenes Wohlergehen geht ihm über alles."


...nunja............. 
teacher antwortete am 15. Feb, 14:22:
Eine Schande, weil Geld für vieles andere da ist. 
amadea (Gast) meinte am 11. Feb, 12:03:
"Warum seid ihr denn dagegen?" will ich wissen.
1. "Wir wollen nicht den ganzen Tag hier herumsitzen."
2. "Ich habe ein Privatleben!"
3. "Am Nachmittag bin ich frei."
5. "Zuhause ist es viel bequemer."
6. "Ich möchte auch meine Freunde treffen."

...sagen auch die lehrer. bei uns halt. 
BIA (Gast) antwortete am 11. Feb, 12:52:
@amadea
...und was beweist das jetzt?

(NB: Bei uns sagen sie: "Juhu, ich habe einen eigenen Arbeitsplatz im neu ausgestatteten Lehrerarbeitsraum im Keller bekommen! Jetzt kann ich endlich mal hier an der Schule ordentlich und ungestört vorbereiten und korrigieren.") 
teacher antwortete am 12. Feb, 09:11:
Stimmt ja für alle. 
testsiegerin meinte am 11. Feb, 20:58:
Nachtrag
Wenn die Kinder die Schule als Gefängnis erleben, dann läuft da gewaltig was schief.

Schule könnte ja auch ein Ort der Geborgenheit, des Austausches, Spaß und lustvolle Lernens sein. 
teacher antwortete am 12. Feb, 09:10:
Im Prinzip ja.
Aber da fehlt es ganz an der richtigen Umgebung und den Bedingungen. In verdreckten Klassenräumen mit Metallsesseln und Tafel wird das Gefühl von Geborgenheit und lustvollem Lernen schwer aufkommen. Die Architektur ist "der dritte Lehrer" - ohne ihn ist Alcatraz Realität. 
derbaron antwortete am 12. Feb, 10:05:
Ich glaube, die Testsiegerin sollte sich von der romantisierenden Vorstellung verabschieden, dass die Schule abseits der Lebensrealität ein Paradies werden kann, in dem Kinder zu besseren Menschen heranreifen.

Selbst wenn das Umfeld der Schule zu 100% stimmt wage ich zu bezweifeln, dass die Kinder da mitspielen. Ich fürchte, dass Kinder, die von zu Hause aus keine Erziehung mitbekommen, die sozial vernachlässigt werden, die noch nie erfahren haben was die Begriffe Geborgenheit und zugleich Verantwortung bedeuten, dass diese auch in einem tollen schulischen Umfeld ihre Defizite nicht aufholen können.

Ich bleibe dabei: Wir sollten uns vom Anspruch an die Schule verabschieden, dass die Schule den Eltern ihre Erziehungsverantwortung abnehmen soll. Das ist nicht die Aufgabe der Schule. Und dass das nicht klappt, hat die schulische Entwicklung der letzten 30 Jahre ja recht deutlich gezeigt. 
Christine (Gast) meinte am 27. Feb, 12:41:
Nicht-verpflichtende Ganztagsschule
Schade, dass viele anscheinend nicht wissen, wie schön Ganztagsschule für viele Kinder sein kann. M.E. wäre eine nicht-verpflichtende Ganztagsschule eine anzustrebende Lösung... 
der Seher (Gast) meinte am 5. Mär, 10:50:
Kinder weg? Lehrer!
Vielleicht geht es gar nicht darum die Kinder zu betreuen, sondern die Lehrer ;-)
Mit einer Ganztagsschule lassen sich ganz bequem die Anwesenheitszeiten auf 40h und mehr ausdehnen. Hat doch was, oder? 
 

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