steppenhund meinte am 9. Feb, 12:21:
Die Jugend ist arm heute.Wir waren im Park oder auf der G'Stätten Fussball spielen oder haben uns später darüber gefreut, wenn es den Freigegenstand Theaterspielen gab. Immerhin ging aus der Gruppe auch Michael Schottenberg hervor.
Und dazwischen wurde mit der elektrischen Eisenbahn gespielt oder mit unterschiedlichen Baukästen, von Matador bis Philips.
Fernseher gab es keine. Mein erster Fernsehfilm war "La Strada" bei Bekannten meiner Eltern, die einen Fernseher hatten.
Langweilig war uns nie und das Wort "chillen" war damals noch nicht erfunden. (Ein fürchterliches Wort, selbst wenn ich chill-out selbst manchmal verwende.)
Bevor jetzt jemand mit der sozialen Abstufung daher kommt: im Park spielten alle. Von den ganz armen bis zu den "besseren", von Proletenkindern bis zu den AHS-Mittelschülern.
Die Getränke waren Wasser, das manche Wirte freundlich, andere unfreundlicher ausschenkten.
Es gab keine Ganztagsschule bei uns. Doch der Nachmittag wurde genossen. "Geh doch in den Park spielen!"
BIA (Gast) antwortete am 9. Feb, 12:34:
Statt der Ganztagsschule bräuchten die Kinder und Jugendlichen Ganztagsräume außer dem Kinderzimmer, also Wiesen, Wälder, meinetwegen auch Parks, und Ganztagsmenschen, die bei Bedarf Zeit für sie haben. Oh, und sinnstiftende Aufgaben - von Hentig spricht glaube ich davon, dass sie sich als "wirksam" erfahren müssen. Den Eindruck, dass sich Jugendliche als "wirksam" erfahren, habe ich nur selten.Was für eine Aufgabe - die kann die Ganztagsschule allein gar nicht lösen.
steppenhund antwortete am 9. Feb, 14:54:
100% Zustimmung.
Mathias (Gast) antwortete am 9. Feb, 20:00:
Hachja, traurig, traurig! Würde sich der Mensch doch bloß nicht weiterentwickeln, dann wäre immer noch alles so super wie in den 70ern. Aber, oh Schreck, heute haben die Kids nicht mehr Spaß mit Baukästen und Fußbällen (obwohl ich letzteres jetzt mal anzweifeln würde), da muss man sie natürlich in Ganztagsschulen zwängen, weil die ja ansonsten ohnehin nichts Vernünftiges im Kopf haben. Das Freizeitverhalten einer einzigen Schulklasse ist ja auch unglaublich repräsentativ für die gesamte Wiener Jugend.
teacher antwortete am 10. Feb, 10:29:
Ich habe nun ca. 90 SchülerInnen (3 Klassen) über ihre Nachmittage befragt: Ich habe ganz selten Sport, nie Musik machen und sehr oft Freunde, Fernsehen und Internet gehört. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, aber sehr aussagekräftig. Zwei Schüler haben von Hausübungen und Lernen gesprochen - das löst dann spontanes Lachen aus, es wird kaum ernst genommen.
BIA (Gast) antwortete am 11. Feb, 12:44:
@mathias
Tatsache ist doch, dass Kindern und Jugendlichen die Art, wie sich der Mensch gerade weiterentwickelt, nicht so doll bekommt.Das klassische Schulzimmer ist jedenfalls ebenso wenig "menschengerecht" wie der bewegungsfreie Nachmittag vor Computer und PSP.