Mem (Gast) meinte am 9. Feb, 11:54:
Blöde Frage jetzt, aber...
...was ist so schlimm am "nachmittäglichen Abhängen"? Warum sollen Teenies das nicht genießen, solang sie noch können?Und "Chillen" mit "Blödsinn machen" gleich zu setzen ist...nicht fair, aus meiner Sicht (zumindest sollte man das nicht so pauschal über einen Kamm scheren).
Die Sache mit den Ganztagsschulen sehe ich zwiegespalten. Eigentlich ist es doch traurig, dass sich unsere Gesellschaft in eine Richtung entwickelt (hat), in der Eltern nicht mehr möglich ist, am Nachmittag für ihre Kinder da zu sein, weswegen die Betreuung anders gesichert werden muss.
Und ich wäre mir da als Teenager ebenfalls wie eingesperrt vorgekommen, hätte ich den ganzen Tag in der Schule verbringen müssen. :-(
In dem Alter ist die Schule nunmal nicht der verlockene Ort, an dem man mehr Zeit als notwendig verbringen möchte, und selbst, wenn die Lehrer noch so gut sind (ich hatte tolle Lehrer, dennoch ist irgendwann mal...Freizeit).
Als Teenie wollte ich nach hause, in meine eigenen 4 Wände (aka mein Zimmer) oder wahlweise in die 4 Wände irgendeiner Freundin, mit der man dann "abhing" und "Blödsinn machte" (aka sich gemeinsam totlachen über Witze, die kein Erwachsener je verstanden hätte :P).
Kann man Kinder und Jugendliche diese Zeit nicht frei genießen lassen? *sfz* Das gibt einem niemals wieder jemand zurück, und ab 18 geht dann mit Pech sofort die Tretmühle los oder aber, mit einigen Jahren Verzögerung, falls man studiert.
Der_Eisenschmyd antwortete am 9. Feb, 12:38:
"nd ab 18 geht dann mit Pech sofort die Tretmühle los oder aber, mit einigen Jahren Verzögerung, falls man studiert. "Das ist ja der eigentliche Sinn der Ganztagsschulen.
Das man eben nicht erst mit 18 dem System angepasst wird, sondern schon mit 12.
"Die Gesellschaft" bzw. deren Mächtigen (Wirtschaftsbosse, Politiker, Kirchenfürsten) verlangt nach angepassten Arbeitern, und daher ist es doch recht, schon früh damit anzufangen....
...aber mal davon abgesehen, für bestimmte Schüler ist eine Ganztagsschule sicher wie ein Gefängniss, nämlich für jene die eher Aussenseiter sind und froh sind wenn sie um 13 oder 14 Uhr Schluß haben und ihre dämlichen Mitschüler von denen sie gemobbt werden nicht mehr sehen müssen.
Und nun? Jetzt müssen sie die Schwachmaten noch bis zum Abend aushalten......wunderbar......
flyhigher antwortete am 9. Feb, 13:54:
Aber genau das ist ja das Problem. Dass der Beruf als "Tretmühle" gesehen wird. Jede Variante hat ihre Vor- und Nachteile, ob Ganztagsschule oder jetziges System. (So wie halt alles im Leben!) Aber solange wir Erwachsenen, die die Kinder erziehen sollen, alle "Pflichten" in unserem Leben als Tretmühle ansehen, werden das auch die Kinder so sehen.
Die Sichtweise, dass man in diesem System (ob jetzt Ganztagsschule oder Arbeit), keine Freizeit mehr hat, ist m.E. ein Produkt der Erziehung.
Mem (Gast) antwortete am 9. Feb, 14:00:
Tschuldigung, flyhigher, aber die Zeiten, in denen man frisch fromm fröhlich frei und bestens gelaunt zu einer phänomenalen, motivierenden und wenigstens angemessen Arbeit gingen, sind ja wohl - zumindest für einen erschreckend großen Teil der Bevölkerung - vorbei?Ich jedenfalls blicke zurück auf einen schlecht bezahlten Vollzeitjob ohne jedweden eigenen Einfluss, miesem Arbeitsklima, noch mieserer Geschäftsleitung, und täglich 2-3 Stunden Arbeitsweg.
Das war in der Tat Tretmühle. Freizeit? Fehlanzeige. Bis man sich abends ansatzweise akklimatisiert hatte, war wieder Bettgehenszeit. Und mir ging's quasi noch gut, weil es immerhin ein Festjob statt Zeitarbeit war.
Und ich höre nur von den wenigsten Bekannten anderes.
Und auch Eltern sind keine Marionetten, die ewig nur eine Maske aufsetzen und so tun können, als wäre das ein Traumleben...
Mem (Gast) antwortete am 9. Feb, 14:03:
Korrektur: "angemessen *bezahlten Arbeit" meinte ich natürlich.
flyhigher antwortete am 9. Feb, 14:06:
Wie ich schon sagte, eine Frage der Sichtweise. Mir macht meine "Tretmühle" natürlich auch nicht jeden Tag Spaß. Aber es gibt keinen Nachteil ohne Vorteil und keinen Vorteil ohne Nachteil. Ich kann mich auf alle Nachteile konzentrieren, dann werde ich hier in meinem Job sehr bald sehr unglücklich sein. Ich hätte weiß gott genug, worüber ich mich hier zu tode ärgern und aufregen könnte. Aber der Job hat auch gute Seiten. (Und sei es nur diese, dass er mich ernährt...). Und auf die konzentriere ich mich. Und versuche, das Negative auszublenden. Zen oder so ;-).Ich glaube nicht, dass die Zeiten eines guten Jobs vorbei sind. Der Job ist genau so gut, wie ich ihn mir vorstelle. Ob nun Müllmann oder Chef. Und das, finde ich, wurde den Kindern zuwenig vermittelt.
Mem (Gast) antwortete am 9. Feb, 23:30:
Jetzt, wo Sie es sagen...
...sehe ich auch draußen die rosaroten Wattewölkchen..Zen oder so.
*tilt*
teacher antwortete am 10. Feb, 10:23:
Ich verstehe die Haltung der Kinder sehr, sehr gut. Aber es muss uns klar sein, dass Kinder, die am Nachmittag vorm Fernseher abhängen gegenüber Kindern, die am Nachmittag in der Schule lernen einen Wettbewerbsnachteil erwirtschaften, der sich schon in PISA abzeichnet.Wo setzen wir die Präferenzen?
Nachtblau antwortete am 10. Feb, 11:03:
Pisa ist doch wohl wirklich kein Maßstab sondern ein Übel.
Mem (Gast) antwortete am 10. Feb, 11:24:
Nichts für ungut...
....aber wenn im Zusammenhang mit 13-16 jährigen schon das Wort "Wettbewerbsnachteil" aufkommt, wird mir irgendwie ungut. :-|
teacher antwortete am 10. Feb, 20:11:
@Mem: Mir auch.
Atrazin (Gast) antwortete am 11. Feb, 17:53:
Beim Vergleich Fernsehen - Schule haben Sie Recht,
aber was ist mit meiner Tochter? Montag geht sie Nachmittags zur Jungschar, Dienstag ist sie am Nachmittag in der Musikschule, am Mittwoch hat sie Schisprungtraining, Donnerstag "chillt" sie und Freitags hat sie wieder Konditionstraining. Keinen einzigen dieser Fixpunkte will sie aufgeben - wir haben ihr das ab und zu schon nahegelegt - Stichwort "Freizeitstress". Am Liebsten würde sie auch noch zum Schitraining und Judotraining gehen und ein zweites Instrument lernen. Hätten wir eine Ganztagsschule, wär das alles Essig. Für uns als Eltern (beide berufstätig) wär die Betreuung natürlich bequemer, aber um welchen Preis ??