David ist 4 Jahre alt, einigermaßen aufgeweckt zupft er an unserem Zitronenbäumchen. Die gelblichen Früchte haben seine Augen angelockt, dann seine Hände ... und *pflück*, schon hat er eine von neun in der Hand. Dann zwei, drei, vier ... Davids Eltern schauen begeistert zu, wie ihr Wonneproppen unseren Grünschmuck zerzaust. Sie greifen nicht ein, ICH muss ihm Einhalt gebieten: "Lass das, bitte, jetzt!"
Da schießt er mit den Zitronen im Wohnzimmer herum. Seine Eltern freuen sich, wir verschieben die nächste Einladung auf 2021 ...
Die gute alte Familie existiert noch: Vater, Mutter, Kind. Aber sie funktioniert ganz anders - das Kind regiert. Erziehung kommt später, wenn überhaupt. Irgendwann wird es herrschen, bestimmen, Angst verbreiten. Das erlebe ich in meiner Praxis täglich!
Max macht mit seinen Eltern Urlaub am Bauernhof und entdeckt eine Katze. Schlau lockt er sie mit einem Stück Schinken an, packt sie und wirft sie im hohen Bogen auf die Wiese. Katze "Pinky" lernt dazu und meidet den kleinen Max wo es nur geht. Er überredet seine kleine Schwester, die Katze anzulocken ... und Pinky landet wieder unsanft in den Feldern hinter dem Hof. Seine Eltern, wohl selbst nie erzogen, finden das super-kreativ.
Max und David werden erst in der Schule auf Grenzen stoßen, die ihnen zuhause nicht gezeigt werden, ihre Eltern werden über uneinsichtige, böswillige Lehrer schimpfen.
Da schießt er mit den Zitronen im Wohnzimmer herum. Seine Eltern freuen sich, wir verschieben die nächste Einladung auf 2021 ...
Die gute alte Familie existiert noch: Vater, Mutter, Kind. Aber sie funktioniert ganz anders - das Kind regiert. Erziehung kommt später, wenn überhaupt. Irgendwann wird es herrschen, bestimmen, Angst verbreiten. Das erlebe ich in meiner Praxis täglich!
Max macht mit seinen Eltern Urlaub am Bauernhof und entdeckt eine Katze. Schlau lockt er sie mit einem Stück Schinken an, packt sie und wirft sie im hohen Bogen auf die Wiese. Katze "Pinky" lernt dazu und meidet den kleinen Max wo es nur geht. Er überredet seine kleine Schwester, die Katze anzulocken ... und Pinky landet wieder unsanft in den Feldern hinter dem Hof. Seine Eltern, wohl selbst nie erzogen, finden das super-kreativ.
Max und David werden erst in der Schule auf Grenzen stoßen, die ihnen zuhause nicht gezeigt werden, ihre Eltern werden über uneinsichtige, böswillige Lehrer schimpfen.
teacher - am Mittwoch, 12. Dezember 2007, 20:47
mirka meinte am 12. Dez, 21:25:
*grusel*
...ohne Worte...
hexamore meinte am 12. Dez, 21:34:
ich bin voll und ganz deiner meinung!
Woo (Gast) meinte am 12. Dez, 22:04:
.. und wenn diese Kinder nicht von anderer Stelle bald eine ordentliche Erziehung verabreicht bekommen, werden sie mit ihrem Nachwuchs noch waschlappiger umgehen.Ich habe mir zwar immer geschworen, mit meinen Kindern toleranter zu sein als meine Eltern es mit mir waren - aber im Nachhinein erkenne ich den Sinn ihres Handelns, und werds wohl genauso machen - wohl wissend dass meine Kinder micht erst mal dafuer verwuenschen werden - aber hoffentlich kommt auch denen dann irgendwann spaeter die Einsicht.
Matthias (Gast) meinte am 13. Dez, 07:07:
Es fällt immer den anderen zu
Wenn nur die Eltern die Früchte ihrer Erziehung ausbaden müssten, könnte ich noch darüber lachen. Aber zum Schluss müssen alle darunter leiden. Ich bin sehr froh, dass meine Eltern mich richtig erzogen haben. Natürlich hatte ich auch meine kleinen Eskapaden, wer hatte die nicht, aber immerhin haben sie mir ein Unrechtsbewusstsein eingepflanzt.
lillybet meinte am 13. Dez, 07:30:
mhm...
meine schwägerin hat sich auch immer wieder gewundert, warum ich nicht auf ihre kinder aufpassen wollt. aus genau diesem grund. weil sie zeitweise quasi amokgelaufen sind....
teacher antwortete am 13. Dez, 11:31:
@ matthias&lillybetDeswegen wollen immer mehr Restaurants oder Hotels keine Kinder mehr aufnehmen. Das ist keine Kinderfeindlichkeit, das ist Freundlichkeit zu den anderen Gästen (und ökonomisches Kalkül). Ein einziger Querulant kann den ganzen Abend verderben ... oder eine ganze Klasse.
Paulaline antwortete am 17. Dez, 12:52:
oh, was hab ich schlete bezogen, als ich(selber Mutter) das im hinblick auf Restaurants mal in einem kommentar schrieb!
teacher antwortete am 17. Dez, 21:32:
Es ist schon traurig, dass sich Hotels oder Restaurants solche Dinge einfallen lassen (müssen). Offensichtlich ist die Nachfrage da, das sollte doch zu denken geben. Ist die Gesellschaft kinderfeindlicher geworden oder die Kinder gesellschaftsfeindlicher?
maschi antwortete am 17. Dez, 21:47:
tja
der comment vom 13., 11:31 war ganz schön happig, stimmt. muss man doch wieder abschwächen?die mittlerweile bereits ins grantelalter übertretende singlegesellschaft ist noch kinderfeindlicher geworden - wobei es österreich (im gegensatz zu zB italien) tendentiell immer schon war. der österreicher hat panische angst vor allem was laut und unkontrollierbar ist.
mirka antwortete am 17. Dez, 21:47:
>Ist die Gesellschaft kinderfeindlicher geworden oder die Kinder gesellschaftsfeindlicher? Ich denke, das eine hängt mit dem anderen zusammen.
Paulaline antwortete am 19. Dez, 10:40:
da muss ich Mirka zustimmen.Es hängt eines mit dem anderen zusammen.
"früher" gab es das eben nicht, daß ein Kind ganzen Rastaurantbesuchern den Appetitt/Abend versaut hat.
Insofern stellte sich die Frage gar nicht, Kinderfreie Rest. zu haben.
Lisa Rosa meinte am 13. Dez, 11:12:
Naklar!
Kinder sind von Geburt aus Monster und müssen erst zu echten wahren guten Menschen erzogen, zivilisiert, eingegrenzt werden. Alles bloß eine Frage der Disziplin. Das wußte man ja auch schon im 19. und 20. Jh. Mit solcher Vereinfachung kommen wir leider überhaupt nicht weiter.
teacher antwortete am 13. Dez, 11:26:
Zwei wahre Geschichten! Eigentlich drei, weil ich die hilflosen Eltern erlebe.Natürlich gibt es auch tausend gegenteilige Geschichten zu erzählen.
flyhigher antwortete am 13. Dez, 11:42:
Nein, sie sind keine Monster. Aber sie entwickeln sich zu solchen, wenn Eltern ihre Verantwortung, aus diesen Kindern anständige Menschen zu machen, nicht wahrnehmen, und auf KIGA-Tanten bzw. Lehrer oder was weiß ich noch wen abschieben. Wenn das Kind alles darf und nie gemaßregelt wird (und ich kenne genügend solcher Fälle), kennt es keine Grenzen, und benimmt sich entsprechend, was zu einer Belastung seiner menschlichen Umwelt wird. Viele Eltern (wohlgemerkt, ich spreche von "viele" und nicht von "alle"!!!) sind mit der Erziehung heillos überfordert, überbehüten ihr Kind aus Verlustängsten (oder vernachlässigen es, wie es in den uns bekannt werdenden traurigen Fällen der Fall ist), was schlicht und ergreifend weder für Eltern noch für Kind gesund ist, wie wir alle wissen. Dann, wenn diese Gschrappn 14 werden, und den Eltern am Schädel sch***, heisst es "ich verstehe nicht, warum mein Kind so ist, ich hab doch immer alles für sie/ihn getan!" Dann ist das Gejammer groß.
teacher antwortete am 13. Dez, 11:48:
Ich glaube gar nicht, dass es viele sind. Eher wenige, aber eindeutig "zu viele" und "immer mehr". Wir werden damit nicht mehr fertig, weil SCHULE ist KEIN UMERZIEHUNGSLAGER.
flyhigher antwortete am 13. Dez, 11:53:
viele oder wenige, wie auch immer, dehnbare Begriffe. Arm sind die Kinder, die sich an nichts orientieren können, und anecken, und nicht wissen, warum.
teacher antwortete am 13. Dez, 12:05:
Das ist die richtige Sicht: "Nichterziehen" ist auch keine Lösung. Die Kinder werden dadurch ins Out gedrängt.
Lisa Rosa antwortete am 13. Dez, 14:20:
Kindererziehung - bloß Sache der Eltern?
Tja. Kindererziehung wird komischerweise immer als Sache der Eltern angesehen. Herr niemehrschule kommuniziert nicht mit Kindern fremder Leute, sondern wartet, ob die Eltern nicht endlich ihres Erzieheramtes walten, bis alle seine Zitronen abgepflückt sind. Selbst schuld! Warum sagt er nicht gleich bei der ersten zu dem Kind: "Ey, mach das nicht, ich will, dass sie dran bleiben!" ? Kein Wunder, daß Kinder komisch werden, wenn alle (fremden) Erwachsenen erst alles zulassen - weil sie ja nichts sagen - und sich dann aber empören, daß das Kind sich nicht benimmt, wie es sich für einen Menschen gehört, der die Spielregeln des Miteinander lebens kennt. WOHER soll bitte das Kind erfahren, daß es dem Herrn niemherschule über die Grenzen getreten ist, wenn der es nicht selbst sagt? Es geht ja nicht darum, den Kindern Grenzen zu setzen - d.h. sich einzugrenzen-, sondern darum, daß die anderen mit ihrem Kommunikationsverhalten ihre eigenen Grenzen markieren: "Hier nicht weiter, das bin ich!" Und das wird immer fleißig verwechselt. Ich habe immer wieder erlebt, daß Erwachsene in der Öffentlichkeit im Beisein meines kleinen Sohnes zu mir sagten: "Sagen Sie mal ihrem Kinde, dass ..." Meine Antwort war immer: "Sprechen Sie selbst mit meinem Kind, wenn Sie ihm etwas mitteilen wollen!" Immer komisches Gucken als Antwort. Ist das vielleicht normal? Wenn's normal ist, d.h. üblich, dann umso schlimmer. Dann bitte nicht sich über geernte Zitronenbäumchen aufregen!
kittykoma antwortete am 13. Dez, 14:33:
? wieso sollte ich ein fremdes kind maßregeln? wenn die eltern dabei sind, ist das aufgabe der eltern, ihren kindern beizubringen, daß ein gastgeber nicht möchte, daß man seine grünpflanze fleddert.die eltern haben die allererste verantwortung für ihre kinder. die ist nicht delegierbar auf die umgebung und/oder den staat und seine institutionen wie z.b. die schule.
und wenn eltern solches verhalten bei ihren kindern billigen, sollten sie sich vor augen führen, welchem anpassungsdruck heranwachsende kinder ausgesetzt sind, wenn sie mit ihrer täglichen umgebung und deren anforderungen konfrontiert sind.
ein erwachsener, der sich nicht im griff hat und anderen menschen schaden zufügt, weil er es nie gelernt hat, seinen trieben und affekten einhalt zu gebieten, wird als gestört bzw. kriminell bewertet. und nicht als niedlich, authentisch und urwüchsig.
Nachtblau antwortete am 13. Dez, 14:40:
Schonmal einem Kind im Beisein der Eltern erklärt, dass es dieses oder jenes nicht tun soll? Das finden Eltern dann gar nicht witzig. Die meisten Eltern wünschen keine Einmischung in die Erziehung. Also sollen sie sich bitte auch darum kümmern, dass ihre "lieben Kleinen" anderen Menschen mit ihrem Verhalten nicht auf den Keks gehen.
flyhigher antwortete am 13. Dez, 14:56:
Danke Nachtblau, das wäre jetzt genau meine Antwort gewesen. Wenn man ein fremdes Kind maßregelt, nehmen in der Regel die Eltern dieses Kindes es sofort in Schutz und erklären einem, man soll gefälligst nicht so sein, es ist doch nur ein Kind!!!! Den Teufel werd ich tun, fremde Kinder zu maßregeln!Und ja, verdammt noch mal, es liegt in der alleinigen Verantwortung der Eltern, ob ein Kind zu einem verantwortungsvollen Erwachsenen heranwächst oder nicht!
Lisa Rosa antwortete am 13. Dez, 15:04:
Was ist Erziehung?
Wenn ihr nicht mit den Kindern oder auch den Eltern kommuniziert, dann ist es doch kein Wunder! Und es geht doch nicht um Maßregelung, wenn ich einem Kind (was es doch noch nicht wissen kann) oder einem erwachsenen Menschen, die auch nicht immer alle wissen, wo sie aufhören und der andere Mensch anfängt, erkläre, dass hier MEINE Grenze ist. Was ist denn da so schwierig dran????
flyhigher antwortete am 13. Dez, 15:09:
Ich habe einen ganz speziellen Fall in meiner Umgebung. Wenn ich mit diesem Kind alleine bin, läuft alles wunderbar. Dann ist der Bub lieb, dann kann ich ihm auch mitteilen, tu dieses nicht, sag jenes nicht, das hast du jetzt aber gut gemacht...Sobald die Eltern dabei sind, und ich "tu dieses und jenes nicht" sage, wird mir vorgeworfen, ich würde dem Kind keinen Freiraum lassen, man dürfe Kinder nicht so einschränken da man ihnen sonst die Phantasie und den Lebensraum nehme, etc. Ich sehe nicht ein, warum dieses Kind meine Grenzen überschreiten darf. Ich sehe aber auch nicht ein, warum ich mich mit den Eltern in eine äußerst fruchtlose Diskussion begeben sollte. Sie verstehen meinen Standpunkt nicht, ich verstehe ihren nicht. Ich warte nur darauf, bis dieses Kind größer wird, er tut jetzt schon, was er will, ich bin gespannt, wie das werden wird, wenn er erst in die Pubertät kommt.
Nachtblau antwortete am 13. Dez, 15:36:
Sollten Eltern nicht von selber wissen, dass es dem Gastgeber wohl eher nicht gefallen wird, dass der Zitronenbaum seine Zitronen verliert? Die sollten nämlich schon soviel Einfühlungsvermögen haben, um die Grenzen der anderen Menschen zu kennen und ihre Kinder darauf hinzuweisen.
alexius antwortete am 13. Dez, 15:53:
@ flyhigher:Da werfen sich jetzt aber ein paar Fragen auf.
Nämlich 1.)warum wünschen Sie den Eltern und dem Kind, dass es Probleme kriegt? Nur damit Sie Recht gehabt haben? Ich weiß schon, Sie haben es nicht ausdrücklich so geschrieben, es schwingt aber unterschwellig mit.
2.)Glauben Sie, dass Sie mit diesem Kind auch so harmonisch umgehen könnten, wenn Sie es 24h, eben als Eltern, betreuen müßten?
flyhigher antwortete am 13. Dez, 16:12:
@ alexiusad 1) natürlich wünsche ich niemandem die Pest an den Hals, aber ich weiss doch, wie ich selber war. Ich wurde von den Großeltern aufgezogen, hatte mehr oder weniger keine Maßregelung, und habe meinen Eltern respektive meiner Mutter in der Pubertät auf den Kopf gespuckt. Und kenne das nicht nur von mir, sondern auch von Beispielen in meiner Umgebung.
ad 2) Ich wollte bis zu meinem 30igsten Lebensjahr partout keine Kinder, aus dem Grunde, dass ich mich unfähig sah, ein Kind zu erziehen, und mir dieses Kind leid getan hätte. Da ich zwischenzeitlich wesentlich reifer geworden bin, meine innere Mitte gefunden habe sowie meinen Selbstwert und den Wert anderer Menschen erkenne und anerkenne, würde ich mich für erziehungsfähig halten. Auf dem 2. Blatt Papier steht aber dann, dass ich Hilfe benötigen würde, denn ich würde damit nicht zurecht kommen, 24 Stunden 365 Tage im Jahr mich mit diesem Kind auseinanderzusetzen, ob nun im Guten oder im "Bösen"... (Sie wissen schon, wie ich das meine...)
Soweit also mein Seelenstrip... wenn ich hier schon so vehement eine Meinung vertrete, gebe ich auch gerne meine Gefühle zu diesem Thema preis - voilà!
alexius antwortete am 13. Dez, 16:38:
Danke für den Seelenstrip ;-)
ad1) ich kenne ja weder die Eltern noch das Kind, und vielleicht haben Sie ja verdammt Recht mit Ihrer Prognose...Leider...Ich wollte nur mal Ihrer Motivation nachspüren...;-)ad2) Tja, wer benötigt schon keine Hilfe? Gerade dass Sie sich das eingestehen, macht Sie a) sympathischer und b) meiner Meinung nach noch geeigneter ein Kind gut "hochzubekommen".
Sie müssen sich ja auch nicht 24 Stunden, 365 Tage mit Ihrem Kind beschäftigen. Setzen Sie es doch einfach vor den Fernseher...den Babysitter der Nation...Nein, um Gottes Willen!, nur ein Witz. :-)
Ich kenne niemanden der in der Kindererziehung nicht Fehler macht, aber die schlimmsten Fehler sind es als perfektes Elternwesen einen perfekten Menschen erziehen zu wollen, sich gegenüber dem Kind keine Schwächen einzugestehen, und zu guter Letzt - mein absolutes Credo - nicht authentisch zu sein. (Wasser predigen - Wein trinken, das fällt einem bei den eigenen Kindern irgendwann immer auf den Kopf. Meistens schmerzhaft.) Darum erziehen ja auch oft die Kinder die Eltern, genauso wie umgekehrt.
Alles in allem wünsche ich Ihnen, dass Ihr Kinderwunsch in Erfüllung geht, denn ich denke Sie würden das schon hinkriegen ;-), und da die Monogamie Ihre Berechtigung vor allem in der Kinderaufzucht (ein schreckliches Wort, mir ist nur jetzt kein anderes eingefallen) hat, wünsche ich Ihnen halt noch einen Partner und zukünftigen Papa gleich dazu!
flyhigher antwortete am 13. Dez, 16:43:
Hey dankeschön! Das hat mir jetzt ein kräftiges Lächeln auf mein Gesicht gezaubert. Mal sehen, was die Zukunft bringt ;-) Vielleicht ja einen Mann mit vorhandenem Kind??? ;-)
lillybet antwortete am 14. Dez, 16:40:
wenns nur immer so leicht wäre...
maßregelt man fremde kinder, setzt man sich gar schnell in die nesseln, zumindest bei manchen eltern. sagt man zu einem kind in der straßenbahn: bitte schrei nicht so laut, ich bekomme kopfschmerzen! kann es einem schon mal passieren dass einen giftig funkelnde mutteraugen anblitzen, frei nach dem motto: vergreif dich hier nicht verbal an meinem kind. das erzieh immer noch ICH!
BIA (Gast) antwortete am 14. Dez, 23:17:
Passt dazu...
Zwei weitere Schulgeschichten, die auch erklären, warum (disziplinäre( Probleme dank der Eltern oft nicht leicht zu lösen sind:1. Zwei Schüler schummeln sich durch eine an sich geschlossene, aber nicht vollständig schließende Schiebewand in den abgeschlossenen Musikraum und spielen Schlagzeug. Die Muter meint, man solle sich nicht so haben, schließlich sei es doch zu begrüßen, dass die Kiddies freiwillig Musik machen und überhaupt wisse doch jeder, dass die Schiebewand nicht ganz schließt und deshalb sei der Raum nie wirklich offiziell abgeschlossen. Auf die Frage, ob sie in die Wohnung ihrer Nachbarin einsteigen würde, wenn die Terassentür offenstünde meinte sie, das wäre was völlig anderes...
2. Kind hat 4 auf Test. Elternteil erscheint in Sprechstunde mit folgenden Worten: "Mein Kind hatte in der Grundschule immer nur Einser. Das kann doch nicht sein, dass er hier eine Vier hat. Ich erwarte schon, dass Sie die Note ändern."
???
teacher antwortete am 15. Dez, 20:31:
Das sind typische Beispiele, wo auch schulintern die Meinungen gleich auseinandergehen würden. "Was ist schon Schlimmes passiert" vs. "Wehret den Anfängen". Wir haben auch hier keine eindeutig richtige Antwort. Pädagogik ist ein sehr schwammiges Konstrukt.
gulogulo meinte am 13. Dez, 14:02:
für solche kinder gibt es einrichtungen, wo sie wieder gerade gebogen werden.
Lisa Rosa antwortete am 13. Dez, 14:22:
Meine Güte. Hoffentlich kriegen Sie nie ein Kind zu fassen
alexius antwortete am 13. Dez, 14:42:
Liebe Lisa Rosa
Erstens muss man Ihnen mal sagen, dass der Herr gulogulo solche Sachen meistens (hoffentlich auch diesmal) mit einem Augenzwinkern, als sagen wir mal, humorige Anregung, postet, und zweitens finde ich Ihren Standpunkt gar nicht so falsch. Es sollte zwar schon hauptsächlich die Verantwortung bei den Eltern liegen, was Kindererziehing betrifft, aber da Kinder nicht immer bei den Eltern sind, wäre das von Ihnen angesprochenen Feddback anderer Mitmenschen auch nicht fehl am Platze.
Der Herr niemehrschule hat dieses Feedback ja dann auch gegeben.
Seine GRenze waren halt 4 Zitronen. Meine Eigene wären ca. 2 gewesen :-), dann hätte ich ihn höflich gebeten aufzuhören.
Man muss sich halt, gerade im Bereich Kindererziehung, vor entweder so oder so Standpunkten hüten, denn ich bin mir fast sicher, dass Sie es sich manchmal auch verboten hätten/haben, wenn ein Wildfremder, bzw. eine Wildfremde Ihrem KInd auf seine Art Erziehung angedeihen hätte lassen.
gulogulo antwortete am 13. Dez, 14:48:
keine angst, lisa rosa. es war wirklich nicht ernst gemeint.
Lisa Rosa antwortete am 13. Dez, 16:12:
Jeder Mensch, mit dem ein Kind in Kontakt kommt,
muss seine eigenen Grenzen markieren. Das ist nötig, um die gesellschaftliche Sozialisation hinzukriegen. Wie ist das: Soll bloß noch die Mutter mit dem Kind sprechen, und alle anderen Erwachsenen, auf die es in der Öffentlichkeit trifft, bleiben stumm oder kommunizieren allenfalls mit der Mutter ÜBER das Kind - was im Übrigen im Beisein des betreffenden Kindes besonders mißachtend ist? Es gibt einen weisen Spruch: "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen."Die Vorstellung, ein Kind sei bloß ein Privatartikel eines Erwachsenen - nämlich seiner Eltern, und inzwischen häufig bloß noch seiner Mutter - paßt vorzüglich zu der Kehrseite der Medaille: nämlich dass die Kinder auf ihre Eltern oder nur noch auf ihre Mutter angewiesen sind, um die Welt kennen zu lernen. Und dann wundert man sich, daß keine sozialverträglichen Menschen aus diesen Kindern werden?
flyhigher antwortete am 13. Dez, 16:19:
Moooooment! Dass ich ein Kind anderer Eltern im Beisein derer nicht maßregle (ich komme von dem Wort nicht weg, sorry), heisst ja wohl noch lange nicht, dass ich nicht mit dem Kind kommuniziere. Natürlich spreche ich mit dem Kind. Und nicht über das Kind. Trotzdem ist es Sache der Eltern, dem Kind zu erklären, dass es die Zitronen am Baum zu lassen hat.
kittykoma antwortete am 13. Dez, 17:02:
weil die eltern die erziehungsberechtigten und sorgeberechtigten sind. darum.
Matthias (Gast) antwortete am 13. Dez, 17:49:
Umgekehrt
Wenn ich lese, was Frau Rosa weiter hinten geschrieben hat, hoffe ich, dass SIE nie ein Kind zu fassen bekommt.Solche Bootcamps sind doch nur der letzte Ausweg, wenn man sein Kind durch antiautoritäre Erziehung so vollkommen verzogen hat.
teacher antwortete am 14. Dez, 09:55:
Danke. Bootcamps sind ein real existierender Horror - und zeigen, dass es eine Nachfrage danach gibt. Die Eltern (und vll. die Gesellschaft herum), sind mit den Kindern nicht mehr klar gekommen.
Lisa Rosa antwortete am 14. Dez, 16:42:
antiautoritär
hm. Die Biografien der bootcamps-Jugendlichen sind eigentlich andere als die der Kinder von 68ern. Es sind meist früh verwahrloste, mißhandelte, mißbrauchte Kinder von Alkoholikern, Psychotikern und anderweitig dysfunktionalen Eltern, die da landen ...
Matthias (Gast) antwortete am 14. Dez, 17:31:
Und wo ist da jetzt der Unterschied zu den 68ern? ;)
kittykoma meinte am 13. Dez, 18:40:
eine anekdote habe ich auch noch beizutragen:ich besuchte eine enge freundin, die in eine andere stadt gezogen war. deren fast dreijähriger sohn (der "milchbruder" meiner tochter, wir haben fast zeitgleich unsere kinder bekommen) kasperte rum und spielte, während wir uns unterhielten, unvermittelt ließ er die hosen runter, hockte sich hin und kackte auf den teppich. "ach der begrüßt dich nur, er freut sich so, daß du da bist." sagte mir die freundin ins entsetzte gesicht.
ich habe sie daraufhin 11 jahre nicht mehr besucht. in der pubertät des jungen war ich wenigstens vor solchen performances sicher.
steppenhund meinte am 13. Dez, 20:03:
73%
Ich frage mich wirklich, ob Lisa Rosa recht haben könnte. Ein ganzes Dorf braucht es, um ein Kind zu erziehen. Hm, ich könnte mir das sogar vorstellen, wenn die Leute im Dorf die gleichen Wertevorstellungen und sozialen Grundverständnisse haben. Ich frage mich aber, wie das Kind zwischen Recht und Unrecht, zwischen erlaubt und verboten, zwischem guten und schlechtem Benehmen unterscheiden soll, wenn seine Werte von unterschiedlichsten Erwachsenen vorgegeben werden. Du darfst das, meint der eine Erwachsene, genau das darfst Du nicht, sagt der andere. Nach meiner Auffassung benötigt ein Kind unter anderem zwei Dinge beim Aufwachsen. Erstens: Grenzen, wie weit immer die auch gesteckt sein mögen. Zweitens: Nachvollziehbarkeit, wenn diese Grenzen verändert werden. (Was sie zweifelslos werder, wenn das Kind größer wird.) Grenzen sind allein schon zum Selbstschutz des Kindes notwendig, wenn bestimmte Erfahrungen noch nicht erkannt werden können. Sie sind aber auch notwendig, um das Kind sein Territorium abzustecken zu lassen.Es ist durchaus legitim, dass ein Kind versucht, die Grenzen zu überschreiten. Erst dann kann es seinen eigenen Bereich überschauen. Manchmal werden Grenzen unsichtbar und unhörbar gezogen. Es gab einmal O'Neill, der von antiautoritärer Erziehung gesprochen hat. In Wirklichkeit strahlte er selbst soviel Autorität aus, dass es nicht notwendig war, sie noch zusätzlich besonders mit Regeln und Strafen zu betonen.
Manche Eltern von Schulkollegen meiner Kinder haben die Erziehung der Waldorfschule mit antiautoritärer Erziehung verwechselt. Obwohl das eine vollkommen falsche Auffassung ist, findet man sie doch immer wieder vor, weil kleine Indizien wie textuelle Beurteilung statt Noten darauf hinzuweisen scheinen. Das führt dann dazu, dass sich deren Kinder in der Straßenbahn besonders wild gebärdet haben.
Wenn ich die Bedeutung von Grenzen anerkenne, dann möchte ich auch dafür sorgen, dass diese für das Kind klar und nachvollziehbar sind. Auch eine Großmutter mit dem Spruch: "aber bei mir darf er/sie das schon." tut hier keine guten Dienste.
Nein, Lisa Rosa kann ich auch nach längerer Überlegung nicht recht geben. Außenstehende Personen wie ab und zu einmal besuchte Bekannte sollen sich mit Belehrungen von fremden Kindern zurückhalten. Es herrscht ein Verständnis, dass disziplinierende Eingriffe bei Anwesenheit der Eltern nur von denen vorgenommen werden sollten.
Wie war das bei Familienduell? 100 Leute haben wir gefragt, wie sie reagieren würden, wenn jemand ihre Kinder in ihrem Beisein maßregelten. 73% waren entrüstet. 15% waren erstaunt, 10% fanden nichts dabei, 2% fanden das gut.
Die Zahlen sind erfunden. Ich bekenne aber, zu den 73% zu gehören. Denn wenn jemand mein Kind zurechtweist, fühle ich mich selbst gemaßregelt: warum habe ich mein Kind so schlecht erzogen?
alexius antwortete am 14. Dez, 09:24:
@steppenhund
Was Sie gesagt haben bezüglich Grenzen setzen und Überschreitung der Selbigen, finde ich absolut nachvollziehbar und berechtigt.Aber, Sie schreiben:"Außenstehende Personen wie ab und zu einmal besuchte Bekannte sollen sich mit Belehrungen von fremden Kindern zurückhalten." Ja, auch da haben Sie Recht, aber hat Lisa Rosa das gemeint? Dass Fremde das Kind belehren sollen?
Ich habe das so verstanden, dass man auch dem fremden Kind, zeigt wo die e i g e n e n Grenzen sind, nicht wo s e i n e Grenzen sind. (Und natürlich nur dann, wenn man persönlich betroffen ist.)
Und das macht doch durchaus Sinn. Zumindest für mich. Als Beispiel: Ein Kind boxt mich. Die Eltern finden das gut. (Aus welchem Grund auch immer) Ich nicht. Also sage ich zu dem Kind "Stopp, hau mich nicht, weil mir tut das weh, und wenn Du mich nochmal haust, hau ich zurück." Ich sage aber nicht "Stop hau mich nicht, weil das tut man nicht."
Ich glaube aber auch, zumindest ist das meine Erfahrung, dass noch nie jemand ein Kind nach irgendeiner reinen Lehre aufgezogen hat, da der Mensch als soziales Wesen eben immer Kompromisse machen muss, und diese oft gar nicht als solche wahrnimmt. Das kommt meiner Meinung nach auch in dem Spruch "Es braucht ein ganzes Dorf, um ein KInd zu erziehen" zum Ausdruck. Das, und das es für Menschen sicher am Besten ist, in einer ungefähr wertekonformen, funktionierenden Gemeinschaft aufzuwachsen.
steppenhund antwortete am 14. Dez, 13:31:
es gibt kaum demilitarisierte Zonen
Grenzen sind dort, wo zwei Interessen aufeinander stoßen. Zeige ich dem Kind meine Grenzen, so zeige ich ihm auch gleichzeitig seine Grenzen.Mit einer Sprachregelung kann ich mich anfreunden, am Tatbestand, was aufgezeigt wird, ändert sich dadurch meiner Ansicht nach nichts.
-
Was mir sehr gut gefällt, ist das Beispiel mit der Begründung. Ich habe auch gemerkt, dass Kinder überraschend einsichtig sind, wenn sie den Grund für eine Restriktion verstehen können. Dieser Erklärungsbedarf wird leider oft aus Bequemlichkeitsgründen ausgelassen.
teacher antwortete am 14. Dez, 15:52:
Begründungen sind wirklich essentiell. Gerade wenn man mit großen Gruppen arbeitet, wie das im Lehrberuf üblich ist, fallen sie ständig unter den Tisch (Zeit, Bequemlichkeit, ...). Dann bleiben wesentliche Einsichten aus. Eltern haben hier viele bessere Chancen, sinnvolle Erziehungsarbeit zu leisten!
Lisa Rosa antwortete am 14. Dez, 16:55:
Belehrung? Beziehung!
Der weise Spruch mit dem Dorf bedeutet ja gerade, daß die Defizite oder sagen wir Begrenztheit, die jeder einzelne Erwachsene für die Erziehung von Kindern hat, durch das vielfältige Angebot an Erwachsenen - übrigens unterschiedlicher Generationen - ausgeglichen wird. (Z.B. ein rigider Vater durch eine freundliche Nachbarin, eine gluckige ängstliche Mutter durch einen selbständigkeitsfördernden jungen Handwerker usw.)Was die Grenze angeht, so meine ich, es kommt nicht darauf an, das Kind einzugrenzen, sondern daß jeder der mit ihm in Kontakt kommt seine eigenen Grenzen um sich herum zieht. (Übrigens auch das Geheimnis guter Partnerbeziehung! ;-))
Genau wie alexius verstehe ich das unter der Notwendigkeit Grenzen deutlich zu machen! Und dabei geht es nicht um Belehrung, sondern schlicht und einfach um Mitteilung - also Kommunikation. Insofern ist Erziehung m.E. nicht sooooo schrecklich was anderes als einfach gelebte Beziehung.
teacher antwortete am 14. Dez, 17:12:
Mir gefällt die Dorfmetapher gut, auch, weil sie in der Stadt nicht lebensfähig ist. Leider.
kittykoma antwortete am 14. Dez, 17:14:
hm klingt alles sehr theoretisch. und was ist, wenn ein kind auf deine form der kommunikation und grenzziehung pfeift? davon können alle, die kinder haben, einen liedchen singen.ein kind kann für einen erwachsenen auch mental kaum ein partner auf augenhöhe sein. ich habe immer nur erlebt, daß diese ganze empfehlungspädagogik genauso hinkt, wie autoritäre modelle.
wenn man erstmal gesehen hat, wie eine mutter auf dem spielplatz einem dreijährigen minutenlang mit den worten: paul, möchtest du deine jacke anziehen? hinterherrennt, fagt man sich ob ein kurzes und knappes: paul, komm mal her, jacke anziehen! es nicht auch getan hätte.
teacher antwortete am 14. Dez, 17:20:
Ein kompetenter Psychotherapeut hat uns bei einem Seminar zum Thema "Kommunikation in schwierigen Situationen" erklärt, dass gleichberechtigte Kommunikation zwischen Kind und Erwachsenen eine unnatürliche Realitätsverweigerung darstellt und er hat nicht verstanden, dass diese Gleichheits-Ideen in der Lehrerausbildung heute noch vertreten werden.
Lisa Rosa antwortete am 14. Dez, 18:58:
@kittykoma
Naja, ich bin mittlerweile Mitte 50, habe in 20 Lehrerjahren 1000e von Schülern betreut und zwei Jungs alleine großgezogen, die sehr verträgliche Mitmenschen geworden sind. Ich denke, ich spreche auch aus Praxiserfahrung ... die steht übrigens VOR der theoretischen Reflexion.
kittykoma antwortete am 14. Dez, 19:10:
gut, dann ist da viel praxiserfahrung da.diese metapher mit dem dorf ist schön. funktioniert nur in unserer individualisierten gesellschft nur noch begrenzt.
mein ding ist die "wenn du vielleicht am unterricht teilnehmen möchtest"-erziehung nicht. ich habe genau deshalb meiner tochter lesen, schreiben und rechnen in den ferien beibringen dürfen.
die lehrerin - eine erfahrene pädagogin, fachberaterin - interessierte sich nur für die kinder der alternativ-intellektuellen eltern, die tatsächlich so ansprechbar waren. alle anderen waren eben "problematisch", "millieugeschädigt", "psychisch belastet".
den weg aufs gymnasium konnte sie erst nach lehrerinnenwechsel nehmen. jemand robust-mütterliches, die autoritär war und sie gefordert hat, lag ihr mehr.
Lisa Rosa antwortete am 14. Dez, 20:01:
na klar gibt es furchtbar dumme und unfähige Lehrer - genauso wie dumme Mütter und Väter. Drum ist es ja so wichtig, dass ein Kind nicht auf Gedeih und Verderb einer einzigen solchen Person oder einem Paar davon ausgeliefert ist, sondern Alternativen hat. Das Ding mit dem Dorf ist eine Metapher, d.h. das alte Dorf mit seiner bäuerischen Engstirnigkeit wünscht sich ja kein Mensch zurück. Aber die Möglichkeit, dass Kinder in viele verschiedene soziale Kontexte reinkommen, und verschiedene erwachsene Ansprechpartner haben, die sich verantwortlich fühlen - weil sie die Kinder als soziale Zukunft sehen - auch für Kinder, die ihnen nicht "gehören", das ist das "Dorf", oder könnte und müsste es sein. Am ehesten gibt es das tatsächlich inzwischen in der Großstadt, weil da mehr Möglichkeiten sind - vor allem für Jugendliche. Aber es gibt längst nicht genug davon. Am Zusammenspiel zwischen Elternhäusern - auch und gerade der "bildungsfernen" Schichten -, der Jugendhilfe und Kindertagesstätten und Schulen, Sportvereinen, Kirchengemeinden, und so weiter, arbeiten wir hier in Hamburg in einer "runden Tisch-Institution", die sich NaSch nennt: Nachbarschaft und Schule. Funktioniert in zwei Bezirken seit Jahren hervorragend und soll jetzt in allen 15 Bezirken eingerichtet werden. Wenn die Eltern zunehmend mit ihrer Erziehungsaufgabe überfordert sind - wie die vielen Monster-Annekdoten ja zeigen, dann gibt es ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder die dummen Eltern beschimpfen - führt zu nix. Oder die öffentliche Erziehungs- und Bildungslandschaft radikal verbessern und ganztägig betreiben, damit sie dieses Defizit ausgleichen kann. Oder wissen Sie noch was anderes?
Woo (Gast) meinte am 13. Dez, 23:16:
Richtig schlimm wird es erst, wenn die Eltern ihre missratenen Kinder auch noch verteidigen.. ich hatte kuerzlich eine Kundschaft mit ihrem ca. 8jaehrigen Nachwuchs im Buero, und dieser machte sich relativ bald daran, die Styropor-Innereien einer Rechnerverpackung zu zerbroeseln. Eine deutliche Ermahnung an das Kind hat jeweils nur wenige Sekunden gewirkt, die Kundin hat keine Anstalten gemacht, irgendwas daran zu aendern. Als ich ihr am Ende der Beratung dann wortlos Schaufel und Besen entgegengehalten habe, musste ich mich als kinderfeindlich, asozial und dergl beschimpfen lassen, weil ich mich erdreiste, von ihr zu verlangen dass sie den Dreck den ihr Nachwuchs mangels Erziehung angerichtet hat, beseitigt.Ich hoffe instaendig dass ich den Auftrag nicht bekomme.. das verzogene Blag muss ich nicht nochmal hier haben.
teacher antwortete am 14. Dez, 10:18:
1. Rechtlich (d.h. die demokratische Gesellschaft als Rechtsgeber) ist die Sache eindeutig definiert: Die Eltern tragen die volle Verantwortung für das Tun ihrer Kinder. 2. Moralisch und pädagogisch kann diese Verantwortung nicht ein zufällig Betroffener übernehmen, sondern jemand, der konsequent die gleiche Meinung vertritt (eben ein Erziehungsberechtiger), sonst wird Erziehung zu einem Zufallsprodukt.
3. Wenn ich als Lehrer mit einer Klasse in der Öffentlichkeit unterwegs bin, tritt es immer wieder ein, dass Kinder in den Verkehrsmitteln oder sonst wo anecken. Die Erwachsenen wenden sich selbstverständlich an mich, damit ich einschreite (ich habe ja auch die Verantwortung von den Eltern für die Unterrichtszeit übernommen). Ich habe es schon gewagt zu sagen: "Das sind nicht meine Kinder!" oder "Reden Sie doch selbst mit den Kindern!" - damit provoziere ich mittlere Revolutionen! Unsere Gesellschaft will nicht fremde Kinder erziehen, "das ganze Dorf" existiert nicht (mehr).
4. Ich habe in Entwicklungsländern erlebt, dass wirklich ganze Dörfer für ihre Kinder sorgen und Verantwortung übernehmen - aber das Modell ist auf unsere urbanisierte Industriegesellschaft nicht übertragbar und wird auch nicht akzeptiert.
5. Die Eltern von David hätten es nicht sehr freundlich empfunden, wenn ich als Gastgeber gleich eingeschritten wäre, besonders als Lehrer überlegt man sich das gründlich.
Lisa Rosa antwortete am 14. Dez, 17:00:
Schlimmes armes Kind!
Schauderhafte Mutter! Wie dringend braucht das Kind ANDERE Erwachsene zum Ausgleich dieser unsozialen unfähigen Bezugsperson mit voller staatlich zugewiesener Verantwortung!Die Idee mit der Kehrschaufel ist gut. Vielleicht hätte man sie dem Kind in die Hand drücken sollen? Schade finde ich, daß man bei solchen Erfahrungen immer das Kind nicht mehr mögen kann. Dabei müßte man eigentlich viel wütender auf diese "Blagen"-Mutter sein!
Stef (Gast) meinte am 15. Dez, 10:00:
Supernanny
Das Problem ist mittlerweile, dass manche Eltern ihren Erziehungsauftrag mit einer Liebschaft verwechseln. Da wird aus Erziehung unabdingbare Beziehung. All das, was der eigentliche Liebespartner nicht mehr gibt / geben will / geben kann, wird beim Kind gesucht. Am Ende steht eine Mutter (seltener ein Vater), die alles daran setzt, dass der/die Kleine sie doch bloß gern hat.Liebesentzug wird zum Modedruckmittel der Kinder - und es funktioniert bestens. Und das betrifft mittlerweile nicht nur die Unterschicht, sondern zeigt sich überall. Wenn ich hier so manche Prinzessin an meiner Schule erlebe, deren ganzes Verhalten mit Reitstunden, Klamotten, Schmuck und Küsschen erkauft wurde, ist es nur eine Frage des Geldes, ob's klappt oder nicht. In der Schule wird dann das erstemal wirklich erzogen (schließlich kann ich mir keine 10 Pferde leisten). Eltern / Kind - Aktionen sind dann immer zu schön, wenn es manchmal nur dem Lehrer gelingt, die Kinder im Winter vom Anziehen einer Jacke zu überzeugen.
Hier in der Grundschule erlebe ich, dass wir noch ganz gut damit zurechtkommen und wenigstens ein wenig Einfluss nehmen können. Leider ist dieser Einfluss meistens nur auf die Schulzeit begrenzt, danach drehen einige Kinder völlig ab (ich könnte 'zig Beispiele aufzählen). Im Sekundarbereich sind dann eigentlich schon alle Weichen gestellt. Man muss die gesellschaftlichen Veränderungen akzeptieren und Konsequenzen ziehen: wir BRAUCHEN endlich eine flächendeckende Ganztagsschule - es geht nicht mehr anders! Man muss manche Kinder von ihren Eltern retten - und diese Kinder werden immer mehr.
Nachtblau antwortete am 15. Dez, 11:30:
Aber es ist doch total ungerecht, alle Kinder den ganzen Tag in die Schule abzuschieben, bloß weil einige Eltern nicht dazu in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen. Das geht genau in die gleiche Richtung wie "alle Eltern würden zusätzliches Geld das sie bekommen versaufen".
teacher antwortete am 15. Dez, 20:57:
Sehr interessanter Gedanke, den ich nicht kannte: "Kinder als Liebespartnerersatz" + "Liebesentzug als Druckmittel". Flächendeckende Ganztagsschule als Konsequenz scheint mir ziemlich überzogen, aber eine klare Lösung wäre es. Es funktioniert ja in vielen Ländern.
steppenhund antwortete am 15. Dez, 21:03:
Warum es eigentlich bei der Ganztagsschule belassen? Viel besser wäre es doch, die Kinder total von den Eltern zu trennen und die Man könnte den Eltern dann auch noch eine kleine Entschädigungszahlung bieten.
Im Grunde ist es auch degradierend, die Eltern dann mit der Produktion der Kinder zu belassen. Züchtung in der Retorte wäre viel wirtschaftlicher und gefühlsschonender.
teacher antwortete am 16. Dez, 13:20:
"Samma a heut' bisserl zynisch, net?" muss da der gelernte Österreicher fragen.
Nachtblau antwortete am 16. Dez, 15:32:
Naja, der Zynismus ist doch berechtigt, wozu Kinder bekommen, wenn man sie dann eh nicht erzieht? Ich denke, dass man als Eltern doch irgendwie seine Wertvorstellungen an die nächste Generation weitergeben will. Wie soll das noch gehen, wenn das Kind den ganzen Tag nicht daheim ist? Ganz zu schweigen davon, was für eigenartige Weltvorstellungen den Kindern weitergegeben werden können (bis hin zu Ideologisierung).
Stef (Gast) antwortete am 16. Dez, 19:08:
Nanana, ...
... natürlich habe ich etwas überspitzt, aber ich redete doch nicht vom 24h-Betrieb.a) Ganztagsschulen enden gegen 16 Uhr, da bleibt am Abend, am Wochenende, in den Ferien noch sehr viel gemeinsame Zeit!
b) Die gemeinsame zeit ist dann "echte" Familienzeit, weil Hausaufgaben, Fördermaßnahmen, etwaige Freizeitaktivitäten ihren Platz in der Schule haben.
c) Ganztagsschulen gibt es bereits - sogar in Deutschland und Österreich. Die Erfahrungsberichte sind eigentlich sehr positiv.
d) Meine Nachmittage bestanden im übrigen eher seltener daraus, dass ich mich von meiner Mutter hab erziehen lassen ;-) - stattdessen: Freunde besuchen, Fußballtraining, draußen spielen, Gegend erkunden, auch mal Computer spielen. Wüsste jetzt nicht, welche Erziehung mir da abhanden gekommen wäre. Die meisten Väter sind eh erst nach den Kindern zu Hause und Mama möcht vielleicht auch mal irgendwann wieder arbeiten.
e) Ich denke, da gibt es viele ideologische Vorbehalte und Massen an Lehrern, die gerne ihren Halbtagsjob (zumindest in der Schule) behalten wollen. Eine trockene Analyse der Situation - gerade in Großstädten - zeigt m.E. eine stetig wachsende Freizeitgestaltungskatastrophe... noch warte ich auf bessere Alternativvorschläge und ließe mich dann gerne eines besseren belehren.
teacher antwortete am 16. Dez, 20:48:
@Nachtblau: Bei wirklich vielen Eltern habe ich nicht das Gefühl, dass ihnen ganz klar ist, warum sie Kinder woll(t)en. Kuschel"tiere"? Erben? Selbstbestätigung? Christenpflicht? Naturereignis? ... viele dumme Gründe, die eher vorkommen als die Lust zum Erziehen!@Stef:
Der Trend geht Richtung Ganztagsschule, die Gründe hast du genannt. Viele Lehrer werden das nicht begrüßen, nicht nur aus arbeitszeitlichen Gründen.
Nachtblau antwortete am 16. Dez, 20:55:
Ich denk diesbezüglich brauchen Lehrer keine Angt haben, das kann sich der Staat finanziell gar nicht leisten (zum Glück, ist doch die freie Zeiteinteilung am Nachmittag oder abend, wann man Unterrichte vorbereitet und korrigiert das Einzig Attraktive am Beruf).
teacher antwortete am 16. Dez, 20:58:
Der Bedarf wird jedenfalls steigen. Aber wir werden sicher nicht vor- und nachmittags Dienst tun können, sonst bleibt die Qualität auf der Strecke. Will das jemand?
atrazin antwortete am 17. Dez, 08:47:
Ich würd' mir wünschen einfach fixe Dienstzeiten zu haben.
- so wie jeder andere auch. Wenn ich dann heimkomme habe ich dann Freizeit und Zeit für die Familie. Im Moment ist es so, dass ich, wenn ich mit meiner Tochter spiele immer irgendwie das Gefühl habe, eigentlich was vorbereiten zu müssen. Wenn ich Fernsehen schaue, denke ich bei jedem Film darüber nach, ob man den nicht für irgendwas im Unterricht verwenden könnte. Ich kann mich auch kaum erinnern, wann ich das letzte Mal ein Buch ohne Unterrichtsrelevanz gekauft habe.
Dienstzeiten von - sagen wir Mal irgendwas zwischen 7h und 18h - mit einem annehmbaren Arbeitsplatz natürlich, würden mir helfen die Arbeit in der Schule zu lassen und zu Hause einfach ganz privat zu sein.
alexius antwortete am 17. Dez, 09:17:
@nachtblau: Ich weiß nicht, aber machen Sie das absichtlich?
Sie schreiben: "(zum Glück, ist doch die freie Zeiteinteilung am Nachmittag oder abend, wann man Unterrichte vorbereitet und korrigiert das Einzig Attraktive am Beruf)" Wirklich???
Wow, da wird ja wieder mal überhaupt kein Klischee über Lehrer wahr!
Nachtblau antwortete am 17. Dez, 12:03:
Naja, warum wird man denn Lehrer, wegen der Bezahlung sicherlich nicht, und so lieb sind die Kinder jetzt auch nicht, dass das als absoluter Traumjob rangiert, oder? Was bleibt ist eben, dass man eine feste kürzere Arbeitszeit und quasi "frei wählbare" Arbeitszeit hat (die mitunter aber durchaus länger als die fehlenden 3 Stunden zum 8- 16- Uhr- Arbeitstag betragen). Und der Beamtenstatus. Für Frauen dann noch die Chance, problemlos in den Mutterschutz zu gehen, Teilzeitarbeit zu beantragen und wirklich gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu erhalten. Andere Gründe, heutzutage noch Lehrer zu werden, seh ich nicht.
mirka antwortete am 17. Dez, 14:12:
@Nachtblau:Zitat: Andere Gründe, heutzutage noch Lehrer zu werden, seh ich nicht.
*kopfschüttel*
Ich denke und hoffe, daß die Lehrer das anders sehen.
Wer sich seinen Beruf nur nach möglichen Dienstzeiten, Pensionsaussichten und Ansehen aussucht, hat meiner Meinung nach irgendwo was nicht begriffen. Immerhin geht es um eine Tätigkeit, die man im "Normalfall" viele Jahre/Jahrzehnte ausüben wird, da steht doch wohl die Neigung und "Berufung" an erster Stelle der Kriterien.
Nachtblau antwortete am 17. Dez, 14:15:
Eben drum sollte man nicht idealistisch bei der Berufsauswahl vorgehen. Weil die Realität ganz anders aussieht, als man es sich vorstellt. Dann kann man nämlich seinen Beruf wirklich nicht Jahrzehnte durchhalten.
mirka antwortete am 17. Dez, 14:22:
Aber ganz ohne Ideale geht es eben auch nicht - schon gleich zweimal nicht, wenn man im Beruf mit Menschen zu tun hat.Ich habe auch einen "sozialen" Beruf gelernt und weiß, wovon ich rede. Die tollsten Bedingungen nützen einem gar nix, wenn man grundsätzlich für den "Job", wie es neudeutsch ja heißt, nicht geeignet ist und keinerlei Neigung dazu verspürt.
Nachtblau antwortete am 17. Dez, 14:27:
Also mir wurde jetzt in mehreren Praktikas bescheinigt, dass mein Unterricht auf keinen Fall schlechter ist als der der anderen Praktikanten. Grundsätzlich mag ich auch Kinder, und ich will ihnen was beibringen. Ich denke das reicht für den Lehrberuf.
flyhigher antwortete am 17. Dez, 14:29:
naja... ganz so ist es auch nicht. Mir war leider die Möglichkeit des Studierens nach der Matura nicht gegeben, ansonsten hätte ich sehr gerne auf ein Lehramt hin studiert, allerdings für höherbildende Schulen, also Schüler von 14 - 19 Jahren. Meine Ambitionen waren, dass ich gut bin darin, Wissen zu vermitteln, und gerne mit "jungen Erwachsenen" gearbeitet hätte - dass die Realität sicher einige Probleme mit sich gebracht hätte, war und ist mir klar. Damals wäre meine Entscheidung allerdings NICHT im Hinblick auf Freizeit gefallen. Und wenn ich mir meine Cousine so ansehe, die Integrationslehrerin ist, so sei ihr diese Mehr-Zeit vergönnt, die sie sowieso benötigt, um ihren Unterricht abgestimmt auf ihre Schüler vorzubereiten...Davon abgesehen, geht diese Thematik am eigentlichen Thema, nämlich der Kindererziehung, vorbei. Ob und warum jemand Lehrer wird, hat meines Erachtens nach nix damit zu tun, dass immer mehr Eltern glauben, ihr Kind bräuchten sie nicht mehr erziehen.
teacher antwortete am 17. Dez, 15:57:
@atrazin: Dieses Gefühl, IMMER im Dienst zu sein, bringt viele zur Verzweiflung. Ich nage auch daran! Ich habe mir z.B. ein absolutes Verbot auferlegt, weiter privat Bücher für die Schule zu kaufen. Seither gehe ich enspannter in Buchhandlungen ...
amadea (Gast) meinte am 16. Dez, 20:08:
So eienn Max hab ich auch mal erlebt...
http://amadeasworld.blogspot.com/2006/04/max.html
maschi meinte am 17. Dez, 09:51:
Mir wird hauptsächlich schlecht hier.
Insbesondere, wenn ich ins Kalkül ziehe, dass es sicher eine Menge Lehrer sein werden, die hier oftmals doch eher undifferenzierte Tiraden über unerzogene Racker ablassen... Die zwei beschriebenen Kinder haben sicher noch eine Menge zu lernen. Wie alle Kinder müssen sie alles - und so eben auch das "soziale "Verhalten anderen gegenüber - erst lernen. Das ist im Grunde ganz natürlich. Und wenn sie Erwachsene um sich haben, die selbst noch nicht ausgelernt haben wirds entsprechend schwieriger. Ich zweifle allerdings ernsthaft daran, dass diese Kinder vom Kontakt mit etlichen der Diskutanten hier und dem von ihnen vertretenen scharfen Regiment langfristig profitieren würden. Denn es macht einfach einen Riesenunterschied, ob ein Heranwachsender im Lauf der Zeit lernt "aus sich selbst heraus" auf andere Rücksicht zu nehmen und deren klar kommunizierte Grenzen zu respektieren (weil er sukzessive lernt, dass andere das auch tun und es einfach für alle Sinn macht) oder ob er hauptsächlich lernt, dass Menschen nur deshalb "spuren", weil sie dann entweder einen versprochenen Vorteil in Anspruch nehmen können oder einen angedrohten "Nachteil" befürchten müssen... das beeinflusst die "Sozialisation" und das Menschenbild nachhaltig.
Wenn ich mir nach solcher Lektüre dann die grantelnde, alt gewordene Singlegesellschaft des Jahres 2040 vorstelle, dann stelle ich mir ernsthaft die Frage, ob ich mit meiner Familie nicht schon heute auswandern sollte. Bis dahin mal Dank an lisarosa.
teacher antwortete am 17. Dez, 16:03:
Lieber maschi. Bitte in die Klassen gehen und den gut erzogenen Kindern und deren Eltern erklären, warum sich 2 - 4 ungezogene Rabauken "aus sich heraus" nicht an die Regeln halten, raufen, schimpfen, spucken, kratzen, stehlen, lügen, belästigen, mobben ... Die anderen 25 verdienen meinen Schutz, das garantiere ich den Eltern. Hand drauf!
maschi antwortete am 17. Dez, 16:27:
Meine Güte.
Die Praxiserfahrungskeule. Mit der lässt sich sicher auch Quote machen. Nur gut, dass es Menschen wie lisarosa gibt, denen ich hundertprozentig zustimmen kann und bei denen dieser Haken aber sowas von 100% ins Leere geht. Auch wenn er natürlich sofort versucht wird, wie sich weiter oben leicht nachlesen lässt.Zum Inhaltlichen: Mein Problem ist ja nicht, dass es solche Kinder (natürlich) gibt und immer geben wird. Mein Problem ist, dass die vorherrschende Reaktion darauf nicht etwa verstärktes Nachdenken und Argumentieren über den Umgang mit dieser Realität ist, sondern die vorherrschende Reaktion ist unterschwellige Aggressivität solchen Kindern gegenüber, die es ja eigentlich ohnehin schon sehr schwer haben. Dabei besonders beliebt: der pauschale Rückverweis an die Eltern, die ihrem Erziehungsauftrag nicht ordentlich nachkämen. Nunja, für mich eine weniger spannende Feststellung, dass die Eltern solcher Kinder kein gutes Händchen haben... nona.
Und dann haben sie eben möglichweise - sie so wie ich selbst im übrigen auch - hauptsächlich Lehrer wie nachtblau, die ihren Job aus rein materieller Abwägung der eigenen Vor- und Nachteile anstreben. Diese Sorte interessiert das alles natürlich genau gar nicht.
Summa summarum: So eine Grundhaltung reicht mir schlicht nicht, um den anspruchsvollen Beruf des Lehrers ausüben zu dürfen. Ich habe Kinder, die sich mit Sicherheit nicht durch raufen, schimpfen, spucken, kratzen, stehlen, lügen, belästigen, mobben auszeichnen. Und möchte sie dennoch oder gerade deshalb nicht in der Obhut solcher Lehrer sehen!
teacher antwortete am 17. Dez, 17:12:
Es ist keine Keule oder Haken, den ich einsetzen will, es ist schlicht das Vertrauen, das ich bei anderen Kindern + Eltern erwerben und verdienen muss.Alle Kinder haben gleiche Rechte, die gutmütigen, schwachen, erzogenen oder hoch begabten eben auch.
Diese Kinder, deren Eltern und viele Lehrer sind doch längst in der Verteidigungsposition - denen Aggressivität vorzuwerfen, muss ich als Hohn empfinden.
Nachdenken und Argumentieren reicht einfach nicht mehr, wir müssen konsequent handeln, erziehen eben.
Der_Eisenschmyd antwortete am 17. Dez, 17:25:
Auch wenn nach sovielen Kommentaren meiner wohl untergehen wird, hier wie üblich bei solchen Themen meine 7 FälleFall 3 und Fall 5 und 6 ist speziell für Lisa Rosa, bzgl. fremde Kinder "maßzuregeln" und was dann passiert.
Fall 1:
Nachbarn der Freundin, "sozial schwach" eingestuft, schicken die Kinder zu bestimmten Zeiten raus, dort schreien sie unmotiviert herum, schlagen sich mit Metallstangen gegenseitig. Haben sie genug davon schlagen sie auf die Bäume ein. Sie nehmen die abgeschlagenen Äste und schlagen auf Blumen, Zäune und Gartenmöbel ein.
Einige werfen mit Steinen nach Vögeln oder Katzen.
Nebenbei zerkratzen sie noch Autos.
Abends werden die wieder in die Wohnung gelassen, der Spuk hat ein Ende.
Fall 2:
Familie in gehobener Einfamilienhausgegend, BMW X5 vor der Tür. Winter. Hoher Schnee.
Gehe mit Freundin an dem Haus vorbei, in dessem Vorgarten drei Kinder (10-12 Jahre) lärmend mit Gartenspaten den Schnee platt schlagen. Ein Junge sieht uns und schleudert Schnee mit dem Spaten auf uns. Beim zweiten mal ist er so dicht an uns herangekommen, das der Spaten fast auf dem Kopf meiner Freundin landet.
Auf meinen Auspruch, das man dir (dem Jungen) dafür mal eine kräftige Orfeige geben müsste und ob ihm nicht klar wäre, das er hier jemanden verletzen könnte, kam nur: "Das ist mir egal, ich darf ALLES, schlagen darf ich ihn auch nicht, er holt sonst seinen Papa, der ruft den Anwalt an und dann bekomme ich viel Ärger"
Naja, hab ich mir gedacht, Kinder schlägt man auch nicht, aber dem Vater sollte man für so eine Erziehung wirklich ne kräftige Ohrfeige verpassen.
Fall3:
Hochwertiges Neubaugebiet, gut verdienende, rechtschaffende, konservative Leute.
Das Auto parkt 30cm von der Hauswand entfernt. Kind kommt von der Schule nach Hause, geht nicht dort vorbei wo gar ein Panzer vorbeikäme, sondern quetscht sich sammt Ranzen durch die enge Lücke an der Hauswand vorbei. Auto weist oberflächliche Kratzer (die aber wieder auspoliert werden konnten) auf. Beschwerde bei der Mutter führt zu unkontrolliertem, hysterischem Geschrei. Das ist nur ein Kind, und meines darf alles, auch Autos zerkratzen. - Diskussion nicht möglich, Argumente prallen ab.
Fall4:
Helgoland Fähre. Schönes Wetter.
Mutter mit Kind. Das Kind ist wild und laut.
Mutter:"Wenn du nicht SOFORT die Klappe hälst, rufe ich die POLIZEI, die nimmt dich dann mit und SPERRT DICH EIN. (wie deinen Vater)
Fall 5:
Kunsthandwerker Markt. Stand mit Glaskunst.
Dort kann man gute Gesellschaftstudien machen.
Es fallen einerseits Eltern mit unglaublich höflichen Kindern auf, die fassen die Glasobjekte vorsichtig an, fragen vorher natürlich, freuen sich, alles bestens. Auch die die Eltern zeigen Geistige Reife im Gespräch.
Anderseits dann Kinder, die auch mal die Dinge anfassen wollen. Aus dem off hört man es aber brüllen "FASS DAS NICHT AN" "DUMMES KIND"!!!!
Dann gibt es solche die fassen alles grob an, lassen die Dinge absichtlich herunterfallen, benehmen sich wie Idioten und die Eltern stehen dümmlich grinsend dabei und finden das alles in Ordnung.
Auf den Hinweis, das ein solches Verhalten sich nicht ziert, reagieren die Eltern mit Unverständniss, sie haben es wohl selber nicht besser gelernt.
Fall6:
Ein Kind scheisst in Kundentoilette das Klo voll, das auch unter der Klobrille Scheisseklumpen kleben (wie auch immer das geht?). Mutter des Kindes reagiert wie in Fall 3. Das ist doch nur ein Kind, das darf das. Gegenargumente werden furienhaft hysterisch beantwortet.
Wie wohl das Klo bei diesen Leuten zuhause aussieht?
Fall7:
Kind hat in der Schule im Kunstunterricht mit viel Hingabe ein Bild gemalt. Mutter holt Kind von der Schule ab. Kind läuft freudestrahlend der Mutter entgegen um ihr das tolle Bild zu zeigen.
Mutter: "Was ist denn das für ein Scheiss" und wirft es in die nächste Strassenmülltonne...
Fazit:
Ich denke das allgemein viele Menschen nur damit beschäftigt sind, intensiv an nichts zu denken.
maschi antwortete am 17. Dez, 17:34:
@teacher
grundsätzlich kein einspruch, das ist aber eine rein rhetorische replik, die so antwortet, als ob ich dinge gesagt hätte, die ich in wirklichkeit nicht gesagt habe...es ist hopfen und malz verloren. handelt einfach weiterhin "konsequent" und überprüft dann, ob es dadurch besser wird.
hexamore antwortete am 17. Dez, 17:34:
ich musste ja sooo lachen, als ich all diese fälle las! :-) was ich davon halte, habe ich bereits (viel) weiter oben geäussert. etwas, das mir wiederum sehr auffällt nach diesem kommentarmarathon hier: nirgendswo (fast wenigstens) sind die meinungen dermassen verschieden wie in erziehungsfragen! kein wunder gibt es solch grosse unterschiede, wie kinder sich verhalten... und eines vergessen wir doch immer - nämlich, dass wir vorbilder für unsere kinder sind. oder?
mirka antwortete am 17. Dez, 17:50:
Gewisse Werte, wie z.B. Respekt - nicht Angst oder gar Unterwürfigkeit - vor anderen Menschen, deren Gefühlen und deren Eigentum, kann ein Mensch gar nicht früh genug lernen, denn das ist im täglichen Leben immer und überall sehr hilfreich.Und die Pflicht, einem Kind dies beizubringen, liegt nun mal bei den ersten Bezugspersonen - in aller Regel also bei den Eltern. Daß dabei Vorleben deutlich besser ist als Predigen, muß nicht extra erwähnt werden, oder?
teacher antwortete am 17. Dez, 20:48:
@hexamore: Ein Arzt kann heilen, ein Jurist Recht sprechen, auch wenn sie unterschiedlicher Meinung sind, im Endeffekt gibt es eine akzeptierte Entscheidung. In der Erziehung gibt es Millionen Experten und keine Wahrheit, das sieht man hier wieder.@mirka: Leider haben Kinder viel stärkere Vorbilder als Eltern und Lehrer es sind.(zB. peer groups, Medienhelden). Wenn wir nicht rauchen, nicht saufen, dann heißt das überhaupt nicht (mehr), dass unsere Kinder uns folgen. Vorleben ist gut und notwendig, aber nicht hinreichend!
mirka antwortete am 17. Dez, 21:46:
Aber doch noch nicht die Allerkleinsten!Leider kenne ich eine ganze Reihe junger Eltern, die der Meinung sind, im ersten oder sogar den ersten beiden Lebensjahren sei Erziehung noch nicht notwendig, da müsse man das Kind "sich frei entfalten lassen" ... das Ergebnis sind dann z.B. "Zitronenbaumplünderer"...
Ich denke, daß gerade in dieser allerersten Zeit der Grundstock gelegt wird für die Werte, die ein Mensch später für sich als richtig erkennt.
maschi antwortete am 17. Dez, 21:50:
und mit welchen methoden
pflegen sie ihren grundstock im ersten lebensjahr zu pflanzen?
teacher antwortete am 17. Dez, 22:43:
@Eisenschmyd: "Das ist doch ein Kind, das darf alles" hat die alte Leier "Kusch Kind, warte, bis du erwachsen bist" abgelöst. Früher durften sie nix, jetzt alles - beides ist grundfalsch. Die allermeisten Eltern geben ja ihr bestes, die meisten Kinder (bei uns) sind ganz ordentlich erzogen, die wenigen grausamen Aussenseiter bekommen von den Übertoleranten die Lizenz zum Tyrannen, da versteh ich die Welt nicht mehr!
teacher antwortete am 17. Dez, 22:47:
@mirka: Ich glaube auch, dass Erziehung mit dem ersten Tag anfängt. Da zählt Vorbild wirklich alles. Ich bekomme die Kinder erst mit 10 Jahren in die Schule, da sind sie ziemlich ausgeprägt und von Eltern und Lehrern nur mehr mäßig beeinflussbar.
steppenhund meinte am 18. Dez, 01:03:
Das ist ein Thread, ...
der ewig weiter gehen kann.Und das finde ich gar nicht für falsch. Denn nur wenn sich Kommentierende wie teacher, nachtblau, lisarosa, maschi u. a. zu einem Einverständnis durchringen können, sehe ich überhaupt eine Chance, in punkto Kindererziehung auf einen grünen Zweig zu kommen.
Falls sich nämlich nachdenkende, diskutierende Erwachsene nicht dazu bequemen können, von ihren teilweise sehr extremen und teilweise auch fast feindseligen Äußerungen sich einer gemeinsam vertretbaren Mitte zu nähern, werden auch unsere Kinder keine Chance haben. Den derzeit bestehenden Meinungsunterschied einfach so stehen zu lassen, ist zwar eine im Blog durchaus gelebte Vorgangsweise, hilft aber weder der einen noch der anderen Seite. Und eine weitere Möglichkeit, die andere Seite vielleicht verstehen zu können, wäre vertan.
Ich hoffe daher, dass die Diskussion noch weitergehen kann.
maschi antwortete am 18. Dez, 07:03:
manchmal
muss man emotional werden um zu zeigen, dass einem eine sache echt gegen den strich geht. teacher kennt mich ja aus anderen blogs und weiss daher, dass ich eigentlich das gegenteil eines manns der grossen emotionen bin.aber hier ist das nicht der erste thread, der damit beginnt, dass man zwei "lustige" geschichten erzählt, "aus dem leben gegriffen". und dann beginnen die akklamationen: der erste wünscht sich die verabreichung einer "ordentlichen erziehung", und erkennt natürlich im nachhinein den sinn des handelns seiner eltern (woo), dem nächsten wurde gottseidank ein unrechtsbewusstsein "eingepflanzt" (matthias), lillybet bestätigt rasch, dass auch sie nie auf "amoklaufende" kinder ihrer schwägerin aufpassen wollte, teacher meint dann "dass Restaurants keine Kinder mehr aufnehmen [...] ist Freundlichkeit zu den anderen Gästen" (und schwächt nach comments von mir später ab), nachtblau wiederum setzt die "lieben Kleinen" gern unter anführungszeichen und verlangt von den eltern, dass sie sich darum kümmern, dass die Kinder "anderen Menschen mit ihrem Verhalten nicht auf den Keks gehen" und flyhigher ruft "verdammt noch mal, es liegt in der alleinigen Verantwortung der Eltern, ob ein Kind zu einem verantwortungsvollen Erwachsenen heranwächst oder nicht!"
so geht das fort und fort - und (fast) niemand ist da, der in erster linie über die kinder nachdenkt - was hier schiefläuft, was man tun kann, als eltern und ja, AUCH als lehrer. Schule ist zwar vielleicht keine "Umerziehungsanstalt" (auch diesen begriff finde ich schauderlich), aber lehrer HABEN eine Aufgabe in diesem bereich. wen soll die gesellschaft denn beauftragen, wenn manche (wenige) eltern ihrer aufgabe nicht gewachsen sind? soll man diese kinder ihrem schicksal überlassen? wenn lehrer in dieser aufgabe nicht ausreichend unterstützt werden von der gesellschaft (ausbildung, mittel), dann ist ärger darüber gut nachvollziehbar, aber wenn jemand intellektuell nicht in der lage ist, seinen ärger in die richtige richtung zu kanalisieren (in richtung der politik z.b), sondern nur das "ungezogene" kind sieht, dann krieg ich gröbere emotionale schwierigkeiten. denn dann weiss ich: genau die kinder, die von zhaus so gut wie gar nichts in sozialer, emotionaler hinsicht mitbekommen, werden auch in der schule auf keine persönlichkeiten treffen, die die ausbildung, reife, ausgeglichenheit und motivation aufweisen, die nötig ist um ihnen eine zweite chance zu geben.
und das war auch zu meiner zeit schon genauso: die kinder sind nach wie vor das schwächste glied in der kette. es ist nur allzuleicht, dort "hinzuhauen" (meistens glücklicherweise nur noch im übertragenen sinn).
lillybet antwortete am 18. Dez, 07:40:
@maschi
oh, es ist durchaus nicht so, dass ich mir über meine nichte und meinen neffen nie gedanken gemacht habe. sie tun mir sogar etwas leid. weniger mein neffe, bei dem sind eh alle viel strenger, als meine nichte. sie hat alles bekommen, was sie wollte, sie darf alles was sie will. sie ist jetzt mitten im teenager-alter, aber im prinzip kennt sie keinerlei einschränkungen. "der papa kauft mir alles. und wenn ein kleid 900 euro kostet, ich krieg das!" mir blieb einfach nur der mund offen, ehrlich gesagt. nicht, weil sie es so gesagt hat, sondern weil es den tatsachen entspricht. sie tut mir leid, denn wenn sie erwachsen ist, wird irgendwann das böse erwachen kommen. denn das prinzessin-auf-der-erbse-dasein, das spielts nicht ein ganzes leben lang. man muss sich anpassen, teamfähig sein, auch zurückstecken können. vor allem geld wächst nicht auf den bäumen, sondern muss - irgendwann - selber verdient werden. darauf wird sie aber überhaupt nicht vorbereitet. und das hat nunmal schon im kleinkindalter angefangen.´ich darf da mal eine episode anführen:
mein bruder hat mir einen alten computer geschenkt als ich zu studieren begonnen hab und meine nichte vielleicht 2 jahre alt war. er hat ihn mal abends mitgebracht und wir haben ihn gemeinsam aufgebaut, es hat dann probleme gegeben und wir mussten das pc-gehäuse abmontieren. es lagen einige empflindliche teile dann feinsäuberlich auf dem teppichboden. meine nichte kam zur tür herein und ist zwischendrin rumgelaufen. ich hab versucht, die teile möglichst aus dem weg zu räumen. (als 19jährige wusste ich dass ich im weltbild meiner 27jährigen schwägerin meine nichte nicht zu maßregeln HABE). meinem bruder ist der kragen geplatzt und er sagt zu meiner schwägerin im hintergrund, die bei dem allen nur gemütlich zugeschaut hat:
bruder: nimm die kleine bitte mit, sie steigt auf die sachen drauf, und wir können hier nicht auf sie aufpassen. am ende nimmts noch sowas in den mund und tut sich weh.
seine Frau: ja komm schatz, wir gehen raus. (keine reaktion) hm...sie will nicht.
ich hab die kleine dann auf den arm genommen. (ja, sie hat geschrien, aber was bitte soll ich machen?) sie ihrer mutter in die hand gegeben, mit den worten:
ich: du gehst jetzt mal zur mama und zur oma, ja?
oma: die sachen hier sind gefährlich, da kann man sich wehtun..... das übliche halt.
türe zu, gut wars.
ich bin niemand, der meint, kindern müsste man alles verbieten, aufzwingen oder sonstiges. aber ich frage mich, ob das so die tolle idee ist, bei einem 11/2 bis 2jährigen kind einfach zu sagen: naja, ok, sie hat jetzt keine lust, also lass ich ihr ihren willen. und das ist nur _eine_ episode. von den momenten, wo sie eben wirklich ausgerastet sind und man auch nichts sagen konnte oder durfte, zum einen weil sie, wenn die mama anwesend war, eh nicht zu bändigen waren, da sie wussten dass sie ihnen hilft. zum anderen, weil meine mutter auch immer wieder die angst hatte, dass sie - wenn man mal schimpft oder ihnen was verbietet - vielleicht nicht mehr kommen wollen. was eh auch verständlich ist. wobei meine mutter eh immer ziemlich geschickt agiert hat und relativ selten völlig verzweifelt ist an ihnen. sie hat halt auch mehr erfahrung mit kindern, nachdem sie selbst 3 hat.
ich mach mir über all das meine gedanken, warum auch nicht. aber ich werde mich hüten und etwas sagen. in diesem fall wird das leider gar nicht gut aufgenommen, weil es _ihre_ kinder sind und weil _sie_ (bruder und schwägerin) eh wissen was sie tun (hoffentlich!!!). und was weiß ich schon, ich hab keine kinder und überhaupt....ne, auf solche diskussionen hab ich keine lust.
und ich bin dann ja auch weit weg, wenn die diskussionen geführt werden um den roten sportwagen, den sie sich wünscht (und so wie sie redet, ist das eigentlich auch kein wunsch mehr, sondern eine forderung, von der sie wie selbstverständlich ausgeht, dass sie erfüllt wird), die wohnung, wenn sie dann studiert, urlaube, klamotten, etc. DA bin ich ja dann glücklicherweise nicht involviert.
flyhigher antwortete am 18. Dez, 08:37:
@maschi: vielen dank für die Erwähnung ;-)... natürlich denke ich an die Kinder. Daher ja auch der Aufruf an die Eltern, sich geeignetere Erziehungsmethoden zu überlegen. Wie schon oben geschrieben, weiss ich als unerzogenes und ungeliebtes Kind sehr wohl, wie schwer es so ein Kind dann in der Erwachsenenwelt hat. Es tut mir leid, aber dafür sind die Erwachsenen verantwortlich. Wenn ich einem Kind keine Liebe und keine Werte vermittle, wie soll dieses arme kleine Kind es lernen?
Wenn oben von "ordentlicher Erziehung" gesprochen wird, so sind wir uns glaube ich einig, dass es hier nicht um "einen Kopf kürzer machen" oder um die Ohrfeige oder um systematische Unterdrückung geht. Das möchte ich mal explizit festhalten.
Die Eltern sind nun mal, vor allem in den ersten Jahren, mehr oder weniger die einzigen Bezugspersonen der Kinder. Und die Psychologie sagt (und daran glaube ich auch), ein Kind ist so glücklich, wie die Eltern sind. Will heissen, die Gefühle der Eltern übertragen sich auf das Kind.
Das ist es, was mich an der Kindererziehung mancher Personen so wahnsinnig stört. Dass sie überhaupt nicht überlegen, was sie mit gewissen "Methoden" (sei dies nun die absolute Gleichgültigkeit gegenüber dem, was das Kind tut oder nicht tut, oder im Gegenteil, das ewige Herumnörgeln, sodass das Kind das Gefühl hat, es könne nichts richtig machen) diesen armen Kinderseelen antun.
Und da geht die Verantwortung der Eltern hin! Sich zu überlegen: Was vermittle ich meinem Kind mit dieser oder jener Reaktion? Das wird meines Erachtens nach zuwenig hinterfragt.
Und dabei steht das Wohl des Kindes, sein Leben gut leben zu können, im absoluten Vordergrund.
So hart das klingen mag, ich würde allen Eltern empfehlen, sich psychologischen Rat zu holen, zum Wohle der Kinder.
Die meisten Eltern wissen ja noch nicht mal, was sie anrichten. Das sollte ihnen mit diesem Mittel beigebracht werden. Leider wirkt so etwas nur, wenn man bereit dafür ist, und deren gibt es halt wenige.
Noch etwas: "Schuld" ist es nicht, was ich den Eltern anlaste. Jeder gibt, soviel er kann. Es ist eine reine Ursachensuche, keine Schuldzuweisung.
teacher antwortete am 18. Dez, 09:25:
Ich bin schon einigermaßen überrascht über die langen und heftigen Kommentare zu den kleinen Erlebnissen mit David und Max. Sie sind für mich sehr lehrreich, es freut mich, dass sich doch genug Leute genug Gedanken zum schwierigen Thema Erziehung machen. DAnke.
Lisa Rosa antwortete am 18. Dez, 11:51:
Danke, maschi
für diesen orientierenden Beitrag! Ich habe die Diskussion hier eigentlich aufgegeben, denn es schien mir weder um das Wohl der Kinder, noch um die Zukunft der Gesellschaft und schon gar nicht um die Verantwortung des Lehrers zu gehen. Ich möchte maschis Beitrag aber doch noch mal ergänzen: Wenn von Respekt-Lernen der Kinder die Rede ist: Dann muß auch die Rede davon sein, daß Respekt vor dem anderen Menschen - echter Respekt, nicht Unterwürfigkeit und Anpassung an formale Konvention - nur derjenige entwickeln kann, der ihn selbst erfahren hat. Kinder bekommen selten Respekt. Und von vielen hier in der Diskussion erwarte ich jetzt ein grooooßes Geschrei. Denn die meisten Menschen glauben, Respekt müsse man sich erst einmal verdienen, indem man ihn solange nur anderen zu geben hat, bis man selbst erwachsen ist, und ihn dann endlich auch bekommt. Das genau ist es aber eben nicht. Man kann nur das geben, was man selbst erfahren hat. Binsenweisheit der Psychologie. Warum kann man den 4-jährigen Zitronenpflücker nicht pädagogisch professionell sehen? Dann nämlich ist er zunächst mal ein neugieriges Kind, das tatsächlich altersgemäß nach allem die Hand ausstreckt, was seine Sinne reizt - meine Güte: Zitronenernten - wo hätte man jemals wieder so eine verlockende Gelegenheit dazu? - natürlich muß irgendjemand sofort STOPP sagen und das Bedürfnis dieses Kindes frustrieren. Das versteht sich doch von selbst! Aber die Vorstellung war ja: 'Ey, was für ein ungezogenes danebengegangenes Blag! Und was für unmögliche Eltern, die die Allgemeinheit nicht vor diesem Monster schützen und die Persönlichkeitsrechte des anderen Erwachsenen vor diesem Biest verteidigen.' Und was mich außerdem noch sehr stört ist die verbreitete possessive und die juristisch fixierte Position pädagogischen Tuns nach dem Motto: 'Die Eltern sind die, denen das Kind gehört, und drum sind sie zuständig dafür, dass es die Gesellschaft nicht stört.' Pädagogik im professionellen Sinne ist wirklich was anderes! Die aber wird nicht von den Lehrern hier erwartet - nein!!! Die sind gar nicht zuständig! Die sind wohl nur für das Eintrichtern kongnitiven Wissens zuständig? - Professionelle Pädagogik wird stattdessen ausgerechnet bei denen eingeklagt, von denen sie am wenigstens erwartbar ist: Von unausgebildeten oft überforderten Eltern. Erziehung kann m.E. heutzutage nur noch gelingen, wenn die ganze Gesellschaft sie als ihren Auftrag versteht.
Dann gibt es noch die allseits beliebte Dichotomie zwischen "gar nicht erziehen" ('das haben die bösen 68er erfunden') und "brutal-autoritärem Drill" - als gäbe es nur diese Medaille mit ihren zwei bekloppten Seiten. Die braucht man aber wirklich nicht mehr diskutieren - da reicht die Lektüre jeden x-beliebigen Buches über pädagogische Psychologie oder moderne Hirnforschung oder sonstwas, um diese Medaille sofort liegen zu lassen. Sie taugt nur noch für Polemiken, in denen man sich irgendwie seinen Frust von der Seele abarbeitet oder jemanden ausknocken möchte, aber gewiss nicht für konstruktive Problemlösungen.
Nachtblau antwortete am 18. Dez, 12:35:
Hier wird immer vom "echten Respekt" geredet. Ich möchte diesbezüglich auf Lawrence Kohlberg hinweisen, und dessen Stufen des moralischen Urteils. Kleine Kinder handeln nicht "aus Respekt" zu anderen Personen (das können sie gar nicht), sie handeln, um keine Sanktionen zu erfahren, und weil sie gemocht werden wollen. Insofern wird sich "echter Respekt" niemals im Kinderalter zeigen, sondern frühestens bei Jugendlichen. Das soll nicht heißen, dass man die Kinder nicht zu anderem Verhalten und zum nachdenken anhalten soll, man sollte aber akzeptieren können, dass Kinder nicht unbedingt aus freien Stücken brav und wohlerzogen sind, sondern dass am Anfang durchaus "Drill" dahintersteckt, und das nicht so negativ abwerten.
steppenhund antwortete am 18. Dez, 13:27:
Respekt
Ich glaube, der war in der umgekehrten Richtung gemeint. Die Erwachsenen sollten die Kinder respektieren.Das ist prinzipiell ja auch in der Waldorf-Pädagogik gegeben. Kinder sind Menschen - und zwar vollständige Menschen. Ein Mangel an Wissen - und damit auch eine bestimmte soziale Anpassung - sollte nicht den ganzheitlichen Charakter der Person verstecken können. (In der Sicht des Erwachsenen) (Das gilt im Übrigen auch für "behinderte" Personen. In einer ähnlichen Anschauungsweise "fehlt" diesen nichts.)
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Es ist auch das Drama des Kindes, dass es für eine der ersten intelligenten Handlungen, die es setzt, ein Verbot bekommt. Dann nämlich, wenn es an der Tischdecke zieht, damit ein gewünschtes darauf befindliches Objekt näher kommt.
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Ich frage mich eigentlich, wer von den Schreiberinnen und Schreibern hier von sich selbst behaupten würde, dass er/sie selbst ein schlecht erzogenes Kind gewesen ist.
Ich kann behaupten, dass ich vermutlich schlecht erzogen worden bin. Ich war verzogen und äußere Form wie etwas Höflichkeit war nicht meine Stärke.
In der Mittelschule hatte ich einen von mir sehr geachteten Klassenvorstand, der mir teilweise als Vorbild diente. Solange, bis ich ihn bei einer echten und tiefgreifenden Ungerechtigkeit gegenüber einem Mitschüler ertappte. Ich verstehe heute nicht, wie er sich so irren konnte. (Der Mitschüler flog damals von der Schule, ist heute DDr. und Prof. an einem bekannten Institut. Möglicherweise hat er jetzt sogar schon den Lehrstuhl inne.)
Den größten Erziehungsschub erfuhr ich als Austauschschüler in Amerika. Ich musste mich an neue Regeln anpassen. Anschließend hat mir das auch in Österreich viel geholfen.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, mich je so wie David oder Max verhalten zu haben. Ich hätte keine Lust dazu verspürt, soweit ich mich aktiv zurückerinnern kann. Mit fünf fing ich zum Klavierspielen an und ich glaube, dass ich von da an an sich konstruktiv unterwegs war.
Ich glaube nicht, dass meine Mutter und mein Vater gute Erzieher waren. Aber sicher bin ich mir geliebt vorgekommen. Und Zeit gab es genügend in der Familie.
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Und so füge ich zum Schluss etwas nostalgisch zwei Zeilen hinzu, die ich gestern anläßlich einer Weihnachtsfeier aus einem Weihnachtsgedicht aufgeschnappt habe.
...
Es war einmal, s'ist lange her,
Da war viel weniger viel mehr.
Herzliche Weihnachtswünsche
flyhigher antwortete am 18. Dez, 13:35:
Ich, ich bin schlecht erzogen worden. Ich habe allerdings weniger Schandtaten vollbracht, als vielmehr ich rotzfrech war, und mich über sämtliche Autoritäten hinweggesetzt habe. Je mehr man mir später versuchte, "beizukommen", desto aufmüpfiger wurde ich.Edit: Da gibts den alten Spruch "Was du nicht lernst an Vaters Hand, lernst du unter Tränen im fremden Land". Das kann ich heute nur unterstreichen.
alexius meinte am 18. Dez, 10:30:
1.Erziehung ist Manipulation.
2.Es gibt keine Nichterziehung.3.Wer Kinder hat, wer mit Kindern arbeitet, wer in einem dauernden Naheverhältnis mit Kindern steht, erzieht.
Das sind meine drei tollen Thesen, die mir für's Erste mal so eingefallen sind.
Sieht das irgendjemand hier anders?
laempel (Gast) antwortete am 18. Dez, 20:52:
Das klingt jetzt erst einmal sehr gut, beantwortet aber noch nicht die Frage der "richtigen" Erziehung. Ich würde noch hinzufügen: Erziehung ist von Werturteilen abhängig. Und da wir in einer Gesellschaft leben, in der es keine Einigkeit mehr darüber gibt, wozu wir unsere Kinder erziehen sollen (also wohin wir sie manipulieren), bleibt das Wichtigste auf der Strecke: die Orientierung für Kinder.Was ich vermisse, ist, dass Erwachsene auch mal den Mut haben, sich mit Kindern zu streiten um das, was richtig/falsch oder angemessen/unangemessen ist. Kinder brauchen den Streit, sie müssen sich an den Erwachsenen reiben, um ihre eigene Identität zu finden -- und die wichtigsten Erwachsenen diesbezüglich sind nun mal die Eltern. Es ist ganz wichtig, dass man als Erwachsener zu seinen eigenen Überzeugungen steht, auch wenn das heißt, den Spießer zu geben und sich unbeliebt zu machen. Ob die Kinder diese Werturteile dann übernehmen oder sich davon abgrenzen, das steht dann auf einem ganz anderen Papier.
mammarazzi meinte am 19. Dez, 10:17:
von solchen freunden mit den entsprechenden kindern mussten wir uns auch trennen...