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cotopaxi

 
"Können Kühe schwimmen?"
"Hmmm ..."
"Und was essen die Menschen dort?"
"Also, schauen wir mal ..."
"Haben Sie ein Bild mit?"
"Das könnt ihr leicht googlen!"

So schaut die allererste Unterrichtsstunde aus. Digital natives wollen Lehrer werden. Sie haben gelernt (irgendwo gehört), dass man heutzutage eigentlich nichts wissen muss. Weil man alles im Internet findet.

Jetzt stehen sie zum ersten Mal in der Klasse und reden über den tropischen Regenwald. Die Kinder sind interessiert und haben Fragen. Aber die Studierenden - ganz am Anfang ihrer Unterrichtskarriere - finden keine passenden Antworten. So kann man in einer einzigen Stunde den ganzen Vertrauensvorschuss und jegliche fachliche Autorität verlieren.

Lehren aus der ersten Unterrichtsstunde:

1. Lehrer sollten viel wissen. Wirklich.
Auch junge, moderne Lehrer mit Ipads in der Hand.

2. Zum Unterrichten muss man sehr gut vorbereitet sein: Zuerst die Inhalte beherrschen, dann die Methode planen, dann das Material herstellen.
Macht zehn Stunden Vorbereitung für eine Stunde Unterricht! Kein Scherz.

3. Unterrichtserfahrung kann man nicht im ersten Semester sammeln - das Maturawissen reicht fürs Lehramt nicht. Zuerst studieren - dann unterrichten.

4. Persönliche Autorität hängt am fachlichen Wissen, das wird die kommende digitale Lehrergeneration schmerzlich erfahren. Wahrscheinlich auch andere.

5. Fragen suchen Antworten, der Rest wird als Ausrede abgetan.

Ohne Wissen geht's nicht. Zurück an die Uni.
tonja (Gast) meinte am 27. Apr, 20:15:
zwar studiere ich kein lehramtsstudium, ich unterrichte aber - als sprachen-native - deutsch.

und nur, weil man deutsch spricht, heißt das auch nicht, dass man fremdsprachige deshalb darin unterrichten kann (und dürfen sollte) - die erfahrung musste ich auch schmerzlich machen. aber ohne den "hmm... die antwort weiß ich nicht.... das kann ich nicht erklären.."-moment vor den schülerInnen entwickelt man sich auch nicht weiter ....

es braucht ein bisschen plumps, ein bisschen nichtwissen, schlechte vorbereitung und die fatalen folgen....
das braucht es einfach, um zu verstehen. 
tonja (Gast) antwortete am 27. Apr, 20:16:
....und besser zu werden! 
teacher antwortete am 28. Apr, 08:18:
Da machst du Erfahrungen, die das Leben bereichern. Oder? 
tonja (Gast) antwortete am 1. Mai, 01:11:
und wie. gute wie schlechte. für mich persönlich gute, aber ich sehe mir zum beispiel auch mit an, wie es einer ordentlichen wunderbar integrierten studierenden aus china bei uns immer wieder geht, wenn es um niveau-feststellungstests geht, weil es heißt: können oder china.
- bei der jeder fehler eine ausweisung zur folge haben kann.

da erschließen sich plötzlich neue dimensionen und bedeutungen von sprache. gerade im deutschbereich.. 
Mareike (Gast) meinte am 27. Apr, 21:35:
Die Kühe
Ja, Kühe können tatsächlich schwimmen (falls Ihre Schüler nochmals fragen sollten). Ich bin tatsächlich auch auf einen Aprilscherz einer Zeitung hereingefallen, die behauptete Kühe könnten nicht schwimmen, weil sie ihren Schließmuskel nicht kontrollieren könnten und untergehen würde (quasi mit Wasser volllaufen).^^
Das ist Blödsinn und Kühe können sich paddelnd über Wasser halten.

Schüler können aber auch echt fiese Fragen stellen, da weiß man selbst als gut informierte und vorbereitete Lehrerin manchmal nicht weiter. 
Ali (Gast) antwortete am 27. Apr, 21:44:
*lol* Also das ist doch mal ein witziger Aprilscherz. :D 
mae(h) (Gast) antwortete am 27. Apr, 22:44:
Ja, diesen Zeitungsartikel kenn ich auch ;) 
teacher antwortete am 28. Apr, 08:19:
Ich habe das zufällig auf irgendeinem Sender gesehen - und die Kinder auch. Ich glaube, sie wollten die Studierenden einfach abtesten ... witzig, wie sie sind :-) 
o. klein (Gast) antwortete am 29. Apr, 09:42:
Allwissende Lehrer?
"Schüler können aber auch echt fiese Fragen stellen, da weiß man selbst als gut informierte und vorbereitete Lehrerin manchmal nicht weiter."

So etwas Ähnliches wollte ich auch sagen, nur aus einem etwas anderen Blickwinkel.

Die Schüler interessieren sich meist für andere Fragen, als die Uni-Professoren, und daher besteht das Problem oft darin, dass man auf der Uni nicht das lernt, was die Schüler interessiert, und daher auch wenn man noch so gut gebildet ist, immer wieder auf dem Schlauch stehen kann.

Ich denke, die beste Antwort darauf wäre "Ui, das weiss ich auch nicht, das habe ich mir, ehrlich gesagt, noch nie überlegt. Wer will für die nächste Stunde die Antwort herausfinden?".

Mit so einer Einstellung kann man die Schüler ganz gut zum mitmachen bewegen und dafür sorgen, dass sie echt interessiert sind. Ausserdem stelle ich fest, dass die meisten Kinder auf "Allwissenheit der ERwachsenen" nicht besonders stehen. Meisten kann man gerade dadurch, dass man zugibt, dass man auch nicht allwissend ist, die Sympathie und das Interesse der Jungen gewinnen.

Was natürlich nicht bedeutet, dass man nichts zu bieten haben soll. Man muss tatsächlich den Unterricht gut vorbereiten, genau noch diesen Schritten, und die zehn Stunden wenn nötig investieren. Aber wenn es dann immer noch passiert, dass man gefragt wird, ob Kühe schwimmen können und die Antwort nicht weiss,dann kann man ganz cool zugeben, dass man es selber nicht weiss. 
teacher antwortete am 29. Apr, 10:18:
Ehrlich bleiben, wenn man etwas nicht weiß. Aber wenn man ständig ratlos dasteht, ist die Glaubwürdigkeit vorbei. 
Shhhhh meinte am 27. Apr, 21:46:
Ich will es noch nicht wahrhaben aber vielleicht geht dieser Kelch ja noch irgendwie an mir vorüber. Mit Wissen kann ich glänzen, für Methoden und Planung reicht es aber bisher nicht. Das bringt hoffentlich der Master und ein Praktikum. 
BIA (Gast) antwortete am 27. Apr, 22:25:
Keine Angst, Methoden & Planung sind oft Übungs- und Erfahrungssache! Das kommt schon! :-) 
teacher antwortete am 28. Apr, 08:20:
Alles lässt sich vorbereiten ... fast alles. 
o. klein (Gast) antwortete am 29. Apr, 09:50:
Planung
Methoden und Planung kann man meiner Meinung nach erst mit der Erfahrung lernen.

Ich liebe Methode und Planung und habe genau deshalb schlecht unterrichtet: weil ich mich bei der Planung nicht auf ERfahrungswerte gestützt habe, sondern auf irgend welche Phantasie-Vorgaben aus meinem Kopf. Ich wusste dann genau, was ich in der Stunde vorhatte, nur mit einem Element hatte ich leider nicht gerechnet: den Schülern (lästiger STörfaktor für die Planung, weil oft für unvorhergesehene Zwischenfälle verantwortlich).

Deshalb denke ich, dass es eine Illusion ist, als Anfänger schon gut planen zu können. Man hat einfach noch nicht die ERfahrungswerte, um realistisch zu planen und den Schüler ins Zentrum zu stellen.

Aber natürlich kann eine gute "Planungsmethodik" auch sehr hilfreich sein. Die beinhaltet z.B. eine gewisse Flexibilität in der Zeitaufteilung, eine gewisse Gelassenheit, wenn manches nicht so geht wie geplant, ein paar Notlösungen wenn alles schiefgeht, etc...

Prinzipiell ist der Faktor Mensch, um den es ja hier geht, ziemlich planungsresistent. 
teacher antwortete am 29. Apr, 10:20:
Daher: Planen und flexibel bleiben. 
steppenhund meinte am 27. Apr, 22:27:
Zeithebel 10:1
Wird der auch tatsächlich gelehrt? Das Verhältnis ist vollkommen richtig und bestätigt sich auch beim Vortrag von fachlichen Inhalten bei Konferenzen. 45 Minuten Vortrag, 30 Folien, brauchen 7-8 Stunden. Und da muss man das Fachliche schon irgendwie im Kopf haben. Sonst dauert es länger.
Ich helfe mir damit, dass ich das Verfertigen ziemlich lange aufschiebe und im Kopf mir einiges überlege - während der U-Bahnfahrten, während bestimmter Wartezeiten, wo ich bewusst noch nicht am Computer sitze.
Zuerst muss man es im Hirn haben und dann noch entsprechend aufbereiten.
Nur Mathematik könnte ich ohne große Vorbereitungszeit unterrichten. Aus dem Stand heraus, jede Klasse. Vielleicht sollte ich das als Pensionist machen:) 
teacher antwortete am 28. Apr, 08:24:
Wir brauchen gute Mathe-Pensionisten!

Nein, der Hebel 10:1 wird nicht gelehrt, aber die Erfahrung zeigt, dass am Anfang die Vorbereitungszeit unendlich dehnbar ist - da gehen oft Halbtage für 1 Stunde drauf.
Und es geht mir immer noch so, dass ich in einem Zug sitze und die Gedanken in einer Klasse sind - deswegen der "zerstreute Professor" :-)) 
steppenhund antwortete am 28. Apr, 10:37:
Dass es so lange dauert, ist für mich vollkommen einsichtig. Ein Mensch hat in seinem Hirn eine nicht-lineare Vernetzung von Wissensinhalten. Die möchte er in möglichst sinnvoller Weise in nicht-linearen Strukturen seiner Zuhörer transportieren.
Dazwischen muss aber linearisiert werden, d.h. die Inhalte werden sequentiell (und nicht fast gleichzeitig wie im Hirn) ausgesprochen und vorgetragen. Jetzt versucht man natürlich durch Unterstützung mit Bildern und Geschichten, den nicht-linearen Aufbau beim Zuhörer zu fördern. Alles andere würde einem "Auswendig-Lernen eines gelesenen Stoffes" entsprechen.
Linearisierung (oder "Marshalling", wie es in der EDV heißt) ist schwierig, selbst wenn man es mechanisch macht. Ich glaube, dass es gerade dieser Aufwand ist, der durch das Sprichwort bestätigt wird: man lernt erst dann etwas, wenn man es jemand anderem zu erklären (oder zu unterrichten) versucht. 
teacher antwortete am 28. Apr, 17:03:
Das ist ein sehr interessanter Ansatz, den ich noch nie gehört bzw. selbst angedacht habe. Ist der von dir?

Bei mir geht sehr viel Zeit beim Filtern von Informationen drauf - ich habe viele Quellen und Materialien, aber nur wenig Zeit und Ressourcen. Wenn ich neue Bücher lese (ständig), stellt sich immer die Frage, wie sehr ich den alten Unterricht umkrempeln muss (auch ständig). 
LehramtsStudent (Gast) meinte am 28. Apr, 10:59:
Ich hatte nach dem vierten Semester ein halbjähriges Praktikum an einer Schule (verpflichtend von der Uni aus), erst hospitiert, dann unterrichtet, und dort gesehen, dass Schüler einen Lehrer wollen, der im Internet nachschauen kann aber das nicht muss.
Meine Schüler fanden es toll, dass ich sie mit Links und Verweisen füttern konnte, oder ihnen sagen konnte, dass der Wikipedia-Artikel zum gerade behandelten Thema auch intressant oder aber mist ist.

Aber schlecht vorbereitet starten, das ist fast unverzeihlich und es ist hart da wieder eine gute Basis zu schaffen (und ein schlecht vorbereitete Stunde kostet nochmal eine gut vorbereitete um den inhaltlichen Schaden auszubessern)

Mit dem Schlüssel 1 zu 10 kann ich nicht mitgehen. Der traf bei mir nur auf Stunden in der Oberstufe zu, bei den jüngeren Klassen reichen durchaus 5 Stunden oder weniger (wenn man nicht noch Inhalte recherchieren muss und nicht für jede Methode ein Handbuch brauch)
Mindestens so wichtig wie gute Vorbereitung ist Improvisationstalent. Oft genug halten die Schüler sich nicht an das, was man geplant hat, weil sie eben genau JETZT weiterführende Fragen haben (und natürlich noch hundert andere Problemchen, die man klären muss) Aber dieses Gefühl zur Improvisation wird viel zu selten erwähnt. Geht die Stundenplanung nicht 1 zu 1 auf, kann das durchaus problematisch werden... 
teacher antwortete am 28. Apr, 17:07:
1:10 gilt nur für die blutigen Anfänger (Lehramtsstudierende), später muss das allmählich auf 1:0,5 im Durchschnitt reduziert werden.

Das macht die Sache aufwendig: Man muss die Fakten beherrschen (wie früher) und zusätzlich die Entwicklung im Internet verfolgen (ständige Veränderungen). Aber Kompetenz zahlt sich aus. 
steppenhund antwortete am 28. Apr, 17:52:
Also ich bin jetzt bei einem Vortrag, der am 8.6. gehalten wird, auf 6h gekommen. Gut, es ist ein Workshop, das über 1,5 Stunden geht. Aber im Prinzip könnte ich durchaus noch 9 h hineinbuttern, um es noch ein bisschen abzurunden.
Früher habe ich das auch tatsächlich gemacht:) 
teacher antwortete am 28. Apr, 18:18:
Es ist ja keine Schande, die Vorteile der Erfahrung auszuspielen :-)

Und beim zweiten Mal (falls es ein zweites Mal gibt), braucht es nur Veränderungen, Aktualisierungen, Anpassungen. 
bonanzaMARGOT meinte am 28. Apr, 20:10:
neben dem wissen (alles kann niemand wissen) ist eine gewisse eloquenz wichtig. schüler wollen unterhalten werden. 
teacher antwortete am 29. Apr, 10:15:
Das stimmt. Diesen Anspruch auf Unterhlatung hatte ich in meiner Schulzeit nicht. 
o. klein (Gast) antwortete am 29. Apr, 11:00:
Doch, eigentlich hatten auch wir den Anspruch, unterhalten zu werden.

Auch wir haben gewisse Lehrer als "Schlaftabletten" bezeichnet, auch wir hatten Lehrer lieber, die
1) sich für uns interessieren
2) etwas zu bieten haben
3) ihren Unterricht ansprechend präsentieren
4) uns nicht herumsitzen lassen sondern auch zum selber machen auffordern

Ich glaube nicht wirklich, dass sich die Menschen über die Generationen verändern. Höchstens die kulturellen Gepflogenheiten ändern sich. 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Apr, 12:56:
ja, so war es in meiner schulzeit auch, o.klein, zwischen 1968 u. 1982.
ist also schon `ne weile her. wir mochten lehrer, die was erzählen konnten, nicht lehrer, die nur an die tafel schrieben, und wir waren zwei drittel der stunde damit beschäftigt alles abzuschreiben.
oder die schlaftabletten, die ein thema wirklich zum schlafen langweilig präsentierten, so dass wir schüler heimlich irgendwelche spielchen machten.
am beliebtesten waren lehrer, die auch mal ein paar zoten rissen, und die eben gut erzählen konnten, ein thema mit oder ohne begleitmaterial gut präsentieren konnten. eine gewisse authentizität u. unkonventionalität waren wichtig. diese lehrer waren keine weicheier. die hauten auch mal auf den tisch, wenn wir es zu arg trieben. aber dann gaben wir auch ruhe. sie setzten sich für die schüler ein, auch für die schwachen ... ich glaube, für manche waren sie sogar sowas wie ersatzväter und -mütter. 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Apr, 13:02:
diese "idealen" lehrer machten aber bestenfalls 10-15% der lehrerschaft aus. 30% waren noch erträglich u. 30% langweiler. der rest waren mehr oder weniger arschlöcher. 
teacher antwortete am 29. Apr, 17:37:
Klar, diesen Anspruch verstehe ich.
Nur heute sind die Ansprüche an Unterhaltung viel größer: Spiele, EDV, Reisen, Projekte ... wir sollen immer für "Spaß" sorgen. Und wir haben harte Konkurrenten (facebook, playstation, dvd-player, iphone, 500 TV-Stationen ...) 
Bonanza (Gast) antwortete am 29. Apr, 18:15:
Tja, man muss mit den Gebenheiten bzw. mit der Konkurrenz wachsen. Am Prinzip ändert sich aber kaum was. 
Lehramt Student (Gast) meinte am 29. Apr, 15:29:
Ohne Wissen geht's nicht. Zurück an die Uni.
Bin im 2. Semester (Informatik) könnte jetzt schon mit Sondervertrag in Kärnten unterrichten. Teile Ihre Ansicht vollkommen. Unsere Uni Professoren (Didaktik) gehen teilweise soweit, dass sie auf Grund moderner Technologien sogar Fremdsprachenunterricht abschaffen wollen (soweit die Technik soweit ist ~20 Jahren).

Mit Fachwissen, das uns vermittelt wird, wird ziemlich gespart.
Dazu kommt, dass es nicht einmal einen fixen Lehrplan für Oberstufeninformatik gibt... 
teacher antwortete am 29. Apr, 17:32:
Zu den Fremdsprachen: Ich denke auch, dass es besser wäre, die Muttersprache und Englisch richtig gut zu beherrschen ... und alle anderen Sprachen als Hobby (aber nicht als Pflichtfächer) zu sehen.

Zur Informatik in der Schule: Da ändert sich das Wissen so schnell, dass sich unsere Informatiker alle spezialisiert haben (der Netzwerker, der LINUX-Mann, der Office-Anwender, der Hardware-Bastler ...). Sie sollen - ohne Fortbildung - immer am neuesten Stand sein, eine echte Herausforderung! 
la-mamma antwortete am 29. Apr, 19:42:
zum thema informatikunterricht ...
an "normalen schulen": das ist für mich eins der dümmsten konzepte, die je umgesetzt wurden. und alle informatiklehrerInnen tun mir herzlichst leid - eben weil das wirklich schon lange nicht mehr "ein fach" sein kann. und obwohl ich ich seit 20 jahren mit meinen informatikkenntnissen gutes geld verdiene, würde ich heute nicht mehr auf die idee kommen, "informatik" unterrichten zu wollen.
ps: dabei dürft ich;-)

zum thema fremdsprachen hingegen: vehementer widerspruch! wann denn, wenn nicht so früh wie möglich - und so viele wie möglich? und wo denn, wenn nicht in der schule? wenn der unterricht ernst genommen wird, halte ich das für weit sinnvoller als alle gar so "praxisrelevanten" sonstigen verirrungen ... 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 30. Apr, 12:52:
Sprachen als "Hobby"?
Nö, da schrei ich "veto". Ein "Hobby" ist ein angenehmer Zeitvertreib, der keine Ernsthaftigkeit verfolgt (eigentlich. Spießer sehen das hin und wieder anders).

Schule sollte Wissen vermitteln, Kenntnisse aufbauen, Fertigkeiten erlangen lassen - und das durchaus ernsthaft.

"Hobbys" zulassen hieße das VHS-Prinzip (gelangweilte Hausfrauen) in die Schulen tragen ... den "Spaß" und die "Kurzweil" auf die Spitze treiben, denn es hält weder Pflicht noch Anstrengung ... Kurse sollen eben "Spaß machen", sonst werden sie nicht besucht.

Sprachen freiwillig (dazu) zu wählen oder als Wahlpflicht mit anderen Fächern einzuführen - da gehe ich mit.

Nicht aber beim Prinzip "Hobby". Das geht mir zu sehr in easy-peasy-Spassmacherrichtung - und davon bzw. dem Anspruch danach haben wir in Schule und Bildung schon deutlich genug - Inhalte den Lernenden immer hübsch locker-leicht-fluffig zu "verkaufen" unter Hintanstellung jeglichen Anspruchs. 
steppenhund antwortete am 1. Mai, 08:37:
@teacher
bzgl. Informatiker und Spezialisierung.
1.) müssen die Schüler einmal so viel lernen, dass sie da das können, was eine 70-jährige Oma in Amerika schon vor 10 Jahren konnte. Den Rechner ordentlich einschalten und ausschalten, Anwendungsprogramme starten und Texte und Mails schreiben.
2.) müssen die Schüler wissen, was ein Betriebssystem leistet. Dazu gehören Ressourcenverwaltung, Dateiablage, Backup- und Restore-Mechanismen.
3.) das kann einmal an Windows (weil Mainstream) gelehrt werden.
4.) anderes Betriebssystem, z.B. Linux. Das bietet man an, um den Leuten günstige Gelegenheit zu bieten, selbst Dinge auszuprobieren. (Man kann alles auf Linux machen, ohne teure Programme kaufen zu müssen. Und man kann auch ältere Rechner verwenden.)
5.) Man bringt ihnen Programmiersprachen bei. Java, Basic.net, eine Skriptsprache. PHP bekommen sie meistens aus dem Internet. Ich würde ja Python unterrichten.
4 und 5 sind für die Fortgeschrittenen, die Interesse zeigen. Für Anti-mathematiker und Anti-informatiker ist die Kenntis nicht notwendig.
-
Netzadministration ist ein Spezialgebiet. (Da kommt dann Security noch dazu.) Das ist etwas für G'studierte.
Wenn ich höre, dass man zwei Leute für Linux und Netzadministration braucht, dann liegt etwas schon sehr im Argen. Aber ich weiß, dass das ein administratives Problem, keines der Lehre, ist.
-
Und für den Unterricht würde ich die Bücher von Kathy Sierra (von Kopf bis Fuss) und die xxx for Dummies-Bücher empfehlen. Als Schulbücher, welche die Schüler als Hausaufgaben zu erarbeiten haben. In der Schule werden dann die Übungen durchgesprochen und die auftauchenden Fragen behandelt.
-
Es geht nicht nur um den Einfluss des Internets auf den Lehrbetrieb. Es muss einmal klargestellt werden, dass HEUTZUTAGE autodidaktisches Lernen eine Pflicht ist. Eine Pflicht sich selbst gegenüber. Im Leben nimmt einen keiner mehr an die Hand. Bei einem Stoff, der jährlich wechselt, ist Autodidaktik ein unbedingtes Muss! Und das gehört den Kindern in der Schule beigebracht.
-
Was die Fremdsprachen angeht, stimme ich der "Hobby-Theorie" teilweise zu. Sprachen lernt man im Bett. Zumindest als Erwachsener. Alles andere ist wesentlich frustrierender und mühsamer. Man muss bedenken, dass einen Kinder in "Memory" immer schlagen. Das unverbrauchte Hirn ist auch für mehrsprachiges Aufwachsen blendend geeignet. Später benötigt man Anreize und wesentlich mehr Wiederholungen.
Einen stärkeren Anreiz als das Bett kann man kaum finden.
Außerdem würde man vielleicht die Xenophobie etwas verringern.
Nachdem sowieso soviel über Immigranten und Entdeutschung der Schulen gejammert wird, braucht es nur die paarweise Zusammenführung und schon werden Türkisch, Russisch, etc. im Schlaf gelernt.
Nicht vergessen: vorher die Schulung in der Benützung von Kondomen. 
teacher antwortete am 1. Mai, 12:14:
Wir kommen da schon in sehr spezifische Themen: Was braucht es im EDV-Unterricht? Welche Fremdsprachen machen heute und in 20 Jahren Sinn?

Wir haben verschiedene Meinungen dazu, aber eine klare und fundierte Antwort kenne ich nicht. Die Schulen machen halt irgendwas ... damit die Kinder beschäftigt sind. Mir fehlt die Zukunftsvision! 
steppenhund antwortete am 1. Mai, 13:49:
verschiedene Meinungen
Also bei Informatik tät ich schon wissen, was notwendig ist. So wie bei Informatik. Ich habe der Vereinfachung ein paar Punkte ausgelassen, die aber projektmäßig behandelt werden können.
1) Wie suche ich richtig?
2) Sicherheit im Internet
3) Einführung in Web 2.0 inklusive homepage design. Übrigens sehr nette Themen zu unterrichten.

Bei Sprachen war ich natürlich etwas sarkastisch. Mit Deutsch und Englisch stimme ich ja zu. Was man sonst noch an Fremdsprachen lernen soll, hat weniger etwas mit Sprachen sondern mehr mit Allgemeinbildung und Verstehen von anderen Menschen zu tun.
Jede Sprache stellt einen Schlüssel dar, mit dem man sich in das Gedankengut von fremden Menschen eindenken kann. Wenn man der Meinung ist, dass es etwas bringt (so wie ich), dann kann man die unterschiedlichsten Sprachen lehren. Mir tut es z.B. leid, dass ich nicht Griechisch "lernen musste". Vom Lateinischen habe ich sehr viel ins Leben mitgenommen, inklusive der Möglichkeit neue Sprachen relativ leicht zu lernen. (Was die Grammatik angeht) Serbisch ist jetzt meine 7. Sprache und im Prinzip leide ich nur unter meiner Gedächtnisschwäche nicht am Lernverständnis. Und ich werde in weiteren zwei Monaten halbwegs sprechen können. Ich behaupte, dass dies deswegen möglich ist, weil ich überhaupt einmal Sprachen lernen musste, von denen ich "unmittelbar nichts habe". Allerdings gab es bei uns damals noch einen anderen Aspekt: ich war ja stolz darauf, Latein zu lernen. Ja, ich war stolz darauf, im Gymnasium zu sein.
Gibt es das heute noch, dass Schüler darauf stolz sind, in einer bestimmten Schule zu sein? 
teacher antwortete am 2. Mai, 10:22:
Zur Informatik:
Ich gebe dir voll recht, diese Dinge sind heute wichtig. Werden sie morgen auch noch wichtig sein? Wie werden sich die Suchalgorithmen ändern? WAnn ist Web 2.0 so tot wie Lexika-DVDs?
Müssen Schüler Grundverständnis fürs Programmieren lernen? Das ist alles so verdammt schnelllebig, dass wir in der 5.Klasse etwas lehren und bei der Matura (3 Jahre später) nicht mehr prüfen können, weil es überholt ist.

Zu den Sprachen: Ich glaube, dass in einigen Jahren das Handy besser sprechen+übersetzen wird als jeder Gymnasiast. Deswegen würde ich die Muttersprache und Englisch als lingua franca sehr genau lernen lassen, den Rest nur bei Interesse.

Zum Stolz: Heute ist man stolz, in einer Alternativschule oder einer Privatschule zu sein, das sind sozial selektive Institutionen, die Image bringen. Eine AHS, die jeder besuchen kann, ist einfach kein interessantes Ziel. 
steppenhund antwortete am 2. Mai, 11:13:
@veraltet
Lieber teacher,

mit der Veralterung irrst Du. Das kann ich dir glaubhaft versichern.
1) können wir heute noch nicht richtig programmieren. (Zitat: Prof. Zemanek vor ganz wenigen Jahren. Ich schließe mich 100% an.)
2) jede Technologie benötigt im Durchschnitt 17-20 Jahre, bis sie sich durchsetzt. (es werden auch 13-25 Jahre als Schwankungsbreite genannt.)
3) Genauso wie man auch heute noch etwas in der Encyklopedia Britannica finden kann, wenn man gelernt hat, mit Lexikonen umzugehen, genauso wichtig werden auch bei nachfolgenden Suchmaschinen die Grundkenntnisse des Suchens sein. Bestimmte Mechanismen müssen durchschaut werden können und im Kopf der Suchenden müssen bestimmte Metastrukturen bekannt sein, um rasch an die gewünschten Infos zu kommen.
Ich kann mir web 3.0 und web 4.0 durchaus als verändernd vorstellen, aber glaube mir, ganz wenig von dem, was ich vor 40 Jahren gelernt habe, ist heute überholt.
Möglicherweise kann man einmal spielend im Schlaf lernen. Aber das würde ja ein Problem lösen und nicht ein neues aufwerfen.
Obwohl ich Java nicht mag, sehe ich es durchaus als lernenswerte Sprache an, selbst wenn es in 3 Jahren ein Java 8.0 oder 8.0 gibt. Ob man es als 15-jähriger lernen soll, hängt vom Interesse ab. Da würde ich durchaus zwei Leistungsstufen sehen. Jeder muss das nicht können.
Aber jeder sollte erkennen können, wie man einem Hoax nicht auf den Leim geht oder welche Mails man besser nicht öffnet.
-
Bei den Sprachen gebe ich dir hinsichtlich der Handys recht. Allerdings werden die Handys nicht mein Verständnis für das Kulturgut eines fremden Volkes vertiefen können. (Daher halte ich da durchaus an meiner ursprünglichen Aussage fest. Doch es gibt da keinen wirklichen Widerspruch. Nicht jeder muss unbedingt eine Dritt- oder Mehrtsprache können.)
-
Was den Stolz angeht: siehst Du, ich war nicht auf eine Privatschule stolz, sondern dass ich ins Gymnasium statt in die Hauptschule durfte. Es gab ja schließlich eine Aufnahmeprüfung. Und die Schule war öffentlich.
Heute bin ich vielleicht stolz darauf, dass ich meine Kinder in die Waldorfschule schicken konnte, weil ich das Ausbildungssystem besser finde. (Hat sich in meinen Kindern ja auch bestätigt.) Mir wäre allerdings lieber gewesen, die Methoden der Waldorfschule wären auch öffentlich angewendet worden. Manchmal musste ich monatelang das Schulgeld schuldig bleiben, denn bei drei Kindern läppert sich das in der Phase, wo alle drei Kinder in der Schule sind, ganz schön zusammen. (keine teuren Urlaube, keine teuren Anschaffungen, immer nur gebrauchte Autos, wenig Garderobe,... meine Frau spielte da allerdings voll mit.) 
teacher antwortete am 2. Mai, 16:14:
Die Programmierkenntnisse aus meiner Studienzeit (Basic) sind wertlos, SQL habe ich schnell wieder vergessen, Google war noch nicht erfunden. Spätestens in 10 Jahren ist das heutige EDV-Wissen genauso wertlos.

Über Alternativschulen könnten wir viel streiten - ich habe meine Kinder in die nächstbeste Schule geschickt (mit ihren Freunden), Alternativen wären weit weg gewesen, teuer ... und (auch) umstritten. 
steppenhund antwortete am 2. Mai, 21:04:
@teacher
Eigentlich stellt sich für mich beim Programmieren als Wesentliches folgendes dar:
kann ich ein Flussdiagramm zeichnen?
Oder ein Nassi-Schneidermann-Struktogramm?
oder kann ich ein Programm in Pseudo-code schreiben?
Die Sprache ist unwichtig. Das versuche ich immer wieder Anfängern beizubringen.
-
Wenn die Alternativschulen zu weit weg sind, gibt es keine Fragestellung. Dass sie umstritten sind, ist kein Argument. Schließlich ist die "Normalschule" auch umstritten.
Bei mir war es einfach. Meine Frau und alle ihre Verwandten waren auf einer Waldorfschule gewesen. Ich konnte ihren Argumentationen folgen. 3 von 5 wurden Akademiker. Doktor der Sinologie würde nicht unbedingt darauf schließen lassen, dass aus der Waldorfschule nur Deppen entspringen.
ich selbst habe an einer öffentlichen Schule mit 1.0 maturiert. Ich hatte den Eindruck, dass meine Frau mehr gelernt hatte. (Prinzipiell habe ich ohne zu lernen auch sehr viel gelernt, wie ich später feststellen konnte.)
Daher war ich sehr froh, dass meine Kinder in die Waldorfschule gehen konnten. Ja, es gab Punkte, die umstritten sind. Man könnte über einiges argumentieren. Aber im Grunde genommen sind bei den meisten Punkten, die in diesem Blog moniert werden, Aussagen möglich wie: "dieses Problem haben wir nicht gehabt." Also scheint es doch ein bisschen besser gelaufen zu sein.
Umstritten bin ich selbst auch. In allem was ich tue. Viel Feind, viel Ehr. Ich behaupte nicht, dass ich immer recht habe. Auch nicht hier im Blog. Aber leider viel öfter als es mir selbst lieb ist. Und das ist das eigentliche Problem. Ich bin Außenseiter, werde aber in vielen Dingen immer wieder bestätigt.
Und vom Rechthaben hat man an sich überhaupt nichts, außer man hätte mit den Lottozahlen des nächsten Wochenendes recht. Das gelingt mir aber noch nicht so richtig:) 
teacher antwortete am 2. Mai, 21:38:
Ich sag ja gar nix gegen Alternativschulen, am liebsten würde ich selber eine gründen, so eine ganz nach meinem Geschmack.

Aber: Ich bin auch selbst umstritten :-)) 
steppenhund antwortete am 2. Mai, 21:41:
Genau so soll es sein! :)
Genauso! 
Stefan (Gast) meinte am 2. Mai, 13:32:
Gehts um das Fach Geographie? Das ist mE das Problem, dass an den Unis oftmals nur sehr spezielle Kurse gegeben werden (jeweils das Fachgebiet des Doktoranden/Professors) und schulrelevantes Wissen als unbedeutsam/trivial/falsch weggeschoben wird. Dann passiert es recht schnell, dass sich die Studenten bei Praktika an der Schule neue Inhalte erstmal anlernen müssen und auch mal blank vor der Klasse stehen.
Dieses Phänomen gibts auch in anderen Fächern, aber gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften kann das Studium oftmals nicht wirklich als fachliche Vorbereitungen für die spätere Tätigkeit als Lehrer gesehen werden. 
teacher antwortete am 2. Mai, 16:16:
Ja, die Unis bilden zu wenig für die konkrete Lehrtätigkeit aus.
Aber es geht auch um die Einstellung der neuen digital-native-Generation: Wissen gibt es überall kostenlos, wozu also lernen? 
Stefan (Gast) antwortete am 3. Mai, 13:05:
Ja, beide Seiten haben ihren Anteil. Allerdings glaube ich, dass die Studenten mehr Aufwand dieser Art akzeptieren würden, gerade um mehr Wissen und Orientierung zu besitzen. 
teacher antwortete am 3. Mai, 19:54:
Glaube ich auch, aber "Wissen" hat momentan keinen guten Ruf. "Kompetenzen" und "Qualifikationen" sind en vogue. 
 

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