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cotopaxi

 
Jede Zeit braucht neue Worte: Festplatte, Handy, Migrationshintergrund z.B. prägen die Gegenwart.

Neu sind auch: bildungsresistent, unausbildbar.

Wer soll als erster die Tendenzen im Bildungsbereich erkennen?
Lehrer und Ausbildner.

Wenn ich wie ein Geisterfahrer durchs deutsche Fernsehprogramm zappe, bleibe ich auch bei MEX hängen, dem Marktmagazin im hr-fernsehen. Es läuft ein Beitrag, der mich fesselt: "Warum viele Unternehmen nicht ausbilden."

Die Aussagen, die ich dort von jugendlichen Azubis zu hören bekomme, sind so vertraut wie erschreckend:

"Jeden Tag arbeiten, arbeiten, arbeiten – das will keiner."

"Ich will auch nicht, dass mein Chef kommt und mich rumkommandiert."

"Also ich kann nicht die ganze Zeit an so einem Ding rumschleifen. Für mich ist das dann auch perfekt. Und wenn dann einer kommt und sagt, da ist noch was, dann ist mir das auch egal. Ich könnte das nicht."

"Dann würde ich mir nicht so wichtig vorkommen. Und ich will mir wichtig vorkommen."

"Das liegt daran, weil wir auch in der Schule hier keine so gute Einstellung haben. Viele Schüler sehen es als selbstverständlich, mal ein paar Tage zu schwänzen, fehlen einen Tag, ohne sich richtig zu entschuldigen. Deswegen kommt dann auch die Einstellung in dem Ausbildungsberuf."

"Es gibt viele, die keine Lust auf Arbeit haben. Die hocken lieber zu Hause rum."

Und die Arbeitgeber:

"Es ist oft so, dass die Lehrlinge nach ein oder zwei Stunden die Lust verlieren an der Arbeit. Dann ist das Produkt, was hinten rauskommt, nur zu zwei Dritteln geschliffen oder nur zur Hälfte, der Grat ist dann nicht ganz weg. Und solche Produkte kann ich dem Kunden nicht verkaufen."

"Man erwartet den jungen Mann oder die junge Dame morgens um sieben Uhr und dann tut sich erst einmal nichts. So gegen neun Uhr kommt dann der Anruf: Ja, ich habe verschlafen, ich komme dann um 9.30 Uhr. Auch zum freiwilligen m€x-Ausbildungs-Check kommt ein Schüler eine dreiviertel Stunde zu spät, fünf andere sind trotz Zusage gar nicht erst erschienen ..."

"Wir an der Schule versuchen hier natürlich, die Schüler zu motivieren. Aber das ist natürlich schwierig, was sich an so einer Veranstaltung wie heute zeigt, zu der diese Schüler gar nicht erscheinen."

Das gibt wenig Hoffnung. Ob Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit – es fehlt vielen am Grundsätzlichen. Für Hessens Meister wird es so immer schwerer, Jugendliche für eine Lehre zu begeistern.(a.a.O)

Nicht nur Lehrer jammern. Auch Unternehmer. Immer weniger können wegschauen.
stichi meinte am 31. Mai, 23:36:
Ich habe die Hoffnung, dass auf die Klagen der Wirtschaftsvertreter hin das Pendel etwas schneller in die andere Richtung ausschlägt und wieder Wissen und Leistungsbereitschaft wichtige Faktoren bei der Schulbildung werden.
Hier wurde in den letzten Jahren von eben diesen Herren die ganze Zeit eine dämliche Leier von Vermittlung weicher Faktoren wie Teamfähigkeit, Präsentieren (= Schaumschlagen) etc. eingefordert, das Vermitteln von Wissen und all den alten (Sekundär-gescholtenenen) Tugenden als überholt abgetan. Jetzt kommt das Ergebnis in den Betrieben an und man muss erkennen, dass Leute, die verantwortungsvoll arbeiten und über ein gutes Wissen verfügen halt doch wichtiger sind als Schaumschläger, die sozial kompetent in der Teeküche rumhängen. 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:20:
Ich bin gespannt, wie die Unternehmer reagieren werden. Sie stellen bei uns in Öst. immer klare Forderungen an die Schule. 
virtualmono meinte am 1. Jun, 01:08:
Ich bin mir so ziemlich sicher, daß ich zeitweise sehr viel mehr geschwänzt habe als so ziemlich jeder Schüler heutzutage (deshalb durften wir ja dann in der 12 auch eine Ehrenrunde drehen...) - dennoch habe ich ein respektables Abitur hingelegt - ohne jeglichen Lernaufwand - und kann mich heute zu den sogenannten "Besserverdienern" zählen, weil ich einfach meinen Job verdammt gut mache - und auch noch mit sehr viel Freude daran. Es ist vielleicht wirklich auch eine Frage der Erziehung - blaumachen? Gibt es nicht. Wenn ich mal zuhause bleibe, dann bin ich wirklich ernsthaft krank, und das kommt gottlob äußerst selten vor (ich kann mich an viele zusammenhängende Jahre ohne Krankheitstage erinnern). 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:22:
Warum ist Schwänzen ok, Blaumachen nicht? 
virtualmono antwortete am 1. Jun, 20:58:
Weil ich für meine Arbeit (ebenso wie für Krankentage) bezahlt werde - somit wäre das quasi Betrug. Zur Schulzeit habe ich damit allenfalls mir selbst geschadet. Ausserdem war das die "Sturm- und Drangzeit", in dem Alter ist man irgendwie automatisch unzurechnungsfähig ;-) 
teacher antwortete am 1. Jun, 21:19:
OK, ich werde Milde walten lassen :-) 
käthe (Gast) antwortete am 4. Jun, 13:56:
...und da hatte ich doch neulich eine diskussion, in der es darum ging, dass schüler in einem klassenverband (!!!) eben auch eine verantwortung für den laufenden unterricht haben. ergo schadet man eben doch nicht nur sich selbst beim schwänzen (oder schwätzen oder hausaufgaben nicht machen oder oder oder).

käthe 
Kat (Gast) meinte am 1. Jun, 01:19:
Vielleicht sollte es öfter Praktika geben, welche dann auch länger als 14 Tage gehen. Davon hätten Betriebe etwas (außer extra Arbeit und Kosten) weil der Praktikant dann auch wirklich eingesetzt werden kann, und der Schüler weil er merkt das "Schule" und "Arbeit" zwei ganz andere Paar Schuhe sind.
Wenn ich mich an meine Schulzeit (mit Abitur) zurück erinnere, dann habe ich nicht den Eindruck, das uns die Schule damals genügend auf das Arbeitsleben vorbereitet hat.
Ja, vielleicht sollte man bei längeren Praktika anfangen. 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:27:
Mehr Praktika würde ich auch gut finden. 
BIA (Gast) meinte am 1. Jun, 11:02:
Zum Thema Leistungsbereitschaft...
Ich kann hier für die Kinder aus der (noch) durchaus wohlhabenden Mittelschicht sprechen, mit denen sich mein eigenes Kind umgibt. Da ist mein Kind mit einem bescheidenen Handy ziemlich unterausgestattet - Eltern zahlen offensichtlich willigst Iphones und deren laufende Kosten. Da werden auch mal locker 30 Euro Taschengeld für Fußballpickerl (!) ausgegeben, ohne dass die anderswo fehlen. Da bekommt auch ein Kind mit miserabelsten Noten jegliches elektronische Amüsiergerät gestellt...Leistung lohnt sich? Hier offenbar nicht. Egal, wie wenig das Kind in der Schule oder im Haushalt leistet: Taschengeld; Iphone und X-Box gibt's trotzdem. Wo soll denn da der Eindruck entstehen, dass sich Leistung, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit etc. etc. MEHR lohnen als sich zu schonen? 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:31:
Diesen Zusammenhang zw. Leistung und Wohlstand versuche ich nicht nur meinen eigenen Kindern klar zu machen. 
ausnahmsweise Anonym (Gast) meinte am 1. Jun, 11:29:
Hallo Teacher,

ich arbeite in einem Forschungsbetrieb. In meinem Bereich werden Laboranten/technische Angestellte ausgebildet, Schulbildung ist Realschule oder Gymnasium.
Diese Auszubildenden sind durchweg motiviert und sehr leistungsbereit / leistungsorientiert. Diese jungen Leute machen ihre Ausbildung gerne und zeigen großes Interesse. Azubis mit den von Ihnen beschriebenen Eigenschaften habe ich hier noch nie gesehen. Diese Azubis sind super Typen, von denen ich hoffe, das viele nach der Ausbildung auch übernommen werden, aber selbst wenn nicht, bin ich mir sicher das diese jungen Leute sicher sehr große Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

Also ich bin stolz auf meine Azubis und stehe voll für diese ein!

Es gibt hier auch im Lager Azubis mit einer Haupt-Schulbildung, und auch wenn dort der Umgangs-Slang ein anderer ist ;) , habe ich auch von dort keine Klagen gehört, die machen ihre Arbeit ganz gut.

Na klar machen die Azubis hier auch Fehler, das liegt in der Natur des Menschen, und hier dürfen sie sie auch machen, denn dazu ist eine Ausbildung ja auch da, um Fehler zu korrigieren und den jungen Damen und Herrn zu zeigen wie es besser gehen könnte. 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:36:
Azubis lernen ja in einer motivierenderen Umgebung: Sie werden bezahlt, lernen für die Praxis, suchen sich ihre Jobs aus, leben in einer Erwachsenenwelt ... ich gehe daher davon aus, dass die erwähnten Jugendprobleme stärker in der Schulatmosphäre entstehen als in den Betrieben. Aber bei mex habe ich Gegenteiliges gesehen. 
timanfaya meinte am 1. Jun, 12:18:
ich kenne beide seiten. aus erzählungen anderer betriebe die schlechten, von mir nur die guten. ich wähle unsere azubis allerdings immer aus rein persönlichen gründen, die noten schaue ich mir natürlich auch an, aber eher informativ. es ist ja nicht so, dass ich einem 16 jährigen nicht noch etwas beibringen kann - sofern er denn will.

unser letzter azubi geht jetzt ins zweite lehrjahr. kam von der hauptschule (in deutschland ein echtes k.o. kriterium) und lernt bei uns bauzeichner. ein lehrberuf der zu 90% von abiturienten gewählt wird. er wollte es und ich habe es ihm zugetraut. wir haben dabei in in erwägung gezogen, dass er eventuell ein jahr länger braucht. tatsächlich ist er inzwischen mit bei den klassenbesten.

dieses jahr neu: eine 30 jährige russisch stämmige hauptschülerin mit schulabschluss in der sowjetunion. im deutschen hapert es noch ein wenig, aber das bekommen wir noch hin. macht seit 4 wochen ein praktikum bei uns, wir haben ihr letzte woche zugesagt.

beides echte perlen, super motiviert, persönlich und im geschäftlichen umgang absolut einwandfrei, wobei wir aus einfachheitsgründen bin unserem büro (etwa 14 mitarbeiter) das hirachiefrei "du" bevorzugen, das macht es mir auch beim vermitteln von wissen etwas einfacher.

man muss halt auch ein wenig suchen und ein gutes gespür für gute leute haben. dann klapppt's auch mit dem azubi. (o; 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:38:
Ein großer Vorteil dürfte sein, dass beide Seiten die Wahl haben. 
Maturant (Gast) meinte am 1. Jun, 14:58:
Gegendarstellung
"Das liegt daran, weil wir auch in der Schule hier keine so gute Einstellung haben. Viele Schüler sehen es als selbstverständlich, mal ein paar Tage zu schwänzen, fehlen einen Tag, ohne sich richtig zu entschuldigen. Deswegen kommt dann auch die Einstellung in dem Ausbildungsberuf."

Das Schwänzen kommt nicht von irgendwo her. Ich bin und war nie einer dieser Schüler die sich die 4-Tages Woche erlaub(t)en, aber ich kann die, die es taten/tun nur zu gut verstehen.

Wenn sich mit der Zeit klare Tendenzen abzeichnen, dass sich gewisse Lehrer einfach nicht um ihren Unterricht kümmern, miserabel vorbereiten und auf Hausaufgaben prinzipiell gänzlich verzichten kann ich es nur nachvollziehen dass sie Schwänzen.

Ich kann verstehen warum Schüler nicht kommen, wenn es im Endspurt (der Matura) sowieso jedes mal das selbe Spiel ist.. Minimalspurfahren.. Minimalspurfahren auf allen Seiten.
In den Arbeitsgemeinschaftsstunden Referate ausarbeiten, und die dann das Thema als Kernstofffrage präsentiert bekommen, damit der Lehrer sich ja nicht bloß gestellt fühlen muss, wenn im Anschluss die Hälfte durchfallen würde, weil der Unterricht nichts hergab.

Bei uns in der Klasse ist man stets besser geholfen wenn man sich jene Wissensgüter die einen interessieren selbst recherchiert. 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:42:
Ja, diese Seite kenne ich auch. MIch ärgern solche KollegInnen, weil sie den gleichen Lohn kassieren für geringsten Aufwand - aber es passiert, weil es geht und ökonomisch (!) sinnvoll ist. Beide Seiten freuen sich dann, weil sie das System ausgetrickst haben. 
la-mamma meinte am 1. Jun, 15:21:
ausnahmsweise geb ich dir mal teilweise recht ...
von den drei lehrlingen des letzten durchganges, die auch bei mir "auszubildende" waren, war eine ausgesprochen tüchtig, kam die nächste an ganzen fünf(!) tagen von drei monaten zur arbeit und sagte der dritte auf meine durchaus ernst gemeinte frage, warum er denn gerade bürokaufmann lerne, da ihn das doch offensichtlich eher weniger interessiere, das tue er deshalb, weil er nach einem ganzen tag tätigkeit als mechaniker oder so ja doch am abend viel zu müde sein würd ...
wobei bei lehrlingen eines aber immer mitzudenken ist: das sind zumindest zu anfang meist fünfzehnjährige - mit altersadäquatem zeitgefühl!
*
andererseits kenne ich mittlerweile leider auch genug jugendliche, die nach abschluss ihrer lehre oder mittleren schule jahrelang ohne arbeit daheim sitzen. einfach ist das auch nicht ... 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:43:
Ich habe die Aussagen nur übernommen, ich hätte nicht geglaubt, dass die Lage bei den Azubis schon so ernst ist. 
Abmahner (Gast) meinte am 1. Jun, 19:39:
..
Hachja, die armen Unternehmer finden einfach keine Azubis...
Ne, sorry. Dieses gejammere ist verdammt lächerlich, aber Medien springen da ja gerne rauf.
Hab auch so einige solche Fernsehbeiträge gesehen in letzter Zeit. Da beklagt sich ein Tischler, das die 16 Jährigen im Vorstellungsgespräch noch nichtmal wissen, wer grade Verteidigungsminister ist... das ist natürlich ein gravierender Grund, den Bewerber nicht einzustellen. Denn sowas muss man ja wissen, wenn man mit Holz arbeitet.

Es gibt mehr als genug arbeitswillige und auch kluge junge Leute, die keinen Ausbildungsplatz finden. Nur sind die Kriterien, die von Arbeitgebern angelegt sind (z.B. Einstellungstests, die nichts von dem verlangen, was man später im Beruf benötigt) oftmals einfach unrealistisch und lächerlich.
Es gibt ja inzwischen ganze Firmen, die nur dafür da sind, Bewerber für andere Unternehmen zu prüfen. Mit lustigen Tests (Fehlersuchbilder usw.).

Ich schätze mal das in großen und mittelgroßen Städten auf jede freie Stelle mindestens 100 Bewerber kommen, eher mehr.
Und wenn kleine Handwerksbetriebe in einem Kaff mit 20 Häusern keine oder zu wenig Bewerber bekommen, dann liegt das eher an der demographischen Entwicklung, als an den lernunwilligen Jugendlichen.
Ganz davon abgesehen das kleine Betriebe keine Aufstiegschancen bieten, und eher schlechte Arbeitsbedingungen, wenn der Chef denn wie so oft bei kleinen Firmen ein Choleriker ist, der den Azubi am Wochenende zum Auto waschen herbestellt. 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:46:
Ich denke auch, dass es für einen Jugendlichen schwieriger ist, einen Lehrplatz zu finden als umgekehrt. Wir haben manchmal Jugendliche, die deswegen weiter zur Schule gehen, weil sie keinen Ausbildungsplatz finden - die sind ziemlich demotiviert! 
kraM meinte am 1. Jun, 20:02:
Das hört sich nach einem Klasse-PR-Beitrag für die Wirtschaft an. In meiner Ausbildung (Verwaltung) waren keine solche Leute, mein Bruder war im Handwerk, da gab es vielleicht ein,zwei, und da ist auch ganz ein anderes Klientel unterwegs teilweise. Nebenbei gesagt sind auch die Arbeitsbedingungen deutlich schlechter. Ein Freund von mir hat sich grad um Plätze als Bankkaufmann beworben, da wurden ganztätige Assesmentcenter durchgeführt, wo von 17,18jährigen 10 Stunden am Stück hohe Leistungen unter Druck abgefordert wurden.
In deinem Beitrag scheinen nur Leute zu sein, die irgendwas schweißen müssen. Das ist unseriös, weil das kein repräsentatives Bild abgibt. Selbst wenn das aber nicht so wäre, bezweifle ich stark, dass es belastbare Statistiken oder Hinweise gibt, die das ständige Rumgejammer der Wirtschaft, um Druck auf die Schulen auszuüben, rechtfertigt. 
teacher antwortete am 1. Jun, 20:50:
PR? Glaube ich nicht. Aber ein Thema für die Presse allemal. 
deprifrei-leben meinte am 1. Jun, 20:57:
Wenn die Medien immer weis machen, dass man nur was wert ist, wenn man berühmt und reich ist, verlieren die jungen Leute die Lust am Leben. Wenn Hauptschüler von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt werden, weil sie eh die Loser sind, dann kann man von ihnen auch keine Pünktlichkeit, Leistungsbereitschaft usw. erwarten. Nur den Schülern die Schuld zu geben, ist zu kurz gegriffen. Irgendwo in NRW gab es eine Hauptschule, wo der Oberbürgermeister jeden Hauptschüler an einer Schule eine Ausbildung versprochen hat, wenn er immer pünktlich, mit entschuldigten Krankheitstagen und mindestens ein Notendurchschnitt von 3 erreicht wurde. Dieser Anreitz hatte das Klassenklima sehr verbessert und auch die Leistungs- und Lernbereitschaft. Motivieren ist besser, als immer zu kritisieren! 
teacher antwortete am 1. Jun, 21:06:
Sehe ich auch so. Die Kinder kommen nicht demotiviert zur Welt! 
BIA (Gast) antwortete am 1. Jun, 21:34:
jedem eine Ausbildung...
Und wie macht das der Oberbürgermeister dann? 
oops meinte am 1. Jun, 20:58:
ich arbeite im bereich beruflicher rehabilitation und kenn das thema in und auswendig
es ist so traurig, dass sich eltern kaum drum scheren ihren kindern ein vorbild zu sein und das tägliche aufstehen und zur schule gehen schon kaum für wichtig gehalten wird
für kinder zuzusehen, dass mama und papa liegenbleiben, weil arbeiten eh uninteressant ist, ist da weniger förderlich..
noch heftiger ist da sicher der bereich schule
alles fordern, aber ohne konsequenzen
denn wirklich dahinter sein können nur die eltern
dem lehrer, der schule und dem staat ö bleibt nur die variante zu bestrafen dh kind durchfallen zu lassen oder von der schule zu verweisen und auch keine zukunft zu bieten
..nicht leicht

aber es gibt natürlich auch andere ... (bin grad nur a bissl frustriert) 
teacher antwortete am 1. Jun, 21:09:
Ja, den Frust kann man erkennen. Geht aber vorbei :-)
Mich würde schon interessieren, ob die beschriebenen Problem-Azubis jemals arbeitende Eltern als Vorbild erlebt haben. 
MiM (Gast) meinte am 2. Jun, 06:42:
Nicht nur Lehrer jammern. Auch Unternehmer.
Als Mensch der in einem Unternehmen arbeitet kann ich nur sagen, dass wir dort, im Gegensatz zu den Lehrern, einfach das Problem lösen, in dem wir niemanden mehr ausbilden.

Ich denke Sie als Lehrer, bekommen einfach Ihre "Azubis" vorgesetzt. Wir hingegen suchen es uns aus.

Teilweise ist es grauenhaft was dort auf den Arbeitsmarkt kommt. 
BIA (Gast) antwortete am 2. Jun, 09:36:
Ja, so ist es. Die Tragik ist bloß, dass wir ja *sehen, dass XYZ mit seiner/ihrer Einstellung höchstwahrscheinlich keinen Ausbildungsplatz bekommen KANN, aber XYZ das entweder nicht wahrnimmt oder glaubt. Oder es ist ihm/ihr momentan egal, weil er/sie auf völlig andere Sachen fixiert ist und von einer Realitätsferne sondergleichen.
Ein anderes mediales Umfeld könnte da schon Wunder tun. Eine Schule, die ich kenne, probiert's mit Postern wie diesem: ein superdolles Motorrad, darunter der Text mit der Aussage: wenn du dir das leisten willst, brauchst du so und so viel Geld. Mit einem Schulabschluss kannst du mit so und so viel Gehalt rechnen, ohne mit ungefähr dieser Summe. Raus kommt, dass sich der Hartz 4-Empfänger wahrscheinlich kein superdolles Motorrad leisten kann.
Natürlich klingt das ganze auf dem Poster griffiger, aber ich kann mich beim besten Willen nicht genauer erinnern. 
testsiegerin meinte am 2. Jun, 09:53:
Mein Mitleid mit Unternehmern hält sich sehr in Grenzen, nachdem ich erlebt habe, wie schwierig es war, für meinen Sohn (einen Jugendlichen mit sogenannten besonderen Bedürfnissen) eine Lehrstelle zu finden.
Die haben sich nicht viel Mühe gegeben, zum Teil nicht mal auf Bewerbungsschreiben geantwortet, und am liebsten hätten sie - obwohl ganz klar eine integrative Lehre angestrebt war - einen voll belastbaren, dynamischen, flexiblen, starken, ... Lehrling aufgenommen. (Natürlich inklusive Förderung für eine integrative Lehre, eh klar)

Zum Glück haben wir ein Beschäftigungsprojekt gefunden, bei dem mein Sohn nun zum Landschaftsgärtner ausgebildet wird.
Mein Sohn mag Defizite haben, aber er hat auch Stärken. Er arbeitet gern, ist zuverlässig, pünktlich, engagiert und absolut loyal. Er steht um halb fünf auf, damit er um sieben pünktlich in der Arbeit ist. Krank war er im vergangenen Jahr genau zwei Tage lang.
Sein Meister ist zuversichtlich, dass er auch die Berufsschule schaffen wird, mit etwas Unterstützung und Förderung.
Am Wochenende hilft er bei den Bauern in der Umgebung, weil ihm Arbeiten einfach Spaß macht.

Das alles hätte er auch einem ganz normalen Unternehmen beweisen können. Die haben ihm aber keine Chance gegeben. Sondern jammern lieber. 
timanfaya antwortete am 2. Jun, 10:31:
sowas finde ich sehr sehr bedauerlich. nicht jeder kann ein flugzeug konstruieren und nicht jeder kann eine pflanze pflegen. das muss auch nicht so sein. aber man sollte beides gleich achten und gleich fördern. das wird im synthetischen finanzmarkt zeitalter gerne mal vergessen.

ich bin heute selbstständig und war früher als projektleiter auch personalverantwortlicher in einem größeren büro. davor so 'ne global player geschichte, die einfach nicht mein ding ist.

da werden die bewerbungen teilweise wirklich mit der sackkarre reingefahren, kein scherz. man muss also einfach im ersten durchgang radikal wegsieben, sonst wird man nicht fertig.

das problem dürfte sein, dass die meisten unternehmen nach völlig symetrischen mustern ihre bewerber suchen. ich war früher ein sehr schwieriger schüler und habe beim militär mit glänzenden und gut bewerteten leistungen unter "führung" ein glattes "ausreichend" kassiert. paßte ins bild. (o;

weil ich so war habe ich immer die nicht linearen lebenswege bevorzugt. irgendeine sichtbare entwicklung. vielleicht auch irgendwas, was mich individuell an der bewerbung begeistert hat. abi mit 3,8 und studium mit 2,0? da muss jemand irgendwas bei sich gefunden habe! zwei nicht erklärbare jahre - erzähl mal?! oder menschen die sich bei der bewerbung schlichtweg nicht an regeln halten. ebenso kann man mit bisher "schwachen" leistungen großartige mitarbeiter bekommen. zuverlässigkeit, loyalitität und ein in sich guter mensch sind mir immer schon wesentlich näher als stromlinienförmige karrieregeile arschlöcher. bei denen habe ich immer etwas im hinterkopf, dass die vor 70 jahren wahrscheinlich auch eine große karriere vor sich gehabt hätten. zumindest noch 5 jahre lang. sicherlich ein böses vorurtiel, aber ich werde es einfach nicht los. kritikloses einreihen ist nicht so meins. 
Strammer Max (Gast) antwortete am 2. Jun, 10:43:
"Das alles hätte er auch einem ganz normalen Unternehmen beweisen können. Die haben ihm aber keine Chance gegeben. Sondern jammern lieber. "

Man sollte nicht sagen "die Unternehmen", sondern eher "Die Personalabteilung". Teilweise weis die Geschäftsführung gar nicht, was die dort so veranstaltenm auch so nach dem Motto "die wissen schon, wer gut für die Firma ist und wer nicht"

Gerade in der Personalabteilung sitzen häufig die Falschen, Menschen die dort ihre Machtfantasien ausleben können.....un wenn sie als Personaler nichts mehr taugen, fangen sie beim Arbeitsamt an und schikanieren Hartz 4 Empfänger......... 
timanfaya antwortete am 2. Jun, 11:31:
das kann ich nur bestätigen. ich habe in meinem leben schon sehr sehr viele gespräche als bewerber erlebt und habe von +1*** bis zum entsetzlichsten ungenügend schon so ziemlich alles vor mir gehabt, was man sich als personalchef so vorstellen kann. dabei ist die personalabteilung mit das wichtigste, was ein unternehmen hat. 
nehalennia (Gast) antwortete am 2. Jun, 18:21:
Ich lese etwas traurig diesen Artikel - fast jedes Posting machte mich betroffen. Aus zweierlei Gründen: als Unternehmen kann man heute wie vor 10 Jahren gute Lehrlinge finden, sofern man sich mit Bewerbern tatsächlich auseinandersetzt und auf div. Schnickschnack wie Abfrage von Ministern (ich merke sie mir selbst nicht mehr, so schnell wie diese wechseln) und Tests verzichtet. Und auch mal als Personalist den Mut hat, sich über "sozial erwünschte" Lebensläufe hinwegzusetzen. Wir reden von 16-17jährigen. Da war ich mitten in der Pubertät und wußte nicht, wohin mit mir. Warum sollte sich das geändert haben.

Aber die Postings über die Personalabt. Ich kenne so was von vielen Personalern und schüttel als Personalistin immer fassungslos den Kopf. Kein Wunder, dass mein Berufsstand ein so schlechtes Image hat! (teacher, du bist nicht allein ,-) Ich empfinde es immer als Kompliment, wenn ich höre: du bist aber nicht die typische Personalistin! 
teacher antwortete am 3. Jun, 20:33:
Das schlechte Image der Personaler war mir nicht bekannt - kann also nicht so schlimm sein. Natürlich versuchen sie, fürs Unternehmen die geeignetste Arbeitskraft zu suchen, das "beste Humankapital", das ist ihre Aufgabe. In den Schulen haben wir gelernt, dass punktuelle Tests sehr wenig aussagekräftig sind (deswegen wurden Aufnahmetests beseitigt), daher wundere ich mich immer, dass Unternehmen sich darauf verlassen. 
Abmahner (Gast) meinte am 2. Jun, 16:13:
Nachtrag
Weil mich die einseitige, kaufbare Meinungsmache in den Medien wirklich aufregt:
Ich bleib einfach mal beim kleinen bis mittleren Handwerksbetrieb, weil sich dort naturgemäß eher "einfache" Jugendliche bewerben, und die Leute dort am derbsten mit ihrer Kritik sind.
Der Chef, selbst Absolvent der 8. Klasse Volkschule (er musste damit schätzungsweise 10% von dem Stoff lernen, den die Kinder heutzutage in ihren Kopf reinprügeln müssen) kannte natürlich nichts vom Leistungsdruck damals. Heite wird den Kindern ja bereits in der 4. Klasse mehr Druck gemacht, als früher jemals.
Er stellt besonders gerne Langzeitpraktikanten ein, die in seinem Betrieb mehr vertreten sind als Festangestellte. Gute Jugendliche, die das mit sich machen lassen gibt es genug (die sind nämlich froh, etwas tun zu dürfen, nur damit sie nicht ständig zum Arbeitsamt eingeladen werden). Solchen wird dann auch immer versprochen "ja, irgendwann wirst du mal eingestellt, wenn du noch 1 Jahr so gut weiterarbeitest...". Die sind dann auch schonmal weg vom Arbeitsmarkt und bewerben sich nirgends mehr, weil sie da ja kostenlos ihr Leben vertrödeln.
Und solche Arbeitgeber regen sich dann auf, das ihre Bewerber zu schlecht sind. Tatsächlich wird oft bemängelt, wie wenig die Bewerber wissen - das wird dann entschieden, bevor sie jemals die Chance hatten, ihre Arbeit unter Beweis zu stellen. Dern wer lädt schon jemanden ein, der eine 5 in Mathe hat.
Ach das Thema regt mich sehr auf.... 
El Loco meinte am 5. Jun, 08:23:
Hm. Auch Pastoren klagen (nicht "jammern"!).
Ich hab ja nur sieben "Schüler". Katechumenen, um genau zu sein. Die größtenteils natürlich nicht aus eigenem Antrieb da sind, sondern weil die Eltern sie angemeldet haben. Bestenfalls noch, weil am Ende die Konfirmation steht, und damit viele Geschenke...

und die durchschnittliche Anwesenheitsrate liegt bei ca 60%. Selbst die zwei, deren Eltern Lehrer (!) sind, fehlen oft unentschuldigt. Das Problem sehe ich da aber weniger bei den Kindern als bei den Eltern; die machen vor, daß "KT" ja nicht so wichtig ist, da kann man auch mal fehlen, da braucht man sich nciht zu entschuldigen...
aber alle anderen werden dadurch bestraft, und das eigene Kind letztlich ja auch.
Wenn sie dann da sind, muß man ihnen die Würmer aus der Nase ziehen; nur gut, daß wenigstens zwei Clowns in der Gruppe sind, die dafür sorgen, daß da nicht zwei andere einfach vor sich hinsterben...
Aber letztes Jahr hat der Gemeinderat für eine 14jährige beschlossen, "wenn sie nicht wenigstens noch die letzten zwei Monate ordentlich mitarbeitet, wird sie hier dieses Jahr nicht konfirmiert." Seitdem habe ich die nicht mehr gesehen - und ihr Vater hat mir sechs Wochen später (!) mitgeteilt, er bedaure diese ach so "administrative Entscheidung".

Ich überlege jetzt, erstens die Eltern unter Druck zu setzen, damit ihre Sprößlinge regelmäßiger kommen, und zweitens mehr Hausaufgaben aufzugeben und die auch einzusammeln. 
teacher antwortete am 15. Jun, 14:49:
Es ist ein rhetorischer Trick, jemanden "Jammern" zu unterstellen, damit wird die Berechtigung der Klage von vornherein verneint. 
Degeneriertes Humankapital (Gast) meinte am 5. Jun, 10:22:
Bildungsresitenz schmeckt gut (:
Nächstes Jahr bin ich mit der Ausbildung fertig. Hurra. Es war nie mein Wunsch Bürokauffrau zu lernen, ich habe diese Ausbilldung nur begonnen, da ich aufgrund von Schwänzen von der Schule geflogen bin und somit kein Abi vorweisen kann, welches mir die Türen zu den von mir favorisierten Berufen geöffnet hätte.

Anfangs war ich trotz meines Desinteresses halbwegs motiviert. Mittlerweile strenge ich mich nicht mal mehr an. Jeden Tag die gleiche monotone Drecksarbeit, unbezahlte Überstunden, 'ne Vergütung, die noch unter dem Hartz4-Regelsatz liegt, dieses beschissene Gewinn- und Umsatzdenken, Chefs, die kein Komma richtig setzen können - ihr grandioses politisches Wissen aus Filmen wie "Fahrenheit 9 11" beziehen und ihre Umwelt mit ihrer Selbstherrlichkeit terrorisieren. Zum Durchdrehen.

Eigentlich könnte ich meine Lehre aufgrund von sehr guten Berufsschulergebnissen vorzeitig beenden, jedoch stimmen meine Chefs dem nicht zu. Man will das Abhängkeitsverhältnis wohl noch bis zum Schluss "genießen".

Jedenfalls werde ich nach meiner Ausbildung definitiv nicht weiter in meinem Beruf arbeiten. Ich hole mein Abi nach, werde Taxifahrerin oder putze Treppenhäuser. Vielleicht auch alles zusammen. Die Hände mach mir aber nicht mehr "schmutzig". In den Büros dieser Welt.

Respekt an alle Resistenten! 
teacher antwortete am 15. Jun, 14:52:
Da scheint mir einiges schief gelaufen zu sein. Vielleicht schmeckt Bildungsresistenz nur sehr kurzfristig. 
 

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