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"Die Schüler werden immer dümmer, die Leistungen immer schlechter", behaupten viele KollegInnen und stehen nicht an, ihr Urteil zu begründen:
"Wenn ich heute die gleichen Prüfungsaufgaben stelle wie vor zehn Jahren, dann fallen mir die Hälfte der Kinder durch."
Ich übertreibe gerne und füge hinzu: "Ich muss mich bei allen Schülern entschuldigen, die ich vor zwanzig Jahren durchfallen ließ - sie würden heute im guten Mittelfeld liegen."
Eine Mathe-Kollegin: "Ich habe auch viele Aufgaben gekürzt und vereinfacht. Sonst schaffen sie es nicht mehr."

Kurz: Wir haben im Gymnasium den belegbaren Eindruck, dass das Niveau erheblich gesunken ist. Wir können es mit Testergebnissen der Vergangenheit nachweisen.

Auch die KollegInnen in den Hauptschulen argumentieren so: "Eigentlich kann ich in manchen Klassen nur mehr erziehen, fachliche Arbeit kommt viel zu kurz. Es gibt massive Sprachdefizite, da können wir nicht weiterkommen."

Bildungsforscher behaupten das Gegenteil: "Wenn ich heute die jungen Leute selbstverständlich Englisch reden höre, wenn ich ihren Umgang mit der Technik beobachte, wenn ich ihre sozialen Kompetenzen berücksichtige, dann ist das Bildungsniveau erheblich gestiegen!"

Wie erklärt man diesen Widerspruch?

Es ist ein statistischer Effekt, der nicht unmittelbar wahrgenommen wird. Heute gehen nicht 5 % der Kinder, sondern 50% ins Gymnasium. Aus der Eliteschule von damals ist eine höhere Gesamtschule geworden. Die LehrerInnen müssen sich an das durchschnittliche Niveau anpassen, ihre Ansprüche senken. Aber viel mehr Kinder erwerben im Gymnasium viel mehr Qualifikationen, sodass im Durchschitt das Niveau merkbar anzieht. Die LehrerInnen nehmen primär die sinkenden Einzelgebnisse wahr, nicht den steigenden Gesamtwert in der Gesellschaft.

Da die Hauptschulen (zumindest in den Städten) zu Restschulen erodiert sind, spüren die LehrerInnen auch dort das sinkende Niveau. Früher waren auch gute und sehr gute Kinder in ihren Klassen, sie haben dort mit schönen Leistungen geglänzt und beste Eindrücke hinterlassen. Heute gehen auch mittelmäßig begabte Kinder ins Gymnasium und drücken die Ergebnisse runter - auf beiden Seiten.

Die Folge: Das Bildungsniveau nimmt zu, trotzdem jammern alle Lehrer über sinkende Leistungen und sind frustriert. Die Arbeitgeber auch. Die Unis auch.
Eine komische, eine bedrückende Statistik. Oder irre ich mich da gewaltig?

"Ich hätte mich mehr mit meinem Kater beschäftigen sollen", feixt eine arrivierte Kollegin, "das hätte allen mehr gebracht."
steppenhund meinte am 5. Feb, 13:53:
Ich halte das für eine sehr gute Beschreibung. Es sieht mir auch wie ein typisches Beispiel des Simpson-Paradoxons aus.
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Es gibt auch eine andere Betrachtungsweise. Die Kinder sind immer gleich gescheit oder gleich dumm. Wenn sie das nicht wären, wären wir im Laufe der Geschichte entweder inzwischen etwas besser zivilisiert oder wir wären alle an der Schwelle zur Verblödung. Es muss ein Gleichgewicht geben, was die Erziehung, die "Bildung" sowie Lernen und Erfahrung genauso weit treibt, wie es notwendig ist, den status quo zu erhalten.
Freuen tut mich das nicht. Aber es erscheint mir logisch. 
teacher antwortete am 15. Feb, 08:29:
Dieses Paradoxon müsste man doch statistisch nachweisen können, oder? 
bonanzaMARGOT meinte am 5. Feb, 14:52:
Das Problem ist, dass sich die maßgeblichen Wissensinhalte mit der Zeit (immer schneller) ändern. Nur die Schule hinkt der Zeit mit den Inhalten, die sie vermittelt, hinterher.
Genausogut würden die Schüler von 1980 durchfallen, wenn man ihnen die Tests von 1930 vorlegte.
Das Bildungssystem ist viel zu unflexibel, um auf der Höhe der Zeit zu sein ...
Ich bin sicher, dass z.B. viele Schüler auf den Gebieten Computer, Internet, Telekommunikation, Software ihren Lehrern überlegen sind.
Dabei ist den Lehrern gar kein Vorwurf zu machen. Sie sind eben Teil eines veralteten Systems. 
steppenhund antwortete am 5. Feb, 15:04:
Die Aussage "veraltet" stört mich etwas. Natürlich kann man das so sehen und die Aussage, dass das Ausbildungssystem nicht mit laufenden Veränderungen zurecht kommt, bestätige ich gerne.
Aber was wirklich wichtig zu wissen ist, ändert sich nicht so schnell, glaube ich.
Sprachen ändern sich nicht so schnell, Mathematik nicht, Grundlagen der Physik und der Chemie, sowie Naturgeschichte ändern sich nicht. Geschichte ändert sich nicht bis auf vielleicht 1%, wenn man die betrachteten Zeiträume ansieht;)
Es gibt neue Ausbildungsinhalte wie z.B. Computer etc. Die haben aber die Leute meiner Generation auch autodidaktisch lernen müssen. Ich habe Elektrotechnik studiert. Der tollste Rechner damals war ein HP35, und den konnte ich mir nicht leisten.
Was zu jeder Zeit beigebracht werden muss, ist das Lernen. Das Lernen muss gelernt werden.
Darüber habe ich schon oft kommentiert.
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Ich persönlich halte den PISA-Test für sehr aussagekräftig, wenn festgestellt wird, dass nicht mehr so richtig sinnerfassend gelesen werden kann. (In Ö)
Aber das ist ein echtes Elite-Thema. Wer es nicht kann, wird auf die Dauer keinen ansprechenden Job bekommen. Wenn man einmal aus der Schule heraußen ist, muss man sich selbst weiterbilden können. Ohne Lesen halte ich das für eine ziemlich aussichtslose Geschichte. (Mit Ausnahme einiger hochtalentierter oder hochspezialisierter Menschen, die einfach mit der einen Sache, die sie können, gefragte Mitarbeiter sind.)
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Ich würde Arbeitslose auch nicht mehr zuerst auf Kurse schicken sondern ihnen zuerst drei Bücher in die Hand drücken, einen Monat Arbeitslose zahlen und sie dann prüfen. Und erst wenn sie mir das Gelesene einigermaßen erzählen können, gibt es dann vielleicht Weiterbildungskurse. (Gilt jetzt für arbeitslose Angestellte)
Wenn sie damit nicht zurecht kommen, sollen sie Taxi fahren oder Aushilfskräfte im Supermarkt spielen.
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Dass sie aber mit den drei Büchern etwas anfangen können, muss ihnen in der Schule beigebracht werden. 
bonanzaMARGOT antwortete am 5. Feb, 15:14:
nun, die sprachen ändern sich im medienzeitalter und in einer globalisierten welt schon zusehend.
naturwissenschaften freilich vom inhalt ihrer materie weniger.
allerdings ändern sich die methoden der vermittlung.
damit meine ich, dass in zeiten solchen aufbruchs in ein neues zeitalter bald jede generation andere lernmethoden braucht, um adäquat hinsichtlich der veränderungen in ihrer wahrnehmungs- und wertewelt geschult werden zu können.
die zeit läßt sich nun mal nicht zurück drehen. dabei ist klar, dass eine solche entwicklung auch auf kosten von wissensinhalten geht, die uns bis dato für die bildung als wichtig erschienen.
und natürlich stehen die pädagogen da vor einer schier unlösbaren aufgabe.
trotzdem sollte man besser vorwärts rudern, als eine zunehmende verblödung zu monieren. 
Anja-Pia antwortete am 5. Feb, 15:18:
Ich schau dann noch einmal in einem halben Jahr nach, wer von Euch beiden hier den letzten Post geschrieben hat. ;-) 
bonanzaMARGOT antwortete am 5. Feb, 15:21:
hihi.
ich natürlich. das kann ich dir gleich sagen. 
steppenhund antwortete am 5. Feb, 15:24:
@Anja-Pia
BM natürlich:) da stimme ich ihm zu:)))

Ich kommentiere ja nicht immer (siehe Gel), aber dieses Thema ist nicht trivial und es beschäftigt mich immer wieder, weil es auch das Thema in meinem Beruf ist, wie ich Leuten etwas beibringe, was ihnen eigentlich am A.... vorbeigeht.

Nachtrag: (für die Zukunft)
:))))))) Hab ich dich 
bonanzaMARGOT antwortete am 5. Feb, 15:25:
hey! zustimmung bin ich nicht gewohnt - weil darauf fällt mir nichts mehr ein ... 
bonanzaMARGOT antwortete am 5. Feb, 16:15:
steppenhund, es ist sicher der falsche ansatz, menschen etwas beibringen zu wollen, wenn man glaubt, dass die inhalte ihnen sowieso am arsch vorbei gehen.
ich finde dies bedauerlich. junge menschen müssen freilich motiviert und interessiert werden. das war wahrscheinlich in keinem zeitalter leicht, und oft verzweifelten darüber jene, die es versuchten.
nur beharrlichkeit, geduld und der glaube an die jungen menschen kann letztlich zum erfolg führen! 
steppenhund antwortete am 5. Feb, 16:26:
Du hast da etwas missverstanden
Ich spreche von meinem Beruf - und der ist nicht unterrichten. Die Lehrtätigkeit mache ich nur nebenberuflich.
Ich muss Dienstleistungen verkaufen. Und diese Dienstleistungen sind etwas, was Leute an sich nur schwer verstehen. Es geht um Qualitätssicherung.
Mein Job ist es, gewisse Katastrophen zu verhindern. In meinem Bereich sind das nur finanzielle Rückschläge. Aber aus dem gleichen Unverständnis rühren auch Dinge wie die Explosion eines Space-Shuttles, die Explosion der Ariane-V oder das Versagen des Gepäcksystems am Terminal 5 von Heathrow. Läuft alles unter dem Titel: wird schon gut gehen.
Aber gegen die Statistik hilft kein dummheitliches Anstinken. Ich muss die Leute also davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, in Qualitätssicherung zu investieren.
Was Qualität aber in Software bedeutet, muss man den Menschen erst beibringen. Und da bin ich zertifizierter Trainer:) 
bonanzaMARGOT antwortete am 5. Feb, 16:30:
ich kenne qualitätssicherung nur vom pflegeberuf her - und da hat sie aus meiner beobachtung heraus bisher noch nicht wirklich zur anhebung der qualität in der pflege alter menschen geführt.
das gegenteil ist oft der fall, dass durch den druck der qualitätssicherung und der leute, die sie vertreten, der papierberg und die heuchelei wachsen. 
steppenhund antwortete am 5. Feb, 16:44:
Pflegeberuf
Dieses Dilemma kenne ich von meiner Frau, die gerade am 1.2. in Pension gegangen ist. Die Berichtsschreiberei nahm zu.
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Wenn ich im Medizinischen bleibe, so ist z.B. die Qualitätssicherung bei Röntgenapparaten insofern wesentlich, als ein defekter Apparat vielleicht noch Bilder liefert, aber eine viel zu hohe Strahlenbelastung aufweist.
Bis vor kurzem gab es da nichts, was z.B. einem TÜV entspricht. Ist ja aber auch egal, wenn die Leute überstrahlt werden. Kann man ja weder riechen noch schmecken, sterben sie halt ein bisschen früher und entlasten das Pensionssystem.
Die Aussage, dass Qualitätssicherung nichts bringts, kann ich oft hören. Bei Software nicht mehr so oft.
Und jetzt bin ich wirklich so alt, dass es mir nichts mehr ausmacht. Ich freue mich über jede eingetretene Katastrophe mit wahrer Schadenfreude.
Es ist leider so, dass man Fehler oder Fehlerverhalten nicht gänzlich ausschließen kann. Aber man kann das Risiko verkleinern. Da aber Leute den Begriff Risiko nicht verstehen, ist es auch schwer, ihnen klar zu machen, dass es was bringen würde, es zu verkleinern. Wenn es heute heißt, dass ein Atomkraftwerk alle 100 000 Jahre einmal hoch geht, versteht die Allgemeinheit, dass es noch 100 000 Jahre dauert, bis es so weit ist. Dass schon morgen irgendeins hochgehen kann, löst Verblüffung und Überraschung aus. "Das haben wir uns nicht gedacht. Das hat uns keiner gesagt." Könnte man aber auch in der Schule unterrichten: wie Statistik richtig angewendet wird. Usw., usw:. :) 
bonanzaMARGOT antwortete am 5. Feb, 17:24:
Ich muss es kurz machen, weil ich inzwischen unterwegs bin: mein Empfinden bzw. mein Fragen ist: wer beurteilt denn diese sogenannte Qualitätssicherung? Eine erneute Qualitätssicherung? Wo soll dieses Procedere enden? In einem Haufen zusätzlicher Bürokratie ... 
Einanderer antwortete am 5. Feb, 17:55:
"... auf der Höhe der Zeit ..."
... Ist das sowas wie Zeigeist? Und was heißt Höhe? Wozu dienen denn Computer, Internet, Telekommunikation, Software? Was ist so toll daran in diesen überflüssigen Dingen den Lehrern "überlegen" zu sein? Ein Bildungssystem darf nicht flexibel sein, darf sich nicht jeden Schmarrn anpassen, es muß verläßlich sein, den Kindern auf eine menschliche Gesellschaft vorbereiten. Die Lehrer müssen gut ausgebildet sein, also nicht in Betriebswirtschaft, Internet und Finanzplanung, privatisierter Altersversorgung, sondern in den menschlichen Dingen, in Philosophie, Soziologie, Mathe, Deutsch, Biologie, Anatomie, Chemie und was es da alles für wunderbare Fächer gibt usw. usw. Computer benötigt man eigentlich nicht für die Schule, vor allem nicht, um das ABC und die Grammatik zu erlernen, um zu erlernen wie Menschen miteinander umgehen sollten, dass eine Ellenbogengesellschaft nicht das wahre Ziel sein kann. Um zu erlernen, wie man Zusammenhänge erkennt, ist das internet und ein Pc eher hinderlich. Das Internet benötigt man ebensowenig, denn es gibt ausreichend Bücher, zumal das sogenannte Wissen im Internet, nehmen wir Wikipedia, lediglich aus Büchern abgeschrieben ist, oder, was schlimmer ist, aus anderen Internetforen zusammengeschustert, also auch abgeschrieben, voller inhaltlicher und grammatikalischer Fehler und so. Telekommunikation, nun gut, ob das wichtig ist zu wissen, wie man telefoniert... Software, es gilt das Gesagte wie zum Computer. Diese Bereiche, in denen die Schüler ihren Lehrern angeblich "überlegen" sein sollen, sind die überflüssigsten, die gewisse Leute jemals erfunden haben...
(übrigens: 90% der Internetklicks sind Pornoklicks...)

Eine klassische humanistische Bildung, ganz konventionell beigebracht, mit Lehrern, Schultafeln und Bücher, und die Schulen bieten da hervorragende Dinge, ist nicht und nie zu ersetzen. Wird es ersetzt, wie Sie es fordern, um mit der Zeit zu gehen, wie es versucht wird, dann geht das Bildungsniveau voll nach unten ... wie sollen Kinder und Jugendliche wissen was gut für sie ist? Wie kann ein Unternehmer, der militärische Drohnen, die dazu dienen fremde Menschen zu töten, herstellt es wissen? Er will schnell verwertbare und billige Ingenieure... Da ist irgendwas ganz gewaltig schief gelaufen in der Vergangenheit und läuft ebenso in der Gegenwart mehr als schief... 
bonanzaMARGOT antwortete am 5. Feb, 18:16:
Ohne Internet und diese neue Medien wäre z.B. die Diskussion hier unter sich eigentlich fremden Menschen gar nicht möglich. 
BIA (Gast) antwortete am 5. Feb, 18:16:
Da gibt's ein ganz wunderbares Zitat aus dem 19. Jh., in dem ein Lehrer über die Einführung der Tafel klagt...alles neumodischer Schmarrn und so, Ende der Bildung wie wie sie kennen und schätzen, Untergang des Abendlandes etc. etc. Braucht keiner, will keiner, der klassischen Unterrichtsmethode endlos unterlegen...
Würde hier gut passen, ich kann es leider gerade nicht finden. 
gast (Gast) antwortete am 5. Feb, 18:24:
-> Einanderer, die ellenbogengesellschaft hat es immer gegeben. schon im mittelalter, als die erde noch eine scheibe war und der selbsternannte adel das volk bluten ließ. 
virtualmono antwortete am 5. Feb, 18:53:
Ohne Internet und diese neue Medien wäre z.B. die Diskussion hier unter sich eigentlich fremden Menschen gar nicht möglich.

Obwohl damit eigentlich schon alles gesagt ist, muss ich doch noch einen Kommentar anbringen: Wer Computer, Software (vor allen Dingen diese) und das, was heute alle "das Internet" nennen als unwichtig erachtet, der hat einfach den Schuss nicht gehört... 
BIA (Gast) antwortete am 5. Feb, 19:15:
? Wozu dienen denn Computer, Internet, Telekommunikation, Software?

=> Sie sind Tools, nicht mehr oder weniger, und sie prägen die Art wie wir leben und arbeiten.

Was ist so toll daran in diesen überflüssigen Dingen den Lehrern "überlegen" zu sein?

=> Nix, kein Jugendlicher geht auf Facebook, um sich seinen Lehrern überlegen zu fühlen. Das Ganze als "Überflüssig" zu bezeichnen...schräg, sehr schräg. Ich schätze, Sie kommunizieren ausschließlich per Brieftaube und reitendem Boten?

Die Lehrer müssen gut ausgebildet sein, also nicht in Betriebswirtschaft, Internet und Finanzplanung, privatisierter Altersversorgung, sondern in den menschlichen Dingen, in Philosophie, Soziologie, Mathe, Deutsch, Biologie, Anatomie, Chemie und was es da alles für wunderbare Fächer gibt usw. usw.

=> Was ist an Chemie "menschlicher" als an "Betriebswirtschaft"?

Computer benötigt man eigentlich nicht für die Schule, vor allem nicht, um das ABC und die Grammatik zu erlernen, um zu erlernen wie Menschen miteinander umgehen sollten, dass eine Ellenbogengesellschaft nicht das wahre Ziel sein kann.

=> Rechner sind Tools, wir verwenden sie genauso wie Stifte und Hefte. Auch ein Heft ist nicht per se dazu da, um den Kindern zu zeigen, wie Menschen miteinander umgehen sollten. Eins kann ich aber sagen: wenn meine Schüler miteinander eine Präsentation erstellen, dann lernen sie sehr viel darüber, wie Menshcen miteinander umgehen sollten. Und diese Art des kooperativen Arbeitens ist mit dem Computer, wage ich zu sagen, leichter im Unterricht zu integrieren als im klassischen Tafel-Heft-Kreide-Exchange.

Das Internet benötigt man ebensowenig, denn es gibt ausreichend Bücher,

=> Im Unterricht profitieren wir sehr davon, aktuelle Nachrichten, aber auch viele der "ausreichenden Bücher" über Internet schnell erhältlich zu haben. Die "ausreichenden Bücher" sind zwar schön, aber stehen weder im Klassenzimmer noch unbedingt in der Schulbibliothek. Und aktuelle Zeitschriften/Zeitungen auch nicht in großer Zahl und Menge.

zumal das sogenannte Wissen im Internet, nehmen wir Wikipedia, lediglich aus Büchern abgeschrieben ist,

=> Und Bücher enthalten alle nur originale Gedanken, die nie jemand aus einem anderen Buch entnommen hat? Schon mal eine wissenschaftliche Arbeit gelesen?

oder, was schlimmer ist, aus anderen Internetforen zusammengeschustert, also auch abgeschrieben, voller inhaltlicher und grammatikalischer Fehler und so.

=> Hier stimme ich vorsichtig zu. Autoren in der "gedruckten Welt" oder auch in Onlineredaktionen profitieren halt von professioneller Unterstützung, die private Blogger nicht haben. Dafür sind die mitunter näher dran an den Dingen - s. ägyptische Blogs.

Eine klassische humanistische Bildung, ganz konventionell beigebracht, mit Lehrern, Schultafeln und Bücher, und die Schulen bieten da hervorragende Dinge, ist nicht und nie zu ersetzen. Wird es ersetzt, wie Sie es fordern, um mit der Zeit zu gehen, wie es versucht wird, dann geht das Bildungsniveau voll nach unten ...

=> Die klassische humanistische Bildung kann mit Lehrern, Schultafeln, Büchern, im Vortrag, im Gespräch, über PPT-Folien, im Film, im Hörbuch etc. etc. übermittelt werden. Das sind alles nur Tools, und ich wage zu behaupten, dass ein gut gemachter Film möglicherweise mehr Schüler von den Schönheiten der klassischen Bildung überzeugen kann als ein langweiliger Lehrervortrag. Und umgekehrt. Anscheinend hat übrigens auch der klassische Lehrervortrag in den letzten Jahrzehnten nicht zur Veredelung der Bevölkerung beigetragen. Mieses Fernsehen gab es schon lange vor Erfindung des Computers, und davor ging die breite Masse der Bevölkerung lieber Hinrichtungen anschauen als Kant lesen. Elitäre Bildung war IMMER ein Minderheitenprogramm.


wie sollen Kinder und Jugendliche wissen was gut für sie ist? Wie kann ein Unternehmer, der militärische Drohnen, die dazu dienen fremde Menschen zu töten, herstellt es wissen?

=> In der Regel schreiben diese Leute keine Schulbücher. 
lbd (Gast) antwortete am 5. Feb, 19:18:
Und wer mit Schautafeln den Wissensstand des vergangenen Jahrhunderts vermittelt wird unsere Kinder und Jugend nicht helfen, "lebensfähig" und mündige Bürger zu werden - den der Umgang mit den "neuen Medien" will erlernt und geübt sein. Und ohne diese Fähigkeiten werden unsere Kinder hilflos in der veränderten und sich verändernden Welt stehen. 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 7. Feb, 08:38:
Arbeitslose ...
@ steppenhund

"ch würde Arbeitslose auch nicht mehr zuerst auf Kurse schicken sondern ihnen zuerst drei Bücher in die Hand drücken, einen Monat Arbeitslose zahlen und sie dann prüfen. Und erst wenn sie mir das Gelesene einigermaßen erzählen können, gibt es dann vielleicht Weiterbildungskurse. (Gilt jetzt für arbeitslose Angestellte)"

Hübsch, wie du auf "Arbeitslose" herab blickst. Nein, es sind durchaus nicht alle an der Schwelle zur Verblödung. Es sind i.d.R. Leute über dem biblischen Alter von 40 (Frauen: 35), sog. "Behinderte" oder Leute nach dem Studium sowie Alleinerziehende, die das höchste Risiko der Arbeitslosigkeit haben.

Und _denen_ willst du mit "Bücherlesen" beikommen? _Die_ willst du mit Grundschülermethoden ("nacherzählen") kommen?

Note: es handelt sich um NORMALE MENSCHEN, auch wenn ein scheinbarer Bessermensch wie du es gern anders haben würdest.

K., lohnarbeitslose Akademikerin, weil 1) über 40 und 2) sichtbar "behindert" 
Einanderer antwortete am 7. Feb, 10:44:
"Auf der Höhe der Zeit" oder auch Ikarus hats die Flügel verbrannt ...
BonanzaM bis Virtualmondo:
Tja, was soll ich da noch zu sagen? Eure Argumentation stiehlt mir die Worte ... Ersteinmal, wenig überzeugend eure Totschlagsargumente! Diese zeigen mir, ganz offensichtlich, wie berechtigt mein Kommentar ist, wie ihr den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr erkennt...wie sogar von Erwachsenen, gut gebildeten Menschen; davon gehe ich hier einmal aus; Zusammenhänge nicht erkannt werden. Mein Kommentar zu BonanzaM, also der Tenor, war eigentlich dergestalt, das ich es kritisch sehe, wenn unsere Kinder zum schnell verwertbaren Produktionsfaktor "human ressource" herangezogen werden. Und - um mit den sogenannten Neuen Medien umgehen zu können, ist es, meiner Meinung nach, zuerst erforderlich, daß die Kinder und Jugendlichen in der Lage sein sollten, Hintergründe zu erfassen. Zusammenhänge sollen sie erkennen können, ja, dazu bedarf es meiner Meinung nach einer ganz erheblichen humanistischen Bildung, dazu zähle ich zum Beispiel auch Chemie. Ich wage sogar zu behaupten, dazu gehört auch Latein. Betriebswirtschaftslehre ist dagegen reine Apologetik, die sich zudem naturwissenschaftlicher Thoerien bedient, um den Schmarrn den diese Lehre verzapft, glaubhaft darzustellen, mehr nicht. Um die Funktion eines Unternehmens erklären zu können, reicht es völlig aus, ein guter Buchhalter zu sein, das hat mit Soll und Haben wieder etwas Konkretes. Chemie ist übrigens ein Teil der Naturwissenschaften, wie Biologie auch und mit dem Erlernen beider ist ein großer Erkenntnisgewinn verbunden, im Gegensatz zur Betriebswirtschaftslehre; wenn es denn die kompetenten Lehrer hat, die dieses vermitteln können.
Die Lösung der Probleme liegt oft in ihrer Einfachheit, so auch im Schulwesen... 
steppenhund antwortete am 7. Feb, 11:21:
@Ketzerkatze
mit 42 war ich ein dreiviertel Jahr arbeitslos.
Als ich mit 56 Jahrenmit einer baldigen Rationalisierung durch meine Firma (aus Alters- und Gehaltsgründen) rechnen musste, hatte ich 5 Angebote auf dem Tisch.
Was NORMALE MENSCHEN sind, weiß ich nicht. In unserer Firma nehmen wir gerne Mitarbeiter auf, die älter sind und wir würden noch viel lieber Frauen aufnehmen, wenn es welche gäbe.
Die sind nämlich in meiner Branche äußerst dünn gesät. Die, die es gibt, sind in der Regel super.
Manche der Einstellungsgespräche (mit Männern) spielen sich so ab:
Erzählen Sie, was sie gemacht haben! Antwort unterschiedlich in Länge und Inhalt. Frage im Raum: mögen Sie das, was Sie gearbeitet haben. Antwort nein. (Scheidet eigentlich aus, außer er ist gut und würde bei uns etwas ganz anderes machen sollen.)
Antwort ja. Sie haben jetzt den letzten Job für zehn Jahre gemacht, was sind die letzten 5 Bücher, die sie gelesen haben? Antwort "schwierig, kann mich nicht erinnern". (scheidet aus)
Antwort "Ich hab ein Hobby, da les ich gerade das Buch ...") (hat gute Chancen)
Frage: "Was haben Sie zuletzt über ihr (unser) Fachgebiet gelesen?" Antwort: "Eigentlich nichts, ich habe nichts gebraucht." (scheidet aus)
-
Ich freue mich über die richtige Verwendung des Wortes scheinbar. Es stimmt, ich bin kein Bessermensch, ich bin nicht einmal ein Gutmensch. Ich bin ein böser Mensch, für den Menschen, die nicht sinnerfassend lesen können genau zu denen gehören, die einen Hitler groß werden lassen, oder - nicht ganz so schlimm - einen Jörg Haider. Denn die haben Bücher geschrieben, aus denen ganz klar hervorging, was sie wollten und was sie dann auch gemacht haben.
Was die Grundschülermethoden angeht: da sehe ich nichts Schlechtes darin. Man sollte versuchen, sich seine Lernfähigkeit so zu erhalten, als würde man wie ein Kind lernen. Die sind nämlich wesentlich effizienter in der Aufnahme von Wissen, was durch ihre Neugier getrieben ist, sofern sie ihnen nicht "aus"-getrieben wird.
Ich lerne jetzt wieder einmal eine neue Sprache. Und ich kann sie nur nach Methoden lernen, wie sie auch ein Kind verwendet. Und ich weiß, dass ich sie einigermaßen beherrsche, wenn ich nicht nur dem Taxifahrer erzählen kann, wo ich hin will, sondern wenn ich auch in Aufsatzform erzählen kann, was ich eigentlich mache.
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Ich kann Ihre Verbitterung schon verstehen. Sie spielen mit "sichtbar behindert" vermutlich auf den Umstand an, dass Sie eine Frau sind. Aber was hätten Sie an meiner Methode auszusetzen. Sie würden den Monat doch gut überstehen und sonst würde sich nichts ändern.
Wenn Sie aber meinen, dass man erwachsenen Menschen alles in Kursen vorkauen muss, frage ich mich, wie Sie dem Leben begegnen, wo man Ihnen nie sagen wird, was Sie gerade tun müssen. Wo sie es einfach selbst herausfinden müssen. 
Anja-Pia meinte am 5. Feb, 14:58:
Ich habe unlängst im Radio einen Universitätsprofessor sagen hören (die Fakultät weiß ich leider nicht mehr), dass die heutigen Studenten wesentlich gescheiter sind, als sie es zu seiner Zeit waren. Aber er bildet ja auch keine Lehrer aus. ;-) 
steppenhund antwortete am 5. Feb, 15:08:
Ich glaube, da ist das Fach wichtig. In Fächern, wo die Studenten des Interesses halber hingehen, werden sie heute mehr wissen. Weil sie sich ja bereits vorher in Eigeninitiative und Neugier viel Material aus dem Internet holen können.
In den "gängigen" Fächern BWL, Publizistik, politische Wissenschaften und ein paar andere (Österreich-Statistik), wo Studenten berichten, dass sie vor dem Inskribieren nicht einmal wussten, was sie eigentlich studieren sollten, kann ich mir das schwer vorstellen.
Aber ich soll mich auch schon getäuscht haben.
Meine Schwiegertochter, die Pädagoik studiert hat, überrascht mich immer wieder mit sehr durchdachten Aussagen. Aber die hat jetzt drei Kinder und unterrichtet nicht... 
deprifrei-leben meinte am 5. Feb, 16:51:
Eine sehr tolle Analyse! Ich finde es gut, dass das Gymnasium heute nicht mehr eine Eliteschmiede ist, die Bildung nur für wenige anbietet. 
steppenhund antwortete am 5. Feb, 16:57:
Also nachdem ich zu denen gehöre, die im damaligen Gymnasium unterfordert waren, freue ich mich, dass es heute Begabtenschulen gibt, wo die Kinder mehr gefordert werden.
Das Elitäre sollte sich zwar nicht nach dem Gehalt der Eltern ausrichten sondern nach den Fähigkeiten und Talenten.

Wenn mir jemand erzählt, dass alle mit den gleichen Talenten und Fähigkeiten geboren werden, sind es zuerst einmal die Eltern, die für Differenzierung sorgen. Wenn man aber der These glaubt, dass die Aufteilung 50 zu 50 Prozent bzgl. Vererbung und Erziehung ist, dann sind eben nicht alle gleich. Und dann sollte es auch Schulen geben, die mehr abverlangen.

Meine Kinder sind schon groß, aber ich würde mich aufregen, wenn sie auf den Standard von Krone, Heute und Österreich-Lesern erziehungstechnisch gebracht würden.
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Und zu meinem Bildungssnobismus stehe ich! 
bonanzaMARGOT antwortete am 6. Feb, 13:30:
ich habe kein problem damit, wenn die starken durch adäquate bildungsangebote ihre fähigkeiten entfalten können, solange die schwachen gefördert werden und auch ihre chance erhalten.
getrennte schulen halte ich für falsch, denn das konterkariert die sozialen kompetenzen der jungen leute, führt zu vorurteilen und fördert die sogenannte klassengesellschaft.
die mitmenschlichkeit muss auch im bildungssystem im vordergrund stehen. unsere gesellschaft ist schon kalt genug. 
steppenhund antwortete am 6. Feb, 15:07:
Die Frage stellt sich: wie kann man in einer gemeinsamen Schule unterschiedliche Fähigkeiten fördern? Hat man für jedes Fach Lehrer in unterschiedlichen Ausbildungsstufen. Wie werden die Begabten vor "Streberbeschimpfung" geschützt.
Es entwickelt sich im Allgemeinen ein Hass der Schwächeren auf die Stärkeren. So habe ich es zumindest beobachtet.
In amerikanischen Schulen, so wurde mir von einer Freundin berichtet, gibt es dann eine Art Kastenwesen. Vier verschiedene Gruppen, die miteinander nichts zu tun haben wollen, die sich aufgrund von Leistung, sozialer Herkunft, Grad der bereits vorgenommenen Abtrennung vom Elternhaus und reiner Revoluzzergruppe differenzieren. Dort gehen auch in "normalen" Schulen die Konflikte austragungsmäßig bis zum Einsatz körperlicher Gewalt, nicht nur bei den Burschen.
Ich habe auch kein Patentrezept, doch die getrennten Schulen erscheinen mir als das kleinere Übel. Die soziale Durchmischung kommt dann in Hobbygruppen oder Pfadfinder oder katholische Jungschar oder, oder zustande. 
hans1962 antwortete am 6. Feb, 19:23:
eine Lösung für das Förderproblem
wäre zum Beispiel die Abschaffung der allgemeinen Schulpflicht. Damit wäre das Schulsystem frei, Minderleister an die Luft zu setzen und keine andere Schule müsste sie dann übernehmen. Keine Unterrichtsbremsen mehr, keine giftigen Abgrenzungen mehr, freie Bahn für Elitenbildung. Die gleichzeitige (Wieder)Einführung eines angemessenen Schulgeldes könnte weiters dafür sorgen, dass Eltern sich mehr darum kümmern, was aus ihrem Geld wird, wenn schon die Kinder keine Rolle spielen.
Mich wundert geradezu, dass diese Forderung noch nicht erhoben wurde. 
Einanderer meinte am 5. Feb, 17:29:
Grübel ...
Interessant, der aufgezeigte Widerspruch. Das Eine bedingt Das Andere - so denke ich. Man darf nicht jammern, wenn das Bidlungssystem seit hundert Jahren ein Dreiklassensystem ist. Wenn der Verwertungsgedanke an allgemeinbildenden Schulen von den Politikern einen steten höheren Stellenwert bekommt. Wenn der Elitegedanke Vorrang hat. Wenn halbwissenschaftliche Fachhochschulen ausgebaut werden, wenn an Universitäten die Geisteswissenschaften weiträumig abgeschafft werden. Dieses, für die schnelle Verwertbarkeit der Studenten, das dämliche Bachelor und Master-System eingeführt wird, Halbwissen hat Hochkonjunktur. In Deutschland ist in diesem Zusammenhang, übrigens auch im Zusammenhang mit der Privatisierung des Bildungswesens, das Bertelsmann-Institut sehr aktiv...sowie viele Arbeitgebernahe Stiftungen usw. Und Kinder und Jugendliche von heute, so wie ich sie kenne sind nicht bildungsbeflissen, sie nervt die Schule, sie googeln halt, auch haben sie schon alles, sie wollen Party und das Schnelle Geld. Die Eltern haben auch keine Zeit,weil diese sind ehm mit dem Erwerb des Schnellen Geldes beschäftigt, time is money... Der Rest, die Hauptschüler, tja, die sind total verloren, da geht nichts mehr, die besorgen sich das Schnelle Geld halt anders... Dazu passt in Deutschland der Wandel von G9 zu G8 usw.usw.usw. 
lbd (Gast) antwortete am 5. Feb, 17:53:
schwarzmalerei?
Vielleicht sprechen Pädagogen und Kinder einfach zunehmend nicht die gleiche Sprache? Weil unsere Welt sich so schnell verändert, dass wir fast nicht mitkommen und es schwierig ist, an der Lebenswelt der SchülerInnen anzuknüpfen?
Ich erlebe durchwegs interessierte und begeisterungsfähige SchülerInnen. Trotzdem scheinen viele von ihnen im Unterricht einfach abzuschalten ... ?? 
Stefan (Gast) meinte am 6. Feb, 19:23:
Umgang mit der Technik
Ohne die Gesamtaussage bewerten zu wollen, in einem Punkt muss ich den von Ihnen zitierten Bildungsforschern (-forscherInnen?) widersprechen: Jugendliche sind im Umgang mit der Technik nicht besonders geschickt. Nur einzelne, wenige Nerds sind wirklich geschickt und die prägen dann das Bild.

Die große Masse ist jedoch äußerst ungeschickt und zwar aus folgenden Gründen: Sie kann nicht lesen, sie hat keine Geduld und sie hat keine Methodenkompetenz.

Einen sehr interessanten Aufsatz zu dem Thema, der insbesonders die Erläuterungen zu obigen drei Gründen gibt, hat Usability-Experte Jacob Nielsen in geschrieben.

LG,
Stefan 
BIA (Gast) antwortete am 6. Feb, 20:30:
@Stefan
Hallo Stefan,

könnten Sie vielleicht den Link oder den Titel des Aufsatzes aufschreiben? Ihre Aussage deckt sich mit unseren Erfahrungen an meiner Schule, ich würde mich über wissenschaftliche "Unterfütterung" freuen.

lg,
BA 
Stefan (Gast) antwortete am 6. Feb, 20:54:
Neuer Versuch
Ich wollte die URL eh angeben, vielleicht hat sie die Forum-Software gefressen.

Also:
http://www.useit.com/alertbox/teenagers.html



"http://www.useit.com/alertbox/teenagers.html"

Falls es schon wieder nicht funktioniert hat, hier der Titel:

Jakob Nielsen's Alertbox, January 31, 2005:
Usability of Websites for Teenagers

Website: useit >dot< com 
BIA (Gast) antwortete am 6. Feb, 20:58:
Danke, ich bin begeistert!
Wir hatten lange Jahre den Eindruck, dass die Schüler der 11. Schulstufe echt ganz top mit Word und Frontpage umgehen konnten, weil sie bei den jährlichen Computerprojekten schöne Ergebnisse ablieferten - bis wir kapierten, dass pro Klasse 25 Schüler handgeschriebene Ergebnisse ablieferten und die drei Nerds der Klasse die dann schön brav abtippten und in eine ansprechende Form brachten. ...
wir fielen echt aus allen Wolken, als wir ihnen dahinterkamen. :-)

Naja,
zurück zur Korrektur. 
steppenhund antwortete am 6. Feb, 21:41:
should be a thread of its own
Gestern habe ich mich nach einem wunderbaren Opernbesuch "Carmen" lange mit einer langjährigen Freundin über diesen Themenkomplex unterhalten.
-
Die Quintessenz: die Eltern erwarten sich zu viel von den Lehrern. Die Lehrer können überhaupt nichts ausrichten, wenn nicht bereits vom Elternhaus eine Tatsache beigebracht wird.
Um etwas zu lernen, um etwas zu erreichen, erfordert es Arbeit und teilweise Arbeiten an Dingen, die man anfänglich nicht so schätzt.
Man kann das auch Üben oder Trainieren nennen. Es bleibt das Gleiche.
Und die Geschichte mit den drei Nerds, die für die anderen die Aufgaben gemacht haben, ist nur ein Beispiel dafür. Nerds stecken nämlich viel Zeit in ihre Beschäftigung mit dem Computer. Und da gibt es eine ganze Reihe von Frustrationserlebnissen.
Dass darf man mir glauben. 
BIA (Gast) antwortete am 6. Feb, 21:48:
Jupp...bloß es ist ja nicht so, dass "schlechte" Schüler nichts trainieren und arbeiten würden. Leider stecken sie viel Zeit, Hirn (so vorhanden) und Elan in abwegige Themen wie
- cool sein
- in der peer group gut ankommen
- Mädels/Jungs beeindrucken
- Fußballligaergebnisse
- sämtliche Details der Lebensgeschichte von Robert Pattison.

Man kann nicht nicht lernen.
Und man kann sich durch intensives Lernen (s. oben) massiv selbst blockieren - hallo, ihr Jungs aus meiner 8. Klasse, die ihr glaubt, seine Hausaufgabe zu machen und - schluck - Vokabeln zu lernen wäre genauso schlimm wie ein Coming Out.
Dass in vier Jahren die Leute, die jetzt so massiv uncoole Dinge tun wie...eine Bibliothekskarte nutzen...einen echten Startvorteil haben, ist Euch leider nicht wirklich beizubringen. 
steppenhund antwortete am 6. Feb, 22:18:
Bibliothekskarte
Da muss ich einmal etwas ganz anderes einwerfen. Heuer habe ich im Januar wieder meine jährliche Vorlesungsreihe in Leipzig gehalten. Die Uni ist da jetzt ja komplett neu aufgebaut worden.
Man hat mir da auch die Unibibliothek gezeigt. Neben ein paar Superlativen gibt es hier den Umstand, dass sie sieben Tage 24 Stunden geöffnet ist. Es gibt einen eigenen Nachteingang.
Als ich sie gesehen habe und die Studenten beobachten konnte, die da sehr konzentriert an den Büchern, an den Bildschirmen saßen, sagte ich spontan zu meinem Begleitern: da würde ich ja sofort gleich wieder studieren.
Eigentlich strahlt so eine Bibliothek eine eigene Aura aus,vielleicht ist es auch eine Vermengung der Auren derjenigen Menschen, die sich dort aufhalten. Das kam unheimlich stark rüber. 
teacher antwortete am 13. Feb, 13:06:
So eine 24/7-Multimedia-Bibliothek habe ich auch in Singapur erlebt. Dort würde ICH wieder gerne studieren ... 
Der_Eisenschmyd meinte am 7. Feb, 08:40:
"Bildungsforscher behaupten das Gegenteil: "Wenn ich heute die jungen Leute selbstverständlich Englisch reden höre, wenn ich ihren Umgang mit der Technik beobachte, wenn ich ihre sozialen Kompetenzen berücksichtige, dann ist das Bildungsniveau erheblich gestiegen!"


Dazu muss ich einfach das mal "verlinken" ...

http://spielverderber.twoday.net/stories/11894424/ 
teacher antwortete am 13. Feb, 13:05:
Brutal. 
steppenhund antwortete am 14. Feb, 09:58:
Ich habe mir jetzt erst einmal den Link und die Sublinks angesehen. Bei Asterix heißt es: "Die spinnen, die Römer". Dazu kann man hier nur sagen: "die spinnen, die ... wer immer auch"
In dem Video höre ich übrigens überhaupt nichts aus Mahlers 5. heraus. Da lässt sich höchstens aufgrund des Symphonieorchesters so etwas wie ein verlumptes Cross-Over heraushören.
Die arme Mama-Forelle, die da in der Jugend umgekommen ist, ist schon fast wieder lustig zu nennen. 
Lichterspiele (Gast) meinte am 10. Feb, 09:59:
Warum das Nivea senken?
Du schreibst, dass mittlerweile viele der Schüler, die früher auf die Realschule gegangen wären, aufs Gymnasium gehen, und daher die Lehrer sich deren Leistungsniveau anpassen müssen?
Wieso eigentlich? Die unterschiedlichen Schulformen waren doch genau dafür gedacht den unterschiedlichen Leistungsstand abzubilden.
Warum nicht das Niveau halten, und die die es dann halt nicht packen wieder auf die Realschule zurückschicken?

Man geht ja auch nicht her und macht ein Schwimmerbecken flacher weil jetzt ein paar Nichtschwimmer unbedingt in dieses Becken wollen. (mag jetzt ein extremes Beispiel sein, passt aber trotzdem) 
Antonius (Gast) antwortete am 10. Feb, 10:39:
Eben... genauso wie dieser Gesammtschulquatsch...wir sind alle eine Familie, die Schlauen und die Blöden alle zusammen in eine Einheitsschule...alles Quatsch 
BIA (Gast) antwortete am 10. Feb, 16:32:
Das Problem an der Gesamtschule ist ja nicht die Grundidee, sondern die Umsetzung - man kann Gesamtschule so machen, dass man extrem binnendifferenziert, so dass im Endeffekt auch die begabten, fleißigen Schüler die Forderung bekommen, die sie verdienen - das passiert im Moment auch am Gymnasium nicht besonders, das extra für diese Gruppe gedacht wäre. Man kann auch alles in einen Topf schmeißen und möglichst wenig Geld investieren.
Mal raten, welche Variante in den meisten Fällen von der Politik realisiert würde... 
teacher antwortete am 13. Feb, 12:56:
Wenn die Gymnasiallehrer das Niveau nicht nach unten angepasst hätten, wären sie von allen Seiten in der Luft zerrissen worden.
Das beginnt damit, dass zu viele negative Noten (ab ca. 15 %) zu diversen Besuchen und Gesprächen mit Vertretern der vorgesetzten Dienstbehörden führt und endet mit giftigen Beschwerden gegen jede negative Beurteilung.
Schwierigkeiten mit den Dienstbehörden (und Eltern) bekommt man nur, wenn man (zu) viel verlangt. Wenn man schöne Noten verschenkt, dann ist man ein guter Lehrer! 
Lichterspiele (Gast) antwortete am 14. Feb, 09:20:
Hm, keine Ahnung wie das die Lehrer in Österreich machen, aber zu meiner Zeit war es so, dass viele Lehrer seit Jahren die gleichen Arbeiten geschrieben haben (vielleicht leichte Abwandlungen).

Damit sollte sich dann locker bei jeder Behörde und den Eltern zeigen lassen, dass sich nicht die Anforderungen geändert haben, sondern dass der Nachwuchs vielleicht doch nicht das Genie ist, für dass es die Eltern gerne halten. 
hans1962 antwortete am 14. Feb, 22:40:
Das sehe ich auch so,
wie Lichterspiele.
Es scheint bei den Lehrern eine unbestimmte Angst um sich gegriffen zu haben, welche das Rückgrat, die Courage in Mitleidenschaft gezogen hat. Kontinuität ist ein nicht zu vernachlässigender Faktor in der "Bildungs"arbeit". 
Frank (Gast) meinte am 12. Feb, 20:00:
Einer meiner Kollegen pflegt zu sagen: "Das Gymnasium ist die Volksschule des 21. Jahrhunderts." 
teacher antwortete am 13. Feb, 12:50:
Das will wohl niemand hören. 
TED-Konferencier (Gast) meinte am 13. Feb, 19:12:
Bildungsrevolution
Was das Schulsystem dringend nötig hätte, wäre eine Bildungsrevolution:
http://www.skolnet.de/impulse/bring-on-the-learning-revolution/
Viele Schüler verschließen sich vor dem System Schule, weil sie seinen Sinn nicht begreifen. Sie glauben nicht mehr an das Märchen, dass ihnen ein Bildungsabschluss zu Arbeit verhilft:
http://www.skolnet.de/impulse/lernen-im-21-jahrhundert/ 
Yellow (Gast) meinte am 13. Feb, 20:36:
"Bildungsforscher behaupten das Gegenteil: "Wenn ich heute die jungen Leute selbstverständlich Englisch reden höre, wenn ich ihren Umgang mit der Technik beobachte, wenn ich ihre sozialen Kompetenzen berücksichtige, dann ist das Bildungsniveau erheblich gestiegen!"

Wer das glaubt hat ja mal den Schuß nicht gehört und glaubt immer noch die Erde sei eine Scheibe. Ich weiß nicht ob ich eher lachen oder weinen muß, wenn ich das lese.
Ich arbeite in der IT-Branche und habe ständig Schulpraktikanten um mich. Von der 9. Klasse zum 2 Wochen Praktikum bis zum Fachoberschüler mit einem Jahr Praktikum für die Fachhochschulreife: Englische Anleitungen lesen und auch nur annähernd verstehen? Fehlanzeige (Wohlgemerkt einfache Dinge). Mit Technik umgehen? Na klar, SMSen, chatten kein Problem, aber sonst? FEHLANZEIGE!!!!!! 
steppenhund antwortete am 13. Feb, 21:53:
Ich kann das teilweise bestätigen. (Auch IT)
Mir kommt es so vor, dass der Durchschnitt wesentlich schlechter ausgebildet ist. Einige wenige haben wirklich etwas drauf, (und zwar überraschend viel) was für mich nichts anderes bedeutet, als dass die Schere zwischen gut und schlecht extrem aufgegangen ist.
Wenn ich dann sehe, wie es mit den Eltern der guten Abgänger beschaffen ist, so sehe ich da deutlich eine Förderung vom Elternhaus. Nicht finanziell sondern in der Bewusstseinsmachung, dass es was bringt sich anzustrengen.
Irgendwo scheint es um Vorbild oder mangelndes Vorbild zu gehen. 
BIA (Gast) antwortete am 13. Feb, 21:59:
"soziale Kompetenzen" - das ist einfach zu schwammig ausgedrückt. Geht's um noble Rücksichtnahme, konstruktives Feedback, Tür aufhalten, gedeihliche Gruppenarbeit?
Ich halte diesen Weltuntergangschor ("Früher war alles viiiiel besser!") für weitgehend sinnlos, aber ein Kind muss in einer Mehrkindfamilie automatisch und quasi im Vorbeigehen die sozialen Kompetenzen entwickeln, die jetzt als förderungswürdig im Lehrplan stehen. Insofern kann ich mir nicht vorstellen, dass wir in diesem Bereich krasse Fortschritte gemacht haben.

NB: Ich habe gerade einen Band Feldpostbriefe aus dem 2. WK gelesen - also weit weg von der schmachvollen Leistungsivellierung nach unten der Gegenwart - und da waren bei weitem nicht alle Briefeschreiber/innen Rechtschreibweltmeister/innen. Schwer zu sagen, was stimmt - die gefühlten Befunde der erfahrenen Lehrer/innen oder die nicht wahrscheinlich nicht weniger gefühlten Befunde der Bildungsforscher. 
errorking antwortete am 16. Feb, 23:05:
99% gehen hier am thema vorbei
tatsache ist doch, dass es in der schule überhaupt nicht um bildung geht.
denn, dann frage ich mich , warum bei den tv quizsendungen abiturabsolventen nicht die allergrundlegendsten dinge wissen?
weil sie sie alle vergessen haben...und warum? weil sie diesen schmarrn nicht benötigen. zu 99% ist alles müll, was da gelehrt wird, auch wenn man es noch so nett BILDUNG nent.
es geht doch in der schule leider nur darum, um den andern auszubooten, besser zu sein, ein arschloch zu werden.
handlungsklugheit, humanismus und kreativität...in welcher schule lernt man das noch? von lehrern wie diesem blogmaster, der über seinen lehrplan und seine schüler jammert, statt sie ganz einfach zu lieben und sich über seinen beruf zu freuen? 
teacher antwortete am 17. Feb, 08:05:
Totaler error: Wir sind nicht da, unsere Schüler zu lieben. Das ist eine der Grundregeln der Pädagogik! 
 

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