Die Frau Minister arbeitet an einer Neuen Matura, einer Maturareform, einer Zentralmatura. Die Zeitungen gehen davon aus, dass die Lehrer dagegen sind. Weil sie immer gegen alles sind, vor allem gegen Fortschritt. Weil sie angeblich Angst vor Vergleichen haben. Oder weil die Gewerkschaft glaubt, die Schwachen schützen zu müssen.
Irrtum, die Planung geht mir viel zu wenig weit.
1. Eine Zentralmatura soll nicht nur die selben Fragen für alle Absolventen vorsehen, sie gehört auch zentral und anonym korrigiert. Das wäre konsequenter, fairer und objektiver.
2. Wenn eine vorwissenschaftliche Arbeit zu verfassen ist, dann müssen die SchülerInnen darauf professionell vorbereitet werden: Wissenschaftliches Arbeiten als Unterrichtsfach.
Und Plagiate müssen von vornherein vermieden werden. Es ist schwierig, jedes Jahr tausende neue Themen zu erfinden, ohne dass voneinander abgekupfert wird.
Übrigens: Muss wirklich jeder Maturant wissenschaftlich arbeiten lernen? Oder können wir das den kompetenteren Hochschulen überlassen?
3. Und die mündlichen Prüfungsfragen sollten nicht in der Schulautonomie verbleiben!
Weil ...
In unserer Schule unterrichten zwölf LehrerInnen Geographie und Wirtschaftskunde. Sieben sind über fünfzig Jahre alt, fünf etwas jünger. Sie werden sich zusammensetzen und ihre bisherigen Aufgabenstellungen vergleichen. Sie wählen davon jene aus, die eine Mehrheit finden - den kleinsten gemeinsamen Nenner. Letztlich bleiben jene Fragen, die vor 20 - 40 Jahren an den Universitäten diskutiert wurden, "altes Minimalwissen". Erneuerungen sind praktisch ausgeschlossen. Die jungen Kollegen und die jungen Themen werden sich nicht durchsetzen können, letztere werden nicht nur bei der Abschlussprüfung, sondern auch im Unterricht verloren gehen: Old teaching for the old test.
"Wie oft werden wir uns zusammensetzen, um neue Themen zur Reifprüfung zu bringen?"
"Wozu, bitte?"
Daher meine Forderung: Auch die mündlichen Reifeprüfungsfragen müssen von zentraler Stelle erarbeitet werden. Und ständig erneuert und modernisiert.
Aber darüber traut sich niemand, ich schwör's.
Irrtum, die Planung geht mir viel zu wenig weit.
1. Eine Zentralmatura soll nicht nur die selben Fragen für alle Absolventen vorsehen, sie gehört auch zentral und anonym korrigiert. Das wäre konsequenter, fairer und objektiver.
2. Wenn eine vorwissenschaftliche Arbeit zu verfassen ist, dann müssen die SchülerInnen darauf professionell vorbereitet werden: Wissenschaftliches Arbeiten als Unterrichtsfach.
Und Plagiate müssen von vornherein vermieden werden. Es ist schwierig, jedes Jahr tausende neue Themen zu erfinden, ohne dass voneinander abgekupfert wird.
Übrigens: Muss wirklich jeder Maturant wissenschaftlich arbeiten lernen? Oder können wir das den kompetenteren Hochschulen überlassen?
3. Und die mündlichen Prüfungsfragen sollten nicht in der Schulautonomie verbleiben!
Weil ...
In unserer Schule unterrichten zwölf LehrerInnen Geographie und Wirtschaftskunde. Sieben sind über fünfzig Jahre alt, fünf etwas jünger. Sie werden sich zusammensetzen und ihre bisherigen Aufgabenstellungen vergleichen. Sie wählen davon jene aus, die eine Mehrheit finden - den kleinsten gemeinsamen Nenner. Letztlich bleiben jene Fragen, die vor 20 - 40 Jahren an den Universitäten diskutiert wurden, "altes Minimalwissen". Erneuerungen sind praktisch ausgeschlossen. Die jungen Kollegen und die jungen Themen werden sich nicht durchsetzen können, letztere werden nicht nur bei der Abschlussprüfung, sondern auch im Unterricht verloren gehen: Old teaching for the old test.
"Wie oft werden wir uns zusammensetzen, um neue Themen zur Reifprüfung zu bringen?"
"Wozu, bitte?"
Daher meine Forderung: Auch die mündlichen Reifeprüfungsfragen müssen von zentraler Stelle erarbeitet werden. Und ständig erneuert und modernisiert.
Aber darüber traut sich niemand, ich schwör's.
teacher - am Dienstag, 23. Juni 2009, 11:41
tonja (Gast) meinte am 23. Jun, 21:40:
kommt noch.
stimme zu.1. gerade die korrektur der schriftlichen kann man wirklich zentral übernehmen (aber wer? neue jobs.. juhu?) und würde zumindest mehr objektivität fördern, was natürlich für manche harte noten hieße, die vorher ein wischiwaschi-liebhab-benotungssystem von liebhab-lehrerin hatten, und für andere wiederrum erste bessere ergebnisse in ihrer matura, als sie bei ihren lehrern in den ganzen acht jahren je geschrieben haben.
halte ich aber trotzdem für erstrebenswert.
2. wissenschaftliches arbeiten als unterrichtsfach IST notwendig und bei einer fachspezifischen themenstellung oder einer fachbereichsarbeit, bei der diese kriterien nunmal (schon) herrschen (sollten) unabdingbar. bleibt die frage: nur für die, die dann auch eine solche arbeit schreiben oder auch für die anderen schülerInnen?
ich hatte durch meine fachbereichsarbeit einen wesentlichen vorteil durch die erfahrung mit wiss. arbeiten, als ich dann an der uni anfing. an der uni IST es pflicht. es vorher schon mal gehört zu haben kann ja eigentlich kein nachteil sein.
3. ja, warum nicht?! bedeutet eben eine umstellung für den/die lehrerIn letztendlich, der nicht mehr "seine/ihre" "lieblingsfragen" stellen darf.
4. irgendwann traut sich jemand drüber. 2020. das ist wie mit dem frauenkonzept - laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangfristig.
teacher antwortete am 25. Jun, 08:18:
Das Hauptproblem bei der Zentralmatura ist ja, dass sich niemand zutraut, verbindliche und konkret ausformulierte Kompetenzen (bis zum Niveau Maturfragen hintergebrochen) für ganz Österreich auszuarbeiten. Wir überlassen das, woran sich Universtitäten und Ministerien nicht heranwagen, den einzelnen Lehrern. Verrückt.
steppenhund meinte am 23. Jun, 23:32:
1 und 3 ja.2 auch ja, obwohl ich auch dem Vorkommentar zustimme, dass es eine feine Sache wäre.
Aber was ist schon wissenschaftliches Arbeiten? wer soll das unterrichten?
-
Was gerade Geografie angeht, bemitleide ich die Lehrer langsam: die Länder zerfallen schneller, als man sich die neuen Bezeichnungen merken kann;)
tonja (Gast) antwortete am 25. Jun, 00:57:
wiss. arbeiten ist..
.. ein kurs, den man in der siebten (also ein jahr vor matura) belegen muss (ist glaub ich regional, oder bei jeder schule einzeln geregelt), wenn man eine fachbereichsarbeit schreiben wird. der kurs führt einen ein in regeln wie: du darfst kein gedankengut klauen und es als dein eigenes bezeichnen, du musst jedes zitat kennzeichnen, etc. aber vor allem: wie baut man eine wiss. arbeit (fachbereichsarbeit, später seminararbeiten) auf? was muss drin vorkommen? (eidesstattliche erklärung, literaturverzeichnis, ..) wie genau zitiere ich WAS? kurz: gerade, wenn man eine fba(fachbereichsarbeit) verfasst, ist das wissen darüber standard und nur hilfreich.
teacher antwortete am 25. Jun, 08:21:
... und ist momentan eine unverbindliche, freiwillige Übung, die bei uns von Deutschlehrern (ohne eigene Zusatzqualifikation)handgestrickt wird.
tobi (Gast) meinte am 24. Jun, 00:05:
Meine Stimme
Meine Stimme haben sie/ hast du in allen Punkten.
derbaron meinte am 24. Jun, 09:27:
1. Wer soll das sein? Auch in einer "zentrale Bewertungsstelle" müssten einige (wenn nicht viele) Prüfer die vielen vielen Matura-Prüfungsbögen korrigieren. Es wäre anonymer aber nicht zwangsläufig objektiver, denn auch auch diese unterschiedlichen Prüfer würden subjektiv voneinander abweichend beurteilen. Abgesehen davon, dass das nur wieder einen Schritt zu noch mehr Bürokratie und Kosten bedeuten würde. 2. Die Fähigkeit, wissenschaftlich arbeiten zu können, ist neben der Fähigkeit, rechnen und schreiben zu können, in Zusammenhängen denken zu können und sich Allgemeinwissen aufzubauen, heutzutage eine sehr wesentliche Fähigkeit, auch wenn man nicht studiert. Sie bringt in fast jedem Job Vorteile, weil inzwischen fast jeder Job hochspezialisiert ist. Wissenschaftlich arbeiten können heisst u.a., sich erforderliches Fachwissen und eigene Erkenntnisse selbstständig erarbeiten zu können. Ist man dazu bereit und auch in der Lage das zu tun, wird man auch viele Herausforderungen im Berufsleben meistern können und erfolgreich sein.
3. Bei uns waren die mündlichen Prüfungsfragen sehr individuell gestellt, sie ergaben sich zum Teil aus der schriftlichen Matura, zum anderen Teil aufgrund der Interessen, der Fähigkeiten und der Schwächen des Maturanten. Ich finde nicht, dass man die Individualität des Einzelnen derart ausklammern sollte, denn eine absolute Objektivität ist sowieso nie zu erreichen (und meiner Meinung nach auch kein Ziel, das man anstreben sollte).
teacher antwortete am 25. Jun, 08:25:
1. Nicht mehr Bürokratie und Kosten, weil die jetzigen Prüfungsgebühren bei den Lehrern wegfallen. In Frankreich funktioniert es so: Lehrer werden für eine bestimmte Region in eine "Korrekturschule" zusammengeholt und korrigieren anonyme Arbeiten.
2. Für wissenschaftl. Arbeiten sind Unis super. Die Schulen davor sollten ordentliche Grundlagen vorbereiten.
3. Ich würde neben dem zentralen Fragentopf noch einen individuellen (nicht schulautonomen, sondern schülerautonomen) Topf anbieten.
Bayernlehrer (Gast) meinte am 24. Jun, 12:59:
Alte Hüte...
Tse, Zentralabitur. War seinerzeit ein Schock für mich, als ich (zu eigenen Schulzeiten) erfahren musste, dass Länder gibt, wo die LEHRER das Abitur selbst stellen. In Bayern - ohne jetzt in die in Regierungskreisen übliche Selbstbeweihräucherung verfallen zu wollen - ist das Zentralabitur seit Jahrzehnten bewährter Standard. Die zentrale und anonyme Korrektur wäre natürlich ein Traum :-). Beim Staatsexamen wird es so gemacht, fürs Abitur wäre der Aufwand wohl zu groß. Ich halte es außerdem für pädagogisch sinnvoll, wenn man die Prüflinge kennt.
Was das wissenschaftliche Arbeiten angeht - in Bayern muss in der Oberstufe eine sogenannte "Facharbeit" angefertigt werden. Das ist eine (fast) wissenschaftliche Arbeit in einem der Leistungskursfächer. An der Uni merkte man deutlich, wer so etwas schon einmal verfasst hatte und wer aus anderen Bundesländern kam.
An den Fachoberschulen ist die EInführung eines Faches "Wissenschaftliches Arbeiten" momentan in der Diskussion. Ich wäre dafür, es gibt aber auch genug Argumente dagegen.
teacher antwortete am 25. Jun, 08:26:
Ich möchte meine Schützlinge nicht prüfen, weil ich immer viel zu befangen bin.
MD (Gast) meinte am 24. Jun, 13:17:
Genau!
Ich habe beides erlebt (auch Bayern) - ein selbsterstelltes Abitur (oder zumindest etwas ähnliches, an einem besonderen Gymnasium in Bayern, ja, das gibt es), mit all den Geburtswehen, Unzulänglich- und Ungerechtigkeiten, auch und vor allem beim Korrigieren. Und das Zentralabitur. Und stimme Dir in allen Punkten zu. Und nein, der Aufwand einer zentralen Korrektur wäre nicht zu groß, schließlich könnte man all die Arbeit, die derzeit im Rahmen der großen "Mehrverantwortungandieschulen"-Kampagne den einzelnen Gymnasien aufgehalst wird, auch sinnvoll verwenden, indem man einige Lehrer abordnet dafür. Mit klaren Korrekturvorgaben - die es bislang m.E. nicht wirklich gibt - ließe sich auch die Subjektivität in vertretbaren Grenzen halten. Gewaltsam durchgezogene Abiture (aber er/sie hat doch soo lange durchgehalten, da kann ich doch nicht jetzt ganz am Schluss....) wären ebenso gegessen wie regelmäßig zu harte Bewertungen. Extreme Schwankungen in Schwierigkeit (und Sinnhaftigkeit) der Aufgaben könnte man ebenso vermeiden, indem die Rückmeldung der Korrektoren endlich zentral und konstruktiv verarbeitet werden könnte. Also nochmal: Ja. Genauso.
stichi antwortete am 24. Jun, 14:14:
In BaWü wird solange ich denken kann Zentralabitur geschrieben. Die Arbeiten werden vom Fachlehrer korrigiert, anschließend anonymisiert und von einem Zweitkorrektor, der nicht weiß, von welcher Schule die Arbeiten kommen, nochmal korrigiert. Der Zweitkorrektor weiß nicht, welche Note der Erstkorrektor gegeben hat. Ein Drittkorrektor prüft i.d.R. stichprobenartig die Arbeiten und setzt die Note fest. Weichen die Erst- und Zweitkorrekturen stark voneinander ab, so hat er das Vergnügen, alles noch mal zu korrigieren.
Ich fand das immer gut, weil ich so ein Korrektiv für meine eigenen Anforderungen hatte. Es kam nur ein einziges Mal in all den Jahren vor, dass einer meiner Schüler ins Mündliche musste, weil seine Abiarbeit mehr als drei Notenpunkte von seiner Anmeldenote abwich. (So war früher die Regelung).
Die mündlichen Prüfungen werden vom Fachlehrer durchgeführt und je nach Redlichkeit des Prüfers läuft das gerecht oder nicht ab.
Eine meine Schülerinnen fragte mich vor dem Mündlichen ganz unbedarft, wann ich denn den Prüflingen die Fragen sage, in Geschichte wären sie jedem Prüfling schon bekannt. Mich hat's gesetzt und ich ärgere mich heute noch, dass ich nichts dagegen unternommen habe, aber man haut ja einen Kollegen nicht in die Pfanne.
Nachher hat er sich gebrüstet, dass seine erdenschlechten schriftlichen Ergebnisse ja wohl nur auf unfähige Zweit- und Drittkorrektoren zurückzuführen seien, das hätten die hervorragenden mündlichen Ergebnisse ja gezeigt.
Meine armen Schüler haben ihre Fragen 20 Minuten vor der Prüfung bekommen.
Ich finde aber eine mündliche Prüfung durch den Fachlehrer trotzdem besser, weil hier doch der vorhergegangene Unterricht, die Art der Fragestellung usw. eine große Rolle spielt und eben auch die Eigenarten der Schüler berücksichtigt werden können.
Tan Xiaolian (Gast) antwortete am 24. Jun, 16:03:
- Das Verfassen einer vorwissenschaftlichen Arbeit (manchmal auch als Besondere Lernleistung bezeichnet) ist meines Erachtens sehr wichtig für Schüler, die tatsächlich das Ziel Uni/FH anstreben. Sollte sie deswegen obligatorisch sein? Nur dann, wenn es dann auch klare Kommunikation bezüglich der Anforderungen und entsprechende Vorbereitung gibt, wie teacher das vorschlägt. An unserer Schule wurden wir komplett alleine gelassen, nicht einmal elementarste organisatorische Elemente wurden geklärt - aber jeder Profilschüler musste eine Arbeit anfertigen. Nur ein Nicht-Profilschüler hat freiwillig ein Thema bearbeitet.- Zentrale mündliche Prüfungen sind meiner Meinung nach so gut wie unmöglich, sofern sie nicht die Fremdsprachen betreffen (hier ist die Chance auf Einheitlichkeit höher - man kann geschichtliche Epochen zu oberflächlich behandeln, aber nicht den Subjuntivo weglassen). In keinem Grundkursfach haben wir (das ist natürlich nur subjektiv) den Lehrplan so "geschafft", dass es für eine einheitliche Prüfung reichen würde. Schwer anzubügeln sind auch Präferenzen der Lehrkräfte - so mancher referiert stundenlang über die Alpen oder Stresemann, auf Kosten anderer Teilgebiete.
Bayernlehrer (Gast) antwortete am 24. Jun, 20:38:
An der FOS (wo ich unterrichte) gibt es zwar auch keine anonymisierte Korrektur durch Dritte, aber durchaus strenge Vorgaben, was die Korrektur angeht. Davon kann - ich spreche nur für meine Fächer Deutsch und Englisch - nicht sehr weit abgewichen werden, ohne dass eine der fünf Korrekturinstanzen meckert.Das ist übrigens die bürokratische Kehrseite der Medaille: Es gibt nicht nur fünf Korrekturinstanzen, sondern auch dafür vorgeschriebene Farben - Erstkorrektor rot, Zweitkorrektor orange, Fachbetreuer grün, Fachmitarbeiter des Ministerialbeauftragten lila, Kultusministerium braun. Und das ist kein Witz... Ab Fachbetreuer wird natürlich nur stichprobenartig kontrolliert.
teacher antwortete am 25. Jun, 08:30:
Wenn die Reifeprüfung zentralisiert wird, dann muss natürlich auch der vorbereitende Unterricht darauf abgestimmt werden. Das macht doch Sinn. Schülerautonome Fragen sollten das ergänzen, sodass jeder Schüler seine eigenen Interessen auch einbringen kann (und muss).
El Loco meinte am 25. Jun, 08:35:
Wenig hilfreich
Ich gehöre noch zu jenem Urgestein, das die Schule ohne Computer absolvieren konnte... natürlich haben wir keine Facharbeit geschrieben, auch kein mehrwöchiges Betriebspraktikum gehabt, und selbst die Sache mit den Bewerbungen in der 10. Klasse war eher halbherzig. Na und?
Die grobe Form der Bewerbung gibt ein gutes Textverarbeitungsprogramm eh schon mal vor, und den Inhalt zu meistern kann die Schule an dieser Stelle ohnehin nicht lehren.
Die Form der wissenschaftlichen Arbeit - oh Heimatland. Ich habe fünf Universitäten und Hochschulen besucht (in meinem Fach ist das noch üblich) und bin mit rund einem Dutzend verschiedener "Vorschriften" für das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten konfrontiert worden. Ob die Gestaltung des Literaturverzeichnisses, die Formatierung von Zitaten und -nachweisen oder die Gestaltung des Inhaltsverzeichnisses, von der Seitenaufteilung ganz geschwiegen - nicht nur jede Hochschule, sondern auch teilweise jeder Professor hatte andere Vorstellungen. Irgendwann hab ich drauf gepfiffen, nur noch darauf geachtet, daß alles übersichtlich dargestellt und möglichst verständlich war, und hab's nach meinem Gusto gemacht. Und siehe da: die Professoren haben den Inhalt bewertet, nicht die Form... und so bin ich zum Magister promoviert worden.
Das WIE der wissenschaftlichen Arbeit muß die Universität vermitteln; lediglich Grundlagen wie "nenne deine Quellen, schreib nicht von anderen ab" sollte die Schule vermitteln - da aber schon ab der fünften Klasse, wenn erste Referate erarbeitet werden. Und da sollte ein Lehrer auch erklären, was das ist, ein Referat, und wie man das macht... DAS fehlte bei uns.
teacher antwortete am 25. Jun, 17:30:
Dazu kommt, dass sich das wissenschaftl. Arbeiten auch ständig ändert. Ich würde das in den (Pro)Seminaren der Unis lassen.Mir wäre aber wichtig, dass jeder Schüler seriösen, eigenständigen Wissenserwerb erlernt, um (Internet-)Müll von Wissen kritisch unterscheiden zu können. Ich fürchte aber, dass das Gegenteil passieren wird: "Wo kriege ich schnell eine fertige Arbeit her, wo mich niemand beim Plagiieren erwischt".
caretta caretta meinte am 28. Jun, 12:47:
mich wundert, dass sich die lehrer - besonders die engagierten - hier ihre autonomie so leicht aus der hand nehmen lassen. wenn ich etwas aus der hand geben würde, dann die korrektur, aber doch nicht die aufgabenstellung. natürlich kursieren auch in meinem bekanntenkreis geschichten von unsäglichen maturathemen wie "schreibe eine erörterung zu einem thema deiner wahl" oder "verfasse eine kriminalgeschichte" - da ziehts einem schon die zehennägel auf - aber ich glaub nicht wirklich, dass jetzt die große objektivität ausbrechen wird, weil alle österreichischen kids dasselbe expressionistische gedicht werden interpretieren müssen. aus deinem beispiel mit den geographielehrerinnen werde ich nicht ganz schlau: ist es bei euch tatsächlich üblich, dass alle fachkollegen gemeinsam maturafragen erarbeiten? und die mehrheit entscheidet? über unterrichtsinhalte ebenso? ohne handlungsspielraum für andersdenkende?