Es ist ziemlich spät, dunkel und winterlich. Ein Mädchen, 14 oder 15 Jahre alt, aber sie könnte auch 25 sein, so wie sie sich gibt: Sehr kurzes Röckchen, sehr hohe und sehr lange Stiefel. Sie geht - nein, sie STOLZiert über den Vorplatz Richtung Bahnhof.
"Die Mädchen in diesem Alter probieren sich aus, sie schminken und kleiden sich wie Promis auf den Fernsehbühnen: nuttig. Und was spüren sie? Macht. Macht über die gaffenden und raunenden Männer ebenso wie Macht über die gierenden und staunenden Konkurrentinnen. Am Vormittag sitzen sie als kleine Schulmädchen in den Bänken oder kehren die Haare unter den Kunden weg, verpacken die Einkäufe in Plastiksäcken. Klein, jämmerlich, unbeachtet. Aber am Abend ..."
Das Mädchen vom Bahnhofsplatz wird von einem mittelalterlichen Typen eingeholt. Ungepflegt, sicher betrunken geht er zielstrebig von hinten auf sie zu und greift ungeniert unter ihren Rock. Das Mädchen zuckt zusammen, rückt mit beiden Händen schnell ihre Kleidung zurecht und läuft beschämt ins Gebäude.
"Er nutzt und demonstriert seine männliche Macht. Es ist politisch unkorrekt zu sagen, dass er von diesem aufreizenden Anblick motiviert wurde. Ist es deswegen falsch?"
Frauenmacht gegen Männermacht. Das ist meine Interpretation.
"Die Mädchen in diesem Alter probieren sich aus, sie schminken und kleiden sich wie Promis auf den Fernsehbühnen: nuttig. Und was spüren sie? Macht. Macht über die gaffenden und raunenden Männer ebenso wie Macht über die gierenden und staunenden Konkurrentinnen. Am Vormittag sitzen sie als kleine Schulmädchen in den Bänken oder kehren die Haare unter den Kunden weg, verpacken die Einkäufe in Plastiksäcken. Klein, jämmerlich, unbeachtet. Aber am Abend ..."
Das Mädchen vom Bahnhofsplatz wird von einem mittelalterlichen Typen eingeholt. Ungepflegt, sicher betrunken geht er zielstrebig von hinten auf sie zu und greift ungeniert unter ihren Rock. Das Mädchen zuckt zusammen, rückt mit beiden Händen schnell ihre Kleidung zurecht und läuft beschämt ins Gebäude.
"Er nutzt und demonstriert seine männliche Macht. Es ist politisch unkorrekt zu sagen, dass er von diesem aufreizenden Anblick motiviert wurde. Ist es deswegen falsch?"
Frauenmacht gegen Männermacht. Das ist meine Interpretation.
teacher - am Dienstag, 10. Februar 2009, 12:08
Anonymous (Gast) meinte am 10. Feb, 12:17:
Ist es deswegen falsch?
Ja. Ignoranz wäre wohl die bessere Antwort, um sein missfallen auf eine "positive" Art ihr gegenüber zu zeigen. Der typ, wie er beschrieben worden ist, wird einfach sehr geil gewesen sein... Und das Rechtfertigt nicht, dass er Frauen zu Lustobjekten reduziert, und sich deswegen auch das Recht nimmt sie zu begrabschen. Natürlich ist es widersprüchlich wenn diese Frauen sich als solche kleiden (LO)... physikalisch reift man bald mal heran.... ;)mfg
teacher antwortete am 10. Feb, 12:24:
Ignorieren fällt schwer, weil ja das Gegenteil beabsichtigt wird. 20, 30 andere Frauen am Platz haben diese Aufmerksamkeit nicht gesucht ... und auch nicht gefunden.Als "teacher" weiß ich nicht, was ich den optisch provozierenden Girlies sagen darf und soll. Daher schweigen wir (auch Kolleginnen) dazu und nennen es Toleranz.
creature antwortete am 10. Feb, 14:39:
das war sicher in der geschichte der menschheit immer schon so.wir sind doch alle mehr oder weniger unserer natur unterworfen, als jugendlicher durchschaut man diese mechanismen nicht und folgt seinen impulsen ohne über die folgen nachzudenken.
kittykoma meinte am 10. Feb, 12:37:
die alten spiele. als die pubertät in meiner klasse begann, holte die frühreifste ihr altes rot-weiß gepunktetes kinderröckchen wieder raus, das ihr grad bis an die pobacken ging, drunter trug sie einen rüschenschlüpfer wie eine achtjährige. besonders gut fand sie es, sich damit nach etwas zu bücken. und sich dann umzuschauen, was die zehntklässler wohl davon hielten. daß das keine übergriffe provozierte, war ein wunder. (in solche kategorien haben wir damals garnicht gedacht)zur provokation gehören zwei. einer der provoziert und einer, der darauf einsteigt. in der beschriebenen situation dem mann allein die schuld zu geben, weil er sich nicht beherrschen kann, ist falsch finde ich mittlerweile. er ist zwar der erwachsene, wenn auch nicht der hellste im kopf, aber girlies müssen wie allen kindern grenzen gezeigt werden. von den eltern wie ich finde, nicht von den lehrern. daß diese grenzen dazu animieren, sich darüber hinwegzusetzen, ist wiederum ein anderes kapitel menschlicher reifung.
teacher antwortete am 10. Feb, 12:44:
Merken (und bequatschen) das die Mitschülerinnen, dass sich hier die eine oder andere besonders hervortun will/muss? Wollen sie hier mithalten? Können sie darüber ernsthaft diskutieren? Können sie (als gleichaltrige Peers) eingreifen? Ich habe zu diesem Thema fast nur Fragen. Keine gültigen Antworten.
timanfaya antwortete am 10. Feb, 12:49:
... als immer schon recht beherrschter im umgang mit weiblichen zurschaustellungen [ich hab' das mal jahrelang als barmann geübt] frage ich mich immer schon, was in den kittykoma antwortete am 10. Feb, 12:53:
die hübschen und etwas dümmlichen unter den mitschülerinnen haben versucht, mitzuhalten (daraus wird oft ein bestimmter typ frau, der seinen körper als kapital einsetzt), die häßlichen entlein haben dagegen gegiftet und sich lustig gemacht. diejenigen, die andere werte hatten, haben sich im hintergrund gehalten, weil sie eindeutig in der minderzahl waren.das 8. schuljahr war für mich die zeit, wo eine separation der schüler nach leistung, auch sozialem umfeld, werten und zukunftsplänen nötig gewesen wäre. ein jahr später ging es dann tatsächlich aufs gymnasium und die balzspiele, kraftproben und verweigerungen dominierten deutlich weniger das schulleben.
wobei die auswahl hart war (ddr, ende der 70er), es konnten pro klasse 2-3 schüler aufs gymnasium. wir waren elite, sagte man uns.
aus dieser erfahrung heraus bin ich strikt gegen die gesamtschule und für die separierung der schüler vor der pubertät.
timanfaya antwortete am 10. Feb, 13:03:
da ich mich aus meiner erinnerung heraus seit beginn der 9. klasse sechs jahre lang [nein, nicht verzählt] schulisch im prinzip fast ausschließlich mit meinem hormonellen ausgleich beschäftigt habe würde ich die geschlechter - zumindest in den klassen - grundsätzlich wieder trennen. und das meine ich völlig ernst.achja. und von gesamtschulen halte ich natürlich auch nix ...
teacher antwortete am 10. Feb, 13:07:
@timanfaya:Da diese einseitige Beschäftigung nicht mit der Matura endet, würde diese Geschlechtertrennung bis zum Pensionsalter fortzusetzen sein: Iran oder Saudi-Arabien?
@kittykoma:
Dieses Argument gegen die Gesamtschule habe ich noch nie gehört.
Man vermutet doch das Gegenteil: Das Gute wird sich durchsetzen (Hollywood-Modell).
timanfaya antwortete am 10. Feb, 13:17:
danach hat man aber die schulische grundvoraussetzung geschafft [oder auch nicht], die später nur schwierig wieder aufzuholen ist. was man danach verbaselt, kann man sich dann selbst ankreiden.ich komme selber aus eine völlig chaotischen hormonstufe, deren nur ganz wenige [konservative] lehrer gewachsen waren. wenn ich im schnittt die abi-noten mit den späteren werdegängen vergleiche, dann ist da vieles auf genau diesen "störfaktor" zurückzuführen. ich kenne ein reines mädchengymnasium in der nachbarstadt. wenn ich den optischen eindruck mit einer von mir häufig besuchten gesamtschule gegenüberstelle hat das was vom vergleich zwischen den frauen der kataloge von quicksilver und orion.
kittykoma antwortete am 10. Feb, 13:21:
gegen dumpfheit und trägheit hat das gute keine wirkliche chance. das ist 68er-sozialarbeiter- und kommunistische romantik.
Anonymous (Gast) antwortete am 10. Feb, 13:22:
[zitat]Wollen sie hier mithalten? Können sie darüber ernsthaft diskutieren? Können sie (als gleichaltrige Peers) eingreifen? [/zitat]Damals, als ich16 war, wurde der Kleidungsstil der provokanten Mädchen zwar toleriert (klar man möchte in dem Alter niemanden mehr völlig ausschließen, zumind, unsere harmonische Klasse wollte / konnte es nicht).
Dafür bekamen sie jedoch von allen Seiten eine Menge Zynismus ab, es ist jedoch schwer ihnen das noch irgendwie auszutreiben. Denn stellt man diese nuttigen Bilder in den diversen Online Portalen hoch, und ist dann dort der Held, bekommt von allen Seiten nur Lob und Schmeiheleinheiten, seitens der notgeilen Böcke, die vor dem PC ohne scham sagen was sie denken...
Wofür der ganze Zynismus um sonst war...
Portale wie svz oder studivz sind in dieser hinsicht wirklich tükisch, ums nochmal zu betonen..
BIA (Gast) antwortete am 10. Feb, 18:02:
Eingreifen und korrigieren...
Ob sie's merken und als peer group korrigierend eingreifen können? Kommt drauf an...in meiner Schulzeit wurden die nuttigen Mädels eher verachtet als nachgemacht. Man hielt sie für etwas dumm. Eine Portion Neid, weil die so "mutig" waren, mag mitgespielt haben.
In meinen eigenen Klassen heute sind die Pornoschick-Mädis eine Minderheit, die keine/r (auch die Jungs nicht!) für ganz voll nimmt. Nachdem die aber auf Konfrontationskurs sind, ist es denen selbst egal und sie provozieren munter weiter.
Ich kann natürlich nicht sagen, wie's außerhalb unseres kleinen, aber unidyllischen "geschützten Rahmens" beim Fortgehen oder abends aussieht...
Und die medialen Vorbilder..ich erspar's mir, schon wieder darauf einzudreschen. Ich hätte gerne, dass jeder Vater und jede Mutter in der MEdienbranche, die nuttiges Outfit in den Medien propagieren (lassen), ihre halbwüchsigen Kinder drei Wochen nur so angezogen aus dem Haus lassen dürfen. Dann würde sich das Ganze schnell im Sand verlaufen, glaub ich...
teacher antwortete am 10. Feb, 20:26:
Die heikelste Gruppe ist so um die 13 Jahre alt und dort gilt "nuttig" als cool, mutig, erwachsen. Die Mehrheit der normal Gekleideten muss stumm mit dem Stigma der "zurückgebliebenen Kleinkinder" leben. Erst bei den über 16-17jährigen kann ich wieder beruhigt durchatmen ...
Matthias (Gast) antwortete am 12. Feb, 08:09:
@teacher
"Man vermutet doch das Gegenteil: Das Gute wird sich durchsetzen (Hollywood-Modell)."Träumerei! Wann war das je der Fall?
Dominic (Gast) meinte am 10. Feb, 15:11:
Wenn das in Ordnung wäre,
was der Typ getan hat, legitimiert das jedwede Straftat unter der Sonne. So kann ma immer behaupten, ich wurde provoziert, der hats so gewolt, selbst schuld.Wenn es soweit ist, bin ich weg. Nicht aus Deutschland, aus der Welt. Danke.
Hoffende meinte am 10. Feb, 15:42:
Früher - ja früher! Da war alles besser. *Ironie off*Früher waren Zurückhaltung und Bescheidenheit Tugenden.
Jugend lernt heute nicht mehr, sich zurückzunehmen, Rücksicht zu üben. Darin sehe ich das Problem. Eine Lösung sehe ich leider nicht, da die Tendenz weiter in die jetzige Richtung läuft.
Im Übrigen (ich las hier derartiges) habe ich nichts gegen Geschlechtertrennung bzw. ein klares Rollenverständnis zwischen den Geschlechtern. Aber ich weiß schon... damit stehe ich ziemlich alleine da.^^
timanfaya antwortete am 10. Feb, 16:56:
nur zum verständnis: ich sprach von trennung im klassenraum während der zeit, in der verwirrte jugendliche dem einfluß des bombardements der für sie neuen hormone ausgesetzt sind. ansonsten kann ich nur bestätigen das eine vermischung, bspw. in traditionell getrennten bereichen wie handwerk oder militär eine sehr sehr gute sache sind. was ein klares rollenverständis von geschlechtern bedeutet ist sicher exegetisch diskutabel. dieser 68er totalgleichgedanke ist mir jedenfalls mehr als fremd. andererseits hat die medial sehr ungeschickt agierende eva herman die weisheit auch nicht gerade mit löffeln gefressen. obwohl ich ihr tendenziell mehr zustimme*, als widerspreche. bei mir zuhause bediene ich halt die kettensäge und meine angebtetete die nähmaschine. ich trage die einkäufe hoch und lasse mir auch gerne mal den tisch decken. und wenn wir das alles andersherum besser könnten wäre ich halt der mann am faden. so einfach ist das eigentlich.
* wer das buch nicht gelesen hat echauffiere sich bitte woanders
BIA (Gast) meinte am 10. Feb, 17:55:
Wenn mich jemand provoziert, sprich, sich direkt an mein kleines Stammhirn mit seinen begrenzten Handlungsmöglichkeiten wendet, gibt mir das kein Recht, ihn - recht viel mehr hat ein Stammhirn nicht drauf - zusammenzuschlagen.Wenn mich - bzw. mein Stammhirn - jemand durch sein Miniröckchen oder seinen Waschbrettbauch reizt...na? Wir sind ja gottseidank alle Neocortex-User und können denken, bevor wir grapschen.
NB: Was nichts daran ändert, dass nuttiges Outfit für Minderjährige aber dringed aus den Geschäften verschwinden sollte. *graus
teacher antwortete am 10. Feb, 20:29:
Klar. Bloß laufen in der Nacht mehr Betrunkene herum als Vernünftige.
rip (Gast) meinte am 10. Feb, 20:43:
Politische und andere Korrektheit
Zuallererst: Bitte, was bedeuten die Anführungszeichen? Ist das eine Art Hervorhebung von dir, oder zitierst du andere Leute - wenn es ein Zitat ist, wen zitierst du?Abgesehen von diesen technischen Feinheiten - das ist aber nicht dein Ernst, oder? Du setzt provokante Kleidung gleich mit Handgreiflichkeit? Wenn sich das Mädchen so kleidet, wie du es beschreibst, dann fordert sie *Blicke* sicher heraus. Aber es ist ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Blickkontakt und physischem Kontakt.
Wenn deine Schlusspointe - "Frauenmacht gegen Männermacht" - wirklich gälte, dann würde es heißen: Frauen verfügen über subtile Macht, während Männer Macht nur über Brutalität ausüben können. So eine Interpretation lehne ich ab.
Jerry (Gast) antwortete am 11. Feb, 09:06:
Machtfragen
[zitat]Wenn deine Schlusspointe - "Frauenmacht gegen Männermacht" - wirklich gälte, dann würde es heißen: Frauen verfügen über subtile Macht, während Männer Macht nur über Brutalität ausüben können.
[/zitat]
Ersetze "subtil" durch "indirekt" und "Brutalität" durch "direkt" und du bekommst ziemlich genau das was draußen im Leben den ganzen Tag passiert.
Gruß,
J.
teacher antwortete am 11. Feb, 20:11:
@ripMan hat mir diese Begebenheit erzählt, unter Anführungszeichen habe ich meine Reaktion zusammengefasst.
Und ich bleibe bei meiner Interpreation, dass es eine Art von weiblich-exhibitionistische Provokation gibt, die zu heiklen Machtspielen führt.
pikas meinte am 11. Feb, 14:03:
Frauenmacht gegen Männermacht" - Oh Gott, ich kotz gleich. Das geht ja wohl mal absolut GAR NICHT, einer Frau von hinten unter den Rock zu greifen - egal wie alt die ist, was die anhat, wie die sich gibt, ob die Nutte ist, ob man betrunken ist, oder was noch für hanebüchene Rechtfertigungen man sich an den Haaren herbei zieht!
Wer über sowas phantasiert, ist eine dumme, chauvinistische Drecksau. Wer sowas tatsächlich macht, ist ein Krimineller und möglicherweise sogar ein krimineller Pädophiler.
steppenhund antwortete am 12. Feb, 09:29:
Achso?Ich habe das bei meiner Freundin manchmal gemacht und sie hat sich eher darüber gefreut.
pikas antwortete am 12. Feb, 10:05:
Aber da war sie schon Ihre Freundin, oder? Oder anders gefragt: Freut sich Ihre Freundin bei jedem Mann, der das bei ihr macht? Soll es ja geben...
blogistin antwortete am 12. Feb, 10:11:
ich stimme herrn pikas in jeder aussage zu.auch das stichtwort "provokation", von dem hier irgendwo die rede ist, gehört bei diesem konkreten beispiel in die schublade "billige ausrede".
teacher antwortete am 12. Feb, 15:29:
Bitte die ideologischen Scheuklappen ablegen, die Augen für die Wirklichkeit öffnen ... und notfalls ein paar Männer dazu befragen.
steppenhund antwortete am 13. Feb, 09:22:
Mir ging es nur um das generalisierte Statement. Selbstverständlich muss zuerst Einverständnis herrschen, dass es vielleicht erwünscht ist:)
Lisa Rosa meinte am 11. Feb, 19:14:
Motivierung
"Er nutzt und demonstriert seine männliche Macht. Es ist politisch unkorrekt zu sagen, dass er von diesem aufreizenden Anblick motiviert wurde. Ist es deswegen falsch?" Ja, es ist falsch. (Mal ganz abgesehen von den Konsequenzen von "Vergewaltigte sind selbst schuld" bis hin zur Forderung nach Kopftuch und Burka). Motive sind innen. Sie werden von den Individuen innerpsychisch gebildet und nicht von außen ausgelöst. Wenn Du Dich als Mann wie ein pawlowscher Hund siehst, der sabbern muss, wenn die Glocke zum Essen klingelt - bitte. Ich habe ein anderes Verständnis von der Natur des Menschen. Die Verführungstheorie ist nun schon etwas älter und müsste nicht noch einmal aufgekocht werden. Oder ist heute Archivlernen dran?
teacher antwortete am 11. Feb, 20:03:
Das ist ja schön, dass ihr mir mit mehr oder weniger gewählten Worten den Mainstream aus dem Genderdiskurs in Erinnerung ruft.Hilft das den betroffenen Mädchen? Oder darf man diese auf solche Realitäten vorbereiten ohne als vorgestriger Macho gebrandmarkt zu werden.
Lisa Rosa antwortete am 11. Feb, 21:49:
Vorbereiten
Lieber Teacher. Vorbereiten auf Realitäten? Gut. Wie wär's, wenn Du Deinen Mädels in den Klassen einfach mal Deine Sorge ausdrückst, es könnte ihnen so etwas passieren, indem Du die obige Geschichte erzählst? - Dazu braucht es aber gewiss nicht Deiner zumindest sehr missverständlichen Erklärung von der Motivierung durch das Opfer. Mir sind solche Sachen auch passiert - jung, im knielangen Faltenrock, als auch alt in ausgeleierten Jeans. Und vielleicht könnte man über den Schluss sprechen: Warum hat sich wohl das Mädel geschämt? Weil es geglaubt hat, es sei Schuld, genau wie Du. Und halten wir diese Schamreaktion für gesund und angebracht? Ich nicht. Stattdessen hätte es dem Mann eins auf die Nase geben müssen, aber das ist nicht die kulturhistorisch normale Reaktion.
Im Übrigen gehört es - sowohl für Mädchen als auch für Jungen, das wirst Du doch von Dir selbst wissen - in der Adoleszenz dazu, auszuprobieren, wie man aufs andere Geschlecht wirkt (wenn Hetero). Über die verschiedenen Reaktionen, die man dabei erfährt - auch Übergriffe - kann man natürlich auch im Unterricht reden, wenn die Situation danach ist. Wenn ich Deine Schülerin wäre und Deinen Blogbeitrag kennte, würde ich allerdings einen Teufel tun, gerade Dir meine Geschichten anzuvertrauen ... ;-)
teacher antwortete am 12. Feb, 08:34:
Ich stehe zu meiner Interpretation. Sie mag eine männliche Sicht darstellen, die einer weiblichen Ergänzung bedarf (davon gibt es in der Schule reichlich), aber sie ist realistischer als die meisten Schönfärbereien aus der Geschlechterdiskussion.P.S.: Alle meine beschriebenen Personen unterstehen dem Schutz der Anonymität und geben meinen Schülerinnen (die meinen Blog nicht kennen können) keinen Anlass, mir ihr Vertrrauen zu entziehen.
pikas antwortete am 12. Feb, 09:24:
Lieber teacher, überlegen Sie doch mal. Auf der einen Seite ein junges, unerfahrenes Mädchen auf dem Weg zur Frau, das ein bisschen das ausprobiert, was sie für Erwachsensein hält. Auf der anderen Seite ein ungewaschener Flegel, der im Suff einen Übergriff startet, der ihn in jedem zivilisierten Land vor Gericht bringen kann. In dem Falle von "Frauenmacht gegen Männermacht" zu sprechen, ist reichlich verlogen und zeugt von Moralvorstellungen, die genau so sind wie der Protagonist in Ihrer Geschichte: mittelalterlich.
schlafmuetze meinte am 12. Feb, 18:46:
Unbestritten ist sicher, dass solche Dinge
eher jüngeren Mädchen passieren, als erwachsenen Frauen. Das liegt jedoch meiner Meinung nach daran, weil man sie wegen ihrer Unerfahrenheit für wehrloser hält.Im übrigen ist mir (damals 40 J.) wenige Wochen nach dem Tod meines Mannes ähnliches in einem Geschäft passiert. Der "Täter" war ca. 60 jährig, nüchtern und mein verheirateter Nachbar ( dem "sowas" niemand zutrauen würde). Ich trug KEINEN Minirock und habe mich mit Sicherheit auch NICHT anderweitig aufreizend gekleidet.
Welche Erklärung gibt es dafür ? Frauenmacht gegen Männermacht ???
Liebe Grüße
teacher antwortete am 12. Feb, 19:39:
Es gibt ganz verschiedene Ursachen für sexuelle Übergriffe und ich möchte nicht die Opfer zu Tätern machen.Ich denke auch, dass junge Mädchen (also meine Klientel) besonders davon betroffen sind - auch weil sie mit ihrer (nicht nur körpersprachlichen) Kommunikation unerfahrener sind und sorgloser (und unvorbereitet) damit umgehen. Sie riskieren mehr und wissen oft nicht ausreichend Bescheid über ihre Wirkung.
Wenn wir einfach verneinen und leugnen, dass bestimmte Reize bestimmte Wirkungen erzeugen, dann halte ich das für naiv und gefährlich. Ich denke, dass wir hier umdenken müssen.
Hartmann (Gast) meinte am 13. Feb, 09:29:
re
Schrecklich, es ist wirklich schrecklich, wenn Kinder so etwas machen.. man muss etwas dazu tun, das ist einfach unzulässig!
Verwirrter (Gast) antwortete am 13. Feb, 14:36:
Frauenmacht??
"Wenn wir einfach verneinen und leugnen, dass bestimmte Reize bestimmte Wirkungen erzeugen, dann halte ich das für naiv und gefährlich. Ich denke, dass wir hier umdenken müssen. "Umdenken wär toll, in diesem Fall z.B. auf die Art, der Frau(?) beizustehen, gegebenenfalls die Polizei einzuschalten.
In deinem beschriebenen Fall, handelt es sich nicht um eine Frau, sondern um ein Kind, das bedrängt wurde. Darüber zu moralisieren wie weit sie, legendlich durch ihre Kleidung, provoziert hat ist erbährmlich
Eher wäre die Frage : Warum greift niemand ein, obwohl der Vorfall beobachtet wurde?
Egal wie jemand rumläuft, nichts rechtfertig einen Übergriff auf einen anderen Menschen. Provokation spielt dann nur noch eine Rolle, beim zu findenden Strafmass vor Gericht.
Jedem steht es frei sich zu kleiden wie er/sie es will, dies als Entschuldigung zu nehmen, um kleine Mädchen "anzutatschen" ist
....(wortlos)
Und wenn man(n) sich selbst davon provoziert oder manipuliert, dies als Frauenmacht hinzustellen? Sorry aber das ist keine Frauenmacht, sondern ein Characterfehler.
Natürlich wär es begrüssenswert, gerade Mädchen im entsprechenden alter, darauf hinzuweisen, welche Wirkung ihr auftreten haben kann, aber ein Verhalten wie das Geschilderte damit zu entschuldigen oder auch nur relativieren zu wollen ist falsch.
Was soll denn deiner Meinung nach passieren? Kleidervorschriften??
und wenn sich eine nicht dran hält ... Hey dann rotten wir uns zusammen, rufen "Hexe!Hexe!" und verbrennen sie auf dem Dorfanger - SIE hat es ja PROVOZIERT!
mo (Gast) antwortete am 14. Feb, 16:30:
wixer! du legitimierst hier gerade sexualisierte gewalt.
teacher antwortete am 15. Feb, 11:55:
@ Verwirrter:Probier doch mal einzugreifen (Stoppen, zur Rede stellen, Gewalt provozieren) oder eine Anzeige bei der Polizei zu machen: "Aha. Unbekannt gegen unbekannt." Unrealisitsch.
@ Mo:
Kein Kommentar nötig
Verwirrter (Gast) antwortete am 20. Feb, 11:11:
@teacher probiert, zugegeben es ist leicht für mich, 130kg und 1,90m helfen "Einsicht" zu erzeugen;-) sogar bei angetrunkenenUnd auch die uniformierten Kollegen sind oft hilfreicher und hilfsbereiter in solchen Situationen als gemein angenommen, leider ist die Einstellung -unrealistisch- viel zu verbreitet.
Einfach mal versuchen
albannikolaiherbst meinte am 15. Feb, 05:38:
Pardon, aber ich halte das für unscharf gedacht.
W e n n schon, dann bestand in Ihrer Szene die Frauenmacht darin: daß sie z e i gt; entsprechend wäre die Männermacht, daß sie: schaut - und zwar so ungeniert, wie gezeigt wird. Aber die H a n d l u n g dann ist ein deutlicher Übergriff.Ganz nebenbei stellt sich mir die Frage, was daran "klein und jämmerlich sei", wenn die, sagen wir, Auszubildende eines Friseurbetriebes das abgeschnittene Haar wegfegt.
teacher antwortete am 15. Feb, 11:32:
Das wäre eine adäquate (obwohl auch verpönte) Antwort, aber keine männliche Machtdemonstration.
sowai (Gast) antwortete am 17. Feb, 13:56:
Jenseits des Tellerrandes
Sicher ist die Handlung ein Übergriff und kaum jemand, der zivilisiert und vernünftig denken kann, wird das bestreiten. Trotzdem mal eine Analogie dazu:Bedrohe einmal einen Polizisten mit einer täuschend echt aussehenden Spielzeugwaffe. Bist du sicher, daß jeder Polizist angemessen reagiert und nur mit seiner echten Waffe zurückdroht?
Ich denke, Provokation löst nun einmal auch nicht gerechtfertigte Reaktionen aus. Das macht diese Reaktionen nicht besser oder entschuldbar. Sie finden aber trotzdem statt. Legen wir doch mal einen Geldschein auf eine öffentliche Parkbank zusammen mit einem Zettel: "Bitte liegen lassen. Hole ihn morgen wieder ab". Entschuldigt in diesem Fall die "Provokation" einen möglichen Diebstahl? Und könnte er vielleicht trotzdem statt finden?