Medienpädagogik-Seminar für Lehrer.
Der Dozent sprüht vor akademischer Jugendlichkeit, eine seltene Kombination. Entsprechend zappt er vom Internet über das Flipchart zum Notebook.
"Kennen Sie das?"
Schon musiziert ein zuckender Lasse Gjertsen auf youtube.com.
"Würden Sie auch das den Schülern zeigen?"
Lasse demonstriert den ultimativen Selbstmord.
"Und das haben mir meine Kids gezeigt."
In happy tree friends reißt sich ein liebliches Zeichentrick-Schmusetier das linke Auge aus dem Hirn.
Dann setzt die Eigenzensur ein. An den Lehranstalten zeigt man keine Kreuzfahrten ins Urogenitalsystem. Youporn bleibt ausgespart. Unter Lehrern.
Die Reaktionen:
1. "Das kennen wir alles nicht wirklich. Die Kinder schon."
2. "Die Frage ist nicht, ob wir das unseren Schülern zumuten, sondern sie uns."
3. "Die sehen und produzieren täglich Leichen, warum fürchten wir uns vor der komischen Selbstmordparodie?"
4. "Das ist gesetzlich extrem haarig ... also nicht für die Kinder, sondern für mich als Lehrperson."
Die Schlüsse:
1. Jugendschutz hat sich umgedreht, die Jugend schützt uns Erwachsene vor ihrem Medienalltag voll lustvoller Gewalt und derber Peinlichkeit.
2. Wenn es um die dunkelsten Winkel unserer Kinderseelen geht, lassen wir sie alleine herumtappen.
Moderne Tabus.
Der Dozent sprüht vor akademischer Jugendlichkeit, eine seltene Kombination. Entsprechend zappt er vom Internet über das Flipchart zum Notebook.
"Kennen Sie das?"
Schon musiziert ein zuckender Lasse Gjertsen auf youtube.com.
"Würden Sie auch das den Schülern zeigen?"
Lasse demonstriert den ultimativen Selbstmord.
"Und das haben mir meine Kids gezeigt."
In happy tree friends reißt sich ein liebliches Zeichentrick-Schmusetier das linke Auge aus dem Hirn.
Dann setzt die Eigenzensur ein. An den Lehranstalten zeigt man keine Kreuzfahrten ins Urogenitalsystem. Youporn bleibt ausgespart. Unter Lehrern.
Die Reaktionen:
1. "Das kennen wir alles nicht wirklich. Die Kinder schon."
2. "Die Frage ist nicht, ob wir das unseren Schülern zumuten, sondern sie uns."
3. "Die sehen und produzieren täglich Leichen, warum fürchten wir uns vor der komischen Selbstmordparodie?"
4. "Das ist gesetzlich extrem haarig ... also nicht für die Kinder, sondern für mich als Lehrperson."
Die Schlüsse:
1. Jugendschutz hat sich umgedreht, die Jugend schützt uns Erwachsene vor ihrem Medienalltag voll lustvoller Gewalt und derber Peinlichkeit.
2. Wenn es um die dunkelsten Winkel unserer Kinderseelen geht, lassen wir sie alleine herumtappen.
Moderne Tabus.
teacher - am Dienstag, 27. Mai 2008, 08:50
Lektor (Gast) meinte am 27. Mai, 12:13:
Die Happy Tree Friends sind nichts weiter als die konsequente Weiterführung von Tom&Jerry. Des weiteren gibt es morbiden Humor nicht erst seit YouTube. Haben die auch noch nie einen Monty Python Sketch gesehen?Aber ich frage mich ob es überhaupt sinnvoll ist Lehrer mit Grubenlampen auszustatten und in Kinderseelen hinabsteigen zu lassen. Was sollen sie dort machen? Führungen?
Erinnert mich irgendwie an diesen Sketch:
http://www.youtube.com/watch?v=Zx_YY_frOvQ
teacher antwortete am 28. Mai, 07:38:
Von den happy tree friends habe ich nur eine Folge gesehen - das reicht. Sinnlose Gewalt an lieblichen (und schlecht gezeichneten, billigen) Zeichentrickfiguren, das kapier ich einfach nicht, weder lustig noch spannend, schlicht öde. Gähnnnnnn ....Erwachsene sollten Kinder beg-leiten, nicht in den grauslichsten Momenten alleine lassen, oder?
Lektor (Gast) antwortete am 28. Mai, 14:51:
Das kommt wohl darauf an was man als grausliche Momente bezeichnet. Medienkompetenz schön und gut aber Probleme im Elternhaus, Ärger mit Lehrern und Mobbing und sonstiges Herumgeschubse durch andere Schüler sind um Größenordnungen schlimmer als der Einfluss fiktiver Gewalt- und Ekelvideos.
teacher antwortete am 28. Mai, 19:01:
Qualitativ sehe ich das auch so.Aber in der unglaublichen täglichen Menge der grauslichen Momente (6 Stunden Medienkonsum!) würde ich die Folgen nicht unterschätzen.
Ausserdem: Eltern, Lehrer und Mitschüler handeln mit Verantwortung(sgefühl), Medien völlig losgelöst von Erziehungstugenden.
Lektor (Gast) antwortete am 29. Mai, 15:59:
Naja das ist aber jetzt auch sehr verallgemeinert, Medien können sich genauso gut einer Verantwortung (z.b. "Bildungsauftrag","Pressekodex") stellen, wie Eltern, Lehrer und Schüler sich ihrer Verantwortung entziehen können.Und wie würdest du als Lehrer den Medienkonsum begleiten? Eher quantitativ als qualitativ? Also: "Kinder, ich will mich nicht zum Zensor machen und euch das Zeug verbieten aber schaut bitte weniger davon."
Matthias (Gast) meinte am 27. Mai, 13:15:
Kennt man alles
Nicht umsonst ist im Internet der Spruch beliebt:The Internet - raping your childhood memories since 1993.
Simon Columbus (Gast) meinte am 27. Mai, 16:16:
Ich kenn' einen Lehrer, der seine Examensarbeiten über die Simpson oder Harry-Potter-Computerspiele geschrieben hat. Und ich denke mal, da wird es mit der Zeit auch mehr geben.Andererseits ist es sicher so, dass durch die "digitale Revolution" erstmals Kinder einen nennenswerten technologischen Vorteil gegenüber ihren Eltern (und Lehrern) haben. Wenn die technische Entwicklung so rasant weitergeht wie bisher, wird man sich wohl dran gewöhnen müssen.
(Ob das klappt?)
campino (Gast) antwortete am 27. Mai, 17:14:
Die Frage ist, wie man als Lehrer damit umgeht. Ausgangssituation: Ein deutsches Gymnasium, vergleichsweise gut ausgestattet mit Laptops, einem W- LAN, mehreren transportablen und in einigen Räumen fest installierten Beamern und genug Fernsehern+ DVD und Videorekordern. Probleme macht, dass die Laptops den Nutzernamen am Server verifizieren, wenn also das W- LAN nicht funktioniert, kann man den Laptop garnicht erst einschalten. Access Points gibt es nur in etwa 1/3 der Schule. Zudem ist in den meisten Laptops der zweite Monitorausgang deaktiviert, ein angeschlossener Beamer bekommt also erstmal kein Bild. Die angesprochenen DVD und Videorecorder teilen sich meistens ein SCART- Kabel, man muss also umstecken, wenn man das jeweils andere will.
In jeder Klasse sind 5- 10 Schüler(innen), die die Probleme kennen und wissen wie sie zu lösen sind.
Beispiel 1: Ein Religionlehrer, der hin und wieder mit Laptop und Beamer auftaucht, beides anschließt und in Funktion setzt, wenn etwas nicht geht hat er meistens genauso schnell Lösungsideen wie seine Schüler und auch genauso gute Ideen. Ähnliches gilt für DVD- Recorder, Fernseher usw.
Das ist natürlich der Idealfall.
Beispiel 2: Eine Chemielehrerin, die alles auch einsetzt, aber überfordert ist, sobald ein Kabel umgesteckt oder der Monitorausgang aktiviert werden muss. Sie kann das dann einfach zugeben und einen Schüler (eine Schülerin) machen lassen. Ich finde das auch nicht problematisch, warum sollen die Lehrer sich nicht mal von den Schülern helfen lassen?
Beispiel 3: Ein Geschichtslehrer, der definitiv keine Ahnung hat. Wenn er sowas mal benutzt (meistens zeigt er nur Filme, Laptop und Beamer nur ganz selten) stellt er die Sachen einem Schüler hin und sagt: "Bau das mal auf!" bzw. "Leg mal den Film ein und mach dann auf Pause". "Geh mal ins Internet, auf die Seite von ..." Das ist Bsp 2 für Lehrer, die nicht zugeben können/wollen, dass sie es selbst nicht schaffen würden. Nur sollte man einen Schüler auswählen, der es schafft, sonst kommt man in die Verlegenheit, um Hilfe gefragt zu werden.
Beispiel 4: Eine Deutschlehrerin, die mit Laptop und Beamer auftaucht, dann selbstständig das Kabel in den deaktivierten Monitorausgang und den falschen Eingang des Beamers steckt, auf den Hinweis eines Schülers, dass das wohl falsch wäre mit "Ich kenn mich aus!" reagiert, dann verzweifelt auf den Wartungsbildschirm des Beamers starrt, einem Schüler, der die Aktivierung des Monitorausgangs am Laptop vorschlägt ein "Misch dich nicht ein" an den Kopf knallt, versucht den Soundausgang des Laptops über ein S- Videokabel mit dem Analogeingang des Beamers zu verbinden !! Erneut einen Schüler, der Hilfe anbietet mit den Worten "du traust mir wohl garnichts zu" abserviert und schließlich einen Kollegen holt. Muss ich das noch kommentieren? In jedem Fall hat die Frau sich endgültig zum Affen gemacht. Genug Zeit um das zu machen, was sie eigentlich vorhatte, blieb dann auch nicht mehr.
Beispiel 5: Keine Ahnung von nix und wir benutzen das auch im Unterricht nicht. Betrifft etwa 2/3 der Lehrer an der Beispielschule, ist aber immernoch besser als Beispiel 5.
Matthias (Gast) antwortete am 27. Mai, 20:43:
Finde den Text gut, aber angesichts der Fülle an Vortägen, die man als Chemiker halten muss, würde ich Bspe 1 und 2 vertauschen ;) (und vielleicht auch die Geschlechter, damit es wirklich stimmt, h3h3h3).
BIA (Gast) antwortete am 28. Mai, 13:11:
Die "Za wos brauch ma des?" -Fraktion überwiegt bei uns.
teacher antwortete am 28. Mai, 19:04:
@Simon
Ich freue mich über diesen (angeblichen) Vorsprung der Schüler. Es haben ihn nur einige wenige in einigen wenigen Punkten, dann wissen sie oft nicht wie sie damit umgehen sollen. Wie Kinder, denen man eine scharfe Waffe in die Hand gibt ...@ campino:
Bei uns würden die meisten gerne mit den neuen Techniken arbeiten, aber die Tücken schlagen zu häufig zu. Die alten Techniken (Buch, Tafel ...) sind so schön stabil und einfach. Lassen sich auch pädagogisch begründen!
walküre meinte am 27. Mai, 20:55:
Computertechnologie und WorldWideWeb verstehe ich als Errungenschaften, die Einzug ins Alltagsleben gefunden haben und dort auch bleiben werden. Und gerade weil es hier um unsere Kinder geht, haben wir Eltern die gottverdammte Pflicht, uns mit diesem Medium zu befassen, auch wenn es uns vielleicht nicht interessiert. Es geht um das Seelenheil unserer Kids, das sollte auch dem größten DAU einleuchten ! Klar ist vieles an dieser Aufklärungsarbeit für Lehrer gesetzlich nicht unproblematisch, aber dafür sind bitte Eltern da. Und wenn die auch nur einen Funken Gespür für ihre Kinder haben, brauchen diese auch nicht alleine herumtappen. Beispiel gefällig ? Ein Kind sieht in einer Vorschau, in einem Clip oder auch in einem Film eine Szene, die es erschreckt, die ihm Angst einjagt. Es wird nicht sofort bei den Eltern seelische Zuflucht suchen, sondern - je nach Alter - eine längere oder kürzere Weile lang versuchen, für sich selber mit diesem Erlebnis klarzukommen. Wenn dies nicht möglich ist, stellt es aber wahrscheinlich keine direkt auf diese Szene bezogenen Fragen, sondern es erfolgt beispielsweise eine Erkundigung darüber, ob eine bestimmte Substanz wirklich diese oder jene Wirkung auf einen menschlichen Körper ausüben kann. Wer sein/e Kind/er kennt, spürt, wann Hellhörigkeit angesagt ist und versucht, einen Weg zu finden, der in ein für beide Seiten konstruktives Gespräch führt. Wie soll dies ein Lehrer in einer Schulklasse zustandebringen ?PS: Auch heute längst salonfähige Comics wurden früher als jugendschädigend angesehen.
teacher antwortete am 28. Mai, 09:24:
Wie viele Eltern haben youtube und youporn mit ihren Kindern durchforstet? Simpsons und Co. durchschaut? Egoshooter, Second Life und Happy slapping kennen gelernt?Ehrlich, die Kinder kennen das Zeug und verschonen ihre Eltern damit. Jugendschutz, haha.
Ich als medienkompetenter Lehrer hätte professionellen Einblick und lasse mich von Moral und Gesetz des vorigen Jahrhunderts schrecken! Respektiere diese Tabus und unterrichte lieber Goethe und Schiller. Zum Kotzen eigentlich.
walküre antwortete am 28. Mai, 10:53:
EINSPRUCH !
1. Die KInder kennen das Zeug, das ist schon richtig, nur wollen sie die Eltern nicht damit verschonen, sondern die Eltern wollen nichts davon wissen.2. Professionellen Einblick in die Medienwelt, aber sicher nicht in die Psyche jedes einzelnen Ihrer Schüler. Womit wir wieder bei der elterlichen Verantwortung angelangt wären.
teacher antwortete am 28. Mai, 13:15:
Mir wärs ja viel lieber, wenn die Eltern diesen Job erledigen würden und könnten.ad 1: Beides trifft zu.
yo (Gast) antwortete am 2. Sep, 16:15:
second life und youporn
wer Second Life als "angesagt" betrachtet (vor allem bei den Kids), outet sich als vollkommen ahnungslos, btw.
teacher antwortete am 3. Sep, 07:39:
Second life ist als echter Hype wieder megaout, die Idee wird aber nicht untergehen, über youporn wird wenig geredet ...
Man in Metropolis (Gast) meinte am 27. Mai, 20:56:
Es gibt in der BWL einen schönen Satz."Das Überleben ist nur dann gesichert, wenn die Anpassungsgeschwindigkeit mindestens genau so groß ist, wie die Veränderungsgeschwindigkeit."
Und was manche Dinge angeht, sind die Kids wesentlich schneller. Auch wenn einem die Themen nicht gefallen oder die Bereiche in den sie schneller sind.
virtualmono antwortete am 28. Mai, 07:35:
Man kann aber die Welt nicht ausschließlich mit den Regeln der BWL erklären (genaugenommen kann man damit eigentlich gar nichts erklären, das ist ja der Grund für die momentane "Finanzkrise"...).Ansonsten schadet es auch in den Betrieben kein bißchen, etwas auch einfach mal so zu lassen wenn es gut ist - dieser bline Aktionismus des Änderns nur um des Änderns Willen ist durchaus oft eher schädlich als nützlich, insbesondere für die Qualität. Ach, ich vergaß - die interessiert Euch Erbsenzähler ja nicht, so etwas wie nachhaltige Kundenzufriedenheit ist ja ein Relikt aus dem letzten Jahrtausend...
teacher antwortete am 28. Mai, 19:11:
In Wirklichkeit frägt uns niemand, ob wir uns ändern oder anpassen wollen. Wir werden geändert, weil sich unser Umfeld ändert (z.B. Web 2.0).
gulogulo meinte am 27. Mai, 21:27:
die sendung ist vielleicht ganz interessant.
steppenhund antwortete am 28. Mai, 15:34:
Ich kann die Inhaltsangabe der Sendung nur bestätigen. Meine Tochter hat ein Wiener Forum moderiert (Alterstufe vermutlich 14 - 50), in dem ab und zu auch sexuelle Themen inklusive Pornografie angesprochen wurden. Der Umgang erschien mir als durchaus normal und nicht gefährdend.Dass die sexuelle "Aufgeschlossenheit" heute eine andere als vor 40 Jahren ist, steht auf einem anderen Kapitel.
Aber ich halte es da eher mit dem langsamen Aufweichen des Ziemlichen. Playboy, Penthouse, Hustler waren die Steigerungsformen meiner Zeit. Der Herausgeber von Hustler hat sicher in erster Linie Geld verdienen wollen, aber im Film über Larry Flint, der von einem Fanatiker angeschossen wurde, kommt eine ganz wesentliche Sache zur Sprache.
Sexualität ist (war) pfui und verpönt, während Kriegsbilder mit Journalistenpreisen ausgezeichet wurden.
teacher antwortete am 28. Mai, 19:20:
Wir haben ja keine Ahnung, wie diese Pornografisierung das Liebesleben der Jugendlichen langfristig verändern wird, ich bemerke aber bei einigen SchülerInnen, dass früher tabuisierte Themen (z.B. Analverkehr) banal abgehandelt werden.Ich habe damit weniger Probleme als mit diversen medialen Gewaltverherrlichungen, aber wie gehen diese Kinder mit diesen Themen um? Wir haben keine Antworten!
teacher antwortete am 2. Jun, 12:20:
@gu:Ich habe mir inzwischen die ARTE-Reportage angesehen ... und die gezeigten Fakten haben mich noch mehr beunruhigt als ich ohnehin schon war. Die Alten haben naiv keine Ahnung, die Jungen werden geprägt oder sogar abhängig, alle schauen tatenlos zu.
flashlink antwortete am 27. Sep, 05:08:
Bernd Siggelkow hat ein Buch über das Thema geschrieben, er macht soziale Arbeit in Berlin.Hier ein Interview darüber im Deutschlandfunk:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/852281/
teacher antwortete am 27. Sep, 19:24:
Danke für den Link. Vernünftiger Mensch, der Hr. Siggelkow.
kittykoma meinte am 28. Mai, 11:09:
@teacher: spätestens, wenn sie shakespeare unterrichten, stehen sie wieder vor dunklen abgründen. leben, seele und kunst haben archaische elemente, mit denen wir umgehen lernen müssen. auch in der kommunikation lehrer-schüler. vor vierzig jahren war es ein skandal, daß jungendliche sexuell agierende wesen sein können.die veränderungen, die durch computer und internet im denken passiert sind, sind enorm. mein freund, mittlerweile mitte 50, hat eine weile firmen beraten, die onlinespiele anbieten. was die eigentlich machen, das hat er selbst nie verstanden.
mein vater, kernphysiker, entwickler von mikrochips und mittlerweile lehrer, weil ihn die technische entwicklung abgehängt hat, gibt informatikunterricht. der besteht darin, kindern das programmieren von kopf- und fußgesteuerten schleifen in in 20 jehre alten codes beizubringen. wenn er eine mail schreiben oder eine etwas komplziertere website bedienen muß, ruft er mich an.
da hat sich eine generation schlicht und ergreifend abhängen lassen.
steppenhund antwortete am 28. Mai, 15:47:
Das tut weh!
a) dass sich dein Vater abhängen hat lassen.b) dass er den Kindern etwas beibringt, was sie in der Form heute nicht benötigen und eher kontraproduktiv ist.
-
Bestimmte Paradigmen sollte man auch dann verstehen, wenn man sie erst als Erwachsener lernt. Das sind in der Informatik OO und Patterns. Und Schleifen werden heute eher als "for each" programmiert oder mit "get first child" - "get next child" - "while child not null" programmiert, als mit den üblichen prozeduralen Skripts.
Ich glaube aber nicht, dass dein Vater die ganze Generation vertritt.
kittykoma antwortete am 28. Mai, 19:08:
a: hat mit den fall der mauer zu tun und damit, daß mein vater zwar ein guter wissenschaftler, aber kein guterverkäufer seiner selbst ist.b: ist informatiklehrplan in deutschland.
nein, steppenhund, mein vater ist sicher nicht repräsentativ für eine generation, besonders was sein internetunvermögen angeht. aber fatal ist, daß jemand, der so nachhängt dann immer noch lehrer werden kann, weil die ausgebildeten lehrer es nun garnicht raffen.
steppenhund antwortete am 29. Mai, 09:35:
@kittykoma
ad b)ich nehme an, du sprichst vom Schullehrplan. Ich selbst unterrichte Software-Architektur an der TU-Leipzig und da geht es tatsächlich auch um ältere Programm-Strukturen, die aber deswegen relevant sind, weil die Leute dann in die Wirtschaft sollen, wo nicht jeweils die neuesten Hypes betreut werden müssen, sondern eher down-to-earth-Applikationen. Es geht also dabei eher um Zusammenhänge als um das Programmieren an sich. Trotzdem würde ich heute niemandem mehr prozedurales Programmieren beibringen u n d es dabei belassen.
Die Leute sollen einmal mit java oder .net anfangen und daneben irgendeine script-Sprache wie python oder php. Die letzteren sind dann schon prozedural genug und ermöglichen einen gedanklichen Vergleich mit reinen OO-Sprachen.
Aber der deutsche Lehrplan ist mir teilweise sowieso suspekt;)
manjuwel antwortete am 2. Jun, 08:58:
Also ich kann mich ganz klar der "Medien machen Kinder in höherem Maße kaputt als sie ihnen nützen" Fraktion anschließen. Da meine Freundin vor kurzem eine kleine Hausarbeit zum Thema "Fernseheinfluss auf Kinder" geschrieben hat, musste ich mich wohl oder übel, mehr oder weniger mit dem Thema befassen (is das ein Satz?), jedenfalls ist es erschreckend wie enorm der Fernsehkonsum (allg. Medienkonsum) steigt und steigt, gleichzeitig das Niveau sinkt. Das Fernsehen hat viel zu oft größeren Einfluss auf die Kindeserziehung als die eigenen Eltern.
Ich denke viele von uns (mich eingeschlossen) können sich hin und wieder bei Folgendem ertappen: Ein Meldung im Radio über ein Erdbeben, ein Bombenanschlag oder Ähnliches... Man hört gespannt hin, bis zu dem Satz "Es gab mehrere Schwerverletzte und mindestens 3 Tote." Und jetzt... "Achso... nur 3..." Wie krass ist das eigentlich?
Und solche Gedankengänge sind definitiv Folgen der Abstumpfung, die wir den Medien zu verdanken haben...
Oh je... ich bin grad mal aus den Tenniejahren raus und red schon wie mein Vater... lol...
Staatl. befugter Testbürger der Rechtschreibreform 2012.
teacher antwortete am 2. Jun, 10:24:
6 Stunden täglicher Medienkonsum kann nicht spurlos an den Kindern vorübergehen.Da wir es praktisch nicht vermeiden können, sollten wir es aktiv angehen: Medien selbst gestalten lassen, damit sie medienkompetent werden. Das ist meine "Fraktion".
eowynn (Gast) meinte am 8. Jun, 19:16:
Oh wei, oh wei!
Mancher Pädagoge (oder auch Elternteile!) sollten sich mal an einem Wochenende durch das Programm für die lieben Kleinen zappen, die man so gerne vor selbigem parkt - und wem es davon nicht schwindelt oder schlecht wird, der verdient meinen Respekt!Das man sich damit vertraut machen sollte, beweist dieses Beispiel: Eine äußerst unwissende Kunst-Lehrerin "verschönerte" das Treppenhaus der Schule mit großformatigen "Southpark"-Gemälden der Schüler. Die Erfinder der Serie waren Schüler der Littleton-Highschool (die jedem hier was sagen sollte) und verarbeiten laut eigener Aussage ihre eigenen Erfahrungen auf sehr übertriebene Art und Weise. So zieren also kiffende, mobbende, mordende, beleidigende Kerle unsere Schule - welch ein Vorbild!
Hip hip, Hurra!
teacher antwortete am 8. Jun, 19:58:
Das hätte ich auch nicht gewusst. Wissen das die Schüler?
eowynn (Gast) antwortete am 10. Jun, 18:29:
Aber sicher....
... kennen meine Kids ihre Helden und ihre größten "Erfolge". Sie schätzen das nur anders ein - als super Spass!Interessant finde ich auch, dass sie diese Art von Dialogen ansatzweise auswendig herbeten können - aber sich oftmals ihre eigene Telefon-Nummer nicht mehr kennen. Da pack ich mir doch an den Kopf!
Meisterbrau (Gast) antwortete am 2. Sep, 17:12:
Wow. Medieninkompetenz im Beispiel.
Wie man mit max 2 Google Aufrufen herausfinden kann, ist das eine Falschaussage.Sowohl Trey Parker als auch Matt Stone sind zwar teilweise in dem Ort Littleton aufgewachsen, aber keiner der beiden hat die Columbine High School besucht.
Mal ganz abgesehen davon, dass gerade South Park extrem kritisch gegenüber Medienkonsum und mangelnder Fürsorge durch Elternteile ist. Ebenso werden auch Fehler des Schulsystems direkt und oft angegriffen.
Oh, und warum sollte man auch seine Telefonnummer auswendig können? Kann ich auch nicht - aber ich kommuniziere auch nur in 1% aller Fälle über Telefon. Und notfalls kann ich die nummer mit 2 Klicks im Handy nachgucken, also brauch ich mir die mit Sicherheit nicht zu merken.
Zitate aus South Park oder Simpsons z.B. hingegen zählen in meiner und jüngeren Generationen, die mit diesen Sendungen aufgewachsen sind, als Pop-kultur, ironisch daran ist wohl besonders: Die Pop-kultur, die South Park sehr sehr oft referenziert, ist vielen weniger bekannt als South park selbst, insbesondere im deutschsprachigen raum, wo die Serien zeitversetzt und mäßig synchronisiert ausgestrahlt werden. Davon bin ich allerdings sowieso kein Fan: Die Satire funktioniert eben nur im Kontext.