kittykoma meinte am 28. Mai, 11:09:
@teacher: spätestens, wenn sie shakespeare unterrichten, stehen sie wieder vor dunklen abgründen. leben, seele und kunst haben archaische elemente, mit denen wir umgehen lernen müssen. auch in der kommunikation lehrer-schüler. vor vierzig jahren war es ein skandal, daß jungendliche sexuell agierende wesen sein können.die veränderungen, die durch computer und internet im denken passiert sind, sind enorm. mein freund, mittlerweile mitte 50, hat eine weile firmen beraten, die onlinespiele anbieten. was die eigentlich machen, das hat er selbst nie verstanden.
mein vater, kernphysiker, entwickler von mikrochips und mittlerweile lehrer, weil ihn die technische entwicklung abgehängt hat, gibt informatikunterricht. der besteht darin, kindern das programmieren von kopf- und fußgesteuerten schleifen in in 20 jehre alten codes beizubringen. wenn er eine mail schreiben oder eine etwas komplziertere website bedienen muß, ruft er mich an.
da hat sich eine generation schlicht und ergreifend abhängen lassen.
steppenhund antwortete am 28. Mai, 15:47:
Das tut weh!
a) dass sich dein Vater abhängen hat lassen.b) dass er den Kindern etwas beibringt, was sie in der Form heute nicht benötigen und eher kontraproduktiv ist.
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Bestimmte Paradigmen sollte man auch dann verstehen, wenn man sie erst als Erwachsener lernt. Das sind in der Informatik OO und Patterns. Und Schleifen werden heute eher als "for each" programmiert oder mit "get first child" - "get next child" - "while child not null" programmiert, als mit den üblichen prozeduralen Skripts.
Ich glaube aber nicht, dass dein Vater die ganze Generation vertritt.
kittykoma antwortete am 28. Mai, 19:08:
a: hat mit den fall der mauer zu tun und damit, daß mein vater zwar ein guter wissenschaftler, aber kein guterverkäufer seiner selbst ist.b: ist informatiklehrplan in deutschland.
nein, steppenhund, mein vater ist sicher nicht repräsentativ für eine generation, besonders was sein internetunvermögen angeht. aber fatal ist, daß jemand, der so nachhängt dann immer noch lehrer werden kann, weil die ausgebildeten lehrer es nun garnicht raffen.
steppenhund antwortete am 29. Mai, 09:35:
@kittykoma
ad b)ich nehme an, du sprichst vom Schullehrplan. Ich selbst unterrichte Software-Architektur an der TU-Leipzig und da geht es tatsächlich auch um ältere Programm-Strukturen, die aber deswegen relevant sind, weil die Leute dann in die Wirtschaft sollen, wo nicht jeweils die neuesten Hypes betreut werden müssen, sondern eher down-to-earth-Applikationen. Es geht also dabei eher um Zusammenhänge als um das Programmieren an sich. Trotzdem würde ich heute niemandem mehr prozedurales Programmieren beibringen u n d es dabei belassen.
Die Leute sollen einmal mit java oder .net anfangen und daneben irgendeine script-Sprache wie python oder php. Die letzteren sind dann schon prozedural genug und ermöglichen einen gedanklichen Vergleich mit reinen OO-Sprachen.
Aber der deutsche Lehrplan ist mir teilweise sowieso suspekt;)
manjuwel antwortete am 2. Jun, 08:58:
Also ich kann mich ganz klar der "Medien machen Kinder in höherem Maße kaputt als sie ihnen nützen" Fraktion anschließen. Da meine Freundin vor kurzem eine kleine Hausarbeit zum Thema "Fernseheinfluss auf Kinder" geschrieben hat, musste ich mich wohl oder übel, mehr oder weniger mit dem Thema befassen (is das ein Satz?), jedenfalls ist es erschreckend wie enorm der Fernsehkonsum (allg. Medienkonsum) steigt und steigt, gleichzeitig das Niveau sinkt. Das Fernsehen hat viel zu oft größeren Einfluss auf die Kindeserziehung als die eigenen Eltern.
Ich denke viele von uns (mich eingeschlossen) können sich hin und wieder bei Folgendem ertappen: Ein Meldung im Radio über ein Erdbeben, ein Bombenanschlag oder Ähnliches... Man hört gespannt hin, bis zu dem Satz "Es gab mehrere Schwerverletzte und mindestens 3 Tote." Und jetzt... "Achso... nur 3..." Wie krass ist das eigentlich?
Und solche Gedankengänge sind definitiv Folgen der Abstumpfung, die wir den Medien zu verdanken haben...
Oh je... ich bin grad mal aus den Tenniejahren raus und red schon wie mein Vater... lol...
Staatl. befugter Testbürger der Rechtschreibreform 2012.
teacher antwortete am 2. Jun, 10:24:
6 Stunden täglicher Medienkonsum kann nicht spurlos an den Kindern vorübergehen.Da wir es praktisch nicht vermeiden können, sollten wir es aktiv angehen: Medien selbst gestalten lassen, damit sie medienkompetent werden. Das ist meine "Fraktion".