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cotopaxi

 
"Eigentlich könnte ich erleichtert sein", erzählt mir ein guter Freund und betrübter Kollege. "Wir haben letzte Woche eine Begräbniskonferenz gehabt: Die Computerklassen sind tot."

Sofort fühle ich mich mitschuldig. Ich habe ihn vor kurzem noch gefragt: "Weißt Du eigentlich, was Ihr euch damit antut?"

Es war alles geplant. Die Klassenräume ausgewählt, die Notebooks besichtigt, deren Wartung geklärt, das W-LAN getestet, die Versicherung ausgesucht. Die Vorgesetzten waren informiert, der Direktor stolz, der Landesschulrat gespannt. Dreißig Lehrer zwischen 40 und 55 Jahren waren vom Projekt überzeugt worden und bereit sich darauf einzulassen: Computerklassen für die Kleinen. Jeder Zehnjährige sollte für eine geringe Leasingrate sein Notebook auf der Schulbank stehen haben, nach dem bekannten Motto: OLPC- One Laptop per child. Jeder Lehrer wollte seinen Unterricht für diese Klassen auf den neuesten Stand bringen, Software testen und einsetzen. Kollaborative, kommunikative, webbasierte Lernszenarien ausprobieren. Viel Arbeit, viel Neues, viel Hoffnung. Niemand hat sich gewehrt, niemand über Zusatzarbeit gejammert, alle schauten optimistisch ins nächste Schuljahr.

Vergangenheit. Die beiden Organisatoren haben abgesagt: "Wenn Frau Minister meint, dass wir weniger vorbereiten sollen und mehr in der Klasse stehen, dann tun wir das."

Wahrscheinlich wird das böse Ende niemand bemerken. Die Kinder und Eltern waren noch nicht informiert, die Aufträge noch nicht unterschrieben, die Presse bekommt keinen Wind davon, die Schulbehörden werden sich in Schweigen hüllen.

Ich bin wirklich getroffen, weil eine ganze Gruppe engagierter Lehrer das Handtuch wirft. Die Frau Unterrichtsminister verkündet inzwischen dem Boulevard: "Wie ich die Schule rette."

So nicht.
Anonymous (Gast) meinte am 8. Mär, 17:55:
Computerklassen für die Kleinen?
Ist das ein Pilotprojekt oder ist das in diversen Schulen schon gängig?
Gehe auch in eine Computerklasse, allerdings erst seit Oberstufe...
5 Jahre jeden Tag mit den Augen an den PC gefesselt zu sein ist wahrlich kein schönes Los, zumind. nicht für die eigene Gesundheit, wir habens mitlerweile alle Probleme mit den Augen gekriegt.

Ich kann mir nicht vorstellen dass das gut für die Kleinen ist? 
teacher antwortete am 9. Mär, 08:29:
Genau. Auch das muss geplant und koordiniert werden. Schnee von gestern.

Es wäre ein schulinternes Projekt gewesen. 
Idoru meinte am 8. Mär, 18:01:
kurze verständnisfrage: warum genau haben die organisatoren das projekt abgeblasen? allein wegen der aussagen der frau minister? oder gab es noch andere gründe? 
teacher antwortete am 9. Mär, 08:30:
Es geht um die Sparmaßnahmen von der Regierung: Die Lehrer müssen zwei Stunden mehr in den Klassen arbeiten und sollen dafür bei der Vor- und Nachbereitung einsparen. Das wirkt sich so aus. 
Idoru antwortete am 9. Mär, 09:17:
ja, das wußte ich schon. ich meinte eigentlich, diese derzeit diskutierten maßnahmen waren der einzige grund, um ein fertiggeplantes projekt fallen zu lassen? 
Anonymous (Gast) antwortete am 9. Mär, 10:54:
Doch nocht nicht fix?
Bei uns in der Schule wird uns klar gemacht, dass sich das Vorhaben von Frau Unterrichtsministerin nicht durchsetzen wird. Unser Direktor, der auch in der Gewerkschaft tätig ist, hat unbefristetes Streiken vorhergesagt, sollte es wirklich hart auf hart kommen.

Weiß nicht wie die Stimmung bei euch ist, aber hier bei uns siehts derzeit überhaupt nicht so aus, als wäre es schon so gut wie beschlossen? 
sowai (Gast) antwortete am 9. Mär, 13:26:
"who is John Galt?"
auch wenn Ayn Rand im deutschsprachigen Raum nahezu unbekannt ist (jenseits des großen Teiches allerdings das Buch, das nach der Bibel die Menschen am meisten beeindruckt und geprägt hat), "Atlas shrugged" beantwortet genau solche Fragen. Wie funktioniert Demotivation, selbst wenn sie angeblich noch so nötig ist? Kann ich jedem, vor allem Etatisten und Politikern, nur empfehlen.
Wirklich schade um die Computerklassen, aber absolut verständlich. 
teacher antwortete am 10. Mär, 20:15:
@Idoru: Ja. Beides geht nicht - innovativ arbeiten + vorbereiten und gleichzeitig länger in der Klasse stehen.

@Anonymous: Die Stimmung ist gereizt und depressiv - wir glauben, dass es zu dramatischen Einschneidungen kommt. 
aiiiia antwortete am 10. Mär, 20:45:
ausrede. 
teacher antwortete am 11. Mär, 18:14:
Ausrede wofür? 
Lektor (Gast) antwortete am 12. Mär, 01:34:
@sowai
Zu Atlas Shrugged:
"This is not a novel to be tossed aside lightly. It should be thrown with great force" -Dorothy Parker 
aiiiia antwortete am 12. Mär, 12:53:
ausrede dafür, das projekt so kurz vor dem start abzuwürgen.
in meinen augen ist das eine reine trotzreaktion und das finde ich bei erwachsenen - vor allem solchen mit vorbildfunktion - extrem unpassend.

trotzreaktionen, dienst nach vorschrift, streik etc. sind in der freien marktwirtschaft legitime mittel um interessen durchzusetzen - in einem so sensiblen umfeld wie der schule haben sie nichts zu suchen, erst recht nicht in der momentan geübten art und weise.
sämtliche abwehrreaktionen gehen auf kosten der schüler - von einem einfachen verlust von zwei streikstunden (werden die eigentlich nachgeholt oder wird der jahresstoff einfach reduziert?) bis hin zur möglichkeit, noch enger verknüpft mit edv und neuen medien aufzuwachsen und zu lernen.

in der wirtschaft hat eine derartige arbeits- und leistungseinstellung eine ganz einfache auswirkung:
schlechte ergebnisse.
aber wenn das in der wirtschaft passiert, dann sind diese ergebnisse eben handies mit schlechtem empfang, ungründlich geputzte fenster oder sinkende verkaufszahlen.

in einer schule geht es aber um mehr:
Sie haben mit Ihrem beruf verantwortung übernehmen. Sie müssen vorbild sein. Sie entscheiden über die qualität der bildung von jungen menschen, über zukunft.

aber die lehrer, die momentan am lautesten schreien, tun alles das nicht. sie sind ein schlechtes vorbild, sie blocken präventiv, sie weigern sich verantwortung zu übernehmen und: sie schaden ihren schülern, den kunden, arbeitgebern, politikern, umweltschützern und nobelpreisträgern der zukunft und haben nicht einmal konsequenzen dafür zu erwarten. 
teacher antwortete am 12. Mär, 13:30:
Warum haben sich diese Leute vorher wochenlang auf dieses EDV-Abenteuer vorbereitet und gefreut?
Sie sagen, dass sie nicht zwei Sachen gleichzeitig tun können. Sich nicht vorbereiten und in den Klassen mit Software arbeiten, das wäre sinnloses Herumsurfen. Aber ein gutes Porgramm zu beherrschen, das braucht viele Stunden an Vorbereitung. Lieber darauf verzichten, als blöd herumdilletieren, dazu stehe ich. 
yonosequepasara antwortete am 12. Mär, 13:31:
@aiiia:
Ich darf hinterfragen: Lehrer werden darf also nur derjenige, der bereit ist, seine eigenen Ansprüche an seine Arbeit, sein Leben bedingungslos am Altar der Bildung zu opfern?

Außerdem malen Sie wieder trefflich das Bild des immer faulen, sich nur auf das Nötigste beschränkenden, immer urlaubenden Lehrer, der Zeter und Mordio schreit, wenn es an seine eifersüchtig gehüteten Privilegien geht.

Ich behaupte: denjenigen, die schon immer nur das Notwendigste taten, oder schon lange "geistig emigriert" sind, die zucken nur mit den Schultern.

Wirklich aufregen kann sich da nur jemand, der mit Herzensblut und einer Vision am Werken ist und nun sein Wirken gefährdet sieht.

Und die Aufregung ist notwendig: Denn nur sie hat das Potential, an die Öffentlichkeit zu dringen und Problembewusstsein zu schaffen. Wer im Stillen wirkt und bis zum Umfallen arbeitet, dem wird es nie gedankt.

Die Verantwortung für die Bildung liegt bitteschön beim STAAT (das sind wir alle, wenn ich mich richtig erinnere?): Er hat die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen und lenkend, steuernd einzugreifen.

Ich hoffe, jemand schafft es einmal, diese ganze Debatte etwas zu entmystifizieren. 
aiiiia antwortete am 12. Mär, 13:57:
@ teacher:
wenn ich wirklich überzeugt bin von der qualität des projektes, dann schaffe ich es zumindest einen teil davon umzusetzen. wenn ich offensichtlich viel arbeit und herzblut in die sache gesteckt habe, dann beschäftige ich mich eben in meiner vorbereitungszeit eben 2 stunden weniger mit den laptops.
das ist keine schwarz-weiß-frage in puncto möglichkeit, sondern eine einstellungsfrage in puncto wollen.

@yonosequepasara:
meine absicht war es nicht, ein lehrerbild zu malen.
ich hatte viele tolle lehrer, deren leistung ich sehr zu schätzen weiß. ich bin mir bewusst, dass diese lehrer viel zeit und nerven in die qualität ihres unterrichts investiert haben und bin dafür sehr dankbar.
dennoch habe ich den eindruck dass momentan diejenigen am lautesten schreien, bei denen die diskrepanz zwischen kommunizierter und erbrachter leistung am größten ist.

natürlich kann man aber den beruf des lehrers nicht auf hyperintelligente mutter theresas mit einem dr. in psychologie und soziologie beschränken.
aber die verantwortung für bildung gänzlich in richtung des diffusen konstrukts "staat" abzuschieben, wird den lehrern nicht gerecht.
dafür sind lehrer zu wichtig und haben im guten wie im bösen bereits bewiesen, dass sie doch einen großen einfluss haben.
(vgl: für gesundheit ist auch der staat zuständig, trotzdem ists fein wenn wir gute ärzte haben)

ich lasse ja gerne bezüglicher aller schmied-vorschläge mit mir reden, aber ich finde es wahnsinnig traurig dass die beiden im beitrag besprochenen organisatoren aufgrund von befindlichkeiten den schülern ein tolles unterrichtselement verweigern. 
yonosequepasara antwortete am 12. Mär, 14:05:
Staat: Nicht umsonst habe ich in Klammer angemerkt: das sind wir alle. Einerseits geht es um den Stellenwert von Bildung im Gesamten (Budget, Gesetzgebung), andererseits auch um eben das angesprochene Bild des Lehrers in der Öffentlichkeit. Das wirklich Fiese ist ja der starke emotionale Anteil am Thema Bildung. Das erschwert eine sachliche und lösungsorientierte Diskussion. Und das betrifft beide Seiten. Wie jetzt der Vorwurf des "Täuschungsmanövers".

Ich stimme zu, dass es sehr schade ist, dass das gegenständliche Projekt nun nicht stattfindet. Allerdings kann ich es nur allzu gut nachvollziehen. Das Frustpotential ist irgendwann ausgeschöpft, und man muss sich ernsthaft fragen: "Bin i deppert?" 
bia (Gast) antwortete am 12. Mär, 21:57:
@aiiia
@aiiiia

Ich beschäftige mich viel mit Reformpädagogik. Da geht gar nichts ohne Engagement, klar. Aber Direktoren an reformpädagogisch orientierten Schulen sagen auch ganz deutlich: die Basis ist die Struktur. Wenn ich will, dass Lehrer zusammenarbeiten, muss ich die Zeit dafür freischaufeln. Ich muss die Strukturen schaffen.
Hier passiert offensichtlich das Gegenteil: das Engeagement ist da, die Strukturen nicht, ja, die bestehenden Strukturen haben sich auch noch verschlechtert. Dass da die Lehrer die Reißleine ziehen, wissend, dass unter den Umständen der Wirkungsgrad ihrer Arbeit nur relativ gering sein kann, wundert mich nicht. 
undiszipliniert (Gast) antwortete am 12. Mär, 23:21:
Ich habe lange gewartet und mich zerreißt es letzendlich bei dieser Diskussion, aber ich gebe aiiiia Recht. Wo bleibt die Überzeugungskraft und wo der Kampf um besssere Strukuren? Im "Nicht-machen?" und der Angst, wenn das nach außen dringt, sind wir noch mehr faul? 
BIA (Gast) meinte am 8. Mär, 18:40:
RIP Computerklasse
Es bricht einem das Herz (ich weiß, das klingt sehr pathetisch).
Soviel Zeitaufwand für nichts und wieder nichts.

Kann man nicht wenigstens an die Presse gehen, mit einem detaillierten Bericht über geleistete Vorarbeiten etc. 
Matthias (Gast) antwortete am 9. Mär, 08:05:
Würd ich auch so machen.
Wenn keiner davon erfährt, hat sich's doch garnicht gelohnt. 
teacher antwortete am 9. Mär, 08:33:
Das wäre kontraproduktiv, weil man die Lehrer wieder als faules Pack abstempelt, die den Kindern den Spaß an der Schule rauben.
Deshalb geht jeder Lehrer individuell in die Reserve: Spart ruhig bei uns - wir sparen bei euch. Das sagt niemand, weil man dafür ja gesteinigt wird - aber Demotivation (und innere Emigration) funktioniert mal unausgesprochen. 
yonosequepasara antwortete am 9. Mär, 08:44:
Stimmt richtig: Dicker, fetter Bericht! Um den reißt sich jedes Medium, das gibt was her!

Edit: Ich bin der Meinung, dass sowas kommuniziert gehört. Weil um die Aufklärung eben jenes Missverständnisses geht es ja! 
walküre meinte am 9. Mär, 11:56:
Lieber Gott (oder wer sonst dafür zuständig ist), lass mich eine Legislaturperiode Unterrichtsministerin mit unbeschränkter Machtbefugnis sein ... dann würde so etwas sicher nicht passieren und die Schule generell ein völlig neues Ansehen und ein weitgehend neues Konzept bekommen. 
teacher antwortete am 10. Mär, 20:50:
Ich fühle mich zwar nicht direkt angesprochen - aber meine Stimme hast du ... 
kapra (Gast) antwortete am 12. Mär, 13:50:
eine Stimme, ohne zu wissen, was er genau wie reformieren will? 
.peter (Gast) meinte am 9. Mär, 12:38:
Wirklich schade ...
... war eine gute Sache, die Idee. Die Lernsoftware für die Fächer Deutsch, English, Mathe und Geo ist in den letzten Jahren super gut gewesen, kaum mehr Müll auf dem Markt.

Und das man damit die dringend benötigten Medienkompetenzen bei den Schülern fördert ... umso besser.

Sowas wird so schnell nicht wieder kommen. 
teacher antwortete am 10. Mär, 20:52:
Ja ... und ich bin überzeugt vom didaktischen Mehrwert interaktiver Lernsoftware! 
Daniel (Gast) meinte am 9. Mär, 16:07:
Chance vertan
So schnell kann es gehen!
Da bewegen sich einige Lehrer etwas schneller als die übliche Bürokratie, weil sie die Zeit, die man ihnen lässt, sinnvoll nutzen wollen, und was passiert?
Man stiehlt ihnen die Zeit!
Dabei wäre es dringend nötig, den Umgang mit neuen Medien in der Schule zu lehren! Die meisten Eltern sind damit hoffnungslos überfordert!
Das ist allerdings nur die eine Seite der Münze.
Die andere Seite ist m.E., dass weniger "Schnickschnack" und mehr "Grundlagen" wie Lesen, Schreiben und Rechnen sicher auch Not tun!
Ich finde:
Man könnte ja das eine tun, ohne das andere zu lassen!
Etwas habe ich jedoch nicht ganz verstanden: Wieso rettet die Frau Minister euren Unterricht? Ist er etwa verunfallt? Kann er nicht schwimmen oder hat er sich beim Skifahren das Bein gebrochen? 
teacher antwortete am 10. Mär, 20:53:
PISA hat gesagt, dass wir nur Mittelmaß sind. Darauf fühlt sich die ganze Nation berufen, die Lehrer zu verbessern. 
Wichtiges Wissen (Gast) antwortete am 11. Mär, 18:51:
PISA Test - Spitze
Entfernt man das Bundesland Wien aus der österreichischen Wertung schneiden wir super ab, sind weit vorn dabei. Aber das steht irgendwie nirgends zur Debatte. In Wien ist ein sehr hoher Ausländeranteil (bin bei Gott kein Antisemit oder Rassist), was wiederrum der Grund für das schlechte Ergebnis sein soll.

Quelle: Unterricht :-P 
teacher antwortete am 11. Mär, 18:57:
Es gibt viele Möglichkeiten, PISA (auch positiv) auszulegen. Die Politik und die Medien haben beschlossen, die negativen Seiten zu betrachten - wird schon seine Gründe haben.

ES gibt genug PISA-kritische Leute (z.B. an der Uni Wien), die dringend anraten, PISA-Ergebnisse möglichst zu übersehen. Für unsere Kinder sind ganz andere Werte und Fähigkeiten - die bei PISA nicht vorkommen - wichtig. Das ist auch meine Meinung. 
kapra (Gast) antwortete am 12. Mär, 13:55:
Wer nimmt schon Pisa-Tests ernst an Schulen. Man liest in Zeitungen, wie egal es den Schüler ist und sie das sowieso nicht ernsthaft ausfüllen. Wieso soll Österreich dann im Pisa-Test gut abschneiden?
Außerdem ist Pisa sicherlich nicht die einzige Studie. Und wie wir wissen, gibt es immer sehr viele konträre Studienergebnisse, dass man die Kriterien der Studienverfasser hinterfragen muss. 
GAst (Gast) meinte am 9. Mär, 22:50:
Einfach nur kindisch
Es ist zum Verzweifeln. Gibt es keine vernünftigen Lehrer mehr?

Anstatt die Aufbruchsstimmung zu nutzen - wahrscheinlich könnten jetzt engagierte Lehrer besonders viel erreichen - statt dessen nur stupides Blockieren.

Ist dieses destruktive Verhalten Voraussetzung für den Lehrberuf oder erlernt man das im Schnupperjahr.

Ihr könnt Euch an nichts mehr erfreuen und wundert Euch über BurnOut - Fälle. Dies liegt aber nicht am jetzt verlangten etwas effizienteren Arbeiten, sondern an Eurer Einstellung!
Schaut Euch um, die Menschen die Kurzarbeiten, wirkliche Gehaltskürzungen, Arbeitslose - keine von denen sind so verdrossen wir ihr und die haben es weit schwerer.

Ihr seid Dienstleister an den Kindern - bedenkt dies in eurem Handeln und hört auf mit dem Raunzen..

Wenn ihr zum Arzt geht wollt ihr auch nicht wissen, welche Krankheiten oder sonstige Befindlichkeiten er hat. Ihr wollt bestmöglich bedient werden - also macht es auch so bei den Kindern!

Es tut mit leid es zu müssen aber Lehrer ihr seid wirklich ein eigenartiges Volk. 
BIA (Gast) antwortete am 9. Mär, 23:43:
Seltsamer Ansatz.
@ gast

Wo ist die Aufbruchsstimmung (bzw. warum sollte sie da sein?) und warum können jetzt engagierte Lehrer besonders viel erreichen?

Ansonsten ist das posting unter jeder Kritik und keinen weiteren Kommentar wert. 
Gast (Gast) antwortete am 10. Mär, 08:28:
@BIA
wieso ist das Posting unter jeder Kritik? Fühlen sie sich auf den Schlips getreten?

Es kommen seitens der Lehrerschaft keine Sachargumente - nur
eigenartige Reaktionen mit niedriger sozio-emotionaler Intellegenz.

Wenn man dies anspricht, kommen solche Reaktionen wie von BIA anstatt Selbstreflexion warum man wie Kinder in der Trotzphase regiert.

So, liebe Lehrer, verspielt ihr jedes Verständnis. 
yonosequepasara antwortete am 10. Mär, 08:31:
@gast: Grad nur interessehalber: Kennen Sie einen Lehrer, eine Lehrerin persönlich, privat?
Ich nehme an, nein. 
sowai (Gast) antwortete am 10. Mär, 14:02:
@gast:
" Schaut Euch um, die Menschen die Kurzarbeiten, wirkliche Gehaltskürzungen, Arbeitslose - keine von denen sind so verdrossen wir ihr und die haben es weit schwerer."

Sicher? Ein kleines Beispiel aus eigener Erfahrung:
in einem meiner ehemaligen Jobs wurde, in Einvernehmen mit den Gewerkschaften, beschlossen, von heute auf morgen 1 € / Stunde weniger zu bezahlen. Wem es nicht paßt, der kann ja gehen. Punkt. So einfach ist das.
Nun, die wenigsten sind gegangen. Die Reaktion der meisten auf diese Lohnkürzung:
Wenn es keine leistungsgerechte Bezahlung gibt, gibt es eben bezahlungsgerechte Leistung.
Plötzlich brauchte jeder (bis auf ganz wenige Ausnahmen) viel mehr Zeit für die selbe Arbeit. Man bewegt sich eben langsamer, überlegt länger, macht mehr Fehler, deren Ausbügeln wieder mehr Zeit braucht.
Und vor allem "Dienst nach Vorschrift". Alle vorher freiwillig erbrachten Zusatzleistungen (und viele verstehen auch Mitdenken darunter) wurden ersatzlos gestrichen.
Aber: "keine von denen sind so verdrossen wir ihr".
Der Eindruck kann für Außenstehende durchaus entstehen. 
BIA (Gast) antwortete am 10. Mär, 17:23:
@gast
@gast

Vorausschickend: meine Lehrverpflichtung beträgt normalerweise 25 Stunden, im Moment hab ich 3 Abschlagstunden, weil ich in der Schulentwicklung ein reformpädagogisch orientiertes Gesamtkonzept aufsetze und erprobe. Schulentwicklung ist mein Thema und Schule ist mein Ding. Ich arbeite mit all den schönen Dingen, die da sind, von Laptops bis zur Projektarbeit bis zu ...been there. Done that. Have the T-shirt. Was ich nicht schaffe, ist maßgeschneiderter individualisierter Unterricht. Das geht über meine Kraft und Zeit. Ich arbeite eng mit unseren Sozialpädagogen zusammen und bin über ein Projekt in Kontakt mit innovativen Schulen weltweit. Ich habe schon Schülerkotze aufgewischt, mir ihren Liebeskummer angehört, sie in die Notaufnahme gefahren und dort mit dem Arzt verhandelt, am Samstag und Sonntag Theater mit ihnen gespielt und ihnen die indirekte Rede im Englischen beigebracht. Ich habe selbst ein Kind und weiß, welche Probleme es an seiner Schule gibt. Ich will, dass Schule besser wird und ich arbeite hart dafür. Ich weiß also, denke ich, wo die Schule, die Schüler und die Lehrer der Schuh drückt und kämpfe in vieler Hinsicht dafür, dass er etwas weniger drückt.

Das mail arbeitet mit Unterstellungen und bringt genau kein einziges sachliches Argument. Als jemand, der gut 50 Stunden in der Woche in und für Schule arbeitet, kotzen mich solche Kommentare ehrlich an.
Aber da Gast so offensichtlich verwundert ist, dass ihm nicht ein lautes "Hurra, Ihr mail hat mir die Augen geöffnet! Ich übler Wicht! Ach! Lasst mich doch noch 10 Stunden mehr übernehmen!" entgegenschallt -
Naja, gehn wir's halt mal durch.

Gibt es keine vernünftigen Lehrer mehr?
=> Heißt: Offensichtlich seid ihr alle unvernünftig, wie käme ich denn sonst auf die Idee.

stupides Blockieren.
=> Heißt: was ihr macht, ist dumm. Ihr wollt keine positiven Veränderungen.

destruktive Verhalten
=> no comment

Ihr könnt Euch an nichts mehr erfreuen
=> heißt: alle Lehrer sind freudlose Grantler

jetzt verlangten etwas effizienteren Arbeiten
=> heißt: ergo: jetzt arbeitet ihr ineffizient

, sondern an Eurer Einstellung!
=> heißt: falsche Einstellung habt ihr auch noch, selbst schuld.

Schaut Euch um, die Menschen die Kurzarbeiten, wirkliche Gehaltskürzungen, Arbeitslose - keine von denen sind so verdrossen wir ihr und die haben es weit schwerer.
=> heißt: alle sind viel ärmer als ihr, aber nur ihr nörgelt (natürlich unberechtigt).

hört auf mit dem Raunzen..
=> heißt: ihr raunzt

Wenn ihr zum Arzt geht wollt ihr auch nicht wissen, welche Krankheiten oder sonstige Befindlichkeiten er hat. Ihr wollt bestmöglich bedient werden - also macht es auch so bei den Kindern!
=> heißt: ihr behandelt unsere Kinder nicht gut

Es tut mit leid es zu müssen aber Lehrer ihr seid wirklich ein eigenartiges Volk.
=> no comment

WO IST HIER EIN EINZIGES SACHARGUMENT?
Das Posting strotzt nur so von Verallgemeinerungen, Unterstellungen, und, wie Sie zu sagen belieben, "niedriger sozio-emotionaler Intelligenz".
Auf die Frage in meinem Posting haben Sie auch nicht geantwortet.

Ich verschwende hier sicherlilch Zeit, aber noch einmal:
Was Schule braucht, ist Arbeit an 5 Säulen:
- Lehrer: kontinuierliche Fortbildung und Begleitung, Zeit und Strukturen für Arbeit im Team.
- Schüler: Kompetenzorientierung! Zeit! Ansprechpartner! Hilfe! Individualisierung!Umgehen mit Eigenverantwortung lernen.
- Unterricht: kompetenzorientierter, projektorientierter,individualisierter. Vielfalt, Zurückschrauben des Frontalunterrichts -> der hat ganz viel zu tun mit übervollen Lehrplänen
- Raum: Lernumgebungen, die unterschiedliche Arbeitsformen erleichtern
- Zeit: Zeit und Strukturen, um gemeinsam zu arbeiten. Damit ist nicht gemeint: mehr Freizeit, sondern mehr in der Schule verbrachte Teamzeit; gemeinsame Vorbereitung, gemeinsame Arbeit als Teamteacher.

Zeit und Strukturen make or break it. Und Zeit und Strukturen müssen von "oben" festgelegt werden, NICHT von "unten" in Selbstausbeutung wie sonst auch immer halbwegs zusammengestoppelt werden.

Und ich wüsste immer noch gerne
a) wo und warum jetzt große Aufbruchsstimmung herrschen sollte und
b) warum gerade jetzt engagierte Lehrer besonders viel weiterbringen können sollten.

Und jetzt weiter, mein Arbeitstag ist noch lange nicht vorbei.

Liebe Grüße an alle, die sich auch heute wieder der Situation an der Schule gestellt haben. :-) 
teacher antwortete am 10. Mär, 20:59:
DAnke BIA - allein dieses Mail lässt großes Engagement erkennen. 
Atrazin (Gast) antwortete am 11. Mär, 20:31:
BRAVO!
Volle Zustimmung - aber jetzt bastel ich weiter am Lehrplan für unseren neuen Ausbildungsschwerpunkt. Gleich kommen die Kollegen der zuständigen Arbeitsgruppe! Freu' mich schon. 
teacher antwortete am 11. Mär, 21:25:
Solche Schulentwicklungsprojekte (?) haben uns viel Zeit gekostet (aber auch Hoffnúngen geweckt) - jetzt haben wir das ganz eingestellt. Keine (autonomen) Mittel dafür, keine Chance auf Umsetzung, kein Interesse mehr. Die Leute + Politiker sehen uns lieber in den Klassen stehen ... die Arbeit ausserhalb der Klasse sieht niemand, glaubt niemand, respektiert niemand. Tragisch. 
kapra (Gast) antwortete am 12. Mär, 15:02:
Ein selbständiger Unternehmer macht auch seine Arbeit zu Hause. Trotzdem glauben alle er arbeite mindestens 60 Stunden in der Woche. Selbst das ist nicht bei jedem so ;-)
Das Bild in der Öffentlichkeit wird von den Medien sehr stark geprägt. Und viele Menschen verlassen sich darauf und sind nicht gewillt zu recherchieren. Man könnte durchaus in der Schule immer wieder betonen, dass Zeitungen auch "absichtlich schwindeln", um die Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben. Der kritische Blick auf Medien wird auch von verschiedenen Lehrern gelehrt. Nicht jeder Schüler lernt das für sein Leben und vergisst das nach seiner Schulbildung. 
tonja (Gast) meinte am 10. Mär, 02:52:
ganz recht: so nicht!!
ich hab mir bis vor kurzem keine wirklichen gedanken über diese reform da gemacht. und NICHT NACHGERECHNET. nachdem ich letztens ein gespräch mit einer jungen intelligenten angehenden lehrerin hatte, wurde da auch mir so einiges klar. sie hats mir s/w vorgerechnet: typische AHS mit 80 lehrern -> 6 junge, frische, ambitionierte lehrer müssen gehen; die alten bleiben. denn was ist schon schlimmer - die jungen, oder die alten, die sich auskennen u aus den verträgen nicht rauszudenken sind, raushauen?

Die Antwort ist leicht und das Gegenteil von einer "RETTUNG". leute, die vielleicht eher eine stunde weniger bräuchten, haben statt dessen zwei mehr; durchschnittlich also eine klasse, und seien wir uns ehrlich, auch durchschnittlich 30 schüler.

und ich sage nicht, dass eingesessene lehrer alle gegen junge ausgetauscht werden müssten - ganz und garnicht!!!! motivierte lehrer gibt es gott sei dank in jeder alters- und erfahrungskategorie noch genug.

noch. 
teacher antwortete am 10. Mär, 21:02:
Ich gehöre ja zur älteren, pragmatisierten Generation. Wir können uns auf Dienst nach Vorschrift zurückziehen - aber das ist furchtbar frustriend, für alle.
Wenn wir in die Zukunft schauen, dann sehe ich, dass niemand Engagierter mehr Lehrer werden will, weil man mit diesen Bedingungen nicht zufrieden leben kann. Da wird sehr viel Milch verschüttet. 
steppenhund meinte am 10. Mär, 16:31:
Eigentlich wunderbar!
Gehört aber auch gehörig kommuniziert! Und auch weitere Aktionen dieser Art sollten gesammelt werden.
In Wirklichkeit geht es doch um Folgendes: was aus Engagiertheit sowieso über die Pflicht hinaus geleistet wird, wird nicht beachtet. Nicht nur von Politikern, auch von den Eltern, werden die Lehrer als "Obizahrer" angesprochen.
Ich weiß nicht, wie die prozentuelle Verteilung zwischen engagierten und bereits resigniert habenden Lehrern aussieht.
Aber die Frage steht sichtbar im Raum:
"Mit demotiviertem Lehrpersonal wollt ihr bessere PISA-Ergebnisse erreichen?"
Wird nicht funktionieren, sage ich. Das Gehirn, das Denken, die kreative Gestaltung funktioniert nicht durch "mehr Druck". Eine Ausnahme gibt es allerdings. Viele heute berühmte Künstler sind praktisch verhungert und haben unter höchstem Existenzdruck die größten Kunstwerke geschaffen. Sollte das das Vorbild für unsere Bildungspolitik sein? 
yonosequepasara antwortete am 10. Mär, 16:32:
So wie manche Pflanze kurz vor dem Eingehen nochmals eine Blüte rausdrückt....
:-) 
teacher antwortete am 10. Mär, 21:05:
Wir sind keine Künstler, bloß Bildungssozialsarbeiter. Unter Druck funktionieren wir gar nicht gut - das geht gar nicht. Bei den Schülern ist das allen klar, bei den Lehrern scheinbar nicht. 
steppenhund antwortete am 10. Mär, 21:09:
Lehrer sollen auch länger halten als ein Schubert oder ein Van Gogh! 
teacher antwortete am 10. Mär, 21:41:
... und mein Ohr brauch ich noch :-) 
Daniel (Gast) antwortete am 10. Mär, 23:46:
Der Vergleich mit den Künstlern ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Aber Hungerkünstler wie das arme Dorfschulmeisterlein möchte ich dann doch nicht sein... 
.peter (Gast) meinte am 11. Mär, 15:54:
Amoklauf
Bin gespannt, ob der teacher was dazu bringt. So ein gut gelesener Blog könnte gerade in dieser Sache ein Leuchtfeuer der Vernunft in den kommenden Tagen werden, wo sich haarsträubende "Experten" sich über die Gründe auslassen werden. Schließlich muss ja jemand Schuld sein (außer der Täter, natürlich).

Ach, und es gibt auch Opfer? Ich dachte es gibt nur Killerspiele und StudiVZ-Mobbing. 
teacher antwortete am 11. Mär, 18:25:
Ich mache mir Gedanken darüber, weil es kein Einzelphänomen mehr ist, fast schon eine "Mode". Warum Jugendliche, warum in der Schule, warum Burschen, warum höchste Gewalt?

Ich traue mir noch keine Meinung zu - aber danke für die freundliche Einladung. 
Daniel (Gast) antwortete am 11. Mär, 23:38:
Wo bleibt die Gefahrenzulage für Lehrer?
Um einen Kontrapunkt zur aktuellen Nachrichtenlage zu setzen, habe ich heute bewusst und im Vollbesitz aller meiner geistigen Kräfte die Grillsaison auf meiner Terasse eröffnet! 
teacher antwortete am 12. Mär, 13:25:
Motto: stay cool 
nobody (Gast) antwortete am 13. Mär, 10:07:
@ Teacher
Zunächst einmal möchte ich mich als regelmäßiger "stiller Mitleser" outen, der bisher hier noch nichts kommentiert hat, aber das Blog seit seinem ersten Besuch komplett "nachgearbeitet" und regelmäßig vefolgt - ein ganz herzliches "Danke" an den Teacher für viele neue Denkanstöße.
"Ich traue mir noch keine Meinung zu "
...Diese Einstellung zeigt dich einmal mehr als jemand der selbst nachdenkt, und nicht sofort auf einen der sowieso schon schnell und überfüllt genug vor sich hindonnererndes Züge der vermeintlichen Experten aufspringt, die ein alleiniges Heil in der sofortigen Verschärfung von Gesetzen und Verboten sehen.

"Warum Burschen..." fragst du? Da ist mir spontan ein artikel eingefallen , den ich schon vor Jahren irgendwo im Netz gefunden hab und der mich hat heftig nachdenken lassen, eventuell spielt das auch in diesem Fall mit rein. Ich hab ihn sogar wiedergefunden und möchte dir gerne den Link dalassen:

http://www.violence.de/prescott/bulletin/article-d.html

Vielleicht interessiert es dich ja und bringt dich in deiner Meinungsbildung ein Stück weiter.

Best regards,
nobody 
teacher antwortete am 14. Mär, 20:43:
Danke für die Rückmeldung und den Link.

Ich glaube, den Artikel von Prescott muss man aus US-amerikanischer Prüderie heraus verstehen, aber die Grundidee scheint mir sehr plausibel: Liebe (in verschiedener Form) verhütet Gewalt (in verschiedener Form). So einfach wäre die Welt, und so schön. 
 

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