Idoru meinte am 8. Mär, 18:01:
kurze verständnisfrage: warum genau haben die organisatoren das projekt abgeblasen? allein wegen der aussagen der frau minister? oder gab es noch andere gründe?
teacher antwortete am 9. Mär, 08:30:
Es geht um die Sparmaßnahmen von der Regierung: Die Lehrer müssen zwei Stunden mehr in den Klassen arbeiten und sollen dafür bei der Vor- und Nachbereitung einsparen. Das wirkt sich so aus.
Idoru antwortete am 9. Mär, 09:17:
ja, das wußte ich schon. ich meinte eigentlich, diese derzeit diskutierten maßnahmen waren der einzige grund, um ein fertiggeplantes projekt fallen zu lassen?
Anonymous (Gast) antwortete am 9. Mär, 10:54:
Doch nocht nicht fix?
Bei uns in der Schule wird uns klar gemacht, dass sich das Vorhaben von Frau Unterrichtsministerin nicht durchsetzen wird. Unser Direktor, der auch in der Gewerkschaft tätig ist, hat unbefristetes Streiken vorhergesagt, sollte es wirklich hart auf hart kommen.Weiß nicht wie die Stimmung bei euch ist, aber hier bei uns siehts derzeit überhaupt nicht so aus, als wäre es schon so gut wie beschlossen?
sowai (Gast) antwortete am 9. Mär, 13:26:
"who is John Galt?"auch wenn Ayn Rand im deutschsprachigen Raum nahezu unbekannt ist (jenseits des großen Teiches allerdings das Buch, das nach der Bibel die Menschen am meisten beeindruckt und geprägt hat), "Atlas shrugged" beantwortet genau solche Fragen. Wie funktioniert Demotivation, selbst wenn sie angeblich noch so nötig ist? Kann ich jedem, vor allem Etatisten und Politikern, nur empfehlen.
Wirklich schade um die Computerklassen, aber absolut verständlich.
teacher antwortete am 10. Mär, 20:15:
@Idoru: Ja. Beides geht nicht - innovativ arbeiten + vorbereiten und gleichzeitig länger in der Klasse stehen.@Anonymous: Die Stimmung ist gereizt und depressiv - wir glauben, dass es zu dramatischen Einschneidungen kommt.
aiiiia antwortete am 10. Mär, 20:45:
ausrede.
teacher antwortete am 11. Mär, 18:14:
Ausrede wofür?
Lektor (Gast) antwortete am 12. Mär, 01:34:
@sowai
Zu Atlas Shrugged:"This is not a novel to be tossed aside lightly. It should be thrown with great force" -Dorothy Parker
aiiiia antwortete am 12. Mär, 12:53:
ausrede dafür, das projekt so kurz vor dem start abzuwürgen.in meinen augen ist das eine reine trotzreaktion und das finde ich bei erwachsenen - vor allem solchen mit vorbildfunktion - extrem unpassend.
trotzreaktionen, dienst nach vorschrift, streik etc. sind in der freien marktwirtschaft legitime mittel um interessen durchzusetzen - in einem so sensiblen umfeld wie der schule haben sie nichts zu suchen, erst recht nicht in der momentan geübten art und weise.
sämtliche abwehrreaktionen gehen auf kosten der schüler - von einem einfachen verlust von zwei streikstunden (werden die eigentlich nachgeholt oder wird der jahresstoff einfach reduziert?) bis hin zur möglichkeit, noch enger verknüpft mit edv und neuen medien aufzuwachsen und zu lernen.
in der wirtschaft hat eine derartige arbeits- und leistungseinstellung eine ganz einfache auswirkung:
schlechte ergebnisse.
aber wenn das in der wirtschaft passiert, dann sind diese ergebnisse eben handies mit schlechtem empfang, ungründlich geputzte fenster oder sinkende verkaufszahlen.
in einer schule geht es aber um mehr:
Sie haben mit Ihrem beruf verantwortung übernehmen. Sie müssen vorbild sein. Sie entscheiden über die qualität der bildung von jungen menschen, über zukunft.
aber die lehrer, die momentan am lautesten schreien, tun alles das nicht. sie sind ein schlechtes vorbild, sie blocken präventiv, sie weigern sich verantwortung zu übernehmen und: sie schaden ihren schülern, den kunden, arbeitgebern, politikern, umweltschützern und nobelpreisträgern der zukunft und haben nicht einmal konsequenzen dafür zu erwarten.
teacher antwortete am 12. Mär, 13:30:
Warum haben sich diese Leute vorher wochenlang auf dieses EDV-Abenteuer vorbereitet und gefreut? Sie sagen, dass sie nicht zwei Sachen gleichzeitig tun können. Sich nicht vorbereiten und in den Klassen mit Software arbeiten, das wäre sinnloses Herumsurfen. Aber ein gutes Porgramm zu beherrschen, das braucht viele Stunden an Vorbereitung. Lieber darauf verzichten, als blöd herumdilletieren, dazu stehe ich.
yonosequepasara antwortete am 12. Mär, 13:31:
@aiiia:Ich darf hinterfragen: Lehrer werden darf also nur derjenige, der bereit ist, seine eigenen Ansprüche an seine Arbeit, sein Leben bedingungslos am Altar der Bildung zu opfern?
Außerdem malen Sie wieder trefflich das Bild des immer faulen, sich nur auf das Nötigste beschränkenden, immer urlaubenden Lehrer, der Zeter und Mordio schreit, wenn es an seine eifersüchtig gehüteten Privilegien geht.
Ich behaupte: denjenigen, die schon immer nur das Notwendigste taten, oder schon lange "geistig emigriert" sind, die zucken nur mit den Schultern.
Wirklich aufregen kann sich da nur jemand, der mit Herzensblut und einer Vision am Werken ist und nun sein Wirken gefährdet sieht.
Und die Aufregung ist notwendig: Denn nur sie hat das Potential, an die Öffentlichkeit zu dringen und Problembewusstsein zu schaffen. Wer im Stillen wirkt und bis zum Umfallen arbeitet, dem wird es nie gedankt.
Die Verantwortung für die Bildung liegt bitteschön beim STAAT (das sind wir alle, wenn ich mich richtig erinnere?): Er hat die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen und lenkend, steuernd einzugreifen.
Ich hoffe, jemand schafft es einmal, diese ganze Debatte etwas zu entmystifizieren.
aiiiia antwortete am 12. Mär, 13:57:
@ teacher:wenn ich wirklich überzeugt bin von der qualität des projektes, dann schaffe ich es zumindest einen teil davon umzusetzen. wenn ich offensichtlich viel arbeit und herzblut in die sache gesteckt habe, dann beschäftige ich mich eben in meiner vorbereitungszeit eben 2 stunden weniger mit den laptops.
das ist keine schwarz-weiß-frage in puncto möglichkeit, sondern eine einstellungsfrage in puncto wollen.
@yonosequepasara:
meine absicht war es nicht, ein lehrerbild zu malen.
ich hatte viele tolle lehrer, deren leistung ich sehr zu schätzen weiß. ich bin mir bewusst, dass diese lehrer viel zeit und nerven in die qualität ihres unterrichts investiert haben und bin dafür sehr dankbar.
dennoch habe ich den eindruck dass momentan diejenigen am lautesten schreien, bei denen die diskrepanz zwischen kommunizierter und erbrachter leistung am größten ist.
natürlich kann man aber den beruf des lehrers nicht auf hyperintelligente mutter theresas mit einem dr. in psychologie und soziologie beschränken.
aber die verantwortung für bildung gänzlich in richtung des diffusen konstrukts "staat" abzuschieben, wird den lehrern nicht gerecht.
dafür sind lehrer zu wichtig und haben im guten wie im bösen bereits bewiesen, dass sie doch einen großen einfluss haben.
(vgl: für gesundheit ist auch der staat zuständig, trotzdem ists fein wenn wir gute ärzte haben)
ich lasse ja gerne bezüglicher aller schmied-vorschläge mit mir reden, aber ich finde es wahnsinnig traurig dass die beiden im beitrag besprochenen organisatoren aufgrund von befindlichkeiten den schülern ein tolles unterrichtselement verweigern.
yonosequepasara antwortete am 12. Mär, 14:05:
Staat: Nicht umsonst habe ich in Klammer angemerkt: das sind wir alle. Einerseits geht es um den Stellenwert von Bildung im Gesamten (Budget, Gesetzgebung), andererseits auch um eben das angesprochene Bild des Lehrers in der Öffentlichkeit. Das wirklich Fiese ist ja der starke emotionale Anteil am Thema Bildung. Das erschwert eine sachliche und lösungsorientierte Diskussion. Und das betrifft beide Seiten. Wie jetzt der Vorwurf des "Täuschungsmanövers".Ich stimme zu, dass es sehr schade ist, dass das gegenständliche Projekt nun nicht stattfindet. Allerdings kann ich es nur allzu gut nachvollziehen. Das Frustpotential ist irgendwann ausgeschöpft, und man muss sich ernsthaft fragen: "Bin i deppert?"
bia (Gast) antwortete am 12. Mär, 21:57:
@aiiia
@aiiiiaIch beschäftige mich viel mit Reformpädagogik. Da geht gar nichts ohne Engagement, klar. Aber Direktoren an reformpädagogisch orientierten Schulen sagen auch ganz deutlich: die Basis ist die Struktur. Wenn ich will, dass Lehrer zusammenarbeiten, muss ich die Zeit dafür freischaufeln. Ich muss die Strukturen schaffen.
Hier passiert offensichtlich das Gegenteil: das Engeagement ist da, die Strukturen nicht, ja, die bestehenden Strukturen haben sich auch noch verschlechtert. Dass da die Lehrer die Reißleine ziehen, wissend, dass unter den Umständen der Wirkungsgrad ihrer Arbeit nur relativ gering sein kann, wundert mich nicht.
undiszipliniert (Gast) antwortete am 12. Mär, 23:21:
Ich habe lange gewartet und mich zerreißt es letzendlich bei dieser Diskussion, aber ich gebe aiiiia Recht. Wo bleibt die Überzeugungskraft und wo der Kampf um besssere Strukuren? Im "Nicht-machen?" und der Angst, wenn das nach außen dringt, sind wir noch mehr faul?