Der alte Schüssel hat es schon vor zwei Jahren gewusst: Das Volk hat falsch gewählt. Das muss er korrigieren.
Jetzt vermuten es die anderen auch: Die Jungen haben falsch gewählt. Rechts nämlich. Das müssen wir korrigieren.
Nicht nur die Schwarzen, sondern auch die Roten und Grünen haben eine seltsame Form von Demokratieverständnis entwickelt: "Wenn uns die nicht wählen, dann haben sie uns nicht verstanden."
Sie fordern: Mehr Politischen Unterricht für die Jugend. Umerziehung, praktisch.
Was wäre, wenn alles anders ist?
Meine SchülerInnen wissen, was Deregulierung, Liberalismus und Integration bedeuten. Sie können Europäischen Rat von Kommission unterscheiden. Sie kennen Clubzwang, bezahlten Lobbyismus und Wählermanipulation.
Ich wette, dass sich niemand so gut mit Politik auskennt, wie unsere Gymnasiasten. Nicht die Pensionisten, nicht die Hackler und nicht die Hausfrauen.
OK, dann gibt es Junge, die sich gar nicht auskennen und gar nicht interessieren. Diese Leute hat Strache&Co. dort abgeholt, wo sie sind: Mit Rap und Bier in der Disco.
Aber weil die Jugend jetzt blöderweise mehr blau und orange wählt als rot, schwarz oder grün, muss sie umgeschult werden.
Überlegt euch was anderes, liebe Politiker! Was Gscheites. Einmal.
Jetzt vermuten es die anderen auch: Die Jungen haben falsch gewählt. Rechts nämlich. Das müssen wir korrigieren.
Nicht nur die Schwarzen, sondern auch die Roten und Grünen haben eine seltsame Form von Demokratieverständnis entwickelt: "Wenn uns die nicht wählen, dann haben sie uns nicht verstanden."
Sie fordern: Mehr Politischen Unterricht für die Jugend. Umerziehung, praktisch.
Was wäre, wenn alles anders ist?
Meine SchülerInnen wissen, was Deregulierung, Liberalismus und Integration bedeuten. Sie können Europäischen Rat von Kommission unterscheiden. Sie kennen Clubzwang, bezahlten Lobbyismus und Wählermanipulation.
Ich wette, dass sich niemand so gut mit Politik auskennt, wie unsere Gymnasiasten. Nicht die Pensionisten, nicht die Hackler und nicht die Hausfrauen.
OK, dann gibt es Junge, die sich gar nicht auskennen und gar nicht interessieren. Diese Leute hat Strache&Co. dort abgeholt, wo sie sind: Mit Rap und Bier in der Disco.
Aber weil die Jugend jetzt blöderweise mehr blau und orange wählt als rot, schwarz oder grün, muss sie umgeschult werden.
Überlegt euch was anderes, liebe Politiker! Was Gscheites. Einmal.
teacher - am Montag, 6. Oktober 2008, 08:04
PeZwo meinte am 6. Okt, 08:49:
Guter Beitrag.Ich sprach kürzlich mit einem gerade erst 16-jährigen Mädchen, welches auch Blau gewählt hat. Auf meine Frage warum kam die Antwort: "wegen der Ausländer. Wannst fortgehst, de Türken san des letzte, so unguat..." Auf genaueres Fragen kam die Antwort, dass diese sich gegenüber Mädchen aufdringlich und Jungen aggressiv verhalten.
Damit kommt sie jedes Wochenende beim Fortgehen unangenehm in Berühung, das bewegt sie und Strache spricht exakt dies an.
teacher antwortete am 6. Okt, 19:50:
Höre ich auch von Burschen!Das kann man nicht einfach schönreden.
vbernd (Gast) meinte am 6. Okt, 09:12:
word
sehr richtig - mir kommt auch immer die galle hoch wenn ich solche arroganten, vereinnahmenden aussagen höre/lesenicht dass ich das wahlergebnis gut finden würde, aber es ist zu respektieren. punkt.
teacher antwortete am 6. Okt, 19:52:
Respektieren, genau. Aber jetzt gehen sie her und erklären einfach: "Die sind halt zu dumm zu wählen. Wir müssen sie richtig erziehen." Das ist wohl das Gegenteil von Respekt.
campino (Gast) antwortete am 7. Okt, 00:06:
Nicht nur in Österreich, die Berliner können das auch ganz gut. Und die bayrische SPD feiert, als hätten sie die Wahl gewonnen. Dabei haben sie 1% verloren. Gefeiert wird, dass die CSU 20% verloren hat. Und wer hat die bekommen? Richtig. Aber darüber verliert niemand ein Wort, berichtet wird, dass die CSU zum ersten Mal in der Geschichte der BRD keine absolute Mehrheit in Bayern hat...PS: Der Fairness halber muss man sagen, dass die 20% nicht vollständig an rechts gegangen sind, FDP, FW und Grüne haben auch was bekommen.
Außerdem sind die deutschen Rechten nicht in zwei, sondern in 10- 15 Parteien organisiert, viele davon sind an der 5%- Hürde gescheitert und die anderen haben dann zusammen auch nicht mehr soviel...
Lektor (Gast) antwortete am 8. Okt, 15:40:
Mehr Fairness
"viele davon sind an der 5%- Hürde gescheitert"Wenn du mit "viele" "alle" meinst ist das wohl richtig. Bei der Landtagswahl liefen sämtliche Rechten unter Sonstige mit zusammen knapp 6%.
Den größten Batzen des CSU Verlusts erhielten die Freien Wähler (+6,2%), Sonstige (also inklusive Rechte) hatten nur einen Gewinn von +0,7%
Markus Finster (Gast) antwortete am 9. Okt, 10:35:
Ich unterstelle 99% der Wählerinnen und Wähler, dass sie wissen, wen oder was sie da wählen.Insofern respektiere ich das Wahlergebnis natürlich.
walküre meinte am 6. Okt, 11:07:
Das ist es,
was mich schon seit vielen Jahren an der österreichischen Innenpolitik so sehr stört: Trotz Stimmenverlusten werden Wahlsiege gefeiert und wer sich irrt, ist grundsätzlich der Wähler, niemals der/die Politiker oder die Partei als solche. Diesen arroganten Ignoranten möchte man zurufen, dass jede Krise auch eine Chance ist, sofern man die Signale zu verstehen gewillt ist, aber nein, es wird stur an dem festgehalten, was sich seit Jahrzehnten eingespielt hat. Ich hab immer mehr den Eindruck, in der Politik gehts so materiell zu wie einem Schweinestall, wenn Futter in den Trog kommt: Am Trog zu bleiben, ist alles, was zählt, die Gemeinschaft ist nichts wert in diesem Moment.
teacher antwortete am 6. Okt, 19:59:
Würden wir das anders machen? Wenn WIR am Trog wären? Ich denke, wir könnten gar nicht anders ...
campino (Gast) antwortete am 7. Okt, 00:09:
Beruf: Bundestagsabgeordneter. Beispiel: Frank Schwabe, MdB und Phillip Missfelder, ebenfalls MdB. Beide haben eine Ausbildung in der Parteizentrale ihrer jeweiligen Partei gemacht. Geeignet sind die nur als Politiker oder als Verwaltungsmitarbeiter. Was soll so jemand den machen? Abwahl bedeutet das Ende der beruflichen Existenz.
derfinsterling antwortete am 9. Okt, 10:41:
Was ist ein Sieg?
Wenn einer erster wird, auch wenn er 20% verliert - ist das nicht trotzdem ein Sieg? Eine relative Mehrheit hat immerhin für den Kandidaten, für die Partei gestimmt.Stimmenanteile verlieren, ohne erster zu werden - das ist sicher eine Niederlage. Wurde aber auch von keinem der "Wahlverlierer" bestritten.
VP: "Katastrophales Ergebnis."
Grüne: "Eine Enttäuschung."
Ob man aus dem Wahlergebnis lernt oder nicht ist dann eine andere Frage.
steppenhund meinte am 6. Okt, 11:57:
Es klingt irgendwie wie off topic. Gestern war Molterer im Fernsehen - und sichtlich entspannt.Dass er kein Spitzenkandidat sein konnte, liegt auf der Hand. Dass Jeannee in der Kronenzeitung Van der Bellen mit 64 Schnarchsackjahren bezeichnet, zeigt ebenfalls eine bestimmte politische Form auf.
Was Walküre vom Futtertrog schreibt, stimmte zu allen Zeiten, nur fällt es jetzt besonders stark auf, weil es Gegenparteien gibt. Ungeliebte Gegenparteien.
Dass mit der Ausländerproblematik bei jungen WählerInnen gepunktet werden kann, liegt an unserem bisherigen Umgang damit. In Berlin wundere ich mich immer, wie freundlich sich die ethnisch anderen Gruppen verhalten - trotz entschiedener Gegensätze.
Dem Mädchen glaube ich, dass es sich bedrängt fühlt. Mich ärgert bereits der Tonfall mit "Ey", der ja zusätzlich noch im Fernsehen kultiviert wird.
Agression erzeugt Agression, und das in einer eskalierenden Form.
Wir müssen uns allerdings bewusst werden, dass es nicht so sehr der "Rechtsruck" per se ist, an den ich persönlich gar nicht so sehr glaube, sondern das Verlangen nach einer "starken Hand". Das nimmt immer mehr zu. Und das ist deswegen beängstigend, weil es durch die heutige Medienpolitik noch begünstigt wird. Jeder Politiker wird herunter gemacht. Das wird solange weiter gehen, bis es sich ein Politiker nicht mehr gefallen lässt. Welcher Coleur der dann ist, kann man sich ausdenken...
teacher antwortete am 6. Okt, 20:09:
Ich kenne diese Jugendlichen nicht, die sich eine "starke Hand" wünschen, die leben in unserer Volltoleranz sehr gemütlich. Ich glaube, die Jungen wählen das alte System ab, weil es versagt hat.
Das Problem mit den Medien ist wirklich umfassend. Ich bin da sehr kritisch, weil ich erlebe, dass meine SchülerInnen von den Medien unglaublich (!) stark (!) geprägt werden. Aber da weiß ich einfach keine Lösung ...
derfinsterling antwortete am 9. Okt, 10:44:
Sind sich die Jugendlichen des "alten Systems" überhaupt bewusst?Zählen für den Durchschnittsjugendlichen die Verdienste der Großen Koalition nach dem Zweiten Weltkrieg?
Oder zählen die letzten zwei, drei Jahre?
Das Erinnerungsvermögen der österreichischen Wähler scheint generell nicht besonders ausgeprägt zu sein, also würde mich eine bewusste "Systemabwahl" durch die Jugendlichen überraschen.
teacher antwortete am 9. Okt, 13:36:
Klar, das alte Jahrhundert ist vorbei und vergessen. Die Jugendlichen haben keine Parteitreue zu den alten Versorgerparteien aufgebaut, sie wählen, was sich jetzt (und für die Zukunft) anbietet. Aber die letzten Jahre haben sie abgeschreckt.
gulogulo meinte am 6. Okt, 12:10:
wie sagte einst der prächtige bert: da sich herausgestellt hat, dass unser volk eine dumme hammelherde ist, empfehlen wir der regierung, sich ein anderes volk zu wählen.
Matthias (Gast) meinte am 6. Okt, 13:51:
Kennt man schon
Die Österreicher wollen fortführen, was die EU ihnen vorgemacht hat.Referendum zum "EU-Vertrag" (ehem. als Verfassung bekannt) in Irland gescheitert?
Einfach die Wahlen so lange wiederholen, bis das Ergebnis stimmt!
Was richtig und was falsch ist, entscheidet nicht der Wähler, sondern der liebe Politiker der alteingesessenen, man könnte sagen etablierten, Parteien. Diese fahren den Karren immer tiefer in den Dreck und leben in ihren Elfenbeintürmen, von Security und Assistenten wohlweißlich abgeschottet vom realen Leben. Über so manche Aussage von ihnen könnte ich lachen, wenn ich nicht wüsste, dass diese Herrschaften das Staatsvermögen verwalten und die Gesetze machen.
Andersrum wird jeder, der sich um die Sorgen der Bevölkerung kümmert bzw. diese anspricht, sofort als Populist beschimpft. Abgesehen von den sowieso untragbaren Programmen von links- und rechtsEXTREMEN(!): Populismus kommt von Populus, Volk. Was wäre falsch daran, zur Abwechslung mal auf das Volk zu hören? Dem Volk zuzuhören?
Mathias (Gast) antwortete am 6. Okt, 14:12:
Weil das Volk - gelinde gesagt - keine Ahnung hat. Was will das Volk? Weniger Steuern, mehr Subventionierungen. Abgesehen davon dass das rein rechnerisch schon nichts wird, fällt auch kaum jemandem aus dem Volk ein, wie man das am besten bewerkstelligen kann. Da kommt dann eben ein Herr Faymann und will erst mal die Mehrwertsteuer halbieren. Super, da wird dann alles billiger! Und so. Dass dies weder zielführend den ärmeren Bevölkerungsschichten zugute kommt, noch überhaupt irgendein Garant für Verbilligerungen ist (der Markt kann sich die neue Differenz auch einfach einstreichen, keiner ist verpflichtet sie an den Kunden weiter zu geben) scheint den meisten dann aber nicht einzuleuchten - weil sie das Problem sehr einseitig, nämlich bloß von ihrem Standpunkt aus betrachten.Deswegen braucht es Politiker, die über sämtlichen Einzelinteressen stehten und Kompromisse aushandeln, bei denen möglichst jeder zufrieden ist. Nicht, dass jeder Politiker dazu in der Lage wäre - aber die Wahrscheinlichkeit ist bei einem studierten Juristen, Politikwissenschaftler oder Volkswirten doch um einiges höher als wenn plötzlich Herr Maier aus dem dritten Stock die Regierungsgeschäfte übernimmt. Das wäre dann zwar populistisch (völkisch), aber nicht sonderlich zielführend.
Matthias (Gast) antwortete am 6. Okt, 16:04:
Ja, das ist auch wieder wahr, natürlich gibt es keine einfachen Lösungen.Aber leider sind die meisten Politiker eben nicht studierte Juristen, Politikwissenschaftler oder Volkswirte, sondern Lehrer (sorry, teacher ;) ), Beamte, Taxifahrer... also zumindest die Hinterbänkler, die ja ebenso über alles mitabstimmen.
Ich glaube auch, dass die Mehrheit schlichtweg zu dumm oder ungebildet oder zu indoktriniert für die gesamtpolitische und gesamtvolkswirtschaftliche Betrachtungsweise ist. Und ich nehme mich da selbst auch nicht aus! Ich würde behaupten, dass ich etwas Ahnung habe, aber nicht viel. Ich hab weder BWL noch VWL oder Recht studiert. Aber ich sehe, was draußen vor sich geht und was meine größten Sorgen sind. Und ich sehe, dass ich von den führenden Politikern einfach abgebügelt werde.
Hierzulande geht aber auch niemand ehrlich mit der Bevölkerung um. Ich glaube in Schweden war es, da haben die Sozialdemokraten vor der Wahl gesagt: Leute, es wird nicht leicht. Wir stehen vor Problemen. Wir haben Schulden. Wir werden die Steuern erhöhen müssen, aber das ist nötig, um den Haushalt wieder hinzubiegen. Es wird wehtun, aber besser jetzt als doppelt so schlimm in 10 Jahren. Sie haben die Wahl gewonnen.
Mathias (Gast) antwortete am 7. Okt, 02:52:
Stimmt, aber das sind doch nur Marionetten der Partei. Die echten Entscheidungsträger, die vielzitierte "Parteispitze" ist es doch, die die wirklich Politik macht oder zumindest das letzte Wort hat - und die anderen stehen bloß auf, wenn's zur Abstimmung kommt und die Partei sich entschlossen hat, dafür zu sein. Ich bezweifle zumindest stark, dass ein Nationalratsabgeordneter, dessen Kompetenzen beim Taxifahren liegen, bei Budgedplänen oder der Bildungspolitik viel mitzureden hat."Was da draußen vor sich geht" wird von den meisten aber immer nur sehr einseitig gesehen. Vielen Menschen geht es schlecht, sie sehen auch in ihrem direkten Umfeld oder in ihrer Familie, dass dort nicht wenige Fälle von Unzufriedenheit existieren. Aber anstatt sich Lösungen auszudenken oder ganz einfach mal selbst die Dinge in die Hand zu nehmen, wird auf "die da oben" geschimpft, auf die Politiker, die für jedes einzelne Leben in diesem Staat verantwortlich gemacht werden. Das ist einfach und geht schnell, ist aber nicht sonderlich vernünftig.
Klar macht einem die Politik bei der Selbstverwirklichung oft einen Strich durch die Rechnung und ich will die Schuld auch nicht jedem Bürger selbst zuschieben (z.B. wenn wieder mal Pensionen gekürzt oder Sozialversicherungsabgaben erhöht werden), aber so zu tun als wären Politiker prinzipiell abgehobene Wesen, die vom "kleinen Mann" keine Ahnung haben ist schlichtweg der falsche Ansatz.
Ja, Ehrlichkeit vermisse ich auch oft. Leider werden Entscheidungen meist bloß zugunsten von Wählerstimmen gefällt - in der Sondersitzung des Nationalrates kurz vor der Wahl konnte das sehr gut beobachtet werden. Und es sind doch genau die populistischen Entscheide, die deswegen - wegen Beliebtheitswerten - zustande kommen. Kompliziertes verkauft sich eben nicht gut und Probleme offen anzusprechen ebenfalls - außer sie ist grundsolide, wie in Schweden. Dazu fehlt den meisten aber wohl der Mut.
derfinsterling antwortete am 9. Okt, 10:45:
Schweden hat allerdings auch eine ausgeprägtere demokratische Kultur als Österreich.
Nachtblau meinte am 6. Okt, 14:22:
Das ist mal wirklich total anders bei euch als bei uns. Politische Bildung gibts 1 Jahr lang eine Stunde pro Woche. Wer sich nicht privat dafür interessiert, der lernts in der Schule auch nicht.
teacher antwortete am 6. Okt, 21:06:
In Österreich ist polit. Bildung als Unterrichtsprinzip in allen Fächern zu besprechen ... und (neu) im Fach Geschichte und Politik. Die Schüler erfahren genug darüber und wissen auch genug davon.
gulogulo antwortete am 6. Okt, 21:39:
da gab es doch früher den begriff der "geistigen landesverteidigung", soweit ich mich erinnere. vielleicht wird das unterrichtsfach "politische bildung" deshalb so intensiv betrieben.steht da was im lehrplan darüber?
teacher antwortete am 7. Okt, 10:08:
Geistige Landesverteidigung - das hab ich nur beim Bundesheer praktiziert: meist hochgeistig (-prozentig).Davon steht nix im Lehrplan
docdee (Gast) antwortete am 7. Okt, 11:23:
Ich muss Nachtblau leider zustimmen.Ein paar Sachen haben wir der einen Stunde pro Jahr besprochen, aber meistens gings um den Aufbau der Regierung. Was die eigentlichen Probleme sind haben wir nie gelernt.
Wer sich dann nicht wenigstens ein bisschen informiert hat auch keine Lust zu wählen. Wozu auch?
Traurig ist es, dass Demokratie ein langer Weg war, den mittlerweile anscheinend nur noch ~50% der Bevölkerung schätzt. Aber auch hier: Wie soll man die Demokratie schätzen, wenn man bei einer misslungenen Abstimmung nochmal abstimmt? Oder wieso treten bei Prozentverlusten die Leute sofort zurück? Gibts denn heute nur noch Gewinnen oder Rücktritt?
teacher antwortete am 7. Okt, 20:04:
DIESE Demokratie von heute hat ihr Ansehen verspielt, die Parteien haben doch nur mehr intrigiert, gestritten ... wie sollen die Jungen sowas respektieren?
Mathias (Gast) meinte am 6. Okt, 14:27:
Naja, abgesehen davon dass Beschwichtigungsversuche und Rechtfertigungen nach den Wahl bei den Verlierern immer auf der Tagesordnung stehen, muss man natürlich das Ergebnis akzeptieren. Es ist immerhin ein schöner Spiegel der österreichischen Gesellschaft, der einerseits zeigt, dass der Protest gegen eine zweijährige Regierung, die von den Medien künstliche schlecht gemacht wurde, hierzulande offenbar ein beliebtes Wahlmotiv ist, andererseits jene Parteien, die mit plumpen Sprüchen und populistischen Hau-drauf-Lösungen antanzen, in solch einer Zeit von vielen Österreichern geradezu vergöttert werden. Viel mehr habe ich mir von Österreich auch nicht erwartet (der Protestruck hätte ja auch nach links gehen können, aber wie gesagt, so etwas erwarte ich mir hier gar nicht), und manchmal gibt es Momente, wo ich mir wirklich eine Regierungsbeteiligung von Strache und Haider wünsche - wo sie dann zeigen können, wie wenig sie eigentlich drauf haben und wie unbefriedigend ihre Lösungen im Endeffekt sind. Wobei der Schuss natürlich auch nach hinten los gehen kann und wir dann den "Kärnten-Effekt" haben, wo Haider seit Jahren regiert, nichts Vernünftiges zustande bekommt und dennoch bei der Wahl Spitzenwerte einfängt.
teacher antwortete am 7. Okt, 10:10:
Links gibt es kein attraktives, cooles Angebot für die Jungen. Die Ökosofties sind bei den Jugendlichen voll im Out, Kommunisten werden nur mild belächelt.
Mathias (Gast) meinte am 6. Okt, 14:30:
Ach ja, und noch eine Anekdote bezüglich "politische Bildung und Rechtsruck": Meine sechzehnjährige Schwester wollte am Wahlsonntag eigentlich Strache wählen. Warum? Weil der so leiwand gegen Ausländer ist, und vor allem weil sie mit ihm ein Foto im Empire (oder war's Nachtschicht) machen durfte und er noch dazu irgendwelche Drinks spendiert hat.Leider oder zum Glück - je nach Sichtweise - hat sie die Wahllokal-Öffnungszeiten dann aber eh verschlafen.
teacher antwortete am 7. Okt, 10:11:
Aber so ist sie halt, die neue Jugend. Das hat HC verstanden, weil er (mit seiner Freundin) nicht so weit davon entfernt ist wie alle anderen.
Isabel (Gast) meinte am 8. Okt, 16:48:
Du wurdest nominiert!
Markus Finster (Gast) meinte am 9. Okt, 10:32:
Politische Bildung hat nichts mit Umerziehung zu tun.
Ich finde es löblich, wenn Ihre Schüler eine ordentliche politische Grundlagen-Bildungen bekommen. Herzlichen Dank dafür.Weil es in Ihrem Klassenzimmer aber eh passt, ist das aber eine gar schnell abgeschlossene Beurteilung, dass es eh in allen Klassenzimmern passt.
Aus meiner eigenen Schulzeit (die auch schon wieder ein Eckhaus her ist), erinnere ich mich an Diskussionen zu Wahlkampfzeiten, hauptsächlich in Geschichte und Deutsch (weil zufällig der gleiche Lehrer). Andere Schulkollegen wussten wenig, weil sie auch wenig darüber hörten.
Wenn ich heute mit Jugendlichen red, dann ist tagesaktuelle Politik eher verpönt.
Und das sollte nicht sein. Da gehts mir nicht um politische Umerziehung, da gehts mir um das Wecken von Interesse an der Politik.