"Du machst jetzt länger keine Exkursion mehr, oder?"
"War anstrengend, gebe ich zu."
1. Max will als erster in den Zug steigen, er läuft ihm entgegen, hält sich beim Einstieg fest und will noch im Fahren aufspringen. Das habe ich drei Sekunden zu spät gesehen.
2. Wir stehen vor dem Rathaus. Etliche Touristen hören mir gespannt zu, wie es gegründet wurde und wann das Geld ausgegangen ist. Ein Drittel meiner Kinder weiß am Ende der Exkursion nicht, ob wir beim Theater oder vor der Stephanskirche waren ... oder sonst wo.
3. 25 Kinder warten vor dem WC. Kommt eine Dame aus dem gegenüberliegenden Saal: "Könnt ihr nicht leiser sein, wir verstehen nichts mehr." Der Lärmpegel ist mir nach drei Stunden nicht mehr aufgefallen.
4. Wir warten bei einer roten Ampel, da fällt Markus auf den harten Gehsteig. Der stoßende Mitschüler: "War nicht Absicht."
5. Zurück im Zug schaut mich eine ältere Passagierin empört an, steht auf und verlässt den Waggon. Da sehe ich hinter mir drei Jungs auf den Halteschlaufen turnen.
6. Nach dem Umsteigen kommt Niko keuchend angelaufen: "Bernd ist nicht mehr da! Wo ist der Bernd?"
Ich zähle die Gruppe zum siebenten Mal ab, Bernd ist da - er hat nur seine coole Mütze heruntergenommen. So haben wir ihn noch nie gesehen.
Der Zug ist abgefahren.
7. "Leute, ihr schadet euch selber. Wenn ihr herumschreit, herumrauft, herumstoßt, wenn ich mich nicht auf euch verlassen kann, dann wird kein Lehrer mit euch Ausflüge planen."
Sie schauen mich betroffen an. Zwei Minuten später schreien, laufen und stoßen sie weiter. Auf der Straße, auf dem Gehsteig, im Bahnhof ...
8. Ein Mädchen schreit quer durch den Bus. Ich sage zu ihr: "Leise sein!" Ab diesem Zeitpunkt schreit sie "Leise sein". Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Ich lächle. Vier Mal, fünf Mal ... ich ermahne ... zehn Mal, elf Mal ... ich erkläre ... zwanzig, einundzwanzig Mal ... ich ignoriere ... dreißig, vierzig Mal ... ich gehe weg. Sie läuft mir nach und schreit weiter: "Leise sein". Ein Mitschüler beruhigt mich: "Das war schon in der Volksschule ihre Spezialität."
Ein junger Kollege nickt: "Ich gehe mit keinen Klassen mehr weg. Zu gefährlich."
Ein erfahrener Kollege schränkt ein: "Mit ersten Klassen kannst du das Haus nicht mehr verlassen."
So weit sind wir gekommen. Last exit.
P.S.: Drei Monate später kommt eine Kollegin auf mich zu: "Ich gehe auch mit keiner fünften Klasse mehr weg. Unmöglich."
"War anstrengend, gebe ich zu."
1. Max will als erster in den Zug steigen, er läuft ihm entgegen, hält sich beim Einstieg fest und will noch im Fahren aufspringen. Das habe ich drei Sekunden zu spät gesehen.
2. Wir stehen vor dem Rathaus. Etliche Touristen hören mir gespannt zu, wie es gegründet wurde und wann das Geld ausgegangen ist. Ein Drittel meiner Kinder weiß am Ende der Exkursion nicht, ob wir beim Theater oder vor der Stephanskirche waren ... oder sonst wo.
3. 25 Kinder warten vor dem WC. Kommt eine Dame aus dem gegenüberliegenden Saal: "Könnt ihr nicht leiser sein, wir verstehen nichts mehr." Der Lärmpegel ist mir nach drei Stunden nicht mehr aufgefallen.
4. Wir warten bei einer roten Ampel, da fällt Markus auf den harten Gehsteig. Der stoßende Mitschüler: "War nicht Absicht."
5. Zurück im Zug schaut mich eine ältere Passagierin empört an, steht auf und verlässt den Waggon. Da sehe ich hinter mir drei Jungs auf den Halteschlaufen turnen.
6. Nach dem Umsteigen kommt Niko keuchend angelaufen: "Bernd ist nicht mehr da! Wo ist der Bernd?"
Ich zähle die Gruppe zum siebenten Mal ab, Bernd ist da - er hat nur seine coole Mütze heruntergenommen. So haben wir ihn noch nie gesehen.
Der Zug ist abgefahren.
7. "Leute, ihr schadet euch selber. Wenn ihr herumschreit, herumrauft, herumstoßt, wenn ich mich nicht auf euch verlassen kann, dann wird kein Lehrer mit euch Ausflüge planen."
Sie schauen mich betroffen an. Zwei Minuten später schreien, laufen und stoßen sie weiter. Auf der Straße, auf dem Gehsteig, im Bahnhof ...
8. Ein Mädchen schreit quer durch den Bus. Ich sage zu ihr: "Leise sein!" Ab diesem Zeitpunkt schreit sie "Leise sein". Ein Mal, zwei Mal, drei Mal. Ich lächle. Vier Mal, fünf Mal ... ich ermahne ... zehn Mal, elf Mal ... ich erkläre ... zwanzig, einundzwanzig Mal ... ich ignoriere ... dreißig, vierzig Mal ... ich gehe weg. Sie läuft mir nach und schreit weiter: "Leise sein". Ein Mitschüler beruhigt mich: "Das war schon in der Volksschule ihre Spezialität."
Ein junger Kollege nickt: "Ich gehe mit keinen Klassen mehr weg. Zu gefährlich."
Ein erfahrener Kollege schränkt ein: "Mit ersten Klassen kannst du das Haus nicht mehr verlassen."
So weit sind wir gekommen. Last exit.
P.S.: Drei Monate später kommt eine Kollegin auf mich zu: "Ich gehe auch mit keiner fünften Klasse mehr weg. Unmöglich."
teacher - am Samstag, 22. Mai 2010, 20:20
Kat (Gast) meinte am 22. Mai, 21:30:
Mich interessiert jetzt: Wieso sind Klassen/Schüler/Menschen so?Wieso verhalten sie sich, wie sie es tun?
Dieter (Gast) antwortete am 22. Mai, 21:57:
Weil Kinder, Kinder sind und Kinder bleiben. Daran ändert auch die Schule nichts.Wenn die mal 30 sind, werden viele von ihnen ganz andere Menschen geworden sein. Unser Fehler ist es aber von den 12 jährigen zu erwarten, dass sie sich so verhalten können wie wir es von einem Erwachsenen erwarten würden.
testsiegerin antwortete am 22. Mai, 22:36:
was wollen sie?kinder, die keinen spaß haben wollen?
also mir wäre das verdächtig.
micha (Gast) meinte am 22. Mai, 22:49:
traurig..
... aber ich kann euch Lehrende verstehen,es ist schier unmöglich diese Verantwortung zu tragen. Ich möchte es nicht.LG micha
Marie (Gast) meinte am 23. Mai, 01:13:
Ich fahre demnächst ins Theater und in ein Fußballstadion mit meinen jeweiligen Kursen (Deutsch und Religion).Fußballstadion wird ein Spaß. Ich werde schön ein T-Shirt von "meiner" Mannschaft stolz tragen (nein, "meine" Mannschaft entspricht nicht der Mannschaft, dessen Stadion wir besuchen). Naja, läuft ja kein Spiel wenn wir dort sind.
Also unsere Lehrer machen Ausflüge mit uns. Wir sind aber auch 16 bis 19 Jahre alt ;-))
teacher antwortete am 25. Mai, 19:43:
Ich fahre auch gerne mit meinen SchülerInnen weg - wir fürchten aber immer mehr Probleme. Daher lassen es immer mehr Lehrer: Die Probleme zu groß - die Ergebnisse zu mager.
Herr Rau (Gast) meinte am 23. Mai, 06:33:
Weil's mir schon länger im Kopf herumgeht: die Geschichten vom teacher wären eine schöne Quelle für Cartoons. So wie Scott Adams' Dilbert-Serie, nur mit Schuler, Schülern und Lehrern als Figuren. Macht das mal wer?
creature antwortete am 23. Mai, 09:25:
passt zwar nicht ganz zu diesem thema, aber hier zeichnete ein betroffener seine zeit bei scientology.
PeZwo meinte am 23. Mai, 08:20:
Wenn ich an meine Hauptschulzeit vor vielen Jahren und an die damaligen Exkursionen zurückdenke, dann muss ich sagen, dass diese auch in etwas genau so abgelaufen sind wie du oben geschildert hast. Aber trotzdem waren diese Exkursionen kein großes Problem. Die Lehrer sorgten für Disziplin... und erzwangen diese wenn nötig auf offener Straße auch mit lauter Stimme oder sogar harter Hand... und niemand kümmerte es. Die Öffentlichkeit ignorierte den lärmenden Schülerhaufen weitestgehend. Und wenn mal was schief ging, wurde auch kein Drama daraus gemacht.Kinder waren immer schon so, geändert haben sich nur die schulischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Elfe (Gast) antwortete am 23. Mai, 14:40:
Moderne Abenteuer
Ich kann nicht verstehen, warum einige Zeitgenossen auf die Idee gekommen sind, es gäbe in der heutigen Zeit keine Abenteuer mehr... Klassenfahrt aus teachers Perspektive liest sich jedenfalls wie eine der letzten großen Herausforderungen der Menschheit. Respekt, im Zeitalter einer mehr und mehr unkontrolliert ausufernden Klageflut und immer dreisteren Schadensersatzforderungen für immer nichtigere Anlässe eine wahre Mutprobe. Was für "richtige Männer..." ;-) (m.E.)
PeZwo antwortete am 23. Mai, 17:21:
Ja, leider sind solche Klassenfahrten heute wirklich zu einer Herausforderung geworden. Den Lehrern wurden im Laufe immer mehr Möglichkeiten zur Disziplinierung weggenommen. Gleichzeitig werden die Kinder (und auch so manche Eltern) immer respektloser. Auch das schlechte Image der Lehrer wirkt sich aus.Ich kann jeden Lehrer verstehen, wenn er solche Exkursionen heutzutage nicht mehr durchführen möchte.... viel unbelohnte Arbeit, wenig Anerkennung und das Risiko, falls mal was passiert, trägt man auch alleine.
Christoph (Gast) antwortete am 24. Mai, 20:07:
Zum Teil mag das Stimmen, aber man kann als Lehrer nicht mit der Erwartungshaltung rangehen, dass alle Kinder liebe, ruhige und interessierte Wesen sind. Wenn man Lehrer werden will, muss man mit Kindern umgehen können und das schließt auch die schwierigeren ein.An meiner Grund- und Oberschule gab es genug Lehrer die ihre Methoden entwickelt haben. Der eine hat Schüler (zur Freude aller anderen) nach Strich und Faden aufgezogen und auf den Arm genommen, wenn die regelmäßig Mist bauen und der andere macht es halt anders. Alle zeichnet aus, dass Sie in ihrer Nähe zumindest für ein gewisses Grundmaß an normalem Verhalten sorgen. Und das zeichnet einen sehr guten Lehrer aus. Das ist wie mit allem anderen auch, die einen müssen es sich erarbeiten und die anderen haben es im Blut.
Wie ich eben schon schrieb, es gab immer aufmüpfige Kinder, damit mussten die Lehrer schon immer umgehen können. Im übrigen ist Gewalt keine Lösung, war es nie und hat es selten besser gemacht.
teacher antwortete am 26. Mai, 08:25:
Ich mache seit vielen Jahren Exkursionen - aber heute sind die Disziplinlosigkeiten so normal geworden, dass es gefährlich wird.Und die erwähnten Methoden ("auf den Arm nehmen", "aufziehen" ...), das sind keine pädagogisch akzeptablen Maßnahmen. Kurz: Was wir machen dürfen (reden ...), wirkt bei den schwierigen Fällen nicht. Und mehr dürfen oder sollen wir nicht tun. Damit sind wir am Ende.
Christoph (Gast) antwortete am 29. Mai, 17:04:
Auch Ihnen vielen Dank für die Antwort. Im Nachhinein hat sich bei mir doch eine andere Sicht eingestellt. Ich bin wohl ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen.Ich wollte eigentlich anregen, eigene Reaktionen im Nachhinein noch einmal zu überdenken. Wie wirksam ist beispielsweise die Aufforderung nicht unentwegt den Lehrer nachzuplappern? Hätte möglicherweise die Frage, ob sie einen Sprung in der Platte hat, eine andere Wirkung erziehlt?
Natürlich löst das nicht das Grundproblem der falsch oder garnicht erzogenen Kinder heutzutage, ganz zu schweigen von dem z.T. fehlenden Gehorsam gegenüber Lehrern, aber vielleicht ist manchmal doch eine andere Reaktion besser geeignet um eine Problemsituation zu Lösen.
teacher antwortete am 30. Mai, 12:06:
Indem ich Lehrererlebnisse aufschreibe, überdenke ich sie schon - das ist ein forschender Ansatz (Aktionsforschung), der hier auch die Rückmeldung von Aussenstehenden einholt. Ich freue mich also auch über kritische Meldungen, noch mehr über Leute, die ihre eigene Kritik überdenken. Das rechne ich Ihnen sehr hoch an!Bei dem Mädchen, dass zig Mal den gleichen Satz herausschreit, habe ich alle meine Methoden eingesetzt - völlig ergebnislos. Übrigens nervt sie im Regelunterricht in der Klasse überhaupt nicht - ich war also im Zug völlig überrascht.
Christoph (Gast) meinte am 24. Mai, 19:50:
Ich denke jeder weiß, dass gerade Kinder mehr oder weniger stark jeden Anschein von Angreifbarkeit, inkonsequentem Handeln oder Schwäche ausnutzen, gerade gegenüber Autoritätspersonen, um Grenzen auszuloten. In gewissen Rahmen ist sowas sicher normal und sicher auch kein Problem, so lange auch eine entsprechend souveräne Reaktion auf sowas erfolgt. Sonst passiert nämlich genau sowas wie im achten Punkt.Nur frage ich mich hier doch öfter, wie man als Lehrer bei dem Stimmungspegel, wie er hier rüberkommt, überhaupt noch souverän reagieren kann?
Meine Tante ist Grundschullehrerin und ihr macht der Job Spaß, das merkt man wenn man sich mit ihr über die Schule unterhält. Klar hat sie auch ihre Probeme, beispielsweise Kinder, deren Eltern sich absolut nicht kümmern oder die schlechten Möglichkeiten, die Kindern mit ADS, Diskalkulie, Legasthenie bestehen. Aber es gleicht sich aus, auch wenn der Job anstrengend ist.
Was aber solche Situationen wie in Punkt 8 betrifft, lässt sie sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Sie ist nicht zimperlich, wenn es darum geht bestimmte Regeln durchzusetzen (bspw. Lautstärke in der Bahn), aber veralbern und vorführen lässt sie sich von ihren Schülern nicht, wenn dann ist es eher andersherum, wobei sie aber natürlich nie gewisse Grenzen überschreitet.
Ich bin kein Erziehungswissenschaftler, Psychologe oder ähnliches, aber ich kann mir schon vorstellen, dass man mit einer anderen, mehr schlagfertigen Reaktion, die das Kind vielleicht auch ein bisschen bloß stellt, es aber eher vorgeführt hätte, mehr hätte erreichen können.
Bitte nehmen Sie es nicht persönlich, aber ich halte es für falsch, immer alles (also wirklich _alles_) auf die Kinder und ihre Eltern zu schieben. Als Lehrer muss man irgendwann Wege finden, auch mit schwierigen Kindern umgehen zu können, die wirklich harten Brocken mal ausgenommen.
käthe (Gast) antwortete am 24. Mai, 21:19:
@christoph
lieber christoph, was genau wäre denn in diesem fall ihr vorschlag für ein erfolgreiches handeln teachers? da ich meinen schüler durchaus ein ebensolches "entgleisen" zutraue, bin ich für möglichst viele vorschläge (für solche oder ähnliche situationen, in denen schüler nicht so wollen, wie man das in gewissenhafter planung vorgesehen hat ) wirklich dankbar.liebe grüße von
käthe
(, die denkt, das es oftmals ein fieses konglomerat von eigentümlicher erziehung, peergroup und nicht zu unterschätzender hormonflut ist, die die lieben "kleinen" zu den unmöglichsten dingen treibt!)
freilerner (Gast) antwortete am 25. Mai, 23:44:
erfolgreiches Handeln
schwierig, einen gescheiten Ratschlag zu geben.Vielleicht wäre es im Voraus sinnvoll, gemeinsam mit der Klasse die Konsequenzen für ein unangemessenes VErhalten zur vereinbaren. Wohlgemerkt: Vereinbaren.
Konkret:
Welche Verhaltensweisen haltet Ihr für unangemessen?
Diese Verhaltensweisen halte ich für unangemessen: ....
Auf welche Punkte können wir uns einigen? (also wo ist die Lehrerin vielleicht zu extrem und wo sind es die Schüler)
weiter: Seid Ihr reif genug, dass wir dass unter uns ausmachen können oder ist die Unterschrift Eurer Eltern nötig?
nächster Schritt:
Welche Konsequenzen für unangemessenes Verhalten schlagt Ihr vor?
Diese Konsequenzen schlage ich vor:...
Auf welche Konsequenzen könne wir uns einigen? Auf diesen Konsequenzen bestehe ich, als Eure Aufsichtsperson, unbedingt:...
Dann noch ein konkretes Beispiel durchspielen: "Nehmen wir an X macht Y am Stephansdom. Ich werde dann so reagierien:..." Kommentare abwarten, eventuell kleinere Änderungen aufnehmen, aber in jedem Fall in der gleichen "Gewichtsklasse" der Konsequenz bleiben.
--------
Wenn sich dann während der FAhrt eine entsprechende Situation ergibt, entsprechend konsequent handeln und sich nicht zum Affen machen lassen! Notfalls lernen die Kinder zwar nix vom Ort kennen, weil die REise schon bei der Hinfahrt abgebrochen wurde, aber sie lernen, dass sie den Worten ihrer Lehrerin vertrauen können, indem sie ernst macht mit den besprochenen Konsequenzen.
teacher antwortete am 26. Mai, 08:32:
Ja, das ist der pädagogische Mainstream: Macht mit den Schülern aus, welche Regeln einzuhalten sind. Das machen wir auch, das klären wir (stundenlang). Aber in der Realität passieren dann (nicht bösartig, sondern aus Unachtsamkeit, aus Spaß ...) Dinge, die keiner einplanen kann. Und wir wissen nicht, was wir tun sollen, wenn sich die Schülerinnen nicht an die Regeln halten. Abbrechen, umkehren, die ganze Klasse strafen? Geht nicht.Viele Regeln, die früher völlig klar waren, hören die Kinder bei uns zum ersten Mal. Z.B. "Haltet euch im Zug an", "Bitte in der Öffentlichkeit leise sein" ... Das funktioniert aber nur, wenn das über Jahre automatisiert wird, sonst ist es nach 2 Minuten wieder vergessen.
hans1962 (Gast) antwortete am 26. Mai, 10:15:
Abbrechen, umkehren, die ganze Klasse strafen? Geht nicht.Doch, das geht - sobald "Sicherheit" zum obersten Kriterium erhoben wird. Da hat der Strafgedanke keinen Platz. Niemand nimmt Anstoß daran, wenn z.B. ein öffentliches Verkehrsmittel aus Sicherheitsgründen den Betrieb vorübergehend einstellt. Ein abgebrochenes schulisches Unternehmen wäre dem gleichzusetzen.
Die Vereinbarungsarbeit beginnt nicht im Klassenzimmer, sondern im Lehrerkollegium gemeinsam mit der Schulleitung. Am Chaos zu verzweifeln ist eine geradezu notwendige Konsequenz aus der gelebten "Desolidarisierung" - auch das ist Mainstream.
Eagal (Gast) antwortete am 26. Mai, 11:43:
Christoph,
aus mehreren Gründen kann man die Situation einer Grundschullehrerin nicht mit der hier beschriebenen vergleichen.1. Das Alter der Kinder / Jugendlichen. Ich glaube, das muss ich nicht weiter ausführen.
2. In der Grundschule hat man ein von Grund auf anderes Verhältnis zur Klasse überhaupt: man sieht sie sehr viel, unterrichtet sie täglich mehrere Stunden, kann die Kinder völlig auf sich und seinen Stil einstimmen. In der Oberschule/ Gymnsium etc. sieht man diese eine Klasse unter Umständen nur zwei Unterrichtsstunden pro Woche, wenn's besser läuft vier. Viele Lehrer, die weitgehend unabhängig voneinander agieren, von denen jeder seinen eigenen Stil, seine eigenen Werte und Toleranzen hat, mischen in dieser Klasse mit - dadurch werden die Schüler-Lehrer-Verhältnisse stärker anonymisiert als in der Grundschule.
Als letztes Jahr unsere 11er nach Berlin fahren sollten, gab es doch tatsächlich im Vorfeld eine Schlägerei zwischen zwei 16-jährigen Jungs mit viel Aufregung und hochschlagenden Emotionen. Die Kollegin, die die Schüler begleiten sollte, stellte eine ultimative Bedingung auf, um Schüler überhaupt mitfahren zu lassen: "Sie müssen mir aus der Hand fressen." Eine andere Voraussetzung ist wohl nicht tragfähig.
Es gibt schon zu denken, dass man 16-Jährige noch domptieren muss.
Christoph (Gast) antwortete am 29. Mai, 16:46:
Vielen Dank für Ihre aufklärenden Worte, ich habe wohl einiges falsch eingeschätzt.
freilerner (Gast) meinte am 25. Mai, 23:32:
Exkursionen
Im letzten Jahr haben wir Freilerner-Familien eine Wienwoche, organisiert von einer ortskundigen Freilerner-Mutter, genießen können: Besuch des Stephansdoms, inkl. Besteigung des Glockenturms oder Besuch der Katakomben. Kleine Sagenwanderung im ersten Bezirk, Spielplatz, Technisches Museum, Kindermuseum, Pizzeria, Geselliges Beisammenseim am letzten Tag. Die Kinder waren zwischen 1 und 12 Jahre alt. Ich kann mich an keine größeren Ausfälligkeiten erinnern. Meine Mädels können sich heute noch erinnern, wo sie waren, was wir dort gemacht haben und was sie besonders beeindruckt hat.
Freilich waren wir Eltern auch mit dabei und jeder hat auf seine Kinder geschaut, aber dennoch war ein ganzer Haufen Kinder beisammen.
So können Exkursionen auch laufen - aber eben nicht im Rahmen eines Schulalltags und das finde ich traurig.
errorking antwortete am 26. Mai, 00:04:
was soll das lamentieren?
ein schulausflug ist eben kein spazierngehen mit alten menschen im rollstuhl. und es hat sogar ausflüge mit verletzten und brüchen gegeben (meine tochter am berg mit dem rad) ...trotzdem macht mans weiter.gut so. gibt auch erwachsene betriebsausflüge(auch mit lehrern) wo danach betrunkene, verletzte, schwangere, ehescheidungen etc. das resultat sind.
ausserdem sieht der lehrer bei ausflugsstress sehr genau, ob er geachtet wird oder einfach eine witzfigur ist.
teacher antwortete am 26. Mai, 08:18:
@errorking:Ich kann nur staunen: Verletzte akzeptieren, Witzfigur sein ... ?
@freilerner: Ich halte Ihr Modell für sehr sinnvoll, weil die Eltern ihre Erziehungsfunktion nicht an anonyme Staatsdiener abgeben (wollen), sondern sich für ihre Kinder interessieren. Deswegen funktioniert es auch.
BIA (Gast) meinte am 26. Mai, 09:51:
Ich war mit 13-jährigen Schülern in der S-Bahn unterwegs, wo sie dem neben ihm sitzenden Fahrgast dermassen distanzlos in die Zeitung gestarrt haben, bis er sich genötigt fühlte, sie ironisch anzusprechen, ob er ihnen die Zeitung denn schenken solle...Ehrliche Dankbarkeit auf Schülerseite. Im Anschluss gab's dann ein langes Gespräch mit mir, wie man sich in der S-Bahn und gegenüber anderen Menschen in der Öffentlichkeit verhält. Sie waren tatsächlich und ehrlich erstaunt darüber, dass ich ihr Verhalten nicht in Ordnung fand und meinten, den anderen Fahrgast hätte es doch auch nicht gestört, denn er hätte doch nichts zu ihnen gesagt und ihnen sogar die Zeitung geschenkt...Jugendlichen fällt es tatsächlich einfach oft schwer, ihre "Außenwirkung" einzuschätzen, und wenn sie im Pulk unterwegs sind, blenden sie sowieso alles außer die eigene Gruppe aus. Die meinen's auch gar nicht böse, sondern sind genauso, wie sie immer sind (womit sie auch meist ganz gut durchkommen). Ein gewisses Maß an Rücksichtslosigkeit und Hoppla-hier-komm-ich-Mentalität bringen sie oft schon von zu Hause mit, viele kleine Prinzen und Prinzessinnen...Seit dieser S-Bahn-Fahrt mache ich eine Einführung in das Verhalten bei Exkursionen, bei der ich lauter Selbstverständlichkeiten noch mal durchgehe (wir setzen uns nicht auf den Bahnsteig und lassen die Beine in Richtung Gleise baumeln etc., wir verhalten uns in der S-Bahn leise, wir starren anderen Leuten nicht in ihre Lesematerial etc.) - seitdem funktioniert es wesentlich besser. Das sind offensichtlich nötige Instruktionen.
teacher antwortete am 26. Mai, 20:54:
Wie ich oben zeigen wollte, müsste man 100 Dinge vor dem Ausgang klären. Jedes Mal in jeder Klasse ... und dann würde der 101.Unfall passieren. Auf welchen Grundkonsens kann ein/e LehrerIn aufbauen?
"Trinkt keinen Alkohol durch die Augen!", das wäre gerade die letzte Warnung, die ich ausbringen müsste. Damit alle auf solche Ideen kommen!?
BIA (Gast) antwortete am 26. Mai, 21:39:
Für mich ist der Grundkonsens der Schlüssel zur Lösung - meine Eltern und Großeltern erzählen mir, dass unerzogenes Verhalten in der Öffentlichkeit auch von wildfremden Personen durchaus auch angesprochen und gerügt wurde. Von den Eltern ganz zu schweigen! Dieser gesellschaftliche Grundkonsens, wer sich wann wie benehmen sollte - ist weggebrochen. Und mit dieser neuen Freiheit können halt nicht alle umgehen, und uns erschwert das das Leben.
teacher antwortete am 26. Mai, 21:47:
Diese postmoderne Orientierungslosigkeit sehen wir zunächst bei den Kindern in der Schule, aber bald wird das jeder überall spüren, beim Einkaufen, beim Arbeiten, im Bus, im Restaurant ... und wir machen uns das Leben gegenseitig schwer.Gute Erziehung hilft allen - fangen wir (wieder) an. Oder?
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 09:42:
Hier in Wien kann man regelmäßig beobachten, dass Kindergruppen aus dem Kindergarten in der Öffentlichkeit von wenigsten drei, meistens vier Erwachsenen begleitet werden. Das funktioniert auch bei Gruppen "Halbwüchsiger" auf Exkursion. Versuchen Sie's einfach einmal.Ein wesentlicher Beginn zur positiven Veränderung (was die postmoderne Orientierungslosigkeit betrifft) ist darin zu erblicken, dass sich der Lehrkörper auf ein gemeinsames Verständnis von "sozialer Kontrolle" einigt. Solange jeder seine eigenen Würstchen brät, wird er sich dabei öfters mehr oder minder schwer verbrennen. Und bloß den Mangel an guter Erziehung zu attestieren reicht nicht hin.
BIA (Gast) antwortete am 27. Mai, 10:17:
@hans1962
Gemeinsamer Konsens statt "eigene Würstchen" - stimme vollständig zu. Schön wäre, wenn der Konsens, was sozialverträgliches Verhalten ist, über die Schule hinaus getragen wird - besonders von den Medien und Menschen mit Vorbildfunktion für Jugendliche. Wäre nett, wenn man einem Schüler mitteilt, "Fick dich!" ist NICHT gleichzusetzen mit einem höflichen "Nein, danke." - und der dann nicht sagt: "Wieso, Bushido macht das auch UND der ist Millionär."Zur ANzahl der Exkursionsbegleiter: inniges Flehen ist bei uns schon notwendig, um auf Exkursion zu gehen. VIER Begleiter? Nicht mit uns, wir haben schließlich Lehrermangel!
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 12:26:
@BIA
Drei von vier Begleitern müssen nicht notwendigerweise Mitglieder des Lehrkörpers sein - da ist Ihnen ein klassischer, dennoch liebenswürdiger Denkstolperer unterlaufen.Was Sprachgebrauch und Höflichkeit betrifft, ist es unerlässlich, den Kindern die entsprechenden Anleitungen und vorbildlichen Demonstrationen zu geben. Das Überwinden von sozialen Barrieren darf nicht den Kindern überlassen werden. Insofern halte ich auch eine bunte Durchmischung sozialer Hintergründe in den Klassenzimmern für unabdingbar.
Wo Anleitung und Vorbildsein im Schulalltag funktionieren, tragen die Kids selbst den Konsens über sozialverträgliches Verhalten durchaus eindrucksvoll in ihre Umwelt.
teacher antwortete am 27. Mai, 13:02:
Mehr Begleiter ist eine defensive Strategie wie mehr Polizei. Lieber wäre mir einfach eine bessere Vorbereitung vom Kindesalter weg, d.h. einen breiten Konsens über Erziehung finden, verkünden und durchsetzen.
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 16:19:
Die Argumentation mit der defensiven Strategie ist nicht weiter fortsetzungsfähig und was die bessere Vorbereitung betrifft, sei beispielhaft das österr. Schulorganisationsgesetz zitiert:§ 2. Aufgabe der österreichischen Schule
(1) Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen. Die jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflichttreuen und verantwortungsbewußten Gliedern der Gesellschaft und Bürgern der demokratischen und bundesstaatlichen Republik Österreich herangebildet werden. Sie sollen zu selbständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken.
Angesichts dieser gesetzlichen Vorschrift erscheinen die hier geäußerten Klagen über kindlich/jugendliches Mißverhalten ein wenig befremdlich.
teacher antwortete am 27. Mai, 20:55:
Gegen das Schug ist nichts zu sagen ... außer dass es banale Selbstverständlichkeiten fixiert.
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 22:13:
Ohja, das SchUG ist in der Tat ebenfalls eine ergiebige Informationsquelle. Bloß ein einziges Beispiel:Unterrichtsarbeit
§ 17. (1) Der Lehrer hat in eigenständiger und verantwortlicher Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Aufgabe der österreichischen Schule (§ 2 des Schulorganisationsgesetzes) zu erfüllen. In diesem Sinne und entsprechend dem Lehrplan der betreffenden Schulart hat er unter Berücksichtigung der Entwicklung der Schüler und der äußeren Gegebenheiten den Lehrstoff des Unterrichtsgegenstandes dem Stand der Wissenschaft entsprechend zu vermitteln, eine gemeinsame Bildungswirkung aller Unterrichtsgegenstände anzustreben, den Unterricht anschaulich und gegenwartsbezogen zu gestalten, die Schüler zur Selbsttätigkeit und zur Mitarbeit in der Gemeinschaft anzuleiten, jeden Schüler nach Möglichkeit zu den seinen Anlagen entsprechenden besten Leistungen zu führen, durch geeignete Methoden und durch zweckmäßigen Einsatz von Unterrichtsmitteln den Ertrag des Unterrichtes als Grundlage weiterer Bildung zu sichern und durch entsprechende Übungen zu festigen...
Was Sie da mutig als "banale Selbstverständlichkeiten" bezeichnen, ist im österreichischen Schulwesen ein gesetzlich normierter Arbeitsauftrag an die Lehrer, dem Sie sich in wenig überzeugender Weise zu entwinden suchen, wenn Sie über mangelhafte vorbereitende Erziehungsarbeit klagen. Sie sind als Lehrer gesetzlich dazu verhalten, Ihren Beitrag auch zur Erziehungsarbeit zu leisten. Ist Ihnen das bewusst?
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 22:57:
hihi!Sie scheinen mir auch einer zu sein, der auf das letzte Wort allergrößten Wert legt :)))
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 23:00:
Bitte, gerne!
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 23:03:
*rofl*
Lehramtsstudent (Gast) meinte am 27. Mai, 00:03:
Hallo teacherIch verstehe Dein Problem völlig.
Für mich steht heute auch schon fest, dass ich mit keiner Klasse auf Klassenfahrt oder Exkursion fahren werde, außer wenn zwischen Klasse und mir ein Vertrauensverhältnis besteht, dass so fest ist, dass ich eben nicht jede eventualität erklären muss und wie man sich dann (nicht) verhält.
Aber gerade dieses Verhältnis zu bekommen ist schwierig.
Ich hatte nun noch keine eigene Klasse und kann nur von meinen Schulerfahrungen sprechen, und eines ist mir da immer aufgefallen:
Die Lehrer lassen oft zu viel durchgehen.
Einmal hieß es: Wer Alkohol trinkt, fährt auf Kosten der Eltern nach hause. Am zweiten (von vier) abenden, wurd Alkohol bei Schülern gefunden. Er wurde beschlagnahmt und das wars.
Lehre: Alk einfach besser verstecken.
Ein anderes Mal war ein Mitschüler so bedtrunken, dass er den Feuerarlam des Hotels nicht hörte. Zum Glück war es nur Fehlarlam, aber auch hier: Keine großen Konsequenzen, außer einer Strafpredigt.
Das ist irgendwie alles an Strafe, was ich von Lehrern wirklich mitbekommen habe: Predigten, oder in sehr krassen Fällen wird den Eltern bescheid gegeben, aber irgendwie scheint das bei den Problem-Fällen erfolglos zu sein.
Aber was soll man als Lehrer tun? Nur wenig Lehrer haben diese unerschütterliche Aura der Autorität, die auch die Problemfälle gebändigt bekommt, aber ich kann nicht sagen, wo die herkommt.
Die Anderen (die Mehrheit) haben diese innere Autorität nicht und kein einziges Mittel, die Schüler zu disziplinieren (außer Mittel, die Schülern egal sind, wie Beurlaubung und sowas).
Der Lehrer steht irgendwie quasi mittellos da. Muss erziehen, darf sich aber in die Angelegenheiten der Eltern nicht einmischen, Kooperation gibt es nicht, und pro Klasse 25 Kinder erziehen und nachholen, was zu hause nicht passiert, betrachte ich nicht als Teil des Lehrerberufes. Lehrer sind für mich in erster Linie Lehrer und eigentlich nur in zweiter Linie Erzieher.
Wenn irgendetwas auf Exkursionen oder Klassenfahrten passiert, ist der Lehrer Schuld (Ich denke da an die deutsche Klasse, von der 2 Schüler in der Türkei gepanschten Alkohol tranken - Die Lehrerin war verantwortlich, Aufsichtspflicht und so.) Die Selbstverantwortung der Schüler und die Pflichten der Eltern sind bei Ausflügen irgendwie egal.
Und unter solchen Bedingungen werde ich nicht bereit sein, mit Klassen das Schulhaus zu verlassen. Leider.
Aber was will man machen?
Mandros (Gast) antwortete am 27. Mai, 12:47:
Was will man machen?
Nichts, ganz einfach. Hört sich zwar gemein uns fies an weil sagen wir mal 60-90% der Schüler halt keine Hirnlosen Volltrottel sind, aber wenn es schon in der Schule nicht klappt das gesellschaftliche Regelsysteme greifen (z.b. die Nicht-Vollpfosten sorgen dafür das der Herr Vollpfosten halt doch keine Scheiße baut ;)) bzw. der gesellschaftliche Druck gegen zu extreme Hirnaussetzer nicht passt, da kannste nichts machen.
Leider wird hier die Mehrheit durch eine Minderheit "festgesetzt" und solange sich hier die Mehrheit nicht wehrt ist die Sache gegessen.(erinnert mich an religiöse Fanatiker gegen den Rest der jeweiligen Religion, irgendwie )
Anders formuliert: Bei dem was passieren kann und wie ich haften müßte wäre ich entweder sehr dumm oder sehr sehr nett um noch richtige Klassenfahrten zu machen, oder was meint der rest dazu ?
teacher antwortete am 27. Mai, 13:09:
In der Zwischenzeit weiß jeder, dass Schule und Lehrer hilflos bei Disziplinlosigkeiten zuschauen (müssen). Manchmal wird es richtig gefährlich, wie z.B. bei Alkohol oder im Straßenverkehr und dann werden die Begleitlehrer zur Verantwortung gezogen.Wie sollen die LehrerInnen reagieren?
Viele verzichten auf Exkursionen und Lehrausgänge, andere verschweigen die Probleme - damit lösen wir gar nichts. Wenn ich es hier aufzeige, dann gestehe ich (aus der starken Position der Anonymität) auch eine Portion an Hiflosigkeit ein. Das mache ich sonst sehr ungern.
errorking antwortete am 27. Mai, 15:46:
liebe lehrer.euer lamentieren
k...t jeden vernünftig denkenden menschen an.natürlich habt ihr verantwortung, auch ein feuerwehrmann, ein arzt oder ein bauleiter haben verantwortung über leben und tod.
was soll ausserdem dieses überreagieren?
wenn bei schulausflügen der eine oder andere verletzt ist kann doch nicht dazu führen, dass man exkursionen einstellt!
da müsste man aber statistisch gesehen sofort die schule überhaupt einstellen, da
1. beim weg zur schule und von der schule stets verkehrsunfälle (manchmals sogar tödliche)passieren
2. in den schulen manchmal amokläufer auftauchen und kinder niederknallen
würde man also zuhause bleiben hätte man höhere überlebenschancen.daher geht alles argumentieren von den lehrern hier ins leere und jeder anderen verantwortl. berufsbranche auf den nerv.
denn dieser beruf des lehrers , der sich beim aufpassen überfordert fühlt, weil er ja haftet!(mir kommen die tränen)......ist in wirklichkeit einer der angenehmsten überhaupt.
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 27. Mai, 19:42:
Wenn ich mal nur auf das "Angenehme" focussiere ...
bin ich in meinem Brotjob (Büro) deutlich mehr "Annehmlichkeiten" ausgesetzt als in meiner Tätigkeit in der freien Jugendpflege. LehrerIn sein ist vielleicht einer der "lohnendsten", bei weitem aber nicht "einer der angenehmsten" Berufe.
DAS geht einfach an der Wirklichkeit vorbei. Lehrer leben nicht im Li-La-Laune-Land, wo alle Kids interessiert, brav und fügsam sind. Des weiteren ist nicht jeder Soziopath (und es GIBT soziopathische Kids, oder anders schwer Gestörte, da macht ein fauler Apfel einen ganzen Korb stichig) durch LehrerInnen "erziehbar" - was passiert außerdem mit all den Depressiven, den Manischen, den Alleingelassenen, emotional und/oder sexuell Verwahrlosten unter den Kids - alle vom Lehrer zu "erziehen"?
Unter den gegebenen Bedingungen GEHT das nicht, was nichts, aber auch gar nichts mit Jammerei zu tun hat.
Es muss Geld, Geld, Geld in die Schulen - für bessere Ausstattung, mehr LehrerInnen, SchulsozialarbeiterInnen, SchulpsychologInnen.
Nicht umsonst bin ich politisch tätig - u.a. um das durchzusetzen. Bin aber nicht in Ösiland *ätsch*
errorking antwortete am 27. Mai, 21:50:
ich war auch lehrer
habe insg. ca 3000 schüler gehabt...kein problem. bin auch kein übermensch aber liebte eben meinen beruf.kenne ehem. kollegen , die dasselbe sagen.einen psychopathen kannst nicht erziehen, sondern du lässt ihn wie er ist....es ist überhaupt NIEMAND "erziehbar", das sind ja meinungen wie aus dem 19. jhdt. bin schockiert. mit 100mal soviel geld für die lehrer gibts auch nicht mehr liebe, das ist ein irrtum.
nochmals: wer sich überfordert fühlt soll SOFORT den beruf wechseln (oder simma vielleicht zu ungeschickt dafür, herr/frau kollege und würden auch in anderen berufen versagen???)
stichi antwortete am 27. Mai, 22:03:
Er WAR Lehrer!!! Wieso war? Wieso bist du es nicht mehr???
errorking antwortete am 28. Mai, 10:34:
hab was besser bezahltes gefunden
war aber eine schöne zeit
stichi antwortete am 28. Mai, 10:51:
"denn dieser beruf des lehrers , der sich beim aufpassen überfordert fühlt, weil er ja haftet!(mir kommen die tränen)......ist in wirklichkeit einer der angenehmsten überhaupt."So einen angenehmen Beruf wegen des schnöden Mammons aufgegeben? Tststs!
Ziemlich widersprüchlich deine Aussagen. Wer's glaubt wird selig.
errorking antwortete am 28. Mai, 10:54:
SOLL ICH DIR
MEINEN lebenslauf schicken? tätig für schwerst erziehbare aber auch an volksschulen bis college...in usa, japan und österreich.ausserdem leb ich nur einmal, bin keine beamtete langeweilwurst und will viele versch. sachen machen.
stichi antwortete am 28. Mai, 11:06:
Kein Bedarf! Mir reicht das unausgegorene Geschreibsel hier. Aber es ist doch einfach jammerschade, dass ausgerechnet die begabtesten Pädagogen die Biege machen und sich von der Schule abwenden. Wie soll sich da jemals etwas zum Besseren wenden? Unverantwortlich!
errorking antwortete am 28. Mai, 15:16:
bin auch auf
schwererziehbare lehrer trainiert..... ich habe hier im blog an and. stelle oft von liebe und kreativität gesprochen. das wird hier von den über dies und ds klagenden lehrern als "unausgegorenes geschreibsel" bezeichnet. ich kann euch dabei nicht helfen, spass am unterrichten und am leben zu haben. tut mir leid , wenn ihr die freude an eurer aufgabe nicht richtig finden könnt.
(erst glaubte ich, der ganze blog ist ein trick und von ausgefuchsten schülern gemacht, die vorgeben lehrer zu sein...aber wenn man die kommentare liest.....so borniert kann wirklich nur ein echter lehrer sein.)
BIA (Gast) antwortete am 28. Mai, 16:00:
Errorking, was soll das Getrolle eigentlich bezwecken?
errorking antwortete am 28. Mai, 16:04:
ich bezwecke hier lediglich, die schüler mittels aufruf zur liebe und kreativität vor (sich hier selbst als depressiv bezeichnenden) lehrern zu schützen.
BIA (Gast) antwortete am 28. Mai, 17:18:
@errorking
Erfahrungsgemäß trifft es auf wenig Resonanz, wenn man die zu missionierenden Personen zuerst beschimpft. Kann man doch bei Schülern ausprobieren: wer sie respektiert, trifft eher auf Interesse als jemand, der sie beschimpft. Wer zuerst mit "bist du aber blöd" und dann "hör mir zu, ich kann dein Leben positiv verändern, du Trottel. Liebe deine Mitmenschen mehr. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit." arbeitet...hm, I think not. Da hab ich zumindest keine Lust mehr, intensiv zuzuhören. Klingt für mich auch nicht besonders authentisch.Zum Thema "Liebe":
Ich habe ein Kind im besten Teenageralter (kann alles, weiß alles besser, reizbar). Ich liebe das Kind wahrscheinlich mehr als alle anderen Menschen, die mir nahestehen. Das ändert aber nichts daran, dass sein Verhalten mitunter gewaltig nervt. Und wahrscheinlich nervt es mich, die ihm nahesteht, ungefähr 10.000x mehr als einen x-beliebigen Passanten, der in ihm einen weiteren übercoolen Arschhosenträger sieht und sonst nichts.
Hier schreibt einer über Verhalten, das ihn nervt. Mangelnde Liebe würde ich daraus noch nicht schließen.
Was die Mischung angeht, sehe ich das ähnlich: recht viel Genervtheit, recht wenig Positives. Leider. Ich gehe davon aus, dass das Blog vergleichbar ist mit der Seelenhygiene, die man beim Kaffee mit einem guten Freund betreibt: da kann man auch mal hinter die Fassaden gucken und sagen, was einfach nervt im Moment. Und dann geht man raus und geht unverdrossen und mit neuem Schwung in die nächste Runde Leben.
errorking antwortete am 29. Mai, 11:00:
kluge
gedanken, bravo. ich hoffe, du bist du lehrend tätig, die welt braucht solche lehrer.meine errors nehm ich zur kenntnis, nehm auch log. geschliffene kritik gerne auf.
teacher antwortete am 29. Mai, 13:12:
Ich würde liebend gerne nette Anekdoten aus meinem Lehrerdasein schreiben - dann würden lustige Kommentare eine nette Stimmung erzeugen. Ich spüre die große Nachfrage danach, ich spüre die Ablehnung des schmerzend Negativ-Kritischen.Aber genau das ist notwendig.
Dafür nehme ich auch ziemlich heftige Ablehnung und ziemlich einseitige Meinung in Kauf. Aber dankbarer bin ich für unterstützende Berichte, die zeigen, dass das öffentliche Bild der schulischen Abläufe schöngefärbtes Wunschdenken ist.
stichi antwortete am 29. Mai, 13:32:
Damit könnte ich ganze Seiten füllen, ich bin nämlich so eine "beamtete langweilwurst" wie es errorking zu benennen pflegt, die seit 35 Jahren unterrichtet!
teacher antwortete am 29. Mai, 13:41:
Wer zu solchen Beleidigungen greift, richtet sich selbst. An unseren täglichen Erfahrungen ändert das nichts.
Jürgen (Gast) meinte am 1. Jun, 13:44:
Grenzen setzen, Konsequenzen ziehen
Dieser Text sagt mehr über Sie aus, als über die Klasse. Dass Klassen schwieriger werden und die Sitten verrohen ist schon seit Jahren bekannt, ebenso wie man darauf reagieren kann. Bei mir wissen die Schüler, dass ich auch eine Exkursion abbreche und Fachunterricht mache, wenn sie sich nicht benehmen.
teacher antwortete am 1. Jun, 19:42:
Natürlich sagt das was über mich aus: Ich gehe auch mit Klassen weg, wenn es andere nicht (mehr) tun. Ich sehe Fachunterricht niemals als "Konsequenz" und ich strafe nicht ganze Klassen kollektiv ab.
käthe (Gast) antwortete am 4. Jun, 14:07:
(verspäteter lacher: der eigene fachunterricht als strafe - selbstverständlich ist mir klar, dass das nur in relation zum sonst exotischen ausflug gemeint ist, aber dennoch habe ich gerade herzlich gelacht!)