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cotopaxi

 
BIA (Gast) meinte am 26. Mai, 09:51:
Ich war mit 13-jährigen Schülern in der S-Bahn unterwegs, wo sie dem neben ihm sitzenden Fahrgast dermassen distanzlos in die Zeitung gestarrt haben, bis er sich genötigt fühlte, sie ironisch anzusprechen, ob er ihnen die Zeitung denn schenken solle...Ehrliche Dankbarkeit auf Schülerseite. Im Anschluss gab's dann ein langes Gespräch mit mir, wie man sich in der S-Bahn und gegenüber anderen Menschen in der Öffentlichkeit verhält. Sie waren tatsächlich und ehrlich erstaunt darüber, dass ich ihr Verhalten nicht in Ordnung fand und meinten, den anderen Fahrgast hätte es doch auch nicht gestört, denn er hätte doch nichts zu ihnen gesagt und ihnen sogar die Zeitung geschenkt...Jugendlichen fällt es tatsächlich einfach oft schwer, ihre "Außenwirkung" einzuschätzen, und wenn sie im Pulk unterwegs sind, blenden sie sowieso alles außer die eigene Gruppe aus. Die meinen's auch gar nicht böse, sondern sind genauso, wie sie immer sind (womit sie auch meist ganz gut durchkommen). Ein gewisses Maß an Rücksichtslosigkeit und Hoppla-hier-komm-ich-Mentalität bringen sie oft schon von zu Hause mit, viele kleine Prinzen und Prinzessinnen...
Seit dieser S-Bahn-Fahrt mache ich eine Einführung in das Verhalten bei Exkursionen, bei der ich lauter Selbstverständlichkeiten noch mal durchgehe (wir setzen uns nicht auf den Bahnsteig und lassen die Beine in Richtung Gleise baumeln etc., wir verhalten uns in der S-Bahn leise, wir starren anderen Leuten nicht in ihre Lesematerial etc.) - seitdem funktioniert es wesentlich besser. Das sind offensichtlich nötige Instruktionen. 
teacher antwortete am 26. Mai, 20:54:
Wie ich oben zeigen wollte, müsste man 100 Dinge vor dem Ausgang klären. Jedes Mal in jeder Klasse ... und dann würde der 101.Unfall passieren.
Auf welchen Grundkonsens kann ein/e LehrerIn aufbauen?
"Trinkt keinen Alkohol durch die Augen!", das wäre gerade die letzte Warnung, die ich ausbringen müsste. Damit alle auf solche Ideen kommen!? 
BIA (Gast) antwortete am 26. Mai, 21:39:
Für mich ist der Grundkonsens der Schlüssel zur Lösung - meine Eltern und Großeltern erzählen mir, dass unerzogenes Verhalten in der Öffentlichkeit auch von wildfremden Personen durchaus auch angesprochen und gerügt wurde. Von den Eltern ganz zu schweigen! Dieser gesellschaftliche Grundkonsens, wer sich wann wie benehmen sollte - ist weggebrochen. Und mit dieser neuen Freiheit können halt nicht alle umgehen, und uns erschwert das das Leben. 
teacher antwortete am 26. Mai, 21:47:
Diese postmoderne Orientierungslosigkeit sehen wir zunächst bei den Kindern in der Schule, aber bald wird das jeder überall spüren, beim Einkaufen, beim Arbeiten, im Bus, im Restaurant ... und wir machen uns das Leben gegenseitig schwer.
Gute Erziehung hilft allen - fangen wir (wieder) an. Oder? 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 09:42:
Hier in Wien kann man regelmäßig beobachten, dass Kindergruppen aus dem Kindergarten in der Öffentlichkeit von wenigsten drei, meistens vier Erwachsenen begleitet werden. Das funktioniert auch bei Gruppen "Halbwüchsiger" auf Exkursion. Versuchen Sie's einfach einmal.
Ein wesentlicher Beginn zur positiven Veränderung (was die postmoderne Orientierungslosigkeit betrifft) ist darin zu erblicken, dass sich der Lehrkörper auf ein gemeinsames Verständnis von "sozialer Kontrolle" einigt. Solange jeder seine eigenen Würstchen brät, wird er sich dabei öfters mehr oder minder schwer verbrennen. Und bloß den Mangel an guter Erziehung zu attestieren reicht nicht hin. 
BIA (Gast) antwortete am 27. Mai, 10:17:
@hans1962
Gemeinsamer Konsens statt "eigene Würstchen" - stimme vollständig zu. Schön wäre, wenn der Konsens, was sozialverträgliches Verhalten ist, über die Schule hinaus getragen wird - besonders von den Medien und Menschen mit Vorbildfunktion für Jugendliche. Wäre nett, wenn man einem Schüler mitteilt, "Fick dich!" ist NICHT gleichzusetzen mit einem höflichen "Nein, danke." - und der dann nicht sagt: "Wieso, Bushido macht das auch UND der ist Millionär."

Zur ANzahl der Exkursionsbegleiter: inniges Flehen ist bei uns schon notwendig, um auf Exkursion zu gehen. VIER Begleiter? Nicht mit uns, wir haben schließlich Lehrermangel! 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 12:26:
@BIA
Drei von vier Begleitern müssen nicht notwendigerweise Mitglieder des Lehrkörpers sein - da ist Ihnen ein klassischer, dennoch liebenswürdiger Denkstolperer unterlaufen.
Was Sprachgebrauch und Höflichkeit betrifft, ist es unerlässlich, den Kindern die entsprechenden Anleitungen und vorbildlichen Demonstrationen zu geben. Das Überwinden von sozialen Barrieren darf nicht den Kindern überlassen werden. Insofern halte ich auch eine bunte Durchmischung sozialer Hintergründe in den Klassenzimmern für unabdingbar.
Wo Anleitung und Vorbildsein im Schulalltag funktionieren, tragen die Kids selbst den Konsens über sozialverträgliches Verhalten durchaus eindrucksvoll in ihre Umwelt. 
teacher antwortete am 27. Mai, 13:02:
Mehr Begleiter ist eine defensive Strategie wie mehr Polizei. Lieber wäre mir einfach eine bessere Vorbereitung vom Kindesalter weg, d.h. einen breiten Konsens über Erziehung finden, verkünden und durchsetzen. 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 16:19:
Die Argumentation mit der defensiven Strategie ist nicht weiter fortsetzungsfähig und was die bessere Vorbereitung betrifft, sei beispielhaft das österr. Schulorganisationsgesetz zitiert:

§ 2. Aufgabe der österreichischen Schule

(1) Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten und zum selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen. Die jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflichttreuen und verantwortungsbewußten Gliedern der Gesellschaft und Bürgern der demokratischen und bundesstaatlichen Republik Österreich herangebildet werden. Sie sollen zu selbständigem Urteil und sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen und in Freiheits- und Friedensliebe an den gemeinsamen Aufgaben der Menschheit mitzuwirken.


Angesichts dieser gesetzlichen Vorschrift erscheinen die hier geäußerten Klagen über kindlich/jugendliches Mißverhalten ein wenig befremdlich. 
teacher antwortete am 27. Mai, 20:55:
Gegen das Schug ist nichts zu sagen ... außer dass es banale Selbstverständlichkeiten fixiert. 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 22:13:
Ohja, das SchUG ist in der Tat ebenfalls eine ergiebige Informationsquelle. Bloß ein einziges Beispiel:

Unterrichtsarbeit
§ 17. (1) Der Lehrer hat in eigenständiger und verantwortlicher Unterrichts- und Erziehungsarbeit die Aufgabe der österreichischen Schule (§ 2 des Schulorganisationsgesetzes) zu erfüllen. In diesem Sinne und entsprechend dem Lehrplan der betreffenden Schulart hat er unter Berücksichtigung der Entwicklung der Schüler und der äußeren Gegebenheiten den Lehrstoff des Unterrichtsgegenstandes dem Stand der Wissenschaft entsprechend zu vermitteln, eine gemeinsame Bildungswirkung aller Unterrichtsgegenstände anzustreben, den Unterricht anschaulich und gegenwartsbezogen zu gestalten, die Schüler zur Selbsttätigkeit und zur Mitarbeit in der Gemeinschaft anzuleiten, jeden Schüler nach Möglichkeit zu den seinen Anlagen entsprechenden besten Leistungen zu führen, durch geeignete Methoden und durch zweckmäßigen Einsatz von Unterrichtsmitteln den Ertrag des Unterrichtes als Grundlage weiterer Bildung zu sichern und durch entsprechende Übungen zu festigen...


Was Sie da mutig als "banale Selbstverständlichkeiten" bezeichnen, ist im österreichischen Schulwesen ein gesetzlich normierter Arbeitsauftrag an die Lehrer, dem Sie sich in wenig überzeugender Weise zu entwinden suchen, wenn Sie über mangelhafte vorbereitende Erziehungsarbeit klagen. Sie sind als Lehrer gesetzlich dazu verhalten, Ihren Beitrag auch zur Erziehungsarbeit zu leisten. Ist Ihnen das bewusst? 
teacher antwortete am 27. Mai, 22:21:
Ob mir das bewusst ist?
Das ist mein halber Job. 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 22:46:
ah!
teacher antwortete am 27. Mai, 22:48:
Ja! 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 22:57:
hihi!
Sie scheinen mir auch einer zu sein, der auf das letzte Wort allergrößten Wert legt :))) 
teacher antwortete am 27. Mai, 22:59:
Unbedingt. 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 23:00:
Bitte, gerne! 
teacher antwortete am 27. Mai, 23:03:
^-^ 
hans1962 (Gast) antwortete am 27. Mai, 23:03:
*rofl* 

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