Lehramtsstudent (Gast) meinte am 27. Mai, 00:03:
Hallo teacherIch verstehe Dein Problem völlig.
Für mich steht heute auch schon fest, dass ich mit keiner Klasse auf Klassenfahrt oder Exkursion fahren werde, außer wenn zwischen Klasse und mir ein Vertrauensverhältnis besteht, dass so fest ist, dass ich eben nicht jede eventualität erklären muss und wie man sich dann (nicht) verhält.
Aber gerade dieses Verhältnis zu bekommen ist schwierig.
Ich hatte nun noch keine eigene Klasse und kann nur von meinen Schulerfahrungen sprechen, und eines ist mir da immer aufgefallen:
Die Lehrer lassen oft zu viel durchgehen.
Einmal hieß es: Wer Alkohol trinkt, fährt auf Kosten der Eltern nach hause. Am zweiten (von vier) abenden, wurd Alkohol bei Schülern gefunden. Er wurde beschlagnahmt und das wars.
Lehre: Alk einfach besser verstecken.
Ein anderes Mal war ein Mitschüler so bedtrunken, dass er den Feuerarlam des Hotels nicht hörte. Zum Glück war es nur Fehlarlam, aber auch hier: Keine großen Konsequenzen, außer einer Strafpredigt.
Das ist irgendwie alles an Strafe, was ich von Lehrern wirklich mitbekommen habe: Predigten, oder in sehr krassen Fällen wird den Eltern bescheid gegeben, aber irgendwie scheint das bei den Problem-Fällen erfolglos zu sein.
Aber was soll man als Lehrer tun? Nur wenig Lehrer haben diese unerschütterliche Aura der Autorität, die auch die Problemfälle gebändigt bekommt, aber ich kann nicht sagen, wo die herkommt.
Die Anderen (die Mehrheit) haben diese innere Autorität nicht und kein einziges Mittel, die Schüler zu disziplinieren (außer Mittel, die Schülern egal sind, wie Beurlaubung und sowas).
Der Lehrer steht irgendwie quasi mittellos da. Muss erziehen, darf sich aber in die Angelegenheiten der Eltern nicht einmischen, Kooperation gibt es nicht, und pro Klasse 25 Kinder erziehen und nachholen, was zu hause nicht passiert, betrachte ich nicht als Teil des Lehrerberufes. Lehrer sind für mich in erster Linie Lehrer und eigentlich nur in zweiter Linie Erzieher.
Wenn irgendetwas auf Exkursionen oder Klassenfahrten passiert, ist der Lehrer Schuld (Ich denke da an die deutsche Klasse, von der 2 Schüler in der Türkei gepanschten Alkohol tranken - Die Lehrerin war verantwortlich, Aufsichtspflicht und so.) Die Selbstverantwortung der Schüler und die Pflichten der Eltern sind bei Ausflügen irgendwie egal.
Und unter solchen Bedingungen werde ich nicht bereit sein, mit Klassen das Schulhaus zu verlassen. Leider.
Aber was will man machen?
Mandros (Gast) antwortete am 27. Mai, 12:47:
Was will man machen?
Nichts, ganz einfach. Hört sich zwar gemein uns fies an weil sagen wir mal 60-90% der Schüler halt keine Hirnlosen Volltrottel sind, aber wenn es schon in der Schule nicht klappt das gesellschaftliche Regelsysteme greifen (z.b. die Nicht-Vollpfosten sorgen dafür das der Herr Vollpfosten halt doch keine Scheiße baut ;)) bzw. der gesellschaftliche Druck gegen zu extreme Hirnaussetzer nicht passt, da kannste nichts machen.
Leider wird hier die Mehrheit durch eine Minderheit "festgesetzt" und solange sich hier die Mehrheit nicht wehrt ist die Sache gegessen.(erinnert mich an religiöse Fanatiker gegen den Rest der jeweiligen Religion, irgendwie )
Anders formuliert: Bei dem was passieren kann und wie ich haften müßte wäre ich entweder sehr dumm oder sehr sehr nett um noch richtige Klassenfahrten zu machen, oder was meint der rest dazu ?
teacher antwortete am 27. Mai, 13:09:
In der Zwischenzeit weiß jeder, dass Schule und Lehrer hilflos bei Disziplinlosigkeiten zuschauen (müssen). Manchmal wird es richtig gefährlich, wie z.B. bei Alkohol oder im Straßenverkehr und dann werden die Begleitlehrer zur Verantwortung gezogen.Wie sollen die LehrerInnen reagieren?
Viele verzichten auf Exkursionen und Lehrausgänge, andere verschweigen die Probleme - damit lösen wir gar nichts. Wenn ich es hier aufzeige, dann gestehe ich (aus der starken Position der Anonymität) auch eine Portion an Hiflosigkeit ein. Das mache ich sonst sehr ungern.
errorking antwortete am 27. Mai, 15:46:
liebe lehrer.euer lamentieren
k...t jeden vernünftig denkenden menschen an.natürlich habt ihr verantwortung, auch ein feuerwehrmann, ein arzt oder ein bauleiter haben verantwortung über leben und tod.
was soll ausserdem dieses überreagieren?
wenn bei schulausflügen der eine oder andere verletzt ist kann doch nicht dazu führen, dass man exkursionen einstellt!
da müsste man aber statistisch gesehen sofort die schule überhaupt einstellen, da
1. beim weg zur schule und von der schule stets verkehrsunfälle (manchmals sogar tödliche)passieren
2. in den schulen manchmal amokläufer auftauchen und kinder niederknallen
würde man also zuhause bleiben hätte man höhere überlebenschancen.daher geht alles argumentieren von den lehrern hier ins leere und jeder anderen verantwortl. berufsbranche auf den nerv.
denn dieser beruf des lehrers , der sich beim aufpassen überfordert fühlt, weil er ja haftet!(mir kommen die tränen)......ist in wirklichkeit einer der angenehmsten überhaupt.
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 27. Mai, 19:42:
Wenn ich mal nur auf das "Angenehme" focussiere ...
bin ich in meinem Brotjob (Büro) deutlich mehr "Annehmlichkeiten" ausgesetzt als in meiner Tätigkeit in der freien Jugendpflege. LehrerIn sein ist vielleicht einer der "lohnendsten", bei weitem aber nicht "einer der angenehmsten" Berufe.
DAS geht einfach an der Wirklichkeit vorbei. Lehrer leben nicht im Li-La-Laune-Land, wo alle Kids interessiert, brav und fügsam sind. Des weiteren ist nicht jeder Soziopath (und es GIBT soziopathische Kids, oder anders schwer Gestörte, da macht ein fauler Apfel einen ganzen Korb stichig) durch LehrerInnen "erziehbar" - was passiert außerdem mit all den Depressiven, den Manischen, den Alleingelassenen, emotional und/oder sexuell Verwahrlosten unter den Kids - alle vom Lehrer zu "erziehen"?
Unter den gegebenen Bedingungen GEHT das nicht, was nichts, aber auch gar nichts mit Jammerei zu tun hat.
Es muss Geld, Geld, Geld in die Schulen - für bessere Ausstattung, mehr LehrerInnen, SchulsozialarbeiterInnen, SchulpsychologInnen.
Nicht umsonst bin ich politisch tätig - u.a. um das durchzusetzen. Bin aber nicht in Ösiland *ätsch*
errorking antwortete am 27. Mai, 21:50:
ich war auch lehrer
habe insg. ca 3000 schüler gehabt...kein problem. bin auch kein übermensch aber liebte eben meinen beruf.kenne ehem. kollegen , die dasselbe sagen.einen psychopathen kannst nicht erziehen, sondern du lässt ihn wie er ist....es ist überhaupt NIEMAND "erziehbar", das sind ja meinungen wie aus dem 19. jhdt. bin schockiert. mit 100mal soviel geld für die lehrer gibts auch nicht mehr liebe, das ist ein irrtum.
nochmals: wer sich überfordert fühlt soll SOFORT den beruf wechseln (oder simma vielleicht zu ungeschickt dafür, herr/frau kollege und würden auch in anderen berufen versagen???)
teacher antwortete am 27. Mai, 21:52:
Tja, es können nicht alle so gut sein.
stichi antwortete am 27. Mai, 22:03:
Er WAR Lehrer!!! Wieso war? Wieso bist du es nicht mehr???
BIA (Gast) antwortete am 27. Mai, 23:40:
:-)
errorking antwortete am 28. Mai, 10:34:
hab was besser bezahltes gefunden
war aber eine schöne zeit
stichi antwortete am 28. Mai, 10:51:
"denn dieser beruf des lehrers , der sich beim aufpassen überfordert fühlt, weil er ja haftet!(mir kommen die tränen)......ist in wirklichkeit einer der angenehmsten überhaupt."So einen angenehmen Beruf wegen des schnöden Mammons aufgegeben? Tststs!
Ziemlich widersprüchlich deine Aussagen. Wer's glaubt wird selig.
errorking antwortete am 28. Mai, 10:54:
SOLL ICH DIR
MEINEN lebenslauf schicken? tätig für schwerst erziehbare aber auch an volksschulen bis college...in usa, japan und österreich.ausserdem leb ich nur einmal, bin keine beamtete langeweilwurst und will viele versch. sachen machen.
stichi antwortete am 28. Mai, 11:06:
Kein Bedarf! Mir reicht das unausgegorene Geschreibsel hier. Aber es ist doch einfach jammerschade, dass ausgerechnet die begabtesten Pädagogen die Biege machen und sich von der Schule abwenden. Wie soll sich da jemals etwas zum Besseren wenden? Unverantwortlich!
errorking antwortete am 28. Mai, 15:16:
bin auch auf
schwererziehbare lehrer trainiert..... ich habe hier im blog an and. stelle oft von liebe und kreativität gesprochen. das wird hier von den über dies und ds klagenden lehrern als "unausgegorenes geschreibsel" bezeichnet. ich kann euch dabei nicht helfen, spass am unterrichten und am leben zu haben. tut mir leid , wenn ihr die freude an eurer aufgabe nicht richtig finden könnt.
(erst glaubte ich, der ganze blog ist ein trick und von ausgefuchsten schülern gemacht, die vorgeben lehrer zu sein...aber wenn man die kommentare liest.....so borniert kann wirklich nur ein echter lehrer sein.)
BIA (Gast) antwortete am 28. Mai, 16:00:
Errorking, was soll das Getrolle eigentlich bezwecken?
errorking antwortete am 28. Mai, 16:04:
ich bezwecke hier lediglich, die schüler mittels aufruf zur liebe und kreativität vor (sich hier selbst als depressiv bezeichnenden) lehrern zu schützen.
BIA (Gast) antwortete am 28. Mai, 17:18:
@errorking
Erfahrungsgemäß trifft es auf wenig Resonanz, wenn man die zu missionierenden Personen zuerst beschimpft. Kann man doch bei Schülern ausprobieren: wer sie respektiert, trifft eher auf Interesse als jemand, der sie beschimpft. Wer zuerst mit "bist du aber blöd" und dann "hör mir zu, ich kann dein Leben positiv verändern, du Trottel. Liebe deine Mitmenschen mehr. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit." arbeitet...hm, I think not. Da hab ich zumindest keine Lust mehr, intensiv zuzuhören. Klingt für mich auch nicht besonders authentisch.Zum Thema "Liebe":
Ich habe ein Kind im besten Teenageralter (kann alles, weiß alles besser, reizbar). Ich liebe das Kind wahrscheinlich mehr als alle anderen Menschen, die mir nahestehen. Das ändert aber nichts daran, dass sein Verhalten mitunter gewaltig nervt. Und wahrscheinlich nervt es mich, die ihm nahesteht, ungefähr 10.000x mehr als einen x-beliebigen Passanten, der in ihm einen weiteren übercoolen Arschhosenträger sieht und sonst nichts.
Hier schreibt einer über Verhalten, das ihn nervt. Mangelnde Liebe würde ich daraus noch nicht schließen.
Was die Mischung angeht, sehe ich das ähnlich: recht viel Genervtheit, recht wenig Positives. Leider. Ich gehe davon aus, dass das Blog vergleichbar ist mit der Seelenhygiene, die man beim Kaffee mit einem guten Freund betreibt: da kann man auch mal hinter die Fassaden gucken und sagen, was einfach nervt im Moment. Und dann geht man raus und geht unverdrossen und mit neuem Schwung in die nächste Runde Leben.
errorking antwortete am 29. Mai, 11:00:
kluge
gedanken, bravo. ich hoffe, du bist du lehrend tätig, die welt braucht solche lehrer.meine errors nehm ich zur kenntnis, nehm auch log. geschliffene kritik gerne auf.
teacher antwortete am 29. Mai, 13:12:
Ich würde liebend gerne nette Anekdoten aus meinem Lehrerdasein schreiben - dann würden lustige Kommentare eine nette Stimmung erzeugen. Ich spüre die große Nachfrage danach, ich spüre die Ablehnung des schmerzend Negativ-Kritischen.Aber genau das ist notwendig.
Dafür nehme ich auch ziemlich heftige Ablehnung und ziemlich einseitige Meinung in Kauf. Aber dankbarer bin ich für unterstützende Berichte, die zeigen, dass das öffentliche Bild der schulischen Abläufe schöngefärbtes Wunschdenken ist.
stichi antwortete am 29. Mai, 13:32:
Damit könnte ich ganze Seiten füllen, ich bin nämlich so eine "beamtete langweilwurst" wie es errorking zu benennen pflegt, die seit 35 Jahren unterrichtet!
teacher antwortete am 29. Mai, 13:41:
Wer zu solchen Beleidigungen greift, richtet sich selbst. An unseren täglichen Erfahrungen ändert das nichts.