Wir sind in die Falle getappt.
Die Müllers haben sich scheiden lassen. Die Kinder, Eric und Lara, sind nicht unglücklich damit: Die ewige Streiterei hat ein Ende gefunden und das Wochenende einen Sinn.
Gut, unter der Woche nervt die Mama: Aufwecken, Frühstück, Schultasche packen, Bus erwischen. Zu Mittag sollen sie helfen, ihr Zimmer zusammenräumen, Hausübungen machen ... das volle Programm halt.
Aber am Samstag kommt der Papa mit dem Cabrio. Kleiner Ausflug, bissi Shopping, gutes Restaurant. Cool, der Papa, Fernsehen ohne Ende, Naschen bis zum Umfallen ... das volle Programm halt.
Die Mama macht die Erziehung, der Papa das Entertainment. Statt zusammenzuarbeiten herrscht Funkstille. Plus Vorwürfe. Und gegenseitige Verdächtigungen. Ein Kommunikationsvakuum, das von Eric und Lara gewieft genützt wird - sie spielen ihre Eltern gekonnt aus.
Die Schule ist in die gleiche Falle getappt wie die geschiedene Frau Müller. Sie soll die Erziehung der Kinder übernehmen, die Eltern wollen sich in die Freizeit zurückziehen. Die Konflikte sind die gleichen, s.o.
Spontan fallen mir hundert Gründe ein, warum das nicht funktioniert.
Wir müssen aber fragen: Was ist zu ändern, damit es funktionieren kann?
P.S.:
Vorteile privatisieren, Probleme dem Staat übertragen? Erinnert uns das an was?
Die Müllers haben sich scheiden lassen. Die Kinder, Eric und Lara, sind nicht unglücklich damit: Die ewige Streiterei hat ein Ende gefunden und das Wochenende einen Sinn.
Gut, unter der Woche nervt die Mama: Aufwecken, Frühstück, Schultasche packen, Bus erwischen. Zu Mittag sollen sie helfen, ihr Zimmer zusammenräumen, Hausübungen machen ... das volle Programm halt.
Aber am Samstag kommt der Papa mit dem Cabrio. Kleiner Ausflug, bissi Shopping, gutes Restaurant. Cool, der Papa, Fernsehen ohne Ende, Naschen bis zum Umfallen ... das volle Programm halt.
Die Mama macht die Erziehung, der Papa das Entertainment. Statt zusammenzuarbeiten herrscht Funkstille. Plus Vorwürfe. Und gegenseitige Verdächtigungen. Ein Kommunikationsvakuum, das von Eric und Lara gewieft genützt wird - sie spielen ihre Eltern gekonnt aus.
Die Schule ist in die gleiche Falle getappt wie die geschiedene Frau Müller. Sie soll die Erziehung der Kinder übernehmen, die Eltern wollen sich in die Freizeit zurückziehen. Die Konflikte sind die gleichen, s.o.
Spontan fallen mir hundert Gründe ein, warum das nicht funktioniert.
Wir müssen aber fragen: Was ist zu ändern, damit es funktionieren kann?
P.S.:
Vorteile privatisieren, Probleme dem Staat übertragen? Erinnert uns das an was?
teacher - am Freitag, 19. Februar 2010, 16:56
la-mamma meinte am 19. Feb, 17:31:
?
überschätzt der werte herr teacher da den einfluss der schule nicht gar arg? abgesehen vom klischeehaften bild der geschiedenen ...
teacher antwortete am 21. Feb, 16:37:
Nein, ich glaube, dass der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder weit überschätzt, der Einfluss der Schule (Mitschüler + Lehrer) eher unterschätzt wird. Mit der Ganztagsschule wird das noch zunehmen.Die Klischees sind mir bewusst, nehme ich in Kauf, weil es mir hier nicht ums reale Bilder sonder um spürbare Trends geht.
Papa (Gast) meinte am 19. Feb, 19:22:
Lieber Hr. Teacher,wissen Sie welche Probleme ein Mann hat, wenn er bei einer Scheidung die alleinige Obsorge (und somit auch die gesamte Verantwortung) für die gemeinsamen Kinder anstrebt?
Über 20 Jahre lang wurden in Österreich die Väter nach einer Scheidung vom Gesetz automatisch von der Erziehung ihrer Kinder entfernt. Bei Scheidungen nach dem Juli 2001 gibt es zwar jetzt die gemeinsame Obsorge, aber das Pflegerecht ist nach wie vor bei der Mutter. Und wehe ein Mann stellt die Erziehungshoheit der Frau in Frage.
Ich habe ein Problem damit, wenn man dann die Rollenverteilung nach einer Scheidung zu Ungunsten der "bösen" Papas und zu Gunsten der "armen" Mamas dann so klischeehaft darstellt wie oben geschrieben.
BIA (Gast) antwortete am 19. Feb, 20:36:
Ich sag's nur ungern, aber das ist der Eindruck, der sich aus der Praxis aufdrängt: die Mamas schupfen den Alltag, die Papas machen Wochenendbespaßung. Das hat, denke ich, mit "gut" oder "böse" nicht viel zu tun, sondern mit der meist üblichen Lösung, dass die Kinder bei der Mama wohnen bleiben und die Papas nur zum Wochenende und hohen Feiertagen sehen*. *Wobei die engagierten Papas, die sich wahnsinnig ins Zeug legen für ihre Kinder eher dünn gesät zu sein scheinen.
teacher antwortete am 21. Feb, 16:39:
In der momentanen Realverfassung ist die beschriebene Rolleverteilung zwar klischeehaft, aber nicht realitätsfremd. Und mir ist jeder Vater recht, der sich stärker um seine Kinder kümmert!
Papa (Gast) antwortete am 22. Feb, 12:28:
@teacher
Ja, sie ist nicht realitätsfremd sondern ein Abbild der Realität. Von 1978 bis 2001 wurden über 90% der Väter, egal ob sie gute oder schlechte Väter waren, per Gerichtsautomatik die Obsorge entzogen. Dies bedeutet, dass sie an ihren eigenen Kindern genau die gleichen Rechte haben wie an jenen von dem Nachbarn aus dem Erdgeschoss. Sie durften keine Schulnoten erfahren, sie durften nicht wissen wie ärztliche Diagnosen sind... sie sehen ihre Kinder alle 2 Wochen und für ausgefallene Wochenende gibt es keinen Ersatz. Schließlich mussten sie froh sein, überhaupt die Kinder sehen zu dürfen... denn wie man weiß wird Kindesentzug durch die Mutter von Seiten der Justiz stillschweigend geduldet.Was erwarten sie von solchen juristisch kastrierten Vätern?
teacher antwortete am 22. Feb, 14:17:
Ich finde diese Regelung (wie andere, z.B. Pensionsregelung, Wehrpflicht) für absolut überholt und gesellschaftsfeindlich. Mich wundert, dass hier die Gleichberechtigungklausel der Verfassung nicht greift!
papa (Gast) antwortete am 22. Feb, 15:04:
Das sehe ich auch so. Aber trotzdem werden nach wie vor pauschal die Väter und nicht die Regelung gesellschaftlich angeprangert.Mittlerweile hat sich - wie geschrieben- die Situation leicht gebessert. Die so sehr geschmähte Schwarz-Blaue Regierung hat gleich nach ihrem Start die gemeinsame Obsorge eingeführt, aber das Recht der Väter auf ihre Kinder steht in der täglichen Gerichtspraxis immer noch auf tönernen Füßen.
Die Scheidungskinder, die jetzt in der Schule sind, sind fast alle noch mit der alten Regelung aufgewachsen und es wird noch etliche Jahre dauern, bis Änderungen spürbar werden.
Katja (Gast) meinte am 19. Feb, 19:54:
So kann es gehen!
Aber es müssen nicht mal Scheidungskinder sein, wo die Eltern sich einfach nicht einig sind, ob man dem Kind nur die schönen Seiten des Lebens zeigt und ihnen alle Lasten des Alltags abnimmt (z.B. die nicht wirklich volle Schultasche des Dritttklässlers) oder ob man das Kind zur Selbständigkeit und Selbstkontrolle erzieht.
teacher antwortete am 21. Feb, 16:40:
Kinder sollen Spaß haben und Spaß machen, das verlangen immer mehr Eltern.
Mem (Gast) meinte am 19. Feb, 20:35:
Klischees sind doch was Tolles. Da wissen wir immer und überall, woran wir sind. Macht das Leben auch irgendwie einfacher, wenn man immer haargenau weiß, wie welcher Mensch tickt. Jucheee! \o/
(Wer Ironie findet, darf sie behalten. ;))
karen (Gast) antwortete am 19. Feb, 20:50:
Bin mir grad nicht sicher, was ich denke und schreib einfach mal unstrukturiert vor mich hin.Schule ist wie Job, es kann Spass machen, aber es macht nicht immer Spass, manchmal macht es über Strecken gar keinen Spass. Feierabend ist besser. Und genauso ist schulfreie Zeit besser. Die Schule ist der Job der Kurzen.
Wochenend-Papa ist wie Großeltern: Relaxter weil man nicht den täglichen Kleinkrieg hat, bemüht geliebt zu werden und somit geneigt, mehr zu erlauben, mehr zu verwöhnen. Wenn der Wochenend-Papa nicht verwöhnt und erlaubt (oder die Großeltern), dann sinkt die Motivation des Nachwuchses exponentiell, dort Zeit zu verbringen. Dann kommt: Oh nö, nicht zum Papa, das ist doof. Nicht zu Oma, die nervt immer.
Bei der/dem/den Elternteil/en, wo der ganze Kleinkrieg, der Alltagskram hängen bleibt, da ist man zuhause. Nicht in der Schule, nicht bei Oma, nicht beim Wochened-Elternteil. Zuhause nervt und ist furchtbar. Aber auch speziell. Sein Zuhause gibt man so schnell nicht dran. Home is where they HAVE to take you in.
Darum glaub ich auch nicht, dass der Vergleich zwischen Scheidungseltern und geschiedenen staatlichen und privaten Erziehungsaufgaben klappt. Zwei Paar Schuhe. Schule ist nie Zuhause.
Wer Sinn findet, darf behalten. Mehr so ohne hingeschrieben ohne Analyse und viel Hirnrindenaktivität ;-)
p.s. sogar der captcha findets: faad
teacher antwortete am 21. Feb, 16:43:
Schule ist indeed nicht zuhause, aber wenn man der Schule die Bildungs- und Erziehungsarbeit überträgt (Ganztagsschule!), dann kriegt sie mehr Arbeit, die Eltern selbst nicht machen müssen.
Stefan (Gast) meinte am 19. Feb, 20:57:
Früher gab es schlechte Eltern - heute gibt es schlechte Eltern
Früher haben schlechte Eltern ihre Kinder geschlagen und gedemütigt, ihnen den Besuch einer höheren Schule versagt.Heute verhätscheln schlechte Eltern ihre Kinder zu viel, setzen zu wenig Grenzen, geben zu viel Freiheiten.
Sicher ist beides nicht ideal für die Entwicklung eines Kindes. Aber die plötzliche Entwicklung unserer Gesellschaft in einen Idealzustand ist realistischerweise nicht zu erwarten.
Letztendlich sind es nicht mehr Probleme, die unsere Kinder haben, sondern nur andere. Warum ausgerechnet die Schule mit Veränderungen so schlecht zu recht kommt, kann man sich zwar vielleicht mit einem veralteten Lehrkörper erklären, das wäre aber ein Armutszeugnis für die Schule.
Ein interessanter Punkt ist meines Erachtens das Kommunikationsvakuum: Dass Eltern, die sich gerade geschieden haben, sich bei der Kommunikation schwer tun, ist da in meinen Augen schon eher verständlich, als dass Lehrer, welche ja studiert haben, zu oft schwach darin sind.
teacher antwortete am 21. Feb, 16:44:
Wir haben immer mehr Eltern, die Kommunikation einfach verweigern. Lehrer sind ja dazu verpflichtet, haben Sprechstunden und Sprechtage - aber manche Eltern sehe und höre ich über Jahre NIE. Das sind dann oft die Eltern unserer Problemkinder!
Andreas (Gast) meinte am 19. Feb, 23:54:
Ich glaube, dass Ihr Vergleich sehr weit hergeholt ist. Ich stimme la-mamma zu, Sie überschätzen, denke ich, den Wert der Schule maßlos.Natürlich treten Sie auf diesem Blog stark als Kritiker auf (mit gutem Recht) und sicher haben Sie im Alltagsleben viel Spaß an der Schule, aber Sie malen (zumindest hier) auch gerne den Teufel an die Wand. "Vorteile privatisieren, Probleme dem Staat übertragen?" Ich bitte Sie. Welche essentielle Probleme Jugendlicher liegen im Bereich der Schule? Nur die schlechten Noten, der kleinste Teil von allem. Alles andere (und für die persönliche Entwicklung weit aus wichtigere) hat Auswirkungen auf das Leben in der Schule, ist aber nicht Sache der Schule selbst und fällt nicht in Ihre Verantwortung als Lehrer. Sind Sie tatsächlich für alle Schüler ein alleinerziehender armer Vater? Nein, Sie sind Lehrer, Fachmann, Experte, auch Pädagoge ja, aber distanziert und eine Respektperson (im besten Falle.) Die Schule hat Familie, Freunde, gar Eltern noch lange nicht ersetzt. So weit wird es hoffentlich nie kommen.
fedor (Gast) antwortete am 21. Feb, 15:01:
Ob das ein Klischee ist oder nicht,ist doch zweitrangig.Teacher hat doch nur gemeint,daß sich leider zu viele Eltern bei der Erziehungsarbeit die Rosinen herauspicken und den großen-ungeliebten-Rest der Schule überlassen.Wieviele Eltern stellen sich heute noch hin und versuchen,ihren Kindern z.B.Sekundärtugenden beizubringen?
teacher antwortete am 21. Feb, 16:47:
Gut zusammengefasst. @Andreas: Die Kinder sind über viele, prägende Jahre täglich 5-6 Stunden in der Schule. Viele reden mit Lehrern viel mehr als mit ihren Eltern. Diesen Einfluss würde ich nie unterschätzen!
kraM meinte am 20. Feb, 15:42:
mal abgesehen davon, heißt es nicht gewieft? oder versehe ich mich grad?:>
Caro (Gast) antwortete am 21. Feb, 01:23:
Toller Blog- bin gern hier (:Viele Grüße und ein schönes Wochenende!
Caro
testsiegerin meinte am 21. Feb, 16:20:
Ich hab den Eindruck, Sie lieben Klischees. Diese Trennung in Erziehung und Unterhaltung, die mag ich auch nicht. Kinder lernen den ganzen Tag. Beim Spielen, beim Diskutieren, beim Zusammesein mit anderen Menschen, beim Essen, beim Computerspielen, sogar beim Fernsehen. Und sie lernen auch, wenn sie sich unterhalten. Auch beim Vorlesen, beim Backgammon spielen, beim Abendessen findet Erziehung statt. Nicht nur in den heiligen Hallen der Schule.
Ich würde mir wünschen, dass Sie Schule und Elternhaus nicht ständig gegeneinander ausspielen. Beides ist wichtig. Und Eltern, die am Abend mit einem guten Gefühl Zeit für ihre Kinder haben, weil sie die Kinder tagsüber gut betreut wissen, sind bessere Eltern als solche, die Angst haben müssen und genervt sind.
teacher antwortete am 21. Feb, 16:52:
Ich liebe nicht Klischees, sondern versuche, die vielen Puzzlesteine des Alltags auf einige, erkennbare Bilder zu reduzieren, also verständliche Modelle zu bauen. Das bedarf einer Verallgemeinerung, manchmal auch einer gewagten.Schon gar nicht spiele ich Eltern und Lehrer gegeneinander aus, thematisiere aber die Kommunikationsprobleme zwischen beiden.
Und: Ich stehe zu diesem Vergleich, weil er dort am meisten schmerzt, wo er zutrifft.
Spätrömischer Dekadent (Gast) antwortete am 22. Feb, 10:48:
"Kinder lernen den ganzen Tag. Beim Spielen, beim Diskutieren, beim Zusammesein mit anderen Menschen, beim Essen, beim Computerspielen, sogar beim Fernsehen. Und sie lernen auch, wenn sie sich unterhalten. Auch beim Vorlesen, beim Backgammon spielen, beim Abendessen findet Erziehung statt."Aber auch nur in einem guten, stabilen sozialem Umfeld (mit gebildeten Eltern) funktioniert das so....
kraM antwortete am 22. Feb, 16:56:
interessanter gedanke, dass nur gebildete eltern eine gute erziehung garantieren. ^^
teacher antwortete am 22. Feb, 17:43:
Ich habe nicht den Eindruck, dass das zum Ausdruck gebracht wurde.
kraM antwortete am 22. Feb, 19:19:
naja, so hab ich den letzten satz des dekadenten verstanden, und da wir eh grad in der verkürzungs- und pauschalisierungswelle waren hier ... ;)
testsiegerin antwortete am 22. Feb, 22:50:
danke. sie sprechen mir aus der seele. ich kenne nämlich sehr wohl menschen aus niederen bildungsschichten, die ein großes herz haben und deren kinder nicht nur klug, sondern auch ausgesprochen liebenswert sind.
Upur (Gast) meinte am 21. Feb, 16:59:
kinder brauchen liebe
von so armen teufel wie dir lernen sie höchstens, wie ein lehrer nicht sein soll.
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 23. Feb, 19:00:
Kinder brauchen "Liebe" von Eltern, Verwandten etc.,
also vom privaten Umfeld. LehrerInnen sollten da durchaus anderes zu bieten haben: fachliche und didaktische Kompetenz, persönliche Autorität, Begeisterungsfähigkeit, Fairneß, Geduld, Konsequenz - so etwa. Von allem etwas, von nichts zu viel (ja Teach: der ideale Lehrer. Keiner ist so ;-) ). Aber "Liebe"? Nö. Das wäre imho Emotionsgedusel, die hat in der Schule nicht viel verloren.Was wäre mit SchülerInnen, die man nicht "lieben" kann, wenn "Liebe" Bestandteil schulischer Erziehung wäre?
stichi antwortete am 23. Feb, 19:43:
Das unterschreibe ich mal!