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cotopaxi

 
Ich frage meine Schüler, frage meine Bekannten und auch die Nachbarn. Ich höre mich um und die Stimmung ist eindeutig: "Nein, Lehrer möchte ich heutzutage nicht sein." Sie haben ihre Argumente, sie kennen unsere Kinder und auch die Zustände in den Schulen.

Dann drehen sie sich um und schreien mit der Masse mit: "Die sollen ruhig zwei Stunden mehr arbeiten, die haben eh soviel Ferien."

Ich höre den Kollegen zu und spüre diese Enttäuschung: "Die Leute können sich nicht vorstellen, wie anstrengend eine Stunde unter 30 Kindern ist. Zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden ... da kann die fünfte Stunde zur Qual werden."

So ist es: Nach drei Unterrichtsstunden brauche ich Luft, Platz, Raum ohne Lärm, ohne Fragen, ohne Druck. Vier Stunden en suite ist Schwerarbeit, die fünfte wird zum Grenzfall, die sechste zur Qual. Für alle Beteiligten.

Wer das nicht glauben will, soll es probieren: Sperren Sie sich mit 30 Kindern sechs Stunden lang in einen Raum (es darf auch das Schwimmbad oder ein Schulbus sein) und probieren Sie, ausgeglichen und sympathisch zu bleiben. Fühlen Sie sich ruhig für alle verantwortlich und gehen Sie individuell auf Wünsche und Probleme ein ....

Vielleicht werden Sie streiken, wenn dann jemand kommt und Ihnen zwei weitere Stunden zumuten will: "Um die Qualität des Unterrichts zu steigern." Jede Woche, ein Leben lang.
blueberry (Gast) meinte am 6. Mär, 11:19:
Ich wollte auch einmal Lehrerin werden, habe das Grundstudium absolviert und mich dann entschieden, meine ursprünglichen Unterrichtsfächer auf Bachelor weiterzustudieren. Von der Lehrerausbildung in Österreich habe ich keine Ahnung, aber so, wie unser Studium war, fühlte ich mich nicht im Mindesten auf diesen Job vorbereitet (und das lag nicht an meiner Arbeitsbereitschaft, ich habe einen sehr guten Notendurchschnitt). Hier ist das Lehramtsstudium eher ein Fach- und Theoriestudium, von Didaktik, Lernpsychologie und Leistungsbewertung bekommt man nicht viel mit - das haben mir viele Freunde, die den gesamten Studiengang abgeschlossen haben, bestätigt. In 8 Monaten als Fremdsprachenassistentin in England habe ich mehr gelernt als im gesamten Lehramtsstudium!

Bei dieser "Vorbereitung" auf den Lehrerberuf kann ich gut verstehen, dass die meisten Menschen nicht Lehrer werden wollen.
Ich wüsste aber gerne, warum der Lehrerjob aber dieses "Halbtagsjob und lange Ferien"-Image hat. Sechs Stunden mit Kindern/Jugendlichen sind wirklich Schwerarbeit! Dazu nimmt man doch noch so viel Arbeit nach Hause und hat doch eigentlich nie richtigen Feierabend.
Einen Streik könnte ich sehr gut verstehen. 
teacher antwortete am 7. Mär, 17:31:
Das Lehramtsstudium an der Uni ist in Öst. auch recht theorielastig, an den Päd. Hochschulen ist es praxisnäher. Aber ich glaube nicht, dass eine Verbesserung der Studien mehr Kandidaten anziehen würde. Der Job hat nur mehr wenig Anziehendes - und er wird zunehmend unattraktiv. niemehrschule. 
ich (Gast) meinte am 6. Mär, 11:34:
arme Lehrer...
Oh, die armen Lehrer. Könnt Ihr Euch eigentlich vorstellen, dass es auch andere Berufe gibt, die anstrengend sind, und wo auch ganztags gearbeitet wird?

Nein, ich möchte kein Lehrer sein. Ich bin dafür nicht gemacht. Ich habe keine Lust, 30 Kinder/Jugendliche zu unterrichten. Aufmüpfige, pubertäre Gören. Mit doofen Eltern. Will ich nicht, hochachtung vor jedem, der das kann.

Ich habe stattdessen einen anderen Job. Der ist ebenfalls stressig und verantwortungsvoll. Aber eben 50 Stunden in der Woche (für 40 wird man bezahlt). 30 Tage Urlaub, nicht mehr. Das bedeutet nach Weihnachten ein paar Tage Ostern, dann erst wieder im August. Anfang November noch eine Woche, und dann bis Weihnachten. Ja, da möchte ich Lehrer sein! 
D (Gast) antwortete am 6. Mär, 12:22:
Ich komme gut und gerne auf eine 60+ Stunden Woche, lieber Mensch, denn die Arbeit, die bis nachts um 23 Uhr zu hause am Schreibtisch läuft, sieht niemand. Die Ferien sind mit Korrekturen voll und nur im Sommer habe ich wirklich Urlaub. Es gibt bei und auch Kollegen, die sich nicht vorbereiten, nachbereiten und "korrekturfreie" Fächer haben - so wie es in jedem Betrieb Kollegen gibt, die ihre Tage einfach absitzen.
Seit meine Freunde und Familie gemerkt haben, dass ich kaum noch Zeit für sie habe, verkneifen sii sich die Bemerkungen von wegen "Lehrer möchte ich sein". 
D (Gast) antwortete am 6. Mär, 12:23:
Sorry für die Tippfehler :-( 
Spezialistin antwortete am 6. Mär, 17:43:
Ja, sicher gibt es Jobs die ebenfalls stressig und stressiger sind....Ob man da jedoch auch im Bild der Öffentlichkeit der "AVD" ist???Ich glaube, nein! 
ich (nochmals) (Gast) antwortete am 6. Mär, 20:33:
Ja, dafür sitze ich dann auch abends noch und bereite mich vor... das habe ich nicht mit eingerechnet. Ich glaube aber nicht, dass Du von 7:30 (Schulbeginn) mit meinetwegen 30-45 Minuten Pause dazwischen bis 23. Uhr sitzt. Die Lehrer in meinem Bekanntenkreis, die das machen, halten gemütlich ihren Mittagsschlaf zwischendurch. Oder gehen Tennis spielen. Oder sonstwas.

Fällt mir übrigens auch bei Lehrern auf: Wenn ich auf dem Klo die c't o.ä. lese, ist das Freizeit. Macht das ein Lehrer mit ner Didaktikzeitung, tickt im Kopf die Uhr "Arbeitszeit". So ist das dann leicht, auf 60+ Stunden zu kommen. 
Nachtblau antwortete am 6. Mär, 22:01:
Das Entscheidende ist doch, dass der "normale" Arbeitnehmer dann, wenn er nach Hause kommt, wirklich fertig ist und seine freie Zeit (wie auch seine 30 Urlaubstage) zu 100% für sich verwenden kann. Als Lehrer hat man immer im Nacken, dass man noch dies und das tun muss, und man sieht den Arbeitskram ständig. 
Matthias (Gast) antwortete am 7. Mär, 12:21:
Vielleicht krankt es aber auch daran, dass Lehrer eben genau das meinen... dass sie die einzigen Deppen wären, die nach der "richtigen" Arbeitszeit noch zu Hause etwas tun müssen.
Nun, ich bin kein Lehrer. Ich werde dieses Wochenende noch mindestens 3 Stunden etwas für meinen Job tun müssen. Und das auch nur, weil ich für den Rest keine Lust hab. Ich arbeite meist 9,5 Stunden am Tag und muss auch oft genug "nach Feierabend" etwas tun. Hin und wieder auch am Wochenende hinfahren.

Dass, was Sie sagen, trifft vielleicht auf Fließbandarbeiter oder Kassierer zu. Aber ich als Nichtlehrer würde das damit nicht vergleichen wollen. 
El Loco antwortete am 7. Mär, 16:20:
Äpfel und Birnen?
Wer liest auch schon freiwillig eine pädagogische oder didaktische Fachzeitschrift? Wenn ich "Foto&Film"*) oder "Modelleisenbahn digital"*) auf dem Klo lese, ist das für mich natürlich Privatvergnügen. Lese ich "dynamische Kirchengemeinde"*), ist es Arbeit - denn das würde ich freiwillig nicht lesen!
Nein, ich bin kein Lehrer. Aber unterrichten tu ich trotzdem, und ab dem elften Lebensjahr der Schüler macht's keinen Spaß.

*) erfundene Titel, ich will ja keine Werbung machen. 
teacher antwortete am 7. Mär, 17:35:
Es gibt sicher einige Berufe, die genauso anstrengend sind wie der Lehrberuf und viel Vor- und Nachbereitungszeit brauchen. Bloß glaubt man es bei den Lehrern am wenigsten und diese müssen sich ständig verteidigen und rechtfertigen. 
full (Gast) antwortete am 8. Mär, 15:12:
quatsch
Grundschullehrer arbeiten fast nicht.
Hat Kempowski zugegeben. 
Nachtblau antwortete am 8. Mär, 15:34:
Davon merk ich nix. 
blueberry (Gast) antwortete am 8. Mär, 19:05:
so ein unsinn. ich kenne einige grundschullehrer, auf die das ganz sicher nicht zutrifft. ob kempowski oder sonstwer das sagt: er hat nicht recht. 
ich (Gast) antwortete am 9. Mär, 15:35:
Nein, sie müssen sich nicht rechtfertigen. Aber die Lehrer sind eine der seltenen Gruppen, die meinen, ständig über Stress reden zu müssen, den andere ja gar nicht aushaöten würden, 60+ Wochenstunden usw. Jammern auf hohem Niveau eben.

Das normal arbeitende, 30 Tage Urlaub habende, das natürlich gerne aufgreifen, liegt in der Natur der Sache. 
D (Gast) antwortete am 9. Mär, 21:36:
7 - 15 in der Schule + ca. 3 Stunden am Schreibtisch (ja ich esse auch mal was und mache etwas, aber viel zu selten, Sport) + ca. 6 Stunden am Wochenende 
PeZwo meinte am 6. Mär, 11:35:
ich kann die Anstrengungen des Jobs nachvollziehen. Aber wenn man einen Job wirklich gerne macht, sind Anstrengungen normal kein Problem.

Daher frage ich mich: sind die Proteste deswegen der Kern oder nur ein Symptom des eigentlichen Problemes? 
teacher antwortete am 7. Mär, 17:39:
Wirklich gerne? Das hat schnell ein Ende, wenn man mit Aggressionen, Widerwillen, Boshaftigkeiten etc. von allen Seiten konfrontiert ist. Ich war ein begeisterter Lehrer (mit vielen positiven Rückmeldungen) - aber ich habe es satt, ständig den Prügelknaben spielen zu müssen. Ich erwarte, dass ich für meine Arbeit Lohn und Anerkennung bekomme (statt Schmach und Arbeitszeitverängerung). 
steppenhund antwortete am 7. Mär, 17:42:
eine ausgezeichnete Frage! Und eine, die mir in der ganzen Diskussion immer wieder abgeht.
Ein Indiz dafür, dass das Problem woanders liegt, sind die Eltern, die zwar die Lehrer schimpfen, wieso sie den streiken wollen (mit all den negativen Vporwürfen hinsichtlich Ferien etc.) aber ihre Kinder am liebsten gerade bei den Lehrern IN DER SCHULE sehen, aus den Augen aus der Verpflichtung. Die Eltern lagern sämtliche Verpflichtungen auf die Lehrer aus. Obwohl die Kinder doch das Wertvollste sind, was sie haben.
Das erinnert mich sehr stark an die Management-Aussagen, in denen die Mitarbeiter das wertvollste Kapital darstellen. Diese Aussagen werden immer kurz vor Massenkündigungen getroffen. 
PeZwo antwortete am 7. Mär, 18:31:
Ich denke, dass man den Lehrern in den letzten Jahren eine Menge Pflichten aufgebürdet und so manche Rechte entzogen hat. Sie müssen ganz wesentliche Teile der Integrationspolitik ableisten und die Eltern verlagern einen Teil der Erziehung in die Schule. Gleichzeitig hat man ihnen aber die Handlungs- und Bewegungsfreiheiten immer mehr eingeschränkt ... sowohl was Geld als auch Möglichkeiten zur Steuerung des Sozialverhaltens im disziplinären Bereich betrifft. Und anstatt diese Mehrleistungen zu honorieren wurde ihnen die gesellschaftliche Anerkennung sogar auch noch entzogen.

Die Forderung nach den unbezahlten Mehrzeiten ist fast schon so was wie eine logische Fortsetzung dieser Entwicklung und damit wurde offensichtlich eine bereits erreichte Schmerzgrenze nunmehr überschritten. Für mich ist die 2-Stundenforderung ein Anlaßfall, den die Lehrer nutzen um im Form der Proteste eine Grenze für die Gesamtentwicklung zu demonstrieren "Stop! Bis hierher und nicht weiter".

Ich kann dich und die Lehrerschaft durchaus verstehen. 
Stefan (Gast) meinte am 6. Mär, 17:50:
Ich bin überzeugt, dass teacher seinen Beruf im Grunde sehr gerne Macht ... trotz ungünstiger Entwicklungen. Ich mache meinen Beruf auch sehr gerne.

Aber (fast) jeder Lehrer wird mir zustimmen, dass diese "Lust" irgendwann am Tag/in der Woche/zwischen den Ferien umschlagen kann. Es ist der Moment, wenn einen die Kids plötzlich nerven, wenn die Geräuschkulisse belastend wird, wenn die Vorbereitung zum Krampf wird und nur noch das nahende Wochenende als Rettungsanker erscheint. Mich trifft das häufig kurz vor den Ferien, wenn der Akku richtig leer ist, wenn zig Nachtschichten eingelegt wurden, wenn im Kollegium der Krankenstand ansteigt und keine Vertretung da ist, wenn Stunden mit Bürokratie verplempert werden müssen, wenn Eltern/Schüler richtig anstrengend werden, ...

Es ist selten der reine Unterricht, der einen dazu bringt, aber dieses große "on top" führt selbst beim besten Lehrer irgendwann zum "Hebel umlegen". Insofern kann ich teacher voll und ganz verstehen, wenn er sagt, diese 2 Stunden sind eine besondere Belastung!

Nach 2 Wochen Ferien merke ich dann schon wieder, wie gern ich eigentlich meinen Beruf mache, weil ich den Unterricht wirklich vermisse. Es ist aber die enorme Belastung, die einen ungemeinen Raubbau an der eigenen Konstitution betreibt - das können nur wenige Berufsgruppen wirklich in dieser Intensität nachvollziehen. 
teacher antwortete am 7. Mär, 17:41:
Merci 
Millionär (Gast) meinte am 6. Mär, 18:22:
Da diesen Blog ohnehin nur Leute lesen, die nichts zu sagen, hier mal die Wahrheit:

Ich bin einer von ein paar tausend Österreichern die im Jahr mindestens eine Million und mehr verdienen. Die Politikermarionetten machen zu 90% das, was wir von ihnen wollen (Politiker werden zu schlecht bezahlt, das ist übrigens einer der Gründe dafür).

In Zeiten der Krise kommt ein altbewährtes Konzept zur Anwendung: Divide et impera. Wir (das heißt vor allem Freund Dichand samt Tochter und die paar restlichen marginalen Zeitungshansln) verstehen sich gut darin ein paar Keile in das Proletariat zu treiben, damit es brav mit sich selbst beschäftigt ist.

Ausländer, klar. Aber in der Krise reicht das nicht mehr, da müssen auch die Lehrer ranhalten, vielleicht kommen dann auch die Apotheker, sonstige Staatsdiener, die "reichen" Ärzte, usw. (ist mir ehrlich gesagt völlig schnuppe)

Wir werden sehen, was nötig ist. Wichtig ist, dass alle Leute genug leisten und ihr kleinen Hanseln, ihr Buben und Mädchen, ihr müsst noch viel viel mehr leisten! Warum? Nun, mechanische Uhren sind gerade im Trend. Brad Pitt wurde mit einer A. Lange und Söhne -Uhr gesichtet, wisst ihr Kinder überhaupt was die kosten? Mindestens 10.000 Euro (mein letztes Modell war allerdings eine Lange 1 Zeitzone in Rotgold, man ist ja Weltbürger), die kostet schon ein paar 10.000 Euro mehr.

Viele Hollywoodstars stehen da jetzt drauf, wir, das heißt die österreichische Elite, wollen da natürlich in nichts nachstehen. Und im Luxusbereich gibt es gerne Preisteigerungen von 10% im Jahr, also brauchen wir die Rendite und woher kommt die? Na von eurer Leistung.

Also auf auf, hopp, hopp, immer schön arbeiten. Ihr gehört ja noch zu der Klasse die Steuern zahlen muss (haha). Man... Lehrer sein und werden in solchen Zeiten... witzig. Im Staatsbereich wird alles nur noch schlechter werden, wir quetschen die Orange aus, wie geht. Auch ein Millionär lebt schließlich nur einmal. 
Matthias (Gast) antwortete am 7. Mär, 12:23:
Sehr witzig. Im besten Fall eher einfacher Arbeiter? 
Mathias (Gast) antwortete am 7. Mär, 12:40:
Nette Satire. 
teacher antwortete am 7. Mär, 17:43:
Mir bleibt das Lachen im Hals stecken ... 
walküre meinte am 7. Mär, 15:08:
Berufe, die in starkem Maß mit erzieherischer Tätigkeit und/oder mit persönlicher Verantwortung für Menschen verbunden sind, lassen sich nicht mit anderen Berufen vergleichen. Auch, wenn man einen sehr anspruchsvollen und zeitintensiven Job hat - solange nicht das Leben oder die Zukunft eines oder mehrerer Menschen von der Qualität der eigenen Arbeit direkt abhängt, fällt ein extrem belastender Faktor weg. Weshalb brennen erwiesenerweise so viele Menschen in Pflegeberufen dermaßen schnell aus ?

Bei Pädagogen kommt noch hinzu, dass sie zwischen allen Stühlen sitzen: Vom Staat werden ihnen Prügel in Form sinnloser Verordnungen und derber Sparmaßnahmen (Wie schon öfter bemerkt: viele Schulen könnten hierzulande ohne die Hilfe tatkräftiger Elternvereine keine Lehrmittel mehr anschaffen !) unter die Füße geschmissen, für die meisten Eltern sind sie die Trottel vom Dienst, denen man jederzeit die Verantwortung für das eigene Versagen in die Schuhe schieben kann. Und diejenigen, die selber keine schulpflichtigen Kinder haben, reißen die Mäuler am weitesten auf. 
steppenhund antwortete am 7. Mär, 17:44:
Ja, besser hätte ich das auch nicht beschreiben können... 
teacher antwortete am 7. Mär, 17:45:
So schauts leider wirklich aus! 
steppenhund meinte am 7. Mär, 17:55:
Ausgangsbasis: ich stehe auf der Seite der Lehrer.
Aktuelles Thema: 2 Stunden mehr. Streikdrohung. Halte ich für verfehlt.
Begründung: die 2 Stunden kompensiere ich noch mit Dienst nach Vorschrift.
Bessere Methodik: Absprache eines entsprechenden vernünftig durchsetzbaren Forderungskatalogs und Klärung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Dann Streikdrohung auf 2 Wochen. Soviel, dass es den Eltern weh tut.
Und dann allgemeine Schulgeldpflicht. Stipendien für Familien mit Einkommen unter 2500 Euro. Alle anderen zahlen. Unmittelbar - nicht über den Umweg einer Steuer, die letztendlich für anderes verwendet wird.
Die Medizin muss bitter schmecken, dass sie wirkt. Eine Stunde oder ein Tag Streik ist wie ein zusätzlicher Feiertag. Daran sind wir in Österreich schon gewöhnt und die Kinder werden es auch nicht krumm nehmen.
Ja, und eine kleine Massnahme noch am Rande. In den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch werden Aufgaben an die Schüler verteilt. Ein gewisses Gebiet zur Selbsterarbeitung. Am Ende des Streiks wird die Schulzeit mit einer Klassenarbeit über den selbst erlernten Stoff begonnen. Das Resultat geht mit einer Gewichtung von 40% in die Jahresbenotung ein.
Für die Volksschüler gibt es keine Aufgaben. Es wird lediglich festgelegt, mit welchem Spielzeug sie sich in den zwei Wochen zu beschäftigen haben. Kein Fernsehen. Bücher sind erlaubt. Nach Ende des Streiks schreiben sie dann eine Nacherzählung, was sie mit dem Spielzeug gemacht haben oder was sie gelesen haben.
Und wenn dieses System gut funktioniert, dann kann es wiederholt werden. Nicht mehr unter dem Titel Streik sondern unter dem Titel lustbetonteres und effizienterer Selbstunterricht.
Schade, dass es nicht durchgeführt werden wird. 
teacher antwortete am 7. Mär, 18:08:
Sehr kreativ!
Ich bin auch nicht für Streiks. Ich würde gerne eine Reihe von Einsparungen vorschlagen (in der Verwaltung, bei den Wahlpflichtfächern, beim Teamteaching etc.) und Gegenmodelle entwickeln, bevor ich die Kinder aussperre. Aber ernst genommen wird man nur mit Drohungen! 
walküre antwortete am 7. Mär, 19:39:
*lacht bitter*
Kein Fernsehen ??? Lieber Steppenhund, der Fernseher ist der Hausaltar
des 21. Jahrhunderts ! (Opium fürs Volk, einmal mehr.) 
steppenhund antwortete am 7. Mär, 21:36:
Aber das Rauchen hat man ja auch verbieten können, oder? 
steppenhund antwortete am 7. Mär, 21:39:
Ansonsten kann ich nur mein Killerargument bringen: Waldorfschule. Da müssen sich die Eltern bereits bei der Aufnahme in den Kindergarten verpflichten, keinen Fernseher zuhause zu haben. Das haben wir auch fast die ganze Strecke durchgehalten. Von der ersten bis zur letzten, als sie sechs war.
Von einem berühmten Meinungsforscher, dessen Tochter in dieselbe Klasse ging wie meine Tochter, weiss ich, dass er zwar einen Fernseher hatte. Der stand im Schrank und wurde nur zu den Abendnachrichten aufgedreht. Das musste er beruflich einfach tun.
Ich sage einfach: dann kommen einfach kreative Menschen heraus;) 
walküre antwortete am 7. Mär, 21:46:
Wenn ich daran denke, wie oft ich angesichts der Tatsache, dass meine Tochter im Kindergartenalter nicht fernsehen durfte (zwei oder drei Stunden im Monat waren Kinderfilme auf Video erlaubt) ausgelacht oder für verrückt/spinnert/absonderlich erklärt worden bin ... 
teacher antwortete am 8. Mär, 13:39:
Ich bin ja viel zahmer: Ich will einfach nur, dass sich die Eltern immer zu den Kindern dazusetzen, wenn diese den Fernseher aufdrehen. Das würde vieles regulieren ... 
Daniel (Gast) meinte am 8. Mär, 12:37:
Belastungen wie ein Pilot - Manipulieren für Anfänger
Ich habe neulich gelesen, dass Lehrer im Beruf ähnlichen Belastungen wie ein Jetpilot ausgesetzt sind. Allerdings sind Vorsorgeuntersuchungen bei Piloten verpflichtend, wenn ein Lehrer aufgrund der Belastungen frühzeitig krankheitsbedingt pensioniert oder in die Frührente geschickt wird, dann kann sich die Gesellschaft den gedankenlosen Umgang mit geistigen Ressourcen wohl leisten!
Abgesehen davon setzt man dann noch einen drauf und behauptet, dass Lehrer faul seien und die Ferien nicht verdienen würden. Wenn Lehrer keine Ferien hätten, wäre wohl nicht nur jede dritte Lehrerstelle unbesetzt. Wer sollte sich dann um die ungeratenen und verzogenen Abfallprodukte der modernen globalisierten Gesellschaft kümmern?
Die Müllabfuhr? Der Abdecker? Die Psychatrie?
Unsere Politiker werden es nicht sein, und sie werden auch garantiert für keine funktionierende Lösung sorgen, da Bildung im Wahlkampf ein viel zu leicht zu manipulierendes "Killerthema" ist: Jeder Volldepp (egal ob arm oder reich) war mal in einer Schule - zumindest hat er sie ab und zu von innen gesehen - und es gab immer einen Lehrer, der diese ungeratenen Subjekte angeblich gequält und getriezt hat. Wunderbar!
Lehrer sind daher die idealen Sündenböcke einer Gesellschaft!
Die "Kulturrevolution" bei uns heißt nicht so wie be Mao dunnemals, wirkt aber ähnlich und ist viel perfider.
Sie produziert frustierte Pädagogen, die krankgemacht durch Bürokratie, Neid und Missgunst, keine Motivation und keine Rahmenbedingungen für guten Unterricht mehr haben!
Die Parteien, die sich allesamt den von ihnen selbst verursachten Teufelskreislauf zunutze machen, versagen absichtlich: Wieso sollten sie sich selbst des besten Wahlkampfthemas berauben? 
teacher antwortete am 8. Mär, 13:41:
Nein, nein ... der Politik (hier konkret der Fr. Minister) geht es nur ums Wohl der Kinder, um die Qualität des Unterrichts ... würg. 
bruckner (Gast) meinte am 10. Mär, 15:53:
meinung eines exlehrers
genau. ich würd auch nicht (mehr) lehrer sein wollen. allerdings hat das nichts mit "heute" zu tun. sondern grundsätzlich: ich hab den beruf quittiert, weil ich keine entwicklungsmöglichkeiten sah. weil ich mir nicht vorstellen wollte, dass dich tag für tag, jahr um jahr den selben job machen sollte. das empfand ich als die wahre qual. nicht die arbeit mit den schülerInnen. natürlich: jeder job ist anstrengend - und sie können mir glauben, dass ich auch heute keinen 40 stunden job habe. wer hat denn den in zeiten wie diesen? wer hat denn einen job, der nicht anstrengend ist? sorry, mein mitleid mit dem leiden der lehrerInnen ist ein sehr begrenztes. 
teacher antwortete am 10. Mär, 22:08:
Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich brauche kein Mitleid. Die bösen Folgen treffen die Kinder, die Bildung, die Zukunft. Mehr und mehr Lehrer, die noch vor kurzem geschimpft haben, dann aber zurück an ihrer Arbeit gegangen sind, werfen jetzt ruhig das Handtuch: "Für diese Gesellschaft zahlt es sich nicht aus, sich zu investieren ..." 
bruckner (Gast) antwortete am 11. Mär, 08:42:
böse folgen?
ich versteh das einfach nicht: da gibz eine ministerin, die will endlich reformieren. die sitzt nicht nur dumpfbackig nasebohrend in ihrem amt und will außer volksliedern trällern nix tun - sondern tatsächlich die dinge ins rollen bringen - und die lehrerInnenschaft schmollt. anstatt zu sagen: he super! taugt uns, endlich jemand der was bewegen will. danke für den vorschlag - allerdings müsste man erstens, zweitens, drittens, viertens - und dann können wir über zwei stunden mehrarbeit reden - warum nützt ihr das nicht als chance? 
teacher antwortete am 11. Mär, 18:48:
Eine Reform in einem Unternehmen, wo die Chefin hergeht und sagt: "Ihr werdet alle mehr arbeiten", würde nirgends auf positive Reaktion stoßen. Das ist betriebswirtschaftlich und psychologisch letztklassig.
Wenn sie sagt: "Wir müssen sparen, wir werden in der Verwaltung 10 % sparen, ich werde auf 10 % meines Lohnes verzichten und ich lade sie ein, auch mitzuhelfen, 10 % Sparpotential zu realisieren", dann werden wir anders reagieren.
Sparpaket und Reform zu junktimieren ist überhaupt ganz schlecht ... 
Der_Eisenschmyd antwortete am 12. Mär, 11:58:
Klischees
http://www.youtube.com/watch?v=tJDmtgMunsg 
bruckner (Gast) antwortete am 12. Mär, 13:15:
vollkommen dabei und einverstanden!
klischees. überall. deshalb sollt ja wohl was dagegen unternommen werden. aber ich bin mir sicher, dass die klischees nicht weinger werden, wenn sich die lehrerInnenschaft bei dieser diskussion keine diskussionsbereitschaft zeigt. und sorry, die lehrerInnengewerkschaft hat leider bis jetzt kein vernünftiges statement zustande gebracht. was ich einfach echt schwach finde. immer schon schwach fand. wie geschrieben - ich war selbst lehrer und ich hab mich aus dem beruf insbesondere deshalb verabschiedet, weil ich mir nicht vorstellen konnte, mein leben in diesem vollkommen vertrottelten und -karsteten system zu verbringen (wiewohl ich u.a. an einer sehr aufgeschlossenen und fortschrittlichen schule arbeitete - fächerübergreifender und projektunterricht, integrationsklassen, nachmittagsbetreuung etc.etc.). aber ich denk mir: jede/r lehrerIn muss doch verdammt noch mal wollen, dass dieses system besser wird, spannender, offener - und damit auch wieder mehr wertschätzung außerhalb der schule erzielt. und wenns um den preis von zwei stunden mehr lehrverpflichtung sein sollte. oder? allerdings: dann können die bedingungen verhandelt werden, dann präsentiere ich, wie ich mir das vorstelle... 
teacher antwortete am 12. Mär, 13:35:
Sorry, es gibt an diesem Sparpaket nichts, was besser wird. Im Gegenteil. Da streut die Frau Minister über ihre Zeitungen Sand in die Augen der Menschen ...
Stimmt aber, dass ein Gegenmodell mit echten Verbesserungen vorgelegt gehört. Ob dafür die Gewerkschaften die richtigen und geeigneten sind, daran zweifle ich - das würde ich anderen KollegInnen eher zutrauen. 
bruckner (Gast) antwortete am 12. Mär, 14:25:
na also
dann sollten doch diese kollegInnen genau das tun - bzw. gefragt werden, ob sie das tun wollen. und das ganze dann der standesvertretung mitgeteilt werden bei der nächsten dienststellenversammlung... mann, ärmel aufkrempeln, machen: die chance gibz genau jetzt! 
entegut (Gast) meinte am 21. Mär, 14:02:
Natürlich sind viele Kinder in einem Raum anstrengend. Als ich mich letztens mit meinem Volksschullehrer getroffen habe, kamen wir auf das Thema. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wir waren damals in einer Klasse 36 Schüler und sowohl mein Lehrer erfreut sich bester Gesundheit, als auch ich. Hat man früher mehr ausgehalten als heute? 
 

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