Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
"Wir wollen lieber eine Woche nach Nizza!"
"Paris oder London wären interessanter", entgegne ich.
"Wir möchten aber am Strand chillen!"

Wenn meine SchülerInnen Glück suchen, dann denken sie zuerst an ... NICHTS: Nichts tun, abhängen, chillen. Nichts ist besser als nichts.

Ich sehe das anders und zwinge sie zu ihrem Glück. (Bei fortschrittlichen Pädagogen sträuben sich angesichts solcher Worte die Haare.) Ich glaube nämlich - wie der gottlose Epikur - dass Glück aktiv erwirtschaftet werden muss.

Regeln zum Glück, wie sie der Philosoph R.D. Precht in "Wer bin ich und wenn ja, wie viele" zusammenfasst - und der heutige Zeitgeist.

Regel 1: Aktivität!
Zeitgeistige Schülerhaltung: Abhängen ist lustiger.

Regel 2: Sozial leben!
Wo? Auf facebook?

Regel 3: Konzentration!
Wir sind multitasking. Bitte ablenken!

Regel 4: Realistische Erwartungen!
Wir werden reich - im Lotto gewinnen, reich heiraten, ein Star werden.

Regel 5: Gute Gedanken!
Das Hässliche ist schön. Das Böse macht Musik. Geiz ist geil. Bad boys are cool.

Regel 6: Gelassener mit dem Unglück umgehen!
Unglück? Wegschauen!

Regel 7: Freude durch Arbeit!
Da will mich wer verarschen, oder.

Zwingt der Zeitgeist zum Unglück? Zu Depressionen. Zum Burnout.
romeomikezulu meinte am 8. Mai, 14:19:
Ich hätte aber durchaus im Sinne Deines Eigennutzes einen hochkonkreten Anwendungsvorschlag für die Regeln 4, 5, 6 und 7 (Allen voran aber zu Regel 4):
FAHR UM HIMMELS WILLEN NACH NIZZA MIT DEN KIDS !!

Übellaunige, zu Kulturgenüssen und Besichtigungen gewzungene Heranwachsende raiden Dir jede Ausfahrt!
Immer dran denken:
Hier geht's auch ein bisschen um DEIN Seelenheil und wie man es einfacher bewirkt .

Und da wären REALISTISCHE ERWARTUNGEN (nämlich: gar keine zu haben, Regel 4) ganz angebracht:
Nähere Dich dem Unvermeidlichen (Nizza!) mit GUTEN GEDANKEN (Regel 5), lerne also zu WOLLEN , was Du ohnehin tun musst ;-).
Und falls der Bildungsbeauftragte in Dir laut aufheult:
GELASSENER MIT DEM UNGLÜCK UMGEHEN (Regel 6) !

Dann macht Dir die Arbeit auch etwas mehr Freude (Regel 7) :-)) 
teacher antwortete am 8. Mai, 17:16:
Werde ich auch machen. Aber Paris oder London gäben 100x mehr her :-) 
o. klein (Gast) antwortete am 9. Mai, 12:08:
Wieso, man kann die Schüler doch auch in Nizza mit einem vollen Programm über römische Ruinen, Wirtschaft & Tourismus, Meinungsumfragen auf F, Vegetation, Geologie, Meteorologie quälen, und ihnen dann bei jeder Klage genüsslich unter die Nase reiben: aber das habt doch IHR so gewollt.

Für eine Woche gibt Nizza noch lange genug her!!! 
teacher antwortete am 9. Mai, 15:13:
Wird - mit Kompromissen - so passieren. 
Mathias (Gast) meinte am 8. Mai, 16:44:
Der Zeitgeist? Nein, das ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Ich wollte zunächst ja schreiben "das ändert sich, wenn man älter wird", so wie es bei mir war. Dann sind mir Freunde eingefallen, die immer noch in dieser Schiene leben. Also: Am besten nur abhängen und nichtstun, sich vor der Spielkonsole vergraben anstatt raus zu gehen, keinen müden Finger rühren, die mitunter vorhandene Kreativität versumpern lassen.
Andererseits kenne ich genauso viele Altersgenossen, die mit Elan an die Dinge, die ihnen Freude bereiten, herangehen. Die eifrig im Studium sind, die sich künstlerisch entfalten, die das Leben zu leben versuchen. Also: Die Hoffnung stirbt zuletzt. ;) 
teacher antwortete am 8. Mai, 17:18:
Ich gehe davon aus, dass viele reifer, erwachsener und aktiver werden. Aber momentan ist in der Geriatrieszene mehr Leben als in der beschriebenen Klasse. 
flyhigher antwortete am 9. Mai, 10:17:
Ich glaube auch, dass das in dem Alter völlig normal ist. Und ich gebe auch recht, dass manche in dem Stadium kleben bleiben. Die anderen aber entwickeln sich mit dem Älterwerden weiter. Es gibt also noch Hoffnung ;-)... Und ihnen London oder Paris aufs Aug drücken bringt nix.
Alle sind sie in der 4. HS nach Wien gefahren. Nur wir nicht, wir gingen bergsteigen im Pinzgau. Letztens hatten wir 25jähriges Klassentreffen. Wir bejammern das noch heute! 
teacher antwortete am 9. Mai, 15:07:
Ich will auch nach Wien, eh Paris oder London. Ich bin sicher, die Schüler würden ein Leben davon schwärmen.
Aber nein, sie wollen am Strand chillen ... und ich muss - demokratisch - das organisieren und leiten. Natürlich plane ich da Sport und Sprachkurs und Kultur etc. ein, sonst wär ich ja nicht Lehrer! 
tina (Gast) meinte am 8. Mai, 17:35:
Persönliche Vermutung: besonders die Verletzung der Regeln 3 und 7 führt dazu, daß nur selten der beglückende "Flow"-Zustand erreicht wird. Das führt wiederum zu Erschöpfung und dem Wunsch nach Chillen. Wenigstens wird oft noch mit Freunden gechillt, scheint also auch eine Kompensationshandlung für Regel 2 zu sein. 
teacher antwortete am 9. Mai, 15:05:
Wie oft kommst du in den "flow"? Vielleicht gar in der Arbeit? 
tina (Gast) antwortete am 9. Mai, 16:10:
Leider zu selten - aber das sind die Tage, an denen ich mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht schlafen gehe.

Hauptproblem bei dem Ganzen: man kann Flow nicht multitasken und braucht eine gewisse Zeit zum "Reinkommen". Bei geistigen Arbeiten habe ich den Eindruck, daß es sich unter 1, eher 2h am Stück nicht lohnt. Bei Sport oder manuellen Tätigkeiten scheint es schneller zu gehen. 
teacher antwortete am 28. Mai, 12:02:
Voraussetzung für den flow: Hohe Kompetenz und hohe Motivation - beides findet sich in der Schule selten. 
leser (Gast) meinte am 8. Mai, 19:03:
was um himmelswillen ist so schlimm am chillen? die kids haben unterm jahr stress genug. dass du mit deinem halbtagsjob lieber action haben willst, ist dann wirklich dein problem. 
teacher antwortete am 9. Mai, 15:04:
Ach Gott, wie viele Kids langweilen sich zu Tode. Wir unterfordern die meisten.

Wie gezeigt, chillen führt zu Depressionen, Aktivität macht glücklich. 
ska antwortete am 9. Mai, 17:16:
Word!
>>Wie gezeigt, chillen führt zu Depressionen, Aktivität macht glücklich.<<

Word!

Und ob das wirklich die fortschrittlichen Pädagogen sind, denen sich beim Gedanken an "zum Glück zwingen" (hilfreiches Lenken) die Haare sträuben ... ich glaube nicht. Dass wir die Kids laufend unterfordern, ist leider ebenfalls wahr und eine Tragödie. 
charlotte sometimes (Gast) antwortete am 9. Mai, 17:18:
Vielleicht weil die Schule einen Bildungsauftrag hat und nicht dazu da ist, den Schülern auch noch ein Kissen unter den Hintern zu schieben?
Wer am Strand chillen will, soll das in den Ferien machen.
Ist ja jetzt auch nicht so als wäre eine Klassenfahrt nach Paris oder London ein Aufenthalt im Steinbruch. 
teacher antwortete am 9. Mai, 20:49:
Ja, aber letztlich entscheiden die SchülerInnen, wo es hingeht - sie überzeugen ihre Eltern ... und ich bin nur der Leiter.

@ska: Ich lese 2x Word - das verstehe ich nicht. Kannst du mich aufklären, wie das zu verstehen ist? (Word ist nämlich für mich nur ein Schreibprogramm :-)) 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 15. Mai, 13:01:
"Word"
Das ist eine Kurzform von "Hier unterschreibe ich".

Fein, mal den teacher weiterbilden zu können *gg* 
teacher antwortete am 15. Mai, 20:08:
Danke. Das ist mir noch nie untergekommen. Aber ich lerne gerne dazu, echt. 
Philipp (Gast) meinte am 8. Mai, 23:12:
Nice
Also wir waren vor den Osterferien 2 Wochen mit der Schule in Cannes - und dementsprechend auch in Nice, und ich hab es wirklich super gefunden (als Schüler vor allem wegen dem super Wetter, dem Stand, dem Urlaubsfeeling :)), aber auch für die Kulturliebhaber war sehr viel dabei:
- Musée Picasso (Antibes)
- Musée Matisse (Nice)
- Musée d'art moderne (Nice)
- die ganzen villages perchés
- die ganzen geschichtsträchtigen Städte (Antibes, Frèjus, Nice, etc.)
Also fehlende Kultur ist ja wohl wirklich kein Argument gegen die Cote d'Azur (und beim Hinfahren noch durch Verona fahren, da kann man gleich das Theater besichtigen :))

bzgl. dem kulturkritischen/erziehungskritischen/kinderkritischen/whatever Hauch in Ihrem Posting muss ich aber anmerken dass ich in letzter Zeit immer mehr den Eindruck habe sie würden ein bisschen zu sehr Schwarz und Weiß malen. Ja, fast jeder benutzt Facebook - deswegen ist "meine" Generation aber nicht weniger Kontaktfreudig, auch im echten Leben. Genauso wenig wie sich jeder "Teenager" vom "American Way of Life" blenden lässt, und auf den großen Lottogewinn hofft.
Bzw. mag das auch damit zusammenhängen wo Sie unterrichten,
dem Bild nach zu urteilen das Sie übermitteln ist es keine sehr gute Schule. 
Philipp (Gast) antwortete am 8. Mai, 23:13:
@ leser (Gast):

Leute wie Sie sind der Grund warum Lehrer zu Unrecht einen solch schlechten Ruf haben. 
teacher antwortete am 9. Mai, 15:02:
Ich mag ja S-Frankreich, aber das bietet nichts gegen Paris oder London. Ich verstehe nicht, dass jemand lieber im Sand extremsonnenbaden will (Zitat), wenn ich die Möglichkeiten einer Großstadt ausschöpfen könnte.

Dann habe ich das Gefühl, dass ich SchülerInnen zum Glück zwingen muss. Paris und London muss man kennen! 
tina (Gast) antwortete am 9. Mai, 16:29:
Ich sehe einen Unterschied zwischen "elektronisch mit Personen die man wirklich kennt in Kontakt bleiben", also zb. mit Leuten aus der Clique neben dem realen Leben auch per FB Kontakt zu halten und "virtuell mit Personen zu kommunizieren, die man nicht real kennt".

Bin schon "alt" und lange in Netzen unterwegs. Die Communities und Personen wo ich die Leute nicht IRL kannte waren nach Verlassen (oder Schließung) der Community immer schnell vergessen. Ich kenn keine Seele mehr aus meinen Zeiten in Usenet-Newsgroups oder aus diversen Web-Foren. Wenn ich denke, was ich da für Zeit reingesteckt hab und wieviel davon noch "übrig" ist als Erinnerung.... :-/

Fidonet, wo es oft Usertreffen gab und man die Leute dann kannte war dagegen was anderes. Auch da bleibt in der Erinnerung aber nur das real Erlebte richtig hängen - das coole Grillfest wo nachher alle besoffen waren, der Abend im Lokal wo die Rechnung nicht gestimmt hat oder wo wir mit einem der ersten Mobiltelefone vom Tisch aus angerufen haben weil die Kellnerin so lange nicht gekommen war. Von den vielen Stunden am Rechner, die ich mit Schreiben im Netz verbracht habe ist dagegen nur eine vage Erinnerung an das Bildschirmlayout übrig. Von den virtuellen "Unterhaltungen" könnte ich keine einzige(!) auch nur ansatzweise wiedergeben. Da bleibt im Nachhinein iwie "nix über" - denn der Bildschirm sieht immer gleich aus, man kann sich im nachhinein kaum erinnern was man "erlebt" hat.

In dem Sinne ist das schon eine gewisse Verschwendung von Lebenszeit. Weil irgendwie ist es schon ein verdammt blödes Gefühl, wenn man rückblickend den Eindruck hat, daß da kein "Leben" bzw. "Erlebtes" war, sondern nur ein "Loch". 
teacher antwortete am 9. Mai, 20:30:
Ich habe da nicht so viel Erfahrung, aber ich vermute auch, dass virtuelle Beziehungen weitgehend spurlos bleiben - das ist kein soziales Leben. 
IO (Gast) meinte am 9. Mai, 09:17:
Regel 1: Aktivität!
Und wie sieht das Abhängen dann am Ende aus? Ziemlich gefüllt mit irgendwelchen Aktivitäten oder Regel 2.

Regel 2: Sozial leben!
Wo? Auf facebook? Ja, warum nicht. Das vielbeschriebene globale Dorf hat mich mit wesentlich mehr dauerhaften sozialen Kontakten beglückt, als z.B. meine Großeltern, denen es zu damaligen Zeiten wesentlich schwerer gefallen ist mit den ihrigen Kontakt zu halten.

Regel 3: Konzentration!
Setz dich mal einfach neben jemanden, der 8h am Stück Conterstrike oder SC2 spielt. Das ist pure Konzentration. Mit 250 Aktion pro Minute werden da ungefähr die selben Eigenschaften wie bei Kamjetpilot abgerufen.

Regel 4: Realistische Erwartungen!
Das ist dch das schöne an der Jugend. Und eine Triebfeder unserer Gesellschaft.

Regel 5: Gute Gedanken!
Was für ein schönes Gedankenmuster, welches auch im vermeintlich häßlichen Schönheit erkennt. Hatte wir sowas in der Art nicht schon mal in der Gotic? War es nicht eigentlich schon immer so, daß die Jugend gegen die Alten rebelliert, versucht diese zu schocken? Ist das nicht schon immer eine Triebfeder unserer Gesellschaft gewesen?

Regel 6: Gelassener mit dem Unglück umgehen!
Guck dir mal bitte realistisch an mit was man heutzutage konfrontiert wird. Naturkatastrophe, Oil Spill, Fukushima, Aufstände die blutig niedergeshlagen werden, immer noch Welthunger, dazu Weltwirtschaftskrise und globale Erwärmung mit all ihren Folgen. Vergleich das mal mit den viel krasseren Reaktionen in den 80ern. Wir gewöhnen uns daran dem Weltuntergang gelassen ins Auge zu sehen. und trotzdem was zu tun.

Regel 7: Freude durch Arbeit!
Evolution. Früher mußten wir arbeiten, um zu überleben. Das ist immer weniger der Fall. Mit zunehmender Automatisierung wird es wahrscheinlich irgendwann überflüssig für uns sein. Früher hat man sich sowas erträumt, es Schlaraffenland genannt. Heute haben wir Angst davor. Aber wir haben vor allen Veränderungen Angst, aufgehalten hat das noch keine ;-) Wir lernen gerade mit unserer neuen Freizeit umzugehen. Wie alle Lernprozesse ist dies nicht nur von positiven Erlebnissen geprägt. 
IO (Gast) antwortete am 9. Mai, 12:47:
Huch, passend zu Regel 7 heute bei Spiegel Online:
http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/22603/womit_opa_so_sein_geld_verdiente.html 
teacher antwortete am 9. Mai, 15:00:
Facebook ist nicht soziales Leben. Das ist verlogenes Posen ...
Wenn ich natürlich die Wahl habe zwischen CS und Chillen, dann ist chillen besser ... so wie Cholera besser als Pest ist.
Ja, ich glaube, dass wir mit dem Chaos da draußen umgehen gelernt haben - wegschauen.
Nein, Arbeit hält uns am Leben. In jeder Hinsicht. 
steppenhund meinte am 9. Mai, 13:56:
Das Rekontra
Meine Meinung dazu ist eh bekannt, also kommentiere ich heute die Kommentatoren:)

@romeomikezulu
stimme zu 100% zu:)
@Mathias
stimme ebenfalls zu
@tina
ich stimme nicht nur zu, sondern die Erwähnung von "flow", zeigt, worauf die kids verzichten.
@leser
es wäre besser, er würde einfach chillen und die Finger von der Tastatur fernhalten.
@Philipp
stimme zwar nicht zu, aber es ist ein ernstzunehmender Kommentar.
@IO
Zuerst dachte ich, einfach blöd, dann vielleicht doch ironisch gemeint (siehe Regel 3 und Regel 4)
Bei Regel 6 frage ich mich, wie Counterstrike hilft, mit der ach so feindlichen Umwelt umzugehen.
Die Gedanken zu Regel 7 habe ich vor 40 Jahren schon von Schulkollegen gehört.
Inzwischen denken sie auch anders. Wenn die Freizeit im Spielen von Counterstrike bewältigt wird, frage ich mich, wer irgendwann die Systeme am Laufen halten wird.
Ist allerdings nicht mein Problem, bis dahin bin ich schon hin:)
Bei Regel 2 kann ich schon zustimmen.
Das mit dem Abhängen finde ich nicht so gut. Wenn schon hängen, dann erhängen. Das würde die Probleme doch garantiert lösen. Nie mehr Langeweile... 
teacher antwortete am 9. Mai, 14:56:
böse, böse 
Einanderer meinte am 9. Mai, 17:49:
Regel 7: Freude durch Arbeit!
Ist das sowas wie: Kraft durch Freude?
oder: Arbeit macht frei?
Und - ist "Zeitgeist" nichts anderes als: "die herrschenden Ideen sind die Ideen der Herrschenden"? Und - sind nicht die sieben Regeln Ausdruck der Ideen der Herrschenden?
Denn kein Mensch wird mit einem Chill-gen geboren...
und: "Nichts ist besser als nichts",
dazu empfehle ich Sartre: "Das Sein und das Nichts" 
teacher antwortete am 9. Mai, 20:35:
Nein, da sehe ich keine NS-Ideologie dahinter.
Mit Sartres Existenzialismus musste ich mich einmal auseinandersetzen, da bin ich durchaus beeindruckt.
Und der Zeitgeist wird gemacht, da bin ich mir sicher. Von Herrschern, nicht von Philosophen. 
la-mamma meinte am 9. Mai, 19:48:
vielleicht solltest du auch barcelona in erwägung ziehen. das scheint zumindest etlichen deiner und etlichen der schülererwartungen zu entsprechen;-) 
teacher antwortete am 9. Mai, 20:31:
Daran hatte ich gar nicht gedacht - dabei bin ich ein Barca-Fan: Mit der Metro zum Meer, ich werde es nicht vergessen. 
la-mamma antwortete am 9. Mai, 20:45:
mir ist es eingefallen, da es mir a) selber (nonaned) sehr gefällt, und ich mich b) an die ehrlich begeisterte schilderung einer - sagen wir einmal ansonsten nicht gerade übermotivierten - schülerin aus dem bekanntenkreis meines großen erinnerte ... und NACH dieser woche war die ganze klasse im jahr darauf auch für "ländliches england" zu haben;-) 
bonanzaMARGOT meinte am 10. Mai, 14:19:
klar hat sich der zeitgeist geändert. aber auch nicht so sehr, dass wir es heute mit anderen menschlichen bedürfnissen zu tun haben. ich meine damit grundlegend. alles wird komplizierter, weil wir mehr durchschauen. wissen macht nun mal nicht schlauer - sondern blöder.
es gilt: umso mehr wir wissen, desto mehr wissen wir auch, dass wir eigentlich nichts wissen.
ich kann die wissensverleugnung der jungen menschen gut nachvollziehen. es ist einfach alles viel zu viel, was auf sie einprasselt.
alles muss vernünftige grenzen haben.
dazu gehören kernkraft, schönheitsoperationen und das sogenannte wissen. sowieso noch vieles andere.

nizza ist im sommer selbstverständlich geiler als london. keine frage. 
teacher antwortete am 10. Mai, 18:27:
Gar nicht. Nizza ist heiß und öd, London ist cool - in jeder Hinsicht. Hat aber keinen Strand zum Chillen ... 
bonanzaMARGOT antwortete am 10. Mai, 19:33:
Kommt drauf an. Mit Lehrern fahre/fliege ich doch nicht nach London - wenn ich mich entsprechend dort ausleben will. Dann doch lieber Nizza. Da sieht man jetzt wenigstens viel nacktes Fleisch ... 
teacher antwortete am 10. Mai, 20:52:
Das wird wohl auch eine Rolle spielen. Obwohl ICH das meiste Fleisch gar nicht sehen will. Aber wer fragt schon MICH? 
bonanzaMARGOT antwortete am 10. Mai, 23:37:
kopf-kratz.
teacher, wie alt bist du heute?
warst du auch mal teenager?? ich meine, ein ganz normal-blöder teenager ...?
einer, der in dem alter nicht anders kann, als der sexy lehrerin auf die brüste zu glotzen und darüber mit seinem sitznachbarn blöd abzukichern???
you remember eventuell such cases???? 
teacher antwortete am 11. Mai, 15:47:
Klar hat das was mit meinem Alter zu tun. 
bonanzaMARGOT antwortete am 11. Mai, 15:54:
und das, obwohl das leben so schweinekurz ist? 
teacher antwortete am 12. Mai, 12:24:
So kurz ist es gar nicht. Ich rechne mit 80 Jahren, da kann man viel draus machen. Oder eben chillen, d.h. nichts draus machen. Die Jungen haben vll noch nicht das Gefühl, dass unsere Zeit begrenzt ist. 
bonanzaMARGOT antwortete am 12. Mai, 12:36:
was für ein gefühl hattest denn du mit 18?
rational weiß man wohl schon, dass das leben begrenzt ist, aber man kann es sich noch so gar nicht vorstellen - bzw. man hat in dem alter kein gefühl für vergänglichkeit. dies macht auch oft den leichtsinn in diesem alter aus.
schicke eine junge generation in den krieg, und sie kommt alt zurück.

meine eltern sind bald 80. sie hoffen wohl auf 100. finde ich gut, denn sie sind noch recht fit, geistig wie körperlich. aber irgendwann ist ende gelände.
hoffentlich ohne alzheimer. 
teacher antwortete am 12. Mai, 12:39:
Mit 18 hatte ich solche Gedanken oder Gefühle nicht, aber meine Eltern und Großeltern haben sie mir vermittelt.

Ich möchte nicht 100 werden, ich möchte mit 80 alles erledigt haben. Ich denke wie G. Sachs, bevor Hr.Alzheimer kommt. 
bonanzaMARGOT antwortete am 12. Mai, 12:48:
ich würde aber nicht wie gunter sachs eine selbstdiagnose stellen.
ansonsten kann ich seinen freitod verstehen.
ich kann noch nicht sagen, wie alt ich werden will. das schicksal kann einem da immer einen strich durch die rechnung machen. wenn ich heute sterbe, dann wäre das nicht sehr schlimm. vieles, was mir am herzen liegt, drückte ich aus. vieles erlebte ich. aber es wäre auch ganz schön, wenn ich noch ein paar jahrzehnte bei relativer gesundheit drauf legen kann.

wenn man jung ist, ist einem nicht bewußt, dass das leben zügig voranschreitet - und zwar auch in richtung zerfall ... und schließlich tod. darum gibt es ja die midlife-crisis, - hast du die schon hinter dir, teacher? 
teacher antwortete am 12. Mai, 17:40:
Ja, ich hatte eine brutale Krise. Damals habe ich aus Frust zu bloggen begonnen. Ich weiß nicht, ob sie schon zu Ende ist ... ? Ich habe einiges im Leben geändert und große Fortschritte gemacht.

Bist du auch schon so weit? 
bonanzaMARGOT antwortete am 12. Mai, 17:56:
weiß nicht - ich glaube, ich blieb in der pubertät stecken. bzw.: bei mir geht die pubertät nahtlos in die midlife-crisis über. 
teacher antwortete am 12. Mai, 18:52:
Dieses Gefühl kenne ich sehr gut :-) 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 15. Mai, 13:12:
Begrenztheiten
Dass Leben _immer_ Begrenzung ist - bzw. die Tatsache, dass die meisten Kids diese Tatsache gar nicht mehr erleben, liegt u.a. an der künstlichen Aquarien-Welt, in der sie leben.

Sie _können_ sich nur als ominipotent und unsterblich (unbegrenzt) phantasieren, weil sie unter ihresgleichen stecken bleiben.

Wenn sie erlebten, dass nicht sehen zu können, nicht alltagssprachlich/mündlich zu kommunizieren, nicht gehen zu können ebenfalls zu normalem (jugendlichen!) Leben gehört, wären sie nicht gar so überheblich, so grenzenlos. Dann wüssten sie, dass Spass-Chill-und-Leichtigkeit nicht ALLES im Leben sind. Auch nicht im jugendlichen.

Erzieht die Kids/Jugendlichen endlich gemeinsam! 
teacher antwortete am 15. Mai, 20:07:
Ich kann hier Vor- und Nachteile nicht abschätzen, da muss ich passen. 
Philipp (Gast) antwortete am 18. Mai, 00:04:
Philipp
Also langsam kann ich diese ganze Schwarz Weiß Malerei nicht mehr hören. "Jugendliche von heute" sind weder bessere noch schlechtere, weder dümmere noch schlauere. Anstatt davon zu reden dass "Spass-Chill-und Leichtigkeit" nicht alles ist, sollte man "uns" gönnen, dass "wir" wenigstens eine Zeit lang im Leben die Möglichkeit haben es in vollen Zügen zu genießen.

Und ja, ich phantasiere mich als "omnipotent und unbegrenzt", im Wissen dass ich alles schaffen _kann_ wenn ich es will. Man wage nicht zu versuchen mir diesen Gedanken zu nehmen, es ist jener der mich am laufen hält. Ist es etwa zweckdienlicher "uns" von Anfang an einzureden dass im Leben alles voller Probleme ist, dass "wir" keineswegs unbegrenzte Möglichkeiten haben und wir, egal was "wir" machen, sowieso nie glücklich werden, dass "wir" sowieso unfähig sind "echte" Relationen aufzubauen, weil Facebook uns ja sowieso sozial kaputt macht? Ist es das was Ihr wollt? Falscher Ansatz, eindeutig! 
bonanzaMARGOT antwortete am 18. Mai, 11:50:
da bin ich deiner meinung, philipp. die heute erwachsenen waren auch keine "besseren" jugendlichen. offensichtlich gibt`s in vielen köpfen erhebliche erinnerungslöcher, oder es werden nur die absoluten saubermänner lehrer. ich weiß nicht.
wir träumten damals auch von den "unbegrenzten möglichkeiten" und der freiheit nach dem abi. das war sehr schön. wir lebten es auch ein stück weit aus. aber jahr für jahr wurden wir weniger - meine kumpels verschwanden einer nach dem anderen im hafen der ehe oder auf irgendwelchen entfernten arbeitsplätzen ... ade, liebe freiheit! ade, liebe träume! 10 jahre nach dem abi waren wir nur noch zu zweit aus der clique. und heute bin ich alleine. 
teacher antwortete am 18. Mai, 18:06:
Ich versuche hier mit vielen konkreten Beispielen zu zeigen, dass unsere Gesellschaft mit ihren Kindern viele falsche Wege geht und die Ergebnisse demensprechend beklagenswert sind. Ja, ich gehe davon aus, dass viel mehr Jugendliche heute schlecht erzogen und ausgebildet sind als vor 30 Jahren. Dazu stehe ich. Ich denke, dass ich durch den ständigen Kontakt zu Jugendlichen (und einer intensiven Beobachtung) den Vergleich zu früher ziehen kann. 
bonanzaMARGOT antwortete am 19. Mai, 11:27:
also, ich weiß nicht. es ist doch eine reichlich subjektive einschätzung.
unsere väter dachten über uns bereits ähnlich - wir wären ungezogen, früher hätte es sowas nicht gegeben, wir hätten nur unsinn im kopf und wir würden die schule nicht ernst genug nehmen ...
vielleicht erinnerst du dich, teacher. alles wiederholt sich irgendwie.
demnach müßten wir von generation zu generation immer blöder und schlimmer werden.
natürlich hat jede generation ihre spezifischen eigenheiten, ihre eigene kultur. und natürlich wurde die heutige jugend anders erzogen als wir oder unsere väter. auch wuchsen sie auf einem anderen gesellschaftspolitischen hintergrund heran, leben viel mehr in einer materialistischen konsum- und kaufgesellschaft. wir können aber doch nicht bemängeln, woran wir selbst aktiv mitwirken und was wir, unsere väter und väterväter herbeiführten ...
wichtig ist, dass der kommunikationskanal zur jungen generation nicht abbricht. pauschalkritik, welche die jungen menschen als schlecht erzogen, faul und mies ausgebildet darstellt, halte ich für wenig sinnvoll. alles hat zwei seiten.
die mängel sind in erster linie bei uns selbst zu sehen. wir gehen auf die junge generation nicht genügend ein, nehmen uns zu wenig zeit - und ich meine damit nicht alleine die lehrer, die viel zu oft die sündenbockrolle inne haben, und die oft überfordert sind, sondern ich rede von allen erwachsenen menschen, vorallem von den eltern. ein zuhause heißt eben nicht nur, dass ausreichend geld vorhanden ist, um sich diesen ganzen konsummist leisten zu können, - zuhause sollte ein ort des behütet-seins bedeuten und der liebe, des vertrauens und der sicherheit. die probleme tauchen von alleine auf. der junge mensch braucht das gefühl, angenommen zu werden. er braucht menschen, die mit ihm gehen, und ihn notfalls auffangen ...; er braucht vorbilder und moralische werte, die man ihm erklärt. 
BIA (Gast) antwortete am 19. Mai, 12:37:
Ich kann natürlich nur von meinem kleinen Umfeld sprechen: wir haben sehr sehr viele gut erzogene, "brave", sehr arbeitswillige Schüler(innen). Einige andere Schüler ticken pubertätsbedingt eine zeitlang aus und spielen einfach das Spiel Du-lernst-was-und-kriegst-ne-gute-Note zeitweilig nicht mit, mit streckenweiser unangepasster und superrebellischer Haltung. In der 10. Klasse beschließen sie dann, das das Abi naht und fangen wieder an zu lernen. Die meisten schaffen das Abi auch. Eine sehr kleine Gruppe driftet wirklich in bedenkliche Umfelder und Verhalten ab - dazu trägt meiner Erfahrung nach meist die familiäre Situation bei oder auch die Kultur der peer group.
Ich weiß nicht, ob das früher alles so viel besser war.
Was ich schon glaube, dass sich geändert hat:
- Das Verständnis und der Langmut gegenüber jugendlichem "Ausflippen" - in den 60er Jahren saß einer meiner Lehrer nachmittagelang im Schulkarzer, weil er lange Haare + Jeans trug. Als einer meiner Schüler unlängst mit SExspielzeugen auf dem T-Shirt hereinkam, haben ihm längst nicht alle Lehrer mitgeteilt, dass er das Ding bitte zuhause lassen soll.
- Die Jungs sind verunsicherter: Väter und ein positives Männerbild in Film, Funk und (für Jugendliche interessante) Medien mehr die Ausnahme als die Regelung.
- Die Jugendlichen leben viel mehr in einem luftleeren Raum, das gesamte Leben ist abstrakter geworden (ich kann es nicht besser ausdrücken). Viele Jugendlichen sind hauptsächlich in digitalen Welten unterwegs, wo Handlungen keine Folgen haben, die real erfahrbar sind. Wenn man ein Männchen umlegt, sind das Pixel und nicht echtes Blut; wenn man eine Hassgruppe über ein Mitschülerin im sozialen Netzwerk einrichtet, sieht man den echten Schmerz der Mitschülerin nicht, denn die sitzt daheim vor ihrem Bildschirm. Solche Zusammenhänge wie: ich arbeite in einem Garten hart und werde mit einer Apfelernte belohnt oder ich säge Holz auseinander und baue mir damit einen Kaninchenstall, das sind sinnliche Erfahrungen, die wenige Jugendliche machen. Ich glaube, dass das viel Unausgeglichenheit und auch viel Fehlverhalten erklärt. Und ich glaube, dass wir als Schulsystem da unglaublich hinterherhinken. Unlängst gab's eine Studie über Suizidgefährdete, die jeden Tag wandern gingen und nach einigen Wochen wesentlich besser drauf wahren. Und wir verzichten fast völlig auf die Kraft von Bewegung in der freien Natur (abgesehen von dem oft leicht faschistisch ablaufendem Zwangs-Sportunterricht) und von konkreten Erfahrungen. Bad, very bad.

Aber was auch noch dazukommt: ein kleiner Teil macht Probleme, ein großer Teil akzeptiert uns und das system, das wir notgedrungen vertreten. Auffallend für uns ist aber der kleine Teil, weil er unser System stört. Das heißt ja nicht, dass wir das System für toll halten müssen - aber es heißt, dass uns einige wenige massive Mehrarbeit verschaffen, und das merken wir uns natürlich.

Also, ich würde sagen, von jugendlicher Seite her - alles gar nicht so wild.
Von erwachsener Seite her - we are failing the kids. 
bonanzaMARGOT antwortete am 19. Mai, 13:15:
ich bin schon ganz froh, dass es rebellen unter den jungen leuten gibt, BIA. an unserer gesellschaft gibt es jede menge zu kritisieren. man sollte nicht alles mitmachen, bloß weil man dann "gute noten" kriegt.
ich habe die empfindung, dass es heute viel zu wenige rebellen gibt. da sehne ich mich fast zurück in die siebziger. die menschen, leider auch die jugendlichen, sind allgemein viel zu angepasst. ich führe dies auf eine gewisse "konsum-betäubung" zurück. dazu gehört auch die immer ausuferndere medien-vielfalt, die uns von den realen problemen ablenkt. die welt ist dadurch tatsächlich "abstrakter" geworden, wie du es ausdrückst, BIA, was an sich noch nicht schlimm wäre, vorausgesetzt man kommt wieder zurück auf den Boden - und verliert sich nicht in den kunstwelten.
labile/übersensible charaktere sind für solche fluchtmöglichkeiten empfänglich, wie auch gegenüber alkohol und drogen. sie finden nicht mehr zurück und brauchen die hilfe der gesellschaft. einige werden es aber auch dann nicht schaffen. that`s life.

ich glaube, dass man einiges in elternhaus und schule präventiv machen könnte, wenn wir nicht so verflucht eingefahren wären. es gibt doch eine menge alternative pädagogische konzepte, wie z.b. die walldorf schule. warum lernen wir nicht von denen? man muss ja nicht alles übernehmen.
es fängt mit so einfachen sachen an, dass der unterricht viel stärker praxisorientiert sein sollte. und gerade heute, wo die jungen menschen viele stunden vor pc und tv hocken, sollte das die schule nicht noch unterstützen, sondern die jungen menschen an die hand nehmen und heraus aus den vier wänden führen - am besten in die natur ...
dann das leistungsschema - die schule ist nach wie vor viel zu noten-fixiert. wenn ich mir überlege, dass ich das meiste nur sinnlos innerhalb kurzer zeit in mich reinpaukte, um eine befriedigende note zu bekommen, dann sehe ich da keine nachhaltigkeit im lernen und in der erfahrung ...; im gegenteil wurde ich negativ geeicht - ich glaubte, ich könnte das universitätsstudium mit derselben gesinnung bewältigen. der flop war vorprogrammiert.
man lernt in der schule viel zu wenig, wie man lernt ..., und warum dies und das wichtig ist zu lernen.

ja, mir fehlen die rebellen, nicht nur unter den jugendlichen - sondern vorallem unter uns erwachsenen, die wir das system tragen und zu verantworten haben. 
BIA (Gast) antwortete am 19. Mai, 14:00:
@bonanzamargot.
Ich sehe es genau so, ich bin froh, dass es die Rebellen gibt!!!
Die meisten sind ungemein angepasst hier - eine Frage vor Schulaufgaben gilt z. B. immer einer Musterlösung für den Übungsaufsatz. Das sind aber bitte freie Aufsatzthemen - kaum einem geht es darum, seine Meinung auszudrücken, aber keiner will anecken und womöglich eine schlechtere Note bekommen.
Ich weiß nicht, ob das so sehr am Konsum liegt - ich glaube aber, dass die Jugendlichen von so vielen Seiten das Gefühl kriegen, ihre Zukunft sei so gefährdet, dass sie da einfach nicht sorglos ins Blaue hineinleben können, sondern sich von Anfang an sichere Wege suchen.

Ich mache so ein bisschen Schulentwicklung und erlebe, wie oft jegliche Neuerung abgeblockt wird und 100x mehr auf dem Prüfstand steht als alles, was wir genauso machen wie bisher. Von anderen Systemen Lernen setzt vielleicht einen gewissen Leidensdruck voraus, doch am Gymnasium sind wir noch nicht so weit, noch machen unsere Schüler ja eh brav, was wir sagen.

Naja, muss weiter.Teil II folgt. 
bonanzaMARGOT antwortete am 19. Mai, 14:24:
auch wenn ich längst aus der schulzeit herausgewachsen bin, verfolgt sie mich doch noch immer - in meinen träumen, wo ich immer wieder meine abi-prüfung machen muss ...
beinahe traumatisch war für mich die oberstufe, dass ich bis heute noch nicht darüber hinweg bin. drum konnte ich mich dann auch nicht so richtig über das bestandene abi freuen. ich litt sehr unter dem "noten-druck" während meiner schulzeit. offensichtlich war ich einer von den übermäßig sensiblen. gott sei dank bin ich aber auch ein kämpfer. so rutschte ich nie vollständig ab.
vor den prüfungen betrank ich mich. es merkte damals niemand. oder jedenfalls sagte niemand was. meine deutschlehrerin amüsierte sich über meine abi-klausur: ich wählte einen gedichtevergleich: "weltende" von jakob van hoddis versus "weltende" von else lasker schüler. witzig - das "schüler" im namen von else lasker ... fällt mir erst jetzt auf.

für mich bedeutet nach wie vor, in diesem system zu leben, ein leidensdruck. der mensch wird zum produkt. und dieses prinzip gilt von der wiege bis zur bahre. als altenpfleger kann ich da mein teil dazu sagen. es ist ja nicht so, dass das schulsystem und die erziehung der kinder und jugendlichen vom übrigen abgekoppelt wäre.

natürlich will ich anderen menschen nicht meine gesinnung aufdoktrinieren. aber ich denke nunmal in der folge der aufklärung und im sinne des kategorischen imperativs. vielleicht bin ich auch einfach zu ungeduldig.

es geht nicht darum, die menschen besser zu machen. man muss ihnen erklären, dass es einfach sinnvoller ist, ein guter mensch zu sein. vernunft und moral müssen sich paaren. ich glaube an das "menschliche" potential, was sich (auch unabhängig von religion und ideologie) durch liebe und mitgefühl ausdrückt. 
BIA (Gast) antwortete am 19. Mai, 15:33:
@BonanzaMARGOT
I hear you.

Danke, dass Du mir das mal wieder in Erinnerung gerufen hast: Endzweck ist nicht, möglichst rund rollendes Rädchen im System zu sein. 
bonanzaMARGOT antwortete am 19. Mai, 15:36:
ach je, auch ich bin ein rund rollendes rädchen im system, aber ich kann meine fresse nicht halten. 
BIA (Gast) antwortete am 19. Mai, 17:20:
Also dann doch kein so ganz rund rollendes Rädchen...lol 
bonanzaMARGOT antwortete am 19. Mai, 17:23:
beschränkt auf der kommunikationsebene. 
teacher antwortete am 19. Mai, 21:08:
Ich glaube, wir liegen in unserer Meinung nicht weit auseinander. Ich sehe bei uns viel zu viele orientierungslose Konsumopfer, die nicht einmal auf die Idee kommen könnten, zu rebellieren, weil es so cool ist, 2 mal die Woche bei H&M neue T-Shirts zu shoppen und seinen Lebensinhalt stündlich auf facebook zu posten ... sie wirken wie fern(seh)gesteuert, so wenig eigenes Leben führen sie.

Ich kapiere einfach nicht, wenn Jugendliche am liebsten "chillen", wo es so viel zu entdecken gäbe. Mich macht das traurig. 
Ronson (Gast) antwortete am 19. Mai, 22:40:
Hallo,

ich bin ab und zu Betreuer/Aufsichtsperson bei Zeltlagern mit Jugendlichen/jungen Erwachsenen 16-20 Mädels und Jungs.

Diese passen ziemlich genau zu Bias Beschreibung:
"Solche Zusammenhänge wie: ich arbeite in einem Garten hart und werde mit einer Apfelernte belohnt oder ich säge Holz auseinander und baue mir damit einen Kaninchenstall, das sind sinnliche Erfahrungen, die wenige Jugendliche machen."

Genau solche Jugendlichen gehen auch in ein Zeltlager. Die Facebook-Chiller findet man eher weniger vor.
Ich bin selber 42 habe aber durch meine Arbeit einen guten Draht zu den Jugendlichen.

Mit den "Kaninchenstall-Bauern" gibts eigentlich keine Kommunikationsprobleme.
Mit den "Facebook-Chillern" am Anfang schon. Diese nehmen mich am Anfang nicht ganz für voll. Alter Mann halt. Was weis der denn schon.
Wenn die aber merken das ich bei Facebook bin, Blogs habe und ein iPhone besitze ist dann aber schon mal ein Draht hergestellt. Irgendwie scheinen das nicht viele in "meinem Alter" zu haben.Dann entwickeln sich doch Gespräche und dann kommen Sätze wie:
"Wusste gar nicht das es auch solche Erwachsenen wie dich gibt"
"Sie verstehen echt unsere Probleme"
"Schade das Sie nicht Lehrer an meiner fucking school sein können"
"Wie merken das sie uns echt respektieren und unsrere Probs nicht nur verlachen"

Wenn man diese Sätze liest, weis man wo die Probleme liegen.

Bonanza hatte das ja auch geschrieben. Es gibt viele Erwachsene die Jungendliche nicht ernst nehmen und sich nicht mal die Mühe machen, deren Probleme zu verstehen.
Das in der Jungend die Zukunft liegt scheinen viele vergessen zu haben. 
teacher antwortete am 28. Mai, 12:10:
Auf dieser Ebene (Verständnis, Respekt, Nähe ...) treffen sich Schüler und Lehrer selten, weil dafür keine Zeit ist. Wir müssen unsere Lehrziele erreichen, Stress machen, Druck erzeugen ... 
bonanzaMARGOT antwortete am 29. Mai, 12:01:
das klingt aber sehr gefrustet ...; gibt es keinen persönlichen spielraum?
es kann doch nicht sein, dass man immer nur den druck weitergibt - und die schüler geben den druck dann ihrerseits weiter an die schwächsten unter ihnen, und die sind dann wirklich gearscht ...
ich brauche keinen fuck-psychologischen kauderwelsch, um mich in amoklaufende schüler hinein zu versetzen. 
teacher antwortete am 30. Mai, 18:29:
Der Druck wächst und wächst: PISA, Krise, Arbeitslosigkeit, Standardisierungen, Bologna ... Schule ist eine seelenlose Stressindustrie geworden. 
bonanzaMARGOT antwortete am 30. Mai, 18:46:
Nächstens haben wir dann auch mal einen amoklaufenden Teacher. 
teacher antwortete am 30. Mai, 21:05:
Ach was! ICH kann's mir richten, ICH zucke nicht mehr aus, ICH blogge meine Frust ab - aber ich verstehe, wenn andere durchdrehen. 
bonanzaMARGOT antwortete am 30. Mai, 21:50:
Gut, denn ansonsten hätten wir uns zusammen getan wie Butch und Sundance. 
teacher antwortete am 31. Mai, 08:37:
... eine wahre Geschichte, die ein großer Kassenerfolg wurde!
s. http://de.wikipedia.org/wiki/Zwei_Banditen 
bonanzaMARGOT antwortete am 31. Mai, 08:40:
hm, und paul newman und robert redford waren damals meine lieblingsschauspieler. 
teacher antwortete am 31. Mai, 08:42:
Waren auch wirklich gute, große Typen! 
bonanzaMARGOT antwortete am 31. Mai, 08:46:
ja, das waren noch zeiten ... 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma