Das Jahr 2011 soll uns in Österreich eine große Schulreform bringen - deswegen möchte ich hier mein schulisches Wunschmodell, das auch den Erkenntnissen der Neurowissenschaften angepasst ist, vorstellen:
1. Die Schulpflicht beginnt bereits mit fünf (statt sechs) Jahren, wird also in das letzte Pflicht-Kindergartenjahr vorgezogen und startet mit einer Art Vorschule für alle. Der besonders hohe Wert einer qualitativen Früherziehung wird heute allgemein anerkannt, daher sind hier viele externe Impulse auf höchstem Niveau (Fremdsprachen, Kultur, Computer ...) zu integrieren.
2. Diese Grundschule dehnt sich auf ingesamt sieben Jahre Gesamtschule aus, umfasst daher neben der momentan vierjährigen Volksschule auch die integrierte Vorschule und zwei weitere Unterrichtsjahre, die bisher getrennt in Hauptschulen und AHS-Unterstufe abgehalten werden. Eine frühere Trennung kann heute weder aus sozialen noch aus pädagogischen oder gar ökonomischen Gründen aufrecht erhalten werden. In der Grundschule sollen primär die Grundtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) gesichert werden, sonst kann völlig individuell auf die Interessen und Fähigkeiten der Kinder eingegangen werden, verpflichtende Standards oder genormte Zielvereinbarungen halte ich in diesem Alter für unangebracht.
3. Darauf folgt im Alter von 12-13 Jahren eine schulische Pubertätspause. Während in den ersten Lebensjahren das Gehirn auf Wachstum ausgelegt ist, in der möglichst viele neuronale Verbindungen geschaffen werden, muss in der Zeit der Pubertät dem Umbau des Gehirns und der damit verbundenen verringerten Lernlust und -fähigkeit Raum und Zeit gegeben werden.
Diese Phase kann sinnvoller außerhalb der Schule genutzt werden.
In dieser heiklen Entwicklungsperiode muss die gesamte Gesellschaft in die Bildung und Erziehung der Jugendlichen eingebunden werden. Das würde allen Seiten gut tun, die Gräben zwischen den Generationen abbauen und das Gegeneinander von Schule und Gesellschaft zu einem neuen Miteinander umpolen.
Alle möglichen Institutionen sollten praktische Module anbieten, die den Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden - und unsere Kinder würden fruchtbare Wander- und Lehrjahre durchleben. Finanziert würden diese Kurse im gleichen Maße wie Schulen - Lehrer und Pädagogen hätten nur beratende, begleitende, bestenfalls organisierende Funktionen.
Einige Beispiele für mehrwöchige Wahl- und Pflichtmodule, deren Inhalte von Schulen nicht angeboten werden können und größte Bedeutsamkeit haben:
- Diverse Sportvereine bieten Kurse und Training an
- Module bei Freiwilligen: Rotes Kreuz, Samariter, Feuerwehr, NGOs, Politische Organisationen ...
- Zivil- und Umweltschutz: Zum Beispiel könnten die Kapazitäten des Bundesheeres neu genutzt werden
- Kunst und Kultur: Musikvereine, Theatergruppen, Museen, Kreatives
- Praktika in Unternehmen, z.B. bei Eltern, Verwandten, Nachbarn
- Alltagspraktika: Jedes Kind sollte lernen zu kochen, zu putzen, zu waschen, Kleinigkeiten im Haushalt reparieren, Fahrrad, Moped oder Autos instand halten etc.
- Medienproduktion: Schreiben, Filmen, Fotografieren, digitale Produktionen, Medienwerkstätten
- Soziale Praktika: Lernen, Arbeiten und Leben mit Senioren, Behinderten, Kranken
- Umweltpraktika: Leben auf dem Land, Arbeiten im Wald und in der Landwirtschaft, Umgang mit Tieren und Umweltschutz
- Auslandsaufenthalte, "Kindertausch"
4. Wer nach zwei bis drei Jahren "Pubertäts/Praktikumspause" eine gewisse Mindestzahl an Modulen absolviert und wieder Lust zum Lernen gewonnen hat, kann sich für weiterführende Schulen je nach Begabung und Interesse bewerben. Diese Sekundarstufe führt zur allgemeinen oder berufsbildenden Reifeprüfung und ist aufbauend in zwei zweijährige Stufen gegliedert: Mittlerer und Höherer Abschluss. Hier halte ich zentralisierte, standardisierte und objektivierte, anonyme externe Überprüfungen, die von allen weiterführenden Bildungsinstitutionen anerkannt werden, für sinnvoll und notwendig.
5. Tertiäre Bildung und Berufsausbildung an Akademien, Universitäten und Fachhochschulen.
1. Die Schulpflicht beginnt bereits mit fünf (statt sechs) Jahren, wird also in das letzte Pflicht-Kindergartenjahr vorgezogen und startet mit einer Art Vorschule für alle. Der besonders hohe Wert einer qualitativen Früherziehung wird heute allgemein anerkannt, daher sind hier viele externe Impulse auf höchstem Niveau (Fremdsprachen, Kultur, Computer ...) zu integrieren.
2. Diese Grundschule dehnt sich auf ingesamt sieben Jahre Gesamtschule aus, umfasst daher neben der momentan vierjährigen Volksschule auch die integrierte Vorschule und zwei weitere Unterrichtsjahre, die bisher getrennt in Hauptschulen und AHS-Unterstufe abgehalten werden. Eine frühere Trennung kann heute weder aus sozialen noch aus pädagogischen oder gar ökonomischen Gründen aufrecht erhalten werden. In der Grundschule sollen primär die Grundtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) gesichert werden, sonst kann völlig individuell auf die Interessen und Fähigkeiten der Kinder eingegangen werden, verpflichtende Standards oder genormte Zielvereinbarungen halte ich in diesem Alter für unangebracht.
3. Darauf folgt im Alter von 12-13 Jahren eine schulische Pubertätspause. Während in den ersten Lebensjahren das Gehirn auf Wachstum ausgelegt ist, in der möglichst viele neuronale Verbindungen geschaffen werden, muss in der Zeit der Pubertät dem Umbau des Gehirns und der damit verbundenen verringerten Lernlust und -fähigkeit Raum und Zeit gegeben werden.
Diese Phase kann sinnvoller außerhalb der Schule genutzt werden.
In dieser heiklen Entwicklungsperiode muss die gesamte Gesellschaft in die Bildung und Erziehung der Jugendlichen eingebunden werden. Das würde allen Seiten gut tun, die Gräben zwischen den Generationen abbauen und das Gegeneinander von Schule und Gesellschaft zu einem neuen Miteinander umpolen.
Alle möglichen Institutionen sollten praktische Module anbieten, die den Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden - und unsere Kinder würden fruchtbare Wander- und Lehrjahre durchleben. Finanziert würden diese Kurse im gleichen Maße wie Schulen - Lehrer und Pädagogen hätten nur beratende, begleitende, bestenfalls organisierende Funktionen.
Einige Beispiele für mehrwöchige Wahl- und Pflichtmodule, deren Inhalte von Schulen nicht angeboten werden können und größte Bedeutsamkeit haben:
- Diverse Sportvereine bieten Kurse und Training an
- Module bei Freiwilligen: Rotes Kreuz, Samariter, Feuerwehr, NGOs, Politische Organisationen ...
- Zivil- und Umweltschutz: Zum Beispiel könnten die Kapazitäten des Bundesheeres neu genutzt werden
- Kunst und Kultur: Musikvereine, Theatergruppen, Museen, Kreatives
- Praktika in Unternehmen, z.B. bei Eltern, Verwandten, Nachbarn
- Alltagspraktika: Jedes Kind sollte lernen zu kochen, zu putzen, zu waschen, Kleinigkeiten im Haushalt reparieren, Fahrrad, Moped oder Autos instand halten etc.
- Medienproduktion: Schreiben, Filmen, Fotografieren, digitale Produktionen, Medienwerkstätten
- Soziale Praktika: Lernen, Arbeiten und Leben mit Senioren, Behinderten, Kranken
- Umweltpraktika: Leben auf dem Land, Arbeiten im Wald und in der Landwirtschaft, Umgang mit Tieren und Umweltschutz
- Auslandsaufenthalte, "Kindertausch"
4. Wer nach zwei bis drei Jahren "Pubertäts/Praktikumspause" eine gewisse Mindestzahl an Modulen absolviert und wieder Lust zum Lernen gewonnen hat, kann sich für weiterführende Schulen je nach Begabung und Interesse bewerben. Diese Sekundarstufe führt zur allgemeinen oder berufsbildenden Reifeprüfung und ist aufbauend in zwei zweijährige Stufen gegliedert: Mittlerer und Höherer Abschluss. Hier halte ich zentralisierte, standardisierte und objektivierte, anonyme externe Überprüfungen, die von allen weiterführenden Bildungsinstitutionen anerkannt werden, für sinnvoll und notwendig.
5. Tertiäre Bildung und Berufsausbildung an Akademien, Universitäten und Fachhochschulen.
teacher - am Sonntag, 2. Januar 2011, 11:49
steppenhund meinte am 2. Jan, 13:57:
Fände ich nicht schlecht!
emu (Gast) meinte am 2. Jan, 14:39:
Du möchtest also Handwerk und Soziales aufwerten. Das ehrt dich. Warum aber Jugendliche mit 12 bis 13 Jahren zu im engeren Sinne intellektuellen Leistungen (die bezeichnenderweise in deiner Liste völlig fehlen) nicht fähig sein sollen, erschließt sich mir nicht.
teacher antwortete am 3. Jan, 21:21:
Intellektuelles würde ich erst nach der Pubertätspause forcieren, aber nicht weglassen - momentan domeniert es die Schule zu stark.
Jogurtbecher (Gast) antwortete am 5. Jan, 09:53:
Ist wissenschaftlich sogar schon nachgewießen
In der Pupertät werden Jugendlichen mit soviel Hormonen überschüttet das sie gar nicht in der Lage sind "normal" zu agieren (normal im Sinne von was Erwachsene für normal halten). Es gibt einige Biochemiker die diese Pause auch schon ernsthaft vorgeschlagen haben.Bei Schwangeren und Frauen in ihren Tagen wird es gesellschaftlich so langsam aktzeptiert das durch die Hormone in der Zeit alles etwas anderes läuft. Auf Jugendliche wird weiter eingebrügelt. Blutchemisch sind aber die ersten beiden ein Witz im Gegensatz zur der Adoleszenz die sich ja über mehrere Jahre hinweg erstreckt.
Natürlich ist die Pubertät bei jeden anderes und in einen anderen Zeitraum. Diese Pause müsste man also individuell anpassen und auch sehr intesiv betreuen (primäre Aufgabe der Eltern und wie Teacher sagt der Gesellschaft) da es sonst schnell schiefgehen kann.
teacher antwortete am 5. Jan, 10:54:
Um auf die individuelle Entwicklung eingehen zu können, müsste man das System der Jahrgänge (gleiches Alter in gleiche Klasse) durchbrechen. Was zählt, ist der gleiche Entwicklungsstand, da können schon 12-jährige in Klassen mit 15-jährigen gemischt sein.
Diana Loos (Gast) meinte am 2. Jan, 15:51:
teacher für Kultusminister!
emu: "im engsten Sinn intellektuelle Leistungen" sind wohl nur in den allerwenigsten Fällen im "richtigen" Leben als solche anzuwenden - die wenigsten von uns wollen Professoren oder reine Wissenschaftler werden. So, wie teacher das Ganze ausgedacht hat, kommt die Erziehung den Jugendlichen in jedem Alter und in jeder Entwicklungsstufe optimal entgegen. Wie kann man politisch gesehen dafür sorgen, dass teacher zum Kultusminister wird, um seine auf Erfahrung und Einfühlungsvermögen basierende Idee in die Praxis umzusetzen? Bravo, sage ich!
Martin (Gast) meinte am 2. Jan, 15:52:
In der Liste der Module fehlt mir noch der Umgang mit Geld (einfache Einnahmen/Ausgabenübersicht, Wie funktionieren Kredite?, sparsames Wirtschaften, ...). Das würde der immer größeren Privatverschuldung entgegenwirken.
micha (Gast) meinte am 2. Jan, 15:53:
Der Anfang...
... und das Ende klingen gut, aber: Ich finde den Punkt 3 zu zeitig gelegt, weil ich glaube das gerade in dieser Phase die Kontinuität, die die Schule gibt, ein wichtiger Halt für die Kids ist, gerade weil eben der Befreiungsschlag gegen die Eltern läuft/beginnt. Ein paar Jahre später, so mit 15-16, wäre es für Schüler sowie alle anderen Beteiligten günstiger, weil sie dann schon wesentlich selbstständiger sind. Ich denke, dass das Alter auch besser geeignet ist, um den Kids die Erwachsenenwelt zu öffnen, damit sie ihren Weg nach ihren Interessen und Begabungen finden können.
LG micha
Ketzerkatze (Gast) meinte am 2. Jan, 17:34:
hört sich klasse an :-), mit einem "Schönheits"-Fehler:Ich möchte als eine der sog. "Behinderten" nicht von irgendwelchen Schülerlein zwangsbespaßt oder oder -"geholfen" werden.
Den Umgang mit sog. "Behinderten" kriegen schon die meisten Soz.Päd-Studierenden nicht geheckt und sehen "Pflege"- und Betüddelungsopfer da, wo erwachsene Menschen sind. Wie sollen Jugendlichen da die notwendige Differenzierungsschärfe gewinnen - geht es doch nicht um bloßes "Liebsein zu Schwächeren".
"Sozialität" kann man imho durchaus auch in anderen Bereichen als den immer gleichen der Altenundbehinderten (das sind zwei! Gruppen mit unterschiedlichen! Lebensbezügen und "Bedürfnissen", werden aber stets, auch in deiner Aufstellung, zusammen geworfen) gelernt werden - vielleicht sogar besser, da nicht so "mitleids"-behaftet.
Um soziales Lernen bzgl. sog. "Behinderten" zu erlangen, wäre Inclusion aller SchülerInnen die bessere Alternative - die fehlt in deiner Aufstellung übrigens komplett. Blinde, gehörlose, Rollstuhl fahrende Kids weiterhin in AusSONDERungsanstalten oder bestenfalls als Lernobjekt für "Soziales", wenn sie in ihren Anstalten "besucht" werden?
fedor (Gast) antwortete am 3. Jan, 14:16:
Ich glaube,sie sehen das viel zu negativ.Gerade in den Sonderschulen kann man behinderten Kindern viel mehr helfen,als wenn man sie in Klassen der Regelschule hineinpfercht.Denn gerade dort fehlen Sonderpädagogen an allen Ecken und Enden und das traurige Ende vom Lied ist,daß diese Kinder untergehen.
teacher antwortete am 3. Jan, 21:27:
Mir geht es nicht ums Helfen, sondern ums Leben mit Älteren, Behinderten etc.
BIA (Gast) antwortete am 3. Jan, 23:52:
Im Prinzip geht's doch um eine Win-Win-Situation, die ja wohl geschaffen werden kann:* Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihren Horizont, indem sie über den gesellschaftlichen Tellerrand mal hinaussehen und Menschen kennenlernen, die nicht 14-jährige Gangsterrapper oder Disco-Muslimas etc. etc. sind oder aber der Erwachsenen der eigenen sozialen Schicht.
* Dabei arbeiten sie mit anderen Gruppen zusammen, ohne sie auszubeuten ("So schaut also eine alte Oma aus") oder zwangszubeglücken.
Das muss ja gehen.
Ich hab von einem amerikanischen Schulprojekt gehört, wo ältere Leute aus einem Altenheim mit Grundschulkindern Lesen üben. Die kommen dann in die Schule und arbeiten mit "ihren" Kindern - da profitieren beide Seiten.
Oder Zusammenarbeit sehr unterschiedlicher Gruppen - auch hier gibt's Projekte, z. B. wenn palästinensische und israelische Schüler gemeinsam einen Spielplatz herrichten oder so.
Ich gebe Ketzerkatze recht, weder darf ein Gefälle zwischen "Beglückern" und " Beglückten" entstehen, noch darf eine Gruppe ausgebeutet werden,noch darf eine Art "Sozialtourismus" entstehen, wo jedes Jahr 150 Viertklässler eine zweistundenführung im Altersheim mit Flötenvorspiel und Chorgesang absolvieren. Sollte shcon etwas nachhaltiger sein.
Niko (Gast) meinte am 2. Jan, 20:57:
Werde doch..
..Unterrichtsminister(in) ;)Spaß beiseite. Dein Vorschlag ging durchaus überlegt und kann - mit der richtigen Umsetzung - womöglich in der Tat den gewollten Umschwung bringen.
Geh an die Presse mit deiner Idee, begeistere die Menschen (so wie mich gerade eben), und bring deine Idee dem Stadtschulrat vor!
teacher antwortete am 3. Jan, 21:29:
Solche Überzeugungsarbeit traue ich mir nicht zu. Ich halte Politik für ein ziemlich schmutziges Geschäft, da bleibe ich lieber Lehrer.
alter_mann antwortete am 13. Jan, 22:54:
Trau dich
Hey ich hab immer zu hören bekommen, dass ich über meinen schatten springen soll, von daher, versuch's, da muß man nicht in die politik selbst... es gebe da sicherlich auch andere mittel und möglichkeiten (z.b. presse wie oben gesehen in entsprechenden fachlich-literarischen veröffentlichungen wie fachmagazinen) oder mal bei der bürgersprehstunde mit deinem abgeordneten quasseln... oder doch selbst machen, aber wie schon gesagt, die politik ist nen schmutziges geschäft, bei mir gibt es genug leute die ausgestiegen sind, weil es nich um ideale sondern um indoktrination geht, um an die stellen zu kommen, bei denen man was bewegen kann (nen grund warum es in deutschland nicht wirklich voran geht)gruß der alte mann
teacher antwortete am 14. Jan, 10:15:
Bist du über deinen Schatten gesprungen?Es gibt viele Gründe, warum es einfacher ist in einem Blog seine Wünsche zu deklarieren als diese in die Wirklichkeit zu übertragen.
o. klein (Gast) meinte am 3. Jan, 00:27:
Gute Idee!
Gute Idee. Prinzipiell sollte man Menschen nicht "zu ihrem Glück zwingen", wie es in den Allgemeinbildenden Schulen so oft geschieht.Täte den Jugendlichen auch gut, früher mit der Arbeitswelt in berührung zu kommen und ihr eigenes Geld zu verdienen. Sie lernen es dadurch mehr schätzen.
In der Schweiz gibt es ein ziemlich ausgeprägtes "Duales System" (= Berufslehre), und nur 35% eines Jahrganges macht Matura.
In der Praxis ist das aber auch sehr diskriminierend: Es ist schwerer, in die Gymnasien hineinzukommen, und daher sind gebildete/reichere Schichte bevorzugt:
1) bessere Vorbereitung & mehr Hilfe von zu Hause
2) wenn es nicht klappt, kann man immer noch in eine Privatschule gehen.
3) "bildgunsferne Schichten" (tw. auch Migranten) kennen sich mit dem ganzen Papierkram von vornherein nicht so gut aus, also haben sie eh keine Chance...
teacher antwortete am 3. Jan, 21:31:
Wir haben in Öst. auch ein duales System, aber nur für Lehrlinge (Azubis) - ich denke, dass ALLE mehr fürs richtige Leben lernen sollen.
Su (Gast) meinte am 3. Jan, 08:15:
Punkt 1 und 2 finde ich sehr gut. Da ich Punkt 2 aus eigener Erfahrung kenne, eine "Grund"schule von der ersten bis zur achten Klasse, und damit sehr gut zurechtgekommen bin, kann ich so ein Modell nur wünschen. Eine Auszeit vom akademischen Lernen halte ich im Alter von 12/13 Jahren ebenfalls für zu früh. Ich würde es begrüßen, wenn mehr praktische Fächer schon die gesamte Schulzeit über angeboten würden. Wir hatten z.B. Werken, Nähen und Gartenunterricht seit der ersten Klasse Grundschule. Ich sehe an meinen Vorschulkindern, wie sehr sie sich sowohl für handwerkliche und hauswirtschaftliche Dinge als auch für das Lesen, Rechnen und naturwissenschaftliche Zusammenhänge interessieren. (Lebens)praktische Fächer sollten die gesamte Schulzeit alersgerecht angeboten werden.
Ich würde den dritten Punkt dahingehend umwandeln, dass die Kinder mit 15/16 eine große Aufgabe bekommen müssten, die sie ganzheitlich fordert, an der sie gemeinsam arbeiten und wachsen können, für die sie selbst verantwortlich sind. Es gibt da schon ab und zu Projekte, wie beispielsweise ein Landschulheim bauen, eine Wanderung über die Alpen nach historischem Vorbild usw. Mir fiele da noch jede Menge ein (auch z.B. Hilfsprojekte in anderen Ländern).
In dem Land, aus dem ich komme, war es übrigens für Mädchen, die studieren wollten, Pflicht, sich ein Jahr in der Praxis zu bewähren. Jungen mussten leider zur Armee.
teacher antwortete am 3. Jan, 21:35:
Ich will bewusst die Pause in der Pubertät, weil dabei die kognitive Leistung des Gehirns für schulische Arbeiten suboptimal läuft. Ausserdem brauchen dann die Jugendlichen das breite Angebot an Sport, Praktikschem etc. Dazu kommt, dass die LehrerInnen (und SchülerInnen) mit den geballten Pubertätsproblemen heute ganz schwer zurecht kommen ...
la-mamma meinte am 3. Jan, 12:17:
punkt 1 und 2 sind gut. punkt 3 hat eine schwachstelle: es sind wohl kaum alle zwölf bis dreizehnjährigen da überhaupt schon in der pubertät!
Anja-Pia antwortete am 3. Jan, 12:22:
Außerdem gibt es auch in diesem Alter Kinder, die an Bildung interessiert sind und leicht und gern lernen. Warum soll man ihnen das verwehren?
teacher antwortete am 3. Jan, 21:37:
Die Schule wird nicht geschlossen, sie bietet weiter Unterrichtsmodule an, aber mit ganz anderen Schwerpunkten (Kultur, Sport ...) - den interessierten Gut- und Gernlernern wird die Abwechslung auch gut tun.
nik spitzer (Gast) meinte am 3. Jan, 21:53:
Sehr gute Ideen!
Wer soll so was umsetzen? Ich habe Angst vor den Alles-Blockierern.Aber meine Unterstützung hätte ein solches System. Weiter so.
teacher antwortete am 3. Jan, 22:32:
Ich würde mir wünschen, dass eine Pädagogische Uni für die Lehrerausbildung ein Praxisfeld konstruiert, das meinem Wunschmodell entspricht. Dort könnten gleich die LehrerInnen der Zukunft heranwachsen.
Karl (Gast) meinte am 7. Jan, 20:22:
Ich finde es immer wieder lustig: Die Welt, wie sie heute ist, unser Wohlstand und all das Wissen wurde von Menschen erschaffen, die nicht mit fünf Jahren Englisch oder "Computer" gelernt haben. Ganz im Gegenteil, die hatten (vermeintlich) noch schlechtere Bildungsbedingungen.Und ausgerechnet einige in diesem Wohlstands- und Wissensumfeld glauben allen Ernstes, Kinder wären völlig chancenlos, wenn sie nicht mit fünf Jahren Englisch und Computer lernen.
Was wir von diesem Irrsinn haben, Kinder mit Dingen vollzustopfen, die sie noch nicht benötigen, sehen wir beispielsweise im Matheunterricht der siebten, achten Klassen: Kopfrechnen? 23 + 18? Viel zu schwierig. Wir haben doch den Taschenrechner.
Ich halte es da doch lieber mit Joseph Weizenbaum: Erst die geistigen Fähigkeiten entwickeln, dann Werkzeuge kennenlernen. Erst lesen, schreiben, rechnen, DENKEN lernen. Dann an den Computer (wenn überhaupt, die Grundlagen lernen Kinder mit links, der Rest ist Fachwissen, das nicht wirklich die Schule gehört).
franz (Gast) antwortete am 8. Jan, 14:23:
Entwicklungspsychologie
Es wäre einfach nur wichtig, in der LehrerInnenausbildung einen ganz ganz breiten Raum der ENWICKLUNGSPSYCHOLOGIE einzuräumen. LehrerInnen haben meist Null Ahnung, in welchem Entwicklungsstatus sich ihre SchülerInnen gerade befinden und unterrichten drauflos als wären alle schon erwachsen (außer natürlich in der Volksschule). Entwicklungspsychologie, wird so gut wie nie berücksichtigt, daher verstehen die PädagogInnen ihre SchülerInnen auch meist nicht. LehrerInnen ist kaum bewusst, dass gewisse Verhaltensweisen von SchülerInnen einfach nur auf die jeweilige Entwicklungsphase der SchülerInnen zurückzuführen ist. Empfehlenswert zu diesem Thema ist Max Friedrichs Buch "Lebensraum Schule"!
teacher antwortete am 11. Jan, 15:55:
Wir lernen Entwicklungspsychologie im Lehramtsstudium, aber ziemlich abstrakt. Das Umsetzen in den individuellen Fällen ist viel schwieriger!
chamäleon (Gast) meinte am 11. Jan, 15:22:
Grossartige Idee - also wir machen da sofort mit!
teacher antwortete am 11. Jan, 15:57:
Schulpolitik wird von polit. Parteien gemacht, nicht von LehrerInnen und and. PraktikerInnen. Und polit. Parteien haben ganz andere Interessen als Schulen.
bruckner (Gast) meinte am 12. Jan, 18:25:
werd da nicht schlau draus...
das soll ja eine satire sein, oder? ich würde gern wissen, wie dein realistisches schulisches wunschmodell aussieht? danke im voraus, lg manfred.