"Referate haben Lehrer erfunden, die keine Vorbereitung machen wollen und auch zum Unterrichten zu faul sind."
(O-Ton eines 17-jährigen Gymnasiasten)
In Wahrheit gibt es noch triftigere Gründe, gegen das unverständliche Ableiern von unwichtigen Details der Wissenschaftsgeschichte im Klassenraum anzutreten.
Fest steht: Ich habe Jahre und ein langes Studium aufgewendet, um Wissen und Fähigkeiten prägnant und verständlich an meine Schüler heranzubringen. Diesen kognitiven und methodischen Erfahrungsvorsprung nutze ich. Nicht immer.
Also sitze ich in der letzten Reihe und höre den vortragenden 14-jährigen zu. Sie zeigen Tafeln mit Grafiken, verwenden Overheadfolien und schreiben Stichworte an die Tafel. Sie üben, sich und ihr erarbeitetes Wissen zu präsentieren.
Und ich erlebe die Klasse von hinten, aus Schülersicht.
Ich sehe also Dinge, die den Schülern zur Selbstverständlichkeit geraten sind, ohne mir bisher aufgefallen zu sein.
1. Der Fußboden ist schmutzig. Weil der Architekt in unversiegeltes Buchenparkett verliebt war, staut sich in den Fugen Staub und Abfall. Wahrscheinlich leben wir auf einem süßen Biotop.
Jeder, der sich stundenlang fadisiert, dürfte solche Gedanken schon leise vor sich hingewälzt haben. Den Blick schlaftrunken zu Boden gesenkt.
2. Die Enge zwischen den Sitzreihen wirkt beängstigend. Ich freue mich auf den nächsten Langstreckenflug nach Uruguay, so schlimm wie sechs Stunden fremdbestimmtes Sitzen kann auch die Holzklasse der Uru-Air nicht werden. Dort wird der Kunde abgefüttert, kann zwischendurch aufstehen und die Toiletten besuchen, lesen - was er will - und vielleicht sogar einen Film aus diesem Jahrhundert genießen.
3. Die Technik ist ein Hund: Es hängt ein Monitor von der Decke, aber das SCART-Kabel dorthin fiel Souvernirjägern zum Opfer. Es brennt eine Lampe im Overhead-Projektor, aber (aus Platzgründen) so nahe an der Tafel, dass die Folien wie überbelichtete Fischaugen glänzen. Es steht ein Computer-Monitor auf dem Medienschrank, verstaubt aber mangels schneller Verbindung zum Server. Laut Statistik zählen wir sicher zu den bestausgestatteten Schulen des ganzen Universums.
4. Am Vortag sollte man früher schlafen gehen. Sonst nähert sich die Müdigkeit mit Lichtgeschwindigkeit der Unendlichkeit. Reden hält wach, Zuhören nicht. Ehrlich, das hatte ich vergessen.
Doch ein guter Grund für Referate und Präsentationen.
(O-Ton eines 17-jährigen Gymnasiasten)
In Wahrheit gibt es noch triftigere Gründe, gegen das unverständliche Ableiern von unwichtigen Details der Wissenschaftsgeschichte im Klassenraum anzutreten.
Fest steht: Ich habe Jahre und ein langes Studium aufgewendet, um Wissen und Fähigkeiten prägnant und verständlich an meine Schüler heranzubringen. Diesen kognitiven und methodischen Erfahrungsvorsprung nutze ich. Nicht immer.
Also sitze ich in der letzten Reihe und höre den vortragenden 14-jährigen zu. Sie zeigen Tafeln mit Grafiken, verwenden Overheadfolien und schreiben Stichworte an die Tafel. Sie üben, sich und ihr erarbeitetes Wissen zu präsentieren.
Und ich erlebe die Klasse von hinten, aus Schülersicht.
Ich sehe also Dinge, die den Schülern zur Selbstverständlichkeit geraten sind, ohne mir bisher aufgefallen zu sein.
1. Der Fußboden ist schmutzig. Weil der Architekt in unversiegeltes Buchenparkett verliebt war, staut sich in den Fugen Staub und Abfall. Wahrscheinlich leben wir auf einem süßen Biotop.
Jeder, der sich stundenlang fadisiert, dürfte solche Gedanken schon leise vor sich hingewälzt haben. Den Blick schlaftrunken zu Boden gesenkt.
2. Die Enge zwischen den Sitzreihen wirkt beängstigend. Ich freue mich auf den nächsten Langstreckenflug nach Uruguay, so schlimm wie sechs Stunden fremdbestimmtes Sitzen kann auch die Holzklasse der Uru-Air nicht werden. Dort wird der Kunde abgefüttert, kann zwischendurch aufstehen und die Toiletten besuchen, lesen - was er will - und vielleicht sogar einen Film aus diesem Jahrhundert genießen.
3. Die Technik ist ein Hund: Es hängt ein Monitor von der Decke, aber das SCART-Kabel dorthin fiel Souvernirjägern zum Opfer. Es brennt eine Lampe im Overhead-Projektor, aber (aus Platzgründen) so nahe an der Tafel, dass die Folien wie überbelichtete Fischaugen glänzen. Es steht ein Computer-Monitor auf dem Medienschrank, verstaubt aber mangels schneller Verbindung zum Server. Laut Statistik zählen wir sicher zu den bestausgestatteten Schulen des ganzen Universums.
4. Am Vortag sollte man früher schlafen gehen. Sonst nähert sich die Müdigkeit mit Lichtgeschwindigkeit der Unendlichkeit. Reden hält wach, Zuhören nicht. Ehrlich, das hatte ich vergessen.
Doch ein guter Grund für Referate und Präsentationen.
teacher - am Montag, 21. April 2008, 18:22
Ivo (Gast) meinte am 21. Apr, 19:15:
Wichtig!
Ganz wichtig! Lehrer versetzen sich viel zu selten in die Lage der Schüler.Das ist mir heute wieder aufgefallen, als ich auf dem Gang einen Schüler sah, der darauf wartete hereingerufen und "abgefragt" zu werden. Das ist Folter. Seelische. So etwas gehört abgeschafft. Aber für Lehrer sind das schnelle einfache Noten. Schlimm.
Nachtblau antwortete am 21. Apr, 19:23:
Ach wieso, der der draußen steht hat das Glück, dass er an der Tür lauschen kann, während der Vorherige Schüler abgefragt wird... ;)
teacher antwortete am 22. Apr, 08:37:
So etwas kann ich mir in Österreich nicht vorstellen. Prüfungen sollen für die ganze Klasse einen wiederholenden Lerneffekt bewirken - auf den Gang stellen, das geht nicht.
media:edge (Gast) antwortete am 22. Apr, 16:59:
Am Gang durftens vor zwanzig Jahren im 15. Bezirk...
...ausnahmsweise sogar rauchen, wenns am Gang auf's Abgefragtwerden zwecks Beweis der Hochschulreife warteten. Ander Möglichkeit: Nachzipf, dann aber ohne Rauch. Vor über zwanzig Jahren halt..btw, in so einem undefinierbaren AMS-Kurs stolperte media:edge tatsächlich mal über einen -nicht Lehrer, solche nennen sie Coach oder so-, über so einen armen Erwachsenenbildner, der tatsächlcich zwecks Übung seine chaotischen Flipcharts von einem Teilnehmer als .ppt frisieren ließ und fortan nicht mehr fFlipcharts bemalen muss.
teacher antwortete am 23. Apr, 12:34:
Rauchen ist ja heutzutage nirgends mehr akzeptiert, aber zu meiner Zeit wurden selbst Zigarren (!) am Gang toleriert. Die gute alte Zeit halt :-)
Simon Columbus (Gast) meinte am 21. Apr, 19:51:
Ich mag Referate ja. Leider habe ich nicht wirklich ein Talent dafür, meinen Mitschülern ein Thema näher zu bringen. Aber dennoch, ich mag sie.Aber nur, wenn ich sie mache.
Denn bei Referaten zuzuhören ist, zumindest bis zur 11, 12, genau so wie beschrieben. Und im Gegensatz zu des Lehrer's Ausführungen muss man bei Schülern nicht einmal zuhören.
teacher antwortete am 22. Apr, 08:39:
Das bringt das Problem auf den Punkt. Das Präsentieren (lernen) ist wichtig - das Zuhören aber (meistens) sterbenslangweilig. Dabei sollten wir das mit den Kindern auch trainieren ...
media:edge (Gast) antwortete am 22. Apr, 17:04:
Jaaaa!
Wenn teacher das schafft (beides), bleiben ihnen (den Kids) vielleicht diese lästigen AMS-"Maßnahmen" (für Nicht-Ösis: Maßnahmen, um Arbeitslose vorübergehend aus den Statistiken zu bekommen, meistens als "Kurs" getarnt) erspart.
simplicissimus (Gast) antwortete am 23. Apr, 22:32:
Was in meiner Schulzeit leider nur in Chemie ab der 5. (9. Schulstufe fuer unsere bundesdeutschen Sprachgenossen) praktiziert wurde: Kurzwiederholung des Inhaltes der letzten Stunde durch die Schueler in Referatsform. Die Opferauswahl gabs immer am Ende der Stunde, vom Lehrer gabs als Hilfe ein kleines Kaertchen mit ein paar Stichworten, zum einen als Hilfsmittel, und zum anderen um dafuer zu sorgen, das sich das Referat auf das fuer den Inhalt der naechsten Stunde relevanten Wissen konzentriert.Zeitrahmen 5 bis 10 Minuten zu Beginn der Stunde, nach Vorliebe Overhead/Tafel/Handout oder eine beliebige Kombination. Wers gut machte konnte damit rechnen, einmal weniger im Semester zur muendlichen Pruefung dran zu kommen.
Schlug mehrere Fliegen mit einer Klappe: Weniger Langeweile, weil nur ein Referat auf einmal und unmittelbare Relevanz (... zumindest wenn du damit rechnen musst, direkt danach eine Frage zum Inhalt gestellt zu bekommen); die Qualitaet war im Vergleich zu anderen Faechern gut, weil die uebliche Stoffwiederholung durch den Lehrer entfiel, und weil vielleicht Leistungswillen in der Schule nicht in Mode ist, den Vortrag komplett zu verhunzen und die ganze Klasse reinzureiten allerdings noch weniger.
teacher antwortete am 24. Apr, 08:57:
Gefällt mir gut.Leute, ich lerne hier mehr als an den Pädagogischen Instituten. :-) Weiter so.
manfred b antwortete am 24. Apr, 15:22:
find ich einen wichtigen gedanken:
das muss gelehrt werden - wie richtig (im sinne von unterhaltend, mitreissend etc.) präsentieren aussieht. das problem scheint mir ja, dass die lehrerInnenschaft gemeinhin einfach referate vergibt - im sinne von: erzähl was über... - aber keine silbe drüber verliert, wie sowas interessant verpackt werden könnte...
steppenhund meinte am 21. Apr, 22:32:
Bei Referaten zuhören ist auch schlimm, wenn es manche Fachspezialisten machen, die keinen Sinn für Sprachmelodie und Präsentation haben. Kürzlich wäre ich fast wieder einmal eingeschlafen.
teacher antwortete am 23. Apr, 09:36:
Dabei kann man refereieren lernen, z.B. in der Schule :-)
Zello (Gast) meinte am 22. Apr, 00:24:
hatte am mittwoch fachreferat. hab daham auch 2mal mir das live durchgegangen, hab dafür knapp 25min gebraucht. in der schule warns dann äh 50min *g*. war leider viel zu viel. bin oberstufe übrigens ,)was ich halt schrecklich finde an referaten sind diese "drogen, alk, sex" referatsthemen in den klassen davor. stinklangweilig, die meisten referntare nehmen das nicht für ernst und erzählen einem nur was man eh schon weiß. also heutzutage meist den wikipedia-artikel.
ganz langweilig wurds mir bei "die versenkung der bismark" und über den "kampfhubschrauber apache". kanni ch mich grad so dran erinnern.
interessant wrude es wirklich erst während meiner berufsfachschulzeit. glaub 3 referate gehalten. der größte witz war das in deutsch, da konnte jeder halten über was er wollte. und die lehrerin hatte natürlich null plan von technik. der eine hat den größten schmarn erzählt, den selbst nen leihe besser wusste. für ihn wurds ne 1 :D ne andere hat ouzo verteilt, weilse über ihr herkunftsland griechenland erzählt hat. total toll.
jetz in der oberstufe, ich mach mein abi nach, ist es da schon interessanter aber wie der schüler sagte, die lehrer sind faul. die fahcreferate kann sich der schüler noch aussuchen wo und wann. ich z.b. hab mal nen einblick gegeben über die großstadt (70tausend) wo wir grad sind im wandel des letzten jahrhunderts. so mit richtig schönen alten bildern über gebäude dies nimmer gibt und wo jetz einkaufszentren stehn. die klasse war nur noch am staunen. andere machen sichs einfach: ein gelernter brauer quatscht übers bierbrauen, ein kfzmechaniker über den motor, ein chemiker über irgendne methode.
und nen lehrer machts sichs ganz einfach: verteilt referatsthemen für sozialkunde und im zweiten halbjahr, wo eh schon massig prüfungen sind, müssen wir noch in zweierteams referate halten. natürlich die ganze unterrichtsstunde. ist ja total schrecklich! lauter trockene themen, über irgendwelche entstehungsgeschichten von NATO, UNO, EU, EG, .... WAH!
teacher antwortete am 23. Apr, 09:43:
Für ein gutes Referat muss sehr viel passen, Thema, persönlicher Bezug, Motivation, Rhetorik etc. In der Schule hat man fast nur schlechte Vorbilder gesehen. Wahnsinn!Aber mir fällt nix Besseres ein als: Üben.
Lisa Rosa antwortete am 24. Apr, 14:05:
üben
Naja, trainieren kann man ja nur was, was schon richtig geht, aber vielleicht noch nicht schnell und noch nicht lang genug - z.B. Laufen. Aber wichtig bei dieser leidvollen Referaterei ist doch, daß die Merkmale stimmen: Inhalt (Systematik, Logik, sachliche Richtigkeit, sprachliche Angemessenheit, usw.), Präsentation (Dauer, Medieneinsatz, freier Vortrag, Verständlichkeit usw.). Und diese Merkmale muß man VOR dem Referate-Ausarbeiten mit den Schülern klären. Die Schüler haben auch mehr Verständnis und Interesse, auf diese Merkmale zu achten, wenn man sie mit ihnen zusammen herausarbeitet statt sie ihnen bloß vorzusetzen (z.B. angehängt an die Frage, "Was findet ihr denn beim Referatezuhören am gräßlichsten finden die Schüler selbst alle wichtigen Merkmale und noch mehr - oder sie Dein Blogposting lesen und kommentieren lassen.) Anschließend an die gehaltenen Referate muß es zur Performanz und zum Inhalt eine ausreichend lange Feedbackrunde in der Klasse geben. Also: Referat darf 15 min dauern, 15 min Fragen und Diskussion zum Inhalt, 15 min Feedback zur Performanz und Austausch über Probleme der Performanz. Dann gibt es überhaupt erst was zu üben - nämlich z.B. nach einem Feedbackhinweis und Tipps, wie man sich Stichworte aus seinem Redemanuskript macht, in die man dann nur noch ab und zu hineinguckt und stattdessen verschiedene Schüler im Publikum anguckt. Oder für einen anderen: Nicht die Folien vorlesen, sondern Lesezeit geben und dann kommentieren. USW. Üben kann man immer nur bestimmte einzeln identifizierte Dinge mit einem klar benannten Ziel.Übrigens habe ich festgestellt: Referate sind häufig deshalb so langweilig - egal von wem gehalten und wie gut -,wenn sie ausschließlich kognitives Wissen zusammenballen. Referate sind dann interessant, wenn sie Fragestellungen bearbeiten, die echte wichtige Fragen sind, oder überraschende Probleme und wenn persönlicher Bezug des Redners deutlich wird, und am schönsten, wenn das Publikum auch aktiv mit einbezogen wird. Das kenne ich auch aus guten wissenschaftlichen Vorträgen. Und Schüler (und Erwachsene) können dann am besten vortragen, wenn es sich um Fragen handelt, die sie selbst interessant finden. "Stoff" zusammenfassend vortragen ist so ziemlich das ätzendste finde ich, was es überhaupt an Vortrag gibt. (So weiß jeder Student, daß es immer besser ist, ein Skript zu lesen, als eine vorgelesene Vorlesung zu hören, wenn der Redner nicht gerade von charismatischem Rednertalent ist.) Und es gibt so viele interessante Präsentationsformen! Die machen aber natürlich nicht als "Stoffzusammenfasser" Sinn. Aber warum sollte eine Einführung in das Thema EU nicht z.B. szenisch funktionieren?
teacher antwortete am 24. Apr, 18:22:
Ich nehme an, dass das die Sicht einer Sprachlehrerin ist. Viele Referate und Präsentationen finden aber in den anderen Fächern statt, z.B. in Geschichte oder Biologie. Dann achten die Lehrer primär auf die Inhalte ... und alle haben eine andere Vorstellung von einer gelungenen Vorstellung. Z.B. gibt es die Pro- und Contra-Powerpoint-Diskussion in unserer Schule.
Lisa Rosa (Gast) antwortete am 24. Apr, 22:45:
Nee, Musik, Geschichte und Politik ;-) In Hamburg wird aber verstärkt in allen Fächern auf die Sprache geachtet - zwecks Sprachförderung -, weil viele Migranten und insgesamt fast 25% funktionale Analphabeten - vielleicht ist das in Wien ähnlich.Ja, die ppt.-Diskussionen hatten und haben wir natürlich auch. Hier wird jedoch inzwischen allgemein so eingeschätzt, dass Präsentationsmöglichkeiten mit den neuen Medien - auch Film, Podcast, usw. - die Schüler eher zu besseren Leistungen auch in der inhaltlichen Arbeit bringt, statt wie früher befürchtet, Ersatz dafür zu sein und die Inhalte zum Verschwinden zu bringen. Geschwafel und inhaltslose Performance können die Schüler schon auch erkennen und ablehnen lernen. Ist auch ästhetische Erziehung. Aber alles braucht Zeit. Da darf man keinen vollgestopften Stoffkatalog als Hautpsache beim Lernen im Auge haben (Bulimielernen).
schampar (Gast) meinte am 22. Apr, 00:34:
als Lehrer erwarte ich von Ihnen, dass Sie das Wort "triftig" auch richtig schreiben;-)) Driftig dürfte eine andere Bedeutung haben, oder?
teacher antwortete am 22. Apr, 08:40:
Danke. Schon korrigiert. P.S.: Ich bin Lehrer, nicht Lektor oder Gott.
morast meinte am 22. Apr, 08:42:
@schampar: Hehe, ich wollte exta nicht so klugscheißerisch daherkommen...@teacher. Ich habe mein Studium bald abgeschlossen und musste bisher so gut wie keine Referate halten. Meine Freundin hingegen muss mindestens einmal in der Woche vor einer Gruppe stehen und über irgendein Thema reden. Es ist leicht vorstellbar, wie leicht es ihr fällt, wie schwer dagegen mir, ein Referat interessant und vor allem flüssig zu gestalten.
Meine Referate klingen wie auswendig gelernte, geschriebene Sätze (was sie auch oft sind), sie dagegen hält ihre, nachdem sie sich das Thema verinnerlichte und das Ganze einmal kurz durchgesprochen hat.
Ich bewundere ihre Selbstsicherheit bei diesen Dingen und wünsche mir, dass ich sie auch hätte, dass ich in meinem bisherigen Leben mehr Referate hätte halten müssen. Andererseits hasse ich es, Referate zu halten, und bin daher froh, dass es nicht so viele waren. Da beißt sich irgendwas selbst in den Schwanz.
teacher antwortete am 22. Apr, 11:08:
Stimmt total. Ich selbst habe meine Sicherheit auch erst beim x-ten Mal erlangt - seither liebe ich es direkt, Vorträge zu halten. Nicht nur in der Schule. Die Krux: Die Unsicheren müssten sich vordrängen, die Sicheren tun es. Wie kann man das bloß umdrehen?
campino (Gast) antwortete am 22. Apr, 16:10:
Das kannst du mit Sicherheit nicht umdrehen ohne dich zum Arschloch- Lehrer der Schule zu machen ("Wer will den ein Referat halten? Okay, alle die sich nicht gemeldet haben bekommen jetzt ein Thema...")Einzige Alternative: Alle halten ein Referat. Das erfordert natürlich Zeit, bei uns ging so ein ganzes Halbjahr drauf...
Für wichtig halte ich, das ganze hinterher wirklich auch in Bezug auf die Präsentation zu besprechen. Wenn hinterher noch ein Rechtschreibfehler auf der Folie korrigiert wird und ein kleiner fachlicher Fehler bringt das dem Schüler, der nach jedem dritten Wort "ähm" gesagt hat und trotz mehrmaliger Bitte lauter zu sprechen so leise war, dass man ihn schon in der dritten Reihe kaum noch verstand, garnichts.
Wenn man richtig viel Zeit hat, kann man auch Sprech- und Atemübungen machen oder freies Sprechen üben indem man lange Vorbereitung gezielt verhindert ("hier hast du ein Arbeitsblatt mit einem Text, zehn Minuten dann erzählst du uns, was in dem Text steht" als "fachliche" Variante, als spielerische Varianten z.B. Powerpointkaraoke oder Übungen aus dem Improvisationstheater. Mischen kann man indem bei Powerpoint- Karaoke in der Präsentation Unterrichtsinhalte der letzten 1-2 Wochen drin sind. Alle diese Übungen sind für Schüler absolute Qual, also sollten in jedem Fall alle mal dran kommen).
teacher antwortete am 23. Apr, 12:21:
Wie wahr. Im Endeffekt sind diese "Arschlochlehrer" die effizientesten. Aber wieso sollte ich mir das persönlich antun? P.S.: Powerpoint-Karaoke funktioniert wie?
campino (Gast) antwortete am 23. Apr, 16:11:
Powerpoint- Karaoke ist ursprünglich ein Party- Spiel. Man bekommt irgendeine Powerpointpräsentation, die man vorher nicht kennt, wenn es als witziges Spiel gedacht ist im Normallfall irgendwas komplett sinnloses (z.B. eine Aneinanderreihung von Fotos, die abwechselnd Menschen und Tiere zeigen). Für eine Übung eben was zu einem bekannten Thema. Dann muss man mit dieser Präsentation einen Vortrag halten (echte Profis ohne sich die Präsentation vorher anzugucken, für Anfänger kann man vorher 2 Minuten Zeit zum Gucken geben, aber nicht so viel, dass der Vortragende sich haarklein seinen Text zurechtlegen kann!).
Ziel der Sache ist entweder Spaß haben (Partyspiel), wenn man das ganze als Übung zum Improvisationstheater macht soll schnelle Kreativität geübt werden (man muss ja auf die Bilder/Folieninhalte die kommen unverzüglich reagieren ohne sie vorher zu kennen).
Für Referate trainiert das ganze die Sicherheit beim Vortragen (einschließlich der Fähigkeit, kurzes den-Faden-verlieren und leichte fachliche Unsicherheiten zu überspielen), das Selbstbewusstsein, das man braucht, um auch mal nur mit einem kleinen Notizzettel was zu erzählen (statt auswendiggelernter Sätze) und senkt generell die Nervosität.
Fachlich kann hier eine Stoffwiederholung eingearbeitet werden (Präsentation zu Unterrichtsinhalten aus den letzten Tagen/Wochen). Das ganze lässt sich mit Übungen zum Erstellen einer Präsentation verbinden, indem man die Schüler jeden einzeln oder in Gruppen eine Präsentation erstellen lässt und hinterher einen Anderen/eine andere Gruppe mit dieser Präsentation vortragen lässt. Wichtig ist hierbei, das diejenigen die die Präsentation erstellen nicht bewusst Mist bauen um dann zu sehen, wie derjenige damit umgeht. Es sollte also in jedem Fall Vortragstechnik und die Präsentation selbst besprochen werden.
Schneller geht es, wenn der Lehrer Präsentation(en) vorbereitet ;) Für Schüler, die nicht das Selbstbewusstsein haben, das Ergebnis dann selbst lustig zu finden wird das ganze schnell zur Folter, wenigstens bei den ersten Versuchen macht man sich, insbesondere wenn man keine Zeit zum Gucken hatte, unweigerlich zum Affen.
teacher antwortete am 23. Apr, 20:35:
Gefällt mir - klingt nach wiztiger Lernmöglichkeit. Merci.
BIA (Gast) antwortete am 24. Apr, 17:53:
Es bringt echt was!
Die Leute dazu zu verdonnern, Referate ordentlich zu machen, kommt schwerer STrafe gleich - aber es ist zumindest meinen Schülern dann doch peinlich, wenn sie's nicht ordentlich hinkriegen, und die Abschlußdiskussion per Internetforum enthüllt, dass sie schon ganz wichtige Dinge und Grundregeln begriffen haben: Learning Is Going On. Das ist das doch, was zählt!
teacher antwortete am 24. Apr, 18:30:
Ja, das gibt es tatsächlich: Referate als Strafe.Ich sehe das völlig anders: "Du darfst! Und du darfst alles einsetzen, was dir Lust macht."
Was ich z.B. gerne mache sind Videobeiträge: In der Klasse oder, wer will, von zuhause. Video aufbauen, Zuspielungen, Fersehsprecher etc. Das finden alle spannend.
BIA (Gast) antwortete am 24. Apr, 19:06:
So hab ich's gar nicht gemeint...
"Strafe" ist es mitunter für den Lehrer, der dann von den Schülern angelitten wird ("Ooooh, bei Ihnen ist das so schweeeer...."). :-)
Lisa Rosa (Gast) antwortete am 24. Apr, 22:52:
Ja, das ist doch sehr gut! Und sich auf angemessene Weise bei der Vorstellung von Wissen auch selbst darzustellen, gehört zu den wichtigen Erlebnissen in der Schulzeit. Deswegen sind die alternativen Schulen, die Theater als Schwerpunkt des Schullebens haben, so erfolgreich.
aiiiia meinte am 22. Apr, 12:32:
ich dache immer, dass es heißen muss: "Referate haben Schüler erfunden, die keine Vorbereitung machen wollen und am Ende des Jahres eine Note brauchen." : )
teacher antwortete am 22. Apr, 13:22:
"... und die in letzter Sekunde noch Leistungsbereitschaft bekunden müssen." Jaja, so schaut das aus der andere Perspektive aus.
Woo (Gast) meinte am 23. Apr, 00:11:
niemehrreferate
Referate sind die wahre Geissel des Schuelerlebens.. und ich werde nie verstehen wozu sie gut sein sollen - mal von einem vorbereitungsfaulen Lehrer abgesehen.In der Theorie sollen einem Referate ja sowas wie freie Rede und Materialvorbereitung, Praesentation etc lehren. In der Praxis wurden sie zumindest in meiner Gymnasialzeit entweder eingesetzt wenn der Lehrer wirklich keine Lust hatte, selbst was vorzubereiten, weils n ekelhaftes oder langweiliges Thema war (ganz schlimm: Deutsch. Vor versammelter Klasse irgendwelche antiken Texte zerpfluecken. Oder Geographie.. Plattentektonik mit Folie vorfuehren.. in Originalgeschwindigkeit.), oder sie wurden direkt als Strafe eingesetzt ("hoert auf zu raufen, sonst kriegt jeder ein Referat bis naechste Woche auf!").
Der eigentliche Lerneffekt blieb schon deswegen fast immer aus, weil sowohl Benotung als auch Nachbetrachtung (sofern vorhanden) immer nur auf dem fachlichen Inhalt basierten, anstatt uns wirklich mal anstaendiges Folienerstellen, Rhetorik etc beizubringen.
Wirklich zunkunfts-arbeits-angemessenes Referieren war eh nirgends wirklich moeglich.. wie denn auch, wenn ein halbwegs funktionierender Overheadprojektor schon das hoechste der Gefuehle ist? Beamer, grosser Monitor oder zumindest ein Fernseher? Nur mit SEHR viel Glueck zu kriegen.. wenn grad eines der beiden "mobilen" Geraete auffindbar oder das Sprachlabor frei war. Ansonsten Folien auflegen oder an die Tafel schreiben (was immer sehr tolle Resultate bringt, weil man das als Schueler ja auch so gewohnt ist.. *schmier* *krakel*).
Zuguterletzt noch die immense Motivation beim Vortrag.. ein Lehrer in der hintersten Reihe der gegen den Schlaf kaempft, malende, musikhoerende oder kartenspielende Mitschueler, und mangelndes Eigeninteresse am aufoktrojierten Thema.
Fast ein Fall fuer die Genfer Konventionen.. Folter ist nicht weit entfernt von Schulreferaten.
amadea (Gast) meinte am 24. Apr, 00:25:
Reden hält wach, Zuhören nicht - Der wichtigste Satz für LehrerInnen.
.peter (Gast) meinte am 24. Apr, 02:30:
an der Uni genauso ...
Die Referate der meisten meiner Kommilitonen sind seit meinem Studienbeginn schon so grausig, dass ich inzwischen selber keine Lust mehr habe und auch nichts mehr mache.Am Anfang habe ich noch ewig Vorbereitung gemacht und mich am Vorabend per Webcam aufgenommen, um den Einstieg perfekt zu machen.
Nun ... naja, weniger halt. Zumal man NIE allein ein Referat machen darf, sondern immer in irgendwelchen unorganisierbaren Grupen. bäh
Captcha: enthe
manfred b antwortete am 24. Apr, 15:35:
und eine frage hätt ich noch:
haben sie zufällig das letzte profil schon gelesen - die kolumne von hrn. lingens? oder im letzten falter den kommentar von frau brodnig? wie stehen sie dazu als engagierter lehrer - wie ich sie erleb...vg. http://manfredbruckner.blogspot.com/
teacher antwortete am 24. Apr, 18:43:
Leider kann man bei blogger.com ohne Anmeldung nicht posten. Daher hier meine Meinung:Ich habe mich gerade heute erst über Lingens im profil geärgert. Er ist ein erfahrener und vernünftiger Mann, aber er zeigt in seinem Artikel, dass er von der Realität in der Schule wenig Ahnung hat. Die Vorschläge von außen klingen einleuchtend, scheitern aber an vielen Details.
Z.B. ist es toll, die Direktoren ihr Lehrpersonal ausuchen zu lassen. Leider gibt es in manchen Fächern gar keine qualifizierten (geprüften)Lehrer, die anderen suchen sich jene Schulen aus, wo die Probleme (Gewalt, Drogen, Ausländer ...) am geringsten sind. Die Schulen in den Problemgebieten müssen dann irgendwelche Ersatzlösungen suche, obwohl sie die besten Kräfte bräuchten. Dann gibt es Direktoren, die primär politisch denken, die also Parteifreunde engagieren statt Lehrkräfte. Und es gibt völlig uninteressierte Direktoren, die sich um ihre Pension und ihre Ruhe kümmern, weniger um die Qualität des Unterrichts. Oder Direktoren, die uralte Vorstellungen von Unterricht haben, die moderne Lehrer lieber rausschmeissen wollen als engagieren.
Kurz: Eine Schule ist kein Supermarkt, die Regeln der freien Marktwirtschaft gelten hier einfach nicht.
teacher antwortete am 24. Apr, 22:11:
@peter: Das Witzige an unserem Ausbildungssystem: Man passt sich nach unten an - wenn nichts Eindeutiges dagegen unternommen wird.
Die Besseren bekommen keine Erfolgserlebnisse!
.peter (Gast) antwortete am 25. Apr, 18:05:
stimmt wohl, und...
... und die Gegenmaßnahme ist ja immer, einfach sehr sehr viele Regeln aufzustellen. Im Endeffekt bedeutet das aber nur einen rießen Mehraufwand für die Gruppe, nciht aber ein interessanteres Seminar.captcha: toere
teacher antwortete am 26. Apr, 13:05:
Schüler und Studierende, die gute Präsentationen halten, werden dafür nicht (unbedingt) geliebt (von ihren Kameraden). Das ist doch absurd.
manfred b antwortete am 28. Apr, 13:35:
ich stimme ihnen zu -
die regeln der freien marktwirtschaft gelten nicht. aber sie sollten es - dh. es müssen entscheidungen getroffen werden, die marktwirtschaftliche logiken im schulsystem implementieren helfen. nur jammern über den status quo scheint mir recht sinnlos. weshalb es meines erachtens auch den lehrerInnen gut anstehen würde bei dieser debatte aktiv mitzugestalten und nicht nur zu mauern.
stichi antwortete am 28. Apr, 22:06:
Wieso sollen in der Schule die Regeln der freien Marktwirtschaft gelten? Das ist doch der blanke Unsinnn. NICHTS entspricht hier diesen Prinzipien und ich finde das ganz richtig. Hier geht es nicht um Angebot und Nachfrage. Hier müssen auch Kinder, die nicht Top sind gewürdigt und gefördert werden.
manfred b antwortete am 29. Apr, 08:34:
sorry -
das ist ein missverständnis - es geht darum, dass auch eine schule nach den regeln der freien marktwirtschaft geführt werden kann. dh. insb. budgetverantwortung der direktion gegenüber dem auftraggeber - sprich bund, möglichkeit der direktorInnen die lehrerInnenschaft zu bestimmen, keine unbefristeten verträge mehr, weder für direktorInnen noch für lehrerInnen, erfolgskontrolle auf beiden seiten, standardisierung der schulabschlüsse, damit ein gewisse vergleichbarkeit der schulen gegeben ist, etc. etc. - und: NATÜRLICH sollen ausnahmslos alle kinder bestmöglich gefördert und gewürdigt werden - das ist DIE aufgabe der schule!
atrazin antwortete am 29. Apr, 20:55:
Ähhhm - wo in der freien Marktwirtschaft gibt es keine unbefristeten Verträge ??
In der ach so schrecklichen freien Marktwirtschaft hat man eine Probezeit und danach wird man entweder übernommen oder nicht - alles andere ist ein unzulässiger Kettenarbeitsvertrag. Lehrer bekommen meist 5 Jahre jeweils einjährige Verträge und dann erst einen unbefristeten - machen sie das mal in der schrecklichen freien Marktwirtschaft, da bekommen sie als Arbeitgeber keinen Fuß mehr auf den Boden.
stichi antwortete am 29. Apr, 22:13:
Schule kann nicht nach den Regeln der freien Marktwirtschaft funktionieren. Schon allein die Beurteilung, wer ein guter Lehrer ist, kann doch nicht objektiv sein, solange ich mir nicht auch die Schüler aussuchen kann. Ich bemerke es in unserer Schule. Wer hat Schwierigkeiten mit den Eltern???? Nein, nicht die Kollegen, die schlechten Unterricht machen,solange sie nur gute Noten geben, sondern die, die Ansprüche stellen und versuchen einigermaßen das Niveau zu halten, dann aber auch schlechte Noten verteilen, wenn die Leistung nicht erbracht wird.
Was ist die Konsequenz? Sie erhalten die Kündigung, weil sie ja nicht zur Zufriedenheit der Eltern arbeiten. So und jetzt malen wir uns mal aus, wohin das führt.......
Wunderbare Aussichten.
Letztens habe ich auf einem Elternabend erlebt, wie ein Vater großkotzig angefangen hat zu tönen, wie in der Industrie Probleme gelöst werden. Der angesprochene Kollege hat daraufhin geantwortet, dass das in diesem Fall bedeuten würde, dass die Hälfte der Klasse schon vor Jahren von der Schule geflogen wäre, weil sie sich ein derartiges Verhalten in der freien Marktwirtschaft nicht leisten könnten. Daraufhin wurde der Gute ziemlich kleinlaut und hat mit seinen Industrievergleichen aufgehört.
Wir produzieren nichts und wir müssen ALLE Kinder irgendwie in dem Apparat mitnehmen. Also was soll dieses Gerede?
manfred b antwortete am 30. Apr, 08:18:
da hab ich mich wohl unklar ausgedrückt -
die unbefristeten verträge bezogen sich auf die direktorInnen. bei lehrerInnen kenn ich die situation sehr genau. war schließlich selber einer. oder bin? wird man das je wieder los? seit es die pragmatisierung nicht mehr gibt, verbessert sich meines erachtens die situation auch. jedoch denk ich, dass das besoldungsmodell - dienstjahre bringen mehr kohle, kontraproduktiv ist. außerdem versteh ich nicht, warum von der "schrecklichen, freien marktwirtschaft" die rede ist. ich sag doch, sie sei gut - auch für die schule...wie auch immer - seh noch immer kein argument gegen logiken der freien marktwirtschaft. dh. ja nicht, dass nur die elternzufriedenheit zählt. drum auch die argumentation in richtung standardisierung. die schulabschlüsse müssen vergleichbar sein, womit auch ein vergleichbarkeitsaspekt in die leistung von lehrerInnen und die schule an sich käme.
meine vorschläge zielen doch in richtung weiterentwicklung von schule und insbesondere dem system schule - und es ist mir immer wieder ein rätsel warum gerade die lehrerInnen in diesen fragen so konservativ argumentieren.
teacher antwortete am 30. Apr, 10:06:
Ich spreche mich auch ganz für Standardisierungen aus. Aber dann bin ich lieber in einer feinen Wohngegend mit bildungsinteressierten Eltern als im Großstadtslum mit allen Problemen. @stichi:
Das Problem ist wirklich, dass die "lieben Lehrer", die gute Noten verschenken, keine Arbeiten einfordern und bei Stress mit ihren Kindern in den Schulgarten gehen, bei allen gut ankommen. Die konsequenten Lehrer mit hohen Ansprüchen haben nur Probleme mit Schülern+Eltern+Direktoren!
manfred b antwortete am 30. Apr, 15:22:
tja, das sollte auch dann
jede/r einzelne lehrerIn entscheiden kann, in welcher schule er/sie unterrichten will. und wenn die schulen entsprechend marktwirtschaftlich geführt werden, wird es auch einen freien wettbewerb geben. was meines erachtens sicher positiv wäre. und was das schülerInnen-eltern-direktorInnen feld angeht: genau diese spannungen wären mittels standardisierungen eher in den griff zu kriegen, da noten so einfach nicht mehr verschenkt werden können - der/die lehrerIn steht ja schließlich dafür gerade.
stichi antwortete am 30. Apr, 16:53:
Dann schaffen wir nur noch marktwirtschaftlich alle jene Schüler ab, die unbegabt, faul, verhaltensauffällig oder sonst was sind und die deshalb keiner unterrichten will, schon haben wir ein marktwirtschaftliches Schulschlaraffenland!!!!!Wenn ich schlechte Schüler habe und deren Leistung entspricht nicht den Standards, ist automatisch mein Unterricht schlecht??? Seltsame Logik!
Eine Schule produziert nichts und um objektiv Noten erteilen zu können, muss ein Lehrer unabhängig sein und ich kann das Geschwätz von den allgemein gültigen Standards nicht mehr hören. Stell dreimal die gleiche Frage und jeder wird etwas anderes als perfekte Antwort erwarten.
Schülerleistungen können nicht bestimmt werden wie der Fettgehalt von Milch. Das ist reine Augenwischerei!!
manfred b antwortete am 6. Mai, 17:35:
das scheint mir ziemlich -
schwarz/weiß zu sein. ich bin mir sicher, dass marktwirtschaftliche elemente in die führung von schulen zu integrieren sind. ich rede nicht davon, dass ausschließlich marktwirtschaftliche kriterien entscheidend sein sollen. trotzdem denke ich, ist das schulsystem so wie es sich in österreich darstellt nicht mehr auf der höhe der zeit - siehe finnland - oder auch landertshammers interview im standard - vg.http://manfredbruckner.blogspot.com/2008/05/und-schon-wieder-hut-ab.html
stichi antwortete am 6. Mai, 22:12:
Kann mich mal jemand aufklären? Was ist an den finnischen Schulen marktwirtschaftlich????Ich finde es eigentlich schon ziemlich unfair, finnische Zwergschulen mit den hiesigen Verhältnissen zu vergleichen. Meinst du in Finnland sähe es noch so rosig aus, wenn in den Schulen z. T. 85% der Klassen aus ausländischen Kindern bestehen würden?
Man kann doch solch unterschiedliche Verhältnisse nicht in einen Topf werfen.
Und nochmal, was hat das jetzt mit Marktwirtschaft zu tun?????
manfred b antwortete am 7. Mai, 10:32:
meinem bescheidenen wissen nach -
gibt es im finnischen schulsystem nationale bildungsziele und -standards (vg. debatte oben, wo sie erklärten, dass das augenauswischerei sei, von standards zu reden), die lt. pisa unter anderem zu extrem hohen ausbildungsniveaus führen (zu erwähnen ist beispielsweise die niedrige analphabetenrate). der hinweis auf die vergleichsweise niedrigen zuwandererzahlen ist natürlich richtig, dennoch denke ich, dass das finnische system in summe moderner ist - stichwort mittlere bildungsstufe bzw. gesamtschule, zentrales abitur, etc. wie schon oben gesagt: ich rede nur davon, dass die tlw. anwendung von marktwirtschaftl. kriterien prinzipiell positiv wären - vg. dazu auch der von der wirtschaftskammer eingebrachte punkt hinsichtl. karrierechancen von lehrerInnen. inwieweit in finnland marktwirtschaftl. verhältnisse an den schulen umgesetzt sind, entzieht sich meiner kenntnis - ich wollte auch nicht behaupten, das zu wissen.
Zeitlos meinte am 26. Apr, 20:37:
Raten Sie bitte dem zitatgebenden Gymnasiasten von einem medienwissenschaftlichen Studium ab. Er würde seine Meinung nur bestätigt finden - dann halt bei Professoren und Dozenten statt bei Lehrern.
msa meinte am 23. Mai, 13:34:
Referate sind wichtig
Ich finde Referate wichtig. Eben weil wir üben sollten, vor Menschen unsere Ansichten, Meinungen, Themen oder Aufgaben zu erläutern.Lehrer haben durch Referate nicht weniger Arbeit. Sie müssen sich fachlich vorbereiten, um fachliche Ergänzungen zu bringen. Sie müssen sich methodisch auskenen und sich die Zeit nehmen um mit dem Schüler (Vortragenden) das Referat zu reflektieren.
Was mir besonders wichtig ist, das betrifft die Qualität des Feedbacks durch die Zuhörer. Wenn der Vortragende ein gutes, weil ehrliches aber nicht verletzendes Feedback erhält, dann kann er was lernen (wenn er will ;)).
Als Lehrer kan ich am Feedback auch feststellen, wer die Mühen des Referenten würdigt und aufmerksam zuhört.
Damit einem Referenten zugehört wird bieten sich fachliche Inhalte des aktuellen Unterrichts geradezu an. Die referierten Inhalte führen für meine Gruppen (Klassen) auch zu Leistungskontrollen. Der Vortragende ist in diesem Fall quasie der Lehrer.
Ach ja, was ich noch wichtig finde. Referate sollten nur einen kleineren Teil der Unterrichtsstunde einnehmen. Den Rest der Stunde kann ich möglichst darauf aufbauend vorbereiten.
Manfred