morast meinte am 22. Apr, 08:42:
@schampar: Hehe, ich wollte exta nicht so klugscheißerisch daherkommen...@teacher. Ich habe mein Studium bald abgeschlossen und musste bisher so gut wie keine Referate halten. Meine Freundin hingegen muss mindestens einmal in der Woche vor einer Gruppe stehen und über irgendein Thema reden. Es ist leicht vorstellbar, wie leicht es ihr fällt, wie schwer dagegen mir, ein Referat interessant und vor allem flüssig zu gestalten.
Meine Referate klingen wie auswendig gelernte, geschriebene Sätze (was sie auch oft sind), sie dagegen hält ihre, nachdem sie sich das Thema verinnerlichte und das Ganze einmal kurz durchgesprochen hat.
Ich bewundere ihre Selbstsicherheit bei diesen Dingen und wünsche mir, dass ich sie auch hätte, dass ich in meinem bisherigen Leben mehr Referate hätte halten müssen. Andererseits hasse ich es, Referate zu halten, und bin daher froh, dass es nicht so viele waren. Da beißt sich irgendwas selbst in den Schwanz.
teacher antwortete am 22. Apr, 11:08:
Stimmt total. Ich selbst habe meine Sicherheit auch erst beim x-ten Mal erlangt - seither liebe ich es direkt, Vorträge zu halten. Nicht nur in der Schule. Die Krux: Die Unsicheren müssten sich vordrängen, die Sicheren tun es. Wie kann man das bloß umdrehen?
campino (Gast) antwortete am 22. Apr, 16:10:
Das kannst du mit Sicherheit nicht umdrehen ohne dich zum Arschloch- Lehrer der Schule zu machen ("Wer will den ein Referat halten? Okay, alle die sich nicht gemeldet haben bekommen jetzt ein Thema...")Einzige Alternative: Alle halten ein Referat. Das erfordert natürlich Zeit, bei uns ging so ein ganzes Halbjahr drauf...
Für wichtig halte ich, das ganze hinterher wirklich auch in Bezug auf die Präsentation zu besprechen. Wenn hinterher noch ein Rechtschreibfehler auf der Folie korrigiert wird und ein kleiner fachlicher Fehler bringt das dem Schüler, der nach jedem dritten Wort "ähm" gesagt hat und trotz mehrmaliger Bitte lauter zu sprechen so leise war, dass man ihn schon in der dritten Reihe kaum noch verstand, garnichts.
Wenn man richtig viel Zeit hat, kann man auch Sprech- und Atemübungen machen oder freies Sprechen üben indem man lange Vorbereitung gezielt verhindert ("hier hast du ein Arbeitsblatt mit einem Text, zehn Minuten dann erzählst du uns, was in dem Text steht" als "fachliche" Variante, als spielerische Varianten z.B. Powerpointkaraoke oder Übungen aus dem Improvisationstheater. Mischen kann man indem bei Powerpoint- Karaoke in der Präsentation Unterrichtsinhalte der letzten 1-2 Wochen drin sind. Alle diese Übungen sind für Schüler absolute Qual, also sollten in jedem Fall alle mal dran kommen).
teacher antwortete am 23. Apr, 12:21:
Wie wahr. Im Endeffekt sind diese "Arschlochlehrer" die effizientesten. Aber wieso sollte ich mir das persönlich antun? P.S.: Powerpoint-Karaoke funktioniert wie?
campino (Gast) antwortete am 23. Apr, 16:11:
Powerpoint- Karaoke ist ursprünglich ein Party- Spiel. Man bekommt irgendeine Powerpointpräsentation, die man vorher nicht kennt, wenn es als witziges Spiel gedacht ist im Normallfall irgendwas komplett sinnloses (z.B. eine Aneinanderreihung von Fotos, die abwechselnd Menschen und Tiere zeigen). Für eine Übung eben was zu einem bekannten Thema. Dann muss man mit dieser Präsentation einen Vortrag halten (echte Profis ohne sich die Präsentation vorher anzugucken, für Anfänger kann man vorher 2 Minuten Zeit zum Gucken geben, aber nicht so viel, dass der Vortragende sich haarklein seinen Text zurechtlegen kann!).
Ziel der Sache ist entweder Spaß haben (Partyspiel), wenn man das ganze als Übung zum Improvisationstheater macht soll schnelle Kreativität geübt werden (man muss ja auf die Bilder/Folieninhalte die kommen unverzüglich reagieren ohne sie vorher zu kennen).
Für Referate trainiert das ganze die Sicherheit beim Vortragen (einschließlich der Fähigkeit, kurzes den-Faden-verlieren und leichte fachliche Unsicherheiten zu überspielen), das Selbstbewusstsein, das man braucht, um auch mal nur mit einem kleinen Notizzettel was zu erzählen (statt auswendiggelernter Sätze) und senkt generell die Nervosität.
Fachlich kann hier eine Stoffwiederholung eingearbeitet werden (Präsentation zu Unterrichtsinhalten aus den letzten Tagen/Wochen). Das ganze lässt sich mit Übungen zum Erstellen einer Präsentation verbinden, indem man die Schüler jeden einzeln oder in Gruppen eine Präsentation erstellen lässt und hinterher einen Anderen/eine andere Gruppe mit dieser Präsentation vortragen lässt. Wichtig ist hierbei, das diejenigen die die Präsentation erstellen nicht bewusst Mist bauen um dann zu sehen, wie derjenige damit umgeht. Es sollte also in jedem Fall Vortragstechnik und die Präsentation selbst besprochen werden.
Schneller geht es, wenn der Lehrer Präsentation(en) vorbereitet ;) Für Schüler, die nicht das Selbstbewusstsein haben, das Ergebnis dann selbst lustig zu finden wird das ganze schnell zur Folter, wenigstens bei den ersten Versuchen macht man sich, insbesondere wenn man keine Zeit zum Gucken hatte, unweigerlich zum Affen.
teacher antwortete am 23. Apr, 20:35:
Gefällt mir - klingt nach wiztiger Lernmöglichkeit. Merci.
Lisa Rosa antwortete am 24. Apr, 14:10:
ppt-Karaoke -super!
BIA (Gast) antwortete am 24. Apr, 17:53:
Es bringt echt was!
Die Leute dazu zu verdonnern, Referate ordentlich zu machen, kommt schwerer STrafe gleich - aber es ist zumindest meinen Schülern dann doch peinlich, wenn sie's nicht ordentlich hinkriegen, und die Abschlußdiskussion per Internetforum enthüllt, dass sie schon ganz wichtige Dinge und Grundregeln begriffen haben: Learning Is Going On. Das ist das doch, was zählt!
teacher antwortete am 24. Apr, 18:30:
Ja, das gibt es tatsächlich: Referate als Strafe.Ich sehe das völlig anders: "Du darfst! Und du darfst alles einsetzen, was dir Lust macht."
Was ich z.B. gerne mache sind Videobeiträge: In der Klasse oder, wer will, von zuhause. Video aufbauen, Zuspielungen, Fersehsprecher etc. Das finden alle spannend.
BIA (Gast) antwortete am 24. Apr, 19:06:
So hab ich's gar nicht gemeint...
"Strafe" ist es mitunter für den Lehrer, der dann von den Schülern angelitten wird ("Ooooh, bei Ihnen ist das so schweeeer...."). :-)
Lisa Rosa (Gast) antwortete am 24. Apr, 22:52:
Ja, das ist doch sehr gut! Und sich auf angemessene Weise bei der Vorstellung von Wissen auch selbst darzustellen, gehört zu den wichtigen Erlebnissen in der Schulzeit. Deswegen sind die alternativen Schulen, die Theater als Schwerpunkt des Schullebens haben, so erfolgreich.