Viele Kinder, vor allem die kleineren, wollen nach jeder bewerteten Stundenwiederholung wissen, welche Eintragungen ich mache.
Ein Zehnjähriger, der die Umstellung von der Volksschule noch nicht ganz vollzogen hat, stellt mich beim Klassenausgang:
"Herr Lehrer? Wie viele Minus hab' ich schon?"
"Du hast schon mehrere Plus, aber auch zwei Minus. Aber nichts dazwischen. Wie erklärst Du dir das?"
"Je nachdem, wie ich ausgeschlafen bin!"
"Und wovon hängen deine Noten sonst noch ab?"
"Vom Frühstück."
"Ja. Und sonst?"
" Hmmm ... ob ich gut aufgelegt bin ... oder schlecht drauf."
Ich muss nachhelfen, ich will in die Pause gehen:
"Und vom Lernen zuhause, oder?"
Der Jüngling schaut mich groß an und ich lese in seinen Stirnfalten:
"Was meint der böse Mann mit Lernen? Zuhause?"
Ein Zehnjähriger, der die Umstellung von der Volksschule noch nicht ganz vollzogen hat, stellt mich beim Klassenausgang:
"Herr Lehrer? Wie viele Minus hab' ich schon?"
"Du hast schon mehrere Plus, aber auch zwei Minus. Aber nichts dazwischen. Wie erklärst Du dir das?"
"Je nachdem, wie ich ausgeschlafen bin!"
"Und wovon hängen deine Noten sonst noch ab?"
"Vom Frühstück."
"Ja. Und sonst?"
" Hmmm ... ob ich gut aufgelegt bin ... oder schlecht drauf."
Ich muss nachhelfen, ich will in die Pause gehen:
"Und vom Lernen zuhause, oder?"
Der Jüngling schaut mich groß an und ich lese in seinen Stirnfalten:
"Was meint der böse Mann mit Lernen? Zuhause?"
teacher - am Samstag, 17. Oktober 2009, 12:30
testsiegerin meinte am 17. Okt, 12:33:
warum wird den kindern eigentlich nicht ganz transparent gesagt, wie sie bewertet werden? ich bin übrigens in der arbeit auch manchmal schlecht drauf und leiste nicht so viel. manchmal hab ich schlecht geschlafen. manchmal habe ich kummer. manchmal macht mich die organisation wütend.
zum glück wird das bei uns einfach akzeptiert, dass man nicht jeden tag die gleichen leistungen bringen kann.
am lernen zu hause liegts bei mir sicher nicht.
teacher antwortete am 17. Okt, 12:46:
Natürlich habe ich mit dieser Frage gerechnet, aber nicht so schnell :-)Der Sinn der Stundenwiederholung liegt vor allem auf der Wiederholung und Auffrischung der letzten Stunden, nur sekundär in der Leistungsfeststellung. Einfache Noten darauf zu geben ist nicht erlaubt (ich darf gar nicht aufzeichnen oder sagen, das war "gut", "befriedigend" ...) und der Einzeleindruck soll nicht überbewertet werden. Umgekehrt bin ich verpflichtet, regelmäßige Aufzeichnungen zu führen - in der Pause ist die Zeit dafür zu kurz und ich merke mir nicht 50 Minuten, was 25 Kinder getan oder nicht getan haben. Daher mache ich kurze Zeichen in mein Heft.
Würde ich jede Leistung sofort kommentieren, bräuchte ich dafür viel Zeit und würde das Lernen zum Notenlernen degradieren - ausserdem hätte ich permanent Diskussionen, warum was wie ...
Ich verstehe die Forderung nach vollkommener Transparenz und gebe auch Auskunft in meinen Pausen und Sprechstunden, mache immer wieder Durchschnittsrechnungen und sage dann jedem, wie er steht. Manche sehen das bereits als unerträgliche Überschreitung von Persönlichkeitsrechten und des Datenschutzes, wenn ich das im Klassenraum öffentlich mache. Ich suche nach Kompromissen, wenn jemand ein Ideal vorschlagen kann: Welcome.
P.S.: Natürlich muss ich den Kindern signalisieren, dass ihre Noten sehr stark von ihrer Arbeit abhängen und so auch aktiv gestaltet werden. Den Eindruck zu vermitteln oder unwidersprochen im Raum stehen zu lassen, dass Stimmungen für Leistungsbewertungen verantwortlich sind, ist extrem kontraproduktiv - das wird von Psychologen und Pädagogen (vor allem aus Motivationsgründen) unterstrichen.
Hugelgupf (Gast) antwortete am 17. Okt, 17:03:
USA
Hier in den USA kann ich jede einzelne Note im Internet abrufen (hier dürfen auch Hausaufgaben bewertet werden). Und ich sehe, welche Durchschnittsnote ich im Moment habe...
tobi (Gast) antwortete am 17. Okt, 18:25:
Ich hatte einmal einen Deutschlehrer, der seine Noten ganz genau berechnete aus Pozentsätzen. Die einzelnen Noten der Schularbeiten waren 25/30/45% bei drei Schularbeiten für die "Schularbeitsnote", die 33% der Gesamtnote ausmachte. Dann kamen noch Werte dazu für die Mitarbeit, bei einem Plus bekommt man 0,05 von der errechneten Note abgezogen, bei einem Minus 0,1 dazu (was ich unfair fand). Hausübungen wurden auch analysiert und z.B. pro vergessener Hausübung bekam man 0,125 zur errechneten Note dazugezählt etc. etc. Mir hat das System gefallen, weil ich genau verstand, warum ich diese und diese Note hatte.
Gast (Gast) antwortete am 17. Okt, 18:56:
Prinzipiell finde ich es auch gut, Noten zum einen nach festen Regel und Sätzen zu bilden und zum anderen transparent abzubilden. Einem Abruf im Internet aber stehen wohl zwei Dinge im Weg: das mangelnde technische Verständnis vieler Lehrer (ein Ergebnis des hohen Altersdurchschnittes der Lehrer in Deutschland?!) und zum anderen gibt es sicher wieder ein oder zwei Wichtigmachter, die dann was von möglichen Zugriffen Unbefugter aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen unken und darüber vergessen, dass jeder Schüler ohne nennenswerten Aufwand Zugriff auf das Klassen- und / oder Notenbuch hat. Weiter glaube ich, dass ein Notensystem, wenn es sich wie eben beschrieben aus vielen Teilsätzen und -noten zusammensetzte, etliche Schüler und noch mehr Eltern überfordern würde. Meine Erfahrung zeigt, dass häufig das Vorstellungsvermögen zwischen 1/2 und 100 bis max. 1000 liegt. Mit Zahlen wie 0,125 oder gar Prozenten kannst Du hierzulande vielen nicht kommen. Das ist schlimm, aber ein Fakt. Somit würden diese Noten bzw. deren Entstehung für viele Eltern und Schüler intransparenter.
stichi antwortete am 17. Okt, 19:35:
Das erinnert mich an einen Kollegen, der seine mündlichen Noten grundsätzlich mit drei Stellen hinter dem Komma angab, was völliger Blödsinn war. ABER seine Noten wurden NIE angezweifelt. Ich überlege ernsthaft, das auch so zu machen. Man erspart sich manche Diskussion!
teacher antwortete am 18. Okt, 13:04:
Mich schrecken solche Systeme - obwohl oder weil ich es auf einem Smartphone ausprobiert habe. Viele SchülerInnen und Studentinnen rechnen nur mehr, wie viele Punkte sie noch brauchen, um positiv zu sein. Das ist Notengeberei und Zeugnisbettelei, also genau das Gegenteil von dem was ich erreichen will.
derbaron antwortete am 19. Okt, 07:30:
Zur Testsiegerin: In meiner Firma gibt es halbjährliche Mitarbeitergespräche und -beurteilungen. In diesen wird meine Leistung vom direkten Vorgesetzten beurteilt. Wenn ich hie und da nicht gut gelaunt bin, weil ich ein persönliches Problem habe, ist das natürlich kein Problem, wenn meine Leistungen aber oft schlecht sind, dann schlägt sich das sehr wohl in meiner Beurteilung nieder. Und klarerweise sammelt auch mein Vorgesetzter meine plus und minus (auch wenn er sie sich nicht ständig notiert). Das eine hat auch mit dem anderen nur am Rand etwas zu tun: Als ich in der Schule eine bestimmte Zeit lang ein persönliches familiäres Problem hatte, wurde das natürlich berücksichtigt (weil es der Schule bekannt gemacht wurde) und ich wurde "geschont", aber ich denke in diesem Beitrag gehts nicht darum sondern um Lernen oder nicht. Auch ich war zeitweise nur durch den nötigen Druck zum Lernen zu bewegen, sogar auf der Uni. Heute bin ich froh darüber, dass ich durch diesen sanften Zwang dorthin gelangt bin wo ich jetzt bin.
Die Schule hat das klare Ziel, ein bestimmtes Grundwissen zu vermitteln. Das kann man nicht ausschliesslich mit lieb-zureden, auf-Verständnis-hoffen und auf-das-Gute-im-Menschen-vertrauen erreichen. Ich halte dieses Weltbild zwar für schön und ideal, aber dennoch für naiv, weil es die Realität nicht trifft.
Was sind schon gegen ein paar plus/minus um sich am Ende des Semesters ein Gesamtbild zu machen? Transparenz? Jo mei - als Schüler wusste ich sowieso immer wo ich stand ohne alles bis ins letzte Detail zerreden zu müssen.
Hat jemand hie und da schlechte Tage und ist sonst lernwillig, dann werden diese wenigen schlechten Tage auch keinen Einfluss haben. Sammelt jemand überwiegend minus, dann ist derjenige entweder zu faul, für diejenige Schulform nicht geeignet oder er hat wirkliche persönliche Probleme - dann muss aber auch entsprechend der 3 Möglichkeiten reagiert werden.
BIA (Gast) antwortete am 19. Okt, 17:47:
Okay, die leidige Benoterei...- in Bayern DÜRFEN Hausaufgaben nicht benotet werden. Hmmm. Was denkt sich der g'lernte Schüler als Erstes? Das KANN nicht wichtig sein, wird ja nicht benotet, also spielen wir doch lieber "Halo". Danke, liebe Beamte im Kultusministerium, ich hab euch auch lieb.
- dass wir NOten nicht im Internet abrufbar haben, scheitert zumindest an meiner Schule nicht am Altersschnitt der Lehrer. Wir geben unsere Noten über's Internet ein. Man hat aber offenbar große, große datenschutzbezogene Schwierigkeiten damit, solche Daten offenzulegen. Man lese einmal diesbgezüglich in Herrn Raus Blog nach.
- Noten. Sind. Nicht. Objektiv. Sie vermitteln nur fälschlicherweise eher diesen Eindruck, wenn sie auf drei Stellen hinterm Komma genau angegeben werden. Mach ich in Zukunft auch, um die Schüler mit meiner vermeintlichen Präzision zu blenden. Aber davon wird die Note nicht objektiver. Kollegin S. würde eventuell noch hier und da ein bisschen wohlwollender agieren, Kollege Z. strenger und dass sich manche Lehrer vom prallen Decollt´´e von Jaqueline mehr beeindrucken lassen als von Svens sonnengebräunten Oberarmen, hat sich mittlerweile schon zu den Schülern durchgesprochen, die gelegentlich dann zum strategischen Griff in den Kleiderschrank schreiten.
Notengebung ist überhaupt sein saublödes, undankbares Geschäft.
Christopher (Gast) meinte am 17. Okt, 18:09:
...
schön geschrieben :)
Aurisa meinte am 17. Okt, 19:06:
Ich gestehe... ich habe früher auch nichts zuhause gelernt... oder zumindest wenig...Anfangs, weil sich meine Eltern nie darum gekümmert haben, ob ich was lerne oder nicht... und ich die Sachen - soweit ich das heute noch aus dem Gedächtnis rekonstruieren kann - wohl einfach so lange vor mir hergeschoben habe, bis es zu spät war...
Später... weil ich eigentlich nie wirklich groß lernen musste... und dann trotzdem gute Noten hatte... (außer in Fremdsprachen, wo ich wohl die sensible Phase dafür verpasst und damals leider nie was dazu gelernt und damit den Anschluss verpasst hatte).
Aber wenn ich tatsächlich ernsthaft gelernt hätte wäre mein Abi wohl noch deutlich besser geworden...
teacher antwortete am 18. Okt, 13:07:
Danke, du kommst zum eigentlichen Thema: Dem Jüngling war von der Volksschule noch nicht bewusst, dass er mit Lernen gute Noten bekommen kann. Ohne Lernen aber nicht.
derbaron antwortete am 19. Okt, 07:33:
Teacher, das ging mir auch so. Ich war in der Volksschule unter den Klassenbesten und dachte mir natürlich, dass ich - ohne zu Hause etwas tun zu müssen - auch im Gymnasium ein leichtes Leben hätte. Das erste was ich erlebt habe, waren je ein Fünfer auf eine Mathematik- und eine Englisch-Schularbeit. Danach habe ich mich halt umgewöhnt - geschadet hats mir aber nicht (dass ich mich anpassen musste). ;-)
Flash (Gast) meinte am 18. Okt, 02:04:
Aber "Herr Lehrer" hat er nicht gesagt, oder?!Stundenwiederholung ist sinnvoll, aber Bewertungen in Plus und Minus - das kenne ich in D nicht. muß ne österreichische Spezialität sein.
Die Notendiskussion wird tendenziell wohl in Richtung "Verringerung der Signifikanz" verklaufen, also lieber "ungenau" bewerten. Man bedenke: Benotung ist diskrimierend, und Diskriminierung ist ein Tabu heutzutage...
teacher antwortete am 18. Okt, 13:12:
Vielleicht hat er auch "Frau Lehrer" gesagt - das kommt häufiger vor als man/n denkt. Ich würde gerne auf Noten verzichten, sie machen viel Arbeit und führen zu vielen Diskussionen und Auseinandersetzungen. Am liebsten wären mir externe Qualitätskontrollen.
ixsi (Gast) antwortete am 18. Okt, 19:45:
Ohja, dann wären wir wieder die lieben netten hilfsbereiten Menschen, und gemeinsam mit den Schülern und Eltern könnten wir dann gegen die bösen bösen Qualitätsprüfer sein. Klappt bei VERA u.ä. ganz gut :-)
BIA (Gast) antwortete am 19. Okt, 17:49:
@teacher
Sagen sie auch immer wieder mal "Mama" zu Dir? lol
teacher antwortete am 19. Okt, 19:24:
@ixsi: Exakt so stelle ich mir das vor.@BIA: Nur, so persönlich wirds dann doch nicht.
Marie (chief) (Gast) meinte am 18. Okt, 05:55:
Wie, das haengt vom Lernen ab? Also ich musste frueher nicht wirklich lernen, im Unterricht aufpassen und Hausaufgaben machen hat immer gereicht.
Inzwischen ist das natuerlich nicht mehr so.
Liebe Gruesse aus den USA, ich bin hier aufgrund eines Austauschs :)
teacher antwortete am 18. Okt, 13:16:
Bei einigen wenigen Hochbegabten reicht das Aufpassen aus, aber ohne Üben und Wiederholen zuhause können die allermeisten Gymnasiasten keine Erfolge (z.B. in Fremdsprachen) erzielen.Gefällt dir das US-Schulsystem?
steppenhund antwortete am 20. Okt, 16:42:
Ich schalte mich da mal ein. Hochbegabung muss nicht zuhause lernen. Kann ich bestätigen. Hochbegabung muss trotzdem üben. Fertigkeiten. Das ist wie beim Sport so. Und auf der Uni leidet man ganz schön in manchen Fächern.Üben ist aber nicht Lernen. Nur einmal zur semantischen Trennung. Ich kann etwas, was ich schon gelernt habe, noch sehr lange üben müssen, dass es flüssig vor sich geht und nicht zu viel Hirn verbraucht. Darüber habe ich schon oft im Zusammenhang mit Differenzialrechnung und der notwendigen Fähigkeit zum Bruchrechnen geschrieben.
-
Und ich war auch Austauschstudent in den USA, vor 31 Jahren, und ich war begeistert. "Problems of Democracy" gibt es bei uns nicht als Fach. Autofahren lernen. Gibt es bei uns nicht. Schreibmaschine lernen. Gibt es vermutlich auf der HAK. Aber ich profitiere noch heute davon. Mathematik? Da konnte ich einen Kurs besuchen, der dem ersten Semester auf der Hochschule entsprochen hat. Englisch? Da wurde ich zum Lesen, Analysieren und Zusammenfassen angeregt. Was ist der wichtigste Platz in Amerika für den Schüler und später den Studenten? Die Bibliothek. Dass man in einer Bibliothek arbeiten kann und sich unmittelmar dem Quellenstudium hingibt, kannte ich von Österreich nicht. Für manche Landeshauptleute reicht ja ein einziges Buch, aus dem sie ihre Lebensweisheit beziehen.
Als ich aus Amerika zurückkam, sagten meine österreichischen Lehrer: Der H, ja der H hat in Amerika das Lernen gelernt.
Und wenn ich mich hundertmal wiederhole: das Lernen lernen müssen die Lehrer vermitteln - nicht irgendeinen Stoff.
teacher antwortete am 21. Okt, 18:20:
Das US-System hat seine Vorteile - und Lernen lernen, das ist echt wichtig (Wir haben sogar ein Fach in der Schule, das so heißt. Freiwillige Übung!)Aber das Basiswillen der Yankees ist katastrophal: Kultur, Geographie, Geschichte - viele haben so wenig Ahnung, dass es wirklich traurig ist. Kulturloses Spezialistentum, das möchte ich hier nicht fördern.
Marie (chief) (Gast) antwortete am 22. Okt, 01:35:
Ich bin hier noch nicht soviel in der Schule gewesen, leider.Wir machen viele Ausfluege. Die Schule ist einfach riesig, mit eigenem Planetarium, Schwimmbad, etc.
Was hier auffaellt sind die jungen, motivierten Lehrer, das kenne ich ueberhaupt nicht und es gefaellt mir total. Sie muessen nicht jung sein, aber so motiviert wie hier! Mein Chemielehrer hier unterstuetzt mich hier im Unterricht und ist immer gut drauf.
Mir gefaellt auch, dass auf dieser Highschool ueber 3000 Schueler von 3 Jahrgangsstufen sind. Es gibt ca. 250 Lehrer.
Dieses Kurssystem ist okay, so ist das ja praktisch auch bei mir jetzt.
Morgen fahre ich nach NYC und Freitag ist Schule und Homecoming.
Ich liebe es hier.
steppenhund antwortete am 22. Okt, 13:25:
kulturloses Spezialistentum
Das will ich auch nicht. Das erlebe ich aber momentan in Österreich laufend.Den echten Maturastoff erlebe ich bei Erwachsenen nicht mehr. Ich war damals in Amerika sehr stolz auf meine österreichische Ausbildung.
Aber erstens: heute ist nicht einmal mehr das Wort Polyhistor bekannt.
zweitens: wenn man nur irgendwo anstreift, heißt es: da habe ich aber nicht so viel zu tun. In einem Tonfall, der die Zumutung ausdrückt, die man dem Befragten mit so einer Frage zumutet.
Heute ist es sogar schon so, dass Personen ein Blog im Wort hinterfragen, was mehr Aufwand macht, als wenn sie es einfach googlen.
es gab einmal einen Artikel bei Begleitschreiben, indem er sich über die grafische Darstellung der Größen von Iran und Nordkorea beschwerte. Ich habe mir da auch kurz einmal Wikipedia vor allem im Vergleich mit Deutschland und Österreich herangezogen. Ich merke mir nicht die Quadratkilometerzahlen von allen Ländern der Welt. Das war früher einmal Lehrstoff. Das muss heute nicht gewusst werden. Aber ich sollte es innerhalb einer Minute in Erfahrung bringen können.
Und dann kann ich meine logischen Schlüsse ziehen und Ableitungen treffen.
Aber ich bin schon etwas desillusioniert. Die Bildungskluft ist dramatisch ausgeweitet, will es mir scheinen.
Daher tun mir auch die Lehrer leid. Denn wenn die Eltern keine Bildung haben, sind sie bei den Kindern fast chancenlos.
teacher antwortete am 22. Okt, 16:15:
@Marie: Klingt gut - eine Umgebung, die Kinder und Lehrer motiviert. Davon träume ich ...@steppenhund: Exakt - das Nichtwissen multipliziert sich gerade. Z.B. haben wir großzügig bei der Rechtschreibung alle Augen zugedrückt. Jetzt kommt die erste Lehrergeneration (nicht einzelne, die gab es immer), die ihr orthographisches Nichtwissen systematisch in den Klassen mulitplizieren. Das gilt auch für historisches, geographisches, biologisches ... ist das ein Trend zum Nihilhistor?
steppenhund antwortete am 22. Okt, 19:26:
Das Wort ist gut! ;)
M.i.M. (Gast) meinte am 18. Okt, 09:04:
Wunderbar... klingt ganz nach mir, wenn man 25 bis 28 Jahre abzieht *LOL*
teacher antwortete am 18. Okt, 13:18:
In der Schule hat sich wenig geändert - außer den Kindern.
.peter (Gast) meinte am 19. Okt, 00:38:
herzhaft gelacht
aber sicher lernt er zuhause ... so wie wir alle damals ... NICHT.Kann man verzeihen, wenn der Rest stimmt. Ich finde Hausaufgaben nicht so wichtig.
teacher antwortete am 19. Okt, 19:26:
Ich kanns gut verzeihen, aber (bei den Noten) nicht übersehen.
fedor (Gast) meinte am 19. Okt, 16:28:
Täusche ich mich oder ging die Reaktion in eine ganz andere Richtung(Noten) als Sie eigentlich erwartet hatten? Man sollte wirklich das Lernen erlernen,wie das aber ohne sanften Druck und häusliche Hilfe funktionieren soll...
teacher antwortete am 19. Okt, 19:25:
Das wäre auch ein Interpretationsansatz, aber das Notenthema verdrängt doch alles andere.
Ann (Gast) meinte am 20. Okt, 16:00:
..
Mir gings auch so, eigentlich das ganze Gymnasium geschafft so. Außer vielleicht das Abitur selber, aber da hat sich das wirkliche "lernen", das büffeln wie manche andere es wirklich Monate lang gemacht haben, auf ein Minimum gehalten. Klar musste man mal arbeiten, vor der Facharbeitsabgabe und so, aber das war auch weniger lernen, sondern weil man halt was abgeben musste. War mit dieser Taktik im guten Durchschnittsbereich, das hat immer gereicht, auch wenn mehr drin gewesen wäre, war mir die Freizeit immer wichtiger, gerade weils nicht eng wurde. Und jetz bereu ichs ja irgendwie :-) Studiere Lehramt, hab nächste Woche die erste Staatsexamen-Prüfung und sitze vor einem riesen Fragenkatalog mit Musterlösungen. Und 2 Wochen später die nächste Mündliche. Da gehts ums viel-und-sehr-schnell auswendig lernen nicht vorbei. Aber das lernen selbst hab ich irgendwie nicht so richtig gelernt.
Coaching Köln (Gast) meinte am 21. Okt, 15:49:
Guter Beitrag
Vielleicht wurden die Stirnfalten des Kindes auch nicht korrekt gelesene ;)
teacher antwortete am 21. Okt, 18:22:
Ich habe in der Zwischenzeit auch mit seinen Eltern gesprochen. Sie haben mir bestätigt, dass ihr Sohn in den 4 Jahren Grundschule NIE zuhause lernen musste. Er wusste einfach nicht, dass im Gymnasium ohne Hausarbeit kein Erfolg möglich ist - auch für Begabte nicht.
Markus Fotogeschenk (Gast) meinte am 28. Okt, 12:27:
Die wichtige Rolle der Eltern
Das sich das Kind nicht bewusst war, dass es ohne Lernen auf dem Gymnasium keinen Erfolg haben wird ist eine logische Konsequenz, zum einen wenn das Kind intelligent ist und in der Grundschule erfolgreich, und zum anderen wenn die Eltern sich nicht wirklich mit dem Schulleben des Kindes befassen.Ich habe auf dem Gymnasium auch erst nachgelassen, bevor ich gemerkt habe, dass man einfach viel auswendig lernen muss um Erfolg zu haben.
Als Elternteil sollte man daher beim Wechsel des Kindes auf eine höhere Schule die Augen offen halten und dem Kind bei Abfall der Leistungen helfen.