Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
97 % Erfolgsquote, das sollte gefeiert werden! 97 % unserer SchülerInnen haben die in den Lehrplänen definierten Ziele erreicht und sind in die nächste Schulstufe aufgestiegen. Vergleichen Sie diese Ziffer einmal mit den Drop-Out-Raten der Universitäten, mit den Wiederholungsraten von Fahrschulen oder mit den schleichenden Abgängen freiwilliger Bildungsinstitute. Wir schlagen sie alle, wir haben hervorragende Ergebnisse, selbst in Spitzenunternehmen der Privatwirtschaft würden 97 % Erfolgsquote zu Siegestaumel führen: Bei Kreditrückzahlungen? Bei Verkaufsabschlüssen? Bei Forschungsergebnissen?

Ehrlich gesagt, für diese Quote muss in einigen Fällen heftig geschummelt werden, müssen Augen zugedrückt werden, viele mildernde Umstände berücksichtigt. Dafür werden Prüfungen wiederholt, Eltern eingebunden, Nachhilfeinstitute beauftragt, Tipps und Ratschläge verschleudert, Extraschichten eingelegt, neue Chancen eingeräumt, Beschwerden geführt. Mit großem Erfolg: 97 %.

Trotzdem: 3 % schaffen es nicht. Sie erhalten auch nach der Wiederholungsprüfung keine "Berechtigung zum Aufsteigen".

Darüber freut sich niemand.

Das "Sitzenbleiben", wie Journalisten aus ihrer eigenen Vergangenheit dazu sagen (der Begriff ist längst aus dem Schulvokabular verschwunden) bringt wenig und kostet viel. Sitzenbleiben ist dumm.
Besonders unbeliebt müsste es bei den Lehrern sein, weil diese gescheiterten Schüler(Innen) als Repetenten in fremde, jüngere Klassen kommen und dort ein eingespieltes Klima verändern. Selten zum Positiven. Meist bringen sie als Ältere und Unmotivierte schlechte Angewohnheiten, viel Unruhe und Störpotenzial mit oder werden sogar als Bedrohung erlebt, wenn sie in größerer Zahl (ab drei) gruppendynamisch wirksam werden.

Daher: Vermeiden wir das Wiederholen, wo es geht. Suchen wir brauchbare Alternativen. Im Sinne der Schüler und der Lehrer.

Mein Vorschlag weicht ganz vom Ansinnen der Frau Minister ab, die "Sitzenbleiber" aufsteigen zu lassen und in speziellen Modulen nachzuschulen. Das verlängert ihr Leiden. Die meisten Repetenten fallen nicht wegen eines einzigen Faches durch (wie häufig fälschlicherweise behauptet wird) sondern wegen ganz anderer Probleme: Fehlende Motivation, falsche Schule, familiäre Probleme, großflächige Überforderung, Desinteresse, vielfältige Ablenkungen, Depressionen, soziale und emotionelle Defizite...

Was hilft?
Motivation. Neurorientierung. Externe Evaluierung. Individuelle Problemlösungen. Schulpsychologie. Berufsberatung. Sozialarbeit. Familientherapie.
Zusammengefasst: Nichtschulische Maßnahmen statt schulischer Maßnahmen. Raus aus dem System, Hilfe von außen.
stichi meinte am 16. Sep, 12:13:
Das unterschreibe ich sofort!!!! 
teacher antwortete am 16. Sep, 21:05:
mutig! 
testsiegerin meinte am 16. Sep, 16:48:
oder aber:

Der AHA-Effekt: Spielerisches und entdeckendes Lernen

Angstfreies Lernen

Lernen mit Spaß

Neues und Spannendes (sorgt für die Neubildung von Gehirnzellen)

Kindern das Lernen nicht abnehmen, sondern sie zu ermutigen, Herausforderungen kreativ zu meistern

Nicht über alle den Kamm der Normalität scheren. Kinder müssen nicht alle im gleichen Alter zur selben Zeit dasselbe können.

(Lernmethoden von Vera F. Birkenbihl "Gehirngerechtes Lernen")


Es braucht 3 Dinge, damit sich das Gehirn ganzheitlich entwickeln kann: Sprachen erlenen, Musik und Bewegung. Also: Singt viel, lauft viel herum und lernt Finnisch! (Dr. Dieter Böhm) 
teacher antwortete am 16. Sep, 21:12:
Dafür denke ich zu realistisch: Ich kenne viele Leute, die Fremdsprachen gelernt haben und lernen (ich auch) - mit Spielen, Entdecken und Spaß hatte das verdammt wenig zu tun. Da rede ich jetzt nicht von den Leuten, die Mathe od. techn. Chemie studieren. 
BIA (Gast) antwortete am 17. Sep, 23:12:
Klingt schön, passt aber nicht immer.
Das widerspricht sich alles gelegentlich, auch wenn's schön klingt.
Nicht jeder soll über einen Kamm geschoren werden, aber alles gleichzeitig können müssen, aber jeder soll jederzeit angstfrei und spielerisch lernen wollen?
Das ist ein bisschen so, wie wenn jemand zu mir sagt: "Sie MÜSSEN den Motorradführerschein nicht machen, aber lernen Sie doch wenigstens angstfrei und lustbetont, wie man Motorrad fährt. Mit Musik und Bewegung. Aber dalli."
Kinder sind nicht per se die besseren Menschen. Nicht jeder Erwachsene will immer alles lernen, was die Umwelt ihm gerne beibringen möchte. Auch Kinder und Jugendliche wollen nicht immer das lernen, was ihnen die Umwelt auf's Aug drücken möchte. Egal, wie angstfrei und lustbetont.

Und es gibt Abläufe, die müssen automatisiert und 100.000x wiederholt werden, damit sie sitzen. Das macht nicht per se immer Spaß; aber mit einem hehren Ziel vor Augen geht das auch...mir scheint, uns mangelt's an hehren Zielen, nicht an Lustbetonung beim Lernen... 
steppenhund antwortete am 20. Sep, 10:17:
Redewendung
Sprachen lernen sich am besten im Bett.
Die Muttersprache durch das Vorlesen, andere durch romantisches Vögeln.
Alles andere ist nur mehr halb so effizient.
Kann aber auch funktionieren, wenn der Spass im Vordergrund steht. Und das geht durch Austauschstudententum, Ferienkurse und Vereine, in denen nur in einer fremden Sprache gesprochen wird, bei denen auch "native speakers" dabei sind.
Wenn Sie beim Sprachen lernen keinen Spass haben, warum tun Sie es dann?
Und Mathe und Chemie kann auch Spass machen, oder habe ich Sie da missverstanden? 
steppenhund antwortete am 20. Sep, 10:21:
@Bia
mein anderer Kommentar war an teacher gerichtet.
Ich stimme Ihnen nicht nur zu sondern ergänze auch mit einer Information, die ich mittlerweile schon mehrfach bei verschiedenen Quellen gelesen habe. Man kann nur das sehr gut, an dem man 10000 Stunden geübt hat, ob das Klavier, Sprache oder irgendetwas anderes ist. Das geht mit den hehren Zielen, sonst nicht. Ich würde jeden für blöd halten, der 10000 Stunden in etwas investiert, obwohl es ihm keinen Spass macht oder er kein wirkliches Ziel hat.
Ich selbst hätte mit 12 Jahren vielleicht gerne das Klavierspiel aufgegeben. Doch ich wollte eine bestimmte Schubert-Sonate, die mir so gut gefiel, auch so wie mein Vater spielen können.
Ich habe nie aufgehört zu spielen. 
teacher antwortete am 21. Sep, 09:38:
Ich habe stundenlang Vokabel geübt, mündlich und schriftlich - nicht aus Spaß, sondern aus Notgwendigkeit. Diese habe ich erst Jahre später verstanden. Und ich habe aufgehört, Klavier zu üben, weil es anstregend war und draußen die Fußballfreunde gewartet haben. 
Marie (Gast) meinte am 16. Sep, 16:56:
In meinem Jahrgang überlegt so mancher ob er nicht freiwillig sitzenbleiben sollte.
Bei uns gibt es jetzt diesen unglaublichen Stress durch den Doppeljahrgang, in dem ich Mitglied des jüngeren Jahrgangs bin. Naja, diese Idee einfach mal das Abitur nach 12 statt nach 13 Jahren einzuführen lässt uns alle leiden. Vor allem leiden natürlich die Schüler des jüngeren Jahrgangs, also der jetzigen 11.Klasse, darunter, aber auch der 12. Jahrgang und die Lehrer... 
teacher antwortete am 16. Sep, 21:16:
Da seid ihr in einer außergewöhnlichen Lage - freiwilliges Wiederholen schafft Lut zum Durchatmen, aber verleitet zum Chillen. 
Marie (Gast) antwortete am 17. Sep, 18:00:
Ich denke ich schaffe es auch so. Ich hoffe es zumindest.
Ich möchte so schnell wie möglich mit meinem Abitur aus der Schule rausspazieren. Natürlich gibt es witzige Stunden, vor allem in meinem Leistungskurs Chemie, aber da ich weiß, was ich später werden will, wäre ich froh so schnell wie möglich dort anzufangen, natürlich vorausgesetzt ich werde genommen. 
BIA (Gast) antwortete am 17. Sep, 23:13:
Höchste Zeit für das Abi nach 12 Jahren...wie lang wollt ihr denn noch in der Schule rumsitzen? Die K 13-Schüler, die ich so kennengelernt habe, hätten eigentlich schon längst aus dem System Schule rausmüssen. 
Marie (Gast) antwortete am 18. Sep, 14:16:
Es ist also richtig, wenn 2 Jahrgänge zu einem "zusammengekloppt" werden, der jüngere Jahrgang Stress ohne Ende hat und überhaupt nicht mehr mitkommt (Problemfach ist hierbei hauptsächlich Mathe, aber auch Französisch, Geschichte, Physik und Chemie) und außerdem die zwei Jahrgänge auf einmal aus der Schule kommen und es kaum Ausbildungsplätze gibt?
Viele werden das Abitur dadurch nicht schaffen. Das sieht man jetzt schon. 
timanfaya meinte am 16. Sep, 17:14:
ich teile das mit den externen ereignissen nicht so uneingeschränkt ...

neunte klasse: fünf fünfen und eine sechs. ich habe das mittel des sitzenbleibens als protest gegen eine erbärmliche lehrerschaft und eine gruselige klasse als einziges probates mittel gewählt, außerdem war die karre in einigen fächern sowieso hoffnungslos verfahren.

ich kam danach in die verrufenste klasse der schule, was ich aber vorher nicht wußte. von 12 lehrern waren 10 studiendirektoren* die speziell in diesem jahr, als ich dazu kam, zusammengezogen wurden um die klasse endlich in den griff zu bekommen. beinhart, aber im schnitt sehr fair. und siehe da: unter der anhebung von disziplin und fachkompetenz bei den lehrern wurde auf einmal alles besser. es war zwar der gleiche chaotenhaufen wie vorher, aber er schrieb auf einmal gute noten und war richtig interessiert.

von mir ganz zu schweigen, aber der rodeo von eins auf fünf und mehrmals hin und her hat mich die ganze schullaufbahn begleitet. die lehrer, die ich für inkompetente luschen hielt - und dies selbstverständlich auch zum ausdruck brachte - waren halt nicht mein notenheil. was sich an der uni unter anderen vorzeichen fortsetzte, da war aber mehr die egozentrische arroganz der lehrenden mein thema. als ich beim diplom den co-professor genannt bekam wußte ich schon was mir blühen würde. ich hatte ihn im grundstudium vor versammelter mannschaft mal als selbstherliches arschloch betitelt. es kam, wie es kommen mußte ... (o;


* keine ahnung wie das in österreich geregelt ist, in deutschland ist das der letzte schritt vor der schulleitung, ich glaube, es waren alle, die auf dieser schule aufzutreiben waren) 
teacher antwortete am 16. Sep, 21:22:
Fachkompetenz mit harter und fairer Disziplin ist eine gute Kombination, aber der Trend geht in die andere Richtung: Nichts verstehen, aber für alles Verständnis haben. 
testsiegerin antwortete am 17. Sep, 08:28:
Ich glaube tatsächlich, dass Verständnis das ist, was uns allen fehlt. 
teacher antwortete am 17. Sep, 12:02:
Ich glaube eher, dass wir viel Verständnis haben, aber letztlich zählt der persönliche Vorteil: Egoismus statt Solidarität, Entsolidarisierung macht mir mehr Sorgen. 
steppenhund antwortete am 20. Sep, 10:25:
Verständnis ist unumgänglich. Ich erinnere mich aber, dass ich als 10-Jähriger sehr zufrieden war, als mir unser Klassenvorstand als streng aber gerecht beschrieben wurde.
Später nach sechs Jahren konnte ich feststellen, dass es gerade umgekehrt war. Er war nicht so streng, hatte sich aber einem Kollegen (heute DDr. und Institutsvorstand) so ungerecht gegenüber verhalten, dass er die Schule verlassen musste.
Und das hat ihn in meinen Augen total entwertet. 
charlotte sometimes (Gast) meinte am 16. Sep, 19:29:
Muss widersprechen, dass war bei mir anders. Es lag an Mathe und Französisch, welches danach eh weg gefallen wäre. Quälte mich durch die Wiederholungsprüfung um ein Fach zu bestehen, dass ich danach eh nie wieder gehabt hätte, und das wegen einer 4-. Halber Punkt mehr hätte die Sache verhindert. Könnte man jetzt (wenn man böse ist) denken dass das absicht der Lehrerin war, denn von denen die abwählten hat niemand bestanden.
Im Jahr danach hatte ich einen Schnitt von 2.1, trotz der 5 in Mathe. 
teacher antwortete am 16. Sep, 21:24:
???
Sorry, da habe ich dein Argument nicht voll verstanden. 
hajo (Gast) meinte am 17. Sep, 07:51:
neue Wege?
ich stimm Ihnen ja zu, dass es "so" nicht geht
.. also probieren wir's anders, vielleicht gehts so auch nicht!

Aber mal im Ernst: Klar ist "Sitzenbleiben" unrationell, aber wie anders soll man diese Personengruppe mitschleifen? Diejenigen, die die geforderten Leistungen bringen, werden doch gebremst, wenn andere, die diese Leistungen nicht bringen (können?) dabei sind, oder liege ich da falsch?

Wäre es da nicht sinnvoll, die Schulen noch weiter zu differenzieren? Ich fürchte nur, das scheitert am lieben Mammon.
.. und an der Akzeptanz des "weiteren Lebens", denn DA müssen alle "die Hosen runterlassen" und zeigen, dass sie leistungsbereit sind.
Schule hat doch auch etwas mit Vorbereitung auf "das Leben" (ich weiss, es sind viele Anführungszeichen in meinem Text, aber mir fällt keine andere Markierungsform für diesen Zweck ein).

Und bitte kommen Sie nicht mit den üblichen fadenscheinigen Gründen wie "Fehlende Motivation, falsche Schule, familiäre Probleme, großflächige Überforderung, Desinteresse, vielfältige Ablenkungen, Depressionen, soziale und emotionelle Defizite .." oder fügen Sie gleich als weitere Entschuldigung dazu "er/sie musste als Kind Spinat essen" ;-) 
testsiegerin antwortete am 17. Sep, 08:27:
Zitat: Diejenigen, die die geforderten Leistungen bringen, werden doch gebremst, wenn andere, die diese Leistungen nicht bringen (können?) dabei sind, oder liege ich da falsch?


Ja, da liegen sie falsch. Das dachte nämlich die Eltern der anderen Kinder auch, als es hier erstmals eine Integrationsklasse gab. (Mein Sohn war eines der I-Kinder).
Und die Eltern wurden eines besseren belehrt. Die "schlauen" lernten nicht weniger, weil das Klima in der Klasse so war, dass eben jeder gefordert und gefördert wurde und nicht alle über einen Kamm geschoren wurden.
Und noch dazu lernten die Kinder, Schwächere zu unterstützen, soziales Lernen, sie lernten Fähigkeiten zu sehen, die versteckt waren und nicht mit dem Lernstoff in Verbindung stehen.

Und wenn wir schon bei der Vorbereitung aufs Leben sind. Da sind auch nicht lauter Mathematikprofessoren in einer Firma, sondern vielleicht eine Sekretrin, ein Elektriker, ein Hausmeister, Reinigungspersonal. Und die müssen auch lernen, miteinander umzugehen, einander in ihren Fähigkeiten wertzuschätzen und zu respektieren.

Aber ich weiß, ich bin eine Träumerin.

Wagen Sie doch einen Blick ins Ausland, wo es auch ohne Sitzenbleiben geht. 
derbaron antwortete am 17. Sep, 09:12:
Naja, der Vergleich mit der Firma hinkt, denn in einer Firma hat jeder Angestellte eine individuelle Aufgabe und ein individuell zu erreichendes Ziel.

Das hat eine Schulklasse natürlich nicht. Dort gibt es ein gemeinsames Lernziel, das eigentlich jeder erreichen sollte, wer es nicht erreicht, fällt eben durch.

"Gegenseitigen Respekt lernen" - dafür sollte eigentlich die Erziehung sorgen. Ich bin strikt dagegen, der Schule ständig neue Erziehungsaufgaben zu übertragen. Wer von zu Hause nichts mitbekommt, der wird auch in der Schule kein besserer Mensch.

Zu den Lernzielen: Auch ich bin für eine viel stärkere Differenzierung mit unterschiedlichen Leistungsklassen, in denen für in etwa gleich starke oder gleich fähige Gruppen auf diese Gruppen abgestimmte Lernziele gesetzt werden. Ich sehe keinen Sinn darin, alle Kinder bis zur Einheits-Matura heranzuführen, auch wenn das bei einigen nur unter sehr sehr grossen Anstrengungen und mit Frustration für diejenigen möglich ist. Die prosaische Herangehensweise an die Sache mittels individueller Förderung, des Betonung des Gemeinsamen, des gegenseitigen Profitierens, die funktioniert in der Praxis ja doch nicht. Kinder sind nicht a priori sozial eingestellte Wesen, Kinder haben Charakterschwächen wie viele Erwachsene, sind egoistisch, definieren sich über Abgrenzung, haben Komplexe - speziell in der Pubertät. Und ich habe noch keine Klasse erlebt, in der soooo ein tolles Klima geherrscht hätte, dass das soziale Miteinander besonders im Vordergrund gestanden wäre. Im Gegenteil - derzeit habe ich aufgrund der Nichterziehung durch viele Eltern das Gefühl, dass die soziale Kompetenz eher schlechter wird.

Warum muss man alle Kinder in einem gemeinsamen Raum zum selben Lernziel heranführen, wenn dann der eine studiert und der andere Friseur wird? Das ist einfach unsinnig. Ich würde noch viel mehr individuelle Zweige als nur Hauptschule und Gymnasium einführen statt eine Gesamtschule. Das Einzige was sich ändern muss ist die Stigmatisierung derjenigen, die es nicht schaffen, die Matura zu erlangen (die aber dafür in ganz anderen Dingen sehr erfolgreich werden können). Menschen sind nun mal unterschiedlich - warum also soll man alle Menschen auf ein gleiches Level zurechtbiegen? 
teacher antwortete am 17. Sep, 12:10:
Ich plädiere auch für eine möglichst große Vielfalt im Schulwesen: Statt 2 oder 3 Schultypen möchte ich hunderte haben, die passende Angebote machen. Es fiele auch das momentane Übereinander ("Gymnasium ist besser als Hauptschule") weg, es gäbe zahlreiche, konkurrierende Schulen.
Dass Kinder bessere Menschen sind als Erwachsene und die Schwachen fördern statt mit den Starken zu konkurrieren, das kommt schon vor - ich würde es nicht zur Basis eines ganzen Schulsystems erheben.
Das Sitzenbleiben könnte einfach durch den Wechsel in einen anderen Schul- bzw. Klassentyp (wo das Problemfach weniger oder keine Rolle spielt) gelöst werden. 
ketzerkatz (Gast) antwortete am 17. Sep, 15:18:
Genau, teach!
Und in der Ketzerschule werd ich Schulvorstand :-)

Aber mal im Ernst: Dein Vorschlag hat was. Werd ich mal weiterbedenken ... bin gerade in Schulgestaltungsdiskussionen verwickelt. 
teacher antwortete am 17. Sep, 20:26:
Viel Erfolg, ketzerkatz! 
Lehra (Gast) antwortete am 24. Sep, 20:17:
Nur in Wien
das mit den vielen Schultypen ist eine tolle Idee. Aber hunderte Schultypen, die konkurrieren, das gibts max in Wien. Da kann man im günstigen Fall von daheim 10 km in jede Richtung fahren und hat hunderte Schulen zur Auswahl. Wo ich aufgewachsen bin, da waren im 10km Umkreis drei Volksschulen und eine Hauptschule (nein, zwei, aber es gab noch keine Koedukation). Da hatte ich eher wenig Auswahl.

Ach, ich bin nicht 1960 sondern 1989 von der Hauptschule abgegangen. Ich wundere mich immer noch, dass es damals noch Geschlechtertrennung gab. 
la-mamma meinte am 17. Sep, 16:51:
ich finde, es geht offensichtlich auch mit schulischen maßnahmen
- gut gefallen hat mir diese wochen ein artikel im standard über die modulare oberstufe in der krottenbachstraße in wien. dort wiederholt man schlicht nur den kurs, den man nicht geschafft hat. wenn überhaupt. und das scheint mir einfach sinnvoller.
sehr ausführlich beschrieben ist das ganze hier
teacher antwortete am 17. Sep, 20:24:
Komischerweise sind erste Schulen vom Versuch Modulare Oberstufe schon wieder abgekommen - zu viel Verwaltung, zu viel Zeitverlust, große Organisationsprobleme, Unzufriedenzeit bei allen Seiten. 
testsiegerin meinte am 17. Sep, 21:08:
Manchmal, lieber Lehrer
beschleicht mich in diesem Blog das Gefühl, es geht Ihnen gar nicht um die Auseinandersetzung bestimmte Themen betreffend. Um die Diskussion, um einen Austausch, um einen Perspektivenwechsel.
Alle kritischen Kommentare werden sofort "widerlegt", abgewertet, die "Schuld" wird prinzipiell bei den Schülern oder Eltern gesucht. Ganz selten stellen die Lehrer hier sich und ihre Unterrichtsmethoden selbst in Frage. Die Schüler sind trotz der hochmotivierten Lehrer uninteressiert und dumm, die Eltern kümmern sich nicht um ihre Erziehungsaufgaben etc.

Was mich auch hier stört ist dieses Elitedenken. Schwache stören die Starken, die Schlimmen stören die Braven. Wo bleibt hier die Solidarität. Ich versteh ja nicht, warum jemand, der Mathe nicht kapiert, nicht Französich und Geschichte und Chemie auf Oberstufenniveau lernen darf. Jemand schreibt, dass ja ganz selten jemand nur in einem oder zwei Fächern schlecht ist. Einspruch!

Tja, was ich sagen wollte: Ich finde es schade, dass hier kein Austausch, kein Annähern an Positionen, so wenig Verständnis für Andersdenkende da ist. Das nimmt mir die Lust am Lesen und am Kommentieren. Aber manchmal kann ich halt meine Gosch'n nicht halten.

Ich bin zwar keine Lehrerin, aber auch in der Erwachsenenbildung tätig, weil ich unter anderem für die Aus- und Fortbildung von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in unserem Verein zuständig bin. Auch da gehts darum, Wissen und Fertigkeiten so vermitteln, dass es spannend, unterhaltsam und lehrreich ist.

Freundliche Grüße 
kurt (Gast) antwortete am 19. Sep, 23:32:
Ich gebe Ihnen absolut Recht. Wenn LehrerInnen ihr Fach mit Begeisterung unterrichten, Kinder als Menschen respektieren, mit all ihren entwicklungsbedingten Schwierigkeiten und sozialen Hintergründen, und dann noch möglichst in Form von praxisnahen Projekten, zielorientiert unterrichten, kann Schule nur gelingen! SchülerInnen müssen einfach nur wissen WOZU sie etwas lernen, es muss für sie einen SINN haben, dann interessiert es sie auch! Das ist doch ganz einfach. Bei vielen LehrerInnen merke ich weder Zielorientiertheit noch Praxisbezug. Im übrigen halte ich LehrerInnen für ziemliche BesserwisserInnen, ohne natürlich pauschalieren zu wollen. Nicht bös sein. (Bin selber einer, aber ein selbstkritischer, der sich immer hinterfragt und sich manchmal vorstellt: Was wäre, wenn ich selber in meinem Unterricht sitzen müsste? Wär mir da fad? Das hilft ungemein.) :-) 
steppenhund antwortete am 20. Sep, 10:32:
@testsiegerin
Unterschiedliche Ziele ja. Dann auch unterschiedliche Befähigungen fürs Studium. Aber da wird ja auch der Gleichheitsgrundsatz verletzt, oder?
Ich erlebe gerade den Schock, dass in meinem eigenen Beruf die Mathematik genauso verschrieen ist, wie bei den Menschen, "die sie nicht brauchen." Wunderbar, es gibt eh schon einen Technikermangel. Ich habe nichts gegen die Amish. Ich habe nichts gegen Leute, die sich auf natürliche Methoden besinnen.
Aber es scheint schon so zu sein, dass wir für unsere heutige Technik Mathematik brauchen.
Und dann hören wir endlich auf, zu bloggen, zu surfen, Auto zu fahren, Fernheizung zu benützen. Ziehen wir aufs Land und versorgen uns selbst. Anleitung gefällig? "Walden" von Thoreau.
Ich werde es immer wieder wiederholen: die Mathematik der Schule ist im Prinzip nur ausgedehntes Rechnen und beherrschbar. Wenn sie keinen Spass macht, ist das eine andere Geschichte. Aber es gibt keine Entschuldigung, in Deutsch einen Einser und dafür in Mathematik einen 5er zu haben.
Ich weiß, ich stehe da ziemlich allein da. Aber momentan bin ich eh auf einer Scheißdrauflaune, wenn ich sehe, dass bekannte Missstände immer nur mit "Man kann da nichts dagegen tun" behandelt werden. Ich warte auf den Beginn der einsetzenden technischen Regression.
Hoffentlich kommt die auch in der Form ein paar wirklich netter Katastrophen mit Ausrottungstendenzen. 
stichi antwortete am 20. Sep, 13:05:
Das Entsprechende gilt doch auch für Naturwissenschaften. Chemie?? Oh Gott, oh Gott!! Das ist doch alles böse und gefährlich! Wozu brauch ich denn das? Das ist doch viel zu anstrengend zu lernen.
Am meisten regt mich auf, wenn angeblich gebildete Menschen sich damit brüsten, dass sie in Mathe und den Naturwissenschaften absolute Nieten sind, dass sie zu blöd sind, ihren DVD-Player zu programmieren etc.pp. 
teacher antwortete am 21. Sep, 09:44:
Schule kann nicht einfach nur das unterrichten, was Kindern spannend und lustig vorkommt. Wir sind lehrplanmäßig angehalten, Dinge zu erklären und zu üben, die unsere SchülerInnen erst in 10 - 20 Jahren brauchen werden (also uninteressant und realitätsfremd ist). Das kann per se gar nicht lustig sein, weil es nicht kindgerecht ist. 
tonja (Gast) meinte am 23. Sep, 23:48:
ich bin entzückt
.. weil du mir neue gedanken präsentierst, die den meinigen entsprechen würden, wenn ich sie vor dir gehabt hätte ;)

- vor allem fliegen diese 3% meist nicht wegen dem EINEM, soo gemeinem mathe-fach durch, sondern vielmehr aufgrund mehrerer fünfer (für die deutschen leser: sechsen(sechser?!)).

mehrere problemfächer auf einmal entstehen nicht durch den lehrer. oder das schwierige fach. sondern sind vielmehr auf demotivation oder - lernschwächen in bestimmten bereichen (naturwissenschaften, zum beispiel) zurückzuführen.

und zu den repetenten kann ich nur mehr ganz oft nicken. sie ändern klassenklima, klassenmotivation, interessen (weil sie die großen, geilen sind (mit titten zum beispiel. aber das geht wohl zu weit ins oktoberfest..) - oder einfach nur beeindruckend cool und uninteressiert der schule gegenüber).

frohen schulstart wollt ich dir noch wünschen! 
teacher antwortete am 27. Sep, 13:02:
Danke, ich bin schon mitten im neuen Jahr.
Kopf hoch! 
Coaching Kompetenz (Gast) meinte am 25. Sep, 12:12:
Ein System, dass Verlierer braucht
Unser gesellschaftliches System ist so programmiert, dass es Verlierer braucht. Wenn diese 3 % trotzdem aufsteigen würden, oder keine spürbaren Konsequenzen erfahren, dann würde die Motivation von besseren Schülern leiden. Und im Endeffekt hätten wir dann in ein paar Jahren mehr unmotivierte Leute.
Schulpsychologie und Sozialarbeit halte ich für eine sinnvolle Maßnahme, Arbeit im Elternhaus für eine notwendige. 
teacher antwortete am 27. Sep, 13:03:
Das ist aber böse, wenn ein System Verlierer erzeugt, weil es welche braucht. Ich kann aber diesen Gedanken nicht wirklich ausschließen ... 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma