testsiegerin meinte am 17. Sep, 21:08:
Manchmal, lieber Lehrer
beschleicht mich in diesem Blog das Gefühl, es geht Ihnen gar nicht um die Auseinandersetzung bestimmte Themen betreffend. Um die Diskussion, um einen Austausch, um einen Perspektivenwechsel. Alle kritischen Kommentare werden sofort "widerlegt", abgewertet, die "Schuld" wird prinzipiell bei den Schülern oder Eltern gesucht. Ganz selten stellen die Lehrer hier sich und ihre Unterrichtsmethoden selbst in Frage. Die Schüler sind trotz der hochmotivierten Lehrer uninteressiert und dumm, die Eltern kümmern sich nicht um ihre Erziehungsaufgaben etc.
Was mich auch hier stört ist dieses Elitedenken. Schwache stören die Starken, die Schlimmen stören die Braven. Wo bleibt hier die Solidarität. Ich versteh ja nicht, warum jemand, der Mathe nicht kapiert, nicht Französich und Geschichte und Chemie auf Oberstufenniveau lernen darf. Jemand schreibt, dass ja ganz selten jemand nur in einem oder zwei Fächern schlecht ist. Einspruch!
Tja, was ich sagen wollte: Ich finde es schade, dass hier kein Austausch, kein Annähern an Positionen, so wenig Verständnis für Andersdenkende da ist. Das nimmt mir die Lust am Lesen und am Kommentieren. Aber manchmal kann ich halt meine Gosch'n nicht halten.
Ich bin zwar keine Lehrerin, aber auch in der Erwachsenenbildung tätig, weil ich unter anderem für die Aus- und Fortbildung von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen in unserem Verein zuständig bin. Auch da gehts darum, Wissen und Fertigkeiten so vermitteln, dass es spannend, unterhaltsam und lehrreich ist.
Freundliche Grüße
kurt (Gast) antwortete am 19. Sep, 23:32:
Ich gebe Ihnen absolut Recht. Wenn LehrerInnen ihr Fach mit Begeisterung unterrichten, Kinder als Menschen respektieren, mit all ihren entwicklungsbedingten Schwierigkeiten und sozialen Hintergründen, und dann noch möglichst in Form von praxisnahen Projekten, zielorientiert unterrichten, kann Schule nur gelingen! SchülerInnen müssen einfach nur wissen WOZU sie etwas lernen, es muss für sie einen SINN haben, dann interessiert es sie auch! Das ist doch ganz einfach. Bei vielen LehrerInnen merke ich weder Zielorientiertheit noch Praxisbezug. Im übrigen halte ich LehrerInnen für ziemliche BesserwisserInnen, ohne natürlich pauschalieren zu wollen. Nicht bös sein. (Bin selber einer, aber ein selbstkritischer, der sich immer hinterfragt und sich manchmal vorstellt: Was wäre, wenn ich selber in meinem Unterricht sitzen müsste? Wär mir da fad? Das hilft ungemein.) :-)
steppenhund antwortete am 20. Sep, 10:32:
@testsiegerin
Unterschiedliche Ziele ja. Dann auch unterschiedliche Befähigungen fürs Studium. Aber da wird ja auch der Gleichheitsgrundsatz verletzt, oder?Ich erlebe gerade den Schock, dass in meinem eigenen Beruf die Mathematik genauso verschrieen ist, wie bei den Menschen, "die sie nicht brauchen." Wunderbar, es gibt eh schon einen Technikermangel. Ich habe nichts gegen die Amish. Ich habe nichts gegen Leute, die sich auf natürliche Methoden besinnen.
Aber es scheint schon so zu sein, dass wir für unsere heutige Technik Mathematik brauchen.
Und dann hören wir endlich auf, zu bloggen, zu surfen, Auto zu fahren, Fernheizung zu benützen. Ziehen wir aufs Land und versorgen uns selbst. Anleitung gefällig? "Walden" von Thoreau.
Ich werde es immer wieder wiederholen: die Mathematik der Schule ist im Prinzip nur ausgedehntes Rechnen und beherrschbar. Wenn sie keinen Spass macht, ist das eine andere Geschichte. Aber es gibt keine Entschuldigung, in Deutsch einen Einser und dafür in Mathematik einen 5er zu haben.
Ich weiß, ich stehe da ziemlich allein da. Aber momentan bin ich eh auf einer Scheißdrauflaune, wenn ich sehe, dass bekannte Missstände immer nur mit "Man kann da nichts dagegen tun" behandelt werden. Ich warte auf den Beginn der einsetzenden technischen Regression.
Hoffentlich kommt die auch in der Form ein paar wirklich netter Katastrophen mit Ausrottungstendenzen.
stichi antwortete am 20. Sep, 13:05:
Das Entsprechende gilt doch auch für Naturwissenschaften. Chemie?? Oh Gott, oh Gott!! Das ist doch alles böse und gefährlich! Wozu brauch ich denn das? Das ist doch viel zu anstrengend zu lernen.Am meisten regt mich auf, wenn angeblich gebildete Menschen sich damit brüsten, dass sie in Mathe und den Naturwissenschaften absolute Nieten sind, dass sie zu blöd sind, ihren DVD-Player zu programmieren etc.pp.
teacher antwortete am 21. Sep, 09:44:
Schule kann nicht einfach nur das unterrichten, was Kindern spannend und lustig vorkommt. Wir sind lehrplanmäßig angehalten, Dinge zu erklären und zu üben, die unsere SchülerInnen erst in 10 - 20 Jahren brauchen werden (also uninteressant und realitätsfremd ist). Das kann per se gar nicht lustig sein, weil es nicht kindgerecht ist.