Am Eingang zur Lehrergarderobe staut es sich - eine stehende Mini-Verschwörung also.
Wir stecken mitten in den Studienprojekttagen. Die Schülerinnen und Schüler (16-17 Jahre alt) schwärmen an die Universitäten und Fachhochschulen aus und informieren sich selbständig über Studienmöglichkeiten der Region. Besuchen Vorlesungen, schreiben Reports dazu und erstellen für die Mitschüler Präsentationen über ihre Erfahrungen.
"Eines der besten Projekte, die wir jemals hatten", bestätigt mein eigener Sohn.
Seinen Studienwechsel konnte es auch nicht verhindern.
Die Projektleiterin ist am Boden zerstört:
"Gestern war die Hochschülerschaft im Haus. Die zwei Piepstimmen kamen gegen unsere Horden nicht an. Die haben beim Vortrag mit Papierln herumgeschossen, ungeniert gequatscht, gescherzt ... und Fragen am Ende sind ihnen auch keine eingefallen. Ich habe dann abgebrochen ..."
Es ist zum Weinen.
Eine Mitarbeiterin:
"Das passiert doch nur in Klassen, wo die Lehrer von vornherein skeptisch und dagegen sind: "In dieser Klasse? Da kommt nix heraus, die interessieren sich für nix."
Diese Lehrer fühlen sich jetzt bestätigt. "Das ist verlorene Zeit, streicht das Projekt! Meine Stunden gebe ich für solchen Radau nicht mehr her!"
Die Projektbetreiber behaupten das Gegenteil: "Solche Lehrer bringen jede Initiative um: selffulfilling prophecy."
Es ist wirklich zum Weinen.
Wir stecken mitten in den Studienprojekttagen. Die Schülerinnen und Schüler (16-17 Jahre alt) schwärmen an die Universitäten und Fachhochschulen aus und informieren sich selbständig über Studienmöglichkeiten der Region. Besuchen Vorlesungen, schreiben Reports dazu und erstellen für die Mitschüler Präsentationen über ihre Erfahrungen.
"Eines der besten Projekte, die wir jemals hatten", bestätigt mein eigener Sohn.
Seinen Studienwechsel konnte es auch nicht verhindern.
Die Projektleiterin ist am Boden zerstört:
"Gestern war die Hochschülerschaft im Haus. Die zwei Piepstimmen kamen gegen unsere Horden nicht an. Die haben beim Vortrag mit Papierln herumgeschossen, ungeniert gequatscht, gescherzt ... und Fragen am Ende sind ihnen auch keine eingefallen. Ich habe dann abgebrochen ..."
Es ist zum Weinen.
Eine Mitarbeiterin:
"Das passiert doch nur in Klassen, wo die Lehrer von vornherein skeptisch und dagegen sind: "In dieser Klasse? Da kommt nix heraus, die interessieren sich für nix."
Diese Lehrer fühlen sich jetzt bestätigt. "Das ist verlorene Zeit, streicht das Projekt! Meine Stunden gebe ich für solchen Radau nicht mehr her!"
Die Projektbetreiber behaupten das Gegenteil: "Solche Lehrer bringen jede Initiative um: selffulfilling prophecy."
Es ist wirklich zum Weinen.
teacher - am Dienstag, 27. Januar 2009, 18:45
BIA (Gast) meinte am 27. Jan, 20:59:
Ich glaube, das stimmt nicht - es hängt nicht nur an der Einstellung des Lehrers. Wir hatten schon Projekte von deren Sinnhaftigkeit wir völlig überzeugt waren, für die wir Mengen gearbeitet hatten, zu denen wir externe Experten eingeladen hatten - und das war den Schülern völlig egal, siehe oben.Was ich schon glaube, ist, dass wir viel zu wenig Rücksichtnahme und Vehalten im Alltag/unter Erwachsenen einüben.
Heute stand eine große Schüssel Gummibärchen am Tisch. Drei Schüler fragten, ob sie sich eins nehmen dürften - und griffen sich eine ganze Handvoll. Als ich sie darauf aufmerksam gemacht habe, dass die von einer Kollegin privat eingekauft worden waren und für 140 Leute reichen sollen und es kein gutes Bild auf jemanden wirft, der Gummizeug (egal wie grauslich) einsackt als gäbe es kein Morgen - da waren sie etwas nachdenklich. SO hatten sie's schlicht noch gar nicht gesehen...
Zum Heulen ist das alles trotzdem.
teacher antwortete am 28. Jan, 14:40:
Wir erklären ja den Sinn der Sache, wir bitten um Toleranz usw. usf. Aber momentan ist es halt lustiger, eine leere Colaflasche unter den Tischen herumzuschießen etc. Das stört zwar 100 andere Leute, aber was solls: "Ich will Spaß!"
BIA (Gast) antwortete am 28. Jan, 17:47:
Eben. Wir - als Gesellschaft, Schule, auch Eltern - geben oft Kindern und Jugendlichen viel zu lange einen Freibrief, was Rücksichtslosigkeit betrifft. Im Prinzip fördern wir das ja auch im Namen der individuellen Freiheit und des Konkurrenzgedankens. Ich halte das immer mehr für einen Riesenfehler. Ich könnte seitenweise Gedankenlosigkeiten aufzählen, teacher wahrscheinlich auch. Die meinen's nicht böse. Die denken nur nicht nach.
teacher antwortete am 29. Jan, 14:34:
Stimmt so. Es ist nicht böse gemeint, aber trotzdem schlimm.
Amy (Gast) meinte am 27. Jan, 23:19:
Nächste Woche stehe ich auf der anderen Seite einer ähnlich gearteten Veranstaltung: Meine Fachschaft beteiligt sich am Tag der offenen Tür meiner Uni mit verschiedenen Aktionen. Ich bin gepannt, ob wenigstens diejenigen noch-Schüler, die sich freiwillig in die Uni begeben, in der Lage sind, sich halbwegs vernünftig zu verhalten... Wenn ich mir unsere Bachelor-Erstsemester ansehe, ahne ich leider fürchterliches...Ich finde es aber klasse, dass ihr so etwas veranstaltet, teacher! An meiner ehemaligen Schule war es sogar problematisch, sich für ein paar Stunden beurlauben zu lassen, weil man zum Tag der offenen Tür an der örtlichen Uni wollte...
teacher antwortete am 28. Jan, 14:37:
Es ist ein gutes Projekt, aber einige SchülerInnen werden es erst in 3 Jahren verstehen. Und manche LehrerInnen werden es wohl nie verstehen.
Amy (Gast) antwortete am 28. Jan, 19:04:
Auch der eine oder andere Professor versteht es nicht... gerade heute erlebt. Engagement, Begeisterung, Ideen, Pläne - sprich: Die Fachschaft hatte einige Ideen für den Tag der offenen Tür und ein paar neue Ansätze um Interessenten zu unterstützen. Die Reaktionen der werten Herrn Professoren schwankten zwischen Desinteresse und blankem Entsetzen. Es ist frustrierend...Findet euer Projekt jeweils 3 Jahre vor dem Schulabschluss statt? Dann könnte ich ein gewisses Desinteresse noch ein Stück weit verstehen - für viele ist die Uni in dem Alter noch viel zu weit weg... das Interesse kommt meiner eigenen Erfahrung nach später und bringt auch erst später etwas, da sich in 3 Jahren noch soo viel ändert... aber das ist natürlich keine Entschuldigung für Respektlosigkeit und schlechtes Benehmen! Ich kann aus der Retrospektive sagen, dass ich mich früh informiert habe, den damals gefassten Plan schon vor dem Abi in die Tonne getreten habe, in einem völlig anderen Fach gelandet bin und nun nach einem Wechsel glücklich bin. Kreuz und Quer, aber am vorläufig richtigen Ziel angelangt ;)
teacher antwortete am 29. Jan, 14:37:
Es ist ein Jahr vor der Reifeprüfung, die "Kinder" sind 16-17 Jahre, also in einem Alter, wo andere (Azubis) bereits 2 Jahre im Beruf stehen!
Amy (Gast) antwortete am 29. Jan, 16:31:
A, ok, habe dich falsch verstanden, sorry - aus dem "in 3 Jahre" oben habe ich irgendwie geschlossen, dass das ganze eben drei Jahre vor der Reifeprüfung stattfindet. Ein Jahr davor ist natürlich eine ganz andere Sache!
silmanja meinte am 27. Jan, 23:32:
als eine die jahrelang in schulen gegangen ist, um über die uni zu erzählen kann ich sagen, dass es eine schwierige sache ist. die meisten schülerInnen denken nur bis zur matura. sie dazu zu animieren, die erste selbständige und weitreichende entscheidung, die sie in ihrem leben treffen werden, vernünftig vorzubereiten, ist nicht leicht. im lehrplan ist das quasi nicht vorgesehen.dann habe ich noch zwei arten von schülerInnen kennengelernt: auf der einen seite, diejenigen, die genau wissen, was sie wollen und sich nur mehr gezielt zu ihren studienwunsch informieren. und auf der anderen seite, die menge derer die keine ahnung haben, was sie nach der matura machen werden. was anderes als studieren kommt ihnen meistens nicht in den sinn. aber was sie studieren wollen/sollen wissen sie auch nicht. da geht es dann nicht nur darum genau über studien- und sonstige ausbildungsmöglichkeiten zu informieren, sondern - vor allem - darum, dass sie sich wirklich einmal mit sich selbst und ihren wünschen auseinandersetzen müssen. auch dafür muss raum und - oft - professionelle unterstützung geschaffen werden....
timanfaya antwortete am 28. Jan, 10:37:
ich [baujahr 68] kann das mal aus der rückschau ergänzen und nur bestätigen. nach einer vertragsverlängerung in der 9. klasse wegen katastrophaler defizite in latein und desinteresse in vielen anderen fächern hatte ich nur ein ziel: den abschluss - mit einem mindestmaß an aufwand- nicht mehr anbrennen lassen [was ich dann auch mit einer glatten 3,0 erreicht habe]. alles darüber hinaus war für mich uninteressant, da ich eh noch nicht orientiert war, was ich mal werden wollte.in der oberstufe ging es dann bei uns wild her, insbesondere bei der privaten freizeitgestaltung. nebenher ging ich noch kellnern und anschließend - auch mitten in der woche - zum abspannen in diskotheken wo sich eine mischung aus kellnern, schülern, studenten, rotlicht und sonstigen nichtsnutzen rumtrieb. leistungsfördenr war das sicher nicht. es gab kurse, bei denen ich nur zu 50% anwesend war, z.b. mein bio leistungskurs.
was damals in der schule passierte, insbesondere bei solchen projekttagen interessierte mich null. mitschüler die schon auf irgendein ziel hin arbeiteten waren mir völlig suspekt, weil mir unbegreiflichwar, wie man mit 19 schon wissen konnte, was man sein leben lang machen möchte.
nach dem abi folgte über bundeswehr, lehre, praktika und einer wartezeit von 10 semestern mit 25 auch ein n.c. studium, das ich mit 30 und einer deutlich besseren note als meinem abi schnitt abschloss [hätte ich mit 20 angefangen statt mit 25 wäre ich wahrscheinlich zeitgleich fertig geworden]. danach reihten sich weitere ungeplante zufälligkeiten aneinander.
wenn ich meine heutige, recht gute situation analysiere, so hat das ergebnis sehr stark damit zu tun, dass ich mich immer einer situation gestellt habe - und mir nicht einen idiotischen gesamtlebensplan zurecht gelegt habe. außerdem habe ich mehr daran gearbeitet mich selbst zu ergründen bevor ich einen masterplan zusammenschuster, der irgendeinem gesellschaftsbild entspricht. es gibt aber sicherlich auch menschen, die sowas brauchen. aus der sicht dieser projekte sollte es daher nicht verwundern, dass man mit so etwas nicht alle erreicht. schon garnicht, wenn man sie dort einfach nur reinschiebt.
was mir damals gefehlt hat, war die erklärung der verbindung des lebens mit der schule. das warum und wieso. integralrechnung? wofür bitte schön? also lerne ich das auch nicht. viele jahre später schafft es ein professor mir dieses defizit in wenigen minuten anschaulich zu erläutern.
einfach irgendwann zu sagen, "informiert euch" kann nicht der weg sein. das müßte viel viel früher anfangen. berufe erklären, wirtschaft erklären, zusammenhänge aufzeigen, die gesellschaft erläutern. aber das ist das eigentliche defizit der schule: dafür sind lehrer schlichtweg nicht ausgebildet und zu artfremd. ich denke, das müssen sie auch nicht drauf haben, woher auch. lernen kann man nur aus dem nähkästchen. darauf sollte man abzielen und früh externe menschen aus der wirtschaft, freiberufler, künstler usw. in die schulen holen, die etwas zu erzählen haben.
und noch eine ergänzung: nach dem 20er treffen kann ich heute übrigens sehr genau ablesen, dass die nicht so geraden lebenswege [mit damals schlechteren zeugnissen]die deutlich glücklicheren menschen geformt hat. das mag nicht die regel sein, aber in meinem jahrgang trifft das zu etwa 90% zu.
p.s.: ich hatte an der uni das große glück, dass es einen professor gab, der von einem großen konzern gesponsort wurde. mit diesem geld wurden die oberste liga und weltstars meines berufes eingeladen. was die - in den sogenannten moantagabend-gesprächen erzählt haben steht in keinem lehrbuch - und war unbezahlbar.
teacher antwortete am 28. Jan, 14:42:
@silmanja: Hast du auch so schlimme Erfahrungen gemacht? Gefühl: Man versucht zu helfen und wird dafür geprügelt?
@timanfaya: In dieser Woche bieten wir allen SchülerInnen die Möglichkeit ihre persönliche Zukunft zu planen, sich mit ihren eigenen Wünschen zu beschäftigen. Hier den Lehrern immer noch vorzuwerfen, zu weit von der Lebenswelt entfernt zu sein, ist nicht mehr zu verstehen.
timanfaya antwortete am 28. Jan, 15:11:
nein, so meinte ich das nicht, als vorwurf schon garnicht. schule, uni und arbeiten sind drei universen, denen eins gemeinsam ist: das eine weiß vom anderen recht wenig. im prinzip eigentlich so gut wie nichts. genausowenig wie ich irgendeine ahnung habe ob es sinnvoll ist goldschmied zu werden und was man damit machen kann dürfte jeder lehrer mit der perspektive eines zimmermanns im jahr 2009 überfordert sein. das mit der hilfe ist in ordnung und wird mit sicherheit nicht entlohnt, weil sie wahrscheinlich 90% der schüler garnicht erreicht [also schon rein mental]. was ich eigentlich sagen wollte ist das zu späte einsetzen der gedanken zu diesen themen. irgendwann am ende werden alle auf einmal hektisch. wie die vorrednerin schon schrieb, "im lehrplan nicht vorgesehen".
und dann wiederum mangelnde professionalität. ich bezweifel beispielsweise, dass von meinen lehrern keine 5% eine ahnung hatten wie sich ein n.c. bildet.
teacher antwortete am 29. Jan, 14:40:
In Österreich ist "BO-Berufsorientierung" ab der 3. Klasse (7.Jg.) in allen Fächern verbindlich zu behandeln.
silmanja antwortete am 2. Feb, 21:17:
@teacher - so jetzt schaffe ich es endlich zu antworten -ehrlich gesagt, haben wir zu 90% positive erfahrungen gemacht. sowohl lehrer als auch schüler waren dankbar, dass wir aus erster hand erzählen konnten, und auch eine abwechslung in den schulalltag brachten.
ich glaube aber auch, dass wir damals ein sehr gutes team, waren und wir haben diese arbeit sehr kontinuierlich gemacht und uns pädagogisch/didaktisch und psychologisch weitergebildet. für lehramtstudentInnen war es auch eine besondere form eines "schulpraktikums"
undiszipliniert (Gast) meinte am 29. Jan, 21:25:
Zum Weinen? Ja, zum Weinen.Ich denke man muss hier nicht den Sinn und Zweck von solchen Projekten oder Veranstaltungen anzweifeln, denn wenn man damit auch nur einen kleinen Teil erreicht, dann war und ist es sinnvoll.
Zum Weinen finde ich vielmehr, dass viele Kinder und Jugendliche keine Gespür mehr für grundlegende Werte haben. Da kommt jemand, der mir etwas vermitteln will, mir weiterhelfen will - es interessiert MICH gerade nicht - also lasse ich eine solche Veranstaltung "platzen" ... traurig, zum Weinen eben.
Genauso traurig aber die "Diskussion" unter den Lehrenden, denn eigentlich sollte diesen allen klar sein, dass solche Projekte letztendlich förderlich sind und aus meiner "Grundschulsicht" muss man die Schüler und Schülerinnen eben darauf vorbereiten und nicht nur "Stunden" hergeben.
Leider sehe ich aus persönlicher Sicht an den weiterführenden Schulen (mein Sohn, 17, besucht auch eine)wenig pädagogisches Handeln. Es geht um die Vermittlung von Inhalten (in den meisten Fällen eher schlecht als recht) ... Schülerpersönlichkeiten, Stärken und Schwächen und die Auseinandersetzung mit Wünschen, Zielen und Hindernissen auf diesem Weg stehen eigentlich nie zur Debatte und vielleicht muss man sich deshalb auch nicht wundern, wenn SchülerInnen solche, von der Schule veranstaltete, Projekttage nicht ernst nehmen. Sie empfinden so etwas als "aufgesetzt" --- Wie? Meine Zukunft? Interessiert doch sonst niemand hier!
BIA (Gast) antwortete am 29. Jan, 22:01:
Kommunikation heißt das Zauberwort.Wir arbeiten an einem innovativen (das böse I-Wort, ich weiß) Konzept für unsere pubertären Klassen.
Teil davon ist das "Loft", ein Aufenthaltsraum, der recht kuschelig ist und von der Sozialpädagogin, Lehrern, Schülern genützt werden kann.
Man fragt sich ja, ob Pubertierende freiwillig den Kontakt zu einem Lehrer suchen.
Tatsächlich ist das Loft superbeliebt, man erfährt, welche Eltern sich gerade scheiden lassen, welche Schüler neben sich stehen, die Schüler kriegen ein bisschen Rückmeldung, wie wir sie sehen und wie es uns geht, wir ebenfalls - und alles, was ich tun muss, ist, mich mit meinem Laptop da reinzusetzen und warten, bis die ersten Schüler eintrudeln und anfangen zu erzählen.
Klar, im Prinzip hab ich die Zeit nicht...90 min mit den Schülern verplaudert sind 90 min, die ich mich nicht vorbereiten/korrigieren usw. kann.
Trotzdem, das Fazit: sie brauchen uns doch, und gute Kommunikation ist die Basis. Wenn sie den Eindruck haben, wir interessieren uns für sie, interessieren sie sich vielleicht auch mal, ob wir es klasse finden, wenn sie unsere Projekte platzen lassen?
Wer weiß?
Man hofft, solange man lebt...
teacher antwortete am 31. Jan, 11:05:
Sehr schöne Idee. Würde ich mir an meiner Schule nicht vorschlagen trauen: "Wir haben keinen Platz!", "Und wer bezahlt das?" ...
steppenhund antwortete am 31. Jan, 11:54:
@BIA
Wirklich super. Wie schön, dass es auch solche Beispiele gibt.
undiszipliniert (Gast) antwortete am 31. Jan, 19:39:
Danke für diesen Beitrag und damit für die Hoffnung, dass es auch an den weiterführenden Schulen einen Platz für "persönliches" ist ... und ich bin fest davon überzeugt, dass die Schüler es "heimzahlen"
BIA (Gast) antwortete am 31. Jan, 20:16:
Danke, positive Rückmeldungen sind für uns auch schön.Ich fand das Teacher-Projekt ziemlich gut und habe schon überlegt, wie wir's adaptieren können...hoffentlich klappt's nächstes Mal besser bei Euch, teacher!
steppenhund meinte am 31. Jan, 11:52:
vielleicht ist das Problem ein ganz anderes
Zuvor: letztes Jahr hatte ich in meiner Vorlesung (8. Semester, die Leute werden normalerweise im nächsten Jahr fertig) gefragt, wie ihre Berufsvorstellungen aussehen würden.50% keine Ahnung, 30% ein bisschen wischi-waschi Berater werden, der Rest hatte konzise Vorstellungen.
- Ich war leicht entsetzt und habe mit Freunden und Kollegen gesprochen. Die haben den Umstand, dass selbst nahezu fertige Akademiker nicht wissen, was sie "arbeiten wollen", bestätigt.
-
"Zu meiner Zeit" schien das anders. Nach der Volksschule gab es schon die Entscheidung: Hauptschule oder Gymnasium. Will man einmal mit dem Kopf arbeiten? (Damals steckte noch eine Wertung dahinter. Heute kann ein Professionist mehr verdienen als ein Akademiker.)
Dann gab es die Entscheidung: Matura oder HTL-Matura. Wieviel ist die Allgemeinbildung wert?
Und dann gab es die Frage: was studiere ich denn?
-
Die Antwort, die ich gebe, ist folgende: man studiert, (wenn man es sich leisten kann) um in einem Fachgebiet gut zu werden, welches man gerne macht. In dem die Arbeit, mit der man später Geld verdient, Freude macht und Befriedigung bringt.
Jede andere Antwort wäre falsch, denn man verdient mehr, wenn man gleich nach der Schule arbeitet. Wenn es nur um das Geld geht, braucht man nicht mehr studieren.
-
Unterschwellig setzt das aber voraus, was man einmal gerne im Leben werden möchte. Ich hege eine Hochachtung vor einem jungen Mädchen, das sagt, dass sie einmal Friseuse werden möchte. Den Beruf selbst finde ich nicht besonders hochgestochen. Aber die Aussage und die getroffene Entscheidung rechne ich ihr hoch an.
Ich kann es auch gut verstehen, wenn jemand eine ursprüngliche Entscheidung nach zwei oder vier Semestern Studium umwirft, weil er oder sie feststellt, dass der Stoff doch etwas ganz anderes ist, als man es sich früher vorgestellt hat.
Aber eine Antwort: "mal sehen, was sich so ergibt" halte ich für unwürdig. Ein Mensch, der so antwortet, darf nicht mehr älter als 14 Jahre sein. Sonst ist er dumm. Ja - in der heutigen Zeit mit all den Möglichkeiten der Information und der Möglichkeit, nicht 10 Stunden am Fließband stehen zu müssen, ist es ausgesprochen dumm, nicht über die Zukunft nach zu denken.
Als Lehrer würde ich am liebsten zu den Eltern gehen und sagen: nehmen Sie ihr Kind in die Schule und entlassen sie es auf die Straße. Das wird nichts mehr.
Manchmal kommt es dann zu einer absoluten Umkehr. Aus dem betroffenen Jugendlichen entwickelt siche ein ausgeprägte Persönlichkeit, die auf einmal genau weiß, was sie will.
-
Wenn die Überlegung einer Lebensplanung so vollkommen absurd erscheint, kann ein entsprechendes Projekt wie das beschriebene nur scheitern. Die Jugendlichen sollten ja neugierig sein, was ihnen da geboten wird.
Fehlt diese Neugier, so schickt man sie besser nach Hause. Die Pflichtjahre haben sie ja schon hinter sich.
-
Gut, ich weiß, das geht so nicht. Dass die Projektleiterin am Boden zerstört ist, sollte eigentlich folgende Frage hervorrufen. Hätte ich etwas besser vorbereiten können?
Vorher mit dem Lehrer sprechen?
Vorher Interviews mit einigen Kindern machen?
Die Aktion auf Freiwilligkeit aufbauen. besser man erzählt drei Interessierten was Wesentliches, als der ganzen Klasse nichts.
Dass man in bestimmten Altersstufen pädagogische Professionalität benötigt, um überhaupt gegen die Kinder aufkommen zu können, sollte selbstverständlich sein. Ich glaube, ich selbst würde mit Papierknäuel herumwerfen oder stören, wenn ich das Gefühl habe, dass die Personen da vorne nicht Herr der Lage sind.
Für solche Projekte kann man nur Personen mit "natürlicher" Autorität einsetzen.
Was im Abschnitt unter "Mitarbeiterin" angeführt ist, wirft allerdings ein schlechtes Licht auf die Lehrer. Wenn die das nicht ordentlich vorbereiten, - und das haben sie ja offensichtlich nicht - kann das nichts werden.
QED.
teacher antwortete am 31. Jan, 12:10:
Natürlich kann man jedes Projekt noch verbessern. Dieses Projekt hat sich schon über Jahre bewehrt, es wird nicht zum 10. Mal neu erfunden und hinterfragt - sonst entstehen keine Vorteile aus der Routine. Wenn man aus dem Fehlverhalten der Schüler ein Fehlverhalten der Lehrer macht (was gerne und auch hier passiert), reagieren die Betroffenen entsprechend: Die Schüler werden noch frecher und die engagierter Lehrer noch frustrierter.
steppenhund antwortete am 31. Jan, 12:21:
Moment einmal! Davon stand aber nichts im Text.Wenn sich das Projekt bereits zehn Jahre bewährt hat, ist eine Aussage der Lehrer, dafür gebe ich mich nicht her, absolut unverständlich.
Dann wäre es wirklich ein Fehlverhalten der Lehrer. Wenn es neunmal gut läuft und einmal schlecht, ist das doch eine ziemlich gute Ausbeute. Es lag vielleicht an den Leuten von der Hochschülerschaft, aber daraus abzuleiten, dass man sich dafür nicht mehr hergibt, ist eine ausgesprochen "dumme" Aussage.
-
Zu denken gibt mir allerdings der Satz mit den Vorteilen aus der Routine. Vorteile aus der Erfahrung lasse ich gelten. Vorteile aus der Routine? Welche Routine? Jedes Jahr sitzen neue Schüler da. Die merken schnell, wenn etwas nur abgespult wird.
-
Im Übrigen nehme ich normalerweise die Lehrer in Schutz, die müssen vieles ausbaden, was die Eltern versäumt haben. Aber im vorliegenden Beispiel machen die Lehrer kein gutes Bild. Schließlich können sie ja selbst für Ruhe und Disziplin sorgen, wenn das die Besucher nicht können.
teacher antwortete am 31. Jan, 12:28:
Ich weiß nicht, wie es in all den Jahren gelaufen ist, ich nehme mit meiner Klasse zum ersten Mal teil, die Organisation wird aber von einem erfahrenen Team gemacht.Routine ist hier extrem wichtig: Man braucht Adressen, Kontaktleute, Ablaufschemata, Beurteilungskriterien etc. Das jedes Mal neu zu erfinden und aus den alten Erfahrungen nichts dazuzulernen, das wäre reiner Schwachsinn.
Wenn man Vortragende als Gäste einlädt, greift man nur im Extremfall ein - sonst stört man ja beide Seiten. Auch eine Frage der Höflichkeit.
steppenhund antwortete am 31. Jan, 12:35:
Ok, dass man die Administration nicht jedes Mal neu erfindet, höchstens verbessert, liegt auf der Hand.Burteilungskriterien: wer wird beurteilt und was wird beurteilt? Die Kriterien interessieren mich. Da wird doch etwas geleistet, dessen Wirkung erst in einigen Jahren feststellbar ist.
-
Ich stimme durchaus zu, dass man die Gäste machen lasst. Wenn aber die Schüler es an Höflichkeit vermissen lassen, würde ich als Lehrer eingreifen.
teacher antwortete am 31. Jan, 19:46:
Die Schüler haben am Ende der Woche eine Präsentation und einen Erfahrungsbericht zu schreiben - diese werden nach einem gemeinsamen Schema bewertet (Layout, Inhalt, Präsentation ...).Gastvortragende nehmen im Notfall Blickkontakt zu den anwesenden Lehrern auf. Wenn ich ohne Aufforderung eingreife, ist die Autorität und Glaubwürdigkeit des Gastes verloren und ich (zer)störe einen wachsenden Dialog. Natürlich wird in Vor- und Nachbereitung darauf hingewiesen (was ziemlich oberlehrerhaft rüberkommt).
undiszipliniert (Gast) antwortete am 31. Jan, 19:56:
Mit 14 wissen, was man werden möchte ... oder wie soll ich das interpretieren? Ich wusste bis nach dem Abi nicht, was ich werden will und Grundschullehrerin wollte ich nie werden! Irgendetwas mit Kunst sollte es sein ... heute bin ich sehr glückliche Grundschullehrerin, mit 14 wusste ich nicht einmal, dass man das werden kann!...Interessant finde ich, dass wohl bisher nie die ganze Schule an diesem Projekt teilgenommen hat - oder ich verstehe es falsch!?
Und genau da geht es für mich wieder um Integrität, kann man sich bei Euch die Teilnahme aussuchen?
teacher antwortete am 31. Jan, 20:21:
Wir geben 17-jährigen die Chance, ihr persönliches Studium zu finden und es anderen vorzustellen. Gemeinsam eine Uni oder eine FH testen - wer in so einem Projekt noch immer nach "Lehrerfehlern" sucht, der muss sein negatives Bild (von Schule) einmal überdenken.
entegut (Gast) meinte am 18. Mär, 17:27:
Ich bin zurzeit in einer Ausbildung. Das Durchschnittsalter der "Schüler" liegt bei etwa 30 Jahren, mehr als die Hälfte davon Akademiker. 5-6 "Schüler" kommen zwischen 5-15 Minuten zum Unterricht zu spät und zwar in einer Regelmäßigkeit und außerdem sind es immer die gleichen Personen. Dann beginnen sie ihr Müsli anzurühren, essen genussvoll und schenken sich grünen Tee aus der Thermoskanne ein. Ich komme mir vor, als hätten sie eine vierstündige Wanderung hinter sich und stärken sich von den Strapazen. Die anderen lesen Zeitung, oder tratschen derartig laut, dass sie stören. So eine mangelnde Disziplin gab es nicht einmal zu meiner Schulzeit. Und wenn ich mir denke, wie deren Kinder vermutlich ebenso interessiert dem Unterricht folgen, dann denke ich mir nur "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm".