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cotopaxi

 
steppenhund meinte am 31. Jan, 11:52:
vielleicht ist das Problem ein ganz anderes
Zuvor: letztes Jahr hatte ich in meiner Vorlesung (8. Semester, die Leute werden normalerweise im nächsten Jahr fertig) gefragt, wie ihre Berufsvorstellungen aussehen würden.
50% keine Ahnung, 30% ein bisschen wischi-waschi Berater werden, der Rest hatte konzise Vorstellungen.
- Ich war leicht entsetzt und habe mit Freunden und Kollegen gesprochen. Die haben den Umstand, dass selbst nahezu fertige Akademiker nicht wissen, was sie "arbeiten wollen", bestätigt.
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"Zu meiner Zeit" schien das anders. Nach der Volksschule gab es schon die Entscheidung: Hauptschule oder Gymnasium. Will man einmal mit dem Kopf arbeiten? (Damals steckte noch eine Wertung dahinter. Heute kann ein Professionist mehr verdienen als ein Akademiker.)
Dann gab es die Entscheidung: Matura oder HTL-Matura. Wieviel ist die Allgemeinbildung wert?
Und dann gab es die Frage: was studiere ich denn?
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Die Antwort, die ich gebe, ist folgende: man studiert, (wenn man es sich leisten kann) um in einem Fachgebiet gut zu werden, welches man gerne macht. In dem die Arbeit, mit der man später Geld verdient, Freude macht und Befriedigung bringt.
Jede andere Antwort wäre falsch, denn man verdient mehr, wenn man gleich nach der Schule arbeitet. Wenn es nur um das Geld geht, braucht man nicht mehr studieren.
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Unterschwellig setzt das aber voraus, was man einmal gerne im Leben werden möchte. Ich hege eine Hochachtung vor einem jungen Mädchen, das sagt, dass sie einmal Friseuse werden möchte. Den Beruf selbst finde ich nicht besonders hochgestochen. Aber die Aussage und die getroffene Entscheidung rechne ich ihr hoch an.
Ich kann es auch gut verstehen, wenn jemand eine ursprüngliche Entscheidung nach zwei oder vier Semestern Studium umwirft, weil er oder sie feststellt, dass der Stoff doch etwas ganz anderes ist, als man es sich früher vorgestellt hat.
Aber eine Antwort: "mal sehen, was sich so ergibt" halte ich für unwürdig. Ein Mensch, der so antwortet, darf nicht mehr älter als 14 Jahre sein. Sonst ist er dumm. Ja - in der heutigen Zeit mit all den Möglichkeiten der Information und der Möglichkeit, nicht 10 Stunden am Fließband stehen zu müssen, ist es ausgesprochen dumm, nicht über die Zukunft nach zu denken.
Als Lehrer würde ich am liebsten zu den Eltern gehen und sagen: nehmen Sie ihr Kind in die Schule und entlassen sie es auf die Straße. Das wird nichts mehr.
Manchmal kommt es dann zu einer absoluten Umkehr. Aus dem betroffenen Jugendlichen entwickelt siche ein ausgeprägte Persönlichkeit, die auf einmal genau weiß, was sie will.
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Wenn die Überlegung einer Lebensplanung so vollkommen absurd erscheint, kann ein entsprechendes Projekt wie das beschriebene nur scheitern. Die Jugendlichen sollten ja neugierig sein, was ihnen da geboten wird.
Fehlt diese Neugier, so schickt man sie besser nach Hause. Die Pflichtjahre haben sie ja schon hinter sich.
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Gut, ich weiß, das geht so nicht. Dass die Projektleiterin am Boden zerstört ist, sollte eigentlich folgende Frage hervorrufen. Hätte ich etwas besser vorbereiten können?
Vorher mit dem Lehrer sprechen?
Vorher Interviews mit einigen Kindern machen?
Die Aktion auf Freiwilligkeit aufbauen. besser man erzählt drei Interessierten was Wesentliches, als der ganzen Klasse nichts.
Dass man in bestimmten Altersstufen pädagogische Professionalität benötigt, um überhaupt gegen die Kinder aufkommen zu können, sollte selbstverständlich sein. Ich glaube, ich selbst würde mit Papierknäuel herumwerfen oder stören, wenn ich das Gefühl habe, dass die Personen da vorne nicht Herr der Lage sind.
Für solche Projekte kann man nur Personen mit "natürlicher" Autorität einsetzen.
Was im Abschnitt unter "Mitarbeiterin" angeführt ist, wirft allerdings ein schlechtes Licht auf die Lehrer. Wenn die das nicht ordentlich vorbereiten, - und das haben sie ja offensichtlich nicht - kann das nichts werden.
QED. 
teacher antwortete am 31. Jan, 12:10:
Natürlich kann man jedes Projekt noch verbessern. Dieses Projekt hat sich schon über Jahre bewehrt, es wird nicht zum 10. Mal neu erfunden und hinterfragt - sonst entstehen keine Vorteile aus der Routine.

Wenn man aus dem Fehlverhalten der Schüler ein Fehlverhalten der Lehrer macht (was gerne und auch hier passiert), reagieren die Betroffenen entsprechend: Die Schüler werden noch frecher und die engagierter Lehrer noch frustrierter. 
steppenhund antwortete am 31. Jan, 12:21:
Moment einmal! Davon stand aber nichts im Text.
Wenn sich das Projekt bereits zehn Jahre bewährt hat, ist eine Aussage der Lehrer, dafür gebe ich mich nicht her, absolut unverständlich.
Dann wäre es wirklich ein Fehlverhalten der Lehrer. Wenn es neunmal gut läuft und einmal schlecht, ist das doch eine ziemlich gute Ausbeute. Es lag vielleicht an den Leuten von der Hochschülerschaft, aber daraus abzuleiten, dass man sich dafür nicht mehr hergibt, ist eine ausgesprochen "dumme" Aussage.
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Zu denken gibt mir allerdings der Satz mit den Vorteilen aus der Routine. Vorteile aus der Erfahrung lasse ich gelten. Vorteile aus der Routine? Welche Routine? Jedes Jahr sitzen neue Schüler da. Die merken schnell, wenn etwas nur abgespult wird.
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Im Übrigen nehme ich normalerweise die Lehrer in Schutz, die müssen vieles ausbaden, was die Eltern versäumt haben. Aber im vorliegenden Beispiel machen die Lehrer kein gutes Bild. Schließlich können sie ja selbst für Ruhe und Disziplin sorgen, wenn das die Besucher nicht können. 
teacher antwortete am 31. Jan, 12:28:
Ich weiß nicht, wie es in all den Jahren gelaufen ist, ich nehme mit meiner Klasse zum ersten Mal teil, die Organisation wird aber von einem erfahrenen Team gemacht.

Routine ist hier extrem wichtig: Man braucht Adressen, Kontaktleute, Ablaufschemata, Beurteilungskriterien etc. Das jedes Mal neu zu erfinden und aus den alten Erfahrungen nichts dazuzulernen, das wäre reiner Schwachsinn.

Wenn man Vortragende als Gäste einlädt, greift man nur im Extremfall ein - sonst stört man ja beide Seiten. Auch eine Frage der Höflichkeit. 
steppenhund antwortete am 31. Jan, 12:35:
Ok, dass man die Administration nicht jedes Mal neu erfindet, höchstens verbessert, liegt auf der Hand.
Burteilungskriterien: wer wird beurteilt und was wird beurteilt? Die Kriterien interessieren mich. Da wird doch etwas geleistet, dessen Wirkung erst in einigen Jahren feststellbar ist.
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Ich stimme durchaus zu, dass man die Gäste machen lasst. Wenn aber die Schüler es an Höflichkeit vermissen lassen, würde ich als Lehrer eingreifen. 
teacher antwortete am 31. Jan, 19:46:
Die Schüler haben am Ende der Woche eine Präsentation und einen Erfahrungsbericht zu schreiben - diese werden nach einem gemeinsamen Schema bewertet (Layout, Inhalt, Präsentation ...).

Gastvortragende nehmen im Notfall Blickkontakt zu den anwesenden Lehrern auf. Wenn ich ohne Aufforderung eingreife, ist die Autorität und Glaubwürdigkeit des Gastes verloren und ich (zer)störe einen wachsenden Dialog. Natürlich wird in Vor- und Nachbereitung darauf hingewiesen (was ziemlich oberlehrerhaft rüberkommt). 
undiszipliniert (Gast) antwortete am 31. Jan, 19:56:
Mit 14 wissen, was man werden möchte ... oder wie soll ich das interpretieren? Ich wusste bis nach dem Abi nicht, was ich werden will und Grundschullehrerin wollte ich nie werden! Irgendetwas mit Kunst sollte es sein ... heute bin ich sehr glückliche Grundschullehrerin, mit 14 wusste ich nicht einmal, dass man das werden kann!...
Interessant finde ich, dass wohl bisher nie die ganze Schule an diesem Projekt teilgenommen hat - oder ich verstehe es falsch!?
Und genau da geht es für mich wieder um Integrität, kann man sich bei Euch die Teilnahme aussuchen? 
teacher antwortete am 31. Jan, 20:21:
Wir geben 17-jährigen die Chance, ihr persönliches Studium zu finden und es anderen vorzustellen. Gemeinsam eine Uni oder eine FH testen - wer in so einem Projekt noch immer nach "Lehrerfehlern" sucht, der muss sein negatives Bild (von Schule) einmal überdenken. 

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