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cotopaxi

 
silmanja meinte am 27. Jan, 23:32:
als eine die jahrelang in schulen gegangen ist, um über die uni zu erzählen kann ich sagen, dass es eine schwierige sache ist. die meisten schülerInnen denken nur bis zur matura. sie dazu zu animieren, die erste selbständige und weitreichende entscheidung, die sie in ihrem leben treffen werden, vernünftig vorzubereiten, ist nicht leicht. im lehrplan ist das quasi nicht vorgesehen.

dann habe ich noch zwei arten von schülerInnen kennengelernt: auf der einen seite, diejenigen, die genau wissen, was sie wollen und sich nur mehr gezielt zu ihren studienwunsch informieren. und auf der anderen seite, die menge derer die keine ahnung haben, was sie nach der matura machen werden. was anderes als studieren kommt ihnen meistens nicht in den sinn. aber was sie studieren wollen/sollen wissen sie auch nicht. da geht es dann nicht nur darum genau über studien- und sonstige ausbildungsmöglichkeiten zu informieren, sondern - vor allem - darum, dass sie sich wirklich einmal mit sich selbst und ihren wünschen auseinandersetzen müssen. auch dafür muss raum und - oft - professionelle unterstützung geschaffen werden.... 
timanfaya antwortete am 28. Jan, 10:37:
ich [baujahr 68] kann das mal aus der rückschau ergänzen und nur bestätigen. nach einer vertragsverlängerung in der 9. klasse wegen katastrophaler defizite in latein und desinteresse in vielen anderen fächern hatte ich nur ein ziel: den abschluss - mit einem mindestmaß an aufwand- nicht mehr anbrennen lassen [was ich dann auch mit einer glatten 3,0 erreicht habe]. alles darüber hinaus war für mich uninteressant, da ich eh noch nicht orientiert war, was ich mal werden wollte.

in der oberstufe ging es dann bei uns wild her, insbesondere bei der privaten freizeitgestaltung. nebenher ging ich noch kellnern und anschließend - auch mitten in der woche - zum abspannen in diskotheken wo sich eine mischung aus kellnern, schülern, studenten, rotlicht und sonstigen nichtsnutzen rumtrieb. leistungsfördenr war das sicher nicht. es gab kurse, bei denen ich nur zu 50% anwesend war, z.b. mein bio leistungskurs.

was damals in der schule passierte, insbesondere bei solchen projekttagen interessierte mich null. mitschüler die schon auf irgendein ziel hin arbeiteten waren mir völlig suspekt, weil mir unbegreiflichwar, wie man mit 19 schon wissen konnte, was man sein leben lang machen möchte.

nach dem abi folgte über bundeswehr, lehre, praktika und einer wartezeit von 10 semestern mit 25 auch ein n.c. studium, das ich mit 30 und einer deutlich besseren note als meinem abi schnitt abschloss [hätte ich mit 20 angefangen statt mit 25 wäre ich wahrscheinlich zeitgleich fertig geworden]. danach reihten sich weitere ungeplante zufälligkeiten aneinander.

wenn ich meine heutige, recht gute situation analysiere, so hat das ergebnis sehr stark damit zu tun, dass ich mich immer einer situation gestellt habe - und mir nicht einen idiotischen gesamtlebensplan zurecht gelegt habe. außerdem habe ich mehr daran gearbeitet mich selbst zu ergründen bevor ich einen masterplan zusammenschuster, der irgendeinem gesellschaftsbild entspricht. es gibt aber sicherlich auch menschen, die sowas brauchen. aus der sicht dieser projekte sollte es daher nicht verwundern, dass man mit so etwas nicht alle erreicht. schon garnicht, wenn man sie dort einfach nur reinschiebt.

was mir damals gefehlt hat, war die erklärung der verbindung des lebens mit der schule. das warum und wieso. integralrechnung? wofür bitte schön? also lerne ich das auch nicht. viele jahre später schafft es ein professor mir dieses defizit in wenigen minuten anschaulich zu erläutern.

einfach irgendwann zu sagen, "informiert euch" kann nicht der weg sein. das müßte viel viel früher anfangen. berufe erklären, wirtschaft erklären, zusammenhänge aufzeigen, die gesellschaft erläutern. aber das ist das eigentliche defizit der schule: dafür sind lehrer schlichtweg nicht ausgebildet und zu artfremd. ich denke, das müssen sie auch nicht drauf haben, woher auch. lernen kann man nur aus dem nähkästchen. darauf sollte man abzielen und früh externe menschen aus der wirtschaft, freiberufler, künstler usw. in die schulen holen, die etwas zu erzählen haben.

und noch eine ergänzung: nach dem 20er treffen kann ich heute übrigens sehr genau ablesen, dass die nicht so geraden lebenswege [mit damals schlechteren zeugnissen]die deutlich glücklicheren menschen geformt hat. das mag nicht die regel sein, aber in meinem jahrgang trifft das zu etwa 90% zu.


p.s.: ich hatte an der uni das große glück, dass es einen professor gab, der von einem großen konzern gesponsort wurde. mit diesem geld wurden die oberste liga und weltstars meines berufes eingeladen. was die - in den sogenannten moantagabend-gesprächen erzählt haben steht in keinem lehrbuch - und war unbezahlbar. 
teacher antwortete am 28. Jan, 14:42:
@silmanja: Hast du auch so schlimme Erfahrungen gemacht?
Gefühl: Man versucht zu helfen und wird dafür geprügelt?

@timanfaya: In dieser Woche bieten wir allen SchülerInnen die Möglichkeit ihre persönliche Zukunft zu planen, sich mit ihren eigenen Wünschen zu beschäftigen. Hier den Lehrern immer noch vorzuwerfen, zu weit von der Lebenswelt entfernt zu sein, ist nicht mehr zu verstehen. 
timanfaya antwortete am 28. Jan, 15:11:
nein, so meinte ich das nicht, als vorwurf schon garnicht. schule, uni und arbeiten sind drei universen, denen eins gemeinsam ist: das eine weiß vom anderen recht wenig. im prinzip eigentlich so gut wie nichts. genausowenig wie ich irgendeine ahnung habe ob es sinnvoll ist goldschmied zu werden und was man damit machen kann dürfte jeder lehrer mit der perspektive eines zimmermanns im jahr 2009 überfordert sein.

das mit der hilfe ist in ordnung und wird mit sicherheit nicht entlohnt, weil sie wahrscheinlich 90% der schüler garnicht erreicht [also schon rein mental]. was ich eigentlich sagen wollte ist das zu späte einsetzen der gedanken zu diesen themen. irgendwann am ende werden alle auf einmal hektisch. wie die vorrednerin schon schrieb, "im lehrplan nicht vorgesehen".

und dann wiederum mangelnde professionalität. ich bezweifel beispielsweise, dass von meinen lehrern keine 5% eine ahnung hatten wie sich ein n.c. bildet. 
teacher antwortete am 29. Jan, 14:40:
In Österreich ist "BO-Berufsorientierung" ab der 3. Klasse (7.Jg.) in allen Fächern verbindlich zu behandeln. 
silmanja antwortete am 2. Feb, 21:17:
@teacher - so jetzt schaffe ich es endlich zu antworten -

ehrlich gesagt, haben wir zu 90% positive erfahrungen gemacht. sowohl lehrer als auch schüler waren dankbar, dass wir aus erster hand erzählen konnten, und auch eine abwechslung in den schulalltag brachten.

ich glaube aber auch, dass wir damals ein sehr gutes team, waren und wir haben diese arbeit sehr kontinuierlich gemacht und uns pädagogisch/didaktisch und psychologisch weitergebildet. für lehramtstudentInnen war es auch eine besondere form eines "schulpraktikums" 

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