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cotopaxi

 
Wir besprechen die Träume und Ängste der heutigen Jugend und vergleichen sie mit statistischen Daten aus französischen Vorstädten.

Meine Rechnung geht nicht auf.

Wovon träumen sie mehr?

Von Geld?
Nein, von Familie!
Von Sex?
Nein, von guten Freunden.
Von Macht?
Nein, schon gar nicht.

Und was befürchten sie?

Arbeitslosigkeit?
Zu weit weg.
AIDS?
Ein bisschen.
Was sie wirklich fürchten:
Gewalt.

"Hallo? Wir leben in einem der sichersten Länder der Welt. Ich wurde noch nie überfallen, nicht beraubt, nicht bestohlen!"
"Wie oft gehen Sie am Abend weg?", fragen sie mich zynisch.
"Ab und zu."
"Sehen Sie! Und das alleine?"
"Meistens nicht."

Die Achtzehnjährigen erzählen von Gewalt, die ich nur in Sao Paulo oder Guayaquil vermutet hätte.
"Ich kenne vier Mädchen, die vergewaltigt wurden."
"Mir wurde das Handy am Bahnhof weggenommen - die SIM-Karte durfte ich noch rausnehmen."
"Wissen Sie, wie oft ich schon attackiert wurde?"

Sie erklären mir, wo man besser nicht hingeht. "Als Jugendlicher!"
"Und was unternimmt die Polizei?"
"Sowas zeigen wir doch gar nicht mehr an. Die nehmen uns doch nicht ernst!"

Ich bin eine Illusion ärmer, aber ich vermute: "Gewalt in der Schule" - ist das kleinste Problem. Vor und nach der Schule, dort ist Brutalität.
Matthias (Gast) meinte am 20. Dez, 12:31:
In Deutschland darf man das bloß nicht kommentieren (außer höchstens abfällig), sonst kann man sich gleich ein Grab für sein Ansehen schaufeln.

In Österreich wählen die Jungen gern freiheitlich. Und was der SPÖ dazu einfällt ist nur, dass die Jugendlichen nicht genug "politische Bildung" - andere würden es Indoktrination nennen - abbekommen haben. 
teacher antwortete am 20. Dez, 20:22:
Dabei ist das gar kein Statement gegen Ausländer, bloß gegen (Jugend-)Kriminelle. 
tonja (Gast) antwortete am 21. Dez, 01:08:
mein lieber matthias
deine asoziation von gewalt und jugendlichen zu migranten-schwierigkeiten spricht bände.

und bitte: wer sagt jetzt den obligatorischen noch fehlenden satz "es sind halt immer die ausländer, die anfangen"?

den hätten wir auch noch nicht.

*gähn* 
Anke (Gast) antwortete am 21. Dez, 09:39:
Kann ich nicht unterschreiben
Aus meinem ländlichen Heimatdorf:

Unruhestifter, die gleichaltrigen genauso wie älteren Damen Angst gemacht haben weil sie grundlos angriffen: alles Deutsche. Die Türken im Dorf: Zurückhaltend, unsichtbar, Opfer.

Die Täter, das ist aufgefallen: Zugezogen. In ihren 12-15 Lebensjahren schon mehrfach umgezogen. Eltern beide seit Kindergarten Berufstätig. Kinder haben seit der Grundschule einen eigenen Schlüssel. Die Eltern kommen erst abends heim.

..........
hier, wo ich jetzt wohne (in der Nähe von Großstädten), verhält es sich schon anders. Da sind Jugendgangs unterwegs. Wieder: seltener Migranten, eher deutsche. Vom Verhalten her schätze ich ihre Kindheit genauso ein, wie die der Unruhestifter im Dorf. Sie "gammeln" den ganzen Tag herum, Schule ist uncool, am Bahnhof sitzen und (Kippen) schnorren schon besser. Abends hängt man dann vor den Clubs und Discos. Angetrunken oder Betrunken. Aggressiv. Vorbeigehende, gerne jüngere, schwächere, Einzelgänger, werden bedroht, bestohlen, geschlagen.

Ich denke das Problem ist ein gesamtgesellschaftliches, keines, was nur Migranten betrifft. Die sind oft selbst nur Opfer und um nicht immer nur einzustecken, werden sie irgendwann auch zu Tätern. Das ist kein Freispruch, nur meine Meinung 
teacher antwortete am 21. Dez, 13:01:
In der Klassendiskussion ist es auch gar nicht theamtisiert worden, dass Gewalt von Ausländern, sondern Gewalt von Gleichaltrigen gefürchtet wird: Jugendliche gegen Jugendliche! 
Matthias (Gast) antwortete am 22. Dez, 08:29:
Wo hab ich denn etwas von Ausländern geschrieben? Oder thematisiert die FPÖ nur "Türkengewalt"? 
amadea (Gast) meinte am 20. Dez, 17:22:
Na, hamma schon alles? Und auch schön verpacken lassen?
Weihnachtsfeier schon vorbei? Unsere war wie immer. Essen, Saufen und Singen. Und ich habe Weihnachtsgeschichten vorgelesen.

Schöne Tage wünsch ich. Und nasch nicht zu viel von den Vanillekipferln.
:-)

das verzerrte wort heißt heute: fart 
teacher antwortete am 20. Dez, 20:20:
Mein Lieblingsspruch: "If you don't smoke, I wan't fart."
P.S.: Nix hamma - das Weihnachtsshopping ist definitiv zu stressig für einen Mann. 
Jeeves (Gast) antwortete am 21. Dez, 13:14:
Mein Lieblingsspruch: "If you don't smoke, I wan't fart."

Und was heißt das, resp. was soll das heißen?
Ist es nur ein Vertipper? 
teacher antwortete am 21. Dez, 13:46:
Tja: " ... I won't fart (= furzen)" wäre leichter verständlich. 
emu (Gast) meinte am 20. Dez, 19:38:
Bei allem Respekt für die subjektiven Sicherheitsbedürfnisse der adoleszenten Welt, eine gewisse verzerrte Realitätswahrnehmung darf man ihr doch unterstellen. In meiner längst vergangenen Jugend (vor zwei bis drei Jahren) häuften sich grausliche Berichte über das Linzer Bermudadreieck; die Gefahr, als unbedarfter Besucher zum Handkuss zu kommen war aber nahe null, Gewalt fand fast ausschließlich in geschlossenen Kreisen statt.

Jetzt wohne ich im gefürchteten 20. Bezirk, wo nach allgemeiner Auffassung Kulturkriege toben und Jugendgangs die Straßen terrorisieren. Ich kenne niemanden persönlich, der je auch nur belästigt worden wäre – und die Kriminalitätsstatistik widerspricht meiner Privatempirie auch nicht wirklich.

Lächerlich und durch einen gelegentlichen Besuch in den Landesgerichten leicht widerlegbar ist auch die Idee, dass die Polizei nicht einschreiten würde. Bei aller Kritik an der Exekutive, Untätigkeit auch bei kleineren Gewaltdelikten kann man ihr kaum vorwerfen. 
teacher antwortete am 20. Dez, 20:18:
Die Jungen sagen mir, dass diese Gewalt nur unter den Jugendlichen stattfindet (absurd, weil das die gewaltfrei erzogene Jugend sein sollte).
Ein verbürgtes Beispiel: Jacke mit Ipod wird in einem In-Lokal gestohlen, der Betroffene geht natürlich nicht zur Polizei: "Eh sinnlos!" So entsteht unsere schöne Statistik. 
rinpotsche antwortete am 20. Dez, 20:26:
Manchmal habe ich das Gefühl, dass es sich mit der Gewalt unter Jugendlichen ähnlich verhält, wie auf dem Fußballplatz: wenn man nicht gefoult wird, ist man nichts wert. 
emu (Gast) antwortete am 20. Dez, 20:45:
Diebstahl ist eine andere Baustelle, weil er in Österreich wie Versicherungsbetrug, Steuerhinterziehung und Korruption zu den Kavalierdelikten zählt und wohl eine Mehrheit der Bevölkerung ihr Eigentum zumindest gelegentlich auf diese Weise vermehrt. Der Unterschied ist vielleicht, dass Erwachsene eher Konzerne und den Staat bestehlen und trickreicher vorgehen. 
teacher antwortete am 20. Dez, 21:13:
Das ist eine der typisch jugendlichen Haltungen zum Eigentum - das habe ich früher nicht gekannt und daran kann ich mich auch heute nicht gewöhnen. 
teacher antwortete am 20. Dez, 21:14:
@rinpotsche: Viele würden gerne auf die Fouls verzichten! 
rinpotsche antwortete am 20. Dez, 21:40:
Ich will jetzt nicht das abgedroschene Argument über mangelnde Werte postulieren, aber oft bleibt nur diese Art von Aufmerksamkeit und Anerkennung übrig. Ich glaube auch nicht, dass jeder Getretene das für die erste Wahl hält. Aber es ist eine immer gängigere Möglichkeit, zumindest kurzzeitig im Fokus zu stehen. Und abgesehen davon, sind die bevorzugt auf's jugendliche Klientel ausgelegten Medien voll von getoppten Brutalitäten. Es schaukelt sich gegenseitig hoch und wird nachgemacht, auch wenn's weh tut. Alles andere ist uncool. 
emu (Gast) antwortete am 20. Dez, 23:04:
@teacher: Welche »typisch jugendlichen Haltungen zum Eigentum« meinst du? 
teacher antwortete am 21. Dez, 12:57:
Ich erlebe, wie ein Buch, eine DVD oder ein USB-Stick eines Mitschülers einfach mitgenommen wird, wie bei Feten in den Vorratskammern der Gastgeber zugegriffen wird, wie fremdes Eigentum nicht respektiert wird: War früher "Diebstahl" (an Kameraden besonders schlimm!), ist heute "lustig".
Das ist eindeutig eine Haltung von Jugendlichen, Erwachsene sind hier viel respektvoller. 
campino (Gast) antwortete am 21. Dez, 22:48:
Wobei das auch von der "Schicht" abhängt. Auf meiner Schule passiert sowas so gut wie nie, die meisten Schüler stammen aus der Mittelschicht ohne Migrationshintergrund.
Am Nachbargymnasium, das den Anspruch, Eliteschule zu sein durch mind. 1/3 Einserschnitte in jedem Abijahrgang hält (Gerüchten zufolge durch den Schulleiter verordnet), ist so etwas ganz normal. Die Klientel: Oberschicht, hier sind all die, für die die Eltern nur das "Elitegymnasium" für angebracht halten.

Im Kooperationsunterricht fallen diese Schüler dadurch auf, dass sie ununterbrochen labern und eigene Leistungen nur schlecht einschätzen können. Der Hinweis, das bei uns der Unterricht um 8 anfängt, nicht um 10 nach 8 musste erst durch konsequentes Abschließen des Raumes von Innen um genau 5 nach 8 untermauert werden, bevor er ankam. 
virtualmono antwortete am 22. Dez, 01:03:
Ich sehe in dieser laxen Einstellung zu fremdem Eigentum ein gewaltiges Problem - allerdings zeigen uns gerade die Verursacher der globalen Finanzkrise, daß es eben auch die Erwachsenen mit jedweder Ethik nicht mehr so genau zu nehmen scheinen. 
teacher antwortete am 22. Dez, 08:05:
Ja, aus den Medien kennen sie das schon, aber bei ihren Eltern haben sie das nicht gesehen. 
la-mamma meinte am 21. Dez, 16:31:
ich würde das trennen:
das mit den vergewaltigungen halte ich für sehr fragwürdig. ich hoffe zumindest sehr, dass hier jugendliche übertreibung herrrschte.
das mit den vielen diebstählen untereinander unterschreibe ich - als die verluste ersetzende mutter - sofort. da ich aber fast annehme, dass viele eltern sich das heute eben so leisten können, wird das gegenseitige wegnehmen von dingen - und zwar ganz egal in welcher gesellschaftsschicht - bei den kindern und jugendlichen anscheinend als "eh normal" bewertet. 
bnz (Gast) antwortete am 21. Dez, 17:48:
woher kommt bloß die Sorge...
Woher kommt bloß die Sorge nicht ernstgenommen zu werden? Vergewaltigung als jugendliche Übertreibung. Frohe Weihnachten. 
la-mamma antwortete am 21. Dez, 18:56:
ich will vergewaltigung in keiner weise verharmlosen -
im gegenteil.
ich würde auch jeder raten - wenn sie es denn schafft - anzeige zu erstatten. für mich ist das aber eine andere problematik, auch wenn es selbstverständlich gewalt ist.
vielleicht wird aber gerade diese straftat - zumindest wenn ich mir so die üblichen strafmaße ansehe - ganz generell nicht ernst genommen! 
Matthias (Gast) antwortete am 22. Dez, 08:38:
"das mit den vielen diebstählen untereinander unterschreibe ich - als die verluste ersetzende mutter - sofort"

Na dann sei froh drum und bete, dass es so bleibt, dass du nicht schreibst: "das mit den vielen vergewaltigungen unterschreibe ich - als mutter betroffener kinder - sofort".

bnz hat schon Recht. Wenn einem etwas nicht ausgerechnet selbst passiert ist, glaubt man es natürlich nicht. Schließlich ist ja bekannt, dass die ganze Welt lügt.

Damit muss ich leben, der desöfteren Schlägereien mitbekommt und Bekannte hat, denen schon die Knochen "aus Spaß" zertrümmert wurden oder die wegen ein paar Euro ein Messer in den Bauch bekamen. Damit müssen andere leben, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Man wird nicht nur nicht ernstgenommen, sondern regelrecht verhöhnt. 
teacher antwortete am 22. Dez, 14:49:
Diese Stimmung ist mir auch in dieser Klasse vermittelt worden. Politik und Polizei reden schön, die "Alten" haben keine Ahnung von der Realität.
Ich muss dann lachen, wenn LehrerInnen Schulungen angeboten bekommen, wie sie damit in den Klassen umgehen sollen: Da reden wieder "alte Lehrer" mit "alten Lehrern" über Dinge, von denen sie wirklich nichts verstehen. 
amadea (Gast) meinte am 22. Dez, 00:03:
krawuzi, teach. räum mal deine mailbox aus - die quillt über.

:-) 
lilula (Gast) meinte am 22. Dez, 00:08:
Gewalt findet sehr wohl in der Schule statt, ich wurde als 17jährige einmal fast vergewaltigt oder zusammengeschlagen, aber die 2 Typen haben sich nicht richtig abgesprochen und liefen davon als sie einen Lehrer kommen hörten. Der eine war ein Widerling, der mich ständig begrapschte, aber so dass es weh tat, und der andere sein Freund - Karatetyp und Narbengesicht. Sie lockten mich in ein leeres Klassenzimmer, dort überfielen sie mich dann, der eine machte seine Hose auf, der andere krempelte seine Hemdärmel hoch. Und ich dachte nur, ich werde jetzt sterben. In dieser Schule dachte ich jeden Tag ans Sterben, ich musste mich ständig wehren, und tat dies auch, damals wars mir egal ob ich drauf geh.
Vor ein paar Jahren sah ich den einen dann im Fernsehen, in einer Talkshow, Thema: schwierige Schüler, er ist sehr reich, aus jeder Schule geflogen, keinen Abschluss, und ist jetzt Pilot mit eigenem Flugzeug. 
teacher antwortete am 22. Dez, 14:52:
Um diese Erfahrung beneide ich dich nicht, sowas kann lange nachhängen. Aber ganz allgemein gesprochen, sind in der Schule wenig Freiräume für Gewalt vorhanden. Es wundert mich fast, wie wenig gewalttätig die SchülerInnen in unseren Schulen sind. 
bnz (Gast) antwortete am 22. Dez, 19:31:
Oder wie wenig ihr davon mitbekommt?

Ich will gar nichts unterstellen, ich kenne die Schule nicht und auch nicht die Verhältnisse. Aber deine Aussage klang irgendwie genau wie das, was du vorher bemängelt hast - weil sie nur von Lehrerseite kommt. 
teacher antwortete am 23. Dez, 20:08:
Stimmt genau. Es kann natürlich sein, dass die Schüler nicht nur der Polizei nichts sagen, sondern auch den LehrerInnen - schließlich haben sie schnell gelernt/erkannt, dass auch wir völlig machtlos sind und letztlich nichts gegen Täter unternehmen (können). 
 

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