"Das ist ein Wahnsinn", berichtet ein 22-jähriger Student nach einem Ausflug ins Wiener Nachtleben. "Da taumeln die besoffenen Jugendlichen in die U-Bahn, kotzen in die Ecken, lassen alles liegen und fallen, was sie nicht mehr brauchen. Da waren wirklich alle blunznfett, haben geschrien ..."
Ich höre zu.
Ich vermute zwei einfache Fragen hinter seinen Erzählungen:
1. Warum tun die das? Die Jugendlichen.
2. Warum lassen die das zu? Die Alten.
Da muss ich nachdenken und zusammenfassen: Anonymität und Entkoppelung.
In der Anonymität der Stadt fühlt sich niemand für die anderen verantwortlich. "Stadtluft macht frei", sagten bereits unsere Vorfahren im Mittelalter.
"Entkoppelung" ist ein moderneres Phänomen. In traditionellen Gesellschaften fühlen sich Eltern für ihre Kinder und diese (später)für ihre Eltern verantwortlich. Sie sind aufeinander angewiesen, helfen und unterstützen einander. In vorindustriellen Gesellschaften sind kinderlose Frauen der Altersarmut ausgeliefert, in unserer Gesellschaft sind hingegen kinderreiche Familien armutsgefährdet. DINKS, double income - no kids, profitieren vom Einkommen ihrer Jobs und der Absicherung durch den Staat. Auf Kinder verzichten bringt wirtschaftliche Vorteile, seine Kinder zu vernachlässigen auch. Man ist nicht aufeinander angewiesen, weil der Staat für das soziale Netz, von der Arbeitslosenversicherung bis zur Pension, sorgt.
Deswegen kümmern sich heute viele Eltern nicht um ihre Kinder, sondern um ihre Jobs und ihr Einkommen. Das bringt Wohlstand, Anerkennung und Glück. Kinder bringen das Gegenteil. Sie werden an den Staat und dessen Institutionen abgeschoben. Die Jungen rächen sich intuitiv, indem sie die Ansprüche und Erwartungen der Alten ignorieren. Sie brauchen und achten einander nicht.
Meine (noch unausgegorene) Theorie: Die Entkoppelung der Generationen schadet den Menschen und überlastet den Staat.
Ich höre zu.
Ich vermute zwei einfache Fragen hinter seinen Erzählungen:
1. Warum tun die das? Die Jugendlichen.
2. Warum lassen die das zu? Die Alten.
Da muss ich nachdenken und zusammenfassen: Anonymität und Entkoppelung.
In der Anonymität der Stadt fühlt sich niemand für die anderen verantwortlich. "Stadtluft macht frei", sagten bereits unsere Vorfahren im Mittelalter.
"Entkoppelung" ist ein moderneres Phänomen. In traditionellen Gesellschaften fühlen sich Eltern für ihre Kinder und diese (später)für ihre Eltern verantwortlich. Sie sind aufeinander angewiesen, helfen und unterstützen einander. In vorindustriellen Gesellschaften sind kinderlose Frauen der Altersarmut ausgeliefert, in unserer Gesellschaft sind hingegen kinderreiche Familien armutsgefährdet. DINKS, double income - no kids, profitieren vom Einkommen ihrer Jobs und der Absicherung durch den Staat. Auf Kinder verzichten bringt wirtschaftliche Vorteile, seine Kinder zu vernachlässigen auch. Man ist nicht aufeinander angewiesen, weil der Staat für das soziale Netz, von der Arbeitslosenversicherung bis zur Pension, sorgt.
Deswegen kümmern sich heute viele Eltern nicht um ihre Kinder, sondern um ihre Jobs und ihr Einkommen. Das bringt Wohlstand, Anerkennung und Glück. Kinder bringen das Gegenteil. Sie werden an den Staat und dessen Institutionen abgeschoben. Die Jungen rächen sich intuitiv, indem sie die Ansprüche und Erwartungen der Alten ignorieren. Sie brauchen und achten einander nicht.
Meine (noch unausgegorene) Theorie: Die Entkoppelung der Generationen schadet den Menschen und überlastet den Staat.
teacher - am Donnerstag, 23. Juni 2011, 19:42
gerd (Gast) meinte am 23. Jun, 20:30:
hast du schon einmal als einzelner erwachsener einen halbwüchsigen im rudel im öffentlichen raum zurechtgewiesen?das kann unter umständen lebensgefährlich sein, du schlaumeier.
Tom (Gast) antwortete am 23. Jun, 21:50:
Das Zulassen durch Ältere (v.a. Eltern) findet ja schon vorher statt.
gerda (Gast) antwortete am 23. Jun, 21:55:
@gerdin dem beitrag steht keine aufforderung an die alten, dem treiben der jugend einhalt zu gebieten. Es ist einzig und allein eine zustandsbeschreibung und der versuch, ursachen zu benennen. Also, lieber gerd, wer lesen kann, ist klar im vorteil ...
gerd (Gast) antwortete am 23. Jun, 22:02:
@gerda, wenn hinter einem satz ein fragezeichen steht, ist das keine zustandsbeschreibung.so viel zum lesen-können.
teacher antwortete am 24. Jun, 11:27:
Es geht mir nicht um das einmalige Eingreifen in konkreten Situationen, sondern um das grundsätzliche Erziehen.
steppenhund antwortete am 24. Jun, 13:03:
@gerd
Schlaumeier könnte hier als Beschimpfung ausgelegt werden. Ist es wohl aber nicht, weil ihr Beitrag und ihre Antwort an Gerda darauf schließen lassen, dass für Sie bereits jemand mit einem IQ von 80 als Schlaumeier erscheinen muss.
gerd (Gast) antwortete am 24. Jun, 16:01:
steppenhund kannst du mir sagen, wo dein problem ist?
Ketzerkatze (Gast) meinte am 23. Jun, 23:29:
Ob das "um den Job Kümmern" lediglich aus Selbstverwirklichungsgründen geschieht (Wohlstand, Anerkennung und Glück), wage ich zu bezweifeln.Hier im Ruhrgebiet ist es zumindest in ArbeiterInnenfamilien NOTWENDIG, dass beide Elternteile (so vorhanden) lohnarbeiten, um bei den steigenden Abgaben, Preisen, Mietnebenkosten etc. überhaupt noch den Lebensstandard (und damit ist weder Zweitauto, -Urlaub, Nerz oder Perlen gemeint, sondern ganz normales Leben ohne materielle Not) halten zu können.
Wo in den 70ern noch ein Verdiener reichte, müssen heute 2 ran (und, wie gesagt: nicht, um fürs "Haus" zu sparen).
Alleinerziehende sind da doppelt gekniffen: haben, da Frauen, meist nicht gut bezahlte Jobs, und sitzen in der Aufstockerfalle.
Dass _da_ ein Hase im Pfeffer liegt, nämlich in der modernen Ex-und-Hopp-Mentalität von sogenannten "Beziehungen", ist unbenommen.
Aber das Draufhauen auf arbeitende Mütter bezüglich angeblichen "Wohlstands, Anerkennung und Glück" mag ich nicht - welchen "Wohlstand", welche "Anerkennung" und welches "Glück" erleben/empfinden Bandarbeiterinnen, Schleckerkassiererinnen, Putzfrauen, Altenpflegerinnen, Schreibdienstmitarbeiterinnen, Verkäuferinnen oder McDoof-Kellnerinnen? - DAS sind so in etwa die Berufe, in denen zumindest hier die meisten Frauen arbeiten.
Das sind keine DINKS. Froh sind sie, so lange beide noch Arbeit haben - aber weniger wegen "Wohlstand", sondern weil dann HartzIV noch nicht ums Eck lugt.
Gästin (Gast) antwortete am 23. Jun, 23:38:
Ich seh das genauso. Abgesehen davon gibt es Untersuchungen, dass berufstätige Mütter unter Umständen mehr "Quality-Time" mit ihren Kindern verbringen als Mütter, die den ganzen Tag daheim sind, weil sie sich bewusster mit ihren Kindern beschäftigen.Ich war übrigens auch berufstätig und habe mein Kind alleine großgezogen. Mein Sohn ist heute 30 und erfolgreich. Sowohl privat als auch beruflich. Die Berufstätigkeit kann demnach nicht Schuld sein.
Aber es ist - in allen Fällen - immer auch viel Glück dabei. Auch in "intakten Familien" gibt es Kinder, die drogenkrank und/oder kriminell werden.
Su (Gast) antwortete am 24. Jun, 09:45:
DINKS - doppeltes Einkommen, KEINE Kinder!Hier ging es doch gar nicht gegen arbeitende Mütter. Hier ging es um Entkoppelung. Und die passiert in der Gesellschaft tatsächlich in den Bereichen, wo Menschen nicht mehr wissen, was es bedeutet, Kinder großzuziehen (also Menschen ohne Kinder), oder wo Menschen aufgegeben haben (einige HartzIV-Familien, die im Laufe der Erwerbslosigkeit jeglichen Antrieb verloren haben).
Gästin (Gast) antwortete am 24. Jun, 09:53:
Hier geht es um die persönliche Meinung des Teacher:"Deswegen kümmern sich heute viele Eltern nicht um ihre Kinder, sondern um ihre Jobs und ihr Einkommen. Das bringt Wohlstand, Anerkennung und Glück."
Die versucht er mit Schlagworten pseudowissenschaftlich zu untermauern.
teacher antwortete am 24. Jun, 11:31:
Weder pseudo- noch wissenschaftlich. Es geht um eine Idee, zu der ich gerne Meinungen einholen will.
steppenhund antwortete am 24. Jun, 13:10:
@Ketzerkatze und Gästin
Ich kann gerade die angesprochenen Alleinerzieherinnen in der Fragestellung nicht erkennen. Statistisch gesehen bekommen diese Kinder nämlich mehr an Zuwendung und fallen auch nicht durch derartiges Verhalten auf.Was es aber gibt, ist die Wohlstandsverwahrlosung. Die trifft sowohl bei Alleinverdienern wie auch bei Mehrfachverdienern auf. Und da scheint mir die Fragestellung von teacher gar nicht so unangebracht.
-
Interessant finde ich den Querverweis auf die Ex-hopp-Beziehungskultur. Hier scheint mir das Wesen der Anonymität kennzeichnend, welches in Städten immer stärkeren Ausschlag gibt. Und der Hang zur Urbanisierung ist zweifellos vorhanden.
Da habe ich dann allerdings noch eins draufzusetzen: in den oberen Bildungs- und Berufsstufen gibt es diese Anonymität gar nicht mehr. Wenn man z.B. einige Zeit in der IT tätig ist, kennt man alle ersten und zweiten Führungsebenen. Das heißt aber auch, dass man selbst bekannt ist. Wenn man sich hier eine Blöße leistet, kann man ziemlich leicht "out" werden.
Nur bei Politikern funktioniert das viel zu selten;)
xconroy (Gast) meinte am 24. Jun, 10:26:
Schlussfolgerung
Aus den Schlussfolgerungen des Autors schließe ich, daß er der Meinung ist, früher™, als die Familienbande noch enger waren, hätte die Jugend sich braver und systemstabilisierender benommen.Schließe ich da richtig?
(und würde ich dem Autor eine konservative Grundhaltung unterstellen, würde ich schließen, daß er der Meinung ist, der Staat müsse einfach nur die "soziale Hängematte" kleinschnippeln, und schon würde die verzogene Jugend wieder spuren und die verzogenen egoistischen Eltern ebenso, weil sie gezwungenermaßen aufeinander angewiesen wären. Aber das unterstelle ich natpürlich nicht, und darum schließe ich das auch nicht ;-)).
BIA (Gast) antwortete am 24. Jun, 11:48:
Ich könnte mir vorstellen, dass es auch anders geht! Aber natürlich ist dem Ganzen eine gewisse Wahrheit nicht abzusprechen! Wenn es kein soziales Netz gibt, sind die Familien gezwungen, anders zusammenzuhalten. Frauen, aber auch Männer und erwachsene Kinder sind dann unter Umständen gezwungen, in unerträglichen Familienstrukturen zu verbleiben, weil's finanziell anders nicht geht. Alte Leute ohne Familie sind dann auf die Barmherzigkeit anderer angewiesen - oder verarmen massiv. Abhängigkeiten entstehen dann nicht zwischen Staat & Sozialhilfeempfänger, sondern zwischen Leuten, die halt zufällig die selben Gene haben.Das ist dann die Schattenseite...
UND man kann sich die Situation bewußt machen und bewußt Entscheidungen treffen, wie man mit seiner Familiensituation in einem relativ gut ausgebauten Sozialstaat umgeht. Im Rahmen seiner jeweiligen Möglichkeiten - und, teacher, ich glaube keine Sekunde lang dran, dass eine alleinerziehende Hofer-Verkäuferin in ihrem Beruf Erfüllung, Wohlstand und Glamour findet! Die Frau muss sich irgendwie finanzieren - und wenn sie nach Hause kommt, kann sie sich und ihre Kinder vor dem Fernseher parken oder deren Hausaufgaben kontrollieren und dann mit denen ein Buch lesen. Die Möglichkeit ist da, erfordert aber ein gerütteltes Maß an Selbstreflexion, Hingabe und Selbstdisziplin. Und ein bisschen mehr gesellschaftlicher Rückenwind würde die Sache natürlich vereinfachen - wenn nicht mehr irgendwelche halbglamourösen Celebrities hochgejubelt würden, z. B., und (ceterum censeo) Prollrap(per) in den tiefsten Tiefen des Orkus verschwinden würde. (Okay, der letzte Punkt ist Verhandlungsmasse.)
teacher antwortete am 24. Jun, 12:07:
Natürlich kannst Du jetzt (zahlreiche) Fälle anführen, wo Menschen arbeiten gehen müssen (ich gehöre ja auch dazu), ohne auf Selbstverwirklichung schielen zu können. Aber auch da kann ich festlegen, wieviel der restlichen Zeit den Kindern gewidmet wird ... oder dem Shoppen, Fernsehen etc.Ich behaupte brutal: Weil meine Zukunft nicht von der Qualität meiner Erziehung meiner Kinder abhängt, investiere ich dort weniger Energie. Und so handeln Millionen von Eltern. Und das bemerkt man an den Kindern. Würden wir von den Erfolgen der eigenen Kinder stärker abhängen, würden wir uns viel intensiver um sie kümmern. Wir würden sie z.B nicht so sorglos saufen lassen ...
BIA (Gast) antwortete am 24. Jun, 15:54:
Ja, das ist echt eine provokante These, über die ich jetzt lange nachgedacht habe. Ehrlich gesagt, mir ist auch jetzt wichtig, dass mein Kind eine ordentliche Bildung hat, weil ich Bildung für einen hohen Wert halte (nicht, dass das mein Teenager gerade tut, aber das ist eine andere Geschichte) - aber wahrscheinlich würde ich viel mehr Druck aufbauen, viel mehr dafür sorgen, dass das Kind "was Ordentliches lernt", Brüche im Lebenslauf viel weniger gelassen sehen...ich weiß nicht, bin aber heilfroh, dass ich zumindest finanziell nicht so abhängig von meinem Kind sein werde wie eine Mutter in der 3. Welt oder im Mittelalter. Übrigens werden wir im Alter bei der momentanen demographischen Situation sowieso darauf angewiesen sein, dass unser Kind für uns spricht und unsere Anliegen vertritt, sonst gehen wir vor lauter Pflegenotstand im Altersheim völlig unter.v:-/
xconroy (Gast) antwortete am 24. Jun, 17:34:
Ich behaupte nach wie vor: solange es keinen empirischen Beleg dafür gibt, daß "die Jugend" tatsächlich immer schalümmer wird (was sie ja angeblich schon seit Sokratessens Zeiten tut und demnach inzwischen auf einem dermaßen unterirdischen Niveau angekommen sein müßte, daß sie schon wieder in Australien rauskommt), solange brauchen wir uns keine übertriebenen Sorgen zu machen.Zumindest in der abendländischen Kultur gehört es seit, äh, geraumer (?) Zeit zur Sozialisation, daß man so etwa zwischen 12 und 22 auf die Kacke haut und selbst- sowie fremdzerstörerische Verhaltensweisen ausprobiert und damit vielen auf die Nerven geht, die mittels mahnendem Zeigefinger auf potenziell verspielte Zukunftschancen aufmerksam machen. Und aus den meisten wird dann am Ende doch was "Vernünftiges" - wenn jemand in Hartz4 landet, dann läßt sich das wohl nur zu sehr geringen Anteilen auf eine "verschwendete Jugend" zurückführen, denn da kann JEDER landen, auch der brave Musterschüler.
Klar ist es nicht schön, wenn man "junge Menschen, die ihr Leben noch vor sich haben bla blubb" in Ecken kotzen und brave Bürger nerven sieht. Aber davon geht die Welt nicht unter. Und darunter leiden auch NICHT irgendwelche schulischen Leistungen, weil die bei den Eckenkotzern gar nicht mal so viel schlechter sind im Schnitt wie bei den braven Mauerblümchen (daß Schule ganz extrem ödet, das ist ein Systemfehler. Bzw. ein Konglomerat aus gegenseitig abhängigen Systemfehlern. Das weiß teacher aber auch, denn er weist hier oft genug darauf hin).
Man wird das Auf-die-Kacke-Hauen nicht aus "der Jugend" rausbekommen. Auch nicht in einem idealen System - nicht im Westen (in China vielleicht, oder im Nahen Osten, aber eigentlich geht das auch dort nicht mehr, das wird alles mehr und mehr Abendland 2.0). Nicht mal in einem erzwungenen System der fehlenden sozialen Absicherung (was ich bitte NIE erleben möchte, denn KEIN Staat hat das Recht, mich auf diese Weise zu "erziehen", und wenn er das versuchen sollte, dann dürften hier Dinge passieren, gegen die die Proteste in Spanien ein lauwarmer Pups sind, und das wäre auch gut so!).
Wir leben anscheinend seit langem in einem Spannungsverhältnis zwischen den Generationen, bzw. zwischen der Generation, die sich gerade in der historisch zur Auf-die-Kacke-hau-Zeit (12-22) entwickelt habenden Phase befinden, und denen, die die schon hinter sich haben und sich entsprechend "reif" vorkommen (und die natürlich genau wissen, daß "das zwar schon immer so war, aber noch nie so extrem wie heute"). Wie wir das auflösen können? Gar nicht. Nur damit klarkommen, wie wir es immer schon getan haben. Ich kann nur wiederholen: an sowas leidet die Menschheit nicht. Korrupte Politiker, Bürokraten, Kriegstreiber, Börsenzocker und HC Strache-Verschnitte sind wohl kaum deshalb so scheiße geworden, weil sie als Jugendliche mal die Sau raus gelassen haben... eher weil sie dazu keine Gelegenheit hatten und das dann später nachholen wollen (das ist jetzt MEINE unausgegorene Theorie :D).
helmut (Gast) antwortete am 24. Jun, 18:40:
@xconroy, wie wahr.ich bin demnächst 60 und habe immerhin noch mit 24 besoffen auf den tisch gekotzt (was mir damals lokalverbot eingebracht hat).
habe danach fertigstudiert, dazwischen immer wieder besoffen gekotzt, und bin trotzdem "ein wertvolles mitglied der gesellschaft" (sprich steuerzahler) geworden.
teacher antwortete am 24. Jun, 20:03:
Ich kann und werde keine empirischen Beweise liefern, das ist nicht mein Job, aber es wäre sicher kein Problem (Alkoholvergiftungen in Spitälern, Gesundheitschecks beim Militär ...).
Mathias (Gast) antwortete am 26. Jun, 14:09:
Wenn ich das richtig erkannt habe, mag der Teacher weder DINKs (weil die ja nix zum Gemeinwohl und Sozialsystem beitragen), noch Eltern, die sich nicht voll und ganz ihren Kindern widmen, weil sie lieber auf das eigene Wohlbefinden wert legen. Die Schlussfolgerung ist demnach, dass der moderne Mensch zum Kinderkriegen verdammt ist und sich dann gefälligst auch um diese zu kümmern hat, ansonsten ist er kein Hüter des Guten, Wahren und Schönen.Viel einfacher wäre es doch, wenn man diejenigen Menschen Kinder kriegen lässt, die auch wirklich welche wollen und in deren Erziehung einen Mehrwert für sich und die Gesellschaft sehen (und die Sache demzufolge auch ernst- und gewissenhaft angehen),wohingegen jene, die so etwas nicht auf die Reihe bekommen - sei es aus finanziellen, sei es aus egoistischen Gründen - einfach in ihrer Rolle als kinderlose Mitmenschen zufrieden lässt.
Nichts ist schlimmer als Eltern, die eigentlich nie Eltern werden wollten und dies ihre Kinder auch spüren lassen. Das sind mir DINKs hundertmal lieber, denn die sind wenigstens ehrlich und geben zu, dass ihnen Kinder nun mal nicht in die persönliche Lebens- und Karriereplanung passen und sie demnach intelligenterweise drauf verzichten. Oder dass sie einfach nicht zur Erziehung geeignet sind - was auf erstaunlich viele Menschen zutrifft, die das meistens aber leider viel zu spät erkennen.
teacher antwortete am 26. Jun, 19:55:
Was ich mag oder nicht, spielt bei dieser Theorie überhaupt keine Rolle - ich suche bloß Erklräungen für das eigenartige Phänomen, dass sich Eltern nicht darum kümmern, dass ihre Kinder so krankes Verhalten zeigen wie ich es an einem Beispiel gezeigt habe.
BIA (Gast) antwortete am 26. Jun, 22:02:
@teacherIch habe früher gerne mal die Eltern verurteilt, deren Kinder an unseren Schulen die Problemfälle waren - könnte mich aber jetzt dafür ohrfeigen. Mittlerweile habe ich im persönlichen Umfeld mehrere Fälle, wo Teenager ziemlich ausrasten und die Eltern wirklich zugewandt und an dem Kind interessiert sind, aber einfach furchtbar hilflos sind. Es ist nicht so, dass sich die durch die Bank um ihre Kinder nicht kümmern - meist ist die Familienkonstellation schwierig und die Eltern sind einfach überfordert.
Ein bisschen weniger Vorverurteilung stünde uns wohl an.
teacher antwortete am 27. Jun, 16:45:
Wenn ich Bemühen sehe, bin ich sofort ruhig.Und ... es gibt genug andere Gründe, warum in der Erziehung der Kinder so vieles schief läuft ... ich könnte ein ganzes Blog dazu schreiben :-))
Confusedius (Gast) meinte am 24. Jun, 13:43:
"Stadtluft macht frei": Ja, das stammt aus dem Mittelalter, hat aber absolut gar nichts mit Anonymität zu tun. Die gab es damals auch in einer Stadt nicht. Der Spruch hat was mit dem damals üblichen Leibeingentum auf dem Land zu tun, das aufgehoben wurde, wenn man über ein jahr in einer Stadt lebte. Nur mal so am Rande.
Zu DINKS: Ich weiß ja, daß die (wir) an fast allem schuld sind. Aber diese Theorie ist mir nun echt neu. Ich kann es drehen und wenden, wie ich will, ich komme nur zu einer Deutung des hier gelesenen: Die DINKS sind schuld an der ENtkoppelung der Kinder von deren Eltern ??? Also Kinderlose sind verantwortlich dafür, daß Eltern ihre Kinder nicht mehr im Griff haben? Wow. Der ist echt gut.
Das ist die selbe Logik, die sich auch in "Nichtwähler sind schuld daran, wenn die gewählte Regierung Mist baut". Ich werde diese Denkweise irgendwie nie nachvollziehen können. Auch wen sie mir noch so oft begegnet.
Wann kommt den endlich mal die logische Fortsetzung des Ganzen in der Art: "Wer keine Gurken und Tomaten angepflanzt und großgezogen hat, ist schuld an EHEC"? Kan sicher niciht lange dauern.
Wo kommt so eine Logik eigentlich her und wie kommt sie zustande? Ich werde es nie begreifen.
Ich war immer und bin imer noch der Meinung, daß jeder für seine Handlungen und Taten selbst verantwortlich ist. Das gilt auch und insbesondere für das In-die-Welt-Setzen und Erziehen von Kindern.
Einanderer meinte am 25. Jun, 22:16:
Drei Dinge ...
... sind mir irgendwie anders bekannt, erstens: "Stadtluft macht frei". Aufgrund meiner Kenntnisse basiert dieser Ausruf darauf, daß die Landbevölkerung deshalb in die Städte floh, weil sie der erlittenen Leibeigenschaft, Ausbeutung und Unterdrückung überdrüssig war. Die war in den Städten so nämlich nicht gegeben. Sie waren insoweit also in den Städten "frei". Deshalb sind sie dorthin geflohen. Da hast Du wohl andere Vorfahren gehabt, als die, die mir bekannt sind.Zweitens: Der "Staat", das ist kein außerirdisches oder anonymes Wesen, der Staat, das sind wir. Die Herren, ab und an auch die Damen, Politiker sind von uns lediglich gewählt, um diesen unseren, also aus uns bestehenden, Staat zu verwalten.
Naja und drittens: "Entkoppelung" halte ich persönlich nicht für ein Phänomen. Das ist die Folge der Entwicklung der Produktion. Wir befinden uns halt nicht mehr in dem Zeitalter von "traditionellen Gesellschaften", wir sind fortgeschritten, entsprechend den Produktionsverhältnissen. Na, und wem das nicht paßt, der muß halt Kritik an den Produktionsverhältnissen üben. "Maschinenstürmer" nannte man diese Leute, am Ende der "traditionellen Gesellschaften" ...
Und noch was, dieser "Staat", gerade der ist nunmehr "Entkoppelt" von der Gesellschaft, die eigentlich den Staat repräsentiert. Es wird ja gerade, eurpaweit, jetzt ganz aktuell in Griechenland, dafür gesorgt daß das gesamte Sozialsystem abgebaut, vernichtet wird, (es wird jedoch nicht, es wird nie was darüber gesagt, daß dieses Sozialsystem von uns aufgebaut wurde, aus Guten Gründen ...) also das von dir insoweit kritisch gesehene und in Frage gestellte System; für mich ist ein funktionierendes Sozialsystem mehr als eine fortschrittliche Errungenschaft, sie ist höchst human und dient letztlich sogar dem gesellschaftlichen Frieden.
Da Du deinen Kontext auf diesen drei grundlegenden,aus meiner Sicht falsch gesehenen, Aussagen aufbaust, halte ich für sehr bedenklich! Irgendwie sehe ich ein von dir unterschlagenes Problem, hinsichtlich Ursache und Wirkung, in deinem Beitrag. Bewußt?
teacher antwortete am 26. Jun, 19:57:
Solange es keine besseren Gegenargumente gibt, glaube ich weiter an meine Entkoppelungstheorie.
IO (Gast) antwortete am 27. Jun, 15:41:
Ein Blick über den wohlstandsgefüllten Tellerrand nach Afrika oder andere Entwicklungsländer reicht: Es finden sich immer Gründe um den Nachwuchs zu vernachlässigen, ihm nicht das Höchstmaß an Bildung zukommen zu lassen oder sonstwie zu hemmen.http://de.wikipedia.org/wiki/Trinkgelage waren in unserem Kulturkreis seit jeher üblich.
Wir verhalten uns als Gesellschaft sehr tolerant und aufgeklärt. Es ist nämlich nahezu egal, ob da nun jemand hinkotzt oder nicht. Das hat für das Bestehen der Volksgemeinschaft keine Relevanz. Der Kotzende sichert eher noch Arbeitsplätze.
teacher antwortete am 27. Jun, 16:49:
Nein, meine Toleranz endet beim (unglaublich uferlosen) Alkoholkonsum unserer Kinder (!), weil es hier um gesundheitliche Probleme fürs ganze Leben geht. Da haben wir (die Eltern und der Staat, die Lehrer sowieso) die Verantwortung zu übernehmen, wie beim Tabakrauchen oder im Straßenverkehr. Zuschauen ist einfach fahrlässig.
walküre meinte am 27. Jun, 17:13:
Entkoppelung hin oder her - für mich liegt ein wesentlicher Aspekt der angesprochenen Problematik im in unserer Gesellschaft äußerst ambivalenten Umgang mit Alkohol. Da wird unübersehbar für Alkohol jedweden Genres geworben, da schleppen die Erwachsenen palettenweise Bierdosen aus den Supermärkten, da hat jedes kleine Dorf sommers seine Zeltfeste - und dann wundern wir uns über sinnlos betrunkene Jugendliche. Alkohol ist ein Genussmittel, welches - wenn überhaupt - wohldosiert einzunehmen ist, aber genau das lernen unsere Kinder eigentlich kaum von ihren Eltern. (Ich habe nicht selten entsetzte Blicke geerntet, wenn ich erzählte habe, dass meine damals zwölfjährige Tochter zu Silvester ein Glas Sekt mit uns trinken durfte !) Verbote machen Alkoholkonsum erst richtig interessant - Jugendschutzgesetze sind heiße Luft, sofern die Eltern nicht Aufklärungsarbeit leisten. Fernsehsender, welche Besäufnisse mitfilmen und danach ungerührt zeigen, wie die Kids betrunken ins Auto steigen, um selber zu fahren, machen die Chose nur noch schlimmer.