Ketzerkatze (Gast) meinte am 23. Jun, 23:29:
Ob das "um den Job Kümmern" lediglich aus Selbstverwirklichungsgründen geschieht (Wohlstand, Anerkennung und Glück), wage ich zu bezweifeln.Hier im Ruhrgebiet ist es zumindest in ArbeiterInnenfamilien NOTWENDIG, dass beide Elternteile (so vorhanden) lohnarbeiten, um bei den steigenden Abgaben, Preisen, Mietnebenkosten etc. überhaupt noch den Lebensstandard (und damit ist weder Zweitauto, -Urlaub, Nerz oder Perlen gemeint, sondern ganz normales Leben ohne materielle Not) halten zu können.
Wo in den 70ern noch ein Verdiener reichte, müssen heute 2 ran (und, wie gesagt: nicht, um fürs "Haus" zu sparen).
Alleinerziehende sind da doppelt gekniffen: haben, da Frauen, meist nicht gut bezahlte Jobs, und sitzen in der Aufstockerfalle.
Dass _da_ ein Hase im Pfeffer liegt, nämlich in der modernen Ex-und-Hopp-Mentalität von sogenannten "Beziehungen", ist unbenommen.
Aber das Draufhauen auf arbeitende Mütter bezüglich angeblichen "Wohlstands, Anerkennung und Glück" mag ich nicht - welchen "Wohlstand", welche "Anerkennung" und welches "Glück" erleben/empfinden Bandarbeiterinnen, Schleckerkassiererinnen, Putzfrauen, Altenpflegerinnen, Schreibdienstmitarbeiterinnen, Verkäuferinnen oder McDoof-Kellnerinnen? - DAS sind so in etwa die Berufe, in denen zumindest hier die meisten Frauen arbeiten.
Das sind keine DINKS. Froh sind sie, so lange beide noch Arbeit haben - aber weniger wegen "Wohlstand", sondern weil dann HartzIV noch nicht ums Eck lugt.
Gästin (Gast) antwortete am 23. Jun, 23:38:
Ich seh das genauso. Abgesehen davon gibt es Untersuchungen, dass berufstätige Mütter unter Umständen mehr "Quality-Time" mit ihren Kindern verbringen als Mütter, die den ganzen Tag daheim sind, weil sie sich bewusster mit ihren Kindern beschäftigen.Ich war übrigens auch berufstätig und habe mein Kind alleine großgezogen. Mein Sohn ist heute 30 und erfolgreich. Sowohl privat als auch beruflich. Die Berufstätigkeit kann demnach nicht Schuld sein.
Aber es ist - in allen Fällen - immer auch viel Glück dabei. Auch in "intakten Familien" gibt es Kinder, die drogenkrank und/oder kriminell werden.
Su (Gast) antwortete am 24. Jun, 09:45:
DINKS - doppeltes Einkommen, KEINE Kinder!Hier ging es doch gar nicht gegen arbeitende Mütter. Hier ging es um Entkoppelung. Und die passiert in der Gesellschaft tatsächlich in den Bereichen, wo Menschen nicht mehr wissen, was es bedeutet, Kinder großzuziehen (also Menschen ohne Kinder), oder wo Menschen aufgegeben haben (einige HartzIV-Familien, die im Laufe der Erwerbslosigkeit jeglichen Antrieb verloren haben).
Gästin (Gast) antwortete am 24. Jun, 09:53:
Hier geht es um die persönliche Meinung des Teacher:"Deswegen kümmern sich heute viele Eltern nicht um ihre Kinder, sondern um ihre Jobs und ihr Einkommen. Das bringt Wohlstand, Anerkennung und Glück."
Die versucht er mit Schlagworten pseudowissenschaftlich zu untermauern.
teacher antwortete am 24. Jun, 11:31:
Weder pseudo- noch wissenschaftlich. Es geht um eine Idee, zu der ich gerne Meinungen einholen will.
steppenhund antwortete am 24. Jun, 13:10:
@Ketzerkatze und Gästin
Ich kann gerade die angesprochenen Alleinerzieherinnen in der Fragestellung nicht erkennen. Statistisch gesehen bekommen diese Kinder nämlich mehr an Zuwendung und fallen auch nicht durch derartiges Verhalten auf.Was es aber gibt, ist die Wohlstandsverwahrlosung. Die trifft sowohl bei Alleinverdienern wie auch bei Mehrfachverdienern auf. Und da scheint mir die Fragestellung von teacher gar nicht so unangebracht.
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Interessant finde ich den Querverweis auf die Ex-hopp-Beziehungskultur. Hier scheint mir das Wesen der Anonymität kennzeichnend, welches in Städten immer stärkeren Ausschlag gibt. Und der Hang zur Urbanisierung ist zweifellos vorhanden.
Da habe ich dann allerdings noch eins draufzusetzen: in den oberen Bildungs- und Berufsstufen gibt es diese Anonymität gar nicht mehr. Wenn man z.B. einige Zeit in der IT tätig ist, kennt man alle ersten und zweiten Führungsebenen. Das heißt aber auch, dass man selbst bekannt ist. Wenn man sich hier eine Blöße leistet, kann man ziemlich leicht "out" werden.
Nur bei Politikern funktioniert das viel zu selten;)