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Murat hat sich durchgekämpft und sein BWL-Studium erfolgreich abgeschlossen. Auf der Suche nach Praktika und Jobs stößt er an die Grenze, die er schon an der Schule zu spüren bekam: Kein Vitamin B.

"Was meinen Sie mit Vitamin B?" fragen mich die SchülerInnen.
"B wie Beziehung. Protektion."
"Ohhjaaa", kommt es im Chor zurück.

Beim Projekt "Betriebspraxis" im Rahmen der Berufsorientierung sollen die SchülerInnen drei Tage Praxisluft in einem Unternehmen schnuppern. Marlena fuhr zum Flughafen, Sarah in ein Hotel, Charlotte in eine Apotheke. Murat zählte Schrauben beim Baumax. Natürlich haben die Eltern ihre Beziehungen spielen lassen ... manche mehr, manche weniger. Manche haben niemanden.

Murat hat an der Uni Anschluss gesucht, wollte sich politisch engagieren, Netzwerke knüpfen. Die christlichen Wurzeln der Volkspartei wären religiöser Verrat gewesen, sozialdemokratische oder grüne Wirtschaftsideen sind ihm fremd geblieben ... Murat ist bei den Freiheitlichen gelandet.

"Ist dir nicht die ablehnende Einstellung zu den Immigranten zuwider?" frage ich ihn.
"Ich habe keine Alternative gesehen ... und ohne Protektion geht gar nichts."

Wenn ich erkläre, dass Schule nicht funktioniert, weil der Leistungsgedanke zu kurz kommt - bei Schülern wie bei Lehrern - dann erwidern mir die jungen Leute: "Glauben Sie wirklich, dass Leistung in unserem Leben eine Rolle spielt?"

Vitamin B zählt. Eine Droge, die wirkt. Früher nannten wir es "Korruption", heute "Networking". Und es ruiniert die Leistungsbereitschaft schon in der Schule und an der Uni. Von Integration reden wir gar nicht.

Mein Lieblingsslogan fällt mir ein: Geht's der Wirtschaft gut, geht es allen gut.
gast (Gast) meinte am 26. Mär, 10:59:
1. stimmt dein "lieblingsslogan" schon lange nicht mehr.
2. ist murat offenbar nicht der schlauste, sonst hätte er in den ferien ein volontariat zum beispiel in einer steuerkanzlei gemacht. bei guter leistung hätte das mehrere portionen vitamin b ersetzt. 
tina (Gast) antwortete am 26. Mär, 11:46:
Und wie hätte er das Volontariat machen sollen wenn er keine Chance dazu bekommt, da er niemanden kennt? Heutzutage braucht man für Praktika schon Vitamin B. War schon zu meinen HTL-Zeiten so. Die, die niemanden kannten hatten Probleme die 2 Pflicht-Ferialpraktika abzulegen. Gibt nicht umsonst schon VHS-Kurse zum "Einstieg in den verdeckten Arbeitsmarkt". Und nein, damit ist nicht Schwarzarbeit gemeint. Sondern all die Stellen (geschätzte 70%), die garnicht ausgeschrieben werden, weil da irgendwer in der Firma schon wen kennt, der da gut passen würde. 
gast (Gast) antwortete am 26. Mär, 12:21:
ich arbeite in einer (großen) steuerkanzlei. wenn sich dort jemand ernsthaft für eine ferialarbeit bewirbt, hat er alle chancen. so einfach ist das. und es kommt durchaus besser, wenn ihn seine eltern nicht zum vorstellungsgespräch begleiten. ;) 
teacher antwortete am 26. Mär, 16:51:
Unsere Schul-Praktika sind ohne Vitamin B nicht zu bekommen.
Und den Slogan sehe ich recht kritisch. 
tomj (Gast) antwortete am 28. Mär, 12:17:
Ich sehe den Slogan überhaupt nicht kritisch,
im Gegenteil - er ist eine Selbstverständlichkeit. Er muß nur umgeschrieben werden: "Geht's der Wirtschaft schlecht, geht's uns allen schlecht." 
teacher antwortete am 6. Apr, 10:39:
Der Slogan ist halt Werbung ... d.h. Manipulation. 
nömix meinte am 26. Mär, 11:17:
Ich kann nichts verwerfliches daran entdecken, wenn die jungen Leute Vitamin B nützen, um an Praktika zu gelangen - Korruption möchte ich es nicht nennen. Es sind ja eben die Schlaueren, die Initiative zeigen indem sie sich Verbindungen zunutze machen, um vorwärts zu kommen, und dieselben werden es auch sein, die es später am weitesten bringen. 
emu (Gast) antwortete am 26. Mär, 13:48:
Geh bitte
Vitamin B ist im Allgemeinen nicht eigene Schlauheit, sondern (wie der gute Bourdieu sagen würde) soziales Kapital, das von den Eltern weitervererbt wird. Es ist eben nicht individuelles Versagen, wenn man es nicht schafft, in diesem Spiel mitzuspielen. 
teacher antwortete am 26. Mär, 16:54:
Murat ist schlau. Vielleicht hätte er sogar gute Beziehungen ... in Anatolien. 
Shhhhh meinte am 26. Mär, 11:26:
Ich finde es blöd, dass er Murat heißt und das sogar gleich zweimal. 
teacher antwortete am 26. Mär, 16:52:
Er könnte auch Areg oder Ali heißen. 
Shhhhh antwortete am 26. Mär, 18:57:
Also bezog sich die Aussage nur auf Menschen mit Migrationshintergrund? Das stellt den gesamten Text in ein anderes Licht. 
teacher antwortete am 28. Mär, 10:33:
Mangelde Protektion wird bei dieser Gruppe am deutlichsten sichtbar, sie trifft besonders die Unterschicht. Dann wirft man der Schule vor, dass sie sozial selektiv ist. Haha. 
Shhhhh antwortete am 28. Mär, 13:23:
Die Frage, die sich hier aufdrängt, ist dann ja auch, weshalb Murat Schrauben zählt. Weil die Eltern sich hier nicht ins Zeug legen, oder weil die Eltern sich nicht ins Zeug legen können. Und ob tatsächlich ein signifankter Unterschied zu Kindern aus der "Unterschicht" besteht, die keinen Migrationshintergrund haben, wage ich zu bezweifeln.
Die Schule kann und sollte dafür nicht herhalten. 
teacher antwortete am 6. Apr, 10:44:
Die Eltern suchen zunächst dort, wo sie selbst arbeiten. Dann fragen sie bei ihren Bekannten nach ... und Murat ist im Baumarkt gelandet. 
Lu (Gast) meinte am 26. Mär, 11:52:
Na und ?
Na und ? Ich hab zwei Geisteswissenschaftliche Studien und hatte ohne Vitamin B sogar Probleme unbezahlte Praktika zu finden. Und ich hangle mich von Job zu Job, bis das richtige dabei ist.
Glücklich bin ich trotzdem. Darauf kommts an. 
teacher antwortete am 26. Mär, 16:55:
Viele sind unglücklich bei der Vorstellung, nicht zum Zug zu kommen, weil sie keine Beziehungen geerbt haben. 
romeomikezulu meinte am 26. Mär, 12:12:
Dem kann ich nur komplett zustimmen.

Leider ziehen in der Tat viele junge Menschen ganz klar erkennbar aus der (richtigen) Beobachtung, dass Leistung nicht die erste Rolle spielt, sondern ganz andere (Nasen- und Vitamin B-)Faktoren den Ausschlag geben, den (nicht richtigen) Schluss, dass Leistung zu erbringen sich wahrscheinlich gar nicht erst lohne. 
Ketzerkatze (Gast) meinte am 26. Mär, 12:55:
...

Weswegen ich "meine" Jugendlichen ja neben allgemeiner und schulischer (Lebens)Beratung auch anzupolitisieren pflege ... nicht wegs Vitamin B, sondern damit sie eine Möglichkeit sehen, dagegen anzugehen, und das möglichst kollektiv und nicht in vereinzelter Verzweiflung. 
teacher antwortete am 26. Mär, 16:57:
Da sind wir zwei. Ich sage ihnen: Ihr habt die Wahl - mitmachen oder auflehnen. Aber viele resignieren. 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 26. Mär, 17:11:
Erste Erfolge
Ein paar gucken sich jetzt bei den "Falken" (sozialistische Kinder- und Jugendgruppen), den JungsozialistInnen sowie der Grünen Jugend um. Und das als Kids aus einem "sozial schwachen" (= armen) Viertel, das viele BesserbürgerInnen schon aufgegeben haben :-) 
teacher antwortete am 26. Mär, 17:32:
Auch Immigrantenkinder? 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 26. Mär, 17:55:
Ja, sogar hauptsächlich (im Bürgerzentrum sind im Jugendbereich ca. 10% deutsche Kids). Die Jugendlichen sind alle hier aufgewachsen; die Eltern kommen aus der Türkei, Marokko und allen Teilen Ex-Jugoslawiens 
Herr Schwarzmüller (Gast) meinte am 26. Mär, 15:14:
Leistung - darf man das als Lehrer überhaupt noch verlangen?
Das sollten sich auch die vielen Bildungspolitiker und Gewerkschaften (mit durchaus sozialem Hintergrund) und andere Gutmenschen vor Augen halten, die das Leistungsprinzip und die damit einhergehende Differenzierung von Schülern nach leistungsfähig und weniger leistungsfähig verteufeln. Wenn Leistung kein Ziel mehr ist und kein Schüler mehr unter Leistungsdruck geraten darf: Auf welcher Grundlage soll dann ein Arbeitgeber bei einer Einstellung noch Entscheidungen treffen? Der Artikel verrät es: Vitamin B 
teacher antwortete am 26. Mär, 17:00:
Wir verlangen Leistung (aber die Besseren haben nichts davon) - bei uns zählt Vitamin B relativ wenig. Deshalb haben wir immer wieder mal Auseinandersetzungen mit mächtigeren Eltern, die es den kleinen Lehrern gerne zeigen wollen, dass sie jemanden kennen ... 
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 27. Mär, 12:32:
Differenzierung
Ist es im Sinne einer "Leistungs"-Differenzierung, wenn körper"behinderte" Kids in "Dummenschulen" gesteckt werden, wo sie in Klasse 8 das lernen, was andere Kids in der 5 durchnehmen, und auf ein "erfülltes" Leben in einer "beschützten Werkstatt" vorbereitet werden, weil der erworbene Kenntnisschatz für nichts anderes reicht?

Und dies nur, weil ein Kind/Jugendlicher Rollstuhl fährt, blind ist oder gehörlos?

DAS ist ebenfalls Ausfluss der vorgeblichen "Leistungs"-Differenzierung im viergliedrigen Schulsystem: Abschiebe in Ghettos und Parallelwelten 
Herr Schwarzmüller (Gast) antwortete am 27. Mär, 19:45:
Behinderung ist kein Ausschlusskriterium
Meiner Ansicht nach gehört zur Leistungsdifferenzierung nicht der Ausschluss KÖRPERbehinderter Menschen. Es ist unbedingt notwendig, dass jede weiterführende Schule (Grundschulen machen es ja schon weitgehend) spezielle Ausstattungen vorweisen kann, die Unterricht für jeden körperlich beeinträchtigten ermöglicht, sofern es gewünscht ist. Es gibt durchaus Bestrebungen diverser Behindertenverbände, die spezialisierten Einrichtungen für z.B. Seh- oder Hörbehinderter zu erhalten. Beziehen sich denn Ihre Aussagen zum Schulsystem auch auf geistig Behinderte? In diesem Falle würde mich interessieren, wie Inklusion an einer weiterführenden Schule aussehen könnte, ohne das Leistungsprinzip abzuschaffen. 
teacher antwortete am 28. Mär, 10:35:
An den AHS haben wir keine Ausstattung und auch keine Ahnung, wie wir mit Behinderungen umgehen sollen. 
Stefan (Gast) meinte am 26. Mär, 17:30:
Kann ich nicht bestätigen
Eins Mal vorweg: Ich habe weder Migrationshintergund, noch studiere ich an einer Wirtschaftsuniversität, sondern ich studiere an einer Technischen Universität.

Ich kann nicht bestätigen, dass man um politisch aktiv zu sein, sich einer der Österreichischen Großparteien anschließen muss. Zumindest an der Hochschülerschaft der TU Graz ist die weitaus größte Fraktion die Fachschaftsliste und diese steht keiner Großpartei nahe. Während die den Grünen nahestehende Fraktion BLATT noch eine gewisse Rolle spielt, kann man alle anderen Fraktionen unter "Ferner Liefen" einordnen.

Aber auch fern ab von Politik ist Netzwerken an der Universität möglich und zwar nicht nur mit "Vitamin B", sondern auch durch Leistung. Ein möglicher Weg: In einem Fach wirklich gut sein, sich nach absolvieren des Faches als TutorIn (eigentlich korrekter Term: StudienassistentIn) bewerben und sich dort keine allzugroßen Schnitzer erlauben. So wächst man langsam in das Institut hinein und bekommt weitere Praktika / Projekte und über kurz oder lang sitzt man mit den MitarbeiterInnen der Industriepartner des Instituts nicht nur in Meetings, sondern auch beim Bier (eigentlich korrekter Term: Social Event ; und man kann auch ein anderes Getränk konsumieren) BTDT

Empfehlenswert ist halt, wenn man sich ein Fach aussucht, das den meisten anderen zu mathematisch, zu langweilig, zu theoretisch, etc... ist, dann sind die Chancen, dass man genommen wird größer.

Liebe Grüße,
Stefan 
teacher antwortete am 26. Mär, 17:35:
Ich glaube auch daran! (ein bissi :-)
Witzigerweise überzeugen mich meine SchülerInnen/Studierenden vom Gegenteil. Sie glauben nicht mehr dran! 
steppenhund antwortete am 27. Mär, 16:46:
ein durchaus fundiertes Posting
In Frage muss man nur den Begriff "Leistung" stellen.
Es ist zwar so, dass man durch ausschließlich Leistung nicht reich wird, dazu gehört noch etwas Skrupellosigkeit oder Kriminalität dazu, manchmal - ganz selten - gibt es auch den Glücksfaktor.
Doch mit Leistung kann man ein recht anständiges und zufriedenstellendes Leben meistern.
Nur was ist Leistung?
Es ist die Arbeit pro Zeiteinheit. Man muss also einerseits überhaupt in der Lage sein, Arbeit zu verrichten. Und diese soll in Ordnung sein und außerdem schnell von statten gehen.
Der Arbeitsbegriff ist schon ein sehr stark angezweifelter, will mir aus der Lektüre dieses Blogs scheinen. Leistung ist dann schon fast unmöglich, überhaupt zu als etwas Reales zu "denken".
In manchen Fällen, - wenn ich einmal die Überdrüberflieger ausnehmen möchte - lässt sich Leistung auch durch andere Qualitätsmerkmale der Arbeit ersetzen. Nicht die Geschwindigkeit ist ausschlaggebend, sondern die Zuverlässigkeit in fachlicher und terminlicher Hinsicht. Wenn also jemand eine Arbeit vielleicht nicht in einer Woche sondern in drei verrichtet und ich mich darauf verlassen kann, dass sie in drei Wochen dann wirklich fertig ist, schätze ich auch diese Arbeit als "geleistete" Arbeit ein. Vielleicht ist sie sogar hochwertiger als die schnelle Husch-Pfusch-Lösung.
-
Aber ich frage einmal alle, die sich über die Chancenlosigkeit beschweren, ob sie bereits Beispiele geben können, wo sie wirklich etwas geleistet haben. Indem sie ihren Eltern geholfen haben oder ihren Freunden, indem sie bei einer Aufgabe solange bei der Stange geblieben sind, bis die Aufgabe gelöst war.
Wenn in einem Bewerbungsgespräch solche Ergebnisse erwähnt werden können, bin ich wirklich überzeugt, dass man einen Job bekommt.
Wenn man hingegen sagt: gebt mir den Job und dann werde ich sehen, ob ich ihn ausfüllen kann, dann muss sonst schon ziemlich viel stimmen, dass ich als Arbeitgeber das Risiko eingehe, jemanden "blind" zu nehmen. 
Augusten (Gast) antwortete am 28. Mär, 10:19:
MINT-Fächer studieren!
Ich wollte es auch schon schreiben: Wenn man keine Beziehungen und Murat heisst, darf man nicht BWL studieren! In einem MINT-Fach (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) stellt sich dieses Problem viel weniger. Das ist zwar sehr, sehr traurig, aber Fakt. Vielleicht hülfe es ja ein bisschen, Ihre Schüler mit Migrationshintergrund bei vorhandenen Neigungen darauf mal hinzuweisen ... 
teacher antwortete am 28. Mär, 10:31:
@steppenhund:

Das ist ein Teufelskreis, der bei vielen Jugendlichen in freiwilligen Praktika ("Generation Praktikum") endet. Die Arbeit in der Schule wird nicht mehr als Arbeit anerkannt, die Noten auch nicht.

@Augusten: Die MINT-Fächer will ich auch den Mädchen schmackhaft machen, da sehe ich gar keine Erfolge. Sie wollen machen, was sie interessiert (das ist gut und verständlich), sie hinterfragen nicht, WARUM sie das interessiert und ob es nicht auch neue Interessen gibt, die erst zu erobern wären.
Es ist aber brutal zu sagen, dass Immigranten in manchen Berufsfeldern einfach keine Chance haben. 
Augusten (Gast) antwortete am 28. Mär, 10:42:
Klar ist das brutal ...
... aber leider die Realität, und es geht ja auch Inländern ohne den richtigen sozialen Hintergund nicht viel anders. Ich bin selber eine soziale Aufsteigerin, Vater Ausländer, Mutter Deutsche, und bin sehr froh, dass ich mich nach einem gescheiterten Versuch in einem sozialwissenschaftlichen Fach aus eher diffusen Gründen heraus für die Informatik entschieden habe. Um mich rum sah ich Freunde ohne Vitamin B in anderen Fächern um Jobs und sogar nur Praktika kämpfen, aber ich habe mich mit der technischen Ausbildung reativ leicht getan, dann sogar quer ins Management zu wechseln. Es wird einem sehr viel mehr zugetraut, wenn man sich mal durch so ein hartes Fach gekämpft hat.

Die Alternative ist wirklich, wie Murat schon erkannt hat, sich an der Uni ein entsprechendes Netzwerk aufzubauen, aber das schafft halt auch nicht jeder und ist sicherlich noch schwieriger, wenn man Murat heisst. Generell glaube ich allerdings, dass das "Vitamin-B-Problem" in Österreich noch schlimmer ist als bei uns in Deutschland.

Für Mädchen, die sich partout nicht für ein MINT-Fach interessieren lassne wollen, bliebe als Alternative noch das Lehramt, wo's auch nicht so auf Beziehungen ankommt. 
teacher antwortete am 28. Mär, 10:49:
Ja, in Österreich beginnt der Balkan (sagen wir) und die Korruption wird gut versteckt ... und beschönigt, aber sie ist unübersehbar (und demotiviert!).

Es ist ein guter Tipp für Unterprivilegierte: MINT. Es ist aber auch eine defensive Strategie. Wenn sie damit nicht glücklich werden? Und ich habe sie dazu überredet? Ich habe kein gutes Gewissen dabei.

... und im Lehramt landen dann viele, die MINT, Wirtschaft, Jus und Medizin nicht schaffen. Eine negative Auslese, die unsere Jugend ausbildet? OMG. 
Augusten (Gast) antwortete am 28. Mär, 11:01:
Man soll natürlich niemanden zu einer bestimmten Berufswahl überreden. Aber es kann mMn nicht schaden, die Kinder schon in der Schule auf solche Realitäten vorzubereiten, damit sie diesen Aspekt überhaupt in ihre Berufswahl mit einfließen lassen können. Mich hat da nämlich keiner drauf vorbereitet, mir hat man in der Schule immer nur erzählt, man müsse was leisten, dann wird schon alles gut. Ich meine, Leistung ist gut und schön, aber wirklich karriere macht man nicht weil man seinen Job gut macht, sondern aus anderen Gründen.

Das mit dem lehramt habe ich nicht so gemeint, dass das alle machen sollen, die für MINT zu doof sind. Aber es gibt doch Leute die sich dafür interessieren würden aber meinen, man verdiene zu wenig und hätte keine Aufstiegschancen, etc.pp. Denen kann man schon mal klarmachen dass das heutzutage mit einem BWL-Studium alles noch in viel schlimmerem Ausmaß zutrifft, wenn man nicht in die richtigen Kreise geboren wurde. Wie hat das ein befreundeter Betriebswirt mal so schön ausgedrückt: "Diplom-Kaufmann ist doch heute sowieso schon jeder!"

Wenn man aber nach all diesen Informationen an seinem Berufswunsch festhalten will, ist man doch aber wenigstens drauf vorbereitet, dass Lernen und gute Noten nicht alles sind.

Man kann z.B. auch versuchen, in einem großen Multinationalen Konzern in ein Studentenförderungsprogramm zu kommen. Das macht sich gut auf dem lebenslauf und man kriegt einen haufen Kontakte. Gerade für Mädchen wird da heutztage auch viel gemacht. Ich habe mich da für meine Studenten immer sehr engagiert und einige reingebracht, die mich karrieretechnisch fast alle mittlerweile überholt haben. 
steppenhund antwortete am 28. Mär, 12:22:
Gerade für Mädchen wird da heutztage auch viel gemacht. Ich habe mich da für meine Studenten immer sehr engagiert und einige reingebracht, die mich karrieretechnisch fast alle mittlerweile überholt haben.
Ich freue mich, das zu lesen. Im Prinzip würden z.B. in unserer Firma Mädchen oder Frauen durchaus bevorzugt werden, wenn es Kandidatinnen für Bewerbung gibt. Wobei es bei uns natürlich auch um MINT (In dem Fall Informatik) geht.
-
Das mit dem Lehramt trifft ja auch speziell für MINT zu. Wir brauchen Mathematik-LehrerInnen, die wirklich Mathematik verstehen und davon begeistert sind. Da gibt es viel zu wenige. 
Josef (Gast) antwortete am 28. Mär, 14:34:
"Vitamin B" kann man auch selber erarbeiten
Ich studiere derzeit noch medizinische Informatik. Vorher habe ich eine HTL besucht.
In meinem ganzen Leben habe ich mich noch für keinen Job beworben, wo ich nicht vorher so gut wie sicher war, dass ich ihn auch bekomme.
Dafür waren allerdings keine Beziehungen meiner Eltern notwendig (die auch beide Geisteswissenschaftler sind, und daher auch nicht wirklich entsprechende Leuten kennen), sondern meine eigenen.
Wenn man sich etwas bemüht, und z.B. auch Mitglied in Vereinen ist wo man viele Schüler/Studenten/Absolventen der selben Schule/Uni trifft, lernt man dort viele Menschen kennen, die schon oder bald in ähnlichen Bereichen arbeiten.
Wenn man sich mit einigen dieser Leute halbwegs versteht, und die auch mitbekommen, dass man fachlich durchaus qualifiziert ist, dann denken die an einen, wenn in der eigenen Firma eine Stelle frei wird.
Und dass ein Personalchef auf die Empfehlung eines guten Mitarbeiters viel wert legt ist natürlich logisch. In einem normalen Bewerbungsgespräch kann man nicht wirklich viel über die Qualifikation und die Motivation eines Bewerbers herausfinden, man kann vor allem die ganz unfähigen aussortieren und etwas die soziale Kompetenz testen.

Jetzt kann mir natürlich jemand erklären, dass Menschen die Murat heißen nicht Mitglieder in Vereinen werden können und auch sonst keine Freunde finden, aber ob ich das dann glaube ist eine andere Frage! 
Augusten (Gast) antwortete am 28. Mär, 22:51:
Kann man, ja. Allerdings ist das
a) in einem Fach wie BWL sehr viel schwerer als in Informatik, weil die Konkurrenz größer ist, und
b) ist es schon ein bisschen was anderes, ob es um einen Werkstudentenjob geht oder um eine Festanstellung. Kaum jemand wird sich für einen "richtigen" Job bei seinem Boss für einen aus dem Fenster lehnen, den er bloß vom Verein / ein paar Bier / whatever kennt. Wenn's der dann hinterher nicht bringt hat man leicht sein eigenes Standing verspielt. Ich mache sowas bsw. nicht ... ich setze mich da nur für Leute ein, mit denen ich schon gearbeitet habe und wo ich sicher bin, dass sie den Job draufhaben. 
dumm (Gast) antwortete am 30. Mär, 11:22:
Negative Auslese über Vitamin B
bei Führungskräften.

Sie brauchen nur soziale Fähigkeiten und sonst nichts. So wie der beliebte Guttenberg. Nur der Schein zählt.

Sachkompetenz wird nicht bezahlt und von Zuwanderern billig geliefert.

Leistung muss sich wieder lohnen für erfolgreiche Netzwerker denen biem gegenseitigen Gewähren von Vorteilen vertraut werden kann. Bei Bauprojekten geht die halbe Bausumme für Beratung (Korruption) drauf. 
steppenhund meinte am 27. Mär, 00:10:
zum Ferialpraktikum
Vielleicht ist es nicht notwendig Beziehungen zu haben. Aber was vielleicht da sein sollte, ist ein Bewusstsein der Eltern, dass sie ihren Kindern ein bisschen helfen müssen. Und zwar in der Art, dass sie ihnen beibringen, dass man sich für ein Ferialpraktikum bei einer größeren Firma tunlichst bereits im Jänner bewerben sollte.
Und wie die Bewerbung aussehen soll, kann man mittlerweile durchaus an mehreren Stellen, sogar im Internet nachlesen.
Ich kann von der Erfahrung in den Jahren 1999 bis 2007 guten Gewissens bestätigen, dass ich Ferialpraktikanten aufgenommen habe, von denen ich nichts wusste, außer ihren Lebenslauf. Ken B, wie auch immer.
Und einige davon sind hängengeblieben, sprich, kamen in den nächsten Jahren wieder. Und ein paar haben heute schöne Jobs in meinem Gebiet. 
steppenhund meinte am 27. Mär, 16:50:
eine ganz andere Lösung
In den meisten Betrieben, die ich kenne, werden Schrauben nicht gezählt sondern gewogen.
Die Schrauben haben das gleiche Gewicht und können dadurch gezählt werden, indem man eine Schraube misst (allenfalls eine zweite und dritte zur Kontrolle) und danach alle Schrauben.
Dann muss man noch dividieren.
Ich würde zum Beispiel einen Murat, der mich fragt, ob er zum Schraubenzählen nicht eine Waage bekommen könnte, genauer ansehen und mich fragen, ob ich ihn nicht noch wo anders einsetzen kann. 
Niemand (Gast) meinte am 27. Mär, 23:19:
Praktika
Wenn man wirklich ein Prakikum für die Schule braucht findet man auch üblicherweise relativ leicht was wenn man sich nicht zu Schade ist sich die Hände schmutzig zu machen.
So hab ich meine zwei Monate die ich für die Schule brauchte bei einem Elektriker gearbeitet. 
studi (Gast) meinte am 27. Mär, 23:38:
Aber nicht nur Murat
Es ist wohl eine "Schicht"-frage welchen Job man bekommt. Der Papa wirds schon richten, das kennen wir alle, doch irgendwann kann es der Papa nicht mehr richten und ich bin überzeut davon dass man mit Leistung noch etwas erreichen kann. Leider hab ich in den letzten Jahren immer wieder beobachten können dass vorallem Eltern den Kindern/Jugendlichen beibringen dass Schule unnütz ist und nicht gebraucht wird. Mathe ist sowieso unnötig, Prozentrechnung wozu? fragen Eltern am Elternsprechtag. Ohne dieser hätte es wohl auch Murat im Baumarkt schwer... 
teacher antwortete am 28. Mär, 10:17:
Das hören wir auch manchmal: Schule ist unnütz, das wirst du nie brauchen. Viele Studenten behaupten aber das Gegenteil! 
steppenhund antwortete am 28. Mär, 12:25:
Das Argument mit "Schule ist unnütz" wurde auch schon vor 50 Jahren verwendet.
Es werden auch immer wieder die Beispiele von "Erfolgsmenschen" zitiert, die angeblich in der Schule nichts gelernt hätten. Ich treffe allerdings immer wieder auf erfolgreiche Leute, die gerade umgekehrt mit dem Wissen Eindruck vermitteln, dessen Basis sie in der Schule gelernt haben.
Leider habe ich da keine statistischen Informationen.
-
Es gibt aber auch Leute, die behaupten, dass sie lange genug in der Schule gelernt hätten und nichts mehr später dazulernen müssten.
Das sind dann die echten Looser:) 
IO (Gast) antwortete am 28. Mär, 17:10:
Ich mag das nicht generalisieren, aber bei mir war die Schule sehr viel wichtiger, als das Studium. Da lernt man viel zu wenig selbstständiges Denken, etc. Der auf der Schule vermittelte humanistische Ansatz bringt mir noch heute was. 
teacher antwortete am 28. Mär, 19:28:
Die Schule wäre heute noch wichtiger als vor 50 Jahren (weil die Rolle der Eltern reduziert ist), aber sie wird total abgewertet - meiner Meinung nach primär von den Boulevardmedien. 
SeloX (Gast) meinte am 28. Mär, 08:55:
Slogan
Mein damaliger Geographie Lehrer, mittlerweile leider verstorben, hat den von Ihnen genannten Slogan, zur Erheiterung aller, immer ein wenig abgeändert in "Geht's der Wirtschaft gut, geht's der Wirtschaft gut." 
teacher antwortete am 28. Mär, 10:18:
Der ist gut - der ist gut :-) 
stichi antwortete am 28. Mär, 10:25:
Besser geht's nicht! Das trifft genau den Punkt! 
Stefan (Gast) meinte am 28. Mär, 14:37:
Nix für ungut, es gibt auch Institutionen, die dieses Problem kennen und angehen:

http://www.schulministerium.nrw.de/ZBL/Wege/Zuwanderungsgeschichte/index.html 
Amelie (Gast) meinte am 28. Mär, 15:39:
Schreibwettbewerb für LehrerInnen
Schönen Guten Tag,
Die Story-Telling-Plattform www.my-story.com ist auf der Suche nach LehrerInnen, die an einem Schreibwettbewerb mitmachen wollen.
Ich habe heute in der PRESSE von ihrem Blog gelesen und möchte Ihnen nun auf diesem Weg ein paar Infos schicken.

Bildung hautnah

Wie soll die Schule der Zukunft aussehen? Jetzt sind im Rahmen eines Schreibwettbewerbs unter dem Titel „Lehrer machen Schule“ Österreichs Lehrerinnen und Lehrer am Wort.

Die Bildungsdiskussion der letzten Wochen wird nun um eine weitere Variante bereichert. Eine junge Internetplattform lädt Lehrerinnen und Lehrer ein, ihre persönliche Geschichte zu erzählen. www.my-story.com, ein interaktives Story-Telling Projekt für Geschichten, private Momente und Erfahrungen, ist das neue Social Network für Kreative. Über hundert User haben seit dem Online-Start ihre Erlebnisse auf der Plattform veröffentlicht und einen regen Austausch zu unterschiedlichsten Themen forciert.

Lehrer erzählen

Der Online-Wettbewerb soll den Pädagogen eine Möglichkeit geben, ihre Geschichten vom Schulalltag zu präsentieren, hautnah und unverfälscht. Warum sind Sie LehrerIn geworden? Was lieben Sie an Ihrem Beruf? Was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen? Wie sieht Ihr Schulalltag aus? Was hat sich verändert? Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Probleme? Was braucht es, um den Arbeitsplatz Schule lebenswerter zu gestalten? Was ist Ihre Vision zur Schule der Zukunft? Österreichs Lehrer erzählen, wie Schule läuft – oder ihrer Meinung nach besser laufen sollte. Der oder die Erstplatzierte gewinnt ein Apple I-Pad, die besten Geschichten werden in einer Sondernummer von „My Story. Das Magazin“ veröffentlicht.

User machen Zeitung

www.my-story.com bringt Leser und Schreiber zusammen. Die Plattform bietet Autoren ein Textforum, Lesern eine bunte Palette an Geschichten, die mittlerweile von sehr emotionalen privaten Erfahrungsmomenten über klassische Darstellungsformen wie Kommentare, Reportagen und Essays bis zur originellen Kontaktanzeige reicht. Die Idee: Internet und Print zu vernetzen, dabei aber den klassischen Weg vom Print ins Netz umzudrehen. „User machen Zeitung“: Die besten Stories werden von der My Story-Redaktion ausgewählt und als Magazin editiert.

Facebook für Geschichten

Die Facebook-Philosophie der vernetzten Community reduziert um ihre oberflächliche Kurzatmigkeit und erweitert um qualitativ hochwertige Stories und tiefer gehende persönliche Einblicke: Das ist My Story. Und so funktioniert das Social Network für Kreative: Geschichten lesen und die Website nach verschiedenen Kategorien durchstöbern kann jeder, wer seine Story platzieren möchte, muss sich mit seiner Mailadresse registrieren und kann dabei sein persönliches Profil erstellen. Er wird von Amelie, der Moderatorin der Website persönlich begrüßt, die den Usern der Seite jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht. Wer einmal registriert ist, kann alle interaktiven Spielarten der Website benützen: Stories bewerten, seinen persönlichen Kommentar zu einer Geschichte abgeben, mit anderen registrierten Usern in Kontakt treten und Fan eines Autors werden. 
 

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