Die Ausschreibung ist zu Ende gegangen, jetzt werden die Kostenvoranschläge nachverhandelt. Der Chef einer Installationsfirma spricht beim Unternehmer persönlich vor, schließlich will er in der Krise auf diesen Großauftrag nicht verzichten.
"Ihr Offert passt ja im Großen und Ganzen, aber bei den Arbeitskosten müssen wir noch runter."
"Da haben wir absolut keinen Spielraum mehr ... die Spezialisten haben ihren Preis!"
"Wir denken so an 8 - 10 % Nachlass, dann könnten sie mithalten."
"Wir haben so knapp kalkuliert, da bleiben nöchstens 3 % Skonto für Anzahlungen über."
"Ach, lassen Sie die Mitarbeiter am Freitag länger auf der Baustelle - zwei Stunden gehen sogar bei den Lehrern!"
Kein Witz, so ist das gelaufen.
"Ihr Offert passt ja im Großen und Ganzen, aber bei den Arbeitskosten müssen wir noch runter."
"Da haben wir absolut keinen Spielraum mehr ... die Spezialisten haben ihren Preis!"
"Wir denken so an 8 - 10 % Nachlass, dann könnten sie mithalten."
"Wir haben so knapp kalkuliert, da bleiben nöchstens 3 % Skonto für Anzahlungen über."
"Ach, lassen Sie die Mitarbeiter am Freitag länger auf der Baustelle - zwei Stunden gehen sogar bei den Lehrern!"
Kein Witz, so ist das gelaufen.
teacher - am Donnerstag, 16. April 2009, 15:51
"... nachdem sie unfähig sind, meine Tochter ordentlich zu motivieren."
Eine offensichtlich sehr motivierte Mutter läßt einer Deutschkollegin über das Mitteilungsheft ihrer Tochter ausrichten, dass sie "unfähig" ist und fixiert gleich einen Termin, um die "Unfähige" in einem klärenden Gespräch aufzumischen.
Hochachtungsvoll ...
" ... muss ich schon sagen, dass Sie nicht nur ein schlechter Lehrer, sondern auch ein schlechter Mensch sind", kreischt eine andere Mutter ins Telefon, nachdem der Englischlehrer es gewagt hat, um eine Vorsprache zu bitten, weil die Leistungen des Sohnes in der Fremdsprache stark abgefallen, die Störungen im Unterricht hingegen indirekt proportional dazu angestiegen sind. "Und, damit das klar ist, ich bin die einzige, die mit meinem Sohn schreien darf", fügt sie hinzu, "sonst beschwere ich mich beim Landesschulrat!"
Grußloses Ende
In diesen Tagen spürt man, wie sehr die Öffentlichkeit gegen die Schule bzw. ihre (an)greifbaren Vertreter aufgebracht ist. Gerade die schwierigsten Eltern fühlen sich von primitiven Boulevardberichten bestätigt, dass Lehrer(innen) ein unfähiges, faules, aufsässiges Pack sind, denen man ordentlich die Meinung sagen muss.
Nette Stimmung, momentan. So geladen gehen wir auch in die Klassen ... und - Gott sei Dank(!) - in die Ferien.
Schöne Ostern.
Eine offensichtlich sehr motivierte Mutter läßt einer Deutschkollegin über das Mitteilungsheft ihrer Tochter ausrichten, dass sie "unfähig" ist und fixiert gleich einen Termin, um die "Unfähige" in einem klärenden Gespräch aufzumischen.
Hochachtungsvoll ...
" ... muss ich schon sagen, dass Sie nicht nur ein schlechter Lehrer, sondern auch ein schlechter Mensch sind", kreischt eine andere Mutter ins Telefon, nachdem der Englischlehrer es gewagt hat, um eine Vorsprache zu bitten, weil die Leistungen des Sohnes in der Fremdsprache stark abgefallen, die Störungen im Unterricht hingegen indirekt proportional dazu angestiegen sind. "Und, damit das klar ist, ich bin die einzige, die mit meinem Sohn schreien darf", fügt sie hinzu, "sonst beschwere ich mich beim Landesschulrat!"
Grußloses Ende
In diesen Tagen spürt man, wie sehr die Öffentlichkeit gegen die Schule bzw. ihre (an)greifbaren Vertreter aufgebracht ist. Gerade die schwierigsten Eltern fühlen sich von primitiven Boulevardberichten bestätigt, dass Lehrer(innen) ein unfähiges, faules, aufsässiges Pack sind, denen man ordentlich die Meinung sagen muss.
Nette Stimmung, momentan. So geladen gehen wir auch in die Klassen ... und - Gott sei Dank(!) - in die Ferien.
Schöne Ostern.
teacher - am Donnerstag, 2. April 2009, 18:09
"Inhalte oder Methoden unterrichten", das war der Anlass.
"Unsere Schüler sollten doch lernen, wie man einen Lebenslauf schreibt!", meint eine Englisch-Kollegin kämpferisch.
"Im Gegenteil, sie dürfen nicht", gebe ich Kontra.
Gerald, ein ehemaliger Schüler will sich für ein Auslandspraktikum bewerben und fragt über Facebook an, wo er dafür Tipps und Vorlagen im Netz finden kann. Für mich ein Handgriff, vier Links wandern durchs Netz: know-where and social software.
"Schau", erkläre ich der überraschten Kollegin, "wenn Gerald jetzt ein fremdsprachiges Bewerbungsschreiben selbständig verfasst, dann wird er garantiert Fehler machen. Er wird im alten Schulbuchstil irgend einen 08/15-Brief schreiben und gegen professionell gestaltete und gelayoutete Konkurrenten verlieren."
Die Kollegin hört zweifelnd zu.
"Deshalb sucht er im Netz die passenden Vorlagen, setzt seine Daten ein ... er wird ein perfektes Ergebnis abschicken und die Stelle bekommen."
"Dafür muss er aber gut ausgebildet sein ..."
"Ja. Was zählt, ist aber nicht das Schreiben, also der Inhalt, sondern das Suchen, das Auswählen, das Anpassen. Das sind Methoden - statt Inhalte."
Es gefällt uns nicht, dass "copy & paste" die Sieger kürt. Es ist das wahre Problem des traditionellen Unterrichts: Das Internet weiß alles schneller, besser und billiger - wozu noch lernen? Das geht so langsam, ist so mittelmäßig und unglaublich aufwändig. Also wozu?
"Unsere Schüler sollten doch lernen, wie man einen Lebenslauf schreibt!", meint eine Englisch-Kollegin kämpferisch.
"Im Gegenteil, sie dürfen nicht", gebe ich Kontra.
Gerald, ein ehemaliger Schüler will sich für ein Auslandspraktikum bewerben und fragt über Facebook an, wo er dafür Tipps und Vorlagen im Netz finden kann. Für mich ein Handgriff, vier Links wandern durchs Netz: know-where and social software.
"Schau", erkläre ich der überraschten Kollegin, "wenn Gerald jetzt ein fremdsprachiges Bewerbungsschreiben selbständig verfasst, dann wird er garantiert Fehler machen. Er wird im alten Schulbuchstil irgend einen 08/15-Brief schreiben und gegen professionell gestaltete und gelayoutete Konkurrenten verlieren."
Die Kollegin hört zweifelnd zu.
"Deshalb sucht er im Netz die passenden Vorlagen, setzt seine Daten ein ... er wird ein perfektes Ergebnis abschicken und die Stelle bekommen."
"Dafür muss er aber gut ausgebildet sein ..."
"Ja. Was zählt, ist aber nicht das Schreiben, also der Inhalt, sondern das Suchen, das Auswählen, das Anpassen. Das sind Methoden - statt Inhalte."
Es gefällt uns nicht, dass "copy & paste" die Sieger kürt. Es ist das wahre Problem des traditionellen Unterrichts: Das Internet weiß alles schneller, besser und billiger - wozu noch lernen? Das geht so langsam, ist so mittelmäßig und unglaublich aufwändig. Also wozu?
teacher - am Montag, 30. März 2009, 10:07
Mit der Diskussion über die Arbeitszeitverlängerung für Lehrer interessieren sich die Medien für unsere Arbeitsverhältnisse. Also kommen Journalisten, Fotografen und Kameraleute in die Klassen ... und suchen Bestätigung für ihre Annahmen.
Das Filmteam marschiert über den Gang und will die Schulatmosphäre festhalten. Die lustigen Kids schießen mit Staniolpapierln auf sie, sie schreien und wieseln herum und ... sind einfach Kids. Das gedrehte Material ist unbrauchbar, die Szene wird am Nachmittag nachgestellt, mit einer Lehrperson, die in Ruhe in die Klasse geht.
Das Filmteam macht Interviews mit SchülerInnen. Diese berichten aus ihrem Alltag, freuen sich über ihren Beitrag ... und werden rausgeschnitten. Ihre Meldungen passen nichts ins Vorurteil, sie erzählen von Spaß mit ihren Freunden, von netten Lehrerinnen und einer coolen Zeit. Wo bleibt da das "Feindbild Lehrer", verdammt! Mistkübel.
Das Filmteam zoomt ins überquellende Lehrerzimmer. Bücher und Hefte türmen sich auf viel zu engen Holztischen, die Gänge sind verstopft, die Hektik alles andere als telegen. Wieder muss am Nachmittag nachgedreht werden, weil die blöde Realität fürs Fernsehen nicht taugt.
Am Abend schauen wir uns die Sendung an: Alles gestellt, alles verstellt, alles aufbereitet. Wir sehen nicht das Leben einer Schule, sondern das bestätigte Vorurteil von Journalisten über eine Schule, die geändert gehört.
Meinungsmache statt Recherche. Entertainment statt Information.
Das Filmteam marschiert über den Gang und will die Schulatmosphäre festhalten. Die lustigen Kids schießen mit Staniolpapierln auf sie, sie schreien und wieseln herum und ... sind einfach Kids. Das gedrehte Material ist unbrauchbar, die Szene wird am Nachmittag nachgestellt, mit einer Lehrperson, die in Ruhe in die Klasse geht.
Das Filmteam macht Interviews mit SchülerInnen. Diese berichten aus ihrem Alltag, freuen sich über ihren Beitrag ... und werden rausgeschnitten. Ihre Meldungen passen nichts ins Vorurteil, sie erzählen von Spaß mit ihren Freunden, von netten Lehrerinnen und einer coolen Zeit. Wo bleibt da das "Feindbild Lehrer", verdammt! Mistkübel.
Das Filmteam zoomt ins überquellende Lehrerzimmer. Bücher und Hefte türmen sich auf viel zu engen Holztischen, die Gänge sind verstopft, die Hektik alles andere als telegen. Wieder muss am Nachmittag nachgedreht werden, weil die blöde Realität fürs Fernsehen nicht taugt.
Am Abend schauen wir uns die Sendung an: Alles gestellt, alles verstellt, alles aufbereitet. Wir sehen nicht das Leben einer Schule, sondern das bestätigte Vorurteil von Journalisten über eine Schule, die geändert gehört.
Meinungsmache statt Recherche. Entertainment statt Information.
teacher - am Dienstag, 24. März 2009, 20:46
Auf dem Lehrertisch liegt einsam und verlassen ein Handy.
Ich halte es in die Klasse und frage: "Wem gehört das?"
Sooo bekommt man Aufmerksamkeit unter den Zwölfjährigen! Sie kramen nervös in ihren Taschen und zeigen erleichtert ihre technische Überlegenheit: "Je cooler, desto I-Phone" (fasse ich meinen ersten Eindruck zusammen). Die Schlaueren brauchen diesen Protz nicht wirklich.
"Sie haben kein Handy?", erregt sich eines der Mädchen, als würde ich an einer unheilbarer Stoffwechselkrankheit leiden.
"Im Normalfall brauche ich keines. Es liegt seit 14 Tagen am Computer, der Akku ist leer ... und überhaupt: Ich mag nicht an der langen Leine hängen."
"Dann sind Sie ein MOF!", schließt das Mädchen.
"Ein was?"
"Ein MOF - Mensch ohne Freunde."
"Nee. Bloß ein MOH ... Mensch ohne Handy."
Ich halte es in die Klasse und frage: "Wem gehört das?"
Sooo bekommt man Aufmerksamkeit unter den Zwölfjährigen! Sie kramen nervös in ihren Taschen und zeigen erleichtert ihre technische Überlegenheit: "Je cooler, desto I-Phone" (fasse ich meinen ersten Eindruck zusammen). Die Schlaueren brauchen diesen Protz nicht wirklich.
"Sie haben kein Handy?", erregt sich eines der Mädchen, als würde ich an einer unheilbarer Stoffwechselkrankheit leiden.
"Im Normalfall brauche ich keines. Es liegt seit 14 Tagen am Computer, der Akku ist leer ... und überhaupt: Ich mag nicht an der langen Leine hängen."
"Dann sind Sie ein MOF!", schließt das Mädchen.
"Ein was?"
"Ein MOF - Mensch ohne Freunde."
"Nee. Bloß ein MOH ... Mensch ohne Handy."
teacher - am Freitag, 20. März 2009, 12:57
"Ich will so werden wie mein Ruf."
Eine Kollegin hat den Spruch locker witzig über den Schreibtisch geworfen. Seither geht er mir nicht mehr aus dem Sinn:
"Ich will so werden wie mein Ruf."
Wenn Lehrer beginnen so zu denken und den Spruch allmählich auch umsetzen, dann verspreche ich euch einen nie gesehenen Niedergang des Bildungssystems.
Gute Nacht.
Eine Kollegin hat den Spruch locker witzig über den Schreibtisch geworfen. Seither geht er mir nicht mehr aus dem Sinn:
"Ich will so werden wie mein Ruf."
Wenn Lehrer beginnen so zu denken und den Spruch allmählich auch umsetzen, dann verspreche ich euch einen nie gesehenen Niedergang des Bildungssystems.
Gute Nacht.
teacher - am Mittwoch, 18. März 2009, 20:15
Ich schaue in ihre Augen und denke: "Ein Wahnsinn."
Diese Frau ist so fertig wie ihre Klasse. Die Ringe um ihre Augen tragen das gleiche Schwarz wie die Seelen einiger Kinder.
"Ich möchte ja nicht um Geschenke betteln, aber kannst Du zwei Augen zudrücken", fragt sie die Physikkollegin, die den letzten Test richtig hart benotete.
"Die Kathi kommt in der Früh nicht aus dem Bett heraus. Nach der Scheidung musste sie zum Papa ziehen, seitdem ist es aus mit ihr. Tiefste Depressionen."
"Die Aisha verbringt mehr Zeit am Gericht als in der Schule, weil sie für ihre Mutter dolmetschen muss. Der Papa ist verschwunden, sie kämpfen um die Alimente."
"Die Sarah kümmert sich um zwei kleine Geschwister, Ihre Mutter versinkt im Alkohol."
Die Frau Klassenvorstand mit den dunklen Augenringen ist nicht zu stoppen. Sie kennt alle desolaten Biographien der Klasse und bittet um Nachsicht für ihre SchülerInnen. Eigentlich müsste ich ihr sagen: "Mensch, du musst dich distanzieren lernen, sonst machst du dich komplett fertig." Aber dann haben die Kinder niemanden mehr.
In der nächsten Pause läuft mir ein anderes Mädchen aus der selben Klasse nach: "Können Sie mir ein Buch empfehlen, das gut ausgeht?"
"Wie meinst du das?"
"Überall Krise, Umweltverschmutzung, Katastrophen, Kriege ... ich möchte irgendwas Hoffnungsvolles."
Ich denke kurz nach und schüttle den Kopf:
"Aber wenn Du was findest, gib mir bitte Bescheid."
Diese Frau ist so fertig wie ihre Klasse. Die Ringe um ihre Augen tragen das gleiche Schwarz wie die Seelen einiger Kinder.
"Ich möchte ja nicht um Geschenke betteln, aber kannst Du zwei Augen zudrücken", fragt sie die Physikkollegin, die den letzten Test richtig hart benotete.
"Die Kathi kommt in der Früh nicht aus dem Bett heraus. Nach der Scheidung musste sie zum Papa ziehen, seitdem ist es aus mit ihr. Tiefste Depressionen."
"Die Aisha verbringt mehr Zeit am Gericht als in der Schule, weil sie für ihre Mutter dolmetschen muss. Der Papa ist verschwunden, sie kämpfen um die Alimente."
"Die Sarah kümmert sich um zwei kleine Geschwister, Ihre Mutter versinkt im Alkohol."
Die Frau Klassenvorstand mit den dunklen Augenringen ist nicht zu stoppen. Sie kennt alle desolaten Biographien der Klasse und bittet um Nachsicht für ihre SchülerInnen. Eigentlich müsste ich ihr sagen: "Mensch, du musst dich distanzieren lernen, sonst machst du dich komplett fertig." Aber dann haben die Kinder niemanden mehr.
In der nächsten Pause läuft mir ein anderes Mädchen aus der selben Klasse nach: "Können Sie mir ein Buch empfehlen, das gut ausgeht?"
"Wie meinst du das?"
"Überall Krise, Umweltverschmutzung, Katastrophen, Kriege ... ich möchte irgendwas Hoffnungsvolles."
Ich denke kurz nach und schüttle den Kopf:
"Aber wenn Du was findest, gib mir bitte Bescheid."
teacher - am Montag, 16. März 2009, 08:10
"Wir brauchen einen Dreier. Was werden Sie tun?"
Mit diesen Worten steht eine Mutter vor der Deutschlehrerin und erklärt ihre Lage: Ihr Sohn hat sich um eine Lehrstelle beworben, aber das Nicht genügend in der Muttersprache kann der Arbeitgeber nicht akzeptieren.
Die Kollegin versteht den Wunsch, muss aber den Tatsachen ins Auge schauen: "Da muss sich ihr Sohn richtig ins Zeug legen. Schauen Sie sich die Grammatikfehler an. Da heißt es üben, üben, üben. Zuerst sollte er alle versäumten Hausübungen abgeben, dann ..."
Das meinte die Mutter nicht. Sie fragt noch einmal: "Was werden SIE tun?"
"Ich? Ich übe, ich korrigiere, ich ..."
"Ja," zeigt sich die Mutter genervt, "das ist ihre Arbeit. Aber wir brauchen einen Dreier. Was tun sie dafür?"
Liebe Eltern, ihr braucht nur bestellen: Gute Noten für alle. Interessiert?
Wir machen das.
Mit diesen Worten steht eine Mutter vor der Deutschlehrerin und erklärt ihre Lage: Ihr Sohn hat sich um eine Lehrstelle beworben, aber das Nicht genügend in der Muttersprache kann der Arbeitgeber nicht akzeptieren.
Die Kollegin versteht den Wunsch, muss aber den Tatsachen ins Auge schauen: "Da muss sich ihr Sohn richtig ins Zeug legen. Schauen Sie sich die Grammatikfehler an. Da heißt es üben, üben, üben. Zuerst sollte er alle versäumten Hausübungen abgeben, dann ..."
Das meinte die Mutter nicht. Sie fragt noch einmal: "Was werden SIE tun?"
"Ich? Ich übe, ich korrigiere, ich ..."
"Ja," zeigt sich die Mutter genervt, "das ist ihre Arbeit. Aber wir brauchen einen Dreier. Was tun sie dafür?"
Liebe Eltern, ihr braucht nur bestellen: Gute Noten für alle. Interessiert?
Wir machen das.
teacher - am Donnerstag, 12. März 2009, 21:10
"Eigentlich könnte ich erleichtert sein", erzählt mir ein guter Freund und betrübter Kollege. "Wir haben letzte Woche eine Begräbniskonferenz gehabt: Die Computerklassen sind tot."
Sofort fühle ich mich mitschuldig. Ich habe ihn vor kurzem noch gefragt: "Weißt Du eigentlich, was Ihr euch damit antut?"
Es war alles geplant. Die Klassenräume ausgewählt, die Notebooks besichtigt, deren Wartung geklärt, das W-LAN getestet, die Versicherung ausgesucht. Die Vorgesetzten waren informiert, der Direktor stolz, der Landesschulrat gespannt. Dreißig Lehrer zwischen 40 und 55 Jahren waren vom Projekt überzeugt worden und bereit sich darauf einzulassen: Computerklassen für die Kleinen. Jeder Zehnjährige sollte für eine geringe Leasingrate sein Notebook auf der Schulbank stehen haben, nach dem bekannten Motto: OLPC- One Laptop per child. Jeder Lehrer wollte seinen Unterricht für diese Klassen auf den neuesten Stand bringen, Software testen und einsetzen. Kollaborative, kommunikative, webbasierte Lernszenarien ausprobieren. Viel Arbeit, viel Neues, viel Hoffnung. Niemand hat sich gewehrt, niemand über Zusatzarbeit gejammert, alle schauten optimistisch ins nächste Schuljahr.
Vergangenheit. Die beiden Organisatoren haben abgesagt: "Wenn Frau Minister meint, dass wir weniger vorbereiten sollen und mehr in der Klasse stehen, dann tun wir das."
Wahrscheinlich wird das böse Ende niemand bemerken. Die Kinder und Eltern waren noch nicht informiert, die Aufträge noch nicht unterschrieben, die Presse bekommt keinen Wind davon, die Schulbehörden werden sich in Schweigen hüllen.
Ich bin wirklich getroffen, weil eine ganze Gruppe engagierter Lehrer das Handtuch wirft. Die Frau Unterrichtsminister verkündet inzwischen dem Boulevard: "Wie ich die Schule rette."
So nicht.
Sofort fühle ich mich mitschuldig. Ich habe ihn vor kurzem noch gefragt: "Weißt Du eigentlich, was Ihr euch damit antut?"
Es war alles geplant. Die Klassenräume ausgewählt, die Notebooks besichtigt, deren Wartung geklärt, das W-LAN getestet, die Versicherung ausgesucht. Die Vorgesetzten waren informiert, der Direktor stolz, der Landesschulrat gespannt. Dreißig Lehrer zwischen 40 und 55 Jahren waren vom Projekt überzeugt worden und bereit sich darauf einzulassen: Computerklassen für die Kleinen. Jeder Zehnjährige sollte für eine geringe Leasingrate sein Notebook auf der Schulbank stehen haben, nach dem bekannten Motto: OLPC- One Laptop per child. Jeder Lehrer wollte seinen Unterricht für diese Klassen auf den neuesten Stand bringen, Software testen und einsetzen. Kollaborative, kommunikative, webbasierte Lernszenarien ausprobieren. Viel Arbeit, viel Neues, viel Hoffnung. Niemand hat sich gewehrt, niemand über Zusatzarbeit gejammert, alle schauten optimistisch ins nächste Schuljahr.
Vergangenheit. Die beiden Organisatoren haben abgesagt: "Wenn Frau Minister meint, dass wir weniger vorbereiten sollen und mehr in der Klasse stehen, dann tun wir das."
Wahrscheinlich wird das böse Ende niemand bemerken. Die Kinder und Eltern waren noch nicht informiert, die Aufträge noch nicht unterschrieben, die Presse bekommt keinen Wind davon, die Schulbehörden werden sich in Schweigen hüllen.
Ich bin wirklich getroffen, weil eine ganze Gruppe engagierter Lehrer das Handtuch wirft. Die Frau Unterrichtsminister verkündet inzwischen dem Boulevard: "Wie ich die Schule rette."
So nicht.
teacher - am Sonntag, 8. März 2009, 15:18
Ich frage meine Schüler, frage meine Bekannten und auch die Nachbarn. Ich höre mich um und die Stimmung ist eindeutig: "Nein, Lehrer möchte ich heutzutage nicht sein." Sie haben ihre Argumente, sie kennen unsere Kinder und auch die Zustände in den Schulen.
Dann drehen sie sich um und schreien mit der Masse mit: "Die sollen ruhig zwei Stunden mehr arbeiten, die haben eh soviel Ferien."
Ich höre den Kollegen zu und spüre diese Enttäuschung: "Die Leute können sich nicht vorstellen, wie anstrengend eine Stunde unter 30 Kindern ist. Zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden ... da kann die fünfte Stunde zur Qual werden."
So ist es: Nach drei Unterrichtsstunden brauche ich Luft, Platz, Raum ohne Lärm, ohne Fragen, ohne Druck. Vier Stunden en suite ist Schwerarbeit, die fünfte wird zum Grenzfall, die sechste zur Qual. Für alle Beteiligten.
Wer das nicht glauben will, soll es probieren: Sperren Sie sich mit 30 Kindern sechs Stunden lang in einen Raum (es darf auch das Schwimmbad oder ein Schulbus sein) und probieren Sie, ausgeglichen und sympathisch zu bleiben. Fühlen Sie sich ruhig für alle verantwortlich und gehen Sie individuell auf Wünsche und Probleme ein ....
Vielleicht werden Sie streiken, wenn dann jemand kommt und Ihnen zwei weitere Stunden zumuten will: "Um die Qualität des Unterrichts zu steigern." Jede Woche, ein Leben lang.
Dann drehen sie sich um und schreien mit der Masse mit: "Die sollen ruhig zwei Stunden mehr arbeiten, die haben eh soviel Ferien."
Ich höre den Kollegen zu und spüre diese Enttäuschung: "Die Leute können sich nicht vorstellen, wie anstrengend eine Stunde unter 30 Kindern ist. Zwei Stunden, drei Stunden, vier Stunden ... da kann die fünfte Stunde zur Qual werden."
So ist es: Nach drei Unterrichtsstunden brauche ich Luft, Platz, Raum ohne Lärm, ohne Fragen, ohne Druck. Vier Stunden en suite ist Schwerarbeit, die fünfte wird zum Grenzfall, die sechste zur Qual. Für alle Beteiligten.
Wer das nicht glauben will, soll es probieren: Sperren Sie sich mit 30 Kindern sechs Stunden lang in einen Raum (es darf auch das Schwimmbad oder ein Schulbus sein) und probieren Sie, ausgeglichen und sympathisch zu bleiben. Fühlen Sie sich ruhig für alle verantwortlich und gehen Sie individuell auf Wünsche und Probleme ein ....
Vielleicht werden Sie streiken, wenn dann jemand kommt und Ihnen zwei weitere Stunden zumuten will: "Um die Qualität des Unterrichts zu steigern." Jede Woche, ein Leben lang.
teacher - am Freitag, 6. März 2009, 08:17