Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
cotopaxi

 
(zitiert nach kriminalpolizeilichen Tipps)

1. Setzen Sie sich niemals als Familie zusammen
2. Vermeiden Sie familiäre Traditionen, auf die sich ihre Kinder freuen könnten
3. Sprechen Sie über ihre Kinder, aber nicht mit Ihnen.
4. Bewahren Sie Ihre Kinder vor Müdigkeit, Kälte, Abenteuer, Kränkungen, Risiken, Experimenten, Herausforderungen, Fehlern, Schwierigkeiten ...
5. Trinken Sie und rauchen Sie während Sie vor Drogen warnen
6. Bringen Sie den Kindern Essen und Trinken zum Fernseher und Computer
7. Halten Sie Ihre Kinder vor geistigen Anregungen fern
8. Betonen Sie religiöse Rituale, äußere Erscheinungsmerkmale und die Buchstaben des Gesetzes
9. Geben Sie Ihren Kindern alles außer Zeit
10. Erwarten Sie von Ihren Kindern immer das Beste
11. Missachten Sie Regeln und Gesetze, wenn es keiner sieht (außer den Kindern)
12. Nehmen Sie Ihre Kinder immer in Schutz, besonders wenn sie Regeln missachtet haben
13. Halten Sie immer zu den Kindern, besonders gegen den anderen Elternteil
14. Lassen Sie sich scheiden - auf dem Rücken der Kinder
15. Überlassen Sie den Kindern keine Verantwortung
16. Entscheiden Sie alles für Ihre Kinder
superchicken meinte am 12. Mai, 21:08:
Beachtenswert
Der Nachhall von Deinem "Vergewaltigung?"-Posting ist in meinen Gedanken noch nicht verebbt. Ging mir einfach nicht aus dem Kopf - der Text, die vielen "sich zerspragelnden" Postings...

Als ich den Artikel "Piep, piep, piep, Guten Appetit!" aus "Die Zeit - Zeit Wissen" las, drängte sich mir das Wort "Rituale" auf. »»»Hier gehts zum Artikel 
teacher antwortete am 12. Mai, 21:41:
Ja, ich habe in der Zwischenzeit mit einem Fachmann von der Kriminalpolizei gesprochen. Dessen Aussagen könnten einige weitere Postings hier prägen!

A propos "Die Zeit"-Artikel: Die Rolle der Rituale wird wieder entdeckt. Super. Sie gelten oft als altmodisch und autoritär, vielleicht werden sie aus der Mottenkiste geholt und modernisiert?
In der Familie und in der Schule und auch sonst. 
Nachtblau antwortete am 12. Mai, 22:07:
Rituale sind voll da und ganz modern, merkt man an der Seminarliste in der Uni. Schade, hab wohl zu früh studiert. 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 12. Mai, 23:27:
Rituale sind auch nur Eselsbrücken... 
Budenzauberin meinte am 12. Mai, 22:00:
Ich arbeite derzeit für ein Projekt, das von einem "Kriminologischen Institut" in Zusammenarbeit mit der Polizei sowie des Schulministeriums durchgeführt wird, als Interviewerin. Montag habe ich meinen ersten Termin und gehe mit den Jugendlichen einen Fragebogen durch, bei dem ich bereits auf der Schulung schon sehr schlucken mußte, weil es teilweise doch recht heftige Fragen sind (insgesamt über 100), bei denen ich mir einfach nicht vorstellen kann, nein: nicht will, daß da jemand mit "Ja" beantwortet, wenngleich auch alles anonym ist, wie etwa: "Meine Eltern schauen sich gemeinsam mit mir Pornos an."
Die Fragen werden Jugendlichen im Alter von 15-16 Jahren gestellt. 
teacher antwortete am 13. Mai, 20:55:
Ich würde mich auf einiges gefasst machen. Ich höre da einfach unglaubliche Dinge und den Kindern ist der kriminelle Aspekt oft nicht bewusst, sodaß sie (manchmal) ohne Scheu darüber reden. 
Budenzauberin antwortete am 13. Mai, 21:07:
Die Fragebögen werden ja anonym ausgefüllt unter Klassenarbeitsbedingungen, damit der Nachbar nicht sehen kann, ob die Nebensitzerin vielleicht "Ja" bei "Ich wurde schon unsittlich gegen meinen Willen angefasst" ankreuzt. Geredet werden soll da eigentlich nicht, ich kann mir aber gut vorstellen, daß vielleicht manche Mädchen erstmals solche Fragen gestellt bekommen, wodurch sie eventuell an schreckliche Situationen erinnert werden und zu Weinen anfangen.
Die kriminellen Aspekte werden aber ebenso angesprochen und zusätzlich noch das Abdriften in linke Szenen und Drogenkonsum. Nach dem Ausfüllen werden die Fragebögen in einem Umschlag versiegelt, ich bekomme also erst Ende des Jahres die Endergebnisse zu sehen. Laut Institut - diese Studien wurden schon 2005 und 2006 durchgeführt - soll aber die Gewalt unter Jugendlichen schon zurückgegangen sein. 
teacher antwortete am 14. Mai, 21:33:
Ist bestimmt besser so. 
Budenzauberin antwortete am 14. Mai, 22:59:
Der Rückgang von Gewalttaten ist natürlich besser. ;-)

Das heutige erste Interview war ohne weitere besondere Vorkomnisse.
Außer, daß bei Fragen nach der Menge des Alkoholkonsums im vergangenen Monat ein Junge natürlich den Macker raushängen lassen mußte, indem er eine völlig überflüssige Frage dazu stellte, mit der er ganz cool zum Ausdruck bringen wollte, daß er wohl recht viel getrunken hat. 
teacher antwortete am 15. Mai, 09:17:
Zum Rückgang: Daran glaubt nicht einmal die Polizei, die das gerne sehen und öffentlichkeitswirksam verkaufen möchte.

Zum Macker: Typisch. 
walküre meinte am 12. Mai, 22:44:
Auch
in meiner Familie gab es vor vielen Jahren innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne vier junge Männer, die an den Folgen von Alkohol- bzw. Rauschgiftmissbrauch gestorben sind (4 Cousins, jeweils zwei Geschwister), und leider trafen auf jeden einzelnen von Ihnen jeweils einige Punkte dieser Auflistung zu (Wichtig ist es übrigens auch, sich emotional von den Kindern zu distanzieren, wenn sie in bereits in ernstzunehmenden Schwierigkeiten stecken, denn in dieser Situation sind sie empfänglich für falsche Freunde !).

Der verlinkte Artikel in der "Zeit" gefällt mir gut und deckt sich genau mit meinen Beobachtungen von Kindern aller Altersstufen. 
amadea (Gast) meinte am 12. Mai, 22:45:
english cafe
mah dear teach,


das passt zwar nicht hierher als kommentar. aber ich schreib dir das trotzdem rein. finde da nirgends eine email-adresse. ich hab für meine schüler ein blog angelegt (hier in sbg. funktioniert der link an hauptschulen nicht; der bildungsserver blockiert), aber zu hause können die kids üben. geeignet für die erste klasse.
vielleicht willst das ja weiterleiten an kollegInnen.

http://theenglishcafee.blogspot.com
schau's dir halt mal an.
:-) 
amadea (Gast) meinte am 12. Mai, 22:46:
immer vertipp ich mich
http://theenglishcafe.blogspot.com 
superchicken antwortete am 13. Mai, 02:44:
Ich habe mir erlaubt, das blog an meinen Neffen weiterzuleiten. Hoffe, das ist ok. 
teacher antwortete am 13. Mai, 12:28:
Dafür ist es da. Danke.

@englishcafé: Gutes Beispiel wie Blogs motivierend in den Unterricht eingebaut werden können. Superfein. 
Simon Columbus (Gast) meinte am 12. Mai, 23:26:
Ich lese diese Liste - und bin froh, denn anscheinend werde ich nicht drogensüchtig werden.

Ich frage mich nur, wer solche Tipps braucht. Da stehen Dinge, die für mich so selbstverständlich sind wie das Amen in der Kirche... 
superchicken antwortete am 13. Mai, 02:38:
Dich scheint das Thema dennoch sehr zu interessieren, wie ich aus Deiner bloßen Anwesenheit lese? Was bewegt Dich denn daran so, wenn Du eh schon alles darüber weißt? Bist Du nur aus voyeuristischer Freude glücklich, dass es Dich nicht trifft?

Es geht doch da nicht nur immer um uns selbst, sondern um Kinder, die nächste Generation, unsere zukünftigen Nachfolger, Chefs, Künstler, Intelektuelle, Sandler...unsere Welt. 
teacher antwortete am 13. Mai, 12:30:
@ S. Columbus: Das erinnert mich an einen anderen Spruch des Polizisten: Viele Menschen haben ihre Instinkte verloren, sie wissen nicht mehr, was uns gut tut. Denen muss man sogar sagen, dass man Kleinkinder wickeln und waschen muss! 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 13. Mai, 14:50:
... weshalb der Kühlschrank schonmal die leichtere Alternative darstellt.

Ich glaube, an dieser Stelle darf man ganz ohne schlechtes Gewissen nostalgisch den Zerfall der Großfamilie bedauern. Oder, um es anders zu sagen: Wir haben und von der Tradition emanzipiert - und nun fehlen die Haltestege auf dem Lebensweg.

@ superchicken:

Fällt dir nix zum Thema ein, kannste ja einfach mal über die Kommentare meckern. Mein Tipp: Vorher sicher gehen, dass man nicht das falsche sagt. Ich denke, ich bin durchaus berechtigt, zu schreiben, was ich geschrieben habe - stelle ich doch eben ein Teil dier "nächsten Generation" mit dar. Und: Ich habe nicht gesagt, alles darüber zu wissen - ich empfinde lediglich die Liste als allzu selbstverständlich. Das hat nichts mit Besserwisserei zu tun, sondern damit, dass ich "normal" bin. Denn, würde ich die aufgeführten "don'ts" als alltäglich begreifen, dann wäre ich selbst ein potenzieller Problemfall.
Was mich also daran bewegt? Es geht nun einmal um meine Generation, um eben die Menschen, die meine Umwelt darstelle, mit denen ich leben muss. Mag sein, dass es dir seltsam vorkommt - aber ich bin nicht so egozentrisch, aus dem alleinigen Wissen, nicht betroffen zu sein, mich nicht mehr für meine Umwelt zu interessieren. 
superchicken antwortete am 14. Mai, 01:27:
Lieber Simon Columbus:
Ich hab mich mit dem Thema beschäftigt und mich durchs Netz gewühlt, wie ich ganz oben in meinem Posting erwähnt habe. Dort habe ich auf den Artikel hingewiesen, den ich sehr interessant finde und mit dem ich großteils konform gehe.

Offenbar habe ich meine Frage an Dich scharf formuliert. Es war nicht meine Absicht dich vor den Kopf zu stoßen.

Ich wollte aus ehrlichem Interesse heraus wissen, warum Du dich das Thema bewegt und Deine längere Ausführung hat mich sehr gefreut.

Deine "Berechtigung" hier etwas nieder zu schreiben habe ich meiner Meinung nach nirgends in Frage gestellt, da obsolet. 
Sternenstaub meinte am 13. Mai, 18:23:
weißt du was ich schlimm finde, dass wahrscheinlich bei vielen Familien heutzutage genau diese Dinge schon oder nicht - je nach Punkt - gemacht werden.

Oft denk ich mir, warum bekommen die Leute heutzutage überhaupt Kinder ?? - Ich weiß, ich weiß, ich kann nicht wirklich mitreden - so aus familientechnischer Sicht - denn ich habe keine Kinder, aber WAS ich habe - eine Ausbildung für den Umgang mit Jungscharkindern, mit Firmlingen, mit Jugendlichen UND ich war selber mal Kind/Jugendliche.

Gestern erst hat mir meine Freundin vor ihrer 2 1/2 Jahre alten Tochter erzählt, wann sich diese warum unmöglich verhalten hat - auf meinen Hinweiß: "Du sie ist anwesend" schaute sie mich nur entgeistert an und meinte "Ich weiß" - also wer würd das jemals vor nem Erwachsenen machen, frag ich dich, bzw. der würd sich schön bedanken.

Ich mach grad die Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin und hatte voriges Wochenende das Thema Gender - tja und was da auch zum Thema Erziehung und Gewalt kam, war eigentlich erschreckend.

Und ich möcht heutzutage gar nicht mehr jung sein!!!! 
Simon Columbus (Gast) antwortete am 13. Mai, 19:24:
"Und ich möcht heutzutage gar nicht mehr jung sein!!!!"

Ach, so schlimm ist's gar nicht... 
teacher antwortete am 13. Mai, 19:59:
Im Gegenteil, ich möchte noch einmal jung sein, um jahrelang auf Kosten meiner Eltern "herumzuchillen". Zu meiner Zeit hat es nicht einmal das Wort dafür gegeben! 
Sternenstaub antwortete am 13. Mai, 20:19:
ICH bin froh, so alt zu sein, wie ich bin, auch wenn das in der heutigen Zeit absolut nicht IN ist und jede/r jünger sein will (und ich es manchesmal gar nicht pack, wiiiieeee schnell die Zeit vergeht).

Ich hab mir meine Erfahrungen erarbeitet, meine Persönlichkeit uvm. Wenn ich mir vorstell, ich muss wieder "cool" sein und so tun als ginge mich nix was an, neeee

ja und das mit dem "herumchillen" auf Kosten meiner Eltern, ich gönns ihnen mehr ..... 
teacher antwortete am 13. Mai, 20:46:
OK - vielleicht ist es gut, dass wir da keine Wahl haben. Aber ich spüre so Zeichen der Midlifekrise, da möchte man/n schon noch mal ordentlich auf den Tisch klopfen. :-) 
Andre (Gast) meinte am 14. Mai, 10:59:
Das klingt fast wie Schule. 
teacher antwortete am 14. Mai, 15:38:
Ich bin überrascht - das stimmt in zu vielen Punkten! 
Andre (Gast) antwortete am 14. Mai, 17:18:
Da fällt mir unter anderem auch das hier ein:

"Lernen unter dem Diktat der Note" [PDF, 8 Seiten]
http://www.uni-flensburg.de/asta/download/2006-01-11%20-%20Noten%20Lernen.pdf

Wenn ich es noch recht in Erinnung habe, kommen dort auch einige erwähnte Punkte vor, z.B. der künstliche Zeitdruck unter dem Leistungsunterschiede enstehen und sich verfestigen (Lernen unter (Zeitdruck)), wobei die Benotung Leistungsabstände misst (keine qual. Beurteilung darstellt) und die Kiddies in eine Rangordnung verweist für die Verteilung auf die Hierarchie der Berufe... AFAIK auch noch was über Leistungsideologie und das Verinnerlichen von Gewinner-Verlierer-Logik und so weiter.... Evtl. auch noch etwas über das Verhalten einiger Lehrer gegenüber ihren Schülen, wenn Sie verkennen, dass die Logik des Konkurrenzprinzips Verlierer verlangt... Naja, was Schule sonst noch anrichtet, ich denke, das weißt du selbst.... (Dressur und Therapie ;-)... 
Andre (Gast) antwortete am 14. Mai, 17:29:
Die Schule erzeugt also selbst genug Verliererkinder. Da die Kinder die Zusammenhänge nicht sehen, betrachten Sie Noten als pers. Verdienst oder Versagen oder auch Zeugnisse als Ausdruck des Begabungsprofils. Manche Verliererkinder versuchen schulisches Versagen wenigstens übers Private zu kompensieren, wenigstens dort "Gewinner" zu sein.... Wie wichtig das ist, wird Ihnen ja ständig vorgemacht.... 
teacher antwortete am 14. Mai, 20:30:
Was mich wundert:
Der Schuldruck hat doch in den letzten Jahren ständig abgenommen - der Drogenkonsum nimmt zu.
Ich glaube nicht, dass die Schule hier als großer Verursacher auszumachen wäre. Im Gegenteil, sie federt eher ab, nimmt durch ihre Ruhe und Geborgenheit (viele schwierigen Kinder sehen das so!) Druck heraus. 
Andre (Gast) antwortete am 15. Mai, 13:37:
Schule ist als funktionale Kategorie in einem gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang eingebettet. Sie existiert nicht isoliert, als dass sie als Alleinschuldiger oder Hauptverursacher auszumachen wäre - ebensowenig wie die Familien, wie es dein Blog-Eintrag nahelegt. Die Schule haben sich nicht aus humanistischen Gründen oder zur ernsthaften Fähigkeitsentwicklung dem Pöbel geöffnet, sondern aus rein ökonomischen Gründen: Die Arbeitsinhalte verschoben und verschieben sich von der simplen Muskelkraft zur Kopfarbeit. Es gibt kaum noch einen Beruf, in dem die elementaren Kulturtechniken wegzudenken wären: Lesen oder Schreiben etwa. Die Zeiten gab's aber mal...

Schule exekutiert in dieser Gesellschaft ein Prinzip an den Kindern: Konkurriert mit unterschiedlichen Voraussetzungen, unter fremdbestimmten Leistungsbedingungen und gleichen Chancen (ungleich und gleich ergibt was?) und erweist euch dabei als Gewinner (oder zwangsläufig teilweise als Verlierer) - allerdings im Sinne der Schule nicht gegen die Schule. Dein Ort der Ruhe und Geborgenheit lässt zuweilen Kinder Amok laufen, wenn deren Selbstbewusstsein beschädigt und Anerkennung im Zuge des ständig Sich-Beweisen-Müssens versagt wird. Das müssen sie natürlich nicht nur in der Schule. Aber das hat m.E. auch keiner geschrieben.

Lernen braucht keinen Zeitdruck, den braucht die Schule zum Sortieren. Wissen legt nicht fest, in welcher Zeit es verstanden werden will...

Schule ist mehr ein Bestehen als ein Lernen. 3 Monate aus der Schule heraus und die Jugendlichen wissen halt nur noch das, was sie aus Gewohnheit verinnerlichten (Schreiben, Grundrechenarten, ...).

Dein "abnehmender Druck <-> ansteigender Drogenkonsum" ist etwas schief, da selektiv herausgegriffen und dann einfach direkt gegenübergestellt. Genauso hätte man schreiben können: "wegen dem ansteigendem Drogenkonsum versucht man den Druck zu verringern. Oder ein dritter und vierter Umstand (z.B. Bildung der Eltern oder ein Ausdruck des Arbeitsdruck auf die Eltern, ...), reflektiert am Schuldruck... und erhöht die Frustration der Kiddies...

Allerdings ist 'Drogen'konsum nicht zwangsläufig Ausdruck negativer Umstände. Neugierde kann es sein und/oder Ritualbildungen in der Gruppe oder oder oder. Ich kenne genug Menschen, die z.B. kiffen ohne dass ihnen zuvor etwas geschadet hätte... Das gleiche mit dem Rauchen oder Trinken... Der Missbrauch ist eher Ausdruck solcher Umstände, der "normale" Verbrauch weniger. Da spielt eher Konvention eine Rolle (Kiffen vs. Trinken). 
teacher antwortete am 15. Mai, 15:28:
Ich sehe schon: Das Leben ist kompliziert.
Mein Job ist es, das Komplexe auf das Wesentliche zu reduzieren - daher rührt meine Neigung zur Vereinfachung.
Ich will EINFACH festhalten, dass die Schule nicht kriminalisiert werden kann - sie ist für die Gewalt, für die Drogen, für den Stress der Jugendlichen am wenigsten verantwortlich, sie muss nur damit umgehen können. Vielleicht sogar an der Lösung dieser Probleme mitarbeiten. 
Andre (Gast) antwortete am 15. Mai, 16:31:
Ja. Wer die Schule kriminalisieren will, muss sicherlich das gesamte System kriminalisieren, in dem sie ihre Funktion trägt (die nicht Bildung ist, sondern Qualifikation, nicht Mündigkeit ist, sondern Anpassung, nicht...). Man weiß ja: jene, die Bidlung besonders nötig hätten, fliegen besonders schnell von der Schule. Dabei wird der Weg zur Bildung kategorisch behindert (Zugangsbedingungen zu höherer Bildung usw.).
Das Qualifizieren und Vorsortieren des Marktwertes des Nachwuchses für den Arbeitsmarkt ist die primäre Funktion einer modernen Schule. Das man dabei als Lehrer gut über das denken will, das man machen muss, ist verständlich.

Als Lehrer habt ihr sicherlich einen schweren Stand: Einerseits steht ihr selbst in Zwängen und Konkurrenz (wenn auch eine andere als die Schüler), andereseits müsst ihr den Nachwuchs für ihr erfolgreiches Behaupten in dieser Gesellschaft dressieren, die - soweit es dem Lehrer bewusst ist - ziemlich fragwürdige Werte, Normen und Verhaltensweisen hervorbrachte und einfordert.
Ein Staat, bei dem das Interesse der Wirtschaft das primäre sein muss, weil er alles Wesentliche auf sie ausrichtet, braucht nützliche Idioten... 
teacher antwortete am 15. Mai, 18:17:
Ich kann diese profunde Systemkritik verstehen, sehe aber keine praktische Konsequenz darin. Was tun? Wie umbauen? Wo anfangen?
Als bezahlter Teil des Systems will ich es nicht gleich sprengen! 
walküre antwortete am 15. Mai, 18:40:
"Die Schule haben sich nicht aus humanistischen Gründen oder zur ernsthaften Fähigkeitsentwicklung dem Pöbel geöffnet, sondern aus rein ökonomischen Gründen: Die Arbeitsinhalte verschoben und verschieben sich von der simplen Muskelkraft zur Kopfarbeit."

Dies ist nicht richtig, zumindest was die Einführung der allgemeinen Schulpflicht für Österreich anbelangt, denn 1774 konnte noch keine Rede von einer Verschiebung hin zur Kopfarbeit sein. Menschen, die wirkliche Reformen im Schulsystem initiierten und neue Impulse einbrachten, waren schon von jeher Humanisten, denen es ein Bedürfnis war, den Geist des Menschen zu fördern. Und um Schule für das neue Jahrtausend zu definieren, braucht es keine elfenbeinbetürmten Denkfabriken, sondern Pädagogen mit Herz und Verstand, die nur ein einziges Anliegen haben: das Wohl der Kinder. 
Andre (Gast) antwortete am 16. Mai, 12:01:
Du verzerrst meine Aussage. Wenn ich von einer Entwicklung schreibe, dann steht nicht der Endzustand bereits am Anfang... Wenn ich einen Acker pflügen will, fange ich nicht mit einem gepflügten Acker an: "denn 1774 konnte noch keine Rede von einer Verschiebung hin zur Kopfarbeit sein."...

Die allgemeine Schulfpflicht erfolgte hier in D mit der Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise, deren Methoden von den Kiddies ein Mindestmaß an Wissen für das spätere Arbeitsleben in den Kleinbetriebe verlangten. Das staatlich zu organisieren war notwendig, weil die kärgliche Bildung innerhalb der feudalen Leibeigenschaft dafür nicht zweckmäßig war... Die Kinderarbeit drängte man zurück, weil die hohe Kinderarmut und -sterblichkeit sich auf Dauer dysfunktional für die Arbeiterschaftreproduktion erwies.
Schulen dressierten die Kiddies im Weiteren auch für das Fabriksystem, Militär und und und und....

Ich will das aber nicht so einseitig stehen lassen. Natürlich hatte es nützliche Effekte im Weiteren (Kinderarbeit verringert, öffentliches Bildungssystem, also Herkunft war weniger wichtig für den Zugang zur Bildung...), aber die Notwendigkeit war keine humanistische Geschichte. 
Andre (Gast) antwortete am 16. Mai, 12:24:
"Ich kann diese profunde Systemkritik verstehen, sehe aber keine praktische Konsequenz darin. Was tun? Wie umbauen? Wo anfangen?
Als bezahlter Teil des Systems will ich es nicht gleich sprengen!"

Warum? Weil du bei einem gesprengten System, deinen Job verlieren könntest? Na also bitte...

- der Staat setzt eine private Eigentumsordnung mit seinem Gewaltmonopol durch
- d.h. er trennt dich gewaltsam von den Produkten, die in Masse um dich herumstehen
- er verpflichtet dich zu einer geistigen Praxis, einer Konvention:
- der Preis trennt den Verbraucher von den Gütern... Angucken vielleicht, mitnehmen nur gegen Zugangsmittel...
- Geld ist das Zugangsmittel
- dein Auskommen hängt vom Einkommen ab (Geld also)
- gehörst du zu der Mehrheit dieser Gesellschaft, hängt dein Einkommen von Erwerbsarbeit ab (nur Eigentum an der eigenen Arbeitskraft. Das einzige das du verkaufen kannst.)
=> Für dein Auskommen brauchst du hier Erwerbsarbeit
=> du drehst es um: du brauchst Erwerbsarbeit für dein Auskommen... keine Erwerbsarbeit, kein Auskommen...
- Wer Erwerbsarbeiten "darf", bestimmt die Rechnungsweise eines Arbeitsplatzgebers
- du musst dich rechnen (dein Lohn + Lohn"neben"kosten + Gewinn für den Arbeitsplatzgeber => Mehrwertfähig)
- statt 10 Stunden in der Woche, arbeitest du 8 stunden am Tag, beinahe die ganze Woche, den ganzen Monat lang, bis du mit 70 überflüssig wirst... naja eigentlich sehr viel früher...
- es geht nicht um die Bedürfnisse des Menschen, sondern um Wertverwertung, Kapitalakkumulation, Wachstum...
- des braucht es halt, damit Arbeit geschaffen wird
- der Zweck ist relativ frei vom materiellen Nutzen
-> die Leute schreien nach mehr Arbeit, statt nach weniger, weil sie in diesem System von Arbeit abhängig sind...
-> nach mehr Arbeit schreien ist irre
- Rationalisierung, das Reduzieren menschlicher Arbeit ist sinnvoll, was gutes... nur in diesem System nicht (in dem sich eine Menge verdreht: z.B. jeder geheilte Patient ist ein verlorener Kunde, g)

"Als bezahlter Teil des Systems will ich es nicht gleich sprengen!" 
Andre (Gast) antwortete am 16. Mai, 12:42:
kleine Ergänzung:
"- es geht nicht um die Bedürfnisse des Menschen, sondern um Wertverwertung, Kapitalakkumulation, Wachstum...
- des braucht es halt, damit Arbeit geschaffen wird"

bitte nicht so verstehen, dass Arbeitschaffen der Zweck der Wertverwertung wäre... das ist nur Mittel für die Wertverwertung. Wenn sich andere Mittel finden, sind die genauso gut (z.B. Finanzderivate, die keine Waren handeln, sondern Wetten auf Kapitaleinsatz)

- der Lohnanspruch der menschlichen Arbeitskraft steht im Widerspruch zur Gewinnmaximierung.
- Löhne minimieren ist wichtig, den Bedarf an menschlicher Arbeitskraft reduzieren ist wichtig (zumindest solange sie mehr kosten als Alternativen)... Sind Maschinen teurer (Gedanken, keine materielle Notwendigkeit) als Menschen, werden Menschen weiterhin genutzt....
- Unternehmen müssen Gewinn realisieren
- jeder Unternehmer hat selbst Systemzwänge: insb. die Konkurrenz
- Gewinne muss er oft ins Unternehmen stecken
- würden Manager auch nur 30.000 im Jahr verdienen, könnten sie nicht anders handeln...
- und so weiter.... 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma