So viel kann ich gar nicht trinken, wie ich kotzen möchte: Wieder diskutieren völlig inkompetente (Landes-)Politiker über das Thema Schulreform. Natürlich geht es dabei nur um Posten für die Schwarzen, die Roten, die Blauen. Weniger um Posten in der Schule - Lehrer sind ja Mangelware - aber um Posten in der Schulverwaltung.
Die politischen Parteien agieren wie die Mafia: Überall die Finger drinnen, überall protegieren ("netzwerken"), überall Geld abzweigen. Mehr als die Hälfte des ganzen Schulbudgets geht dort verloren. Von jedem Euro für die Bildung geht die Hälfte nicht in die Bildung, sondern versickert auf Schreibtischen, die von politischen Günstlingen besetzt werden. Stellt euch vor, ein Unternehmen gibt 50 % des Umsatzes für die Verwaltung aus!
... zum Kotzen.
Die Presse: "Es geht nicht um effiziente Strukturen oder gar um pädagogische Inhalte, es geht um Machtspiele zwischen Bund und Ländern, um üppige Biotope zur Versorgung von Parteigünstlingen, um pfauenhafte Selbstdarstellung von Landeshäuptlingen."
Heutige Profilüberschrift:
"Bildung: Österreichs Schulwesen ist im Würgegriff der Parteien"
Daher mein Vorschlag: Völlige Autonomie der Schulen.
Schulen sind Bildungsbetriebe. Sie bieten eine Dienstleistung an, die Kinder fürs Leben wappnen soll. Lehrer arbeiten in diesen Betrieben und haben Gesetze, Verordnungen und Ziele zu erfüllen. Die Qualität wird über externe Zertifizierungen und nationale Tests kontrolliert. Alle Ergebnisse sind öffentlich einzusehen und dienen zur Orientierung der Kunden.
Diese Betriebe sollen nicht dem Staat, auch nicht den Ländern oder den Gemeinden gehören - damit haben ja Parteipolitiker Zugriff darauf - sondern sich selbst. Wie Genossenschaften oder Kapitalgesellschaften. Genossenschafter bzw. Aktionäre sind alle Beteiligten, von den Schülern und Eltern über die Schulbediensteten bis zu den Lehrern. Keine, aber schon gar keine Politiker will ich dort sehen.
Finanziert werden die Schulen von den Kunden, und zwar über Bildungsschecks. Jedes Kind bekommt Bildungsschecks von 0 - 27 Jahren. Die Eltern entscheiden mit ihren Kindern, wo sie dieses Geld anlegen wollen. Bessere Schulen werden höhere Nachfrage anziehen, schwächere werden in Konkurs gehen.
So werden wir uns anstrengen müssen. Alle.
P.S.: Ich habe Angst vor dieser Privatisierung, aber ich sehe keinen anderen Weg, den Fängen der Parteikraken zu entkommen.
Die politischen Parteien agieren wie die Mafia: Überall die Finger drinnen, überall protegieren ("netzwerken"), überall Geld abzweigen. Mehr als die Hälfte des ganzen Schulbudgets geht dort verloren. Von jedem Euro für die Bildung geht die Hälfte nicht in die Bildung, sondern versickert auf Schreibtischen, die von politischen Günstlingen besetzt werden. Stellt euch vor, ein Unternehmen gibt 50 % des Umsatzes für die Verwaltung aus!
... zum Kotzen.
Die Presse: "Es geht nicht um effiziente Strukturen oder gar um pädagogische Inhalte, es geht um Machtspiele zwischen Bund und Ländern, um üppige Biotope zur Versorgung von Parteigünstlingen, um pfauenhafte Selbstdarstellung von Landeshäuptlingen."
Heutige Profilüberschrift:
"Bildung: Österreichs Schulwesen ist im Würgegriff der Parteien"
Daher mein Vorschlag: Völlige Autonomie der Schulen.
Schulen sind Bildungsbetriebe. Sie bieten eine Dienstleistung an, die Kinder fürs Leben wappnen soll. Lehrer arbeiten in diesen Betrieben und haben Gesetze, Verordnungen und Ziele zu erfüllen. Die Qualität wird über externe Zertifizierungen und nationale Tests kontrolliert. Alle Ergebnisse sind öffentlich einzusehen und dienen zur Orientierung der Kunden.
Diese Betriebe sollen nicht dem Staat, auch nicht den Ländern oder den Gemeinden gehören - damit haben ja Parteipolitiker Zugriff darauf - sondern sich selbst. Wie Genossenschaften oder Kapitalgesellschaften. Genossenschafter bzw. Aktionäre sind alle Beteiligten, von den Schülern und Eltern über die Schulbediensteten bis zu den Lehrern. Keine, aber schon gar keine Politiker will ich dort sehen.
Finanziert werden die Schulen von den Kunden, und zwar über Bildungsschecks. Jedes Kind bekommt Bildungsschecks von 0 - 27 Jahren. Die Eltern entscheiden mit ihren Kindern, wo sie dieses Geld anlegen wollen. Bessere Schulen werden höhere Nachfrage anziehen, schwächere werden in Konkurs gehen.
So werden wir uns anstrengen müssen. Alle.
P.S.: Ich habe Angst vor dieser Privatisierung, aber ich sehe keinen anderen Weg, den Fängen der Parteikraken zu entkommen.
teacher - am Donnerstag, 9. September 2010, 08:42
Thomas' (Gast) meinte am 10. Sep, 15:49:
Hier kann ich ausnahmsweise mal nicht zustimmen.Private Unternehmen sind grundsätzlich gewinnorientiert. Solchen Leuten kann man nicht die Bildung in die Hand geben.
teacher antwortete am 10. Sep, 16:15:
Daher denke ich primär an gemeinnützige Genossenschaften.
Thomas' (Gast) antwortete am 10. Sep, 16:55:
Und wie lässt es sich verhindern, dass sie ungefähr so gemeinnützig wie die Bertelsmann Stiftung werden? Wann immer Schulen die Möglichkeit kriegen unterschiedlich stark finanziert zu werden, wird es "Elite"-Schulen, wo der Abschluss im Endeffekt - oder zumindest teilweise - gekauft wird (von hier aus ein Gruß an die deutschen "Berufsakademien"), oder eben unterbezahlte "Ghettoschulen" geben.
teacher antwortete am 10. Sep, 17:33:
Jedes Kind ist gleich viel wert, alle haben für die Schule gleichen Wert (Bildungsschecks). An Stadträndern wird sich die Schule stärker für Fördermaßnahmen (z.B. Sprachen) spezialisieren, in anderen Regionen auf andere Probleme. Wenn sich nur 30 % der Verwaltungskosten einsparen ließen, wäre genug Geld da, ALLE Schulen besser zu führen als heute.
christoph chorherr (Gast) meinte am 10. Sep, 16:55:
ein lautes JA!
und das gleich zweimal!Ich unterstütze sowohl Vorschlag 1 (wir praktizieren das seit 10 Jahren in w@lz - http://www.walz.at)
ebenso wie diesen Vorschlag 2.
In wenigen Tagen erscheint ein Buch über Bildung, herausgegeben von Josef Broukal, darin habe ich einen ausführlichen Artikel geschrieben, der eben diesen Vorschlag 2 begründet und ausführt.
Ich werden diesen Artikel dann online stellen, und mir erlauben, hier im teacher-blog darauf hinzuweisen.
Und ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Vorschläge.
Bisher kann ich nur applaudieren.
teacher antwortete am 10. Sep, 17:35:
Ist Schulautonomie ein Ziel der Grünen?Weitere Vorschläge müssen erst gedeihen - ich bin gespannt auf das Broukalbuch.
emu (Gast) meinte am 10. Sep, 18:49:
Da wären wir also wieder bei Herbart und Benner, die solche Modelle schon in grauer Vorzeit gefordert haben. Als guter Österreicher aber weiß ich, wie gemeinnützig Genossenschaften und Stiftungen im Allgemeinen agieren und spätestens seit der Wenderegierung wissen wir auch, wie unpolitisch privatisierte Betriebe agieren. Und da spreche ich noch gar nicht von LehrerInnen und DirektorInnen.Wenn man von Bildung spricht, geht es nur selten um Bildung, sondern um alle möglichen Partikularinteressen. Eltern sind schon aus fehlender emotionaler Distanz heraus ungeeignet, um Schulen einzuschätzen und werden sich immer (und das mit gutem Recht) eher dafür einsetzen, dass ihre Kinder gesellschaftlich vorankommen. Das funktioniert aber nun eben nicht nur mit »guten Schulen« im Sinne von umfassender Bildung, sondern vor allem über die gesellschaftlichen Netzwerke, die »guten Schulen« im Sinne von Eliteghettos. Nationale Standards und Tests sind eine Chimäre, notwendig gewiss, aber nicht im entferntesten geeignet, um mehr als ein absolutes Mindestmaß zu garantieren. Diese Rationalitätenfalle werden Sie mit einer umfassenden Schulautonomie noch ausbauen.
Nein, so ungustiös die österreichische Bildungspolitik ist, vor dem Rückzug des Staates aus dem operativen Geschäft im großen Stil müssen wir uns alle fürchten.
teacher antwortete am 10. Sep, 20:00:
Du bist ja noch pessimistischer als ich - ich dachte, das ginge gar nicht :-)Mein Hauptziel wäre, die Schulen aus dem teuren Würgefriff der politischen Bürokratie zu befreien und damit Geld zu den Schülern zu schaufeln. Hast Du dafür einen besseren Vorschlag?
Sonnenfeind (Gast) meinte am 11. Sep, 04:57:
Korruption
Öffnet das nicht Türen und Tore für Korruption? Plätze an einer Schule sind schließlich beschränkt und für Erweiterungen sind wohl mehr Bildungsschecks als Investition notwendig, als durch die bisherigen Schüler hereinkommen."Herr Direktor, sie wollten doch schon immer einen Urlaub in Dubai machen oder nicht?"
teacher antwortete am 12. Sep, 13:17:
Ich glaube, dass das Angebot am Bildungssektor so groß werden würde wie heute im Fortbildungssektor und die Korruption gegenüber heute sogar zurückginge.
Mathias (Gast) meinte am 13. Sep, 00:11:
Find ich gut, diesen überaus vernünftigen Vorschlag auch einmal von einem Lehrer zu hören! Ohne Schulautonomie wird sich langfristig rein gar nichts am veralterten und politikverseuchten österreichischen Schulsystem verändern - dass beim Gedanken einer privatisierten Schule einige Altsozis und Neulinke gleich Bammel bekommen, war ohnehin zu erwarten, ändert aber nichts an der Tatsache, dass die staatliche Schule immer mehr den Berg herunter geht und nur Radikalreformen daran etwas ändern können, weil ansonsten ja immer wieder die Postenschacher-Politik ihre Finger im Spiel hat.(Der Vergleich der Politik mit der Mafia macht Sie ja fast schon zum lupenreinen Libertären, Herr Teacher - Respekt! ;))
teacher antwortete am 13. Sep, 16:37:
Ich bin kein radikaler Neoliberaler, der Privatisierung als Allheilmittel sieht und mir sind gemeinnützige Vereine lieber als kommerzielle Privatschulen, aber ich denke, dass die polit. Parteien kein Interesse an qualitativer Pädagogik haben. Polit. besetzte Posten, Wahlen, Schönreden etc. bringen den Schulen keinen Vorteil.
PeZwo meinte am 13. Sep, 07:02:
Die Vorschläge klingen gut... aber...
die vielen Privatisierungen, die zwischen 2000 und 2006 gemacht wurden, wurden bzw. werden immer noch als Übel hingestellt. Alleine schon wegen dieser Haltung dürften diese Ideen nicht umsetzbar sein, egal wie sinnvoll sie sein würden.
teacher antwortete am 13. Sep, 16:31:
Die Idee ist so leich zu realisieren wie die Mafia auf Sizilien abzuschaffen.
Martin Schimak meinte am 14. Sep, 23:09:
Ja zu diesem Beitrag, nur sollte man - wie hier schon ausführlich diskutiert http://chorherr.twoday.net/stories/6488557/#6500903 - eben gar nicht vorschreiben, wie diese Schulen geführt werden sollten (Genossenschaft oder sonstwas). Sondern nur festlegen, welche Auflagen sie zu erfüllen haben, so insbesondere keine Diskriminierung bei der Aufnahme, keine zusätzlichen Schulgebühren zu den Schecks.
teacher antwortete am 15. Sep, 09:07:
Die Ziele und Rahmenbedingungen sind festzulegen, die Evaluierungen extern abzuführren. Ob eine Schule zusätzliche Gebühren einheben will oder nicht, das ist schon eine ideologische (politische) Frage, die mich als Lehrer wenig tangiert. Ich würde mich hier nicht grundsätzlich gegen Privatschulen, die es ja aus diversen Gründen weltweit gibt, aussprechen.
Warum sollen Zusatzangebote nicht zusätzlich abzugelten sein?
Martin Schimak antwortete am 17. Sep, 15:10:
Ich bin der letzte, der sich gegen Privatschulen ausspricht. Im Gegenteil, ich würde diese mithineinnehmen in die öffentliche Vollfinanzierung. In einem System autonomer Schulen ist der Unterschied zwischen "öffentlich" und "privat" nur noch, auf wessen Initiative die Trägerschaft zurückgeht.Und ja, ob Zusatzbeiträge der Schüler möglich sein sollen ist eine ideologische Frage, die ich eher mit Nein beantworte. Autonom aufgestellte Zusatzfinanzierungen etwa über Sponsoring kann ich mir besser vorstellen.
Und ich finds ein bissl schade, dass einen diese Fragen "als Lehrer" nicht tangieren.
cc meinte am 16. Sep, 13:35:
Autonomie-zentrale Forderung der Grünen
Nicht nur ( aber auch ;)), weil dieser "teacher-Vorschlag" so wichtig ist:Hier unser Konzept: http://chorherr.twoday.net/stories/8352997/