Christine Nöstlinger, eine österreichische Schriftstellerin, die auch jenseits unserer engen Grenzen für ihre Kinder- und Jugendliteratur bekannt geworden ist, erzählt in einem Studenten-Interview (progress 04/10) von einem interessanten Test.
Sie lebt in einem Wiener Stadtteil, dessen preisgünstige Wohnungen einkommenschwache Schichten und viele türkische und exjugoslawische Zuwanderer angezogen hat. Dort stellen die Leute alle Sachen, für die sie selbst keine Verwendung mehr haben, einfach vor die Türe. Stunden später sind die Teller, die Kleider oder das alte Werkzeug verschwunden.
Nöstlinger hat auch türkische Übersetzungen ihrer Bücher zum Mitnehmen hingestellt.
Nach mehreren Tagen hat sie diese beschämt wieder mitgenommen: "Bücher sind hier nicht sehr begehrt."
Sie lebt in einem Wiener Stadtteil, dessen preisgünstige Wohnungen einkommenschwache Schichten und viele türkische und exjugoslawische Zuwanderer angezogen hat. Dort stellen die Leute alle Sachen, für die sie selbst keine Verwendung mehr haben, einfach vor die Türe. Stunden später sind die Teller, die Kleider oder das alte Werkzeug verschwunden.
Nöstlinger hat auch türkische Übersetzungen ihrer Bücher zum Mitnehmen hingestellt.
Nach mehreren Tagen hat sie diese beschämt wieder mitgenommen: "Bücher sind hier nicht sehr begehrt."
teacher - am Montag, 21. Juni 2010, 15:34
stichi meinte am 21. Jun, 16:09:
Vielleicht sind nur ihre Bücher dort nicht sehr begehrt?? Das mag schmerzen, könnte doch aber sein.Ich hätte die Bücher genommen, ich mag die sehr! (Natürlich nicht in türkisch!)
walküre meinte am 21. Jun, 16:59:
Jetzt müsste man wissen, WER die Sachen meistens abholt. Handelt es sich wirklich um Leute, die dort wohnen oder um solche, die beispielsweise auch Sperrmüll mitnehmen und zuhause (von früher weiß ich, dass viele Ungarn dies taten) reparieren und verkaufen ? Was dort keinen Marktwert hat, bleibt dann natürlich liegen. Mich würde interessieren, ob auch deutschsprachige Ausgaben liegengeblieben wären.
Mocca. meinte am 21. Jun, 17:00:
Ich liebe Christine Nöstlinger! Als Kind habe ich jedes ihrer Bücher gelesen.
Frau K (Gast) meinte am 21. Jun, 17:08:
Das gleiche funktioniert in fast allen Stadtteilen New Yorks. In der Gegend in Brooklyn, in der ich gewohnt habe, wurden Buecher oft und gerne hingestellt und genommen. Ab und zu auch deutschsprachige. Ich habe dieses System geliebt. Ich habe meinen Fernseher von der Strasse gehabt und einzelne Moebelstuecke sowie Buecher und CDs.
Interessanterweise ist bei uns immer die Kleidung auf dem Zaun haengengeblieben....
sagt vielleicht auch was ueber die Gegend aus...
Teacher, ich weiss, dass du mit deinem beitrag was anderes sagen wolltest, aber ich wuerde mir dieses "Recycling" hier auch wuenschen...
leuman (Gast) antwortete am 21. Jun, 17:17:
Finde ich auch sehr Klasse. Da sind dann endlich Arbeitskraft und Energie, die aufgebracht werden müssen, um Güter zu produzieren, asugenutzt. (Und jetzt warte ich drauf, das hier ein Mob wütender Wirtschaftswissenschaftler reinkommt um mich zu vermöbeln.)
BIA (Gast) antwortete am 21. Jun, 17:42:
Gibt's eigentlich in Wien Hofflohmärkte? Hier in München gibt's die, und ich liebe sie. Da sperren die Leute ihre schönen Innenhofgärten auf und verkaufen privat alles, was sie so an Kruscht haben...wird dezidiert organisiert, damit "das Stadtviertel zusammenwächst".
teacher antwortete am 22. Jun, 15:53:
Hofflohmärkte kenne ich nicht.Aber die Idee gefällt mir gut: Ich fordere für alle Altpapiercontainer Stellagen, wo die Leute ihre noch brauchbaren Magazine, Bücher etc. ablegen, bevor sie zum Müll wandern. Zweitnutzung vor Recycling!
Niwi antwortete am 25. Jun, 21:03:
Da gehst Du Zieglergasse Ecke Westbahnstrasse, da steht ein öffentliches Bücherregal. MAn kann beliebig viele Bücher hinbringen, sowie auch abholen, oder nur bringen, oder nur holden, oder nur gucken.......
teacher antwortete am 28. Jun, 11:12:
Super, ich will das in jedem Haus in jeder Stadt. Es braucht ja nur ein kleines Ablageregal an die Altpapiercontainer angebracht werden!
fedor (Gast) meinte am 21. Jun, 17:44:
Der Trend zum Zweitbuch ist halt dort nicht besonders ausgeprägt,wo man mit der Hand in den Mund leben muß.
BIA (Gast) antwortete am 21. Jun, 19:16:
So ganz versteh ich das nicht - es ist ja nicht so, als gäbe es keine Bibliotheken. Und ich kenne einige Leute aus bitterarmen Verhältnissen (meine Eltern und Großeltern), die mir erzählen, immer so gerne gelesen zu haben, weil man da Einblick in fremde Welten (und weniger triste Lebensumstände) erhielt. Das hätte sich ja eigentlich nicht geändert...
DerSchuki (Gast) antwortete am 22. Jun, 10:52:
Der Einblick in fremde Welten wird heute durch 30" aufwärts Flachbildglotze und UnterschichtenTV ermöglicht. SuperNanny, Richter Hold und wie sie alle heißen. Jedem dem es Scheiße geht sieht da gestellte Scenen wo es Leuten noch dreckiger geht. Nur Verblödet dieser Kram dermaßen das die Leute es für wahr halten und sich freuen, dass es jemanden gibt der noch schlechter dran ist (also gehts einem selber nicht so schlecht), der noch assozialer ist (also ist man selber ja vernünftig) und und und.. Wer braucht da noch Bücher?
Mein Fernseher war zuletzt zum Superbowl an. Sonst nur wenn Eltern zu Besuch sind. Für das was ich monatlich an Geld in Bücher stecke könnt ich Prem.. äh Sky komplett und das super duper Programm von Kabel Deutschland kriegen.
Aber.. wozu?
teacher antwortete am 22. Jun, 15:50:
Je größer der Fernseher, desto kleiner der IQ. Je kleiner das Einkommen, desto größer der Flat.
DerSchuki (Gast) antwortete am 22. Jun, 16:28:
Ein Teufelskreis.
teacher antwortete am 22. Jun, 16:52:
Irgendwenn scheinen alle damit glücklich zu sein ...
DerSchuki (Gast) antwortete am 22. Jun, 17:25:
Wer dumm ist, ist glücklicher. Nur die cleveren fangen an über den ganzen Müll da draußen nachzudenken. Das depremiert dann. Da wär ich doch auch lieber dumm.
Philipp (Gast) antwortete am 22. Jun, 21:21:
Die groese des Fernsehers mit dem IQ zu koppeln finde ich dann aber schon weit ueberzogen.
Eagal (Gast) antwortete am 23. Jun, 12:35:
Ist das zitierfähig?
Endlich habe ich ein Autoritätsargument, wenn jemand mich auf meinen praktisch schon fast nicht mehr vorhandenen mit der Lupe quasi noch erkennbaren Fernseher anspricht. ;)
teacher antwortete am 23. Jun, 14:48:
Ist zunächst nur eine Arbeitshypothese, ich würde aber Wetten annehmen, dass sich eine hohe Korrelation errechnen ließe.
vienna-beads meinte am 22. Jun, 10:12:
Ich kenne das auch aus Paris von meinem Praktikumsjahr - da gibts Wochenenden wo man alles mögliche Zeugs auf die Straße stellt und entweder findet sich ein neuer Besitzer oder es wird am Montag als Sperrmüll entsorgt. Tolle Sache.In England gibts auch in jedem Kaff mindestens 3 Organisationen, wo man Sachen abgeben kann - auch Bücher! Die werden dann weiterverkauft.
Frau K (Gast) antwortete am 22. Jun, 14:43:
Freecycle
OK, jetzt mach ich noch kurz Werbung fuer eine gute Sache: das Verschenknetzwerk "Freecycle". Gibt's fast ueberall, auch in Wien als Yahoo Group. Prinzip ist einfach: da finden alte Dinge einen neuen Besitzer. Alles kostenlos, kein Tausch, kein Verkauf.mehr info auf freecycle.org und dann entsprechendes Land/Stadt suchen.
Ich bin auch dabei und hab nur gute Erfahrungen gemacht. Die Wiener Gruppe freut sich auch sicher ueber Zuwachs!
derbaron meinte am 22. Jun, 11:12:
Mag im gegenständlichen Fall vielleicht nicht die Ursache sein, aber ich persönlich würde auch kein Nöstlinger-Buch auf Deutsch mitnehmen, obwohl ich viel und gerne lese ...
derbaron antwortete am 22. Jun, 22:24:
Naja, da gibt doch wirklich bessere Kinderbücher. ;-)
teacher antwortete am 23. Jun, 10:29:
Ich freue mich über jede(n), der/die Buchstaben verwendet (aktiv>passiv). Wer noch auf Qualität bei Kinderbüchern, Comics etc. Wert legt, kriegt von mir den Orden "Snob"!
Herni (Gast) meinte am 22. Jun, 23:13:
Bei uns in Dresden, im Studentenwohnheim ist das Gang und Gäbe bzw. Gang und Geben.Wenn irgendwer für etwas halbwegs brauchbares keine Verwendung hat, dann wird es auf den Flur gestellt (es hat sich mit der Zeit eine extra Ecke für sowas eingebürgert), und wenn es nach einiger Zeit immer noch nicht weg war, dann kam es eben doch in den Müll.
teacher antwortete am 23. Jun, 10:30:
Dafür kriegt ihr meine Recycling-Orden: Wo Ökonomie und Ökologie sich treffen!
Ketzerkatze (Gast) antwortete am 23. Jun, 16:34:
Andere Möglichkeit
Bei uns heißt das "Sozialkaufhaus". Da kann man alles Brauchbare hintragen und es wird für geringes Geld an Arme verkauft (nicht verschenkt - keine "Almosen").Ist auch ein Weg ...
Tu (Gast) antwortete am 24. Jun, 01:40:
Vielleicht sind auch einfach ihre Bücher scheiße. Schonmal daran gedacht?
Niwi meinte am 25. Jun, 21:01:
Das ist ja so wie bei uns.Hier stellen wir die Sachen, die wir nicht mehr brauchen zu den Postkästchen. Im Laufe des Tages verschwinden die dann oder werden nach 2, 3 Tagen in den Müll geworfen.
Das ist tolles Recycling!
Das mit den Übersetzungen von ihr tut mir leid, daß das nicht so funktioniert hat. Vielleicht muss man die Bücher anders präsentieren?
teacher antwortete am 28. Jun, 11:16:
Oder wir akzeptieren einfach, dass Bücher so gering geschätzt werden, dass sie nicht einmal gestohlen werden würden.
nömix meinte am 26. Jun, 11:08:
Vielleicht ist Christine Nöstlinger bei den Türken so beliebt, dass die alle ihre Bücher bereits haben. ;)