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cotopaxi

 
Stellen Sie sich folgendes vor:

Ihr Name. Groß auf einem Blatt Papier.

Darüber eine kindliche Zeichnung: Strichmännchen.
Genauer: Zwei Strichmännchen und ein Strichfrauchen. Die Männchen stehen, das Frauchen liegt. Die Männchen sind bewaffnet, die Kugeln fliegen in Strichlinienform zu ... Ihnen, am Boden liegend. Tot. Ihr Name.

Wir hatten einen ähnlichen Fall, da war das Strichfrauchen auf einem Strick aufgehängt. Wir sahen es als böse Form schulischen Mobbings gegenüber einem Aussenseiter-Mädchen. Das Mädchen hat nachgegeben, die Eltern haben sie abgemeldet.

Jetzt steht der Name einer Lehrerin unter der Zeichnung:
"Ich habe den Burschen nichts getan. Warum bedrohen sie mich?"

Ich weiß nicht, wie ich die Kollegin beruhigen soll:
"Das steckt in den Köpfen dieser Buben, sie sehen es ständig ...", hat sie gar nicht hören wollen.

"Zuerst dachte ich, sie schreiben Liebesbrieflein, wie das bei Pubertierenden halt vorkommt ... Sie haben sich so blendend unterhalten, also habe ich ihnen die Zettel herbringen lassen. Einer hat ihn zerknüllt, der andere schnell zerrissen."

Ich weiß, dass nichts passieren wird:
"Das war doch nur Spaß", werden sie sagen.
"Das sind doch Kinder", werden die Eltern sagen.
"Was sollen wir tun?", werden alle fragen.

Was sich in unseren Köpfen verankert: SchülerInnen darf man nicht bedrohen, LehrerInnen darf man bedrohen: "Ist ja nur Spaß."
Mathias (Gast) meinte am 14. Jan, 21:38:
Also ein Lehrer, der sich von einer Strichmännchenzeichnung bedrohen lässt, ist definitiv fehl am (Arbeits-)Platz.
Klar ist das keine Lapalie und sollte auf jeden Fall näher mit den Jungs besprochen werden. Aber wer hier von "Bedrohung" spricht ist für mich schlichtweg ein Hysteriker. 
teacher antwortete am 14. Jan, 22:00:
Unangenehm berührt wird sogar ein Stoiker sein. Die Kollegin war richtig betroffen! 
marsundco (Gast) meinte am 14. Jan, 21:43:
Sein Name...
Die Namen der Schüler stehen jedes halbe Jahr auf den Zeugnissen, öfter noch unter Arbeiten, Test, Hausarbeiten. Mit mehr oder minder guten Noten oder Bemerkungen darunter. Da baut sich hass auf. Wer hat als Schüler nicht, mit oder ohne verschulden des Lehrers, einen Lehrkörper gehabt den er gehasst hat.
Die ein oder andere Karikatur kann schon aus dem Unmut (Hass ist vielleicht zu hart) entstanden sein. Der ein oder andere hat mal seinem Frust in einem Gekritzel, einer Karikatur so zu sagen Luft gemacht.

Leider weiß man nicht, wo normaler Schulfrust aufhört und wo das stille Amokläuferdasein anfängt.

P.S.: Die Schüler werde sich jetzt bestimmt auch doof fühlen wenn sie ein Gewissen haben. 
teacher antwortete am 14. Jan, 22:04:
Die Kinder dürften Spaß gehabt haben, die Wirkung auf die Kollegin haben sie nicht bedacht. 
hajo (Gast) meinte am 15. Jan, 10:12:
Spiel
erinnert mich etwas an den Standardspruch der Hundebesitzer (m/w): "der tut nichts, der will doch nur spielen!"
Aber mal im Ernst: die "lieben Kleinen" sollten doch (vom Elternhaus?) zumindest einige Grundregeln von Anstand und dem Umgang mit Mitmenschen (auch Lehrern ;-) ) mit gegeben werden
.. aber tempora mutantur
*Gebiss wieder rausnehmen* 
PeZwo meinte am 15. Jan, 10:34:
Es ist auch recht wahrscheinlich, dass es wirklich als nur "Spaß" von ihnen gedacht war.

Das Problem dabei: Es gibt wohl eine Unmenge von Kindern, die schon mal auf diese Art und Weise wirklich nur "Spaß" gemacht haben ohne sich was dabei zu denken.
Aber es genügt schon, wenn bloß ein einziger dabei ist der psychisch genug gestört ist und versucht den "Spaß" in die Realität umzusetzen... wie die Beispiele einiger Amok-Schüler in den letzten Jahren zeigte. Ich kann die Ängste der Lehrerin gut verstehen. 
walküre antwortete am 15. Jan, 11:13:
So sehe ich das auch; das Problem ist leider jenes, dass man erst weiß, dass so etwas ernst gemeint ist bzw. war, wenn es bereits zu einem tätlichen Angriff gekommen ist. 
Stefan (Gast) antwortete am 15. Jan, 11:31:
Ohmann...
Das ist doch nun echt Unsinn. Welcher Amokläufer wird denn seine Amoktat anhand einer Worträtsel - Strichmännchenzeichnung vorher andeuten?!
Meine Güte, hier handelt es sich um ein Spiel, eine Zeichnung, die man sich halt im Unterricht zuschickt, genauso, wie man sonst auch weitere Zeichnungen zuschickt - sei es das dicke Mädchen, was dann in der Karikatur noch dicker ist, sei es der müffelnde, in der Pubertät steckende Schüler, bei dem die Fliegen über seinem gezeichneten Kopf in Ohnmacht liegend herunterfallen, sei es der Lehrer mit Mundgeruch, bei dem die Fischgräten aus dem gezeichneten Mund hängen oder sei es der verhasste Lehrer, den man zeichnerisch an den Galgen wünscht.
Daraus nun eine Morddrohung zu machen, ist nun echt lächerlich. Das Gegenteil wird der Fall sein, solche Zeichnungen sind doch nen probates Mittel, um mit dem empfundenen Frust umzugehen und sich mit Hilfe der Klassenkameraden wieder aufzurichten.

Mit den entsprechendem Schüler zu sprechen, was das für Gefühle auslöste, kann einerseits dazu führen, dass der Verständnis empfindet, oder aber dazu, dass er den entsprechenden Lehrer im Anschluss daran nicht mehr für voll, sondern für nen Choleriker oder Paniker hält - kommt auf den Einzelfall an. Ich glaube, ich würde mir anschließend einen Spaß draus machen, mir möglichst viele Comiczeichnungen aka Simpsons - Itchy and Scratchy-Show - auszudenken. Und trotz meiner 33 Jahre habe ich es bisher nie geschafft, die so gezeichneten jemals umzubringen, unter Strom zu setzen, sie mit einem Hammer zu malträtieren oder sie vor einem Zug zu schubsen (oder was die Katze sonst noch so mit der Comicmaus bei den Simpsons anstellen würde). Realitätscheck mal bitte... 
hajo (Gast) antwortete am 15. Jan, 13:21:
Ohmann rev.1
Stefan, ich glaube, Du befindest Dich in einem Irrtum: wenn man die letzten Amokläufe ansieht, gibt es sehr wohl "Vorzeichen" im Internet u.dgl. 
PeZwo antwortete am 15. Jan, 15:03:
@stefan
Solche Amokläufe beginnen fast immer damit, dass am Beginn nur Fantasien existieren. Zuerst sind es nur kleine Anzeichen, die mit zunehmenden Alter immer stärker und massiver werden... solche Zeichnungen, Sammeln von Gewaltdarstellungen, Waffen, auch Computerspiele mit extremen Brutalitäten usw. Zu dem Zeitpunkt existiert kein Plan, keine Absicht. Als nächster Schritt werden oft irgendwelche Tiere gequält und dann setzt sich in dem kranken Hirn irgendwann die Vorstellung durch, dass man seine Fantasien auch in der normalen Realität erleben möchte.

Wie geschrieben, so was passiert (Gott sei Dank) nur ganz, ganz selten. 99,999% der Schüler, die so etwas tun, werden eine Motivation haben so in der Art wie du schreibst. Aber Angst hat man dennoch. 
teacher antwortete am 15. Jan, 20:14:
Es war nicht wirklich Angst, die ich bei der Kollegin spürte, aber eine Art von Enttäuschung, Bitterkeit. 
timanfaya meinte am 15. Jan, 12:33:
das ist doch eher ein mediales problem. vor 20 jahren hätte das jeder als unqualifizierten spaß abgetan und wieder vergessen. vor zwanzig jahren gab es aber auch noch keine gedankliche verbindung zu columbine oder erfurt ... 
Gustav Gans (Gast) meinte am 15. Jan, 14:09:
Sprach-lose Schüler
...naja, eine Kinderzeichnung halt. Ein Ventil für diejenigen, die ihre lange Schulzeit lang, am kürzesten Hebel der Willkür der LehrerInnen ausgeliefert sind. Was für ein harmloses Ventil im Vergleich zu Noten, die ganze Leben vorbestimmen. - Auch mir ist die Panik der Lehrerin nicht verständlich. Mir drängt sich der Verdacht auf, hier wurde die Sache nicht besprochen. Und dann stellt sich mir die Frage: WARUM nicht? Ich als Lehrer würde die Schüler ansprechen... und wenn die direkte Fragestellung nur zum Verstummen bringt, dann bleibt doch zu erwarten, dass ausgebildete Pädagogen über das Minimum an Pädagogik verfügen, andere Brücken zu finden. Über Filme, Bücher, Zeitungsauschnitte....

Wie kann es zu amoklaufenden Schülern kommen?
Wäre das nicht eine angebrachte Frage?
Eine Hintertür über die man "pädagogisch wertvoll" hin zu dem kleinsten möglichen Keim gelangen könnte: jener gezeichneten Drohgebärde.

Wo nicht gesprochen wird, sucht derjenige, der etwas auf dem Herzen trägt, eine andere Form der Kommunikation. In diesem Falle eine Zeichnung.

Arme, arme Schülerinnen. Schade, dass es keinen Lehrer-TÜV gibt.

Ganz: Gustav Gans 
timanfaya antwortete am 15. Jan, 14:45:
ich glaube, das thema heißt nicht "amoklauf", sondern das thema heißt angesichts verrohender umgangsformen und eskalierender gewaltausbrüche "alles ist möglich".

als mich kurz vor weihnachten jemand auf der straße abgedrängen wollte ["aye alda, da passen auch zwei autos durch" - "ne kleiner, auf deiner seite steht der parkende wagen hinter dem du zu halten hast. "] war ich auch ruckzuck in einer situation wo mir sofort klar war, wie das weitergehen würde wenn ich nicht 1,90 groß wäre und 90 kg ohne nenenwerte fettbestände auf die waage brächte. das kleine arschloch hat schon im arm gezuckt. dann setzte aber doch noch ein ansatz resthirn die bremse in bewegung. nicht der normallfall, aber auch nicht der einzelfall. die situation ist völlig austauschbar. man muß heute eher mit gewaltanwendung rechnen, als das früher mal der fall war. 
teacher antwortete am 15. Jan, 20:53:
timanfaya verlinkt auf einen "Rotz-Artikel": Köstlich. 
Hugelgupf (Gast) meinte am 15. Jan, 18:40:
"Bedrohung". Ich hab jetzt nur wenige Kommentare gelesen und ich werde nicht viel dazu sagen:

Für Schüler ist das ein Spaß. Es ist selbstverständlich, dass der Zettel zerrissen bzw. zerknüllt wurde. 
Polly Oliver (Gast) meinte am 15. Jan, 20:10:
Da fällt mir spontan eine Situation zu ein, die ich in der Oberstufe erlebt habe.
Wir als "große" fast Abiturienten im 13 Jahrgang sollten eine Stunde lang die Unterstufe (sprich 5. und 6. Klasse) hüten, weil ein Lehrer im Lehrerzimmer verabschiedet wurde.
Freunde von mir bekamen die Klasse einer uns wohl bekannten und nicht sehr sympathischen Lehrerin. Die Frau hatte ein großes Problem damit, dass sie ständig dachte, wir würden ihre Autorität untergraben, konstuktive Kritik (die man, wie ich finde, einem 13. Jahrgang durchaus schon mal zutrauen sollte) war nicht möglich und sie hatte auch immer ihre Lieblinge, die bevorzugt wurden.
Meine Freunde haben mit den Kindern Gedichte geschrieben, was genau das Thema war, weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall kam unter anderem ein Gedicht dabei raus, in dem es sinngemäß diese Zeile gab:
Silvia (Vorname der Klassenlehrerin) fuhr raus mit einem Boot,
fiel ins Wasser und war tot.

Wobei ich mich dann frage, was hat sie den Fünftklässlern angetan, dass diese so etwas über sie schreiben? Die sind doch noch relativ unverbraucht.

Sie hat es, soweit ich weiß, nie erfahren. Meine Mitschüler haben das Gedicht wohl verschwinden lassen. 
teacher antwortete am 15. Jan, 20:21:
Ich frage mich gerade, was so über mich gezeichnet und geschrieben wird. Besonders nach einer negativen Prüfung, einer Ermahnung etc.

Ist wohl besser, sich mit keinen Kindern anzulegen, was? 
Gutemiene (Gast) antwortete am 16. Jan, 14:40:
Ursache -> Wirkung?
Allgemein gesprochen und ohne den teacher zu meinen: Sich anzulegen oder auseinanderzusetzen mit den Kindern sind nunmal zwei verschiedene Dinge, wobei vielen Lehrern der Unterschied nur theoretisch klar sein dürfte.

Ich denke als Pädagoge sollte man schon in der Lage sein einem Kind bei Kritik klarzumachen, dass es sich um sachliche Dinge hält und aufzeigen können woran sich diese Kritik festmacht. So sollte man es garnicht zu so einer Aufstauung von Emotionen kommen. Nicht nur bei Kindern verrohen die Umgangsformen mit dem Unterschied, dass man bei Kindern noch positiv (und auch negativ) Einfluss nehmen kann.

Die betroffene Lehrerin sollte statt an die eigene Haut zu denken und sich über das Verhalten der Schüler zu shockieren lieber mal Ursachenforschung betreiben wenn es sie doch so betroffen macht. Oder mal überspitzt formuliert: Wenn sie den Eindruck hat sie habe da angehende Psychopathen in der Klasse, stellt sich doch zuerst die Frage ob im Unterricht durch Frau Lehrerin ein Umfeld geschaffen wird, dass jenes Verhalten begünstigt.



Ansonsten kann ich mich auch nur:

"...naja, eine Kinderzeichnung halt. Ein Ventil für diejenigen, die ihre lange Schulzeit lang, am kürzesten Hebel der Willkür der LehrerInnen ausgeliefert sind. Was für ein harmloses Ventil im Vergleich zu Noten, die ganze Leben vorbestimmen. - Auch mir ist die Panik der Lehrerin nicht verständlich. Mir drängt sich der Verdacht auf, hier wurde die Sache nicht besprochen. Und dann stellt sich mir die Frage: WARUM nicht? Ich als Lehrer würde die Schüler ansprechen... und wenn die direkte Fragestellung nur zum Verstummen bringt, dann bleibt doch zu erwarten, dass ausgebildete Pädagogen über das Minimum an Pädagogik verfügen, andere Brücken zu finden. Über Filme, Bücher, Zeitungsauschnitte...." anschließen.

Manchmal Frage ich mich ob meine Kollegen selber schon so lange keine Schüler mehr sind, dass sie vergessen haben wie das so ist. 
teacher antwortete am 16. Jan, 20:04:
Nach ein langen Denkpause kann man so vernünftig und rational agieren, aber auf den ersten Blick dürfte die Kollegin einfach persönlich zu stark betroffen gewesen zu sein, um sachlich und pädagogisch zu handeln. Das kann ich ihr schon nachfühlen. 
ich (Gast) antwortete am 17. Jan, 14:01:
unsinn
Das hat weder was mit Ventilen oder Amokläufern zu tun sondern damit das Schüler die im Unterricht nicht aufpassen (also mindestens 50% der Jungen) täglich mehrere Stunden unbeschäftigt vor Blatt und Stift sitzen. Die werden alles malen was ihnen in den Kopf kommt, und wen jemand gerade nervt ist er im Kopf nunmal presenter und da nicht alle Schüler immer sonderlich kreativ sind (und man auch nichts schönes malen will sondern nur Strichmännchen) ist soetwas eben das naheliegenste. Abgesehen davon ist der Lehrer im Untericht eben die presenteste Person, wen also sollte man sonst malen 
teacher antwortete am 17. Jan, 16:45:
Warum ist es naheliegend, eine Frau/Lehrerin zeichnerisch zu killen? 
amadea meinte am 19. Jan, 00:45:
Ja, da wär ich auch betroffen. 
 

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