Auf dem Gang stellt sich eine Kollegin resolut in den Weg:
"So geht das nicht."
Das schlechte Gewissen packt mich: "Was hab ich schon wieder angestellt."
"Die 5B hat dich verraten."
"5B?"
Wahrscheinlich hab ich etwas Provokantes gesagt, den Macho raushängen lassen, einen blöden Spruch verfasst...
"Du hast gleich zwei gegessen."
"Neeeee ...."
Ein Schüler hat mir zwei Stück Kuchen angeboten, ich habe bloß das größere genommen ... und mit vollem Mund zu einer essenden Schülerin gemeint: "Essen im Unterricht? Das geht nicht!"
Ja, so war das: Ein Bursche (!) hat - mit rosa Lebensmittelfarbe (!) - Kuchen gebacken und in der Klasse verteilt. Hat die Lehrer eingekocht, bis zu 6.Stunde - da war für die erboste Kollegin nichts mehr übrig geblieben.
"Wer will schon eine sechste Stunde?"
Am Abend zappe ich zu ARTE. Eine Diskussion über die Feminisierung der Gesellschaft. Die Frauen haben die Softies satt, vernehme ich, sie wollen richtige Männer haben, suchen das Andere, nicht das Gleiche. Aber unsere 68er Mütter haben Kuchenbäcker erzogen. Jeder vierte Mann braucht psychologische Betreuung, hat sexuelle Probleme, höre ich.
Nur die frechen Mädchen kommen überall hin.
Ich wählte keine feministische Partei, liebe Grüne! Wir brauchen das Gegenteil. In der Schule müssen wir damit beginnen.
"So geht das nicht."
Das schlechte Gewissen packt mich: "Was hab ich schon wieder angestellt."
"Die 5B hat dich verraten."
"5B?"
Wahrscheinlich hab ich etwas Provokantes gesagt, den Macho raushängen lassen, einen blöden Spruch verfasst...
"Du hast gleich zwei gegessen."
"Neeeee ...."
Ein Schüler hat mir zwei Stück Kuchen angeboten, ich habe bloß das größere genommen ... und mit vollem Mund zu einer essenden Schülerin gemeint: "Essen im Unterricht? Das geht nicht!"
Ja, so war das: Ein Bursche (!) hat - mit rosa Lebensmittelfarbe (!) - Kuchen gebacken und in der Klasse verteilt. Hat die Lehrer eingekocht, bis zu 6.Stunde - da war für die erboste Kollegin nichts mehr übrig geblieben.
"Wer will schon eine sechste Stunde?"
Am Abend zappe ich zu ARTE. Eine Diskussion über die Feminisierung der Gesellschaft. Die Frauen haben die Softies satt, vernehme ich, sie wollen richtige Männer haben, suchen das Andere, nicht das Gleiche. Aber unsere 68er Mütter haben Kuchenbäcker erzogen. Jeder vierte Mann braucht psychologische Betreuung, hat sexuelle Probleme, höre ich.
Nur die frechen Mädchen kommen überall hin.
Ich wählte keine feministische Partei, liebe Grüne! Wir brauchen das Gegenteil. In der Schule müssen wir damit beginnen.
teacher - am Mittwoch, 1. Oktober 2008, 10:12
.peter (Gast) meinte am 1. Okt, 14:53:
Bevor jetzt gleich ein Sturm der Entrüstung losgeht:Vollste Zustimmung, teacher. Und mit der Meinung stehst du nicht allein da: Es herrscht an den Schulen inzwischen so großer Männermangel, dass die ebenso zahlreichen Didaktikerin schon von Entwicklungsschäden bei den Kindern sprächen: "Die haben ja nur noch weiblichen Autoritäten um sich, was überhaupt nicht der alltäglichen Realität entspricht."
Bei den meisten Lehramtsfächern, am meisten aber bei den Sprach- und Literaturwissenschaften herrscht eine Quote von über 80% Frauenanteil.
BIA (Gast) antwortete am 1. Okt, 19:54:
Ja, dann Jungs, nicht jammern, Taten zeigen...
...auf auf, Lehramt studieren, männliche Solidarität beweisen und MEntor junger Männer sein, mal auch einen schlechter bezahlten Job wählen und männliche Kinder (und auch weibliche) glücklich machen. Wie? Was? Ihr wollt nicht? ...ehrlich? Na, daran ist sicher auch die "Feminisierung der Gesellschaft" schuld.Also, ganz im Ernst: niemand hindert Männer, typische Frauenberufe zu ergreifen. Bloß: die WOLLEN nicht so richtig. Denn: wo macht man mehr Kohle, wo wirkt man männlich-markanter, wo winken die Karriereziele (und im Spiegel der letzten Woche haben wir gelesen, dass so ein Mann für ein Karriereziel noch viel mehr tut, als auch Sinnfindung in der Arbeit zu verzichten!)? Im, sagen wir mal, Anwalt-Sein, Manager-Sein, Investmentbanken (naja, auch so'n aussterbender Beruf vorerst) - oder beim geduldigen Einüben von Primärtugenden und Grundwissen mit pubertierenden Menschen. Ahso, na dann.
Die Männer, die wir an der Schule haben (ca. 50:50, nix Mangelware), sind durch die Bank wunderbare Menschen: die haben sich sehr bewußt für ihren Job und damit gegen ein Mitspielen im allgemeinen Karrierewahn entschieden. Aber: das kannst halt mit ein bissi medialem Getöse nicht erzwingen. Das geht nur über einen gesellschaftlichen Wandel. (Von den abwesenden Vätern, die wahrscheinlich mehr Entwicklungsschäden verursachen als abwesende Lehrer, mal gar nicht anzufangen...)
teacher antwortete am 1. Okt, 20:10:
Momentan will ja weder Mann noch Frau Lehramt studieren. Aber mir geht es eher um die Förderung der männlichen Kinder, da muss viel geschehen und da wird noch gemauert. Wizigerweise besonders von den engagierten Feministinnen, die keinen Bedarf zur Gleichberechtigung sehen.
BIA (Gast) antwortete am 1. Okt, 21:33:
Da gehen wir ganz konform, die Jungs werden als Jungen nicht genug gefördert; das System Schule kommt ihnen nicht entgegen, nicht ihren motorischen Bedürfnissen, nicht ihrer Interessenslage. (Offensichtlich war das früher irgendwo anders, denn der humanistische Bildungsweg war ja prinzipiell von Männern für Jungs angelegt, und da interpretierte man auch Gedichte, statt kleine Raketen in den Schlamm zu malen.) Ich verstehe aber auch den Ansatz, der sagt: why bother, im Endeffekt sitzen immer noch die Jungs, die in der Schule NICHT gefördert wurden, in den Chefetagen, weil sie auf ein Netzwerk treffen, das ihnen weiterhilft, weil sie mit Chuzpe und Mut zur Lücke selbstbewußter auftreten als die Mädels etc. etc.
Wer bei der Diskussion aber wirklich untergeht, das sind die Jungs aus den "bildungsfernen" G'schichten, die schlicht aus dem Raster rutschen...
Trotzdem: mehr als jede Förderung brächte Jungen die Anwesenheit von einem männlichen Lehrer als Role model. Und da ist schon acuh der männlcihe Wille zum Engagement gefragt.
PeZwo meinte am 1. Okt, 16:20:
deine Meinung ist zwar in Bezug auf die offizielle politische Meinung unkorrekt, aber sie entspricht voll der tatsächlichen Realität. Es ist kein Zufall dass die lieben und netten Männer die meisten Schwierigkeiten haben eine Frau zu finden.
teacher antwortete am 1. Okt, 20:18:
"Politisch inkorrekt" sagt man, wenn man jemanden zum Schweigen bringen will und keine ordentlichen Argumente hat.
walküre antwortete am 1. Okt, 20:44:
PeZwo,
was meinst du: Finden liebe und nette Frauen leichter zu ihnen passende Männer ? Nö, genausowenig wie umgekehrt, wenn du mich fragst. Seltsamerweise haben viele Männer und viele Frauen völlig überzogene Vorstellungen von ihren Partnern (Sexbombe, die nur Augen für ihn hat bzw. Ölscheich mit westlicher Lebenseinstellung und einem Aussehen wie der junge Richard Gere). So wird das nie was mit dem Nachbarn/der Nachbarin ...
teacher antwortete am 2. Okt, 20:13:
Ich höre es ständig von jungen Männern und Frauen: "Mann muss ein bissi ein A.... sein, dann kommt mann besser an." Komisch.Bei den Frauen liegt das Problem ganz anders: Sie sind oft zu gebildet für ihre potentiellen Partner! Dann haben sie es schwer.
PeZwo antwortete am 3. Okt, 15:58:
@ walküre: bei den Frauen liegt die Sache meistens ein klein wenig anders.@teacher: die Sache mit dem "zu gebildet" wird recht schön von dem Seminarkabarettisten Bernhard Ludwig beschrieben. Es ist köstlich wie er ausführt dass die Frauen scheinbar ein Gen in sich haben welches sie dazu zwingt einen Partner zu suchen der klüger ist als sie. Es ist zum Zerkugeln wenn man da zuhört. Es steckt aber gleichzeitig viel Wahrheit drinnen.
la-mamma antwortete am 8. Okt, 21:39:
beim herrn ludwig
war ich einmal die einzige, die laut gesummt hat, als er so testete, welche frauen gerne einen weniger klugen partner hätten.nachher hat er sich lange mit mir unterhalten;-)
Stefan (Gast) meinte am 1. Okt, 22:20:
Also, ich ...
... habe heute einen Brief "meiner" Frauenbeauftragten bekommen :-). Angeschrieben mit Frau XXX! Die Gute will sich weiterhin dafür einsetzen, dass frau zu ihrem Recht kommt. Angesichts eines 12(Frauen):2(Mann) Verhältnisses auch dringend angeraten, gell ?! ;-)Mal ehrlich, teacher, mit den 68er hast du es aber... Traumata? Die sind ja in deiner Welt ganz gern für alles schuld. So ganz hab ich das nämlich noch nicht verstanden. Magst du mir mal erklären, was genau du von uns männlichen Kollegen forderst? Sollen wir Lehrer unterrichtbegleitend zünftige Burschen erziehen, die lieber am blau/schwarzen Moped basteln als pinke Kuchen zu backen. Und soll ich die Mädels wieder brav an ihre häuslichen Pflichten und Gottes Schöpfungswillen erinnern?! So 'ne Art stille "Rück-Patrichalisierungs"? Hier mal 'ne Machozote, da mal 'nen fiesen Frauen-/Schwulenwitz...
"Die Frauen haben die Softies satt."
"Aber unsere 68er Mütter haben Kuchenbäcker erzogen."
"Nur die frechen Mädchen kommen überall hin."
Mannomann. Das ist nicht "politisch inkorrekt" (auch so ein Argumentationsmuster), sondern einfach nur "müde". Sorry, das Problem existiert, gerade an Schulen, aber bitte etwas differenzierter.
teacher antwortete am 2. Okt, 20:20:
Nein, ich will mich nicht tiefschürfend mit der Frauen/Männerproblematik auseinandersetzen. Ich schreibe nur kleine Alltagsgeschichten aus meinem Schulleben auf. Und dann denke ich ein paar Schritte weiter ...Ja. Moped + Fahrrad + Autos + Computer reparieren - das würde ich gerne mit meinen Schülern (es dürfen auch interessierte Schülerinnen sein) machen. Aber wir müssen ja über alles reden! Lesen! Zeichnen! Schreiben! Das ist feminisierende Schule. Wer wird sich denn schmutzige Fingernägel holen.
BIA (Gast) antwortete am 3. Okt, 13:19:
Unfug.
Teacher, das ist, mit Verlaub, Unfug. Das Gymnasium hat schon daraus bestanden, über Dinge zu reden, als Mädchen noch nicht mal dorthin zur Schule gegen durften geschweige denn Lehrerinnen unterrichten. Hier ging es nämlich darum, mit der Hilfe von männlichen Lehrern die männliche Elite von Morgen heranzuziehen, die eben NICHT mit den Händen arbeiten sollte, sondern mit dem, na? genau - Kopf. Aus dieser schönen Tradition schöpft unser verkopftes Gymnasium heute noch.
Mathias (Gast) meinte am 2. Okt, 01:12:
Oha, Kuchenbäcker. Schon schlimm, so was. Konditorlehren ab sofort nur mehr für Frauen - wo kämen wir da sonst hin?(Den Zusammenhang zwischen sexuellen Problemen und der Aufhebung des Rollenbildes hätte ich übrigens gerne erklärt. Enttäuschung Seitens der Männer darüber, dass nicht jede Frau mit 90-60-90 und Doppel-D herumrennt?)
teacher antwortete am 2. Okt, 20:33:
Dieses mediale Frauenbild halte ich auch für gefährlich. Aber da habe ich keinen Einfluss.In der Schule sehe ich, wie männliche Werte und Tugenden (z.B. Tapferkeit, Verschwiegenheit) aberzogen werden (sogar bestraft) und weibliche Stärken (z.B. Kommunikation) hochgelobt. Alleine das zu sagen, wird schon als Hochverrat angesehen.
walküre antwortete am 2. Okt, 20:52:
Nix für ungut, teacher, aber dieser Kommentar klingt, als hätten Sie zuviele amerikanische Kriegsfilme gesehen.
teacher antwortete am 2. Okt, 21:01:
Ich weiß schon, mit solchen Meldungen macht mann sich keine FreundInnen. Gegen den Strom schwimmt es sich halt härter.Aber ich gucke sehr wenig Filme. Da muss ich immer weinen :-))
Mathias (Gast) antwortete am 6. Okt, 14:00:
Abgesehen davon dass ich mich frage, was an Verschwiegenheit gut und an Kommunikation falsch sein soll: Ich dachte, die Phase der starren Rollenbilder hätten wir endlich mal überwunden, wozu auch die strikte Einteilung in "männliche" und "weibliche" Eigenschaft zählt. Und Männer sind immer gut in Mathematik und Naturwissenschaften und Frauen immer gut in Sprachen, nicht wahr? Dass das Bullshit ist sollte jedem mit etwas modernem Verständnis klar sein - was natürlich nicht heißt, dass du eine solche Meinung nicht äußern darfst.
hond (Gast) meinte am 2. Okt, 10:12:
viele beziehungen wären gefährdet, wenn mehr männer kuchen backen und mehr frauen einen dübel in die wand bohren könnten. aber vielleicht fänden dann auch ein paar machos wie teacher eine frau.
atrazin antwortete am 2. Okt, 11:47:
Ich kann Dübelbohren und Nasenbohren
UND hab' einen wunderbaren Mann.
Nachtblau meinte am 2. Okt, 21:27:
So ein Unsinn.
teacher antwortete am 2. Okt, 21:34:
Könnten wir das nicht ein bissi nachsichtiger formulieren, Frau Nachtblau?
Nachtblau antwortete am 2. Okt, 21:50:
Nein. Ich könnte jetzt was darüber schreiben, dass Jungs von ihren Müttern (!) verzogen werden, während die Mädchen brav sein müssen, und welche Folgen das jetzt für den Unterricht hat. Ich könnte etwas darüber schreiben, dass in unserer Gesellschaft diese sogenannten "weiblichen" Fähigkeiten sehr hochgeschätzt werden.
Ich könnte etwas darüber schreiben, dass früher die Jungs auch schon stillsitzen mussten, damals gabs aber eins hinter die Ohren, wenn das nicht geklappt hat.
Ich könnte etwas darüber schreiben, dass ein Mann bei mir wesentlich größere Chancen und höheres Ansehen hat, wenn er Kuchen bäckt, kochen kann und weiß wie man eine Waschmaschine benutzt.
Aber ich bin ja nur eine der vielen vielen bösen Lehrerinnen, die die armen Bubele benachteiligt und böse zu ihnen ist. Deswegen schweig ich stille und schäme mich nicht. Und ich freue mich über Klassen, in denen nur 2 Jungs sind, die auch noch sehr brav sind.
teacher antwortete am 2. Okt, 22:02:
Eben. Ich bin auch froh, wenn ich die lieben Mädels krieg.Die Burschen revoltieren zu Recht gegen diese Schule von heute - sie bevorzugt einfach die Mädels. Da gibt es Tonnen an Belegen dafür.
Nachtblau antwortete am 2. Okt, 22:04:
Demnächst gibt es dazu eine Studie. Wahrscheinlich kommt dabei raus, dass das gar nicht stimmt. Dann lach ich ganz ganz arg über die angeblich benachteiligten Bubele.
Matthias (Gast) meinte am 3. Okt, 15:50:
Wird immer schlimmer
Gab letztens ja Berichte dazu.http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/51/03/dokument.html?titel=Triumph+der+Schmetterlinge&id=59403015&top=SPIEGEL&suchbegriff=jungen+schule+benachteiligt&quellen=&vl=0&qcrubrik=artikel
http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_PolitKari080827_Feminismus_Schule_Jungen_Diskriminierung.html
Matthias (Gast) antwortete am 3. Okt, 15:51:
Hoppla
Vielleicht kannst Du das ja in Klicklinks umwandeln?Auf meinen Monitor passt es noch, dürfte sonst aber schwierig werden.
docdee (Gast) antwortete am 3. Okt, 16:36:
Ist es nach ~150.000 Jahren Patriachart und ~150 Jahren Emanzipation auf einmal schlimm, dass Mädchen ausnahmsweise mal bevorzugt werden?
BIA (Gast) antwortete am 3. Okt, 17:07:
Jein.
Ich habe einen Sohn. Nach Jahren der teilnehmenden Beobachtung komme ich zu dem Schluss:Viel sitzen, viel reden, wenig Handfestes...das System Schule entspricht Mädchen eher mehr als Jungen. Bewußte Benachteiligung der Jungen habe ich aber nicht erlebt. Im Gegenteil - die Jungen bekommen tendenziell mehr Aufmerksamkeit. Warum? Weil sie sich in dem System unangepasst verhalten, "stören", etc. etc. Von meiner Unterrichtspraxis weiß ich: die "guten Mädels" lässt man werken, die schaffen's eh allein, weil sie geschickt und selbständig sind, aber den Jungs widmet man mehr Aufmerksamkeit, damit sie ordentlich arbeiten. D.h.: Das System Schule bevorzugt die Mädchen, aber die Jungen "kippen" den leichten Vorteil der Mädchen wieder durch ihr Verhalten. Die Tragik dabei: so wird keiner im System zum Gewinner. Langfristig steigen aber die Jungs besser aus, wie man weiß - solange sie bildungsinteressierte Eltern haben. Die anderen Jungs haben Pech, und das ist das eigentliche Drama.
Matthias (Gast) antwortete am 3. Okt, 20:44:
Wie jeder Gebildete weiß
...sind Karikaturen keine Berichte. Das sollte man wissen.Übrigens IST es auf einmal schlimm, dass Mädchen bevorzugt werden. Denn niemand sollte bevorzugt werden.
walküre antwortete am 3. Okt, 20:51:
"Die Zahl der Lehrerinnen ist gestiegen, an vielen Grundschulen sind Lehrer bereits Exoten."Seit meiner eigenen Volksschul(=Grundschul)zeit vor über dreißig Jahren bin ich genau zwei männlichen Lehrkräften begegnet, die an einer Grundschule unterrichtet haben. Beide waren alles andere als eine Zierde ihres Standes, weil ihnen genau das fehlte, was man im Umgang mit jüngeren Kinder am notwendigsten braucht: Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, in solche Konflikte, die Kinder diesen Alters überfordern, regulierend einzugreifen.
teacher antwortete am 3. Okt, 21:35:
@docdee: Ja! Für einen 12-jährigen Buben zählen nicht 1000 Jahre Patriachat, sondern 12 Jahre Benachteiligung. Mit 16 wird er sich rächen.
ALLE - auch die Frauen - haben größtes Interesse, dass Burschen ihre faire Chancen kriegen. Das sorgt für Zufriedenheit und Sicherheit.
@matthias:
Ich kenne viele der Argumente des Spiegelartikel aus meiner Praxis. Aber es ist halt nicht opportun, für Jungs einzutreten. Das wäre schon Grund genug, es doch zu tun.
teacher antwortete am 6. Okt, 19:55:
@walküre:Ich würde nie sagen, dass männliche Lehrer besser als weibliche sind. Ich fordere nicht mal mehr männliche Lehrer - ich will nur mehr Verständnis für Burschen. Das können Frauen auch aufbringen.
ChenLei (Gast) antwortete am 7. Okt, 21:30:
Eins vorweg: Ich bin Abiturient. Mir scheint, dass beide Seiten (Feministen und diejenigen die "Diskriminierung der Jungen!" schreien) den Begriff Gleichberechtigung nicht ganz verstanden haben. Nur aber meine Frage - wie stellen Sie sich Unterricht vor, der den Jungen entgegen kommt? Wäre der aus Ihrer Sicht auch noch angebracht, selbst wenn dabei wieder die Mädchen benachteiligt werden, weil genau das selbe Problem auftritt? Wäre ihr Job ohne Koedukation leichter? Was muss man denn an "den Burschen" verstehen können?
An meiner Schule gibt es jetzt in der Sek II einen klaren Jungenüberschuss, besonders, was naturwiss. Fächer betrifft. Im Informatikunterricht gibt es ein Mädel, in Physik in einem Kurs 2, i anderen Kurs 3. Und das trotz eines natwi-math. Profils, woraus man ja schließen müsste, dass die Mädchen hier mit Technik was anfangen könnten. Was sie auch können, die eben genannten "Einzelexemplare" auf jeden Fall. Warum wählen aber so viele ab? Mädchen sind ehrgeiziger und wenn sie merken, dass sie in manchen Fächern mehr schlecht als recht durchkämen, lassen sie es sein, im Gegensatz zu den meisten "weniger guten" männlichen Schülern. Daraus folgt die männliche Prägung des Fachunterrichts. An meiner Schule gibt es ca 60% Lehrer, die es aber nicht nötig haben, zu jammern oder auf Machosprüche zurückzugreifen. Die Grundschule habe ich nicht in Deutschland absolviert, aber meine kleine Schwester hat in etwa gleich viele Lehrerinnen wie Lehrer. Ich hatte mehr Lehrerinnen, aber mir hat das kein bisschen geschadet. Was ist das Problem bei solchen Werten wie "Kommunikation"? Wenn sie männlcihe Werte fordern, dürfen die auch Mädchen übernehmen, oder hätten sie Angst, dass das nun nicht ihrer Rolle entspricht? Es ist nicht Frage des Zeitgeist, ob sich Frauen eher für starke Typen entscheiden, sondern einfach, dass die Erziehung divergiert hat, nicht so, dass sich beide Geschlechter in der Mitte treffen, vielmehr sind die Entwicklungsgeraden "windschief".
Ich bitte sie mit dem größten Respekt, mir einen Überblick darüber zu geben, was in der heuten Bildungspolitik und im Schulalltag Diskriminierung gegenüber Jungen darstellt. Sie als Lehrer haben die größte Erfahrung und guten Einblick, sodass ich mir sicher bin, dass Sie nicht lediglich ihre Meinung zu wiederholen brauchen, sondern sie auch untermauern können.
Vielen Dank im Voraus!
teacher antwortete am 8. Okt, 20:21:
Danke für die Vorschusslorbeeren. .-)In unseren Schulen dominieren nicht einfach Frauen, sondern viele engagierte - auch feministisch engagierte Frauen. Viele Burschen, eigentlich alle, die ich frage, sagen offen: "Wir werden wie die zweite Qualität behandelt." Sie haben die schlechteren Noten, sie fallen häufiger durch, sie haben mehr Disziplinprobleme, sie verlassen früher das Bildungssystem, sie haben weniger Abschlüsse ... Sind sie dümmer?
Wenn man davon ausgeht, dass sie nicht dümmer sind (was nicht alle tun), muss man fragen, warum sie in allen Schul-Rankings die Verlierer sind. Schule und LehrerInnen belohnen weibliche Werte, fördern sie, verstärken sie. Männliche Werte werden abgéwertet, lächerlich gemacht, bestraft. Z.B. brauchen Burschen mehr körperliche, muskelbetonte, praktische Aktivitäten. Sie kommunizieren anders, z.B. körperbetont - das wird sofort eingestellt oder bestraft. Überprüfungen sind großteils mündlich oder schriftlich (also sprachbasierend) und darin sind Mädchen von vornherein besser. Praktische, computerbasierte, mathematische Überprüfungen würden einiges ändern. Etc usf
BIA (Gast) antwortete am 9. Okt, 17:11:
2. Qualität
Sorry, ganz oft verhalten sich Jungs einfach zweitklassig. Nicht alle und nicht immer...aber wann immer ich auf dem Gang darüber reden höre, wer wann wie wo mit "den Bullen" zusammengekracht ist, sind das Jungs. Wenn man sieht, wer mit den Füßen Stühle zusammentritt oder seine Schulbücher abfackelt - Jungs. Man kann natürlich sagen: "Schön, Pierre-Oliver, dass du so zu deinem männlichen Bedürfnis, deiner Stimmung mit Muskelkraft Ausdruck zu verleihen, stehst!" Aber nützt ihm das wirklich in einer Welt, die - abseits von Blackwater und australischen Spielfilmen - das nicht immer ganz so zu schätzen weiß? Damit täte man ihnen doch einen Bärendienst.Was die Jungs bräuchten sind 1) ernstzunehmende männliche role models - zuallererst VÄTER, die sich mit ihnen auseinandersetzen, dann 2) Anreiz nachmittags, sich körperlich zu betätigen und 3) Schulen, die nicht nur Stillsitz-und-Aufpassschule sind, sondern wirklich "learning by doing" bieten.
teacher antwortete am 9. Okt, 20:44:
Leider kann ich hier nur JA sagen.Wir könnten beim Punkt 3 viel für aggressionsreduzierte Jungs tun!
ChenLei (Gast) antwortete am 10. Okt, 16:47:
"Überprüfungen sind großteils mündlich oder schriftlich (also sprachbasierend) und darin sind Mädchen von vornherein besser." Da muss so nicht stimmen, als Generalisierung vielleicht, aber dann wissen wir immer noch nicht, was wir mit den 40% (20%?30?49?)der Mädchen machen, die sprachlich nicht ganz so gut sind. Zumal ja bei Jungen auch die Sprache gefördert werden sollte. Und ich habe mehrere Freunde, die linguistische Genies sind und kenne genügend Mädchen, die sich sprachlich nichtmal altersgerecht artikulieren können. Die Schule sollte nicht stärker auf Geschlechterunterschiede eingehen, sondern INDIVIDUELLER werden. Dann kann sich auch jeder selbst entscheiden, ob er z.B. computerbasiert arbeiten möchte. "3) Schulen, die nicht nur Stillsitz-und-Aufpassschule sind, sondern wirklich "learning by doing" bieten" Das wäre sicher besser, aber letztendlich liegt dort der Hase nicht im Gewürz. Ich kann hier nur von meiner Schulzeit in China berichten - ganz ehrlich ist da nichts "learning by doing" (von den Agrarausflügen und der militärischen Ausbildung abgesehen), sondern auswendig lernen, nicht mal dem Lehrer Fragen stellen, und dann schriftliche Tests. Es gibt aber zwischen dem Erfolg von jungen und von Mädchen keinen signifikanten Unterschied. Daher würde ich den Grund eher im gesellschaftlichen Klima und dem Lernwillen der Jungen im Allgemeinen sehen. So meine ich auch, dass Mädchen nicht WEGEN des Schulsystems besser klarkommen (falls das stimmt, an meiner Schule kann ich das nicht nachvollziehen) sondern TROTZDEM. Dass allgemein ein Umdenken stattfinden muss ist klar. Das darf aber nicht reaktionär sein!
Es ist bei Jungen ganz klar zu verzeichnen, dass sie zu vielen DIngen keine Lust haben, dafür gibt es zwei ineinanderübergreifende Ursachen: 1) keine Perspektiven 2) weiblich konnotierte Werte gelten als unpassend. Und deshalb wollen sie sprachlich, sozial etc. gar nicht gut sein. Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: Ich gebe einer Gruppe interessierter Mitschüler Unterricht in meiner Muttersprache. Das sind immerhin 12 Leute. Jungen haben sich gar nicht erst gemeldet.
teacher antwortete am 10. Okt, 20:50:
Individualisierung ist ein großes Stichwort der heutigen Pädagogik. Aber aufwändig. Da sehe ich nur theoretische Chancen. Ich kann nicht auf 30 Individuen eingehen, ich sehe das, wenn ich versuche, die individuellen Leistungen in der Klasse anzusehen. Da gebe ich 4 - 5 Kindern eine Rückmeldung ... und 20 andere wollen natürlich auch bedient werden. Zack, die halbe Stunde ist vorbei.Dein Schlusssatz spricht doch Bände. Für manche Dinge kann man Jungs gar nicht mehr motivieren. Schulchor - nur Mädchen. Medienprojekte - fast nur Mädchen. Freiwillige Sprachen - Mädchen. Theater - Mädchen. Nur beim Sport und im Computerbereich kommen auch Burschen freiwillig. Wir müssen da kreativ werden.