Ganz offen: Wir beraten falsch.
Das lehrt uns die freie Marktwirtschaft, der wir uns annähern (müssen). Dort gelten Autos als sicher, sorgen Waschmittel für Umweltschutz und machen Kalorien schlank.
Wenn die Volksschulen ihre Abgänger beraten, werden zunächst ganz bestimmte Schulen beworben. Die "Berater" kümmern sich nicht um die Begabung der Kinder, sondern um die Beschäftigung ihrer Lehrer.
Wenn aufbauende Schulen Berufsberatung betreiben, dann gucken sie in ihre eigenen Klassenräume. Diese sind zu füllen. Natürlich mit den Kindern, die man dort am liebsten unterrichten möchte: "Kreativ, intelligent und gut erzogen. Und ausschließlich beste Noten!"
Wir betrachten nicht Talente und Begabungen von Schülern, sondern Bedürfnisse von Schulen.
"Wir schicken doch nicht unsere besten Leute weg."
Wenn wir an an einem einzigen Tag des Jahres die Türen für zukünftige Kunden öffnen, dann blendet ein bunter Zirkus die grauen Gänge: "Ihr Kinderlein kommet. Bringt Honig und Met, wir verwöhnen euch gern."
Immerhin, der Tag der Offenen Tür macht Lügen erlebbar.
Was ärgern wir uns, wenn die falschen Kinder in den falschen Bänken sitzen! Aber wir bemühen uns nicht, ihnen die geeignetesten zu vermitteln.
Meine Forderung: Bildungsberatung muss aus den Schulen ausgelagert , objektiviert werden.
Wir beraten falsch, zum Wohle der Schule statt zum Wohle der Kinder.
Das sollte uns richtig Sorgen machen.
Das lehrt uns die freie Marktwirtschaft, der wir uns annähern (müssen). Dort gelten Autos als sicher, sorgen Waschmittel für Umweltschutz und machen Kalorien schlank.
Wenn die Volksschulen ihre Abgänger beraten, werden zunächst ganz bestimmte Schulen beworben. Die "Berater" kümmern sich nicht um die Begabung der Kinder, sondern um die Beschäftigung ihrer Lehrer.
Wenn aufbauende Schulen Berufsberatung betreiben, dann gucken sie in ihre eigenen Klassenräume. Diese sind zu füllen. Natürlich mit den Kindern, die man dort am liebsten unterrichten möchte: "Kreativ, intelligent und gut erzogen. Und ausschließlich beste Noten!"
Wir betrachten nicht Talente und Begabungen von Schülern, sondern Bedürfnisse von Schulen.
"Wir schicken doch nicht unsere besten Leute weg."
Wenn wir an an einem einzigen Tag des Jahres die Türen für zukünftige Kunden öffnen, dann blendet ein bunter Zirkus die grauen Gänge: "Ihr Kinderlein kommet. Bringt Honig und Met, wir verwöhnen euch gern."
Immerhin, der Tag der Offenen Tür macht Lügen erlebbar.
Was ärgern wir uns, wenn die falschen Kinder in den falschen Bänken sitzen! Aber wir bemühen uns nicht, ihnen die geeignetesten zu vermitteln.
Meine Forderung: Bildungsberatung muss aus den Schulen ausgelagert , objektiviert werden.
Wir beraten falsch, zum Wohle der Schule statt zum Wohle der Kinder.
Das sollte uns richtig Sorgen machen.
teacher - am Samstag, 9. Juni 2007, 18:21
PeZwo meinte am 9. Jun, 19:21:
Ist die Auswahl der Ausbildungsrichtung abhängig von der jeweiligen Begabung nicht ohnehin ein Elternjob? Dann wäre es ja ok, wenn die Schulen sich sozusagen anbieten. Oder habe ich deinen Beitrag falsch verstanden?
teacher antwortete am 9. Jun, 19:31:
Im Prinzip entscheiden Eltern und Kinder, klar. Aber wir beeinflussen beide massiv nach falschen Kriterien. Weil wir unsere eigenen Interessen in den Vordergrund schieben (müssen), statt die Interessen der Kinder zu vertreten.
PeZwo antwortete am 9. Jun, 19:38:
Idealistisch gesehen hast du recht.Pragmatisch gesehen ist eine Schule damit nicht schlechter als wie die ganze Wirtschaft, wenn sie auf ihre Existenzberechtigung achtet. Somit kann ich damit leben, dass sie sich so verhalten.
teacher antwortete am 9. Jun, 19:51:
Stimmt, wir sind nicht schlechter. Mein Anspruch ist es, besser als die Wirtschaft zu sein. Weil wir es bei Kindern mit besonderen, minderjährigen, schutzbedürftigen "Konsumenten" zu tun haben - solchen, die uns vertrauen können sollten.
Simon Columbus (Gast) antwortete am 9. Jun, 21:23:
Warum gibt's eigentlich keine "Stiftung Warentest" für Schulen? Hmm...Ich kann mit relativem Stolz sagen, mir meine Schule schon als sechs- (nein, damals sogar noch fünf-) jähriger Stöpsel selbst ausgewählt zu haben. Und bin Waldi geworden, weil es hier keine Graffitis gab. Von einem Wechsel musste man mir - wenn er mal vorgeschlagen wurde - gar nicht abraten, das habe ich selbst entschieden: Ich wollte es nie.
Aber ich beobachte, wie viele Mitschüler die Schule wechseln - meist von uns auf's Gymnasium. Als Grund werden äußerst subjektive Eindrücke genannt: "Da ist das Abi leichter". Die Statistik spricht dagegen, aber die schaut sich auch keiner an.
Schüler brauchen gar keine schlecht beratenden Schulen, um sich auf Irrwege zu begeben - sie können das auch von alleine.
stichi antwortete am 9. Jun, 22:13:
"Ich kann mit relativem Stolz sagen, mir meine Schule schon als sechs- (nein, damals sogar noch fünf-) jähriger Stöpsel selbst ausgewählt zu haben"Ich weiß nicht, ob man darauf stolz sein muss!?
So wie sich das anhört, haben deine Eltern es recht geschickt angestellt, dir vorzugaukeln, dass DU auswählst. Offensichtlich hast du es bis heute nicht gemerkt. Wenn nicht, finde ich das Verhalten der Eltern ziemlich verantwortungslos. Wie kann ein fünfjähriges Kind sich seine Schule aussuchen?
Simon Columbus (Gast) antwortete am 10. Jun, 16:40:
Ich habe - und zwar wertungslos - beide Schulen ansehen können. Und mich für meine jetzige Schule entschieden. Ich habe auch vorher beide möglichen Kindergärten angeschaut - und mich gegen den Waldorfkindergarten entschieden. Bin auch nicht hingeschickt worden.
Simon Columbus (Gast) antwortete am 10. Jun, 16:42:
Und nochwas: Schule hat für mich auch was mit wohlfühlen zu tun. Allein schon die Atmosphäre an der örtlichen Grundschule hat mir kein bisschen gefallen. Tut sie auch heute noch nicht. Ich bin froh, auf "meine" Waldorfschule zu gehen - weil ich das Prinzip für besser halte - und weil sie mir gefällt.
teacher antwortete am 10. Jun, 20:14:
Hihi. "Schüler brauchen gar keine schlecht beratenden Schulen, um sich auf Irrwege zu begeben - sie können das auch von alleine"
Endlich können wir einmal wirklich gut zusammenarbeiten.
Gruschenko meinte am 9. Jun, 23:36:
Artikel
Hallo, habe keine andere Kontaktmöglichkeit gefunden, dashalb versuch ich es hier: Ich bin Journalismus-Student und würde dieses interessante Blog sehr gerne in einem Artikel vorstellen. Dazu würde ich Ihnen gerne ein paar Fragen per Telefon oder Mail stellen - die Anonymität würde natürlich gewahrt bleiben. Falls Sie interessiert sind, können Sie mich unter juergen_lei@gmx.at kontakten.
Mit besten Grüßen
Jürgen Leidinger
Stefanie (Gast) meinte am 10. Jun, 10:16:
Hallo,ich finde es gut, dass dieses Thema hier angesprochen worden ist.
Ich habe nach der Grundschule ab der 5. Klasse eine Gesamtschule (Kombination aus Gymnasium, Real- und Hauptschule) besucht. Dort hätte man auch noch das Abitur machen können.
Das Abi wollte ich auch machen, jedoch auf einer anderen Schule, da ich bereits einen Schwerpunkt im Bereich Wirtschaft / Verwaltung legen wollte, da ich wusste, dass ich später in diesem Bereich arbeiten wollte. In dem Moment, wo ich dies in der Schule bekannt gegeben habe (ich habe mich dort ja nicht zur Oberstufe angemeldet), versuchten mich die Lehrer vom Gegenteil zu überzeugen, ich solle doch dableiben, die Gesamtschule wäre viel besser für mich, etc. Im Großen und Ganzen haben mir die Lehrer dann fast ein halbes Jahr lang erklärt, dass wäre eine falsche Entscheidung und nicht gut für mein weiteres Leben, etc. Dieses halbe Jahr war nicht wirklich schön in der Schule.
Einzig mein Lateinlehrer (der in der 5. bis 8. Klasse auch mein Klassenlehrer war), sagte mir auf der Zeugnisübergabe, dass der Wechsel für mich wohl besser wäre.
Nach dem Abi traf ich einige Zeit später eine ehemalige Mitschülerin in der Berufsschule wieder, da wir beide den selben Berufe erlernten. Während sie in der Schule früher immer besser war als ich, war mein Abischnitt etwas über eine Note besser als ihrer. Auch half mir mein Vorwissen jetzt auch in der Berufsschule, so dass ich in der Zeit, wo wir zusammen in einer Klassen waren doch viel besser war als sie. (Die Berufsschule hatte ich mit der Note 1 abgeschlossen, die Ausbildungsprüfung selbst habe ich mit einer sehr guten 2 (1 Punkt an der 1 vorbei) abgeschlossen.)
Für mich war dies wieder eine Bestätigung, dass die Entscheidung, die Schule zu wechseln eindeutig besser war. Schade, dass dies damals nur ein Lehrer zugeben wollte / konnte.
teacher antwortete am 10. Jun, 20:32:
Hast Du einmal rückgefragt, warum dir die Lehrer abgeraten haben? Das wäre doch für beide Seiten interessant ... und für mich auch.
Stefanie (Gast) antwortete am 11. Jun, 20:20:
Der Grund, weshalb mir wirklich abgeraten wurde vom Schulwechsel war, dass die Gesamtschule einfach versucht hat, ihre Oberstufe voll zu bekommen. In der 5. Klasse haben wir mit 5 Klassen mit je 30 Schülern begonnen. Ende der 10. Klasse waren dann in allen Klassen nur noch ca. 20 Schüler. Es wurde dann schon knapp die Mindestanzahl für die Oberstufe (30 Schüler) zusammen zu bekommen, damit in der Oberstufe auch vernünftige Kurse gebildet werden konnten. Da ich ja grundsätzlich auch Abi machen wollte wurde halt versucht, mich für die Schule zu gewinnen, quasi als Absicherung für die Oberstufe.
Das es Probleme gibt, immer genug Schüler für die Oberstufe zu gewinnen, wurde schon ab der 9. Klasse immer wieder erwähnt, damit bloß alle an der Gesamtschule Abitur machen. Zur Oberstufe ist halt keiner mehr auf die Gesamtschule gewechselt sondern eher auf das nahe Gymnasium im Nachbardorf.
teacher antwortete am 14. Jun, 20:43:
Ich finde diese "Beraterpraxis" verantwortungslos.Es erinnert mich an eine Zeitung, die jeden Tag 40 Seiten füllen muss - egal ob es Wichtiges zu berichten gibt oder nicht.
Bloß füllen wir Klassen mit Kindern, mit manipulativen Methoden. Ich habe damit ethische Probleme.
homocarnula (Gast) meinte am 10. Jun, 11:16:
Erinnerung
ich erinner mich noch wie es war als ich nach der 6.klasse auf das gymnasium gewechselt habe. ich wurde damals angeschrieben von einem mathematischen gymnasium da ich mehrfach an der matheolympiade teilgenommen habe. da mathe MEIN ding war hab ich natürlich mama gleich mal überredet ;)am ersten tag an dem gymnasium kam der ministerpräsident von meck-pomm zu uns und gab seinen tollen satz von sich:
"Ihr seid die Elite. Die Zukunft." hey super... das gibt einem doch einen wunderschönen druck mit in die neue schulwelt.
im nachhinein muss ich sagen: wär ich nur auf eine sprachliche schule gegangen. nichts ist frustrierender als auf einem mathematischen zweig zu sein und festzustellen dass man teilweise mehr drauf hat als der lehrer. dass die *schlechten* schüler gefördert und gefordert werden... die *guten* müssen hintenan stehen. das hatte ein abitur von einem durchschnitt von 3.3 zur folge... und damit kann man nicht gerade viel machen.
und ich könnte jedesmal austicken, wenn ich leute sehe, die medizin studieren können, weil sie auf einer schule waren die ihre intelligenz gefördert hat... und nicht eben diese versucht hat abzutöten.
stichi antwortete am 10. Jun, 14:32:
Wer sagt denn, dass dein Abischnitt auf einer anderen Schule besser gewesen wäre? Das kann im Nachhinein leider nicht bewiesen werden, aber es ist doch schön, wenn man weiß, wer schuld ist an der eigenen Misere!
sully (Gast) antwortete am 10. Jun, 14:35:
da staun ich doch immer wieder, wenn selbsternannte "hochbegabte" ein schlechtes abitur nur deswegen machen, weil die lehrer schuld sind und man sie nicht genügend gefördert hat. wie alt ist man, wenn man abitur macht? 11? in "Allgemeiner Hochschulreife" steckt das wort "reife".
Simon Columbus (Gast) antwortete am 10. Jun, 16:45:
@ sully:Leider hat die Schule durchaus deutliche Einflüsse auf das Schulergebnis. Wie sonst kommt es, dass zB der Lernstand zwischen Baden-Württembergischen und Hamburger Abiturienten im Fach Mathematik durchschnittlicher mehr als ein Schuljahr ausmacht?
sully (Gast) antwortete am 10. Jun, 16:51:
@ simon
natürlich hat sie das, bestreitet keiner. aber das hat doch nix mit homocarnulas bemerkung zu tun. da gings um schulen innerhalb meck-pomms.
ums deutlich zu sagen: klar gibts unterschiedliche lehrer. innerhalb einer schule, aber auch an verschiedenen schulen. wenn jemand aber sagt, er hätte allein wegen der lehrer einen richtig schlechten abischnitt gemacht, dann wirds lächerlich. umsomehr, wenn man auf einem bestimmten zweig dem rest der schüler "so weit voraus" ist. die abiturnote setzt sich aus ergebnissen von 2 jahren zusammen, schüler, die diese 2 jahre lang punkte sammeln, sind wirklich alt genug, selber zu wissen, wieviel man tun muss.
Jochen (Gast) meinte am 11. Jun, 12:54:
Talente und Begabungen
> Wir betrachten nicht Talente und Begabungen von SchülernDas klingt, als ob das so einfach wäre. Da wir (Lehrer) normalerweise keine umfangreichen Tests bearbeiten lassen können, können wir normalerweise lediglich spekulieren und Rückschlüsse aus den produzierten Arbeiten bzw. Noten ziehen. Wenn ich nicht ein näheres Verhältnis zu einem Schüler habe (und wie soll das mit x Klassen à 30+ Schülern gehen?) werde ich nie wissen, ob seine guten Leistungen auf Talent/Begabung oder auf Fleiß/Lernen zurückzuführen sind.
teacher antwortete am 11. Jun, 16:17:
Stimmt. Das wäre ein weiterer Grund, warum man den Schulen die Studien/Berufsorientierung der Kinder nicht überlassen darf.Vor allem aber, weil sie parteiisch beraten. Sonst wären sie dumm.
amadea (Gast) meinte am 11. Jun, 18:14:
Bin ich froh, dass ich nur Englisch unterrichten muss und nicht beraten.
teacher antwortete am 11. Jun, 18:26:
Ich bin ja auch nicht im Beraterteam der Schule, aber als Klassenvorstand (oder als Kontaktlehrer etc.) wird man immer wieder darauf angesprochen. Da höre ich mich dann herummurmeln. Grundtenor: Die Guten sollen (mir) erhalten bleiben, die Schlechten sollen gehen.Na net, bin ich ein altruistischer Masochist? Und wäre ich als solcher ein guter Lehrer?