Leo kommt aus dem Prüfungssaal.
Im gleichen Augenblick blöckt sein Handy.
"Ah geh ... das war wie ein Kindergeburtstag!"
Den Anrufer versteht man nicht. Vermutlich: "Wirklich so einfach war die Prüfung?"
" ... beschissen haben wir ihn."
In Wirklichkeit hat Leo 45 Minuten im Wörterbuch gelesen. Seite eins und zwei, die Ein- und Anleitung: Interessante Neuigkeiten für Leo. Er hat kein richtiges Wort auf seinen Zettel geschrieben, nur herumgekritzelt, er hat gewartet.
Dann ist über verschlungene Schmuggelrouten die Latein-Übersetzung zu ihm gekommen. Es hat lange gedauert, aber es ist sich ausgegangen: In fünf Minuten war alles abgeschrieben.
Sophie hat gut gearbeitet, hat für ihre Lösung mindestens vier interessierte Abnehmer gefunden, hat den "Kindergeburtstag" finanziert. Ehrensache.
Der Lehrer hat nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt. Wie die drei Affen.
Hat Leo den Lehrer beschissen? Zum Kindergeburtstag? Und wer sind die Affen in diesem Theater?
Im gleichen Augenblick blöckt sein Handy.
"Ah geh ... das war wie ein Kindergeburtstag!"
Den Anrufer versteht man nicht. Vermutlich: "Wirklich so einfach war die Prüfung?"
" ... beschissen haben wir ihn."
In Wirklichkeit hat Leo 45 Minuten im Wörterbuch gelesen. Seite eins und zwei, die Ein- und Anleitung: Interessante Neuigkeiten für Leo. Er hat kein richtiges Wort auf seinen Zettel geschrieben, nur herumgekritzelt, er hat gewartet.
Dann ist über verschlungene Schmuggelrouten die Latein-Übersetzung zu ihm gekommen. Es hat lange gedauert, aber es ist sich ausgegangen: In fünf Minuten war alles abgeschrieben.
Sophie hat gut gearbeitet, hat für ihre Lösung mindestens vier interessierte Abnehmer gefunden, hat den "Kindergeburtstag" finanziert. Ehrensache.
Der Lehrer hat nichts gesehen, nichts gehört, nichts gesagt. Wie die drei Affen.
Hat Leo den Lehrer beschissen? Zum Kindergeburtstag? Und wer sind die Affen in diesem Theater?
teacher - am Donnerstag, 7. Dezember 2006, 08:18
gulogulo meinte am 7. Dez, 12:44:
pädagogisch korrekt gesehen hat er sich selbst betrogen.realistisch gesehen hat er fürs leben gelernt, daß sich bescheißen lohnt wenn man nicht erwischt wird. das wird er so lange machen, bis er mal erwischt wird. dann hat ers hofentlich kapiert.
aber ich würds nicht so tragisch sehn, geschummelt haben wir doch alle mal in der schule.
teacher antwortete am 7. Dez, 12:51:
So ist es. Leider erziehen wir unsere Jugend förmlich in diese Richtung. Da muss man etwas im System radikal umstellen, damit die Schüler nicht ständig versucht werden, sich selbst zu betrügen.Eigentlich ist es mir völlig wurscht - und viele Kollegen schauen sowie so nicht mehr genau hin. Beim Schummeln verbessern die Schüler meinen Notendurchschnitt, hurra!
Lila Elefant antwortete am 7. Dez, 14:46:
der wird sich wohl noch häufig selbst betrügen, wenn er so gut dabei aussteigt. und es im grunde ja eh jedem wurscht ist. da bestätigt sich für mich mal wieder, dass man in der schule sowieso nie etwas gscheites lernt. das ist für mich kein harmloses schummeln mehr, das ist betrug und ich verstehe nicht, wieso man das als lehrer nicht sieht (sehen will?). In ein paar Jahren kommen genau diese arbeitsvermeidungsprofis dann zu uns auf die uni und machen es sich dort ebenso einfach. bis sie eines tages auffliegen, weil sie des selbstständigen denkens nicht mächtig sind. dann geht das gesülze und gejammere los, man habe das ja NIE wo gelernt. und der prof, der einen auffliegen lässt ist böse, gemein, hat's auf einen abgesehen. deshalb sind mir allzu gute notendurchschnitte stets suspekt, ebenso wie allzu gute evaluationsergebnisse. lieber böse und fair als ein blinder affe, sag ich da. denn die angeschissenen sind ja nicht die lehrer oder betrügenden schüler, sondern jene, die sich ehrlich an die geltenden spielregeln halten.systemveränderung fängt bei einem selbst an...
nix für ungut
lg
Lila Elefant
teacher antwortete am 7. Dez, 21:09:
Die Lehrer, die hier streng aufpassen, werden als ungute Unsympathler erlebt, machen sich zusätzliche Probleme (Nachschularbeit), hören sich von den Eltern nette Bemerkungen an ("Nazi") und haben schlechtere Ergebnisse. Warum sollen sie?Ich will sie nicht verteidigen, nur deren Lage offen legen!
Nachtblau meinte am 7. Dez, 15:42:
Wer geschickt spickt dass es niemand sieht hat eben einfach Glück gehabt.
teacher antwortete am 7. Dez, 21:46:
Es irritiert mich, dass das Spicken (öst: Schummeln) so akzeptiert, ja positiv belegt ist.
Nachtblau antwortete am 7. Dez, 22:58:
Nicht das Spicken an sich, das geschickte Spicken. Das ist nämlich eine Kunst, auch wenns Beschiss ist. Das ist ungefähr wie die Mut zur Lücke, man riskierts, oder man riskierts nicht, meistens spickt man doch eh Zeug was man nie wieder braucht.
teacher antwortete am 8. Dez, 10:45:
Neee, Einspruch: Ein geschickter Taschendieb ist nicht liebenswerter als ein tollpatschiger.
Nachtblau antwortete am 8. Dez, 11:20:
Tut er ehrlich gesagt nicht. Auf die Lateinschulaufgabe oder was das war ist doch ehrlich gesagt geschissen, brauchen tut das später kein normaler Mensch mehr (Mediziner und Lateinlehrer sind für mich keine normalen Menschen). Und selbst wenn er jetzt deswegen gravierende Lücken hat und durchfällt und was weiß ich nicht alles: die Konsequenzen muss er eh tragen, also was störts?
Herbstsonne (Gast) antwortete am 8. Dez, 13:50:
Differenzieren Schummler tatsächlich zwischen dem Wissen, das sie auf ihrem späteren Weg brauchen und jenem, bei dem das nicht der Fall ist? Und wenn sie damit durchkommen, besteht da nicht die Gefahr, dass sie auch später bei Diplomarbeiten, Dissertationen... den Weg des geringsten Widerstands und der fremden Federn wählen? Frei nach dem Motto: besser gut geklaut als schlecht erfunden?Und wen es stört? Es hat mich als selbst denkende Schülerin stets gestört, dass meine hart erarbeitete 2 weniger wert war als eine ermogelte 1,5 und es stört mich noch immer, wenn wir an der Uni Arbeitsgruppen bilden und der Beitrag der einen Hälfte lediglich daran besteht, ihren Namen unter den der anderen zu setzen. Es stört mich, dass ich mich meines Mich-daran-störens fast schämen muss und lediglich ein lapidares "Was regst du dich so auf? Du kannst es ja genau so machen", als Antwort erhalte.
Von daher ist der Taschendiebstalvergleich meines Erachtens gut gewählt, denn das Schummeln sagt etwas darüber aus, wie wenig manchen Leuten geistiges Eigentum gilt, wenn sie Erschlichenes mit Erarbeitetem gleichsetzen.
Nachtblau antwortete am 8. Dez, 14:33:
Ihr tut so als ob bei einmal Spicken gleich die Karriere für einen Bescheißer in allen Lebenslagen gelegt werden würde, kommt mal wieder runter.
Stefan (Gast) antwortete am 8. Dez, 14:33:
Es soll ja Menschen geben, ...
... für die Bildung nicht nur ein notwendiges Übel auf dem Weg zum Geldverdienen ist.Herbstsonne hat recht. Um diese Wissensschmarotzer geht es, nicht um die kleinen Schummelein, die wohl jeder mal als Rettungsanker im Meer der Themenschwämme ausgeworfen hat.
Nachtblau antwortete am 8. Dez, 14:39:
Nein, ihr kriminalisiert einen Schüler, der bei einer Lateinschulaufgabe beschissen hat, ohne zu wissen, wie er sich weiterentwickeln wird. Wo ist denn gesagt dass er wegen einer erschummelten Lateinklausur seine Diplomarbeit abschreibt? Das ist doch so wie wenn ich sag aus dem Kind das Äpfel von Nachbars Baum klaut wird einmal ein Raubmörder.
Herbstsonne (Gast) antwortete am 8. Dez, 15:01:
Es geht doch nicht um 'einmal', sondern hinter der versteckten Anerkennung in 'geschicktes Spicken ist eine Kunst'. Ein geschickter Schummler (genauso wie ein geschickter Taschendieb) ist vermutlich kein Ersttäter. Natürlich hat nahezu jeder von uns mal auf so etwas zurückgegriffen, aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob man dabei das Gefühl hat, etwas Unrechtes zu tun und sich dafür schämt oder ob man es 'ein Kinderspiel' nennt und damit prahlt.
illona meinte am 8. Dez, 17:31:
Eigentlich bleibt jetzt nur noch eine Frage offen. Welche interessante Karriere kann man denn den Schülern voraussagen, die abschreiben lassen?
lillibet (Gast) antwortete am 8. Dez, 20:10:
eine die abschreiben hat lassen.
ich half einer kollegin bei der mathematura (nicht dass das beispiel so schwer gewesen wäre, sie war nur einfach wirklich keine leuchte in mathe). das hat ihr eine 2 eingebracht. abgesehen davon, dass sie dann mit der 2 unzufrieden war (!), ist SIE heute eine erfolgreiche ärztin. und ich?ich leide an depressionen und verdiene schätzungsweise in 3 monaten soviel wie sie in einem ;)
teacher antwortete am 8. Dez, 20:33:
... was wohl nicht ursächlich mit dem Schummeln in Verbindung gebracht werden kann. Bleibt die Frage: Haben typische Schummler den Drang zu schnellen Erfolgen? Zu egoistischen Ellbogentechniken?
Ich muss es für mich verneinen: Ich habe (selten) geschummelt, aber auch an strategischen Stellen wie Matura oder Uni. Hat mir aber einkommensmäßig nichts gebracht. :-)
Nachtblau antwortete am 8. Dez, 21:03:
Dafür war ich immer zu feig und bins heute erst recht, hab immer nur abschreiben lassen, aber nur die Netten, ich hab keine Ahnung obs ihnen im Nachhinein was gebracht hat
teacher antwortete am 9. Dez, 17:06:
Ich war schlicht ein Gelegenheitsdieb: Wenn ich wo eine Lösung erspäht habe, dann hab ich zugegriffen.Aber etliche Leute spekulieren 100% auf das geschenkte Ergebnis. Das war mir immer zu riskant.
Sandra (Gast) meinte am 19. Jun, 20:55:
Kindergeburtstag
Ich denke schon das Leo den lerher beschiessen ah7tUnd die drei affen sind der Lehrer der anrufer und Leo.
(Mehr sag ich nicht dazu!)