Endlich ist die Zeit der nackten Beine und üppigen Dekolletés angebrochen, es ist warm geworden. In den Gängen und Klassen werden unsichtbare Laufstege aufgebaut und die hübschen Menschen zeigen ihre körperlichen Qualitäten.
Im vorigen Jahr habe ich eine pensionierte Dame eingeladen, um meinen zeigefreudigen Mädchen das Einmaleins der korrekten Arbeitskleidung zu erklären. Tags darauf fielen die Ausschnitte provokant tief aus, die Strings provokant farbig, die Blusen provokant durchsichtig. Sie verteidigen ihre so genannte FREIheit. Nicht immer subtil.
Vertauensselig wende ich mich an einen coolen Jungkollegen und frage ihn, ob ich vielleicht in der prüden Scheinwelt des vorigen Jahrhunderts verblieben bin.
"Nein", sagt er, "mir geht es genauso. Ich weiß schon nicht mehr, wo ich hinschauen darf, so nackt sitzen die Mädels in den Reihen."
Ich atme erleichtert auf, ich bin kein päderastisch veranlagter Sexmaniac, sondern ein Mann mit Augen und Bedenken.
Meine nächsten Schritte führen mich zur Deutschlehrerin meiner Klasse.
"Christine, bitte. Kannst du einmal ein ernstes Wort mit ihnen sprechen? Ich möchte mich als Mann hier nicht rauslehnen, aber drei, vier Mädchen ziehen sich unmöglich an ... oder aus. Das grenzt ja schon an puren Exhibitionismus!"
Christine versteht mich, stimmt mir zu, lehnt aber ab.
"Ich habe mir die Finger schon verbrannt. Die meinen, ich sag' das aus Eifersucht ... als Frau kann ich nur entsetzt den Mund halten."
Ich verstehe, keiner sagt was. Männer nicht, Frauen nicht, Eltern auch nicht. Wenn ein Direktor Grenzen ziehen will, steht er in der Zeitung.
Ich schreibe halt, HALT.
Im vorigen Jahr habe ich eine pensionierte Dame eingeladen, um meinen zeigefreudigen Mädchen das Einmaleins der korrekten Arbeitskleidung zu erklären. Tags darauf fielen die Ausschnitte provokant tief aus, die Strings provokant farbig, die Blusen provokant durchsichtig. Sie verteidigen ihre so genannte FREIheit. Nicht immer subtil.
Vertauensselig wende ich mich an einen coolen Jungkollegen und frage ihn, ob ich vielleicht in der prüden Scheinwelt des vorigen Jahrhunderts verblieben bin.
"Nein", sagt er, "mir geht es genauso. Ich weiß schon nicht mehr, wo ich hinschauen darf, so nackt sitzen die Mädels in den Reihen."
Ich atme erleichtert auf, ich bin kein päderastisch veranlagter Sexmaniac, sondern ein Mann mit Augen und Bedenken.
Meine nächsten Schritte führen mich zur Deutschlehrerin meiner Klasse.
"Christine, bitte. Kannst du einmal ein ernstes Wort mit ihnen sprechen? Ich möchte mich als Mann hier nicht rauslehnen, aber drei, vier Mädchen ziehen sich unmöglich an ... oder aus. Das grenzt ja schon an puren Exhibitionismus!"
Christine versteht mich, stimmt mir zu, lehnt aber ab.
"Ich habe mir die Finger schon verbrannt. Die meinen, ich sag' das aus Eifersucht ... als Frau kann ich nur entsetzt den Mund halten."
Ich verstehe, keiner sagt was. Männer nicht, Frauen nicht, Eltern auch nicht. Wenn ein Direktor Grenzen ziehen will, steht er in der Zeitung.
Ich schreibe halt, HALT.
teacher - am Donnerstag, 22. Juni 2006, 10:59
sweets meinte am 22. Jun, 11:12:
ich freue mich auch schon sooo sehr auf den abi-sturm (abi-streich)--ich kann es kaum noch erwarten meine mitschülerinnen in ihren klamotten zu sehen (unser thema ist boxen _ muhammad abi). die mädchen verkleiden sich "natürlich" als nummern girls...
Violine meinte am 22. Jun, 11:23:
Wenn es so heiß ist, dann kann man nicht mal mit Nierenschutz argumentieren.Aber vielleicht mit Sonnenbrand, Ameisen, Mückenstichen an unliebsamen Stellen?
teacher antwortete am 22. Jun, 19:24:
Von früheren Nierenproblemen spricht heute keiner mehr. Sind die per Gesetz verboten worden?
dat_Franzi meinte am 22. Jun, 11:24:
hmm
...das ist natürlich ein schwerwiegendes Problem und ich kann die Lehrer gut verstehen. Aber ich gestehe, dass ich auch die Schülerinnen gut verstehen kann- Klamotten sind immer ein Ausdruck von Individualität und besonders in der Schule will man sich doch messen. Ich weiß, bei uns war früher alles anders. Aber ich meine, da war die Jugendkultur in allem auch anders. Bloß keine Vergleiche.Heute definiert man sich mehr denn je über Aussehen und ich befürchte, dass man das auch nicht ändern kann. Nein, ich will es nicht mit einem Schulterzucken hinnehmen, ich überlege schon, wie man diesen Jugendlichen begreiflich machen kann, dass man nicht "halbnackt" in die Schule zu kommen hat. Aber das ist nicht der springende Punkt: sieht man denn irgendwo noch Mädchen und junge Frauen, die anders angezogen sind? Gibt es in den Geschäften für diese Altersgruppe auch noch andere Klamotten? Ganz schrecklich alt habe ich mich neulich gefühlt, als ich an einem Laden vorbei ging, der sich verschrieben hatte, "Für immer 16" zu bleiben... Nun, ich drifte ab. Versuchen wir doch einfach erstmal auf die Sommerferien und den Herbst/ Winter zu warten...
teacher antwortete am 22. Jun, 18:22:
Der Herbst wird sicher helfen!Das Komische an der Sache ist, dass wir es in Europa als modern und selbstverständlich sehen. In vielen anderen Teilen der Welt versteht man dieses (provokante, weibliche) Entblößen überhaupt nicht oder falsch. Reiseführer müssen schon überall dazu schreiben, wie man sich von Tunesien bis Indien zu benehmen hat.
Und in unseren Klassen sitzen konservativ gekleidete Moslems (auch verschleierte) neben Paris-Hilton-Doubles.
Das Traurige ist, dass sich niemand mehr ein ernstes Wort sagen traut, obwohl es viele stört. Nur nicht anpatzen, wird schon wieder vorbei gehen.
Nachtblau meinte am 22. Jun, 12:01:
Naja, da sind die Schülerinnen nicht besser als Studentinnen und andere erwachsene Frauen. Da gibt es eben einige, die "sexy" und "nuttig" verwechseln. Deswegen aber jetzt wieder nach Schuluniform oder dergleichen zu schreien, halte ich für falsch.
teacher antwortete am 22. Jun, 19:00:
Claro, aber in der Klasse (oder im Büro) braucht niemand sexy noch nuttig auszusehen. Da bleibt am Nachmittag im Schwimmbad oder am Abend in der Disco Zeit genug. Alles zu seiner Zeit!
Nachtblau antwortete am 22. Jun, 19:48:
Das müssen die für sich selber entscheiden, auch das gehört zum Erwachsenwerden. Sie wurden darauf hingewiesen, dass das vielleicht nicht ganz passend ist, und sie werden jetzt eben entweder lernen, dass sich aufreizende Kleidung rentiert, oder dass sie nicht so gut ankommt. Jetzt sind im Prinzip die Jungs aus dieser Klasse gefragt, wenn sie den Weibern damit auf den Leim gehen, werden die Mädchen ihr Verhalten sicher nicht ändern.
teacher antwortete am 22. Jun, 20:10:
Natürlich kommen die Mädels gut an! Nackte Haut rentiert sich, nicht nur bei Paris Hilton&Co. Sie erkennen die Macht, die sie auf das andere Geschlecht ausüben und spielen damit.
Nachtblau antwortete am 22. Jun, 20:26:
Eben, also liegt genaugenommen das Problem woanders, nämlich bei der Sorte Mann (bzw da noch Knabe), der nach Aussehen und dargebotenem unbekleidetem Fleisch geht, anstatt auf Qualitäten wie Intelligenz anzusprechen. Da muss eingehakt und erzogen werden!
teacher antwortete am 22. Jun, 22:10:
heißt das, die Mädchen dürfen an/ausziehen was sie wollen. Nur die Burschen/Männer dürfen nicht hinschauen?Erstens: Wenn Männer nicht mehr schauen, sind sie tot!
Zweitens: Wenn sich ein Exhibitionist betätigt, würde auch niemand auf die absurde Idee kommen, den Mädchen zu raten: "Ihr könnt ja wegschauen."
Drittens: Die allermeisten Kolleginnen und normal gekleideten Schülerinnen (die Mehrheit) finden die halbnackten Angeberinnnen auch als Belästigung!
Nachtblau antwortete am 22. Jun, 23:09:
Das ist ja fast die selbe Argumentationsschiene wie beim Kopftuchtragen: die Frau muss sich verhüllen, damit Mann nicht spitz wie Nachbars Lumpi wird. Mit Verboten und Moralpredigten wird man im Kopf der Mädchen nichts erreichen, sondern das Gegenteil bewirken. Wenn sie aber nicht beachtet werden, wird sich die Sache schnell erledigen. Ich glaube bei einem Exhibitionisten wäre das genauso...
teacher antwortete am 23. Jun, 09:03:
Das Kopftuch wäre das andere Ende der moralischen Fahnenstange. Ich plädiere für eine gesunde Mitte, die wir in keine Richtung verlassen sollten.
gulogulo meinte am 22. Jun, 18:33:
eine freundin - frau fessa an einem hiesigen gymnasium - hat mir mal erzählt, wie in ihrer klassen die schülerinnen besprochen haben, was sie am kommenden tag an- bzw. ausziehen, weil sie den religionslehrer "nervös" machen wollten.
teacher antwortete am 22. Jun, 18:42:
Wir haben unsere Mädchen im Musikzimmer in die erste Reihe gesetzt ... mit interessanter Unterwäsche.Aber jetzt passiert das täglich, überall, unbewusst.
sillerbetrachter antwortete am 22. Jun, 19:39:
zweifelsohne gibt es eine andere jugendkultur, die sich über aussehen definiert. solange man das gefühl hat, sich die finger zu verbrennen, wenn man jugendliche darauf hinweist, dass sie wirklich unmöglich aussehen, wird sich daran auch nichts ändern. meiner tochter habe ich verboten, solche klamotten in der schule zu tragen! und ob ein rektor, der hausrecht walten lassen kann, morgen in der zeitung steht oder nicht, ist für mich auch kein maßstab, provokantes hinzunehmen, wird dazu beitragen, dass sich das als "normales" etabliert.sorry, das finde ich nicht richtig! gerade heute hat der kommentar einen realen bezug: ich habe eine tagung zum thema *kriterien bei der auswahl von auszubildenden* moderiert. unternehmer und handwerker/ lehrerInnen und schulleitungsmitglieder waren gleichwohl vertreten. FAZIT: äußerliches erscheinungsbild spielt immer noch eine große rolle. allein 60-70 % des ersten visuellen eindrucks vom auftreten eines jungen menschen sind entscheidend! das sind argumente gegen freizügiges outfit, das ich genauso auf die am mors runterrutschenden hosen der so genannten skatermode beziehen möchte.
teacher antwortete am 22. Jun, 19:49:
"ja, bei der Reifeprüfung oder bei einer Bewerbung ziehen wir uns eh besser an!""Aber in der Schule müssen wir die Wirkung unseres Körpers erkunden!"
sillerbetrachter antwortete am 22. Jun, 19:56:
so argumentieren können doch eigentlich nur noch dumpfbacken - oder ? andererseits hat man gegen elternhäuser in dieser beziehung vermutlich nicht unbedingt chancen. leider ein weites feld, das beackert werden muss.
kaltmamsell (Gast) meinte am 22. Jun, 21:42:
Hülfe vielleicht, wenn Lehrer und Lehrerinnen demonstrativ nur Dekolletes und Brüste / Beine anschauen statt der Gesichter? Müsste natürlich unabhängig von der Attraktivität der nackten Stellen sein, dafür konsequent. Normal gekleideten Schülerinnen wird beim Sprechen und Zuhören ins Gesicht geschaut.
teacher antwortete am 22. Jun, 22:02:
Erstens stehe ich auf das Wort "Hülfe"!Zweitens habe ich mir den Ruf, ein prononzierter Macho zu sein, auch mit diesem Vorschlag eingehamstert: "Burschen! Nur nicht dezent wegschauen. Wenn Mädels sich so anziehen, dann schaut hin. Sie fordern das heraus, sonst würden sie sich anders anziehen."
Völlig unpädagogisch!
Aber lustig.
Ich kann nicht mitmachen, das wirkt zu sexistisch.
dat_Franzi antwortete am 22. Jun, 22:09:
Und genau an dieser Stelle denke ich, dass es nach hinten losgeht. Ich meine, Freiheit hin oder her- aber es ist niemanden gedient, wenn man die Jugendlichen dann anstarrt und ihnen das Gefühl schenkt, dass wirklich nur Äußerlichkeiten zählen. Des weiteren halte ich es für bedenklich, dass man nur gewisse Körperstellen bedenkt und eine Spaltung erzielt, in dem man den "angezogenen" Schülern bei seinen Fragen/Antworten ins Gesicht schaut, darin kann ich keinen Sinn erkennen. Und was passiert, wenn die Jugendlichen zuhause erzählen, dass einigen von ihnen unverhohlen ins Dekollté gestarrt wird? Dann entbrennt eine Diskussion, der keiner mehr Herr wird und die ins Unermessliche ausufert bis hin zur Anschuldigung der sexuellen Belästigung... Der Lehrer ist der Erwachsene, nicht der Schüler.
kaltmamsell antwortete am 23. Jun, 18:09:
Der Lerneffekt könnte sein, dass Äußerlichkeiten AUCH zählen. Immer. Bei Sender und Empfänger.
NixDeutschkönnenDerHerrLehrerGell! (Gast) meinte am 22. Jun, 23:33:
Das Wort "päderastisch" ist hier fehl am Platz!Päderastie bedeutet nämlich aus dem Griechischen übersetzt (griech. paiderastia) die "Knabenliebe". Außerdem wäre es sehr bizarr, wenn ein Deutschlehrer pädophil mit päderastisch gleichsetzen würde!
teacher antwortete am 23. Jun, 09:09:
Stimmt wohl.P.S.: Ich bin Lehrer, nicht Gott und allwissend. Und ich lege nicht jedes Wort auf die goldene Wagschale, schon gar nicht wenn ich pointiert für einen Blog formuliere.
Da freuen sich manche Geister, dem Herrn Lehrer eins auswischen zu können - und diese Freude gönne ich jedem. Wohl bekomm's.
lillybet meinte am 23. Jun, 09:02:
Ah gut!
Ich dachte ich stünde mit dieser Meinung allein da, dass es manchmal einfach wirklich jenseits des guten Geschmacks sei. Natürlich musste ich mir das du-bist-ja-nur-neidisch Argument auch schon geben. Immerhin bin ich im "biblischen" Alter von 31 Jahren und ... naja, eh schon wissen. *g*Auch ich trage gern Spaghettiträgerleibchen und auch Hüfthosen, aber manches ist einfach degoutant....so wie das Mädel, das ich letzten Sommer in der U1 gesehen habe. Eine Caprihose, die leider um mindestens 2 Nummern zu klein war, weswegen oben sämtliche (eigentlich gar nicht vorhandenen - weil sie eh schlank war) Fettröllchen über den Hosenbund gepresst wurden, und unter der WEISSEN Caprihose ein pinkfarbener String. Sie hätte die weiße Hose auch weglassen können, mehr hätte man dann auch nicht mehr gesehen. Das Mädel war vielleicht 14.
Das einzige, was ich mir in solchen Fällen denke, ist: Hat die keinen Spiegel zuhause? Hat die keine Mutter zuhause?
Aber vielleicht zieht sich die Frau Mama ja genauso an?
Immerhin erzählte mir eine Freundin letztes Jahr von einer etwa 45jährigen Frau die am Schwedenplatz mit einem engen Tanktop herumgelaufen ist, wo der Busen UNTEN herauskam. Vielleicht war das ja die Mutter des Mädchens....fährt nicht die U1 eh unterm Schwedenplatz? Oder ist das die U4? Oder beide?
teacher antwortete am 23. Jun, 09:23:
Zeitgeistdruck. Viele sind von diesen Auswüchsen einer kleinen, gedankenlosen und uneinsichtigen Minderheit angewidert, aber wer will den Zeitgeist herausfordern?
Und in der Tat: Immer häufiger müssten wir die Eltern erziehen - wir sehen nur die Orientierungslosigkeit der Jungen.
Stefan (Gast) meinte am 23. Jun, 18:15:
Stimme voll zu!
Kann die Problematik nur bestätigen - selbst an der Grundschule (!) meiner Referendariatszeit musste per auf Konferenzbeschluss darauf hingewiesen, dass die Klassenlehrer ihre Elternschaft über gute und weniger geeignete Schulkleidung informieren müssen. Das Auto einer der betroffenen Mütter schmückte so ein netter "Todesstrafe-für-Kinderschänder"-Aufkleber ... da frage ich mich manchmal schon, was in den Elternköpfen so vor sich geht! Dass sich die Problematik im Sek I - Bereich nur weiter verschärft, kann ich mir gut vorstellen. Vielleicht übertreibe ich, aber die Frage nach sexueller Belästigung sollte durchaus auch beidseitig bedacht werden! Meines Erachtens kann hier tatsächlich nur von oben her gehandelt und vorgeschrieben werden ... einzelne Lehrervorstöße werden von den Schülern nur belächelt oder mit der oben beschriebenen Neidkeule niedergeprügelt.
teacher antwortete am 24. Jun, 18:16:
Ich stehe dazu: Es gibt eine Form visueller sexueller Belästigung und ich fühle mich wohler in Gesellschaft von Menschen die sich korrekt kleiden. Vielen anderen geht es auch so.Da in Europa Religion als moralische Instanz bedeutungslos geworden ist, muss sich der Rechtsgeber damit beschäftigen.