"Herr Professor, kennen Sie Soo?"
"Soo?"
"Ja, den Film!"
"Ahhhh ... Saw 1, 2, 3"
"Nein! Saw 7! Mögen Sie die?"
"Naaaa, ehrlich, diese Blutorgien, das brauch' ich nicht."
"Wollen Sie's nicht sehen, ich hab's mit!"
"Was? Wo? Auf deinem Handy?"
"Nicht Handy! Auf dem Iphone."
Ich werde nicht überredet, ich werde gezwungen. Das Handy - nein, das gepriesene Apple-Wunderding - wird auf eine Schulbank gelegt und schon stehe ich mitten in einer begeisterten Testosteron-Gemeinschaft.
Ich sehe ein altes US-Auto, das in einer Fabrikshalle hängt.
Schneller Schnitt, wilde Musik.
"Der Fahrer ist an den Sitz geklebt!", erklärt mir mein Nachbar.
"Der will die anderen retten ... aber alles umsonst", fügt jemand wissend hinzu.
Unter dem alten Cabriolet liegt eine hilflose Person gefesselt, davor steht eine weitere - an die Wand gekettet. Der Fahrer zerrt mit ganzer Kraft zum Steuer, seine Haut reisst vom Rücken ab, er versucht das drohende Blutbad zu verhindern, rohes Fleisch, Blut und Schmerz dominieren das Bild.
"Gleich kommt's!"
Sie kennen das Video auswendig.
Sieben männliche Vierzehnjährige warten mit mir auf das tragische Ende. Der Wagen fällt auf den Boden, die durchdrehenden Räder zermalmen das darunter liegende Opfer, der Wagen stürmt ungesteuert nach vor und erdrückt mit rauer Gewalt die dritte Geisel.
"Jaaahhhh!", triumphieren die Burschen wie nach einem verwandelten Elfmeter.
"Warum mögt ihr solche Videos?", frage ich die begeisterten Zuseher um mich.
"Echt geil!"
Mir graust. Ende der Pause.
(OT: Es gibt einen Schülerinnen-Lehrerblog, den ich gerne zum Mitreden weiterempfehlen will: http://xchange.twoday.net/stories/subjektive-wirklichkeit/)
"Soo?"
"Ja, den Film!"
"Ahhhh ... Saw 1, 2, 3"
"Nein! Saw 7! Mögen Sie die?"
"Naaaa, ehrlich, diese Blutorgien, das brauch' ich nicht."
"Wollen Sie's nicht sehen, ich hab's mit!"
"Was? Wo? Auf deinem Handy?"
"Nicht Handy! Auf dem Iphone."
Ich werde nicht überredet, ich werde gezwungen. Das Handy - nein, das gepriesene Apple-Wunderding - wird auf eine Schulbank gelegt und schon stehe ich mitten in einer begeisterten Testosteron-Gemeinschaft.
Ich sehe ein altes US-Auto, das in einer Fabrikshalle hängt.
Schneller Schnitt, wilde Musik.
"Der Fahrer ist an den Sitz geklebt!", erklärt mir mein Nachbar.
"Der will die anderen retten ... aber alles umsonst", fügt jemand wissend hinzu.
Unter dem alten Cabriolet liegt eine hilflose Person gefesselt, davor steht eine weitere - an die Wand gekettet. Der Fahrer zerrt mit ganzer Kraft zum Steuer, seine Haut reisst vom Rücken ab, er versucht das drohende Blutbad zu verhindern, rohes Fleisch, Blut und Schmerz dominieren das Bild.
"Gleich kommt's!"
Sie kennen das Video auswendig.
Sieben männliche Vierzehnjährige warten mit mir auf das tragische Ende. Der Wagen fällt auf den Boden, die durchdrehenden Räder zermalmen das darunter liegende Opfer, der Wagen stürmt ungesteuert nach vor und erdrückt mit rauer Gewalt die dritte Geisel.
"Jaaahhhh!", triumphieren die Burschen wie nach einem verwandelten Elfmeter.
"Warum mögt ihr solche Videos?", frage ich die begeisterten Zuseher um mich.
"Echt geil!"
Mir graust. Ende der Pause.
(OT: Es gibt einen Schülerinnen-Lehrerblog, den ich gerne zum Mitreden weiterempfehlen will: http://xchange.twoday.net/stories/subjektive-wirklichkeit/)
teacher - am Mittwoch, 12. Januar 2011, 20:12
Christian (Gast) meinte am 12. Jan, 20:41:
Wer solchen Mist freiwillig anschaut, dem ist nicht mehr zu helfen. Und wofür braucht ein 14jähriger ein Eierfon?
teacher antwortete am 12. Jan, 20:50:
Das ist die Crux: Diese Filme werden besonders von Menschen (Jungen) geschaut, für die sie am wenigsten geeignet sind. Gewaltverherrlichung sucht Gewalt und umgekehrt.Das Eiphone ist im Gymnasium das beliebteste Statussymbol, besonders bei den sog. Randgruppen (einkommensschwach, Migrationshintergrund).
BIA (Gast) antwortete am 12. Jan, 22:33:
Mei Red! Aber das Iphone kommt gleich nach, nein anstatt Gott und Bayern München.
Ich frag mich immer, warum die Eltern diese Dinger kaufen - erstens wozu und zweitens werden sie doch alle naselang geklaut. Ist ja nicht so, dass die gehütet würden wie der Augapfel - die Tochter meiner Freundin hat ihres einfach auf dem Sitz liegen lassen (unter einem Pulli), und als sie vom Tanzen zurückkam, war's halt weg. Naja, die Mama kauft ihr eh ein neues...
teacher antwortete am 12. Jan, 23:19:
Nicht schimpfen! Ich hab auch eins (ein älteres Modell) ... und meine Kinder. In der Schule verwende ich es manchmal (wikipedia offline, Wörterbücher etc.). Es ist technich ein echter Hit und es gibt Apps, die einfach genial sind. Ein nettes Spielzeug ist es auch.
BIA (Gast) antwortete am 13. Jan, 08:35:
Ich glaub ja, dass es ein nettes Spielzeug ist. Aber muss man Kinder & Teenager damit ausstatten? Die verwenden das Ding ja nicht in erster Linie für ehrenwerte Zwecke wie wikipedia offline oder Wörterbücher. Ich sehe bei meinen Schülern, dass viele eine unglaubliche Anspruchshaltung haben, von den Eltern mit dem neuesten technischen Spielzeug ausgestattet zu werden, ohne die Dinge dann besonders schonend zu behandeln.
Laser (Gast) antwortete am 13. Jan, 09:56:
.......Das Eiphone ist im Gymnasium das beliebteste Statussymbol, besonders bei den sog. Randgruppen (einkommensschwach, Migrationshintergrund). ........Stimmt, aber wie finanzieren die eigentlich immer die Verträge?
Denn ob i- oder windows phone, ich habe nicht 40 Euro/Monat für ein Handy(Spielzeug) übrig.
Martin (Gast) antwortete am 13. Jan, 10:47:
Nicht mehr zu helfen ?
Nunja. Ich habe zu meiner jüngeren Schulzeit (ab ca. 5. Klasse IIRC) von MitschülerInnen (ja, Mädchen waren auch dabei) auch einige Filme bekommen bzw. zusammen angeschaut von denen ich erst Jahre später erfahren habe, dass diese in Deutschland nicht nur Indiziert sondern verboten d.h. gerichtlich Beschlagnahmt sind.Wir alle sind nicht aus der unteren Schicht gekommen und ziemlich brave Gymnasialschüler geworden, uns untereinander nicht geprügelt (ok, kleine sportliche Raufereien, aber da war ein blauer Fleck schon das seltene maximum an Verletzung).
Ich denke einfach mal, dass das in dem Alter einfach so ist: Auflehnung gegen Eltern und Gesellschaft, Provokation, austesten der Grenzen etc.
Interessanterweise war der einizige Film der bei einer Menge meiner Bekannten tatsächlich einen Alptraum induzierte der doch ziemlich Harmlose "Es" nach dem gleichnamigen Buch von Stephen King.
Und heute ? Immernoch niemand gewaltätig geworden, die Filme haben zum großen Teil ihre Attraktivität verloren (obwohl man sich über Braindead von Peter Jackson immernoch köstlich amüsieren kann) und die modernen Filme a la Saw etc. finden wir aufgrund der fehlenden Story einfach nur langweilig.
Heisst das, dass wir abgestumpft sind ? Visuell möglicherweise, aber definitiv nicht emotional.
Kinder / junge Jugendliche sind schon immer und werden immer an solche Filme herankommen.
Aber eine andere Sache: ich weiss nicht wie das in anderen Ländern ist, aber in Deutschland müsstest du das Lehrer zum selbstschutz zumindest in der Klasse unterbinden und das Iphone sicherstellen, denn zumindest hier würde den Lehrer die ganze Härte der strafrechtlichen Konsequenzen des (übertriebenen) Jugendschutzgesetzes treffen falls ein klagefreudiger Elternteil mitbekommt, dass du das abspielen des Filmes mitbekommen und nicht eingegriffen hast.
Genau solche Paragraphen verhindern natürlich, dass die Lehrer mit den Schülern über solches Material diskutieren und sich auseinander setzen können, aber wann ging es beim Jugendschutz denn je um den Schutz der Jugend und nicht um Stimmenfang ?
Martin (Gast) antwortete am 13. Jan, 10:48:
Argh
Ok, Schichtdienst oder nicht, nie wieder übermüdet Texte schreiben und senden.Bei den Rechtschreibfehlern zweifle ja sogar ich an meiner Schulbildung ...
teacher antwortete am 13. Jan, 15:52:
@laser: Nicht zufällig sind die Handyverträge die häufigste Variante in die Schuldenfalle zu tappen. "Sie sind ja um 1,- Euro zu haben"@Martin: Es ist haarig. Als Medienpädagoge soll ich zu Gewalt- oder Pornofilmen Stellung beziehen und aufklären, als Pädagoge muss ich die Jugendschutzgesetze respektieren.
Im übrigen: Die Dosis macht die Abhängigkeit, wie bei Drogen. Ein Achtel Wein oder ein heimlich konsumierter Horrofilm machen niemanden krank. Ständiger Konsum ist aber gefährlich.
jonas (Gast) antwortete am 13. Jan, 18:25:
Nunja
Ich habe auch schon als Jugendlicher gerne solche Filme gesehen und mache das auch heute noch sehr gerne. Trotzdem bin ich ein ruhiger und gewaltfreier Mensch - ich habe noch niemals jemanden geschlagen, und das obwohl ich Kampfsport mache (auch ein gern bemühtes Klischee in diesem Zusammenhang).Ich wage zu behaupten, dass Menschen, die solche Filme sehen und zu Gewalt neigen das auch ohne diese Filme täten. Brutale Soziopathen gibt es nämlich nicht erst seitdem es Filme gibt. Sondern seit es Menschen gibt. Und wird es auch immer geben solange es Menschen gibt.
teacher antwortete am 13. Jan, 18:38:
Glaubst du nicht, dass ständiger Konsum + Verherrlichung von übermäßiger Gewalt die Einstellung ("das Gehirn") verändert?
kraM antwortete am 14. Jan, 19:33:
Bei mir wars genauso und heute schaue ich keine Horrorfilme mehr, weil ich es langweilig und sinnlos brutal finde. Eine Gehirnveränderung durch Gewaltfilme finde ich eine gelinde gesagt sehr gewagte These Herr teacher. ;) Ich glaube, es kommt einfach auf den Menschen an. Wer schon zu Gewalt neigt, bei dem könnte es sich möglicherweise verstärken (wobei ich dazu keine Studien kenne), aber wenn jemand es nicht tut, dann wohl nicht. Ich glaube da spielen auch weit mehr Faktoren rein, familiäres Umfeld usw... (?)
teacher antwortete am 14. Jan, 21:06:
Das ist mehr als eine These, das lässt sich heute in der Gehirnphysiologie nachweisen.
Martin (Gast) antwortete am 15. Jan, 07:23:
Gehirnforschung
Das Problem mit der aktuellen Hirnforschung und insbesondere die Berichterstattung darüber ist, dass die entsprechenden Paper und Professoren entweder nicht korrekt zitiert werden oder falsche Schlüsse aus den Aussagen gezogen werden.Natürlich verändert jede Art von Medienkonsum unser Gehirn aber die wichtige Frage können wir noch nicht beantworten (und wahrscheinlich auch die nächsten 50 noch nicht): Was bedeuten diese Veränderungen im Endeffekt ?
Auch hier wird insbesondere in der Presse aus einer Korrelation eine Kausalkette, aus dem Verhalten einer Testgruppe von 3 Personen ein gesellschaftliches Phänomen, etc.
Meiner subjektiven Erfahrung nach ist übermäßiger Konsum von gewaltverherrlichendem Material nur ein Faktor von vielen bzgl. einem Hang zu Gewalttaten und das auch nur bei bestimmten Personengruppen. Fast alle IMHO können damit umgehen.
Jonas (Gast) antwortete am 16. Jan, 01:42:
Nicht wirklich
Ehrlich gesagt glaube ich nicht wirklich, dass bei einem gesunden Menschen, der eine einigermaßen vernünftige Erziehung genossen hat dieser Konsum irgendetwas bewirkt.Und zur Gehirnpsychologie bzw. wissenschaftlichen Forschung habe ich ein sehr distanziertes Verhältnis, seit ich mich an der Uni dem psychologischen Fachbereich regelmäßig für Versuche zum Thema "Gewalt in Computerspielen" zur Verfügung gestellt habe. Dort wurden dann extrem mies programmierte Spielchen hingestellt (Stand vergleichbar ca 1994) bei denen eine Gruppe mit einem Axtcursor Monster "wegklicken" musste und eine andere mit einem Schnullercursor Babys wegklicken musste. Danach wurden dann Wörter positiv oder negativ assoziiert, von "Krieg" über "Euthanasie" bis "Liebe". Inwieweit ein daraus ermitteltes Ergebnis etwas über 14jährige Call of Duty Zocker aussagt lasse ich mal im Raum stehen. Und doch werden die Ergebnisse solcher "Studien" dann für solche Argumentationen verwendet. Ich traue da wissenschaftlichen Aussagen solange nicht bis sie in mehrfachen Doppelblindstudien unter realistischen Bedingungen funktioniert haben. Denn das ist bei zutreffenden Theorien der Fall.
walküre meinte am 12. Jan, 21:57:
Damit hab auch ich als Mutter meiner Teenagertochter etwas Erfahrung:http://walkuere.twoday.net/stories/4393547/
Meine Tochter kennt mittlerweile ein paar Szenen aus den ersten Saw-Filmen via Trailer - und findet sie extrem "grindig" (O-Ton, bedeutet soviel wie "ekelhaft") und deshalb völlig uninteressant. Ich könnt nicht behaupten, nicht froh zu sein, dass wir diese Klippe umschifft haben.
teacher antwortete am 12. Jan, 23:13:
Ich hab's bei dir gelesen. Nix für Mädels, aber die "harten Jungs" zeigen halt, wie hart/cool sie sind. Ich hab halt Probleme, wenn richtige Freude aufkommt, wenn Opfer massakriert werden.
Lars (Gast) antwortete am 13. Jan, 10:29:
Wobei es bei mir in der Clique (alle Ü25) mittlerweile so ist, dass die Männer die Saw-Filme nicht abkönnen (ich hab davon auch keinen einzigen gesehen), die Frauen aber jedesmal pflichtbewußt die neuste Folge im Kino angucken. Das kann ich bis heute nicht verstehen...
teacher antwortete am 13. Jan, 15:41:
Also in der beschriebenen Klasse war die Trennung klar: Ausschließlich Burschen scharten sich um das Video ... und die Mädchen träumen haufenweise von Vampiren. Kein Klischee.
gulogulo meinte am 12. Jan, 22:07:
wäre interessant, wie die schüler auf diesen film reagieren. mir hat der so mit 14 schon ein paar alpträume beschert.
teacher antwortete am 12. Jan, 23:15:
Ich kenne den nicht, ich habe schon in meiner Jugend keinen thrill im Fernsehen/Kino gesucht.
walküre antwortete am 14. Jan, 15:11:
Gulo, es scheint, als wären wir ungefähr im selben Alter. Ich kann mich gut erinnern, dass ein paar meiner Mitschüler in der Unterstufe damals herumposaunten, sie hätten den Film gesehen und boah und überhaupt. Der Junge, der sich am lautesten damit brüstete, war der Sohn einer Unternehmerfamilie und sowas von wohlstandsverwahrlost, dass es wehtat. Könnte das der Schlüssel zur Antwort auf die Frage sein, weshalb Kinder solche Filme ansehen ?
teacher antwortete am 14. Jan, 21:02:
Ich glaube, es geht um kontrollierte Angstlust. Diese Ängste, die vom Film ausgehen, kann man gut kontrollieren, sie bereiten Lust. Die vielen andern Ängste hingegen ...Und es ist eine männliche Prahlerei: "Schaut, was ich alles kann und ertrage."
Woo (Gast) meinte am 12. Jan, 23:20:
Es hat sich doch nur das Medium geaendert. Heut schickens sich das Zeug von Handy zu Handy, frueher ham wir halt VHS-Kassetten im Kreis rumgereicht oder das zusammen daheim geguckt. Friday 13th und wie der Blutspritzkram sonst geheissen hat.Ich verstehs nicht. Ich konnt so Kram damals nicht ausstehen, und ich kanns heute auch nicht leiden.
teacher antwortete am 12. Jan, 23:23:
Dadurch ist es überall und gratis für alle zugänglich. Aus einem Schneeball ist so eine Lawine geworden.
charlotte sometimes (Gast) meinte am 13. Jan, 12:34:
Ich bin mal ausversehen in die letzten 15 Minuten des ersten Teils gelaufen, meine damaligen Mitbewohner hatten den geschaut. Sowas ekelhaftes und überflüssiges hab ich ewig nicht mehr gesehen. Aber horror kino hat sich immer mehr in Richtung schnell imbiss gewandelt, da muss pausenlos gesägt werden und am besten wird alle 5 minuten gestorben (zumindest in den franchise geschichten).
Kennen ihre Schüler "suspense" nach Hitchcock oder Argento?
(wahrscheinlich eine dumme Frage)
teacher antwortete am 13. Jan, 15:43:
Müsste ich erfragen. Üblicherweise kennen sie, was gerade im Kino läuft (und schauen es dann im Internet).
Jonas (Gast) antwortete am 13. Jan, 18:29:
Ich muss sagen ich finde diese Wertung "überflüssig" doch anmaßend. Genauso gut kann ich auch romantische Liebeskomödien spontan für "überflüssig" erklären, die Sie vielleicht mögen.Und wenn sie diese Filme nicht sehen, woher wollen sie denn dann wissen, dass sich Horrorfilme so gewandelt haben und "pausenlos gesägt wird"? Als Horror-Afficionado möchte ich hier nämlich gerade das Gegenteil behaupten: in kaum einem Genre wird mehr so viel mit dem Medium experimentiert und variiert wie hier. Ich empfehle die bundesweit stattfindenden Fantasy Filmfeste für einen einblick (und nicht die Saw Filme, die in der Tat ein langweiliges Franchise seit Teil 2 sind).
charlotte sometimes (Gast) antwortete am 14. Jan, 17:58:
Lesen hilft. Ich hab hier ausdrücklich von den Franchise Filmen gesprochen, die speziell an ein eher anspruchloses Publikum gerichtet sind. Davon hab ich genügend gesehen um mir dem entsprechend ein Bild machen zu können. Sie wollen mir nicht ernsthaft erzählen dass 7 Teile nötig sind um den Plot von Saw zu behandeln? Wenn dem nicht so ist, sind nach meiner Ansicht all jene Teile die nichts zum Spannungs und Handlungsbogen zutragen eben überflüssig.Das Fantasy Filmfest kenne und schätze ich, aber was glauben sie, wieviele der dort gezeigten Filme auf dem Schulhof die Runde machen?
eben.
kraM antwortete am 14. Jan, 19:26:
Ich find ja Horror- und Liebesfilme gleichermaßen überflüssig. ;)
teacher antwortete am 14. Jan, 21:05:
Ich bin nicht gegen diese Filme, ich bin dagegen, dass die hässlichsten Trailer für alle zugänglich auf den Handys meiner Schüler zu deren Verblödung beitragen.
Jonas (Gast) antwortete am 16. Jan, 01:49:
Das Bedürfnis kann ich verstehen, aber bringt es etwas diese äußeren Einflüsse fernzuhalten, wenn der Wunsch bei den Schülern von innen kommt? Werden sie wirklich von außen verdummt oder (Vorsicht Misanthrop) ist die Dummheit vielleicht immanent? Werden sie ohne Saw nicht einfach auf MTV Jackass sehen?Und jede Generation sucht sich solche Dinge um sich abzusetzen. Zu meiner Schulzeit wurde "Halloween" zerrissen und indiziert, heute ist er in Filmlexika als Meilenstein. Stephen King wurde als unappetitlicher Schundautor bezeichnet, wir haben ihn geliebt - heute hat der Mann zahlreiche Literaturpreise gewonnen.
Und auch wenn ich grundsätzlich ein Misanthrop bin sollte man es vielleicht bedenken, dass schon Aristoteles den Tod der Kultur in der folgenden Generation sah ;) "Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen."
daisee gell meinte am 14. Jan, 21:53:
Würden Sie sich einen Atomkrieg im Fernsehen anschauen?
vorweg: ich kann solche filme auch nicht anschaun. ich kann nichtmal bücher lesen, wo solche sachen beschrieben werden. ich wundere mich, wie ich alle 3 staffeln Breaking Bad durchgedrückt hab, das ist mir ja auch schon viel zu unschön.ABER. ist "Warum mögt ihr solche Videos?" eine rhetorische frage oder gibt es wirklich einen grund? Was versteht man genau unter "gewaltverherrlichend"?
Warum macht jemand solche Filme? Gibt es eine Philosophie dahinter?
Hurricanes und Vulkanausbrüche, Tsunamis und Erdbeben sind nicht nur Katastrophen sondern auch verdammt faszinierend. Naturgewalten.
Heavy Metal, Basswände auf Teknopartys, Punkrock, Überwältigende Crescendos in klassischen Orchesterkonzerten. Musikalische Gewalt.
Passiver Aggressionsabbau, Katharsis, oder einfach Faszination. Das sind alles mögliche Gründe.
Intelligenz ist die Gewalt über die Dummen, weil Wissen ist Macht.
Wir wollen doch alle groß und stark sein. ob wir das mit einem Schlagring* repräsentieren oder mit Schulterpolstern im Anzug, der Ursprung ist der selbe: Wir wollen groß und stark sein.
Ist das gewaltverherrlichend? Wohl ja.
Ist das schlimm? Vielleicht.
Ist das natürlich? Ich denke schon.
Ist das primitiv? Sicher.
Na und? Ja eh.
Aber darum geht's in Saw glaub ich gar nicht.
Es gibt sicher auch einen Sinn in diesem Film. Ich kann ihn jetzt nachlesen und versuchen zu verstehen, aber ich lege mal jedem/r nahe, der/die sich eine echte Meinung bilden will, das selbst zu tun, bevor er/sie einfach sein Urteil abgibt ohne tief genug gegraben zu haben.
--
*: Damit will ich nicht rechtfertigen, warum man einen Schlagring zum Geburtstag schenkt. Ich erkenne in einem Schlagring auch das Spielzeug nicht (wie es zB Wurfsterne [vgl. Dartpfeile] oder Nunchakus [vgl. Pois] sein können; alles verbotene Waffen) aber ich versuche mal mögliche Gründe aufzuwerfen, warum man sowas besitzen will.