Mich wundert, dass es nicht ausstirbt: Schultheater.
Ich vermute hartnäckige Deutschlehrer hinter diesen Kulturattacken gegen jedes ästhetische Empfinden: Schlechte Auswahl, schlechte Inszenierung, schlechte Bühne, schlechte Schauspieler, schlechter Ton, schlechte Beleuchtung, schlechte Luft. Schultheater ist abgrundtief schlecht, muss schlecht sein.
Heute wurde ich davon überzeugt, dass sogar die Werbung für die Aufführungen schlecht läuft. Konsequenterweise.
Die Klassentür geht auf, zwei ambitionierte Schauspieler treten vorsichtig an die Schwelle und präsentieren abwechselnd ihre Nervosität:
"Also wir spielen 12 Geschworene."
"Das ist am Montag um 18.30 Uhr, also um halb sieben."
"Wir haben damit sogar einen Preis gewonnen!"
"Möchte jemand Karten?"
"Die sind kostenlos, aber freiwillige Spenden nehmen wir."
"Niemand? Gut, danke, wiedersehen."
Sie waren noch gar nicht richtig eingetreten, habe ich schon das Wiedersehen vernommen.
"Stopp. Ihr müsst uns Zeit lassen", halte ich sie vom Verschwinden ab. "Damit ihr hier Erfolg habt, müsst ihr ordentliches Marketing inszenieren."
"Ja, das hat uns der Herr Professor T. auch schon gesagt."
Na toll, hat gewirkt!
Ich vermute hartnäckige Deutschlehrer hinter diesen Kulturattacken gegen jedes ästhetische Empfinden: Schlechte Auswahl, schlechte Inszenierung, schlechte Bühne, schlechte Schauspieler, schlechter Ton, schlechte Beleuchtung, schlechte Luft. Schultheater ist abgrundtief schlecht, muss schlecht sein.
Heute wurde ich davon überzeugt, dass sogar die Werbung für die Aufführungen schlecht läuft. Konsequenterweise.
Die Klassentür geht auf, zwei ambitionierte Schauspieler treten vorsichtig an die Schwelle und präsentieren abwechselnd ihre Nervosität:
"Also wir spielen 12 Geschworene."
"Das ist am Montag um 18.30 Uhr, also um halb sieben."
"Wir haben damit sogar einen Preis gewonnen!"
"Möchte jemand Karten?"
"Die sind kostenlos, aber freiwillige Spenden nehmen wir."
"Niemand? Gut, danke, wiedersehen."
Sie waren noch gar nicht richtig eingetreten, habe ich schon das Wiedersehen vernommen.
"Stopp. Ihr müsst uns Zeit lassen", halte ich sie vom Verschwinden ab. "Damit ihr hier Erfolg habt, müsst ihr ordentliches Marketing inszenieren."
"Ja, das hat uns der Herr Professor T. auch schon gesagt."
Na toll, hat gewirkt!
teacher - am Mittwoch, 14. Juni 2006, 13:52
Alceste ist mein kindliches Vorbild. Alceste wiegt hundert Kilo und gleicht einem Bären ohne Bart. Er trägt Baseballkappen, wenn die Sonne runterbrennt und Baseballkappen, wenn es kalt wird. Er liebt seine Sonnenbrille, trägt sie aber nur bei Sonnenlicht.
Neulich hat Alceste einen neuen Rucksack bekommen. Die beiden Träger passen gerade noch um seine Schultern, vor der Brust schließt er einen Gurt, der mir bei anderen Rucksackträgern noch nie aufgefallen ist.
"Ist bequem, damit kann man sogar laufen!"
Alceste läuft nie.
Der Rucksack hat Gurte, weil Gurte am Rucksack Sinn machen - wenn man sie benützt. Alcestes Logik wirft mich um.
Alceste liebt seine Mutter, die sich um ihn aufopfernd kümmert. Alceste vertraut ihr ohne Widerspruch. Sie denkt für ihn.
Alceste ist anders, er ist geistig behindert, vielleicht haben Sie es schon erkannt.
Gemeinsam grinsen wir um die Wette, wenn seine Mitschüler Rucksäcke mühselig an einem Träger tragen, Sonnenbrillen im Klassenzimmer, Markennamen auf zerrissenen T-Shirts. Wo lassen die bloß denken?
P.S.: Alceste weckt dabei Verständnis für das scheinbar unlogische Verhalten seiner Klassenkameraden, die seine Freunde nicht werden. Sie wollen selbständig denken, Unabhängigkeit erlangen, gut ankommen.
Die Evolution fordert es so. Nachzulesen bei Konrad Lorenz: "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit".
Neulich hat Alceste einen neuen Rucksack bekommen. Die beiden Träger passen gerade noch um seine Schultern, vor der Brust schließt er einen Gurt, der mir bei anderen Rucksackträgern noch nie aufgefallen ist.
"Ist bequem, damit kann man sogar laufen!"
Alceste läuft nie.
Der Rucksack hat Gurte, weil Gurte am Rucksack Sinn machen - wenn man sie benützt. Alcestes Logik wirft mich um.
Alceste liebt seine Mutter, die sich um ihn aufopfernd kümmert. Alceste vertraut ihr ohne Widerspruch. Sie denkt für ihn.
Alceste ist anders, er ist geistig behindert, vielleicht haben Sie es schon erkannt.
Gemeinsam grinsen wir um die Wette, wenn seine Mitschüler Rucksäcke mühselig an einem Träger tragen, Sonnenbrillen im Klassenzimmer, Markennamen auf zerrissenen T-Shirts. Wo lassen die bloß denken?
P.S.: Alceste weckt dabei Verständnis für das scheinbar unlogische Verhalten seiner Klassenkameraden, die seine Freunde nicht werden. Sie wollen selbständig denken, Unabhängigkeit erlangen, gut ankommen.
Die Evolution fordert es so. Nachzulesen bei Konrad Lorenz: "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit".
teacher - am Dienstag, 13. Juni 2006, 07:53
"Meine Tochter meint halt, dass Sie sie nicht motivieren können."
Das hört der Lehrer gar nicht gerne. Er greift zur akademischen Keule, dafür hat er ja studiert, und klärt die Mutter über den Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation auf. Dann steht es 1:1, Mutter und Kind wurden mit Fremdworten erschlagen. Technisches KO.
Vorwürfe dieser Art verhindern konstruktive Lösungen. Ich rate daher, Vorwürfe als Wünsche zu formulieren:
"Ich wüsste gerne, wie meine Tochter für Chemie zu motivieren wäre."
Da wird der Lehrer nachdenken, er wird sich als Fachmann angesprochen fühlen und sich zumindest Gedanken machen.
Das klingt manchen Zuhörern zu unterwürfig, sie suchen förmlich die Auseinandersetzung mit der unfähigen Lehrperson. Paul Watzlawick erklärt, wie man sich somit ins Unglück begibt.
Zu viele Eltern kommen in die Sprechstunden, um sich zu rechtfertigen, ihre Kinder zu schützen, und ihren Frust abzubauen. Sie gehen nicht zum pädagogischen Fachmann, um sich Rat und Hilfe zu holen, wie sie das bei anderen Problemen machen.
Werfen Sie dem Arzt vor, dass Sie ihre Verkühlung nicht los werden. Dem Notar, dass die Erbschaftssteuer so hoch ist? Dem Elektriker, dass die Waschmaschine streikt?
Sicher wollen Sie eine sinnvolle Lösung für ein anstehendes Problem. Handeln Sie entsprechend, es zahlt sich aus.
«Wer ein Leben lang darauf wartet, motiviert zu werden, wird es nie zu etwas bringen.»
Das hört der Lehrer gar nicht gerne. Er greift zur akademischen Keule, dafür hat er ja studiert, und klärt die Mutter über den Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation auf. Dann steht es 1:1, Mutter und Kind wurden mit Fremdworten erschlagen. Technisches KO.
Vorwürfe dieser Art verhindern konstruktive Lösungen. Ich rate daher, Vorwürfe als Wünsche zu formulieren:
"Ich wüsste gerne, wie meine Tochter für Chemie zu motivieren wäre."
Da wird der Lehrer nachdenken, er wird sich als Fachmann angesprochen fühlen und sich zumindest Gedanken machen.
Das klingt manchen Zuhörern zu unterwürfig, sie suchen förmlich die Auseinandersetzung mit der unfähigen Lehrperson. Paul Watzlawick erklärt, wie man sich somit ins Unglück begibt.
Zu viele Eltern kommen in die Sprechstunden, um sich zu rechtfertigen, ihre Kinder zu schützen, und ihren Frust abzubauen. Sie gehen nicht zum pädagogischen Fachmann, um sich Rat und Hilfe zu holen, wie sie das bei anderen Problemen machen.
Werfen Sie dem Arzt vor, dass Sie ihre Verkühlung nicht los werden. Dem Notar, dass die Erbschaftssteuer so hoch ist? Dem Elektriker, dass die Waschmaschine streikt?
Sicher wollen Sie eine sinnvolle Lösung für ein anstehendes Problem. Handeln Sie entsprechend, es zahlt sich aus.
«Wer ein Leben lang darauf wartet, motiviert zu werden, wird es nie zu etwas bringen.»
teacher - am Montag, 12. Juni 2006, 20:18
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Ein Scheißhaufen stinkt im Lehrerzimmer.
Ein zerlegtes Auto wartet im Turnsaal.
Wasserbomben fliegen durch den Speisesaal.
Alles schon vorgekommen - natürlich nicht bei uns!
Verklebte Eingangstüren.
Zerlegte Schulmöbel.
Raue Sprüche an den Wänden.
Luftleere Lehrerreifen.
Lehrer schlucken, Direktoren (ver)schweigen. Nur keine Presse, keine Polizei. Wir haben alles fest im Griff!
Streiche an der Schwelle zum Erwachsenwerden?
Wir beginnen uns, vor der unbesorgten Kreativität unserer Maturanten zu fürchten.
"Kommen Sie am Samstag?", fragen schelmisch meine Achtklassler.
Ich habe mir vorsorglich einen wichtigen Termin für den letzten Schultag ausgemacht. Weit weg von der Schule.
Ich mag meine heurigen Maturanten, aber es gibt lustigere Dinge, als sich von einer Horde saufender Jugendlicher verarschen zu lassen.
Ein zerlegtes Auto wartet im Turnsaal.
Wasserbomben fliegen durch den Speisesaal.
Alles schon vorgekommen - natürlich nicht bei uns!
Verklebte Eingangstüren.
Zerlegte Schulmöbel.
Raue Sprüche an den Wänden.
Luftleere Lehrerreifen.
Lehrer schlucken, Direktoren (ver)schweigen. Nur keine Presse, keine Polizei. Wir haben alles fest im Griff!
Streiche an der Schwelle zum Erwachsenwerden?
Wir beginnen uns, vor der unbesorgten Kreativität unserer Maturanten zu fürchten.
"Kommen Sie am Samstag?", fragen schelmisch meine Achtklassler.
Ich habe mir vorsorglich einen wichtigen Termin für den letzten Schultag ausgemacht. Weit weg von der Schule.
Ich mag meine heurigen Maturanten, aber es gibt lustigere Dinge, als sich von einer Horde saufender Jugendlicher verarschen zu lassen.
teacher - am Sonntag, 11. Juni 2006, 16:41
"2000 Worte!", spricht stolz die Deutschlehrerin. Schon auf Grund der Länge glaubt sie mehr Fehler akzeptieren und für eine bessere Note plädieren zu müssen.
"600! Plus - minus 10 Prozent. Mehr will ich nicht", mische ich mich in das Gespräch ein.
Die Positionen sind geklärt. Die Kollegin fördert die Lust am Formulieren, freut sich über ausschweifende Vergleiche und epische Längen.
Ich möchte es kurz und bündig. Frage - Antwort. Ich setze ein Ziel, das ist zu erreichen. Wer darüber hinausschießt, hat es genau so verfehlt, wie diejenigen, die zu tief anlegen.
"Schau, wenn du für eine Zeitung schreibst, dann hast du einen klaren Rahmen. Oder wenn du einen Bericht für ein Unternehmen verfasst ... wer braucht die barocken Schwafler schon."
Uiiih, da habe ich zu scharf geschossen. Die großen Vorbilder sitzen höher: Goethe, Schiller, Stifter.
Wir einigen uns kompromisslos: Jeder macht, wie er denkt. Dann gibt es Absolventen, die für die Wirtschaft schreiben und andere, die Literatur produzieren. Hoffentlich alles zur rechten Zeit am rechten Ort.
"600! Plus - minus 10 Prozent. Mehr will ich nicht", mische ich mich in das Gespräch ein.
Die Positionen sind geklärt. Die Kollegin fördert die Lust am Formulieren, freut sich über ausschweifende Vergleiche und epische Längen.
Ich möchte es kurz und bündig. Frage - Antwort. Ich setze ein Ziel, das ist zu erreichen. Wer darüber hinausschießt, hat es genau so verfehlt, wie diejenigen, die zu tief anlegen.
"Schau, wenn du für eine Zeitung schreibst, dann hast du einen klaren Rahmen. Oder wenn du einen Bericht für ein Unternehmen verfasst ... wer braucht die barocken Schwafler schon."
Uiiih, da habe ich zu scharf geschossen. Die großen Vorbilder sitzen höher: Goethe, Schiller, Stifter.
Wir einigen uns kompromisslos: Jeder macht, wie er denkt. Dann gibt es Absolventen, die für die Wirtschaft schreiben und andere, die Literatur produzieren. Hoffentlich alles zur rechten Zeit am rechten Ort.
teacher - am Samstag, 10. Juni 2006, 17:50
Migrationshintergrund. Wetten, das wird unser Wort des Jahres?!
Ich habe ihn gestern hautnah miterleben dürfen, den Migrationshintergrund der Großstadt.
Schon in der Straßenbahn strahlte die rote Nase des Ur-Wieners Unheilbringendes aus. Der Nasenträger hat sicher zwei Bier mehr getrunken als seine Leber verarbeiten konnte und sein überschwemmtes Gehirn vermochte seinen Mund nicht mehr zu zügeln - es kam xenophobe Scheiße raus: "Schleichts eich ham es deppaten Gfriesa"
Das fremdländische Aggressionsziel verstand die gesprochenen Nettigkeiten, die beim Aussteigen von Ellbogengewalt begleitet wurden. Irgendwann hatte er von den Belästigungen genug und schlug zu: Wummm auf die rote Nase.
Damit hatte die stänkernde Alkoholleiche nicht gerechnet und riss erst einmal die Augen auf. Dabei erinnerte er sich an ein boxendes Fernseh-Vorbild und begann tänzelnd wild herumzuschlagen.
Auch der Fremde, ein Macho von einem Mexikaner, staunte nicht schlecht, fuhr die Rechte zum nächsten Gegenschlag aus. Wummm auf die rote Nase, die beherzt weiter tanzte.
"Clash of cultures", dachte ich. Sie verhauten sich nicht schlecht, das besoffene Orsolic-Imitat im westlich-eleganten Boxstil, und der gekränkte Südamerikaner in männlichen Direktheit. Jeder auf seine Art, stolz, wild, entschlossen. Kulturell wertlos.
Ich habe ihn gestern hautnah miterleben dürfen, den Migrationshintergrund der Großstadt.
Schon in der Straßenbahn strahlte die rote Nase des Ur-Wieners Unheilbringendes aus. Der Nasenträger hat sicher zwei Bier mehr getrunken als seine Leber verarbeiten konnte und sein überschwemmtes Gehirn vermochte seinen Mund nicht mehr zu zügeln - es kam xenophobe Scheiße raus: "Schleichts eich ham es deppaten Gfriesa"
Das fremdländische Aggressionsziel verstand die gesprochenen Nettigkeiten, die beim Aussteigen von Ellbogengewalt begleitet wurden. Irgendwann hatte er von den Belästigungen genug und schlug zu: Wummm auf die rote Nase.
Damit hatte die stänkernde Alkoholleiche nicht gerechnet und riss erst einmal die Augen auf. Dabei erinnerte er sich an ein boxendes Fernseh-Vorbild und begann tänzelnd wild herumzuschlagen.
Auch der Fremde, ein Macho von einem Mexikaner, staunte nicht schlecht, fuhr die Rechte zum nächsten Gegenschlag aus. Wummm auf die rote Nase, die beherzt weiter tanzte.
"Clash of cultures", dachte ich. Sie verhauten sich nicht schlecht, das besoffene Orsolic-Imitat im westlich-eleganten Boxstil, und der gekränkte Südamerikaner in männlichen Direktheit. Jeder auf seine Art, stolz, wild, entschlossen. Kulturell wertlos.
teacher - am Freitag, 9. Juni 2006, 14:36
Ich habe eine seltene Krankheit: Wenn ich Wirtschaftszeitungen lese, wird mir schlecht.
Die eigentliche Krankheit besteht darin, dass ich wie ein Süchtiger Wirtschaftszeitungen kaufe. "Um zu leiden!", behauptet mein psychologisierendes Über-Ich. "Du bist ein ökonomischer Masochist!"
Die Aprilausgabe des österreichischen Wirtschafsmagazins "trend" stellt unter dem Titel "Hier macht Arbeit Spaß" die besten Arbeitgeber Österreichs vor. Ich habe wie wild geblättert, aber meiner war nicht darunter. Ich vermute, die Autoren haben erst gar nicht nachgefragt. Oder schlicht vergessen.
Zusammenfassung: Als Lehrer habe ich einen sicheren Job bei einembeschissenen mediokren Arbeitgeber.
Ich habe nachgelesen, worin die Beliebtheit eines Arbeitgebers begründet liegt ... und bin zunehmend verfallen. Jetzt habe ich die absolute Sicherheit, dass an der miserablen Schulverfassung weder die Schüler, noch die Lehrer, nicht einmal die Schulwarte oder die bösen Medien Schuld sind.
Die besten Arbeitgeber:
Der Sieger: ..."Gehälter sind gut, Arbeitszeiten flexibel, Karrieren mit Kindern werden gefördert."
Schule: Mit den Gehältern geht es seit Jahren bergab, die Arbeitszeiten wären zu Hälfte völlig flexibel (aber die Öffentlichkeit schüttet uns deswegen mit Neid und Hohn zu: "Halbtagsjob"), Karrieren gibt es nicht.
"Diese Arbeit ist ein Teil meines Lebens, den ich auf keinen Fall missen möchte." Den zweiten Teil werden sie in den Schulen heute nicht mehr hören.
Rang 2: "Spaß steigert Leistung"
Schule: Spaß ist verboten, besonders für Lehrer. Alle quälen uns - am meisten wir uns selber (glauben wir).
"Hinter dem Erfolg steht ... eine besondere Firmenkultur, die Spitzenleistungen fördert."
Schule: Kein Erfolg, weil wir Spitzenleistungen weder fördern, noch anstreben.
Mir ist schon zum Heulen, ich lese aber weiter. Masochistisch!
Rang 3: "Weekend in Paris ... da opfern die Mitarbeiter schon gerne etwas Freizeit."
"Gute Teamführung ... Stolz auf den Arbeitgeber ... faire Behandlung ... Prämien bei der Zielüberschreitung."
Schule: Das alles klingt klingonisch, kennen wir nicht (mehr). Unverständliche Entscheidungen, undurchsichtige Hierarchien, unverständliche Bevorzugungen, keine Prämien für besondere Leistungen.
Ich sollte nicht weiterlesen, meine linke Brust brennt, mein Hals schwillt an.
Sonderpreise:
1. Sonderpreis
"finanzielle und soziale Anreize" für besondere Leistungen, "vielfältiges Schulungsprogramm, das von den Mitarbeitern sehr geschätzt wird"
Schule: Keine Anreize, im Gegenteil. Miserables Fortbildungsangebot, das von allen Seiten in der Luft zerrissen wird.
2. Sonderpreis
"viel Raum für Kreativität", "Mitarbeiter werden bewusst in Entscheidungen einbezogen", "Nähe des Vorstands zu seiner Belegschaft"
Schule: Wir haben immensen Raum für Kreativität - nur nützt und schätzt sie niemand. Entscheidungen fallen ganz wo anders, der Vorstand sitzt in politisch motivierten, anonymen Gremien.
Es folgen weitere zwanzig "great places", die alle den arbeitenden Menschen respektieren, fördern, unterstützen. Freude, Würde, Ideen, Leistung, Loyalität, Engagement, Kommunikation, Motivation, Anreize ... Begriffe, die unser Schulsystem heftig meiden.
Ich habe eine Krankheit, die ich meinen Vorgesetzten wünsche: Schaut doch mal, wie man Unternehmen führt, damit sie Erfolge bringen.
Die eigentliche Krankheit besteht darin, dass ich wie ein Süchtiger Wirtschaftszeitungen kaufe. "Um zu leiden!", behauptet mein psychologisierendes Über-Ich. "Du bist ein ökonomischer Masochist!"
Die Aprilausgabe des österreichischen Wirtschafsmagazins "trend" stellt unter dem Titel "Hier macht Arbeit Spaß" die besten Arbeitgeber Österreichs vor. Ich habe wie wild geblättert, aber meiner war nicht darunter. Ich vermute, die Autoren haben erst gar nicht nachgefragt. Oder schlicht vergessen.
Zusammenfassung: Als Lehrer habe ich einen sicheren Job bei einem
Ich habe nachgelesen, worin die Beliebtheit eines Arbeitgebers begründet liegt ... und bin zunehmend verfallen. Jetzt habe ich die absolute Sicherheit, dass an der miserablen Schulverfassung weder die Schüler, noch die Lehrer, nicht einmal die Schulwarte oder die bösen Medien Schuld sind.
Die besten Arbeitgeber:
Der Sieger: ..."Gehälter sind gut, Arbeitszeiten flexibel, Karrieren mit Kindern werden gefördert."
Schule: Mit den Gehältern geht es seit Jahren bergab, die Arbeitszeiten wären zu Hälfte völlig flexibel (aber die Öffentlichkeit schüttet uns deswegen mit Neid und Hohn zu: "Halbtagsjob"), Karrieren gibt es nicht.
"Diese Arbeit ist ein Teil meines Lebens, den ich auf keinen Fall missen möchte." Den zweiten Teil werden sie in den Schulen heute nicht mehr hören.
Rang 2: "Spaß steigert Leistung"
Schule: Spaß ist verboten, besonders für Lehrer. Alle quälen uns - am meisten wir uns selber (glauben wir).
"Hinter dem Erfolg steht ... eine besondere Firmenkultur, die Spitzenleistungen fördert."
Schule: Kein Erfolg, weil wir Spitzenleistungen weder fördern, noch anstreben.
Mir ist schon zum Heulen, ich lese aber weiter. Masochistisch!
Rang 3: "Weekend in Paris ... da opfern die Mitarbeiter schon gerne etwas Freizeit."
"Gute Teamführung ... Stolz auf den Arbeitgeber ... faire Behandlung ... Prämien bei der Zielüberschreitung."
Schule: Das alles klingt klingonisch, kennen wir nicht (mehr). Unverständliche Entscheidungen, undurchsichtige Hierarchien, unverständliche Bevorzugungen, keine Prämien für besondere Leistungen.
Ich sollte nicht weiterlesen, meine linke Brust brennt, mein Hals schwillt an.
Sonderpreise:
1. Sonderpreis
"finanzielle und soziale Anreize" für besondere Leistungen, "vielfältiges Schulungsprogramm, das von den Mitarbeitern sehr geschätzt wird"
Schule: Keine Anreize, im Gegenteil. Miserables Fortbildungsangebot, das von allen Seiten in der Luft zerrissen wird.
2. Sonderpreis
"viel Raum für Kreativität", "Mitarbeiter werden bewusst in Entscheidungen einbezogen", "Nähe des Vorstands zu seiner Belegschaft"
Schule: Wir haben immensen Raum für Kreativität - nur nützt und schätzt sie niemand. Entscheidungen fallen ganz wo anders, der Vorstand sitzt in politisch motivierten, anonymen Gremien.
Es folgen weitere zwanzig "great places", die alle den arbeitenden Menschen respektieren, fördern, unterstützen. Freude, Würde, Ideen, Leistung, Loyalität, Engagement, Kommunikation, Motivation, Anreize ... Begriffe, die unser Schulsystem heftig meiden.
Ich habe eine Krankheit, die ich meinen Vorgesetzten wünsche: Schaut doch mal, wie man Unternehmen führt, damit sie Erfolge bringen.
teacher - am Donnerstag, 8. Juni 2006, 16:29
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Ein Mathematiklehrer hatte mich als Neuling in die Höhere Lehre von Zeit und Raum eingeweiht, bevor ich überhaupt zum Denken kam.
"Wenn du in jede Stunde fünf Minuten zu spät kommst, dann ersparst du dir fast drei Jahre Arbeit." Ich war an ihm vorbeigelaufen, zielstrebig in die Klasse geeilt, während er bedächtigen Schrittes die Stufen emporging.
"Wie jetzt?"
"Du unterrichtest rund 20 Stunden pro Woche mal 40 Wochen pro Jahr, macht 800 Unterrichtsstunden, das sind 4000 Minuten, die du pro Jahr ersparst ... also 66 Stunden! Über 40 Jahre gerechnet macht das mehr als drei Jahre Freizeit!"
Ich hatte zwar nicht mitgerechnet, aber im Kopf blieben drei Jahre Sonne hängen. Drei Jahre Urlaub, durch Verpätungen erkämpft.
Und dabei hunderte Schüler erfreut.
Meine Frau hat mich dann enttäuscht. Sie meinte, ihre Telefonate mit Freundinnen und ihre Kaffeepausen unter Kollegen würden locker das Doppelte ausmachen. "Und Raucher schinden noch mehr Freizeit heraus."
Kurz vor der Matura dreht sich plötzlich der Wind.
Zuerst fragen die Kandidaten, ob sie nicht freiwillig ein paar Stunden öfter kommen könnten.
"Sorry, aber das wäre unfair gegenüber anderen Klassen. Und unkollegial ausserdem."
"Jajaja ... weil sie es nicht bezahlt kriegen ...", werfen sie vorwurfsvoll ein.
Dann schauen sie auf die Uhr, wenn ich fünf Minuten zu spät komme. All die Jahre haben sie die Verspätungen geliebt, jetzt gieren sie nach jeder Vorbereitungsminute.
"Moment mal, die Christine hat mich mit ihrem Spezialgebiet aufgehalten, ich war nicht fünf Minuten auf Mallorca!", entschuldige ich mich.
"Muss ich zugeben," sagt Christine und möchte schnell mit der Arbeit beginnen.
Schüler (und Eltern) fordern Arbeit ein, wenn eine externe Prüfung droht. Ansonsten ist allen alles Wurscht.
P.S.: Nehmt den Lehrern die Noten weg!
"Wenn du in jede Stunde fünf Minuten zu spät kommst, dann ersparst du dir fast drei Jahre Arbeit." Ich war an ihm vorbeigelaufen, zielstrebig in die Klasse geeilt, während er bedächtigen Schrittes die Stufen emporging.
"Wie jetzt?"
"Du unterrichtest rund 20 Stunden pro Woche mal 40 Wochen pro Jahr, macht 800 Unterrichtsstunden, das sind 4000 Minuten, die du pro Jahr ersparst ... also 66 Stunden! Über 40 Jahre gerechnet macht das mehr als drei Jahre Freizeit!"
Ich hatte zwar nicht mitgerechnet, aber im Kopf blieben drei Jahre Sonne hängen. Drei Jahre Urlaub, durch Verpätungen erkämpft.
Und dabei hunderte Schüler erfreut.
Meine Frau hat mich dann enttäuscht. Sie meinte, ihre Telefonate mit Freundinnen und ihre Kaffeepausen unter Kollegen würden locker das Doppelte ausmachen. "Und Raucher schinden noch mehr Freizeit heraus."
Kurz vor der Matura dreht sich plötzlich der Wind.
Zuerst fragen die Kandidaten, ob sie nicht freiwillig ein paar Stunden öfter kommen könnten.
"Sorry, aber das wäre unfair gegenüber anderen Klassen. Und unkollegial ausserdem."
"Jajaja ... weil sie es nicht bezahlt kriegen ...", werfen sie vorwurfsvoll ein.
Dann schauen sie auf die Uhr, wenn ich fünf Minuten zu spät komme. All die Jahre haben sie die Verspätungen geliebt, jetzt gieren sie nach jeder Vorbereitungsminute.
"Moment mal, die Christine hat mich mit ihrem Spezialgebiet aufgehalten, ich war nicht fünf Minuten auf Mallorca!", entschuldige ich mich.
"Muss ich zugeben," sagt Christine und möchte schnell mit der Arbeit beginnen.
Schüler (und Eltern) fordern Arbeit ein, wenn eine externe Prüfung droht. Ansonsten ist allen alles Wurscht.
P.S.: Nehmt den Lehrern die Noten weg!
teacher - am Dienstag, 6. Juni 2006, 20:05
Exkursion. Es wird die letzte sein, die Klasse maturiert in wenigen Wochen.
Wir fahren nach Salzburg, nehmen an einem internationalen Mulitmedia-Festival teil und gewinnen einen netten Preis.
"Das müssen wir feiern!"
Auf der Suche nach einer geeigneten Lokalität fallen wir spätabends in ein Pub. Briten, Schotten und Iren als Vorbilder, das kann nicht gut gehen.
Wir rotten uns in ein gemütliches enges Eck.
Die Probleme des Lehrers beginnen mit der Sitzordnung. Welcher Schüler will im Pub neben der beobachtenden Autorität sitzen? Der Lehrer ist für alles verantwortlich, er darf also nichts sehen oder nichts tolerieren. Beim Feiern?!
"Ob Schüler wirklich reif sind, das erkennt man beim Feiern", habe ich irgendwann unvorsichtigerweise kund getan. Jetzt höre ich es und bereue.
Bevor ich noch zum Sitzen gekommen bin, bringt die Kellnerin bereits die ersten Getränke. Und schon bestellen auch die bravsten Mädchen.
"Eine Runde Tequilla, bitte."
"Ahhh ... für mich nicht", versuche ich mich in Schadensbegrenzung.
"Herr Professor (bin ich auch im Pub!), Sie haben Freizeit. Wir haben gewonnen ... und wir laden Sie ein!"
Kann ich den Spaß verderben? Muss ich?
Schon geht das Salzgefäß von Hand zu Hand, die gewürzten Orangenspalten, die gefüllten Gläser folgen. Ich sehe es an den Gesten - reine Routine: Handrücken ablutschen, Salz drauf, Tequilla ex, reinbeißen.
"Noch ein Desperados, bitte!"
"Darf ich kosten."
Musik. Rauch. Alkohol. Gesang. Tanz. Gelächter. Tolle Stimmung. Gelungene Feier.
Nach Mitternacht dränge ich die Gruppe in die Herberge, dämpfe ihre Lautstärke, bitte um Rücksicht auf die Schlafenden. Die Jugendlichen verschwinden in ihre Schlafsäle und ich gehe auch zu Bett.
Gegen vier Uhr früh wird es wieder laut. Ich schaue vom Fenster auf die Straße: POLIZEI!
"Oh nein!"
Mein Herz rast, in dieser Sekunde bereue ich alles Entgegenkommen, jedes Zugeständnis, das Beide-Augen-Fest-Zudrücken.
Warum sind wir nicht bei Cola und Keli geblieben? Warum habe ich sie nicht um elf Uhr ins Zimmer gesperrt? Warum ...
Ich springe ins Gewand und laufe zum Eingang hinunter. Ich schaue auf und ab, das Blaulicht-Auto ist wieder verschwunden. Ich marschiere durch die Herberge und suche nach der Lärmquelle. Horche an unseren Zimmern. Dann treffe ich zwei schwarz gekleidete Mädchen im dritten Stock: heiter - verstört.
Ich kenne sie nicht, sie gehören nicht zu meiner Gruppe.
Aufatmen, beruhigen. Schlafen legen.
Mein Kopf findet keinen Frieden mehr: Wenn etwas passiert, bin ich dran. Ich male mir die Schlagzeilen aus - Lehrer verführt zum Alkohol. Die Presse ist uns nicht gewogen, die Juristen sehen nur Paragrafen.
In dieser Nacht wächst mir der Job wieder über den Kopf.
Wir fahren nach Salzburg, nehmen an einem internationalen Mulitmedia-Festival teil und gewinnen einen netten Preis.
"Das müssen wir feiern!"
Auf der Suche nach einer geeigneten Lokalität fallen wir spätabends in ein Pub. Briten, Schotten und Iren als Vorbilder, das kann nicht gut gehen.
Wir rotten uns in ein gemütliches enges Eck.
Die Probleme des Lehrers beginnen mit der Sitzordnung. Welcher Schüler will im Pub neben der beobachtenden Autorität sitzen? Der Lehrer ist für alles verantwortlich, er darf also nichts sehen oder nichts tolerieren. Beim Feiern?!
"Ob Schüler wirklich reif sind, das erkennt man beim Feiern", habe ich irgendwann unvorsichtigerweise kund getan. Jetzt höre ich es und bereue.
Bevor ich noch zum Sitzen gekommen bin, bringt die Kellnerin bereits die ersten Getränke. Und schon bestellen auch die bravsten Mädchen.
"Eine Runde Tequilla, bitte."
"Ahhh ... für mich nicht", versuche ich mich in Schadensbegrenzung.
"Herr Professor (bin ich auch im Pub!), Sie haben Freizeit. Wir haben gewonnen ... und wir laden Sie ein!"
Kann ich den Spaß verderben? Muss ich?
Schon geht das Salzgefäß von Hand zu Hand, die gewürzten Orangenspalten, die gefüllten Gläser folgen. Ich sehe es an den Gesten - reine Routine: Handrücken ablutschen, Salz drauf, Tequilla ex, reinbeißen.
"Noch ein Desperados, bitte!"
"Darf ich kosten."
Musik. Rauch. Alkohol. Gesang. Tanz. Gelächter. Tolle Stimmung. Gelungene Feier.
Nach Mitternacht dränge ich die Gruppe in die Herberge, dämpfe ihre Lautstärke, bitte um Rücksicht auf die Schlafenden. Die Jugendlichen verschwinden in ihre Schlafsäle und ich gehe auch zu Bett.
Gegen vier Uhr früh wird es wieder laut. Ich schaue vom Fenster auf die Straße: POLIZEI!
"Oh nein!"
Mein Herz rast, in dieser Sekunde bereue ich alles Entgegenkommen, jedes Zugeständnis, das Beide-Augen-Fest-Zudrücken.
Warum sind wir nicht bei Cola und Keli geblieben? Warum habe ich sie nicht um elf Uhr ins Zimmer gesperrt? Warum ...
Ich springe ins Gewand und laufe zum Eingang hinunter. Ich schaue auf und ab, das Blaulicht-Auto ist wieder verschwunden. Ich marschiere durch die Herberge und suche nach der Lärmquelle. Horche an unseren Zimmern. Dann treffe ich zwei schwarz gekleidete Mädchen im dritten Stock: heiter - verstört.
Ich kenne sie nicht, sie gehören nicht zu meiner Gruppe.
Aufatmen, beruhigen. Schlafen legen.
Mein Kopf findet keinen Frieden mehr: Wenn etwas passiert, bin ich dran. Ich male mir die Schlagzeilen aus - Lehrer verführt zum Alkohol. Die Presse ist uns nicht gewogen, die Juristen sehen nur Paragrafen.
In dieser Nacht wächst mir der Job wieder über den Kopf.
teacher - am Samstag, 3. Juni 2006, 10:02
Stundenwiederholung.
Sarah wird bleich, windet sich auf dem Metallsessel. Man könnte meinen, die gestellte Frage macht ihr zu schaffen.
Sarah hingegen bekennt direkt: "Ich bekomme die Regel."
"Ah so, aha." Meine Verlegenheit wird hörbar. "Gut, also das muss ja so sein - regelmäßig." In solchen Situationen sagt man banale Dinge.
"Muss nicht ... aber sollte bald, hoffe ich", entkrampft sich kurz die Mimik der 17-jährigen.
"Ah, verstehe, ich kenn' das."
"Sie? Ein Mann hat keine Ahnung davon ..."
"Sag' das nicht, ich habe etliche Male mitgeschwitzt ... auf ihre Regel gewartet."
Sarahs Erleichterung wird hörbar. Es stellt sich eine Art Solidarität ein, zwischen Mann und Frau, zwischen zwei Generationen, zwischen Schülerin und Lehrer.
Die Frage geht an die Nachbarin weiter. Ich bin froh, dass Sarah so unverblümt ihre körperliche Verfassung benennt und ich gewöhne mich allmählich an die Offenheit der heutigen Mädchengeneration.
"Übrigens, Buscopan hat bei meiner Freundin gut geholfen", erinnere ich mich nach der Wiederholung an meine Jugend.
"Danke, ich habe schon alles probiert ... meine Mutter ist Krankenschwester! Sie meint, dass mir auch eine Schwangerschaft gut täte."
Wir lachen wie enge Freundinnen. Dafür verzeiht sie mir den nächsten Macho-Spruch.
Sarah wird bleich, windet sich auf dem Metallsessel. Man könnte meinen, die gestellte Frage macht ihr zu schaffen.
Sarah hingegen bekennt direkt: "Ich bekomme die Regel."
"Ah so, aha." Meine Verlegenheit wird hörbar. "Gut, also das muss ja so sein - regelmäßig." In solchen Situationen sagt man banale Dinge.
"Muss nicht ... aber sollte bald, hoffe ich", entkrampft sich kurz die Mimik der 17-jährigen.
"Ah, verstehe, ich kenn' das."
"Sie? Ein Mann hat keine Ahnung davon ..."
"Sag' das nicht, ich habe etliche Male mitgeschwitzt ... auf ihre Regel gewartet."
Sarahs Erleichterung wird hörbar. Es stellt sich eine Art Solidarität ein, zwischen Mann und Frau, zwischen zwei Generationen, zwischen Schülerin und Lehrer.
Die Frage geht an die Nachbarin weiter. Ich bin froh, dass Sarah so unverblümt ihre körperliche Verfassung benennt und ich gewöhne mich allmählich an die Offenheit der heutigen Mädchengeneration.
"Übrigens, Buscopan hat bei meiner Freundin gut geholfen", erinnere ich mich nach der Wiederholung an meine Jugend.
"Danke, ich habe schon alles probiert ... meine Mutter ist Krankenschwester! Sie meint, dass mir auch eine Schwangerschaft gut täte."
Wir lachen wie enge Freundinnen. Dafür verzeiht sie mir den nächsten Macho-Spruch.
teacher - am Mittwoch, 31. Mai 2006, 18:36
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen