Zwei Mädchen kommen zum Direktor:
"Der Alex hat die Wand eingedrückt."
Sie petzen.
"Diese Mädel haben Solidarität gezeigt. Sie haben gelernt, dass es nicht nur Solidarität zu Mitschülern gibt, sondern auch Solidarität zu Werten - physischen und immateriellen Werten", philosophiert ein wunderbarer Kollege.
Der Direktor geht der Sache nach. Eine geflieste Rigips-Wand wurde mit den Füssen eingetreten. Schaden: ca. 2000 Euro.
Alex hat sich damit gebrüstet: "Mit zwei Tritten habe ich sie fertig gemacht!" Aber sein Vater droht mit dem Rechtsanwalt: "Das müssen sie erst einmal beweisen. Alex hat sich in der Klasse nur wichtig gemacht."
"Was kostet uns der Vandalismus pro Jahr?", frage ich im Sekretariat nach.
"Geschätzte 20.000 Euro. Der Vandalismus nimmt nicht zu, aber die Schäden und die Kosten schon. Bei sinkendem Schulbudget!"
"Für die Mauern, die Fenster, die Türen ... dafür ist doch die BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) zuständig?"
"Die putzen sich ab. Das sind keine Abnützungserscheinungen, das müssen wir selber zahlen."
"Deshalb bekomme ich keinen Beamer, nicht einmal neue Lampen für ausgebrannte Projektoren, lieber Alex, lieber Vater."
Deshalb schreiben wir weiter mit billiger Kreide auf bruchsicheren Tafeln, auch in Alex's Klasse.
Aber die Kinder des Rechtsanwaltes gehen in Privatschulen. Mit teuren Beamern.
"Der Alex hat die Wand eingedrückt."
Sie petzen.
"Diese Mädel haben Solidarität gezeigt. Sie haben gelernt, dass es nicht nur Solidarität zu Mitschülern gibt, sondern auch Solidarität zu Werten - physischen und immateriellen Werten", philosophiert ein wunderbarer Kollege.
Der Direktor geht der Sache nach. Eine geflieste Rigips-Wand wurde mit den Füssen eingetreten. Schaden: ca. 2000 Euro.
Alex hat sich damit gebrüstet: "Mit zwei Tritten habe ich sie fertig gemacht!" Aber sein Vater droht mit dem Rechtsanwalt: "Das müssen sie erst einmal beweisen. Alex hat sich in der Klasse nur wichtig gemacht."
"Was kostet uns der Vandalismus pro Jahr?", frage ich im Sekretariat nach.
"Geschätzte 20.000 Euro. Der Vandalismus nimmt nicht zu, aber die Schäden und die Kosten schon. Bei sinkendem Schulbudget!"
"Für die Mauern, die Fenster, die Türen ... dafür ist doch die BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) zuständig?"
"Die putzen sich ab. Das sind keine Abnützungserscheinungen, das müssen wir selber zahlen."
"Deshalb bekomme ich keinen Beamer, nicht einmal neue Lampen für ausgebrannte Projektoren, lieber Alex, lieber Vater."
Deshalb schreiben wir weiter mit billiger Kreide auf bruchsicheren Tafeln, auch in Alex's Klasse.
Aber die Kinder des Rechtsanwaltes gehen in Privatschulen. Mit teuren Beamern.
teacher - am Freitag, 22. Oktober 2010, 11:54
Euph (Gast) meinte am 22. Okt, 12:17:
Würde sowas nicht
im Zweifelsfall sogar die Haftpflicht des Jungen zahlen?
Der_Eisenschmyd antwortete am 22. Okt, 12:28:
Die Haftpflicht würde es evtl. zahlen.Aber es wird nicht dazu kommen, denn würde der Vater des Jungen die Haftpflicht in Anspruch nehmen, wäre dieses ein Schuldeingeständnis. Und ein solches wäre gleichzeitig ein Machtverlust, etwas was so einem Menschen wie diesem Vater schwer zu schaffen machen würde.
Wie die Vater so der Sohn, das passt hier doch wunderbar.
Ein Sohn der eine Wand beschädigt (Machtdemonstration) mit dem Wissen, das er von seinem Vater volle Rückendeckung bekommt (inkl. Anwaltsschutz)
Ein Junge, der wie sein Vater ein Vollkaskoleben führt.................wunderbare Menschen
teacher antwortete am 22. Okt, 12:35:
Ich glaube, die Versicherung würde nur Unfallschäden decken, nicht absichtlich verursachte Vandalismusakte.
virtualmono antwortete am 23. Okt, 11:17:
Richtig - ein Haftpflichtversicherung zahlt per Definition nur für Schäden, die man anderen ungewollt zufügt...
Marie (Gast) meinte am 22. Okt, 12:25:
Die Schüler hier machen auch ständig alles kaputt und wir haben trotzdem in jedem zweiten Raum einen Beamer :)Trotz allem hoffe ich, nächstes Jahr diesen Gebäuden den Rücken zukehren zu können ;)
teacher antwortete am 22. Okt, 12:39:
Die meisten unserer Kinder gehen überraschend rücksichtsvoll mit der techn. Ausstattung ihrer Klassen um. Aber es werden Türen geknallt, Fenster zerbrochen, mit Möbel geworfen ... und uns geht das Geld aus. P.S.: Eine Schule kann nicht einmal einen Prozess führen, um hier Exempel zu statuieren. Es geht ja um (einige, wenige) Kinder ...
BIA (Gast) antwortete am 22. Okt, 14:20:
Bei uns werden auch die hippen technischen Geräte überwiegend (und überraschend) geschont. Aber wenn ich jetzt um mich blicke (bin in meinem Klassenzimmer) wurde letztes Jahr mit Kakaopackerln an die Wand geworfen, auf der Seite des Lehrertisches steht "Fuck", ein Stuhl wurde mit Aufkleb ern verziert, ein weiterer angeritzt, und die Klos gegenüber sind kürzlich auch demoliert worden. Alles nichts wert, scheint die Logik zu sein, und wenn sie Beamer ruinieren, sinkt die Warhscheinlichkeit, dass Filme hergezeigt werden. Meine Klasse will unbedingt die Wand streichen, das werde ich auch mit ihnen machen. Wer mal selbst ein paar Quadratmeter Wand gestrichen hat und hinterher wieder aufgeräumt hat, passt vielleicht besser darauf auf.
steppenhund meinte am 22. Okt, 13:53:
nicht ganz ernst zu nehmen
ist mein Lösungsvorschlag. Er drückt nur meine Wut darüber aus, dass ich hier wirklich keinen Rat und keinen Ausweg sehe.Der Vorschlag richtet sich an das typische Drillverhalten in militärischen Bereichen aus.
Es kommt nicht darauf an, wer etwas angestellt hat. Die ganze Gruppe wird gestraft. Man erwartet einen inneren Selbstreinigungseffekt aus der Gruppe.
Dann werden sich die Eltern der "unschuldigen" Schüler beschweren. Die versammelt man dann in einer Elternversammlung und sagt als Lehrer: Es tut mir leid, ich kann nicht gezielt durchgreifen. Mein Unterricht ist erheblich gestört, ich muss mehr über Hausarbeiten der Schüler erarbeiten lassen. (Die Bestrafung besteht natürlich in unangreifbaren Aufgaben, die einfach durch die Menge die Bestrafung darstellen.)
Ja, wir kommen dann in den Bereich von englischen Privatschulsystemen oder in den Bereich der Ausbildungsstätten von Navy und Seals. Aber das schauen sich die Leute sehr gerne im Fernsehen an.
Gut, es ist nicht wirklich durchführbar. Aber warum eigentlich nicht? In dem Moment, wo sich der Vater von Alex hinter seinen Sohn stellt, ist der Krieg Elternteil - Lehrer eröffnet. Und ich schreibe bewusst Krieg - nicht Konflikt. Es existieren klare Fronten. Der Vater von Alex will sich gar nicht in die Situation des Lehrers hineindenken.
Dieser Vater ist ein Feind. Alex gehört von der Schule verwiesen. Das geht nur mit Beweisen. Also Anzeige bei der Polizei und entsprechende Untersuchung. Wenn die Indizien ausreichen, Entfernen des Schuldigen.
-
Wie gesagt, nicht ganz ernst zu nehmen. Aber doch so ernst, dass Sie sich meines Mitgefühls und nicht nur meiner Wut sicher sein können.
BIA (Gast) antwortete am 22. Okt, 14:22:
Um diesen Druck aufzubauen, bedarf es einer Schulleitung (und auch der Lehrer), die bereit sind, das zu tun. Ich denke, die meisten Lehrer sind nicht dazu bereit - egal, wie sehr das in gewissen Fällen helfen würde. Wer das will ,muss andere Leute als Lehrer selektieren.
teacher antwortete am 22. Okt, 16:38:
Rund drei Mal pro Woche kommt mein Spruch: "Bin ich bei der Polizei?"
steppenhund antwortete am 22. Okt, 18:31:
@teacher, @bia
ist mir schon klar.Und ich könnte es auch nicht.
Nur ärgern kann ich mich.
BIA (Gast) antwortete am 23. Okt, 10:54:
@steppenhund
Die Briten sind da schon "weiter"...Schools turn to bouncers for 'crowd control' during absent teachers' lessons
National Union of Teachers conference votes to oppose use of unqualified staff – including former soldiers and police officers – to cover lessons
http://www.guardian.co.uk/education/2009/apr/12/school-behaviour-bouncers-discipline
teacher antwortete am 24. Okt, 11:12:
@steppenhund: Viele ärgern sich - warum passiert bloß nix? @BIA: Sind die Soldaten vielleicht sogar das qualifizierte Personal? :-)
fedor (Gast) meinte am 23. Okt, 08:18:
Wenn man außerdem einen Direktor hat,der jedem Konflikt abhold ist und eine Schulaufsicht,die "ja nicht anstreifen" möchte,muß man sich nicht wundern,wenn die Lehrer in die innere Emigration gehen!
teacher antwortete am 24. Okt, 11:15:
Unsere Schulaufsicht möchte sich bevölkerungsnahe geben - da wären konsequente Maßnahmen "gegen Kinder" einfach unpopulär. Natürlich geben dann auch Lehrer auf - sie haben sich lange gewehrt und viele Bevölkerungsschichten gegen sich aufgebracht. Bald geht ihnen die Energie aus.
@teacher (Gast) meinte am 23. Okt, 13:04:
Rosenberg
Lies dich mal ein wenig in die "gewaltfreie Kommunikation" ein, nein, nicht weil du gewalttätig bist, sondern weil du sicherlich ein Interesse daran hast und nicht nur du, langfristig Veränderungen anzustreben. http://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikationhttp://www.gfk-koblenz.de/ --> Wenn die Schule interessiert ist, sich fortzubilden oder aber auch einzelne Klassen, dort findest du vielleicht auch jemanden, der dir weiterhilft, ob sowas auch in Österreich angeboten wird
http://www.amazon.de/Gewaltfreie-Kommunikation-Eine-Sprache-Lebens/dp/388698382X/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1287831806&sr=8-4
Schreiberling (Gast) antwortete am 23. Okt, 13:48:
Ich bin auch echt zu doof! Jedes Mal schreibe ich @teacher in das Namensfeld beim Kommentar, anstatt es ins Textfeld zu tippen! Gruß
Schreiberling
teacher antwortete am 24. Okt, 11:21:
Meinst Du, dass wir damit Vandalismus verhindern können oder den Vater davon zu überzeugen, dass er die 2000.- brennen soll?Ich bin auch hier der Meinung, dass wir bei 90 % unserer Klientel gut ankommen - aber bei den restlichen 10 % geht mit "gewaltfreier Kommunikation" wahrscheinlich gar nichts.
Schreiberling (Gast) antwortete am 24. Okt, 20:43:
Es geht nicht darum, in diesem einen Fall den Vater zu überzeugen. Wie ich andeutete, wird eine veränderte Kultur im Miteinander nur langfristig Vandalismus bzw. Gewalt minimieren. Mir sind sogar Schulen bekannt, die überhaupt KEINEN Vandalismus mehr haben! Sowas fällt nicht vom Himmel, sondern das ist ein Prozess, der mehrere Jahre dauert. Da herrscht eine ganz andere Beziehungskultur, und da ist aber auch die gewaltfreie Kommunikation nur ein Baustein der veränderten Schule.P.S.
Versuch dich doch einfach mal einzulassen, bevor du vorverurteilst "...bei den restlichen 10% geht mit GFK wahrscheinlich gar nichts". Diese deine Abwehrhaltung lese ich hier oft. Was mich an dir wundert, teacher, ist, woher du eigentlich noch die Motivation nimmst, in die Schule zu gehen? Bei den Artikeln, dich ich bisher gelesen habe, erscheint es mir, dass deine Webseite eher einer Klagermauer gleicht. Ganz ehrlich, ich(!) hätte schon lange was anderes gemacht. Denn, was mir dann blühen würde, wäre der Burn-Out früher oder später. Ich jedenfalls lebe nicht, um mich den (halben) Tag über frustrieren zu lassen und danach darüber zu klagen. Frust war und ist für mich der Motor für Veränderungen, die ich anzustreben gedenke.
Wie gesagt, ich habe deine Seite ja nur mehr oder weniger überflogen, vielleicht täuscht mich auch mein Eindruck.
Schreiberling (Gast) antwortete am 24. Okt, 20:44:
Hmmm... KLAGEMAUER, ohne "r" ;-)
teacher antwortete am 25. Okt, 09:55:
Ja, dieses Blog ist meine Klagemauer, besser, eine Klagemauer für alle nachdenklichen Pädagogen. Sie schützt mich vorm Burn-out ... und ermöglicht Einblicke in den untragbaren Zustand namens Schule. Ich fliehe nicht, ich klage an - viele andere ziehen sich zurück, resignieren. Kurzfassung: "Wenn ihr bessere Bildung haben wollt, müsst ihr bessere Bedingungen für Kinder und Lehrer zulassen."
Schreiberling (Gast) antwortete am 25. Okt, 18:24:
Einspruch, euer Ehren!
Veränderungen im Schulsystem gehen in den allermeisten Fällen von unten aus (siehe Schulen beim Deutschen Schulpreis), also von Lehrern, Schulleitung, Eltern - und letztlich auch den Schülern. Es hilft nichts über Bedingungen zu klagen, wenn man sie nicht verändern kann. Nachdenklichen Pädagogen würde es gut zu Gesicht stehen, wenn sie am Ende des Nachdenkens auch mal kräftig in die Hände spucken. ;-) Man muss das Beste draus machen, Mut haben zu Veränderungen und irgendwann auch damit anfangen. Vieles wäre möglich, wenn man neue Wege ausprobieren würde. Es gibt genug Schulen, die das beweisen! Warum sollte es nicht auch deiner Schule gelingen?Welche Veränderungen erwartest du "von oben", welche "besseren" Bedingungen? DIe Sehnsucht nach kleineren Klassen lasse ich aber nicht gelten. ;-)
BIA (Gast) antwortete am 25. Okt, 19:18:
@Schreiberling
Wichtig ist, dass noch ein Klima vorherrscht, wo die Betroffenen nicht resigniert haben und an eine Veränderbarkeit des Systems glauben. Oder in irgendeiner Form Ermutigung erfahren.
Schreiberling (Gast) antwortete am 25. Okt, 22:10:
@BIA
Ja, das finde ich ganz wichtig, was du sagst!! Gerade das mit der Unterstützung / Ermutigung im Kollegium, von der Schulleitung, von Eltern. Es müssen nicht alle Hurra schreien, aber wenn man Gefahr läuft von den "wichtigen / entscheidenden Leuten" hinten durch die Brust eins überbraten zu bekommen, ist es besser, man arrangiert sich mit dem status quo.
teacher antwortete am 26. Okt, 10:43:
Ich bin schon gegen Mauern gelaufen - und schwer verwundet auf dem Hintern gelandet. Dieses System änderst du nicht mehr von unten - politischer Beton ist hart.
Schreiber (Gast) antwortete am 26. Okt, 17:03:
@teacher
Ich wäre sehr daran interessiert, mehr darüber zu erfahren, was du verändern wolltest und auch gegen welche Mauern du gerannt bist. Da ich ja, wie du bestimmt festgestellt hast, wenn du ein wenig auf meiner Seite gestöbert haben solltest, einen etwas anderen Unterricht praktiziere, und langfristig sehr daran interessiert bin, selbst in einer Schulleiterstelle eine Schule "neu" mitzugestalten - wo auch immer -, würde ich gerne Fehler vermeiden, die andere vor mir bereits gemacht haben. Wenn das Thema hier zu weit führen sollte, würde ich dich bitten, über meine Seite www.skolnet.de mit mir Kontakt aufzunehmen, um mir deinen Rat oder vielleicht sogar mehrere zuteil werden zu lassen... sofern du die Zeit und Muße dafür aufbringen möchtest.
Skin meinte am 24. Okt, 11:47:
Mal ab von der Situation an sich...
...mich hat das Thema Beamer in unserer Firma auch zu Tode genervt. Wir haben Beamer. Auf jeden Fall. Wir haben auch das Geld. Dennoch habe ich immer das Glück, dass der Beamer zwar frei ist, aber in einem Besprechungsraum steht. Und da wird gerade gemeetet. Oder er steht nicht in einem besetzten Raum, sondern wird tatsächlich benutzt. Ich habe jetzt meinen eigenen Beamer. Punkt. Den verleihe ich nicht, der wird immer mitgenommen, eingeschlossen oder steht bei mir zu Hause (wo er auch ganz praktisch ist).
Thema erledigt. Ich hatte mein eigenes Gejammere satt.
Einen Projektor allerdings würde ich mir auch nicht kaufen. ;-)
teacher antwortete am 24. Okt, 11:55:
Ich überlege tatsächlich, mir so ein Ding auf eigene Kosten anzuschaffen, damit ich völlig unabhängig planen kann. Es ist verrückt, dass Lehrer nicht nur ihre Computer und Bücher und Materialien etc., sondern jetzt auch die Medienausstattung der Klassen kaufen. Aber anders geht es bald nicht mehr. Z.B. habe ich schon einen portablen DVD-Player mit USB-Anschluss gekauft - damit ich sicher gehen kann, dass ich meine jpeg und mpeg auch in den Klassen herzeigen kann. Allerdings ist das An/Abschließen an die TV-Schirme eine zeitraubende Geschichte.