In der Religionsstunde kommen die Vierzehnjährigen zu den großen Fragen des Lebens. Auf dem Arbeitsblatt steht unter anderem:
1. Woher kommen wir?
2. Wohin gehen wir?
In den hinteren Reihen bricht Gelächter aus und der Religionslehrer nimmt die Ergebnisse in Augenschein.
Die Antworten werden zu heftigen Diskussionen unter den LehrerINNEN führen:
1. Wir kommen vom Bahnhof.
2. Und wir gehen ins Puff.
Zwei Gruppen unseres Lehrkörpers können - verständlicherweise? - mit diesen Antworten nur schwer umgehen:
1. Die ReligionslehrerInnen (eine kleine Minderheit)
2. Die emanzipierten Kolleginnen (eine große Mehrheit)
Es lachen nur zwei - versteckt, im Keller:
1. Mein bester Freund.
2. Und Ich.
1. Woher kommen wir?
2. Wohin gehen wir?
In den hinteren Reihen bricht Gelächter aus und der Religionslehrer nimmt die Ergebnisse in Augenschein.
Die Antworten werden zu heftigen Diskussionen unter den LehrerINNEN führen:
1. Wir kommen vom Bahnhof.
2. Und wir gehen ins Puff.
Zwei Gruppen unseres Lehrkörpers können - verständlicherweise? - mit diesen Antworten nur schwer umgehen:
1. Die ReligionslehrerInnen (eine kleine Minderheit)
2. Die emanzipierten Kolleginnen (eine große Mehrheit)
Es lachen nur zwei - versteckt, im Keller:
1. Mein bester Freund.
2. Und Ich.
teacher - am Sonntag, 18. April 2010, 12:57
e.blues (Gast) meinte am 18. Apr, 13:08:
Wenn ich als Vierzehnjährige solche Fragen auf dem Arbeitsblatt gehabt hätte, hätte mich das auch zu doofen Antworten animiert. Bin ebenfalls eine emanzipierte Kollegin, aber wenn sich darüber eine aufregt, hat sie einfach keinen Humor (wie viele emanzipierte Kolleginnen halt).
testsiegerin meinte am 18. Apr, 14:42:
ich bin zwar emanze, aber mit dieser antwort hab ich kein problem. ich hab sie aber auch metaphorisch gesehen. der bahnhof als ankunftsort, das gleis, das von anfang an mitbestimmt, wohin die reise geht. das puff als symbol dafür, dass wir uns letztendlich alle verkaufen. unsere gedanken, unseren körper, unsere seele. unsere arbeit.
ich finde das eine sehr, sehr kluge antwort des oder der vierzehnjährigen. sehr philosophisch.
Stefan (Gast) antwortete am 18. Apr, 18:20:
Schöne Antwort, das hätte auch eine angemessene Reaktion des Lehrers sein können, die weder in Albernheit noch in übermässige Ernsthaftigkeit ausufert.In letzter Zeit erlebe ich auch oft diese Momente, wenn ein Schüler eine ironisch-geistreiche Antwort gibt und ich eigentlich lachen müsste. Aber ich kann nicht, weil sofort mein Autoritäts-Modul anspringt: Wenn ich jetzt lache, welche Konsequenzen hat das? Eigentlich schade, oder?
teacher antwortete am 18. Apr, 20:19:
Kenn ich gut. Funktion überwältigt Persönlichkeit. Müssen wir nicht zulassen.
Kinkerlitzch3n meinte am 18. Apr, 14:42:
Etwas zahmer: I kumm vo daham und foahr in die Oarbeit ;o)Sind die KollegInnen tatsächlich so humorlos? Das hat doch mit Emanzipation genau gar nix zu tun. Und mit Christ-odersonstwie-religiös-sein auch nicht.
lg nach langer Zeit!
Kinker
teacher antwortete am 18. Apr, 16:18:
Privat haben sie mehr Humor (hoffe ich). Natürlich kann/soll man diese Themen ernst nehmen. Aber lachen schadet auch nicht.
BIA (Gast) meinte am 18. Apr, 15:38:
Durchaus spannende Fragen, aber wenn die so auf einem Arbeitsblatt stehen, kommt's doch nur in 0,09 aller Fälle zu einer tiefsinnigen, philosophischen Diskussion über den Sinn des Lebens.
teacher antwortete am 18. Apr, 16:23:
Da war schon noch ein anderer Impuls dabei, aber den habe ich nicht in die Hand gekriegt. Mich hat das Thema auch erst zu interessieren begonnen, als mich Vorboten der midlife crises aus tiefen Cocktailgläsern angrinsten.
BIA (Gast) antwortete am 18. Apr, 17:28:
@teacher
Ja, richtig tiefsinnig werden die Leute meist kurz vor der Midlifecrises...oder auf jedem Berg, wenn man den Gipfelbüchern trauen darf.
teacher antwortete am 18. Apr, 20:24:
Berge in meiner Umgebung geben - auch intellektuell - bestenfalls Hügel ab, aber in der Krise habe ich viel Anlass zu überlegen!
kathl (Gast) meinte am 18. Apr, 17:45:
Bin religionslehrende Emanze
und find's sogar sehr lustig.Könnte es sein, dass du ziemliche Vorurteile gehen emanzipierte Frauen hast und dann in vielen Situationen das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiungen eintritt??
Kathl (Gast) antwortete am 19. Apr, 08:40:
Na dann scheint sich an deiner Schule
ja eine "interessante" Gruppe von Frauen zusammengefunden zu haben. Mein Beileid.
teacher antwortete am 19. Apr, 09:08:
Wenn Frauen gegen Prostitution (und deren Verniedlichung) auftreten, finde ich das verständlich. Sie dürfen (sollen) das durchaus auch vierzehnjährigen Burschen vermitteln.
Kathl (Gast) antwortete am 19. Apr, 09:19:
Da hast du absolut Recht,
aber wenn man bei obigen Beispiel gleich entsetzt oder betroffen ist, dann schießt das ganz schön über das Ziel hinaus.- So habe ich zumindest die Beschreibung der Reaktion verstanden.
teacher antwortete am 21. Apr, 08:14:
Das scheint eine klassische Lehrerkrankheit zu sein: Schnelle, moralische Empörung. Verständlich, aber kontraproduktiv.
kraM meinte am 18. Apr, 20:54:
nächste woche dann bitte mal kant probieren (Was kann ich wissen? wo der puff ist. Was soll ich tun? hingehn, Was darf ich hoffen? günstige Preise, Was ist der Mensch? freier oder prostituierte, wäre ne superwerbung für einen intellektuellenpuff.) (frag mich grad ernsthaft, wo das problem der emanz. kollegen/innen liegt)
teacher antwortete am 19. Apr, 09:11:
Nicht nur Lehrerinnen treten gegen die Käuflichkeit von Frauen auf, da gibt es schon gute Gründe, den Puff nicht bloß als lustige und (für Burschen) attraktive Institution zu betrachten.
kraM antwortete am 19. Apr, 09:36:
ja, das ist klar, aber ich glaub ohnehin, die jungs wollten mit dem witz nicht ihre zustimmung zu bordellen ausdrücken. ^^
teacher antwortete am 19. Apr, 09:40:
Trendmäßig nimmt die Akzeptanz der Rotlichtszene ordentlich zu, das wollen die Kolleginnen (politisch korrekt) im Schulbereich dagegen wirken.Da wäre es nicht hilfreich, die Geschichte mit einem Schmunzeln abzutun, oder?
kraM antwortete am 19. Apr, 10:46:
Dann soll man aufklärungsunterricht in dieser machen. wenn ich so einen witz in der schulzeit gemacht hätte (und für jugendliche sind solche tabubrüche nun wie eine magische anziehung), hätte ich mich sicher nicht von ein paar lehrern abhalten lassen. die haben sich meist moralisch sowieso über alles mögliche ereifert, was wir normalos völlig normal finden. :)tatsächlich hat nie jemand mit uns darüber gesprochen (war sicher nicht im lehrplan etc., aber trotzdem, die lehrer hatten auch sonst viel zeit, uns ihre politischen ansichten nahe zu bringen, was ich nebenbei sehr überflüssig fand. ;)). Ich weiß nicht, wie alt die kinder sind, aber ernsthaft beschäftigt hab ich persönlich mich mit solchen dingen erst ab 17,18, vielleicht etwas früher, und das ist auch eine ausnahme.
teacher antwortete am 21. Apr, 08:17:
Sexualerziehung ist ein heißes Pflaster (in vielerlei Hinsicht). In Österreich ist es ein Unterrichtsprinzip, d.h. alle Fächer sollen darauf eingehen. Deshalb verlässt sich jeder auf die anderen, das läuft ja in anderen Lebensbereichen genau so.
juhudo (Gast) meinte am 18. Apr, 20:59:
lachen
vor ein paar tagen hat mein exmann unserem 16.jährigen sohn einen bierkrug (den er zum safttrinken benutzt, meistens zumindest, hoffe ich) mit den formen einer oktoberfest-kellnerin geschenkt. etwas, das ich nie täte, einfach zu sexistisch.
aber die beiden hatten so viel spaß miteinander, dass sich mir wieder einmal aufgedrängt hat, wie wichtig mehrere oder viele bezugspersonen für uns alle sind. muss und kann ja nicht jede(r) bei allen gelegenheiten funktionieren ...
teacher antwortete am 19. Apr, 09:13:
Gutes Argument. So gesehen dürfen Religiónslehrer auch über Pufffantasien empört sein, oder?
fedor (Gast) meinte am 19. Apr, 08:44:
Rel.Lehrer haben es noch schwerer als andere.Aber man sollte nicht in die fragwürdigen "Witzchen" Pubertierender tiefsinnige Gedankengänge hineindeuten.
teacher antwortete am 19. Apr, 09:15:
Zumindest muss man sich fragen, wie realitätsnahe sie sind.
El Loco meinte am 19. Apr, 09:35:
Da hat die Schülerschaft großes Kabarett abgeliefert, würde ich sagen. Wenn man diese Leitfragen universitärer Religionsphilosophie ungeprüft in den Schulunterricht zu den 14jährigen bringt, darf man eigentlich keine anderen Antworten erwarten.
Woher kommen wir? Von zuhaus.
Wohin gehen wir? In die Schule.
Warum tun wir das? Weil wir müssen.
Nein, sags anders. Was ist der Sinn davon? Keiner.
Dazu noch ein Paket Provokation - den oder das Puff, je nach Landstrich - und das Ergebnis ist gesichert.
Manche Fragen sollte der Religionsunterricht zwar konstant umschleichen wie die Katze den Breitopf, aber gleichzeitig wissen, daß sie zu heiß sind, um die Pfote mittenreinzustecken. Da verbrennt man sich die Krallen, und die ganze Küche sieht aus wie ein Saustall...
teacher antwortete am 19. Apr, 09:43:
Ich sehe hier ein generelles Problem: Wir gehen in der Schule Probleme an, die sich erst viel später stellen. Wir können aber nicht warten, bis die Kinder reif dafür sind, wir wollen sie ja zur Reife bringen. Wie kommen wir aus dem Zirkel raus?
rebhuhn meinte am 19. Apr, 17:19:
kontaktmöglichkeit
achtung, OT:teacher, kann man dir irgendwie eine nachricht [nicht hier in den kommentaren] zukommen lassen? alternativ kannst du mir auch einfach an reb punkt huhn ät gmx punkt de schreiben - das wäre nett :):
teacher antwortete am 20. Apr, 11:11:
Du appellierst an meine Schwäche: Ich versuche, nett zu sein :-)
timanfaya meinte am 19. Apr, 18:16:
die frage ist selten bescheuert [für 14 jährige insbesondere], die antwort ist erstklassig. ich habe mal während meiner lehre auf einer neuen und seeeeehr [!!!] großen baustelle meine kollegen gesucht. ichso, frage an den oberpolier: "aye, wo sind denn die zimmerleute?!" - erso: "auf'm dach!"sprach's und drehte sich um.
da mache ich mich heute noch nass drüber ...
[spätere neuauflage: "können wir zahlen?" - "ich hoffe."]
teacher antwortete am 20. Apr, 11:10:
Ich gestehe: Ich kenne den Wortlaut der Frage nicht im Detail (etliche der Geschichten hier kenne ich ja nur aus dritter Hand), aber solche Fragen schreien förmlich nach Unfug.
Anja-Pia meinte am 20. Apr, 13:04:
Das kommt davon, wenn frühreife 14-Jährige zu viel Taschengeld bekommen.
deprifrei-leben antwortete am 20. Apr, 21:35:
Die Antwort ist lustig.Die Frage kann man eh schwer beantworten, da ist Bahnhof und Puff was konkretes. ;-)
teacher antwortete am 21. Apr, 08:22:
Soweit ich erfahren haben, sollen die Burschen recht realistisch überlegt haben, einen Ausflug ins Puff zu machen. Am Geld scheitert es jedenfalls nicht.
Dudu (Gast) meinte am 20. Apr, 22:49:
Eine Gruppe wurde vergessen: Die Deutschlehrer. Die sollten bei der Formulierung „ins Puff“ vor Grauen in die Tischkante beißen.
teacher antwortete am 21. Apr, 08:19:
Das ist, glaube ich, wieder einmal eine österreichische Ausdrucksform: Wir gehens ins Puff, falls wir in den Puff gehen. Natürlich werden echte Germanisten nur ins Bordell oder Freudenhaus gehen :-)
ketzerkatze (Gast) antwortete am 25. Apr, 12:34:
Die Germanistinnen hingegen
lachen sich schlapp, wenn sie wieder nen Ösi-Deutsch-Unterschied gefunden haben. - Ich dachte echt nicht, dass da so viele Detailunterschiede sind. Ruhrpott vs. Deutsch ist mir ja bekannt - aber da scheinen wir ja beide eine "Fremd"-Sprache zu schreiben, mehr oder weniger *kicher*