"Kannst Du im Festsaal den Beamer checken?
"Was ist los?"
"Man sieht nur einen blauen Schirm ..."
Ich begleite den Kollegen und hänge zum Testen ein Notebook an das VGA-Kabel.
Bluescreen.
Wir probieren verschiedene Einstellungen, weit über die Pause hinaus, aber SchülerInnen in den Klassen warten gerne auf verspätete Lehrer. Rauf auf den Tisch, Steckverbindungen prüfen, das wars.
"Brauchst Du den Beamer für eine Aufführung?" frage ich den Kollegen.
"Nein, das Theater ist zusammengebrochen."
"Warum das?"
"Ach, weißt Du. Zuerst haben wir das Stück ausgesucht, dann die Schauspieler, und zur ersten Probe sind ganze ZWEI Schüler gekommen."
"Ich kenne das, da muss man motivieren, Druck machen, jedes Mal alle ansprechen ..."
"Ja. Schon. Aber wenn sie nicht wollen! Ich zwinge niemanden, das muss ja Freude machen."
Der Beamer geht wieder, unser Schultheater nicht mehr. Und zum Schaden kommt der Spott:
"Du hättest halt einen Model-Contest organisieren sollen. Laufsteg statt Bühne, das kommt cool."
"Oder individualisieren - jedem seine eigene Hauptrolle ..."
"Was ist los?"
"Man sieht nur einen blauen Schirm ..."
Ich begleite den Kollegen und hänge zum Testen ein Notebook an das VGA-Kabel.
Bluescreen.
Wir probieren verschiedene Einstellungen, weit über die Pause hinaus, aber SchülerInnen in den Klassen warten gerne auf verspätete Lehrer. Rauf auf den Tisch, Steckverbindungen prüfen, das wars.
"Brauchst Du den Beamer für eine Aufführung?" frage ich den Kollegen.
"Nein, das Theater ist zusammengebrochen."
"Warum das?"
"Ach, weißt Du. Zuerst haben wir das Stück ausgesucht, dann die Schauspieler, und zur ersten Probe sind ganze ZWEI Schüler gekommen."
"Ich kenne das, da muss man motivieren, Druck machen, jedes Mal alle ansprechen ..."
"Ja. Schon. Aber wenn sie nicht wollen! Ich zwinge niemanden, das muss ja Freude machen."
Der Beamer geht wieder, unser Schultheater nicht mehr. Und zum Schaden kommt der Spott:
"Du hättest halt einen Model-Contest organisieren sollen. Laufsteg statt Bühne, das kommt cool."
"Oder individualisieren - jedem seine eigene Hauptrolle ..."
teacher - am Donnerstag, 28. Januar 2010, 19:50
Avogadro (Gast) meinte am 28. Jan, 20:57:
Das mit den zwei Schülern ist echt schlimm
aber ich muss schon sagen, das hätte es bei uns in der Schule NIE gegeben, und das ist auch erst ein paar Jahre her. Keine Ahnung, was mit Ihren Gfrastern los ist. Ist das irgendwie eine Problemschule oder sowas?
teacher antwortete am 29. Jan, 19:20:
Nein, keine Problemschule, sondern Regelschule. Aber ich sammle hier alle möglichen Probleme, damit die wirklichen Hürden der Bildung sichtbar werden.
Gorky (Gast) meinte am 28. Jan, 23:34:
Kleiner Trost für den Kollegen:Letztens waren bei mir nur 3 von 12 SchülerInnen im Wahlpflichtfach. Ist ja auch am Nachmittag und die Noten standen einen Tag vor der Konferenz ja auch schon fest. Also warum kommen?
Ja so gehts zu, wenn man schon die nächste Stufe der Schmiedschen Reform täglich erlebt: Die integrierte Oberstufe ;-)
testsiegerin antwortete am 28. Jan, 23:43:
Bei meiner Tochter fiel das Wahlpflichtfach am Dienstag nachmittag und heute nachmittag fiel Turnen schon wieder aus. Na ja, ist ja auch am Nachmittag und die Noten standen einen Tag vor der Konferenz auch schon fest. Also warum sollten die LehrerInnen kommen? Morgen gibt's eine Stunde, statt sieben.
Verlangt wird allerdings das gleiche.
Und daran ist nicht Frau Schmied Schuld.
stefan (Gast) antwortete am 29. Jan, 10:17:
Warum so negativ?
Warum sich beklagen, wenn man endlich einmal eine Stunde hat, an der nur die interessiertesten aller Schülerinnen und Schüler teilhaben? So was darf man nicht negativ sehen, sondern muss es als Chance begreifen, dass man die beste Stunde seines Lebens gestalten kann.Ich kann mich an einen Schulschluss erinnern, an dem wir zu fünft (also 5 Schüler) einen Informatiklehrer für uns alleine hatten. Da konnten wir dann endlich Programmieren lernen. In diesen 2 x 4 Stunden habe ich (fachlich) mehr gelernt als in drei Jahren Informatik Wahlpflichtgegenstand.
Eisi (Gast) antwortete am 29. Jan, 10:59:
Ja genau "früher" als ich beim Informatik Unterricht noch am C64 Basic gelernt hatte da waren wir auch nur wenige, eine kleine Gruppe in der man endlich richtig in Ruhe arbeiten und lernen konnte......ohne den großteil der Schwachmaten Mitschüler, ja und das ganze hatte den Eindruck eine Privatunterrichtes, der Lehrer konnte da ganz anders agieren.Anders als eben im normalen Unterricht, das wurde Dienst nach Vorschrift gemacht und eben gepaukt......habe mich da aber immer durchgebissen, wusste ich doch, das in den letzten beiden Stunden oder auch schon mal am Nachnittag seperat Informatik war...
teacher antwortete am 29. Jan, 19:16:
@stefan: Theater kann man nur gemeinsam proben.@testsiegerin: Bitte nachfragen, warum die Stunden ausgefallen sind. Wir hatten z.B. heute ein Sportturnier ... und viele Sportlehrer waren dort beschäftigt, gleichzeitig englisches Theater ... und viele Englischlehrer deswegen weg. Dann fallen Stunden aus. Ohne Grund darf keine Stunde abgesagt werden. Keine.
teacher antwortete am 29. Jan, 19:21:
Daran wollen viel gerne vorbeischauen - testsiegerin z.B. lenkt geschickt auf ein anderes Thema ab.
Marie (Gast) antwortete am 29. Jan, 21:17:
Also. Bei mir sind letzte Woche 14, diese Woche 12 Std. Schule ausgefallen. Von insgesamt 34!Was sagt uns das?
Und ja, davon waren mehr als die Hälfte der Fächer Prüfungsfächer für mein Abitur, welches ich ja eigentlich 2011 machen wollte.
Aber mit soooo viel Unterricht...
Stefan (Gast) antwortete am 29. Jan, 22:32:
Ich würde den Schülern beim Scheitern freiwilliger Aktion nicht komplett den Schwarzen Kater zuschieben. Meist kommen da mE viele kleine Faktoren zusammen, die insbesondere das Schulumfeld betreffen: * Uninspirierte Lehrerkollegen, die das Projekt madig machen und nicht unterstützen
* Überbelastung mit Unterrichtsstunden, Hausaufgaben und Kontrollen (am hiesigen Liceo mE absolut zutreffend)
* Provinzschule mit mieser ÖPNV-Verbindung (Schüler kommen am Nachmittag/Abend nicht in ihre Kaffs zurück)
* keine Tradition des Freiwilligen an der Schule
* diverse bürokratische Hürden
Insofern muss man schon ordentlich die Werbetrommel rühren, was mir aber auch ein wenig gegen den Strich geht.
teacher antwortete am 29. Jan, 22:40:
Nicht komplett! OK.Wir haben Schultheater seit ewig gehabt. Jetzt haben die SchülerInnen einfach andere Interessen - und ich kann sie gut verstehen.
BIA (Gast) antwortete am 30. Jan, 10:29:
Bei uns fallen auch immer wieder Stunden aus - hat oft damit zu tun, dass- Lehrer erkranken und 11./12./13. Klassen nicht mehr Vertretungsunterricht bekommen, da man ihnen die Fähigkeit nachsagt, selbst mal ihr Buch aufzumachen und zu lernen
- Lehrer betreuen Schulfahrten/Exkursionen, die anderen Schülern zugute kommen.
- Lehrer sind auf Fortbildungen, die hoffentlich den Schülern zugutekommen. Fortbildungstermine sind mitunter in der Schulzeit angesiedelt. Fortbildungen sind vom Arbeitgeber vorgesehen.
Tja...was es NICHT gibt ist: "Unterricht fällt aus, weil die faulen, falulen LEhrer einfach keine Lust haben."
timanfaya meinte am 29. Jan, 11:47:
bei dem theaterstück in unserer stufe waren etwa ein viertel der 120 schüler beteiligt. der weg bis zur aufführung war mit unzähligen stunden zu tages und abendzeiten gefüllt. freiwillig. die aufführungen waren grandios, da sprechen wir auch heute noch drüber. ein teil von uns spielt heute noch zusammen in einer semiprofessionellen hobbygruppe. der lehrer von damals ist übrigens der leiter des ganzen.das war vor 20 jahren. und da war nicht alles besser. wir waren eine sehr schwierige stufe, sehr eigenwillig, große klappe, viele feiern. genaugenommen waren die drei jahre oberstufe eine einzige feier.
funktioniert hat es, weil der lehrer klasse war / ist. kompetent, gut organisiert und mit dem wissen, wie man einen sauhaufen unter kontrolle bekommt. wir hatten alle sehr viel spaß an der sache und miteinander. für mich war es das elementare ereignis der schulzeit, weil wir zum ersten mal dazu angehalten wurden gemeinsam etwas großes auf die beine zu stellen. und, es hat fantastisch funktioniert. man muß auch in der lage sein, das feuer zu zünden ...
teacher antwortete am 29. Jan, 19:27:
Stimmt, der beschriebene Lehrer gehört zu den Engagierten und hat schon viele Stücke erfolgreich auf die Bühne gebracht.Aber die Erziehung hat sich geändert: Viele Eltern wollen individuelle, unabhängige, selbständige, kreative Kinder erziehen - Theater verlangt aber gegenteilige, sehr konservative Fähigkeiten: Auswendig lernen, sich anpassen, der Regie unterordnen (Gehorsam), Pünktlichkeit, Geduld, Wiederholung ... nix individuell-kreativ-selbständig!
testsiegerin antwortete am 29. Jan, 19:43:
na na na na. So ist das nicht. Ich spiel ja auch Theater, und der Text ist nur ein kleiner Teil vom Theaterspielen.
Theaterspielen kann auch heißen, sich in unterschiedlichen Rollen und Situationen kennenzulernen und auszuprobieren, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln erleben, es kann die Vorstellungskraft stärken, man lernt, eigene Impulse zu spüren und ihnen zu vertrauen, Gefühle auszudrücken, mit Sprache UND Körper, sich Raum nehmen und anderen Raum geben.
Vor allem aber soll Theaterspielen Spaß machen.
Ich hab in den letzten Jahren für ein Sommerworkshop für Jugendliche Theaterstücke geschrieben. Es war faszinierend, wie die Jugendlichen sich in der Woche entwickelt und was sie dann gemeinsam auf die Bühne gebracht haben. Und die Indivdualität kann man auch in einer Gruppe kreativ und selbstständig wahren und trotzdem aufeinander Rücksicht nehmen und miteinander spielen.
Und das Wort TheaterSPIELEN heißt ja nicht umsonst so, und nicht TheaterGEHORSAM.
teacher antwortete am 29. Jan, 21:25:
Theater ist nicht mein Ding - weil fremde, unnatürliche, meist öde Texte laut ins Publikum gerufen werden. Auswendig gelernte Texte. Brav geprobt usw, usf. Die meisten Jugendlichen sehen das genau so. Und in der Schule ist das Theater jetzt tot. RIP.Spielen ist ganz was anderes, aber wirklich.
Trotzdem: Viel Spaß damit.
die Kathi (Gast) antwortete am 29. Jan, 22:36:
Ich habe am Gymnasium sieben Jahre lang Theater gespielt, und das kann ich nun wirklich gar nicht bestätigen. Allerdings war das bei uns auch wirklich eine Theater-AG in der sich jeder selber eingebracht hat. Unsere Lehrerin hat jedes Stück selbst geschrieben, manchmal mit Romanvorlage, meist ohne. Den Text konnten wir immer etwas ändern, Hauptsache der Sinn stimmte.Im Laufe der Jahre haben wir dann sogar Szenen improvisiert, unsere Lehrerin hat diese Texte dann übernommen. Oder wir haben unseren Figuren eigene Charakterzüge verpasst. Das Bühnenbild haben wir auch selbst gestaltet.... Und auch wenn kurz vor den Aufführungen die Stimmung sehr angespannt war, und unsere Lehrerin auch desöfteren explodiert ist, weil der Text immer noch nicht saß: Ich denke an nichts aus meiner Schulzeit lieber zurück. Beim meinem letzten Schlussapplaus sind mir die Tränen übers Gesicht gelaufen, weil ich einfach noch nicht aufhören wollte...
Zum Thema "Jedem seine eigene Hauptrolle": Wir hatten das so gelöst, dass wir Erst- und Zweitbesetzung hatten. So hat jeder eine große und eine kleine Rolle gehabt und alle waren zufrieden. Bei den "Räubern" (nach Schiller) hatte dann jeder eine größere Rolle, sodass wir da nur die eine Besetzung hatten. Das Stück ist übrigens auch im Deutschen Theaterverlag: http://www.dtver.de/de/theater/index/product/product_id/3101
Lange Rede, kurzer Sinn: Spielen und sich ausprobieren ist ganz genau das.
teacher antwortete am 29. Jan, 22:43:
Ich lese solche Berichte gerne - sie zeigen ein kreatives Schulbild.Gibt es diese "Theater-AG" noch?
die Kathi (Gast) antwortete am 29. Jan, 22:47:
Von der ursprünglichen AG sind nur noch wenige übrig, ich glaube fünf Leute, der Rest hat in den letzten zwei Jahren Abi gemacht.Es gab/gibt aber parallel noch zwei andere Theater-AGs an unserer Schule, eine davon eben auch von unserer Lehrerin geleitet. Da kommt natürlich Nachwuchs nach.
Ich habe mir letztes Jahr übrigens die Aufführung meiner alten Truppe angeschaut und war sehr überrascht wie gut die alle gespielt haben. Das hatte ich nie so wahrgenommen als ich noch mittendrin war.
teacher antwortete am 29. Jan, 22:59:
Witzigerweise spielen bei uns "Ehemalige" immer noch - der Nachwuchs bleibt aber aus.
die Kathi (Gast) antwortete am 30. Jan, 00:04:
Dafür wohne ich jetzt leider zu weit weg. Vermisse das schon sehr. Sich die Seele aus dem Leib schreien hat irgendwie was entspannendes. :D
Shannon (Gast) meinte am 29. Jan, 18:15:
Theater und Schüler scheint seit einfach ein schwieriges Thema zu sein-jüngst durfte ich selbst eine Enttäuschung diesbezüglich miterleben.
Eine Kollegin und ich wollten mit unseren Schülern ins Theater (beide als Deutschlehrerinnnen). Wir warteten lange am Treffpunkt und aus meiner Klasse kamen 27 von 29, wobei eine Schülerin krank war und bei dem letzten Kandidaten von Anfang an klar, dass er schwänzen würde. Aus der Zwölften meiner Kollegin kamen von 30 Schülern genau drei, ihr könnt euch vorstellen, wie wütend sie war.
teacher antwortete am 29. Jan, 19:29:
Und zum Schaden wird sie noch Spott und Vorwürfe ernten: Warum ist die Frau bloß so unfähig!Sie wird lernen: Nie wieder tu ich mir sowas an.
amadea (Gast) meinte am 31. Jan, 23:41:
Und du, teach hättest die prinzenrolle .....schöne ferien :-)
deprifrei-leben meinte am 3. Feb, 17:43:
Was so ein Beamer als bewirkt, auf die Technik ist Verlass. ;-) haha